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Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?

Begonnen von Maja, 27. Dezember 2006, 22:35:45

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Linda

#15
Zitat von: Maja am 28. Dezember 2006, 10:14:40
Ja, das meine ich ja auch gar nicht. Es geht mir um die organisatorische Frage, wie die Jurys bei solchen Wettbewerben vorgehen, und ob ich mir jetzt einen großen Kopf um die Ausarbeitung des Showdowns aud Seite 220 machen muß, wenn am Ende niemand überhaupt so weit liest.

in der Vorrunde und beim ersten Aussieben werden wohl nur Stichproben gelesen. Falls du aber weiterkommst und das Manuskript genauer geprüft wird, dann hast du natürlich die A-Karte gezogen, wenn du dir den Showdown sparst. 
Anfang und Schluss sind bei Romanen das wichtigste, wenn das stimmt, verzeiht man einen kleinen Zwischenhänger durchaus. (Überhaupt, das lesbare Buch ohne irgendeinen Absacker zwischendurch will ich erst mal sehen  - eine krude Aneinanderreihung von Spannung und Action macht ja noch kein Lesevergnügen  ;) )
Um mal ganz boshaft zu werden, ich als Juror würde denken: "na, da hat es für den Schluss wohl nicht mehr gereicht" oder "dem Autor fiel am Ende nichts mehr ein", oder auch "besser ein paar Stunden weniger verzockt und lieber was geschrieben, dann klappts auch mit dem Termin"  ;D  Jedenfalls wäre das nach meiner Einschätzung ein erheblicher Minuspunkt, denn ob man unbedingt Autoren fördern will, die mit Terminen nicht klarkommen oder handwerkliche und kompositorische Schwächen zeigen (oder zu zeigen scheinen)?.
Und man kann nicht davon ausgehen, dass gestresste Gutachter besonders geduldig sind. Und manchmal schaffen es Sätze wie die oben genannten wohl durchaus in Gutachten. Da die ja nur die Lektoren zu sehen kriegen, muss niemand die Kreide auspacken.

Gruß,

Linda

Lomax

Zitat von: Linda am 28. Dezember 2006, 18:27:41Und manchmal schaffen es Sätze wie die oben genannten wohl durchaus in Gutachten. Da die ja nur die Lektoren zu sehen kriegen, muss niemand die Kreide auspacken.
Ich habe immer sehr sorgfältig darauf geachtet, dass solche Sätze in meinen Gutachten nicht drinstanden. Weil man nie weiß, wer was noch zu sehen bekommt - und wie man sich in der Branche mal wiedersieht. Aber ich habe sie stets bei Abgabe des Gutachtens mündlich dem Lektor mitgeliefert ;)

Ansonsten kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass bei Wettbewerben dieser Größenordnung die Jury nicht alle Einsendungen komplett liest. Vermutlich liest "die Jury" nicht mal alle Einsendungen "an", sondern es werden in einer Vorrunde schon viele Titel ausgesiebt, die nicht in Frage kommen. Das sieht dann entweder so aus, dass die Einsendungen unter den Jurymitgliedern verteilt werden und jedes Werk erst mal nur von einem Jurymitglied angeblättert wird; oder aber es wird wie bei Manuskripteinsendungen auch von Verlagsmitarbeitern/Gutachtern eine Vorauswahl erstellt, bevor überhaupt die ersten Werke weiterkommen und auch nur ein Jurymitglied sie zu sehen bekommt.

Aber vor der abschließenden Auswahl kann man davon ausgehen, dass der Roman auf jeden Fall gründlich bis zum Ende geprüft wird - wenn auch dann nicht immer bei jedem Wettbewerb von jedem Jurymitglied! Aber das Ende muss auf jeden Fall stehen, denn irgendwann vor der Entscheidung wird schon jemand wissen wollen, ob der Autor das Buch auch vernünftig zu Ende gebracht hat.

Termoniaelfe

Hallo Maja!

Da ich mir auch nicht recht vorstellen kann, dass alle eingesandten Manuskripte von vorn bis hinten gelesen werden, denke ich auch, das ein Exposé super wichtig ist. Vom peenae- Wettbewerb weiß ich sehr genau, dass die Jury zu aller erst die Exposés gründlich gelesen hat und danach schon ausgesiebt wurde.
Ich habe Exposé, Vita und Anschreiben ganz penibel ausgearbeitet, weil auch ich denke, das gerade das Exposé ausschlaggebend sein kann. Und ich denke, auch, dass es sehr wichtig ist, gerade bei einem solchen Wettbewerb, wie Rowohlt ihn ausgeschrieben hat, einen kompletten Roman einzureichen. Ich gehe mal davon aus, das die Teilnehmerzahl nicht gering ausfallen wird und deshalb schon, setzte ich alles daran nicht gleich bei der ersten Prüfung rauszufliegen. Ein fix und fertig geschriebenes Manuskript vermittelt zumindest schon mal den Eindruck, das der Autor seine Hausaufgaben gemacht hat. Ob es dann Inhaltlicht passt oder nicht, sei erstmal dahingestellt. Rowohlt hat ganz klare Äußerungen zum Umfang und Genre gefordert und das wohl nicht ohne Grund.  Ich habe schon oft gehört, dass gute Autoren nicht zwangsläufig auch gute Exposés schreiben, und man keine voreiligen Schlüsse ziehen soll, aber dennoch sollte man sich richtig reinknien. Maja, ich denke Du solltest aufhören darüber nachzugrübeln, ob dein Anfang denen nicht phantastisch genug ist. Ich gehe mal davon aus, dass Du ein Exposé beigelegt hast und das wird mit Sicherheit zu erst gelesen.

Wird schon schief gehen;)
Ich jedenfalls drücke uns allen ganz feste die Daumen.
LG
Termi

Maja

Ja, ich habe Exposee mit Kurzcharakterisierung der Hauptfiguren und meine Selbstdarstellung dazugelegt. Was sie nicht haben wollen, können sie ja wieder wegwerfen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Geli

Was und wieviel Juroren lesen, kann sich jeder von uns am eigenen Leseverhalten eigentlich sofort beantworten und ohne groß nachzudenken:

wenn ich ein Buch in die Hand nehme, muss mich der Autor entweder auf den ersten fünf Seiten kriegen, oder er kriegt mich gar nicht. Holpert und stolpert der Stil, kriege ich Bauchschmerzen bei den ersten Sätzen, lese ich niicht einmal die erste Seite zu Ende.
Und Juroren sind auch keine Masochisten.

Ist dagegen Bedingung Eins und Zwei erfüllt, blättere ich garantiert auf die letzte Seite.
Steht dann aber dort etwas, das ich in irgendeiner Form vorhersehen konnte, (Der Töpel von Seite 1 kriegt die Schöne aus Absatz 2, Seite 1) hat der Autor bei mir in der Regel endgültig verloren.

Exposé, Vita interessieren demnach erst, wenn der Text so gut ist, dass ich wissen will, wer denn der Mensch dahinter ist.

Lomax

Zitat von: Geli am 03. Januar 2007, 09:40:21Was und wieviel Juroren lesen, kann sich jeder von uns am eigenen Leseverhalten eigentlich sofort beantworten und ohne groß nachzudenken:
Nun, das Problem ist, dass das "eigene Leserverhalten" keinesfalls bei jedem so gleich ist, wie du hier annimmst ;)