• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Neue Möglichkeiten: Sponsoring und Direktvertriebe

Begonnen von Schreinhüter, 25. April 2012, 15:02:59

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Schreinhüter

Soweit ich das beurteilen kann, dürfte dies die richtige Stelle sein, um neben dem eBook und den Shift im Verlagswesen (aktuelle Zahlen etc.) einmal die neuen Möglichkeiten des Internets und ihre Fruchtbarkeit für uns Schreiberlinge zu diskutieren.

Zunächst einmal würde ich gerne eure Meinung hören zu Sponsoring-Plattformen, die sich auf den kulturellen Bereich beschränken. Dazu zählen ja im Mittel oft Alben, Kochbücher und Theateraufführungen, aber auch private Schreibprojekte werden durch sogenanntes Crowdfunding zum Leben erweckt. www.startnext.de und www.kickstarter.com sind da nur die Spitze des Eisberges. Sie ermöglichen durch eine kurze Vorstellung vor einer Community dem eigenen Projekt die Chance finanziell unterstützt zu werden. Das Produkt als solches wird also vom Konsumenten selbst in seiner Werdung mit dessen eigenen Mitteln beschleunigt. Das zeugt nicht nur von einem Kulturinteresse in speziellen Kreisen, nein, die Seiten machen auch in der breiten Masse schon die Runde.

Eine weitere Neuheit, auf die ich heute neben der Recherche zu Pinterest gestoßen bin, ist www.gumroad.com (alternativ auch als .de) Die Follower sind dabei der private Absatzmarkt einer einfach gestalteten und demnach auch simpel zu nutzenden Vertriebsoberfläche. Verlinkung, Streuen und entsprechende Archive werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Das freie Sharen ist Ausgangspunkt des Entwicklers, der den Internetmarkt frei von solchen Dingen wie Provision, oder zu komplizierten Eigenstarts auf selbstgebauten Homepages sehen will. Der 17 Jahre alte Programmierer wird sich damit sicherlich noch den ein, oder anderen Rechtsstreit einheimsen, allerdings ist er jetzt schon einer der ganz großen, denn er hat Pinterest mit entwickelt. Und diese Plattform ist immerhin schon die drittbeliebteste in den USA, hinter Facebook und Twitter.
Könnte man sich also solche eine eigen-organisierte Plattform in Zukunft auch neben den öffentlichen Großnetzwerken Amazon. und Co.  zum Vertrieb von rumliegenden Material vorstellen? Ich glaube schon. Denn der Konsument drängt weg von der Masse, wenn auch langsam. Masse erzeugt Statik und drückt keine Individualität aus, das reißt Löcher in die bestehenden Konzernlandschaften, die auch kreativen Köpfen wieder genug Platz lassen sich auszutoben.

Hier sollen gerne noch weitere Vorschläge aus dem Web besprochen werden, denen interessante Konzepte zu Grunde liegen.

Malinche

#1
    Ich hole diesen Thread mal nach oben, weil ich nicht ganz sicher bin, ob sich dafür ein eigener Thread lohnt.
Hier haben wir schon ein wenig über die Aspekte des Crowdfundings diskutiert.

Mir liegt das Thema gerade am Herzen, weil der Verlag Mondwolf einen entsprechenden Aufruf gestartet hat, um die diesjährige Anthologie als Printausgabe finanzieren zu können: Hier kann man sich das näher ansehen.

Ich finde es persönlich gerade schwer, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen, da mein Debüt ja bei diesem Verlag erschienen ist und ich ihn entsprechend gerne mag, auch den persönlichen Kontakt mit der Verlegerin sehr schätze und mir nicht zuletzt auch wünsche, dass die diesjährige Anthologie wieder gedruckt erscheinen kann. Persönlich werde ich die Kampagne daher wohl unterstützen, aber so oder so fände ich es interessant, die Diskussion wiederzubeleben und z.B. dieses Projekt auch kritisch zu beleuchten.

Positiv (an diesem konkreten Beispiel) finde ich persönlich:


  • Die liebevolle Benennung der Dankeschöns in einer Linie mit dem Wettbewerbsthema. (Ja, ein Detail, aber das sorgt auch für ein stimmiges Ganzes.)
  • Es gibt bereits drei Print-Anthologien aus diesem Verlag, sodass man weiß, was man in etwa zu erwarten hat, wenn man das Projekt unterstützt - die Aufmachung ist ja wirklich immer ein Hingucker und die Qualität insgesamt gut.
  • Wenn das Finanzierungsziel nicht erreicht wird, bekommen alle Unterstützer ihr Geld zurück.
  • Wenn ich es richtig verstehe, plant der Verlag das Crowdfunding als einmaliges Projekt, will also nicht dauerhaft die Anthologie über solche Aufrufe finanzieren.
  • Zumindest als ebook wird es die Anthologie auf jeden Fall geben.
  • Das Preisgeld für die teilnehmenden Autoren wird es ebenfalls in jedem Fall geben, auch ohne Crowdfunding.

Negativ oder fragwürdig:


  • Ich weiß nicht, wie gängige Auflagengrößen bei Kleinverlagen aussehen - sind 1.000 Stück für eine Anthologie vielleicht zu hochgegriffen? Könnte man hier eventuell über eine kleinere Auflage Kosten reduzieren?
  • Im Ausschreibungsthread merkte Erdbeere an: Wäre es nicht vielleicht sinnvoller gewesen, auf das Preisgeld zu verzichten oder es zu reduzieren?
  • Wie attraktiv sind die "Dankeschöns", die sich der Verlag überlegt hat?


Und über allem steht natürlich die Frage, wie Crowdfunding überhaupt wahrgenommen wird, wenn es ein Verlag tut. Generell ablehnen? Ausnahmen zulassen? Werden da Kosten auf das Publikum "abgewälzt", die der Verlag durch besseres Finanzmanagement selbst stemmen können sollte? Oder sollte man es als Chance sehen, dass der Verlag aus einem finanziellen Engpass wieder herauskommt, indem man ein solches Projekt unterstützt?

Ich denke, hier gibt es kein absolutes Wahr und Falsch, aber sicher noch viele Argumente, über die man sich austauschen kann.[/list]
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Thaliope

Wirklich eine interessante Frage.
Wenn man sich anschaut, wie wenige Leute Anthologien kaufen und lesen, in denen sie nicht selbst oder aber Freunde und Bekannte vertreten sind, frage ich mich wirklich, wer da noch zusätzlich Crowdfunden würde. Kaufen müsste man sich das Buch ja wohl trotzdem noch.

Angesprochen fühlen sich sicherlich Autoren, die in der Antho veröffentlicht werden/werden wollen. Und da ist das dann natürlich schon so eine Sache ... da bezahlt man dann auf einmal doch Geld, um veröffentlicht zu werden. (ich sag das böse Wort jetzt nicht).

Also, an sich finde ich Crowdfunding eine spannende Sache. Bei einem Kleinverlag und für Anthos kommt es mir auf den ersten Blick allerdings ein bisschen merkwürdig vor - was, wie ich glaube, an der stark begrenzten Zielgruppe liegt.

Aber das ist nur mein erster Eindruck ...
LG
Thali

zDatze

Zitat von: Thaliope am 03. April 2013, 15:25:15
[...], frage ich mich wirklich, wer da noch zusätzlich Crowdfunden würde. Kaufen müsste man sich das Buch ja wohl trotzdem noch.
Die Crowdfund-Projekte, die ich bisher gesehen habe, hatten immer eine Gegenleistung für die Unterstützung. Was man bekommt, ist abhängig von dem Betrag, den man in das Projekt investieren möchte. Der Mondwolf-Verlag ist da auch keine Ausnahme. :)

Erdbeere

Meine Anmerkung im Ausschreibungsthread ist aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht (ich kann meine Ausbildung und mein Hirn nicht abschalten) und ja, ich finde wirklich, dass das Preisgeld eigentlich ein unnötiger Faktor ist, denn an Teilnehmern für die jeweiligen Wettbewerbe mangelte es bisher nie. Allein deswegen, weil dieses Geld (ich rechne 40€ x durchschn. 16 Autoren = 640€) ein zwar schöner, aber sperriger Aufwand ist, wundert es mich ein wenig, dass die Mondwölfin dieses Geld, das sie ja anscheinend hat, nicht lieber in den Print stecken will.

1'000 Stück für eine Anthologie als Auflage finde ich auch etwas übertrieben, sprich gutgläubig. Wie viele Bücher von den drei bisherigen Anthologien haben sich verkauft? Wenn diese Zahlen jeweils nicht höher als 400 sind, finde ich ein Crowdfunding für eine 1k Auflage etwas dreist. Ich muss mich grad anstrengen, dass dies mein bisher sehr gutes Bild vom Mondwolfverlag nicht ansengt, denn das fände ich mehr als schade.

Amber

#5
Ich finde Crowdfunding von Buchprojekten grundsätzlich eine gute Idee und würde so etwas auch unterstützen, wenn mich das Buch interessiert. Ich finde nicht, dass so ein Modell mit DKVZ identisch ist - es wird ja kein Geld von den Autoren genommen, sondern von Lesern, die sich das Buch wahrscheinlich so oder so kaufen wollten. Es ist eben ein Weg, auch für Nischenprodukte eine Zielgruppe zu finden und zu binden. Man könnte es auch mit einem Zeitungsabonnement vergleichen. Auch die Extras, die man beim Crowdfunding noch bekommen kann (persönliche Wiodmung, Merchandise etc.) finde ich ganz schön.

Meines Wissen ist es in der Regel auch nicht so, dass die Verlage das investierte Geld nutzen können, ehe das Crowdfunding abgeschlossen ist, sondern es wird auf einem Treuhandkonto hinterlegt. Man müsste sich natürlich nochmal genauer ansehen, wie die einzelnen Plattformen das handhaben.

Das Mondwolf-Projekt sieht für mich auch ganz ansprechend aus, obwohl ich eine Auflage von 1000 Stück auch etwas gewagt finde.

Ich bin da vielleicht etwas naiv, aber ihr könnt mich gern kritisieren.


edit: Was mir nicht gefällt, ist natürlich, wenn man das Buch noch extra kaufen muss, nachdem man gespendet hat. Ich erwarte schon, dass ich dafür zumindest mal ein Exemplar (eben nicht) umsonst bekomme, plus Dankeschön.

Malinche

@Amber: Das einmalige Autorenhonorar gab es bei allen bisherigen Ausschreibungen der Mondwölfin, was den Verlag schon etwas von anderen Kleinverlagen abhebt. Ich bin da hin- und hergerissen: Einerseits verstehe ich Erdbeeres Einwände, das Honorar macht schon einen echt dicken Batzen aus. Andererseits finde ich es aber auch sympathisch, dass sie daran festhält und das auch weiter garantieren will. Und dass das ein Punkt ist, den sie auch ohne Crowdfunding finanziell stemmen möchte. Dass es betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll ist und manche Autoren im Zweifelsfall vielleicht lieber Print als Honorar hätten, ist eine andere Sache. Mir gefällt es durch die gedankliche Haltung, die dahinter erkennbar ist. Aber trotzdem lässt sich gerade über diesen Punkt natürlich hervorragend diskutieren. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Thaliope

Zitat von: Amber am 03. April 2013, 16:13:42
Ich finde nicht, dass so ein Modell mit DKVZ identisch ist - es wird ja kein Geld von den Autoren genommen, sondern von Lesern, die sich das Buch wahrscheinlich so oder so kaufen wollten.

In der Theorie, ja. Und bei einer größeren, weiter gestreuten Zielgruppe passiert das wahrscheinlich auch genau so.
Ich frage mich halt, ob es in der Praxis nicht eben doch darauf hinausläuft, dass hauptsächlich die Autoren spenden. Und das fände ich dann fragwürdig.
Es sei denn, man würde teilnehmende Autoren vom Spenden ausschließen, um da hundert Pro auf der sicheren Seite zu bleiben.

Amber

Zitat von: Malinche am 03. April 2013, 16:19:40
@Amber: Das einmalige Autorenhonorar gab es bei allen bisherigen Ausschreibungen der Mondwölfin, was den Verlag schon etwas von anderen Kleinverlagen abhebt. Ich bin da hin- und hergerissen: Einerseits verstehe ich Erdbeeres Einwände, das Honorar macht schon einen echt dicken Batzen aus. Andererseits finde ich es aber auch sympathisch, dass sie daran festhält und das auch weiter garantieren will. Und dass das ein Punkt ist, den sie auch ohne Crowdfunding finanziell stemmen möchte. Dass es betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll ist und manche Autoren im Zweifelsfall vielleicht lieber Print als Honorar hätten, ist eine andere Sache. Mir gefällt es durch die gedankliche Haltung, die dahinter erkennbar ist. Aber trotzdem lässt sich gerade über diesen Punkt natürlich hervorragend diskutieren. :)

@Malinche: Das habe ich dann in deinem Post gesehen und meinen danach editiert. Trotzdem danke für die Antwort :)
Ich finde es auch sympathisch, dass sie den Autoren ein Honorar zahlt, glaube aber, dass mir persönlich eine Printausgabe noch wichtiger wäre.

Golden

Das Konzept hört sich generell interessant an. Wie schon geschrieben wurde, ist allerdings die Zahl der teilnehmenden Personen wichtig. Ich weiß jetzt nicht wieviele Menschen so auf den Mondwolf-Verlag zugreifen, durch Koordination mit z.B. Fantasy-Web-Zeitschriften könnten man evtl. mehr Menschen dazu bewegen, dass sie mitmachen.

Was ich persönlich ja interessant fände, wäre wenn z.B. die Croud-Founder eventuell mit bestimmen dürften. Z.B. vor der Ausschreibung in welche Richtung das ganze überhaupt gehen soll (dafür müsste man halt Leute mobilisieren "Deutsche Fantasy-Gemeinschaft Anthologie 2014" :D).

treogen

Zitat von: Malinche am 03. April 2013, 15:09:23
Ich weiß nicht, wie gängige Auflagengrößen bei Kleinverlagen aussehen - sind 1.000 Stück für eine Anthologie vielleicht zu hochgegriffen? Könnte man hier eventuell über eine kleinere Auflage Kosten reduzieren?

Ich selbst gehe mit 200-250 Stück ran. Allerdings mache ich Digidruck und habe mit meiner Druckerei einen speziellen Deal, der mir auf für (unveränderte) Nachdrucke in kleineren Auflagen den Stückpreis der Erstauflage sicherstellt.
Andere Kleinverlage starten mit 300-400 und machen gar keine Nachdrucke, weil das dann nicht mehr lohnt.
Und wieder andere wollen 500 drucken und stellen fest, dass man für den Preis von 500 Digidrucken schon 1000 Offsetdrucke bekommt.

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Mondwolf in Offset druckt. Und da gilt: je mehr man druckt, desto günstiger wirds am Ende.
Zwischen 500 (Digi) und 1000 (Offset) liegt mittlerweile kein Preisunterschied mehr - man bekommt also das qualitativ bessere Druckverfahren und die doppelte Menge für den gleichen Preis.
2000 (Offset) kosten nur ein paar Eier und zwei vergammelte Äpfel mehr als 1000 (Offset). Und bei 5000 (Offset) ist der Stückpreis schon auf ca. 50 Cent bis 1 Euro gefallen, während Digidrucker mit 3-5 Euro rummachen.
Angesichts dessen ist die Kalkulation der Auflagenhöhe nicht einfach eine Frage der Menge.
Die Reduktion der Auflage auf 500 Stück kann dabei durchaus bedeuten, dass Mondwolf dafür immer noch gleichviel, vielleicht sogar mehr bezahlen muss.

Zitat von: Malinche am 03. April 2013, 15:09:23
Im Ausschreibungsthread merkte Erdbeere an: Wäre es nicht vielleicht sinnvoller gewesen, auf das Preisgeld zu verzichten oder es zu reduzieren?

Bei 1000 Stück würde ich mal mit Gesamtdruckkosten von 2,5 Tsd rechnen. Angesichts dessen ist das Preisgeld Kleckerle (15 Autoren x 40 Euro - macht 600 Euro).

Im Prinzip würde ich Crowdfunding nicht verdammen. Nichts anderes machen die großen Verlage. Sie schicken ihre Verlagsprogramme raus und abhängig davon, wie die Vorbestellungen durch den Buchhandel laufen, wird notfalls die Auflage nach oben oder nach unten justiert oder ein Spitzentitel wird zum Fülltitel degradiert oder ganz abgesagt.
Nur, weil Kleinverlage nicht den Zugang zum Vorbestellsystem der Großen haben, heißt das nicht, dass sie nicht eine ähnliche Vorbestellstrategie verfolgen dürfen.
Ich beispielsweise biete einen Monat vorher den Subskriptionspreis an, bei dem der Ladenpreis um 1 Euro reduziert ist. Eine ganz legale Sache (auch in Hinblick auf die Buchpreisbindung) und obendrein die Möglichkeit, potentielle Kunden zum Kauf zu locken.
Und auch bei mir steht jedesmal die Frage, bevor die Erstauflage gedruckt wird: wenn die Vorbestellphase aus irgendeinem Grund nicht ganz so toll läuft, werde auch ich eventuell die Auflage reduzieren oder eventuell auch überhaupt nicht drucken (ist bisher zum Glück nicht vorgekommen und zeigt mir, dass mein Riecher meistens richtig ist - aber es kann durchaus vorkommen).
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Mondwölfin

Danke Torsten für deine Infos :)

Dann werde ich mal ein bisschen auf die Beweggründe eingehen:
Ich stehe, wie die meisten Kleinverleger, mit meinen privaten Finanzen für den Verlag ein. Mit jedem Cent.
Da heuer durch Krankheit und unerwartete Ausgaben das Budget nicht planmäßig verläuft, stand ich vor der Entscheidung: Kein Wettbewerb? Oder: Wie mach ich ihn möglich?

Eine für mich gängige Möglichkeit ist eben dieses Crowdfunding-Projekt.
Wer sich zumindest die Mühe macht, und sich das ganze ansieht, bevor er Kritik übt, wird sehen, dass das Buch natürlich als Dankeschön (quasi als Vorkauf) verschickt wird. Neben einigen anderen Goodies. Genau so ist das Crowdfunding bei startnext.de aufgebaut.
Die Startphase hieß für mich, 50 Leute zu finden, die Fan des Projekts werden - noch ohne etwas zu zahlen.
Nun habe ich die Finanzierungsphase beantragt. Man kann eben diese Dankeschöns kaufen oder einfach so spenden. Das Geld wird von Startnext auf einem eigenen Konto gesammelt. Wird die gewünschte Summe nicht erreicht, erhalten alle Unterstützer ihren Betrag wieder zurück.
Nur wenn die gewünschte Summe erreicht oder überschritten wird, erhalte ich als Projektstarter die komplette Summe überwiesen.

Zu Treogens Informationen möchte ich noch ergänzen: Die Preise gelten für Standardmaterial.
Da ich bei meinen Büchern auf etwas anderes Papier und Coverpapier gesetzt habe und das auch weiterhin tun werde, sind die Kosten etwas höher.
Zur Stückzahl habe ich nichts hinzuzufügen, da hat Treogen alles gesagt.
Was das Preisgeld betrifft: Das ist etwas mehr als das übliche Autorenhonorar von 5% vom Nettopreis, aufgeteilt auf die Autoren. Nur dass ichs eben nicht erst nach dem Verkauf auszahle sondern gleich, weil es bei der eben bescheidenen Summe für mich allein einfach zuviel Aufwand wäre, das dann jährlich abzurechnen.

Was war noch? Ah die Frage, ob damit jetzt nicht doch die Autoren zur Kasse gebeten werden.
Ich habe nicht vor, bei den Autoren Geld sammeln zu gehen. Ich gehe davon aus, dass jeder Erwachsene fähig ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Wer sich nicht gut fühlen würde, bei der Ausschreibung mitzumachen, wenn er da mitsponsort, dann sponsort er eben nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Und an welcher Ausschreibung die Autoren teilnehmen möchten, ist doch auch ihre Entscheidung. Dafür gibt es mehr Eckpunkte als nur das Thema. Da spielt mit, ob ich mit der Präsentation, dem Verkauf, der Aufmachung, dem Ablauf, dem Lektorat etc. einverstanden bin. Das ist in den meisten Fällen auch eine Vertrauensfrage, die ich niemandem abnehmen kann.

Zuletzt: Ich kann die Skepsis gut verstehen, und ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Mit dem ersten Autor für die Exklusivgeschichte als Goodie hab ich vor Weihnachten gesprochen, da hatte ich schon zwei Monate hin- und herüberlegt. Das Projekt letztlich gestartet habe ich vor der Leipziger Buchmesse. Ich denke, dass es eine gute Möglichkeit der Vorfinanzierung ist - und nicht zuletzt auch eine gute Möglichkeit, neue potenzielle Leser zu erreichen.

Erdbeere

Danke für die Erklärungen, Mondwölfin (und treogen).
Jetzt wissen wir wenigstens, was die Beweggründe für das Crowdfunding waren - nur von der Homepage her ist das leider nicht ersichtlich. Deswegen auch meine Kommentare dazu.

Und nein, ich verteufle Crowdfunding nicht, ich find's eigentlich eine gute Sache. Nur, mit den wenigen Infos ergab sich für mich ein etwas fahler, merkwürdiger Eindruck.

chaosqueen

Ich hab mich gerade mal mit startnext.de und dem Thema hier befasst.

Meine Gedanken dazu sind zwiespältig, und ich erkläre es gerne.

Auf der einen Seite bin ich ein großer Verfechter der Idee, Geld zu sammeln, um Träume verwirklichen zu können. In der Kunst ist es an allen Ecken und Enden üblich, das zu tun. Eine Freundin von mir arbeitet im Filmgeschäft, dort wird sehr viel über Fundraising finanziert.
Warum also haben wir Autoren da ein seltsames Gefühl? Warum soll ein Kleinverlag nicht ebenso mit diesen Mitteln arbeiten wie eine kleine Produktionsfirma, die keinen George Lucas oder Steven Spielberg im Hintergrund sitzen hat? Warum soll ein Verlag nicht zumindest in der Startphase die Möglichkeit nutzen, über Fundraising Projekte zu finanzieren?

Ich hatte den Finger über dem Spendenbutton - und habe gleichzeitig auf mein begonnenes Manuskript für die Ausschreibung geschielt. Und ja, ich hatte ein seltsames Gefühl dabei, wenn ich am Ende vielleicht sowohl als Autorin als auch als Spenderin im Buch stehe. Es ruft eben doch ein wenig nach DKZV, auch wenn es da nicht ist. Als Leser würde ich bei einem solchen Zusammentreffen auch überlegen, ob die Autoren ggf. gespendet haben, um unbedingt gedruckt zu werden, auch wenn die Spendenaktion ja beendet ist, bevor der Einsendeschluss der Anthologie läuft. Aber wer macht sich die Mühe, das zu überprüfen?

Und auch bei mir kam wie bei Erdbeere der betriebswirtschaftliche Ansatz hoch. Ich stehe für meine Firma ebenfalls mit meinem Privatvermögen ein und ich habe in den ersten Jahren draufgezahlt. Ich lerne nach und nach, was läuft und was nicht, wie ich meine Produkte an den Mann bringe und was ich tun muss, damit ich nicht mehr produziere, als ich verkaufen kann (was unterm Strich sinnlose Ausgaben generiert).
Sollte nicht auch ein Verlag so wirtschaften, dass er sich selber finanziert? Dass ein gut laufendes Buch die weniger gut laufenden mitfinanziert? Werbung, Mund-zu-Mund-Propaganda etc. pp. sind wichtig. Gut platzierte Bücher in Buchhandlungen sind für Kleinverlage vermutlich ein seltenes Glück, dafür sind Medien wie Facebook, Twitter und Blogs nicht zu unterschätzen, um Bücher bekannt zu machen.

Ich habe noch immer keine abschließende Meinung zum Crowdfunding, werde das Projekt aber verbreiten und beobachten - und ggf. selber unter die Spender gehen, wenn ich mit mir einig bin. ;)