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Was kostet eigentlich eine Lizenz?

Begonnen von Kaeptn, 14. Januar 2013, 16:39:14

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Kaeptn

Hallo,

letztens bin ich über diese Vorschau bei Heyne gestolpert:
http://www.randomhouse.de/Paperback/Der-Rote-Krieger-Roman/Miles-Cameron/e411579.rhd

Noch nie davon gehört, aber ok, ist ja auch ein Debut, "das bedeutendste des Jahres", so so, was Heyne im Januar schon alles weiß. Na ja, Marketing-Geblubber eben.
Aber dann hab ich mal weiter gegraben:
Das Buch ist erst Ende Oktober 2012 in US als Hardcover erschienen, Paperback kommt erst am 22. Januar. Das Buch hat bei Amazon gerade mal 2 Kritiken und ist bei den Verkaufsrängen sowohl als eBook als auch als Hardcover im Nirgendwo.

Warum also kauft Heyne diese Lizenz obwohl unbekannter Autor und noch kein Verkaufserfolg?

Läuft das wie bei Fernsehsendern, dass die bei Orbit Books (da ist ja auch Brent Weeks) ganze Pakete einkaufen und die Amis dann eben auch gleich ein paar unbekannte Autoren mitplatzieren? Denn Orbit gehört ja nicht zu Random House, soweit ich das kapiert habe. Und vor allem: Was kostet so eine Lizenz eigentlich? Ist das wirklich günstiger, als es mit einem deutschen Autor zu versuchen? Übersetzer kosten ja schließlich auch noch was und was die abliefern, muss doch genauso durchs Korrektorat, allenfalls das inhaltliche Lektorat ist weniger.

Ich meine, ich verstehe ja, dass es sich eher lohnt, einen Roman einzukaufen, der in USA/UK erfolgreich war, als es hier mit der Katze im Sack zu probieren. Aber dieses Beispiel ist für mich genauso Katze im Sack, daher bin ich überrascht und hoffe, der eine oder andere Insider kann hier Aufklärung schaffen.

Besten Dank im voraus

Thaliope

Soweit ich weiß, sind Lizenzen Verhandlungssache und ganz stark vom Bekanntheitsgrad und zu erwartenden Erfolg eines Autors/Buches abhängig.

Wenn man Bücher aus dem Ausland kauft, haben sie die zeitaufwändigste Lektoratsarbeit, die inhaltliche nämlich, schon durchlaufen. Und Übersetzungen ... glaub mir ... kosten nicht die Welt  :versteck:

gbwolf

#2
Zitat von: Thaliope am 14. Januar 2013, 16:42:31Wenn man Bücher aus dem Ausland kauft, haben sie die zeitaufwändigste Lektoratsarbeit, die inhaltliche nämlich, schon durchlaufen.
Jep, da kann ich Thaliope nur zustimmen. Außerdem wurde mir, damals im Praktikum, auch gesagt, dass es tatsächlich die von dir angesprochenen Pakete gibt - da wird dann auch nicht wirklich teuer übersetzt oder lektoriert. Das sind wohl Lückenfüller für das Programm, bei denen man nicht viel verliert, wenn sie nicht laufen.
Und es scheint wohl so zu sein, dass man zu einem Bestseller oft noch Lizenzen mitkaufen muss, die man so nicht gekauft hätte - und mit dem Kauf gibt es nunmal auch eine Veröffentlichungspflicht.

Mir fällt gerade ein, dass ich das so schon 2007 geschrieben habe, plus die weiteren Gründe: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,1778.msg40123/topicseen.html#msg40123

Lizenzen, die wenig Gewinn versprechen, scheinen schon für um die 500 Euro zu haben zu sein - jedenfalls hatte ich das von ein oder zwei Kleinverlegern in SF-Foren gelesen. Ich weiß gar nicht mehr, ob treogen mal was dazu gesagt hatte. Wurdack hat mit "Rage" jedenfalls mindestens eine Lizenz im Programm.

Und ja: Es gibt auch deutsche Autoren, die denken, sie hätten das große Los gezogen und dann als Füllmaterial im Programm großer Verlage enden.

Kerimaya

Ich kann Thalis und Nadines Beiträge so unterschreiben - ich weiss von verschiedenen Agenturen, dass sie Auslandslizenzen für ein paar hundert Euro "rausschmeissen" und ich weiss von Inlandslizenzen, die mehrere Zehntausend Euro einhandeln (letztens ging bei uns eine TB Lizenz an einen Großverlag für 30k raus...)
Es kommt immer darauf an, wofür man die Lizenz haben will und von wem sie stammt. Eine Füllizenz, egal ob Ausland oder Inland, kostet immer weniger als ein Spitzenplatz im Programm. Das ist wie bei eingekauften Büchern auch.

Kaeptn

#4
Danke erstmal.

Aber der ausl. Autor verdient dann doch genauso seine Tantiemen an jedem verkauften Buch wie im eigenen Verlag, oder nicht? Sprich
Verlag spart Inhaltskorrektorat, dafür Übersetzungskosten und (ggf. geringe) Lizenzgebühren.

Kerimaya

Ja, aber davon bleibt nicht viel übrig (wie es bei Lizenzen immer ist): Der Lizenzbetrag wird unter dem Verkäufer (meist Agentur), dem Verlag und dem Autor aufgeteilt. Erst wenn dieser Betrag (wie bei einem Garantiehonorar auch) eingespielt ist, wird der Autor an den evtl. anfallenden Tantiemen beteiligt.

treogen

Nachdem ich micht selber gerade wieder in Lizenzverhandlungen befinde, kann ich dazu gerne ausführlicher erzählen.

1.) Es ist tatsächlich so, dass Verlage Pakete aufkaufen. Das sieht dann so aus, dass der Verlag neben einem US-Bestseller auch 5 oder 10 unbekannte Romane erwirbt (incl. Verpflichtung, diese innerhalb eines gewissen Zeitraumes in einer gewissen Auflagenhöhe zu veröffentlichen). Wer bei solchen Bundle-Spielchen nicht mitmacht, ist ganz fix draussen, wenn es um den Bestseller-Lizenz-Poker geht.

2.) US-Lizenzen sind tatsächlich relativ günstig zu haben. Der Trick liegt in der Reichweite. Während der deutsche Sprachraum bei 90-98 Mio. Muttersprachlern liegt, ist der englische Sprachraum mit ca. 350 Mio Muttersprachler um einiges größer. Also schon mal die 3,5fache Anzahl potentieller Käufer.
Das Verhältnis der Fremdsprachler ist zwar ähnlich (ca. 100 vs. ca 350 Mio) - aber mal ehrlich: Wieviele Briten oder US-Amerikaner kennt ihr, die ein deutsches Buch lesen würden?
somit steht das Verhältnis wohl eher bei 1:7
Und das spiegelt sich auch in den Lizenzpreisen wieder.
Geringe Nachfrage - geringer Preis.
Hohe Nachfrage - hoher Preis.
Das ist übrigens im Gegenzug auch einer der Gründe, warum sich so selten deutsche Lizenzen nach USA verkaufen lassen.

3.) Gerade im No-Name-Sektor gibt es recht günstige Lizenzen. 5-6 % Honorar für TB und 7 % für HC sind normal (und das wiederum ist in Vergleich mit den Honoraren deutscher Autoren schon wenig. Der Vorschuss wird meist auf die komplette geplante Erstauflage ausgerechnet. Normalerweise teilen sich das Honorar die Agentur, die die Lizenz verkauft, der ausländische Verlag und der Autor.
Gut, kommt noch der Übersetzer dazu, aber auch da gibts humane Preise.
Lektorat und Korrektorat muss man eh leisten, wobei das Lektorat sehr sparsam sein kann.
Und mit viel Glück wird der Autor im englischen Sprachraum recht bekannt, BEVOR das Buch auf den Markt kommt, womit sich große Teile der Werbung, die man bei einem deutschen Autor hätte, minimieren.

Alles in allen kann ich jeden Verlag verstehen, der fast oder ausschließlich auf Lizenzen setzt.
Denn Lizenzen sind um einiges günstiger und weniger risikobehaftet.
www.verlag-torsten-low.de

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