In einem anderen Thread hat Grey einen, wie ich finde, bemerkenswerten Beitrag verfasst, den ich gerne zum Anlass für eine allgemeine Diskussion nehmen möchte (ich hoffe, sie ist mir deshalb nicht böse :versteck:). Grey sagte nämlich:
Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 15:39:54
Na ja - aber ich für meinen Teil weiß zum Beispiel nicht, ob ich in fünf Jahren noch Fantasy schreibe, nachdem ich von High Fantasy auch schon komplett zur Urban und Sci Fi/Dystopie umgesattelt bin. Grundsätzlich merke ich bei mir eine Tendenz, die phantastischen Elemente immer mehr zu reduzieren, und wer weiß wo das noch hinführt? Vielleicht schreibe ich in ein paar Jahren Spionagethriller oder so?
Ich erkenne mich durchaus ein bisschen darin wieder. Auch ich habe mit High Fantasy angefangen, habe mich sogar eine Zeit lang mit dem Weltenbasteln auseinandergesetzt und bin dann irgendwann zur Urban Fantasy geschippert, inzwischen weiß ich nichtmal mehr, ob ich überhaupt noch genügen fantastische Elemente in meine Geschichten einbaue, damit diese noch als "Fantasy" und nicht etwa als "Mystery" durchgehen. Es scheint, als würde ich mit jedem neuen Projekt mehr den Bezug zur klassischen Fantasy verlieren.
Nein, stimmt nicht. Gerade jetzt spukt mir ein Ideenspross im Kopf, der wieder mehr in Richtung Fantasy geht, als mein gegenwärtiges Projekt. Vielleicht sogar wieder High Fantasy, aber um das sagen zu können ist die Idee noch viel zu wage. Und in jedem Fall ist sie anders, als jene zu meinen Anfangszeiten.
Mich würde nun interessieren, ob das andere hier genauso sehen bzw. bei sich beobachten können. Und wenn ja, geht der Trend eher kontinuierlich in die Richtung weniger (oder vielleicht sogar mehr?) Fantasy oder ist es sprunghaft?
Ich denke, gerade die immer weiter fortschreitende Reduzierung an Fantasy-Elementen, hängt auch viel mit der eigenen Wissensanhäufung zusammen. Zumindest weiß ich von Grey, dass sie Biologie studiert hat. Bei mir selbst beobachte ich ein ähnliches Phänomen, was aber noch nicht ganz so schlimm ist -- auch ich habe studiert. Von mir kann ich weiterhin sagen, dass ich so mit 12 - 14 Jahren ernsthaft angefangen habe zu schreiben und da mit HF gestartet bin. Ich denke, je mehr wir auch verwissenschaftlicht werden, um so mehr schleicht sich das auch in unsere Geschichten ein -- weil diese Verwissenschaftlichung unser Denken beeinflusst. Früher hat ein Drache bei mir eben Feuer gespuckt, weil er es konnte. Heute suche ich eine chemisch-bilogische Erklärung dafür. Oder die Sache mit den Vampiren. Dass das ein Virus sein könnte, da haben wohl weder Grey noch ich das Patent drauf, dennoch erklärt sie es so in der Blutgabe (wenn auch anders als ich es mir bisher dachte).
Auf der anderen Seite ist es aber einfach so, dass wir uns auch als Autoren weiter entwickeln und wie sich unsere Interessen wandeln, so wandeln sich auch die Themen, mit denen wir uns beschäftigen. Maler haben auch ihre Perioden, Musiker erfinden sich immer wieder neu -- warum sollten Schriftsteller soetwas nicht auch haben. ;D
Ich denke, das Wichtigste bei all der Wandlung ist, dass man seine früheren Interessen nicht auf einmal verteufelt und sich dafür schämt, sondern sich der Wurzeln einfach bewusst. Irgendwann kommen wir alle ja wieder back to the roots, denke ich. (Nein, dafür habe ich keine Belege, aber das denkt sich mein idealistisches Hirn so.) Also selbst wenn ich -- für meinen Teil -- nicht mehr nur noch HF schreibe, sondern auch andere Dinge (Historical, Urban) und neue Genre entdecke (Thriller), so entdecke ich auch Altes wieder (Krimi) -- und am Ende ist es eh wurscht, welchem Genre meine Geschichten angehören, solange sie unterhalten, etwas Eigenes haben und mir selbst die größte Freude machen.
Hallo Kath,
natürlich bin ich dir nicht böse, ich freue mich ja immer, wenn mal jemand sich traut, ein Randthema aufzugreifen und einen eigenen Thread daraus zu machen. :)
Vielleicht sollte ich zu meiner Aussage noch ergänzen, dass meine Umorientierung auch im Grunde keine Wertung darstellt - gute High Fantasy hat ihre ganz eigenen Ansprüche und Herausforderungen. Ich kann mich erinnern, dass ich seinerzeit mit Hingabe an Lavendels und meiner Welt gebastelt habe, über Währung und Zeitmessung bis hin zu Grammatikregeln für die Sprachen, die in der Welt gesprochen wurden. Das alles noch glaubwürdig und irgendwie realitätsnah zu verknüpfen ist ein echt hartes Stück Arbeit, und jeder der sich da mit Leidenschaft und dem nötigen Durchhaltevermögen dransetzt, hat meinen absoluten Respekt!
Das Ding ist nur: Diese Art Literatur interessiert mich inzwischen nicht mehr besonders, weder beim Schreiben noch beim Lesen. Zits Theorie finde ich da tatsächlich sehr interessant, und ich glaube, da ist was Wahres dran. Vor allem aber habe ich über mein Biologiestudium gelernt, dass unsere eigene Welt, unsere Realität, so viele unglaubliche und spannende Facetten hat, dass es mir wie unnötige Mühe vorkommt, eine ganz neue Welt zu erfinden, um meine Fantasie dort auszutoben. Ich war ja schon immer grundsätzlich faul - also suche ich mir lieber auf der Basis von unserer Realität einen Weg, meine Ideen dort einzubinden.
Am allerwichtigsten ist es mir aber, mich immer weiterzuentwickeln und immer besser zu werden. Mein ultimatives Ziel ist es, ein Buch zu schreiben, das eben so echt wie fiktiv ist, das unterhält und gleichzeitig im Gedächtnis bleibt, und das leicht und trotzdem irgendwie weise ist. Wenn ich 80 bin, bin ich vielleicht so weit, dass ich das kann. ;) So lange möchte ich immer wieder neues ausprobieren und so viel ich kann übers Schreiben lernen. Und das kann ich nicht, wenn ich immer nur im Fantasybereich bleibe. So sehe ich das.
Ich glaube, ich kann da nicht so viel zu sagen, weil ich gerade erst 19 geworden bin und mit 12 oder 13 das Schreiben so richtig angefangen habe. Das in diesem Alter eine Entwicklung stattfindet, ist ja wohl klar. Außerdem habe ich niemals High Fantasy geschrieben. :)
Aber trotzdem mal: Als ich angefangen habe, zu schreiben, habe ich lustige Liebesgeschichten für Mädchen geschrieben. Ziemlich platt, wie es zu erwarten war. Ich weiß gar nicht, wann ich langsam in die Fantasy abgedriftet bin. Zuerst haben sich die Mädchen dann eben nicht nur verliebt, sondern auch noch mit übernatürlichen Dingen herumgeschlagen. Das war alles sehr lustig und fluffig und leicht. Ich weiß wirklich nicht mehr, wann das ganze diese etwas düstere Note bekommen hat, die meine Urban Fantasy heute auch noch hat. Und wieso ich plötzlich anfing, dunkle Themen und zerrissene Charaktere besser zu finden, als das von vorher. Das muss was mit dem "Sommerregen" zu tun haben, der heute in drei Versionen existiert. Ich glaube fast, daran kann man die Entwicklung sogar ziemlich gut nachvollziehen, auch, wenn die erste Version nur noch in meinem Kopf existiert, wie die meisten Sachen von gaaaanz früher. ;)
Auf dem Höhepunkt dieser Düsterphase fand ich Mädchenbücher dann total blöd und oberflächlich und alles musste gruselig und düster sein. Ich hatte damals kaum noch Liebesgeschichten drin und sehr viele phantastische Elemente. Das mag ich heute immer noch sehr gern, doch ich erlaube mir seit ein paar Jahren auch wieder, hin und wieder mal einen Witz zur Auflockerung zu bringen. ;D
Heute schreibe ich eben immer noch meistens Urban Fantasy und ich versuche immer noch, es so gruselig (aber nicht eklig, das mochte ich nie) wie möglich zu machen. Aber, wie gesagt, lustige Elemente sind mir wieder willkommen und seit einiger Zeit werden die Fantasy-Elemente wieder weniger und ich lasse schon recht lang sehr gern wieder Liebesgeschichten und zwischenmenschliche Plotelemente zu.
Ich bin sogar wieder bereit, ein reines Mädchenbuch zu beginnen, allerdings weniger albern und etwas intelligenter als damals.
Demnach ist meine Entwicklung als Fantasyautorin wohl das Einpendeln zwischen den beiden Extremen, die ich da bedient hatte. ;)
EDIT: Was ich vergessen habe: Eins ist immer gleich geblieben. Ich habe immer gern mindestens einen historischen Nebenplot dringehabt. ;)
ich dachte erst, es geht dir um die Veränderung historisch gesehen, aber du meinst wohl biographisch.
Bei mir ist es so, dass ich schon immer nicht nur Fantasy geschrieben habe. Mein erster von zwei Romanen ist Fantasy, ich habe ihn mit 15 angefangen. Es ist High Fantasy, aber kein klassisches Setting. Ich kann nicht sagen, wie ich mir die ganze Welt ausdenken konnte, aber das brauchte Zeit. Bisher ist noch keine neue Welt zu mir gekommen, und ich kann nur jeden bewundern, der sich in kurzer Zeit eine funktionierende Welt ausdenken kann, ohne zu viele Klischees zu bedienen. Mich interessiert HF schon noch, aber es gibt wenige Romane, die ich aus dem Bereich wirklich gut finde, da mich allzuviele Klischees schnell langweilen. Ich würde auch zustimmen, dass wenn man älter wird, und studiert, die Ansprüche allgemein steigen. Das muss ja nicht heißen, dass man High Fantasy nicht mehr mag, aber eben eher die anspruchsvolle Variante. Man hat ja je älter man wird auch immer mehr gelesen. Was man als Kind noch neu entdecken konnte, kennt man jetzt auswendig. Bei mir ist es so, dass ich immer schon an SF und an Gegenwartsliteratur interessiert war und auch beides schreibe. Ich habe noch eine Idee für ein Fantasy-Kinderbuch, ob mir danach noch was einfällt weiß ich nich. Da sind noch 3 SF Projekte, und einige Gegenwartssachen.
Meine Wurzeln sind auch in der High Fantasy zu finden. Meine ganz erste Geschichte, die ich mit einer Freundin zusammen ausgedacht und zum Teil aufgeschrieben habe, ging es eigentlich schon relativ blutig zu. Viel Gemetzel und noch viel mehr Drama. (Ich glaube, ich muss mal wieder die Notizen rauskramen ...)
Zwischen diesen ersten Schritten und später, lag dann allerdings eine etwas größere Lücke von 2-3 Jahren. Als ich dann wieder begonnen habe. (Diesmal alleine.) Habe ich mich meistens an Diebesgeschichten versucht. Dabei habe ich mich eher von der Location eingeschränkt und den Handlungsort in einer einzigen Stadt festgelegt. Das ist auch etwas, das meine Geschichten auch jetzt noch prägt. Ich verzichte ganz gerne auf die große Weltreise und konzentriere mich auf einen kleinen Ausschnitt einer Welt.
Dann kam noch einmal eine Pause dazwischen und seitdem habe ich zwei Fantasyprojekte (einmal humorvoll, einmal Siegelmagie+Dämonen+19.Jahrhundert-Setting) und zwei Jugendbücher ganz ohne Fantasy fertig bekommen.
Im Moment driften meine Ideen sehr auseinander. SF ist dabei, ein uralt HF-Projekt, einige Urban-Fantasy-Projekte, dann noch was in Richtung Cyberpunk und ein Mantel&Degen-Abenteuer. Ich kann mich im Moment gar nicht entscheiden, in welche Richtung ich gehen soll bzw gehen will. Von daher ... jetzt gerade fühle ich mich ein wenig zerrissen und könnte gar nicht sagen in welche Subsparte ich mich selber einordnen würde.
Also ich finde man sollte immer der Nase nach schreiben. Will heißen, man sollte einfach das Genre schreiben, dass einem im Moment am meisten Spaß macht und mit dem man sich am besten identifizieren kann. Sicher, die Verlagsprofis werden mir hier sofort widersprechen und sagen, man muss das schreiben, was die Verlage sehen wollen, aber für mich als Amateur stellt sich diese Problematik nicht.
Ich weiß noch genau, wie ich mit 16 angefangen habe. Damals hatte ich vorgenommen, NIEMALS Fantasy zu schreiben weil ich dachte, das würden die Leute doch sowieso nur für Herr der Ringe und Harry Potter Abklatsche halten. Und warum das Ganze? Weil ich gar nicht wusste, wie viel Möglichkeiten mir die Fantasyliteratur später bieten würde.
Stattdessen schrieb ich ein Jugendbuch mit realem Setting. Aber schnell merkte ich, dass auch dieses Buch schon viele Sagen und Legenden enthielt. Und dann wechselte ich doch zur Fantasy, inspiriert durch den Vater eines Freundes, der Mitte 40 seinen Fantasyerstling herausbrachte und der das bis heute beste Buch ist, dass ich je gelesen hatte. Dann besann ich mich auf meine Interessen und kam schließlich zu dem Entschluss. Interesse für Geschichte gepaart mit einer blühenden Phantasie, darauf konnte die Antwort nur Fantasy heißen. In dieser Hinsicht bin ich also genau in der anderen Richtung unterwegs wie die gute Grey. Weg vom Realismus, rein in die Phantastik. Ob sich das wieder ändern wird? Vielleicht. Ich würde niemals ausschließen, zum Realismus zurückzukehren.
Das Leben ist verrückt und du weißt nie, wohin dein Weg dich führt.
Ich bin auch überhaupt nicht festgelegt auf eine Sache. Begonnen habe ich mit Abenteuergeschichten und Kinderkrimis, dann mit sozialkritischem Zeug weitergemacht, dann aufgehört - und wurde durch Herr der Ringe zum Schreiben zurückgebracht und in Fantasy eingeführt. Da war ich 16.
Was mich jedoch immer schon interessiert und fasziniert hat, war Psychologie. Ist ja für uns Autoren auch nicht uninteressant, schließlich wollen wir glaubhafte Charaktere entwerfen.
Ich hab dann Fantasy geschrieben, und zwar eine ganze Menge - HF und historische Fantasy. Das war von 2002 bis 2009. Ist ja schon eine ganze Weile...
Aber schon als ich meine erste Trilogie (die ich, wie alle meine Fantasy-Sachen, immer noch sehr mag), begonnen habe, wußte ich, daß ich eigentlich später auch mal was anderes machen will.
Ein (sozusagen) Kindheitstraum war eine Endzeitgeschichte. Ich wollte mal richtig stilecht die Welt untergehen lassen, ähnlich intelligent wie in Contact und von der Art her wie in 28 Days later (wobei ich den Film da gar nicht kannte. Ich wußte nur die Richtung, in die es gehen sollte).
Heute und durch euch weiß ich, das heißt dann Dystopie... ;D Jedenfalls war das vor zwei Jahren mein Übergang von der Fantasy weg. Denn eigentlich hatte ich in meinen Texten immer fantastische Elemente und mußte mich schon sehr zwingen, realistisch zu bleiben.
Dann war es aber endlich soweit, daß ich doch Psychologie studieren konnte und nach einem Jahr rückte die Idee, es doch mal mit einem Profiling-Thriller zu versuchen, in greifbare Nähe. Das wollte ich schon seit Jahren, nur wollte ich es fachlich fundiert anfangen, so daß ich den Leuten mal mehr als Unfug serviere, und deshalb war das Studium und sogar ein entsprechendes Seminar zum Thema natürlich sehr hilfreich.
Deshalb schreibe ich jetzt seit anderthalb Jahren wie eine Besessene Thriller. Was danach kommt, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Aber ich bin da offen für alles und ich würde mich auch nicht für meine alten Sachen schämen!
Zitat von: Andoras am 28. Juni 2011, 21:45:42
Sicher, die Verlagsprofis werden mir hier sofort widersprechen und sagen, man muss das schreiben, was die Verlage sehen wollen, aber für mich als Amateur stellt sich diese Problematik nicht.
Na ja, ich bin zwar noch kein richtiger Profi sondern bestenfalls auf dem Weg dorthin, aber ich sage: Nö. Stimmt so nicht. Am besten ist es tatsächlich immer, wenn man ganz ganz viele verschiedene Ideen hat, die man alle unglaublich gern umsetzen will, und die stellt man seinem Verlag alle vor und freut sich dann, egal wie der Verlag sich entscheidet. ;)
Also, die Miezedatze ist auf jeden Fall auch auf keinem schlechten Dampfer. ;D
Zitat von: Andoras am 28. Juni 2011, 21:45:42
Das Leben ist verrückt und du weißt nie, wohin dein Weg dich führt.
Och. Verrückt, ja. Aber der Weg ist das Ziel, ne? Finde ich so.
Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 22:20:13
Also, die Miezedatze ist auf jeden Fall auch auf keinem schlechten Dampfer. ;D
Dampfer war das richtige Stichwort. Das Projekt hab ich ganz vergessen zu erwähnen. Gestaltwandler + Steampunk + Piraten anyone? Ich glaube, ich geh mich dann mal eingraben ... :versteck:
Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 20:14:55Diese Art Literatur interessiert mich inzwischen nicht mehr besonders, weder beim Schreiben noch beim Lesen. Zits Theorie finde ich da tatsächlich sehr interessant, und ich glaube, da ist was Wahres dran.
Nun ja, da muss ich mich dann auch mal als Gegenposition anbieten ... wenn auch nicht als wirkliches Gegenteil. Denn einerseits kann ich bei mir so eine Entwicklung nicht feststellen. Ich mag immer noch High Fantasy und lese sie auch gerne, und ich bewege mich sogar gerne in den Welten, die ich im Laufe der Jahrzehnte erschaffen habe (und hoffe immer noch, dass ich endlich mal Romane unterbringe, die auf diese Welten passen, und ich nicht jedes Mal was Neues aus dem Boden stampfen muss :engel:). Einerseits.
Andererseits hat sich schon was verändert. Ich habe in den 2000er Jahren privat weniger High-Fantasy geschrieben als in den 90ern, und meist ... hm, andere Stoffe. Und dass ich jetzt High Fantasy schreibe, liegt auch zum guten Teil daran, dass halt High Fantasy gekauft wurde, und nicht meine angebotenen Mystery-Thriller. Und ich würde immer noch gerne auch mal anderes schreiben.
Wiederum andererseits, für mich fühlte sich das nie so an, als wäre ich "umgesattelt", als hätte ich "mit High Fantasy angefangen und mich dann fortentwickelt". Denn wenn ich mir meine Exposees und Fragmente der letzten 20 Jahre anschaue, stelle ich fest, dass ich schon immer sehr querbeet durch die fantastischen Subgenres geschrieben habe. Die Ideen, die mir am meisten am Herzen lagen und die ich als die "wertigsten" ansah, waren schon vor zwanzig Jahren Dinge am Rande der Phantastik - Geschichten, bei denen das phantastische Element mehr spürbar als greifbar war. Wohingegen ich High Fantasy immer mehr als "leichtfüßigere und actionreichere" Lektüre angelegt hatte. Dementsprechend habe ich vermutlich früher mehr High Fantasy geschrieben, gerade weil es temporeicher war und ich mich an die "schweren" Stoffe erst mit mehr Erfahrung beherzter herangetraut hatte. Und ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich mich schon mit 16 vor allem als "Horror-Autor" gesehen habe - paradoxerweise obwohl ich kaum jemals in diesem Genre geschrieben habe. Der Begriff fühlte sich einfach richtiger an, um den Kern zu beschreiben, der in allen meinen Geschichten quer durch alle Subgenres steckt, und die Motivation, die mich zum schreiben trieb und treibt. Daran hat sich im Prinzip gar nichts geändert, und so empfinde ich auch die Tatsache, dass ich im Laufe der Zeit andere Schwerpunkte beim schreiben habe, eher als wechselweise "Phasen" denn als "Entwicklung" mit Interessen, die man hinter sich lässt.
Und einen "schweren" Kern hatten meine Geschichten sowieso immer schon, auch bei meiner jugendlich unbekümmerten High Fantasy. ;) Als ich zu meiner Bundeswehrzeit meine Geschichten Kameraden vorzulesen pflegte, brachte einer meiner Zuhörer auf den Punkt, was mir selbst bis zu diesem Zeitpunkt nie bewusst gewesen ist: "Gibt es in deinen Geschichten eigentlich immer nur Leid und Unglück und Tod? Wo bleibt die Liebe? Können deine Figuren nicht einfach mal glücklich sein?"
Danach habe ich versucht, das existenzielle Grauen nicht mehr ganz so offensichtlich werden zu lassen und auch den freundlicheren Aspekten des Seins einen Platz in meiner Prosa einzuräumen. Daran habe ich hart gearbeitet Anfang der 90er - und ich habe das Gefühl, diese Entwicklung und der Schnitt zwischen den Geschichten vorher und nachher ist bei mir der härteste Themenwechsel und die größte inhaltliche Umorientierung, die ich vollzogen habe.
Ich würde also sagen, eine Entwicklung bei dem, was ich schreibe, kann man wohl irgendwie feststellen, und je nachdem, wie genau man hinschaut, stellt es sich doch sehr unterschiedlich dar. Auf jeden Fall sprechen auch meine Geschichten von vor 20, 25 Jahren noch zu mir. Ich würde sie jetzt anders schreiben, als ich sie damals geschrieben hätte, aber das ist eher eine Frage von Fähigkeiten, Ausdrucksmöglichkeiten und Erfahrungen - aber schreiben will ich sie
alle noch. Und wenn man einen Unterschied bemerkt, dann liegt der wohl eher darin,
wie ich High Fantasy oder Phantastik schreiben würde und weniger daran, was davon ich schreibe.
In welches Genre die Dinge, die ich schreiben will, besser passen und was ich am besten schreiben kann ist wiederum eine andere Frage, über die ich öfter mal nachgrübele. Und ich würde auf jeden Fall ganz gern auch mal was anderes am Markt haben, um darauf vielleicht mal eine Antwort zu bekommen.
Nur zu den Tierfabeln, mit denen ich mit 6 angefangen habe, komme ich vermutlich nicht mehr zurück :engel:
... und grad seh ich noch dein letztes Zitat:
Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 20:14:55Am besten ist es tatsächlich immer, wenn man ganz ganz viele verschiedene Ideen hat, die man alle unglaublich gern umsetzen will, und die stellt man seinem Verlag alle vor und freut sich dann, egal wie der Verlag sich entscheidet.
Hehe - so versuche ich das auch. Aber es ist zwiespältig, denn einerseits freut man sich über das, was kommt. Andererseits brennt auch immer alles unter den Nägeln, was nicht genommen wird und was man
auch unglaublich gern umsetzen will ;D
Zitat von: zDatze am 28. Juni 2011, 22:26:25
Dampfer war das richtige Stichwort. Das Projekt hab ich ganz vergessen zu erwähnen. Gestaltwandler + Steampunk + Piraten anyone? Ich glaube, ich geh mich dann mal eingraben ... :versteck:
Nee, voll gut, nicht eingraben! Schreiben! :pompom:
Hm... ich könnte mir auch nicht vorstellen, keine Fantasy mehr zu schreiben... etwas anderes als Nebenprojekt, das schon, aber nicht als Schwerpunkt. Meine ach-so-reale Thriller-Idee, die mich bisher am weitesten von der Fantasy weggeführt hat, ist mittlerweile auch kein wirklicher Thriller mehr und das Setting von modern über das historische in ein pseudohistorisches Setting mit immer stärker werdenden Steampunk-Einschlägen gewandert.
Ich merke zwar, wie ich mich in Richtungen entwickle, die ich nie für möglich gehalten habe, aber es kommen auf der anderen Seite auch genug Ideen, die eher "back to the roots" führen. Wenn diese ausgehen sollten, könnte auf jeden Fall eine Entwicklung wie Kath sie zur Diskussion gestellt hat entstehen.
LG, Leo
Meine Leseinteressen haben sich in den letzten Jahren tatsächlich mehr von der High Fantasy weg in Richtung Urban Fantasy und "klassische" Phantastik verlagert. Das liegt aber mehr daran, dass ich phantastische Elemente in unserer Welt schon immer sehr mochte und es da derzeit einfach mehr Auswahl an Literatur gibt, während ich bei High Fantasy ein wenig übersättigt bin und das Gefühl habe, hier auf nichts Neues mehr zu stoßen.
Aber wenn ich mal wieder richtig gute High Fantasy finde, freu ich mich immer sehr, da das ja doch immer noch mein Lieblingsgenre ist.
Beim Schreiben habe ich mich auch eher an High Fantasy versucht, und ich mag da auch die Ideen und das Setting beim Planen und Brainstormen immer sehr - aber beim Schreiben will das nicht so recht klappen. Irgendwie nervt mich da dann doch die Jetztzeit und das Realweltsetting, während ich in meine Fantasywelt immer wieder mit Freuden eintauche.
Wenn ich auf meine bisherigen Schreibprojekte zurückblicke, dann stelle ich da auch eine gewisse Kluft fest: Bei meinem Urban Fantasy-Romanen bin ich von den Ideen eigentlich sehr überzeugt, aber die Umsetzung klappt gar nicht. Mit beiden Projekten habe ich mich ziemlich verrannt, es fehlt die Atmosphäre, und die Figuren spuken auch nie durch meinen Kopf.
Hingegen ist es bei meinen High Fantasy-Projekten so, dass ich sowohl meine alten Sachen als auch die neuen eigentlich von der Grundidee her meist nicht so berauschend finde, aber dennoch fühle ich mich darin sofort wohl. Die Figuren sind permanent in meinem Kopf präsent, mir fallen mit ihnen ständig irgendwelche Szenen ein, ich liebe es, über sie zu schreiben und ich liebe es auch, über die fremden Kulturen in meiner Welt zu schreiben. Ich finde die Texte nicht unbedingt toll, aber ich finde, dass sie Atmosphäre haben und dass meine Fantasywelt greifbarer wird als es die reale Welt in meinen Texten jemals ist.
Woran das liegt, weiß ich nicht wirklich. Aber es ist interessant zu sehen, dass meine Entwicklung beim Lesen und Schreiben da jeweils in verschiedene Richtungen läuft. Ich möchte meine Urban-Sachen eigentlich auch nicht aufgeben, und ich habe auch allgemein eine große Lust, noch mehr mit phantastischen Elementen und Sagenwesen in unserer Welt zu schreiben. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich in das ganze besser "reinkommen" soll.
Um übrigens diese seltsame Kluft nochmal an konrekten Beispielen festzumachen: Ich habe bisher viermal am NaNo teilgenommen, 2007 und 2009 mit High Fantasy, 2008 und 2010 mit Urban Fantasy/Dystopie. 2007 war ein ganz toller NaNo, wo mit dem Roman alles gut geklappt hat - inzwischen ist er annähernd fertig überarbeitet. 2009 war im November etwas mühsamer, weil der Roman sehr chaotisch war, aber jetzt im Nachhinein arbeite ich gern weiter an dem Text, hab viele Ideen für die Überarbeitung und bin davon überzeugt, dass noch etwas annähernd brauchbares dabei herauskommen wird.
2008 hingegen hab ich den NaNo geschmissen, und ich weiß bis jetzt nicht, was ich mit meinem Donaufürsten anfangen soll, um daraus noch einen brauchbaren Text zu machen. 2010 hab ich den NaNo zwar geschafft, aber seit dem Erreichen der 50.000 hab ich an dem Text nicht mehr weiter geschrieben, er spukt mir nur sehr wenig im Kopf rum und ich bin auch hier ratlos, wie ich weiter daran arbeiten soll.
Meine ersten Kurgeschichten waren dramatischer Art und habe nichts mit Fantasy zu tun gehabt, obwohl ich zu dieser Zeit schon gänzlich in pöhantastischen Welten verloren war. Ich habe mir es aber nicht zugetraut so etwas zu schreiben.
Mein erster Roman wurde dann eine große High Fantasy Geschichte und auch die Shortstorys wandelten sich zur Phantastik.
Mein aktuelles Projekt ist nun Urban Fantasy.
Wer weiß, vielleicht schreibe ich danach einen Thriller? Ich möchte mich im Genre nie für immer festlegen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass fantastische Elementen gänzlich aus meinen Geschichten verschwinden.
Das erste, was ich in größeren Mengen geschrieben habe, so etwa ab der 5. Klasse, waren "realistische" Geschichten, Fünf-Freunde-Fanfiction, sozusagen. Davon habe ich noch etliche hundert Seiten im Regal stehen, und meine damaligen Helden sind vor kurzem wieder in einer Urban(?)-Fantasy-Geschichte zu Ehren gekommen.
Der Schwenk zu High Fantasy kam mit dem Herrn der Ringe (wen wundert's?), da war ich ungefähr 16. Der bin ich seitdem treu geblieben. Spannend finde ich dabei vor allem die Möglichkeit, die Hintergrundwelt zu gestalten, samt Geschichte, verschiedenen Kulturen und so weiter und so fort. Natürlich beruht das ganze auf dieser Welt, auf welcher auch sonst, aber die Leitfrage ist eben nicht: "Wie war das damals/ist das dort?", sondern "Was wäre, wenn ...?"
Inzwischen schreibe ich auch diverse andere Dinge, z.B. Krimis, und finde die Recherche dazu ebenfalls spannend. Aber für mich dürfen die Leichen sehr gern im Rosengarten des Bischofs herumliegen. Die in der Gosse kriege ich jeden Tag in der Zeitung oder im Fernsehen geliefert, darüber muss ich keine Romane schreiben (oder lesen).
Trotz alledem ist es ein ziemliches Problem für mich, Fantasy-Elemente aus meinen Geschichten fernzuhalten. Kaum habe ich den ersten Krümel einer Idee, taucht als nächstes ein Zauberer auf und will mitspielen. Das stört mich in gewissem Sinn auch beim Urban Fantasy schreiben (mal ganz abgesehen davon, dass meine Schauplätze eher "rural" sind). Die Fantasy-Elemente, die mich über längere Zeit bei der Stange halten, sind eher Drachen oder Feuerbälle schmeißende Zauberer. Deren Anwesenheit ist etwas schwerer zu erklären als die der klassischen oder auch modernisierten Untoten, die in der aus Funk und Fernsehen bekannten Welt nicht allzu sehr auftragen. Sie stammen außerdem meistens aus High-Fantasy-Parallelwelten und bringen von dort ihre eigenen Probleme mit.
Klar ist es immer spannend, etwas Neues auszuprobieren. Aber nicht jeder Versuch führt auch gleich zum Erfolg, und nicht alles ruft die Begeisterung hervor, die nötig ist, um über längere Zeit dranzubleiben, damit sich etwas entwickeln kann.
Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 20:14:55
Das Ding ist nur: Diese Art Literatur interessiert mich inzwischen nicht mehr besonders, weder beim Schreiben noch beim Lesen. Zits Theorie finde ich da tatsächlich sehr interessant, und ich glaube, da ist was Wahres dran.
Irgendwie behagt mir die Theorie jetzt nicht so. Ich sehe da einfach zu sehr die andere Seite.
Also, obwohl ich auch für andere Sachen sehr aufgeschlossen und interessiert bin, ist High Fantasy seit meiner Teeniezeit doch mein liebstes Kind. Da gibts so viel jenseits Elfen, Orks und Co. Und ich schreibe ... ein High Fantasy Projekt ;D, kann mir im Moment auch nicht vorstellen, mal etwas anderes außer HF zu schreiben. Puh, und wenn ich denn dann nie den Drang dazu verspüren werde, das würde ja im Umkehrschluss bedeuten ...
Ja OK, stimmt schon: Meine Wissensvermehrung und die Verwissenschaftlichung meines Denkens findet nur noch dergestalt statt, dass ich versuche, mir über die Dinge, die mich interessieren, möglichst viele Infos anzueignen. Ist halt leider nicht das umfangreiche Wissen, das man in einem Studium vermittelt bekommt. Seit ich 1994 für 3 1/2 Jahre auf der Verwaltungsfachhochschule meinen Diplom Verwaltungswirt gemacht habe, habe ich sozusagen ausgelernt. Na kein Wunder, dass ich mir da nicht vorstellen kann, etwas anderes als HF zu schreiben. Da müsste ich ja noch mal studieren ;D. Bleibt dann noch das andere: die Weiterentwicklung als Autor.
Nur, jetzt mache ich mir Gedanken, das, wenn ich wirklich nie etwas anderes schreiben möchte, ich mich dann auch nicht, außer vom Sprachlichen und vom Stil her, wirklich weiterentwickelt habe :hmmm:.
Ich würde diesen Wandel jetzt auch nicht an einem Studium festnageln. Ich habe nicht studiert und trotzdem verschieben sich bei mir die Interessen. (Ja, Ausnahmen bestätigen die Regel, oder?) Aber trotzdem denke ich, dass es viel mit Experimentierfreudigkeit zu tun hat. Wenn man erst einmal ein Schema durchschaut hat, dann wird es (für mich) langweilig. Ich möchter gerne auch etwas Neues ausprobieren, herumspielen und generell nicht noch ein 0815-Projekt schreiben. (Ich möchte damit niemandem auf die Füße treten.)
Wenn man sich in der HF wohl fühlt, spricht absolut nichts dagegen in diesem Genre zu schreiben. Und auch wenn man es sich im Moment nicht vorstellen kann etwas Anderes zu schreiben, muss das nicht so sein. Das kann man eben noch nicht sagen. ;)
Na ja, innerhalb von High Fantasy gibt es so viele mögliche Themen und Gestaltungsmöglichkeiten, da ist inhaltlich und handwerklich Platz für allerhand Entwicklung.
(Wobei ich unter High Fantasy Geschichten verstehe, die in einer eigens entwickelten Welt mit reichlich Magie spielen. Vermutlich wurden auch dazu schon wieder Unter-Schubladen und -lädchen gebastelt und mit eigenen Etiketten versehen.)
Wissenschaft schadet auch beim Weltenbasteln nicht, und es ist anzunehmen, dass einzelne Autoren ihren Schwerpunkt dabei auf das Thema legen, das sie am meisten interessiert bzw. in dem sie sich gut auskennen. Ich vermute mal, dass sich da auch mit Verwaltungswissenschaft das eine oder andere anfangen lässt.
Ich fasse da für mich auch unter High Fantasy einfach alles zusammen, was in einer "klassischen" Fantasywelt angesiedelt ist. Denn so richtige High Fantasy ist bei mir eigentlich nur ein Projekt. Ich plane auch einen Krimi in derselben Welt, der wohl ganz ohne jede Magie sein wird.
Daher ist es bei mir eher so, dass "High Fantasy" das Setting bezeichnet, in dem ich dann wiederum ganz unterschiedliche Geschichten ansiedle. Insofern verwende ich den Begriff wohl auch ganz falsch. :-[
Übrigens hat mich das Studium und die Wissenserweiterung, die vor allem mit meinen Lehrveranstaltungen in Archäologie und Ur- und Frühgeschichte gekommen ist, eher dazu gebracht, noch mehr Gefallen an Fantasywelten zu finden. Man wird ja auch inspiriert von einem Studium, und da ich mich über Historische Romane nicht drübertraue (ich habe nicht den Mut, Dinge hinzuzuerfinden und würde mich daher totrecherchieren), transportiere ich dieses Wissen und diese Inspiration eben in eine Fantasywelt.
Wow, ein ehrlich tolles Thema und eines, das mich immer wieder bewegt.
Meine ersten "richtigen" Bücher waren Fantasy-Schinken und sie haben mich ungemein fasziniert und meinen Geist stimuliert, wie das eben so ist bei so um die 10 Jahre alten Kindern. Abenteuer und fremde Welten sind ja ein ziemlicher Kontrast zum Alltag eines Jugendlichen, dessen Leben zwischen Schule, Familie und Freunden in begrenzter Örtlichkeit hin und her pendelt. Schon immer wollte ich auch solche Geschichten schreiben und was soll ich sagen? Fantasy begleitet mich immer noch und zeichnet Bilder in meinen Kopf, wenn auch nicht mehr so stark wie früher. Aktuell gibt es sehr wenig, was mich begeistert, die Geschichten, die es tun, habe ich dann aber umso lieber.
Woran liegt das?
Ich finde die Theorie von Zit durchaus gelungen und stelle das selber bei mir fest. Ich merke, wie groß und weit unsere eigene Welt eigentlich, ich lerne immer neue Dinge kennen, bin unglaublich fasziniert von den Details, die unsere Welt ausmachen. Bei mir findet quasi eine Globalisierung im Kopf statt und macht Fantasy (fast) überflüssig. Fremde Kulturen? Ich war in China, da erfährt man es am eigenen Leib. Fremde Sprachen? Ich lerne ein bisschen Portugiesisch. Abenteuer? Meinen nächsten Urlaub verbringe ich als Pilger auf dem Jakobsweg. Götter, Magie etc.? Ist überall in den Kulturen der Welt verankert ...
Daher flacht mein Interesse an Fantasy ein bisschen ab, bleibt aber auf einem konstanten Level. Auf der anderen Seite ist alles, was ich über unsere Welt erfahre, auch Recherche für erfundene Welten.
Fakt ist, Fantasy wird mich immer begleiten, mal mehr, mal weniger. Da komme ich her, Fantasy ist mein Zuhause, Orks, Zwerge und Elfen mein Nachbarn.
Hmm. Ich habe Tolkien geliebt, als ich vierzehn war. Damit endete dann auch so ziemlich mein Interesse an Welten, die mit unserer wenig bis gar nichts zu tun haben. Ich kann einfach nur sagen, dass mich so eine Welt heute einfach nicht mehr berührt. Es wirkt auf mich schnell zu beliebig. Ich mag es lieber, meinen eigenen Welten möglichst viele Ketten anzulegen, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen, sich in Fantasydschungel zu verwandeln. Ich muss immer das Gefühl haben, dass das was ich lese oder schreibe, etwas mit mir zu tun haben könnte. Also muss es irgendwas mit meiner Erfahrungswelt zu tun haben. Meine Welt muss immer der Ausgangspunkt sein, von dem sich alles fortentwickelt.
Ich würde mich z.B. fürchten einen Magier in meine Geschichte zu tun. Mit Magie ist ja quasi alles möglich. Diese Vielfalt der Möglichkeiten wirkt auf mich, wie ein Supermarktregal auf einen einkaufenden Mann. Ich verfalle in einen geistigen Lähmungszustand und schlurfe deprimiert von dannen.
Mir geht es ähnlich wie Stefan und Grey: Diese Welt hat soviele unvorstellbar magische Orte und Momente zu bieten, dass ich mir keine andere vorstellen will und muss.
Ob das eine Alterserscheinung ist, wie es Zit andeutet? Ich weiß es nicht ...
Ohoh, sehr interessantes Thema.
Wie die meisten hier habe auch ich eine Wandlung bei meinen Schreibthemen entdeckt, aber er ist... nun ja an vielen Stellen ziemlich unterschiedlich zu dem, den die meisten hier beschreiben, an anderen Stellen aber auch sehr gleich.
Ich muss hierzu eines sagen: Ich habe einen ziemlich... nun ja eigensinnigen Geschmack entwickelt, was Fantasy angeht, zumindest habe ich manchmal das Gefühl. Urban Fantasy ist, das muss ich leider sagen, für mich schon immer ein ganz, ganz rotes Tuch gewesen. Zum Lesen laufe ich davor weg, zum Schreiben kommt es schon gar nicht in die Tüte. Ich kann also auch nicht behaupten, dass ich in irgendeiner Weise mich mehr zu diesem Genre hingezogen gefühlt hätte.
Ich habe gerade bei Urban Fantasy nämlich genau das Gefühl, was hier schon im Bezug auf High Fantasy geboten wurde: Ich habe das Gefühl, als ob man mir dort nichts Neues mehr bieten könnte. Als ob man mich nicht mehr überraschen könnte. Ich gebe zu, dieses Gefühl auch immer mehr bei High Fantasy zu haben und in letzter Zeit habe ich verdammt oft das Problem, dass mich eigentlich kein Buch der Fantasy mehr wirklich ansprechen will. Ansprechen, fordern, interessieren. Zum einfach nur abspannen ist sie immer noch gut. Ich mag sie auch noch sehr gerne. Aber so richtig überrascht hat mich schon lange kein Fantasybuch mehr. Da ich aber auch gar keine Zeit mehr habe im Moment, viel privat zu lesen, stellt es noch kein essentielles Problem dar.
Ich muss vielen Argumenten hier zustimmen:
1. Jedes Subgenre der Fantasy hat wahrscheinlich mehr Facetten, als dass irgendwer von uns sie alle ausschöpfen könnte. Problem ist meiner Meinung nach nur, dass man sie erst einmal finden muss und dass es oft von einer Facette zu wenig Bücher gibt. Es gibt dann ja auch wieder bei jedem Subgenre gewisse Klischees, die bis zum Umfallen bedient werden.
2. Unsere wirkliche Welt hat bereits so viele wunderbare magische Orte, dass es eigentlich keine neue Welt braucht
3. Die Tendenz geht auch bei mir wie bei den Meisten zu immer weniger phantastischen Elementen und Schwerpunkten auf anderen Dingen
Ich glaube, der einzige Grund warum ich Fantasy anstatt von - was weiß ich. Thrillern oder Jugendliteratur oder Historischen Romanen schreibe, ist, dass ich noch sehr viel Spaß, Freude und Faszination bei der Entwicklung einer eigenen Welt habe. Tatsache ist, dass ich ganz oft und ganz gerne Zustände der realen Welt in dieser Fantasywelt spiegeln, in eine Metapher einbauen und sozusagen literarisch bearbeiten möchte. Allerdings habe ich großen Spaß daran dies auf erschreckende, überzeichnete, ironische und manchmal sarkastische Art zu machen und für mich eignet sich dafür die Fantasy einfach besser als ein anderes Genre, weil ich in meiner eigenen Welt eben bis zu einem bestimmten Grad meine eigenen Regeln festsetzen kann (mir ist es dabei aber wichtig, realistisch zu bleiben). Manchmal brauche ich für eine bestimmte Metapher eben ein Volk, was nicht menschlich ist (siehe meine Javén, die sich dafür fantastisch eignen) oder eine Volksgeschichte, die es so auf der Erde nie gab. Dann ist eine Fantasiewelt eben der ideale Ort, sie zu bauen. Das ist mühsam, das braucht Geduld, das braucht vieeeeel Durchhaltevermögen und damit ist man nie fertig - aber genau das will ich machen, genau das macht mir Spaß. Ich habe auch nur eine einzige Welt, zu viele Welten mag ich nicht. Ich möchte mich der einen mit all meiner Kraft zuwenden sozusagen^^.
Das obige Argument ist auch eines, warum ich keine Urban Fantasy schreibe/schreiben kann. Weil die ja eben auch Wurzeln in der realen Welt hat, die ich für die eine oder andere Metapher nicht gebrauchen kann. Es gibt aber noch mehrere viel wichtigere Dinge, die mich gerade an Urban Fantasy stören. Und dann ncoh ein Aspekt, warum ich keine Dystopie will. Obwohl sie mich reizen... ohja, sie reizen mich sehr.
Urban Fantasy möchte ich nicht, weil es zu einem hohen Prozentsatz auf Welten/Atmosphärenmixerei hinausläuft. Weltenwandler gehen für mich gar nicht. Ich werde nicht gerne zwischen einem Alltagsfealing und einem fantastischen hin- und hergeschleudert. Das stört mich einfach ganz essentiell.
Und phantastische Elemente, die in unsere Welt einbrechen oder lange schon dort bestehen? Das krieg ich atmosphärisch oft nicht hin. Für mich ist die reale Welt zu sehr mit dem Gefühl des Alltags verbunden, der so gar nichts fantastisches hat. Auch wenn ich mir selbst immer wieder widersprechen muss, da unser Alltag auch viele ungeklärte Phänomene hat. Trotzdem bewirkt bei mir allein die Erwähnung eines realen Ortes in der realen Zeit schon ein so vollkommenes Real-Gefühl, so weit entfernt vom fantastischen, dass ich es nicht schaffe. Dieser Mix aus zwei Dingen, an deren Zusammenspiel ich nur unglaublich bedingt glaube - ich weiß einfach dass es für fast alle dieser Dinge die ich mir nicht erklären kann eine unglaublich geniale biologische oder physikalische Erklärung gibt, selbst wenn der Mensch sie noch nicht gefunden hat. Ich will dafür keine fantastische Lösung angeboten haben. Und noch weniger möchte ich fantastische Wesen in einer realen Welt sehen. Ich weiß, dass das nicht möglich ist und das ist auch gut so. Für mich gehören sie da einfach nicht hin. Sie gehören in eine fantastische Welt, eine in meinen Träumen die in sich geschlossen genauso real ist wie eine reale Welt, aber sobald sich beide Welten mixen werden sie beide irreal.
Der zweite enorm wichtige Grund für mich, der sich nie geändert und eher verstärkt hat: Ich habe eine starke Abneigung gegen Motoren, gegen Maschinen und im Besonderen gegen Feuerwaffen. Deswegen sind auch viele Dystopien eben nichts für mich, weil die meisten ja doch eher in eine SiFi-ähnliche Richtung gehen und das ist so gar nicht mein Ding. Nennt mich verrückt, aber ich mag eben doch lieber klirrende Schwerter, klappernde Hufe und Handarbeit. Zumindest in meinen Geschichten.
Wo jetzt aber besteht meine Tendenz? Ich habe früher sehr stark High Fantasy gelesen und geschrieben. Oft habe ich auf viele Erklärungen verzichtet und meinte "Hey, es ist Fantasy, da können die das eben!" Ein Argument, bei dem ich heute nur noch mit den Augen rolle.
Es ist also definitiv realistischer geworden. Ich lege mehr Wert auf eine stimmige Welt und auf Erklärungen. Es ist mir wichtig, das nichts an den Haaren herbeigezogen wirkt. Das ist zumindest eine Tendenz, die schon länger existiert.
Eine weitere Tendenz ist eben eine VErstärkung der Abneigung gegen alles "typisch neumodische" Maschinen, Feuerwaffen, Motoren. Meine Fantasy soll definitiv ohne Autos, ohne Knarren und ohne Computer auskommen. Diese Tendenz verstärkt sich bei mir immer mehr seit ich häufiger auf Mittelaltermärkten bin, selbst daraufhin arbeite, ins Larp einzusteigen und auch immer mehr Leute mit diesen Interessen kenne. Kein Wunder also. Ich mag dieses Zeitalter einfach sehr gerne. Es ist faszinierend. Da ich mich außerhalb meiner Bücher schon mit den faszinierenden Facetten der jetzigen Zeit auseinandersetze, möchte ich es in meinen Büchern lieber mit einer anderen Zeit versuchen. Ich könnte sonst vielleicht auch einer Zeit überdrüssig werden, das geschieht bei mir schnell.
Die letzte Tendenz bei mir ist ebenfalls eine Tendenz zu schweren Themen, zu neuen Darstellungsformen, zu kleinen Kniffen und Tricks. Weg von dem, was man so oft liest, hin zu etwas, dass ich selbst als etwas Anderes, Interessantes weil irgendwie speziell, empfinde. Es ist mir wichtig, schwere Themen anzusprechen und es ist mir wichtig, immer eher unkonventionelle Möglichkeiten zu finden, sie anzusprechen. Ich weiß nicht, ob andere es auch so empfinden, aber mir ist es eben besonders wichtig, dass ich Bücher schreibe, zu denen ich selbst nicht sagen muss: Oh, alles schon mal dagewesen. Ich muss ganz genau wissen, was ich finde dass an meinem Buch anders ist als an anderen. Klischees können zwar auch bei mir auftauchen, aber es muss ein wesentlicher Aspekt meines Buches sein, der irgendwie, zumindest für mich selbst "neu" ist. Das ist schwierig, aber nur dann bin ich zufrieden.
Diese Tendenz wurde übrigens ebenfalls immer stärker mit dem Studium. Ob es damit etwas zu tun hat, weiß ich nicht. Aber ich denke shcon. Nicht wegen der Bildung. Nicht (nur) wegen einer "Verwissenschaftlichung". Eher aufgrund der (erzwungenen) Beschäftigung mit neuen Gebieten. MIt anderen Möglichkeiten. Ich studiere Germanistik und werde bei meinen Lektüren immer wieder mit Autoren konfrontiert, deren Werke mich sprachlos zurücklassen und bei denen ich einfach nichts Vergleichbares finde. Versteht mich nicht falsch- ich mache mir keine Illusionen, dass ich wie sie werden könnte. Und trotzdem scheint mir eine leichte Annäherung an interessante weil andersartige Stile/Themen einfach wünschenswert. Dass ich zudem aufgrund einer gewissen Verwissenschaftlichung, die ich nicht verneinen möchte, auch immer mehr analysiere, interpretiere und viel mehr wahrnehme, das ist eine andere Sache, die sicher ebenfalls mithinein spielt. Aber ich denke es ist mehr die stärkere Beschäftigung mit einem gewissen Themengebiet, die einen eben verändert und zwangsläufig auch den Schreibstil verändern muss. Jemand, der nicht Germanistik studiert aber sich ebenfalls so intensiv (dann in seiner Freizeit) mit dieser Art von Literatur beschäftigt, der wird vielleicht dieselbe Veränderung an sich erkennen können.
Es ist also meiner Meinung nach einfach das, womit wir uns gerade besonders beschäftigen, was unseren Schreibstil und unsere Vorlieben verändert. Das kann in die eine und bald wieder in die andere Richtung gehen. Es kommt drauf an, ob wir uns von einem naiven, verträumten Kind zu einem rationaler, kritischer denkenden Erwachsenen entwickeln (wie viele es tun) oder ob wir uns anders von einem stur rational denkenden, alles übernatürliche abstreitenden, absolut realistischen Menschen zu einem die Wunder der Welt sehenden, sie genießenden, fröhlichen Träumer (was auch nicht selten passiert) entwickeln, um nur zwei sehr extreme Beispiele zu nennen.
Es gibt da so viele Möglichkeiten, wie man sich entwickeln kann und warum und auf welchem Weg. All das prägt unseren Schreibstil und niemand von uns kann sagen, wo der noch hinführt. Vielleicht aus der Fantasy hinaus, vielleicht in andere Gebiete von ihr hinein. Vielleicht wieder rückwärts. Wäre das schlimm? Sobald wir auf dem Weg dorthin sind, ist es für uns definitiv nicht schlimm. Und eigentlich ist es auch nicht wichtig. Wir sollten über das schreiben, was uns bewegt. Und jeden Menschen bewegt zu jeder Lebenszeit etwas anderes.
Obwohl ich noch nicht so lange aktiv schreibe, wie so manch anderer hier, bemerke ich auch oft einen Interessenwandel bei mir und bei meinen Projekten. Die meisten dieser Ideen entstanden ganz grob gesagt um mein zehntes Lebensjahr herum. Das waren meist typische High-Fantasy Geschichten mit den "üblichen" Themen. Den größten Teil dieser Geschichten hatte ich aus Filmen und Videospielen zusammengebastelt, die ich eben cool fand. Ich wollte diese Elemente bündeln, einfach weil ich es toll fand, nicht weil ich hochwertige Kunst schaffen wollte.
Glücklicherweise blieb es nicht dabei. Langsam begannen sich diese Geschichten zu verselbststänigen, ich setzte mich mit ihnen auseinander und versuchte die abgekupferten Passagen zu verändern und sie im Sinne meiner Figuren weiterzuentwickeln. Auch das Genre wechselte sich meist dabei, da ich ganz andere Aspekte hinzufügte oder den Plot veränderte. Das Ergebnis war dann ein riesiger Wust aus Geschichten, Figuren, Orten und Abläufen, die nicht mehr so richtig zusammenpassen wollten. Viele dieser neugewonnen Elemente verarbeite ich oft in neuen Projekten.
Das ist dieser typische Reifungsprozess, der ja schon oft angesprochen wurde. Aus leichten Ideen wurden komplexere Gedanken und Geschichten mit einem mehr oder weniger tiefen Sinn. Ein gutes Beispiel bei mir ist meine noch in den Kinderschuhen steckende Antarva-Krimi Reihe. Anfangs war dass ein schöne, eher im High Fantasy Bereich angelegte Geschichte, die sich dann mehr und mehr zum Krimi entwickelte und nach und nach eliminierte ich auch nahezu jeden Fantasy-Aspekt. Es war einfach nur noch ein Krimi in einer anderen, der unseren ähnlichen Welt, eher Science Fiction als Fantasy. Irgendwann stellte ich mir dann die Frage, was ich damit bezwecken möchte. Warum lasse ich die Handlung dann nicht gleich in der realen Welt spielen? Neuerdings steuere ich dagegen und versetze die Geschichte wieder mit Fantasyelementen, alten, die ich ausgebaut hatte, und neue, die sich eben ergeben haben. Eigentlich das Gegenteil dieser Entwicklung.
Aber generell interessiere ich mich mehr für Projekte, die eben mit unserer Welt verbunden sind. Ich habe mal nachgezählt. Von den sieben Ideen, die ich in meinem Notizbüchlein niedergeschrieben haben spielen nur noch zwei in erfundenen Welten, fünf in unserer Welt und vier davon mit phantastischen Elementen. Darin liegt vielleicht auch die Angst, als Fantasy-Autor nicht ernst genommen zu werden, obwohl das ja eigentlich absurd ist. Aber ich fühle mich auch mit den "mehr-phantastischen" Werken verbunden, da das einfach meine literarischen Wurzeln sind, außerdem lese ich solche Geschichten unheimlich gerne und das Basteln an Welten macht mir einen Heidenspaß.
Heute interessiert es mich nicht mehr, was für einem Genre man meinen Geschichten zuordnet. Das überlasse ich anderen. Mir geht es darum Geschichten zu schreiben, die sich mit Themen auseinander setzen die für mich wichtig sind. Danach wähle ich dann meine Umgebung. Ich hoffe auch, dass sie Leser mitreißen, wie mich diese Geschichten mitreisen, aber ich denke, von hochwertiger Kunst sind die trotz allem noch meilenweit entfernt. Das ist mein Standpunkt jetzt, aber wer weiß was die Zukunft bringt.
Schade, dass wir keine repräsentativen Daten zusammenkriegen werden, sonst könnte man jetzt schön gucken, in welcher Altersphase diese Entwicklung stattfindet und ob das auch mit dem Aufstieg und "Fall" von High Fantasy in den Buchhandlungen zusammenfällt, ohne jetzt zu sagen, dass das eine das andere begründet. Das wäre dann wirklich "im Wandel der Zeit".
Aber dass so eine Entwicklung bei vielen stattfindet glaube ich gern, denn ich kann das auch bei mir selbst beobachten. Mittlerweile interessieren mich viel mehr die Auswirkungen von magischen Elementen gerade auf das "normale" Innenleben und die "regulären" zwischenmenschlichen Beziehungen als nur, dass es irgendwo funkelt und glitzert. Dieses Auswirkungsmuster lässt sich zwar immer noch in High Fantasy verpacken von der Welt und den Konflikten her, aber sobald die High Fantasy-Merkmale (Eigene Welt, wenig Erklärung, große Konflikte) in den Hintergrund treten, wird es eigentlich sinnlos, für mich, noch bei ihnen zu bleiben.
Mittlerweile traue ich mir aber auch zu, aus ihnen herauszutreten. Das ist, denke ich, ein weiterer Aspekt, zusätzlich zu der oben genannten Theorie, dass sich das eigene Weltbild erweitert: Wenn man lange im Fantasy-Genre schreibt, sucht man sich oft auch neue Herausforderungen. Das kann dann die Verlagerung in die reale Welt sein und plötzlich schreibt man Urban Fantasy, weil einem die eigene Welt "zu einfach" geworden ist. Das kann auch sein, dass man seine Welt komplexer macht. (Oder neue Stoffe ausprobiert. Oder einen Fantasythriller schreibt. Oder alles umwirft und was komplett anders schreibt. Oder mit den Figurenkonstellationen spielt.)
Ich möchte damit nicht sagen, dass Nicht-Fantasy schwerer ist als (High) Fantasy, aber dass es sich vielleicht für jemanden, der immer Fantasy geschrieben hat, so anfühlen kann. Und wenn dann dazu noch der Faktor kommt, dass man Nicht-(Standard-)Fantasy(-Elemente) gerne behandeln möchte, aber es früher immer zu schwer fand, dann versucht man es im Laufe der Zeit ja vermutlich doch einmal - besonders angeregt durch die schon genannten Erweiterungen im Erfahrungshorizont.
Vielleicht ist es dann aber auch weniger eine Herausforderung als mehr einfach nur eine Veränderung, die man will. Und da wären wir wieder bei den möglichen Einflüssen von außen.
Hallo!
Ich habe früher, als ich so 14 oder 15 war, auch liiieeebend gerne High Fantasy geschrieben (jaa, ich weiß, ich habe bis heute nichts fertig gestellt, aber es geht ja um die Richtung ::) ), weil da einfach alles so ... hm ... großartig war! Ich war auch bei Filmen immer fasziniert von den eindrucksvollen Bildern (man nehme z.B. Herr der Ringe) und solche Bilder waren dann immer in meinem Kopf, wenn ich geschrieben habe.
Aber irgendwie ist das irgendwann weggegangen. Klar, ich mag immer noch eindrucksvolle Bilder und wenn ich eine Szene im Kopf habe, in der sich weite Landschaften erheben oder sich Massen in Bewegung setzen ... toll! Aber inzwischen hat sich mein Verständnis von "eindrucksvoll" auch verändert. Einen bleibenden Eindruck hinterlassen jetzt auch zerlumpte Diebe in schmutzigen Gassen, glühende Augen in der Dunkelheit ... High Fantasy ist nicht mehr zwingend notwendig, um solche Bilder in eine Geschichte zu verpacken. Das heißt nicht, dass man dann automatisch keine High Fantasy mehr schreibt, aber ich finde schon, dass sich manchmal so still und heimlich was verändert, bei mir ist es zumindest so.
Und natürlich spielt auch die fortschreitende Bildung eine Rolle. Dabei spreche ich jetzt nicht von der Bildung durch mein Germanistikstudium, sondern das, was ich über das Schreiben an sich gelernt habe. Und da habe ich einfach festgestellt, dass ich persönlich besser zurechtkomme, wenn ich andere Arten von Fantasy schreibe, weil ich die High Fantasy manchmal einfach zu ausgelutscht finde. Es fällt mir schwer, mir etwas Neues auszudenken, das sich nicht liest wie der Abklatsch von etwas anderem.
Kurz: es ist die Suche nach Individualität, die mich durch die Unterarten der Fantasy jagt, auch wenn ich weiß, dass es inzwischen eigentlich kaum noch möglich ist, etwas ganz und gar Neues zu erfinden.
... Ach ja, und das Philo-Studium hat meine Sinne fürs Philosophische noch ein wenig geschärft und das muss uuuunbedingt mit in die Geschichten. ;D
Liebe Grüße
Jenny
Was mich wirklich irritiert, ist, dass soviele meinen, bei "High Fantasy" wäre nichts neues mehr möglich. Ich finde eigentlich nicht, dass die Themen in der High Fantasy generell ausgelutschter oder eintöniger sind als bei anderen Subgenres. Klar, wenn man jetzt nur die bekanntesten Vertreter hernimmt, vielleicht schon, aber das wiederum trifft auch auf die meisten anderen Spielarten der Fantasy/Phantastik zu.
Zitat von: Jenny am 04. Juli 2011, 18:57:45
... Ach ja, und das Philo-Studium hat meine Sinne fürs Philosophische noch ein wenig geschärft und das muss uuuunbedingt mit in die Geschichten. ;D
Das impliziert jetzt irgendwie, dass Philosophisches in High Fantasy nicht möglich ist. Also wenn du an High Fantasy einfach kein Interesse mehr hast, ist das ja völlig in Ordnung und ganz allein deine Sache, aber ich sehe eigentlich überhaupt keinen Grund, weshalb Philosophisches in High Fantasy im Gegensatz zu anderen Subgenres keine Rolle spielen könnte. ???
Zitat von: Judith am 05. Juli 2011, 10:51:41
Das impliziert jetzt irgendwie, dass Philosophisches in High Fantasy nicht möglich ist. Also wenn du an High Fantasy einfach kein Interesse mehr hast, ist das ja völlig in Ordnung und ganz allein deine Sache, aber ich sehe eigentlich überhaupt keinen Grund, weshalb Philosophisches in High Fantasy im Gegensatz zu anderen Subgenres keine Rolle spielen könnte. ???
Von mir stammt diese Aussage zwar nicht, aber ich glaube nicht das Jenny hiermit ausdrücken wollte, das philosophisches in der High Fantasy nicht möglich ist. Sie schreibt ja, dass es die Suche nach etwas Individuellem ist, das sie durch die Subgenres der Fantasy treibt - da sind doch alle eingeschlossen? High Fantasy ist ja auch ein Subgenre der Fantasy, also denke ich dass sie damit meint, dass ihre Suche nach dem, was sie möchte sich durch alle Subgenres zieht. Und das mit dem Philosophischen ist denke ich so gemeint, dass sie bei sich selbst aufgrund des Philosophie-Studiums eine noch größere Tendenz sieht, philosophische Gedankengänge in ihre Geschichten einzuschreiben- vollkommen unabhängig vom Subgenre.
Also in diesen Sätzen von Jenny kann ich keine "Benachteiligung" der High Fantasy sehen. In anderen natürlich schon, aber dass ist eine andere Frage.
Ich persönlich stimme dir übrigens zu. High Fantasy ist nicht ausgelutscht. Jedenfalls nicht ausgelutschter als die anderen Fantasy- Subgenres. Ich hatte ja bei meinem Text oben geschrieben dass ich sehr viele Subgenres der Fantasy auf den ersten Blick ausgelutscht finde, aber zugeben muss dass das wahrscheinlich vergehen würde, je mehr und je tiefer man sich mit dem entsprechenden Subgenre beschäftigt. Ich denke, dass viele High Fantasy so ausgelutscht empfinden liegt daran, dass die meisten damit angefangen haben. Es wird immer das Genre sein, womit man angefangen hat, was einem irgendwann ausgelutscht erscheint, auch deswegen weil man als Anfänger sich gerne sehr an Klischees hält und denkt *das müsse so sein*. Deswegen laufen eben sehr viele Anfänger-Romane nach Schema-F ab. Zudem wird, wie ich finde das "Schema-F" der High Fantasy auch gerne ganz besonders hervorgehoben. Schade, weil dieses Subgenre ganz sicher noch mehr drauf hat als nur epische Schlachten, ewige Wanderungen und einen großen Bösen der die Welt zerstören will.
Ja, jetzt wo du es schreibst ... Ich hab bei der Aussage herausgelesen "Ich habe mich deshalb von der High Fantasy abgewandt, weil ich mittlerweile gern Philosophisches in meine Geschichten reinbringe". Aber das steht da eigentlich nicht, diese Argumentationskette hab nur ich so hergestellt. Tut mir Leid, Jenny!
Ich denke, dass man High Fantasy aber auch nicht so auf die Klischees reduzieren sollte. Es gibt ja viele Möglichkeiten damit, die Frage ist dann nur, ob das auch ankommt.
Ich merke, das es mir vor allem um Beziehungen zwischen verrschiedenen Figuren, oder Ländern geht, das ist das wichtigste, und nicht die Welt, in der es spielt. Von daher beschränke ich die Welten oft, aber was ich erzähle könnte in vielen Welten spielen. Dann muss man sich aber auch fragen, ob man Fantasy noch braucht. Ich teilweise ja, teilweise ist es der Spaß daran, so viele Freiheiten zu haben, dass man sich die Welt selbst gestalten kann. Ich habe auf jeden Fall Lust mir irgendwann nach den SF-Projekten noch mal ein richtig großes HF-Projekt zu überlegen, und eine eigene Welt zu basteln.
Wandel?
Fantasy ist beständig im Wandel, entsprechend auch die Autoren.
Fantasy ist nichts weiter als eine Projektion der altmodischen Phantasie, die jeder Autor hat, auf eine imaginäre Welt, die jedes Buch bietet, mit einigen märchenhaften, da nicht rational erklärbaren Zutaten- etwas, was es seit Anbeginn der menschlichen Geschichte gibt.
Wellenförmig neigt der Publikumsgeschmack mal zu mehr, mal zu weniger phantastischen Elementen, und wellenförmig bedienen auch die Autoren genau diesen Publikumsgeschmack.
Ich beobachte, dass ich selbst eher mehr als weniger Fantasy lese, und zwar querbeet (auch Urban Fantasy). Für mich ist seit einiger Zeit eher ein Kriterium, ob die Story auch Humor enthält (darf auch rabenschwarz sein), mit Humor nehme ich alles, Fantasy oder nicht.
Entsprechend ist das ein Element, das ich auch vermehrt in meine eigenen Geschichten einbaue.
Ich denke, jeder Autor entwickelt sich weiter, und die Richtung ist nun mal eher chaotisch als gradlinig. Anderenfalls wären wir berechenbare Roboter.
Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 20:14:55Vor allem aber habe ich über mein Biologiestudium gelernt, dass unsere eigene Welt, unsere Realität, so viele unglaubliche und spannende Facetten hat, dass es mir wie unnötige Mühe vorkommt, eine ganz neue Welt zu erfinden, um meine Fantasie dort auszutoben. Ich war ja schon immer grundsätzlich faul - also suche ich mir lieber auf der Basis von unserer Realität einen Weg, meine Ideen dort einzubinden.
Sehr schön gesagt, Grey. Das geht mir genauso! Ich persönlich habe mich ja nie der High Fantasy verschrieben gefühlt (bei mir ging es von Anfang an immer eher in eine urbane Richtung, auch wenn ich den Begriff der Urban Fantasy damals natürlich noch nicht kannte), deshalb ist "der Wandel der Zeit" bei mir kaum bis gar nicht vorhanden. Ich habe stets darauf gesetzt mir in meiner Welt Dinge zu suchen, die ich unerklärlich und faszinierend fand und dann versucht diese mit Fantasie und Leben zu füllen. Und das mache ich nach wie vor. Es ist sicherlich auch mal spannend sich eine komplett neue Welt auszudenken. Im Fall meiner
Welteninsel trifft das aber inzwischen auch nicht mehr zu, obwohl es zunächst genau so anfing. Ich finde es viel spannender und geheimnisvoller fantastische Elemente in die wirkliche Welt einzubinden, als eine komplett neue, eigene zu erfinden. Im besten Fall, siehe Tolkien, kann das ein genialer Geniestreich sein. Ich schlechtesten Fall eine bemühte und gezwungene unfreiwillige Farce.
Okay, aber ich glaube ich weiche vom Thema ab. Jedenfalls finde ich es nur natürlich, dass ein Autor sich in die eine oder die andere Richtung weiterentwickelt. Das ist doch was völlig normales. Schwerpunkte verlagern sich, genauso wie Interessen und Vorlieben. Das gehört einfach zur Entwicklung dazu.
Natürlich gibt es durchaus auch Autoren, die - einmal in einem bestimmten Genre angekommen und heimisch geworden - diesem verhaftet bleiben und dann zum Beispiel nur noch Romantasy schreiben, auch weil es funktioniert. Aber selbst diese Autoren haben mit ziemlicher Sicherheit in den meisten Fällen vorher ebenfalls eine gewisse Entwicklung durchgemacht, um dahin zu kommen, wo sie sich dann befinden. Vielleicht, weil andere Themen weniger gut funktioniert haben als andere oder weil sie Thematiken für sich entdeckten, mit denen sie mehr anfangen konnten oder in denen sie sich wohler fühlten. Das ist mitunter sicherlich auch von gewissen Trends abhängig. Warum spielt ja auch eigentlich keine Rolle. Aber ich finde, dass gerade das das Spannende an der ganzen Sache ist: dass man nie wissen kann in welche Richtung es auf lange Sicht geht, dass man nie sagen kann wo man in ein paar Jahren steht.
Vielleicht ist es tatsächlich so, dass einige von uns in nicht allzu ferner Zukunft der Fantasy den Rücken zukehren und beschließen sich in anderen Feldern auszutoben. Das ist ja auch gar nicht schlimm! Die Möglichkeit zurückzukehren besteht jederzeit. Und ich für meinen Teil kann mir durchaus vorstellen auch mal was nicht fantastisches zu schreiben, wenn ich da Lust drauf habe. Aber im Moment bin ich mit meinem
Nixensommer beschäftigt und mit
Ebenensang und die haben beide eindeutig fantastische Elemente.
Aber Ideen habe ich genug, also wer weiß? Vielleicht habe ich auch irgendwann mal Lust auf einen richtig harten Thriller oder einen total schmalztriefenden Liebesroman. ::)
Wir werden sehen... :psssst: ;)
@ Judith u. Valaé: In der Tat meinte ich nicht, dass Philosophisches in High Fantasy nicht rein passt, ganz im Gegenteil habe ich das auch schon gemacht. Vielleicht habe ich es unglücklich oder an der falschen Stelle ausgedrückt. Ich meinte, dass es einfach eine Veränderung meines Stils ist, dass die Philosophie in meinen Geschichten jetzt eine stärkere Rolle spielt als vorher.
Ich wollte die High Fantasy auch auf keinen Fall herabstufen! Ich mag sie immer noch sehr gerne und natürlich wird es auch in den anderen Genres immer schwieriger, was neues zu machen. Es ist nur so, dass ich persönlich mich in der High Fantasy am schwersten tue, mich von bereits bekannten Mustern zu lösen. Ich sage nicht, dass es nicht geht, aber ich persönlich kriege es (noch?) nicht so gut hin und da verändere ich meine Gewohnheiten lieber zugunsten der Qualität ... hoffentlich. ;D
Was haltet Ihr von Begriffsbildungen wie Slipstream und Weird Fiction, deren Bestreben es ist, sich von den Genredefinitionen der modernen Fantastik abzusetzen (bedeutender Vertreter z.B. China Miéville)?
Ist es sinnvolle Distinktion von der herkömmlichen fantastischen Literatur und damit eine Befreiung von ihren Konventionen, oder zerplittert es einen ohnehin unübersichtlichen Markt zur Unkenntlichkeit?
Zitat von: Schommes am 08. Juli 2011, 18:22:23Was haltet Ihr von Begriffsbildungen wie Slipstream und Weird Fiction, deren Bestreben es ist, sich von den Genredefinitionen der modernen Fantastik abzusetzen (bedeutender Vertreter z.B. China Miéville)?
Ist es sinnvolle Distinktion von der herkömmlichen fantastischen Literatur und damit eine Befreiung von ihren Konventionen, oder zerplittert es einen ohnehin unübersichtlichen Markt zur Unkenntlichkeit?
Ich weiß nicht. Ich fand die immer ganz nützlich, um ein Werk schnell einordnen zu können. Ich habe die allerdings auch nie als eigenes Subgenre wahrgenommen, sondern eher als "Stilrichtungen" innerhalb des Genres, bzw. als "lose Autorengruppe" mit speziellem gemeinsamen Feeling, aber auch mit Unterschieden, so dass die man die Werke gleichzeitig auch noch mit konventionelleren Labels versehen kann.
Ich denke auch nicht, dass die Begriffe sich in der Bedeutung halten werden. Sie benennen eine Modewelle und leben so lange, wie die Werke, die sie prägen, noch als neu und abgrenzungswürdig empfunden werden. So kurzlebige Begriffe kommen immer wieder auf. Manche etablieren sich als Subgenres, die meisten verschwinden einfach wieder oder tauchen dann und wann mal bei literaturhistorischen Betrachtungen wieder auf - und so lange sie (oder die Sache, die sie bezeichnen) hip und neu sind und viel Gesprächsbedarf darüber besteht, ist es einfach nett, ein Wort dafür zu haben.
Nach meinem Empfinden also Begriffsbildungen für das Gespräch unter Nerds und Fachleuten, aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. ;D Sprich: Vermarkten würde ich darunter nichts, weil eher Special Interest, da muss mindestens noch ein richtiges Label auf die Bücher. Und so betrachtet würde ich sagen, dass man die Begriffe wohl nicht zu bedeutsam sehen sollte, aber schaden tun sie auch nicht.
Trefflich analysiert. Macht mich aber ein bisschen traurig. Ich stoße mit meinen Buchprojekten bei Verlagen und Lesern immer wieder auf Abgrenzungsschwierigkeiten und Missverständnisse. Mein erstes Projekt wurde abgelehnt, weil es zu viel SF für die Belletristik und zuviel Belletristik für die SF war. Dann kam die Dystopienwelle und auf einmal gab es Slots, weil das was ich schrieb zufälllig da rein passt (bis mein Agent damit kam, kannte ich den Begriff noch gar nicht). Gestern schrieb eine Bloggerin, der ich ein Rezensionsexemplar von "Asylon" unter der Bezeichnung "dystopische Fantasy" angeboten hatte, ob es sich denn um "echte" Fantasy handele? Piper hat mein Buch als "Dark Future" beworben!??? Ich bin selbst der erste der sagen würde, das man Genreschubladen braucht um Bücher zu verkaufen. Leider stoße ich selbst immer wieder an deren Grenzen und sehne mich daher nach einem guten Label für Literatur mit nichtrealen Element ohne Elfen, Vampis oder Aliens. Wird wohl ein Traum bleiben.
Zitat von: Schommes am 09. Juli 2011, 10:53:24Leider stoße ich selbst immer wieder an deren Grenzen und sehne mich daher nach einem guten Label für Literatur mit nichtrealen Element ohne Elfen, Vampis oder Aliens. Wird wohl ein Traum bleiben.
Ich persönlich habe für mich ja den Begriff der "kontrafaktischen Literatur" adoptiert. ;D Noch so ein kleiner Modebegriff, der sich nicht durchgesetzt hat. In manchen Kreisen wird er wohl mehr oder minder synonym zur "Alternate History" gebraucht, aber nicht so einheitlich, dass man ihn als belegt kennzeichnen müsste.
Ich bin darauf in einer Novelle gestoßen, in der ein Autor "Kontrafaktische Literatur" geschrieben hat, was in dieser Parallelwelt wohl so etwas wie die dortige SF war. Und seither habe ich das Wort übernommen, weil sich darunter einfach hervorragend alles zusammenfassen lässt, was ich schreibe, über die marktgängigen Schubladen hinweg. Wenn man also das passende Label nicht geboten bekommt, muss man sich selbst eines nehmen ;)
Wie es dann bei Verlagen aussieht, ist wiederum ein anderer Punkt. Oft ist es so, dass man ein Buch in mehrere Schubladen tun könnte, oder dass es in keine so richtig passt. Das muss kein Grund sein, es nicht zu nehmen. Wenn es genommen wird, kommt es einfach in die Schublade, die am besten läuft (da habe ich schon einige skurrile Anekdoten zu erlebt, die recht gut illustrieren, wie willkürlich das werden kann).
Umgekehrt kann es einem bei Romanen, die mehrere Elemente aus unterschiedlichen "Schubladen" aufweisen, genauso gut passieren, dass die Verlage von allen Möglichkeiten genau die sehen, die gerade nicht läuft - und das Buch deswegen ablehnen. Über so einen Tunnelblick habe ich mich schon öfter geärgert. Aber es muss einen nicht daran hindern, es trotzdem zu versuchen, denn es kann halt genauso gut passieren, dass ein anderer Lektor einen anderen Schwerpunkt sieht und es dann halt in eine freie Schublade schiebt. Und man kann die Flexibilität eines Werkes auch positiv nutzen, indem man selbst halt per Exposee schon ein gut laufendes Label vorgibt und die Aufmerksamkeit auf die richtigen Teile des Werkes lenkt.
Mieville hat sein Publikum ja auch gefunden, obwohl es, als er neu herauskam, keine Marketing-Schublade gab, die so recht auf ihn passte. Auch wenn man so vielleicht schwerer ein Massenpublikum erreicht, als wenn man sehr treu und geradlinig einem populären (Sub-)genremuster folgt.
Zitat von: Lomax am 09. Juli 2011, 11:18:52
Ich persönlich habe für mich ja den Begriff der "kontrafaktischen Literatur" adoptiert. ;D Noch so ein kleiner Modebegriff, der sich nicht durchgesetzt hat. In manchen Kreisen wird er wohl mehr oder minder synonym zur "Alternate History" gebraucht, aber nicht so einheitlich, dass man ihn als belegt kennzeichnen müsste.
"Kontrafaktische Literatur" ist schön, aber wird es definitiv nie zur Regalbezeichnung bei Hugendubel in Karstadt am Hermannplatz bringen ;)
"Alternate History" klingt verdächtig nach Steampunk, finde ich.
Zitat von: Lomax am 09. Juli 2011, 11:18:52
Wie es dann bei Verlagen aussieht, ist wiederum ein anderer Punkt. Oft ist es so, dass man ein Buch in mehrere Schubladen tun könnte, oder dass es in keine so richtig passt. Das muss kein Grund sein, es nicht zu nehmen. Wenn es genommen wird, kommt es einfach in die Schublade, die am besten läuft (da habe ich schon einige skurrile Anekdoten zu erlebt, die recht gut illustrieren, wie willkürlich das werden kann).
Umgekehrt kann es einem bei Romanen, die mehrere Elemente aus unterschiedlichen "Schubladen" aufweisen, genauso gut passieren, dass die Verlage von allen Möglichkeiten genau die sehen, die gerade nicht läuft - und das Buch deswegen ablehnen. Über so einen Tunnelblick habe ich mich schon öfter geärgert.
Tja, bei mir war es im Erstversuch bei mehreren Verlagen leider die letzte Variante.
Zitat von: Lomax am 09. Juli 2011, 11:18:52
Ich persönlich habe für mich ja den Begriff der "kontrafaktischen Literatur" adoptiert. ;D Noch so ein kleiner Modebegriff, der sich nicht durchgesetzt hat. In manchen Kreisen wird er wohl mehr oder Und man kann die Flexibilität eines Werkes auch positiv nutzen, indem man selbst halt per Exposee schon ein gut laufendes Label vorgibt und die Aufmerksamkeit auf die richtigen Teile des Werkes lenkt.
Das ist doch mal eine schöne Botschaft an die schreibende Allgemeinheit da draußen. Pimp your literary genre. ;)
Zitat von: Schommes am 09. Juli 2011, 11:43:01"Alternate History" klingt verdächtig nach Steampunk, finde ich.
Ich fürchte, Steampunk ist schon wieder zu abgedreht für dieses Subgenre. Das sind eher Bücher, bei denen das "Fantastische" sich auf eine Prämisse beschränkt ("Was, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?", "Was, wenn das römische Reich nicht untergegangen wäre", um mal zwei beliebte Settings zu nennen), und von da ausgehend wird dann eine Romanhandlung erzählt, die munter über die resultierende historische Entwicklung spekuliert und versucht, aus der jeweiligen Vorgabe was rauszuholen, die aber ansonsten möglichst wirklich bleibt.
Steampunk lebt ja von Technik, die den Aspekt der praktischen und ökonomischen Umsetzbarkeit ziemlich vernachlässigt ... Das wäre für Alternate History wohl schon etwas viel.
Zitat von: Schommes am 09. Juli 2011, 11:43:01Tja, bei mir war es im Erstversuch bei mehreren Verlagen leider die letzte Variante.
Es ist in der Praxis meistens die letzte Variante - ich habe allerdings meine Zweifel, ob man daraus schließen kann, dass solche "nicht genreeindeutigen Werke" es wirklich schwerer haben. Dann wenn man nicht als Autor einen festen Programmplatz hat, den es nur zu füllen gilt, oder so bekannt ist, über den Namen zu verkaufen, dann werden nun mal die meisten vorgeschlagenen Projekte abgelehnt. Selbst dann, wenn sie passen. Die Frage ist also, wenn man grenzgängige Werke anbietet und die meistens abgelehnt werden, ob das wirklich an der Genrezuordnung lag, oder ob man nicht einfach noch in der statistisch normalen Quote liegt und andere, eindeutigere Angebote nicht einfach aus anderen Gründen mit derselben Wahrscheinlichkeit letztlich abgelehnt worden wären ...
Wie gesagt, ich bin mir da nicht sicher. Einerseits hört man eine Menge von Werken, die wegen ungünstiger Genreeinstufung abgelehnt werden; andererseits kommen auch genug Bücher durch, die nicht 100% "labelrein" sind. Wer weiß schon, wie da die Quote verglichen mit anderen Ablehnungsgründen ist.
Bei mir hat es sich bisher eigentlich eher andersrum entwickelt. Von ganz normalen Alltagskurzgeschichten bin ich zur Fantasy gekommen und bin eigentlich sogar fleißig dabei mich der High Fantasy zu widmen. Klar Urban Fantasy und ähnliche modernere Schienen finden sich auch bei mir wieder. Ich werde allerdings nicht wirklich vom Trend beeinflusst, sondern eher von den Geschichten selbst. Es kommt drauf an, wo sie hineinpassen. Ich bezweifle sehr stark, dass ich irgendwann bei Thrillern oder Frauenromanen lande, denn das passt einfach nicht zu mir.
Für mich ist auch wichtiger ein Buch zu schreiben, weil es mir Spaß macht und gefällt, daher wäre es nicht allzu schlimm, wenn kein Verlag es annimmt, weil es nicht wirklich in eine Schublade passt. Trotzdem wäre es schon schade, besonders da Mischgenres auch immer eine nette Abwechslung sind.
Ich entwickle mich immer weiter. Menschen lernen nie aus und ich für meinen Teil möchte in keiner Weise stagnieren. Weder im allgemeinen Leben noch beim Schreiben. Früher habe ich mich nur mit der Phantastik befasst. Mittlerweile gehört die Historik fest zu meiner kreativen Seite. Doch auch hier ist ein Hauch von Fantasie meistens dabei. Auch bei geschichtlichen Texten. Ich denke nicht, dass ich mich je ganz der Phantastik abwenden werde, aber bestimmte Genre gänzlich ausklammern? Nein, da traue ich mir dann selbst nicht über den Weg. Ich bin beim Schreiben ab und an sehr spontan und neugierig auf Neues. Wer weiß, vielleicht schreibe ich irgendwann eine Lovestory? Die Welt der Literatur und des Schreibens ist so spannend, da wäre es doch schade, wenn man sich konsequent nur einer Welt hingibt.
@ Drachenfeder
Deine Meinung erinnert mich sehr an mein Vorhaben. Im Moment bin ich persönlich sehr der High-Fantasy verschrieben, würde aber gerne auch mal etwas vollkommen anderes schreiben, auch wenn ich weiß, dass ich mit Fantasy persönlich am Besten umgehen kann.
Den eigenen Horizont zu erweitern. Ich denke, dass darf man nie vergessen, nie aus den Augen lassen und sich am Besten jeden Tag sich selbst sagen, was man verbessern, verändern will.
Bei mir ist es genau umgekehrt, ich habe einige Thriller-Prämissen notiert, aber ich komme nicht von der Fantasy weg. :D In den letzten Jahren habe ich häufig gesellschaftliche/kulturelle/ethische Probleme aufgegriffen (mein Lieblings-Betaleser meint, ich neige in Kurzgeschichten dazu, den Sub-Text zu sehr anzureichern).
Eine Freundin verlinkte mir vor ein paar Monaten eine Seite, auf der "Social Fantasy" erklärt wird und meinte ganz aufgeregt, jetzt könne sie endlich mein Genre fassen.
Ähems - nein - so hätte ich mich jetzt niemals eingeordnet, sondern da Werke reingesteckt, die wirklich darauf abzielen. Bei mir solche Dinge nie Zentrum, sondern Teil einer (weiteren) Ebene...
Was ich sehr faszinierend finde, aber vermutlich niemals schreiben werde, ist ein "phantastischer Historienroman", so kann man vllt am ehesten Werke fassen, in denen Wunder oder Magie eine Rolle spielen. Da denke ich an "Der Herr der zwei Länder" von Judith Tarr, die Bücher von Judith Merkle Riley oder Sylvian Hamilton...
Naja, man soll niemals nie sagen. Habe ja auch kürzlich eine Romantic Fantasy KG geschrieben.
Als nächstes ein (High) Fantasy Krimi, ich hab mich trotz 15 Jahre Ideen noch nicht ausgetobt. Dabei hab ich tote Projekte immer aufgegeben und mit mehr handwerklichem Geschick etwas Neues angefangen, alle alten und zukünftigen Plots eingerechnet bin ich sicher bei einem Dutzend Ideen...
Zitat von: Fianna am 23. Oktober 2012, 01:20:13
Naja, man soll niemals nie sagen.
Stimmt auch wieder. Klar kann es sein, dass man jetzt sagt: Hey ich schreibe das und das nie - und 10 Jahre später hat man es dann doch getan, aber ich denke das kommt auch darauf an, was für Ideen man hat. Ich würde es jetzt nicht gerade erzwingen alles einmal zu probieren, aber natürlich auch nicht davon absehen. Ich denke nur, dass man nicht einfach etwas in Angriff nehmen kann, was einem vielleicht gar nicht richtig liegt. Es gibt zwar immer verschieden Facetten eines Genres, aber wenn einem alles daran nicht liegt, dann wäre es unsinnig es auszuprobieren. Ich glaube nicht, dass man wirklich jedes Genre schreiben kann, aber ein paar schon. Zu ersteren Menschen gehören eher die wenigsten und ich denke, unter solch einer Vielfältigkeit könnten auch die Bücher leiden.
Hab mir diesen Thread heute früh mal angesehen und wollte noch von mir erzählen.
Ich schreibe seit ca. 15 Jahren Fantasy, und an sich hat sich bei mir nicht viel geändert. Ich schreibe eigentlich Geschichten über unsere Welt, aber sie spielen in einer anderen Welt. Genauso schreibe ich über ernsthafte Probleme, die Leute in unserer Welt haben, aber auch diese Probleme lasse ich andere Leute in einer anderen Welt haben. Ich mache so eine Art Transfer, oder besser der Leser soll bei meinen Geschichten einen Transfer machen. Das macht mir beim Schreiben Spaß. "Typische" High Fantasy mit Elfen, Orks und dem Kämpfen gegen das Böse mochte ich nie besonders, obwohl ich mich damit sehr intensiv auseinander gesetzt habe. ;)
In Fantasy hat man die Möglichkeit, Probleme aus unserer Welt in sehr anschaulichen, krassen Bildern, Figuren und Wesen darzustellen, und dasselbe gilt für Dinge, die normalerweise verborgen in den Köpfen oder Herzen der Menschen vorgehen. Wenn sich bei meiner Schreiberei im Lauf der Zeit etwas verändert hat, dann das: Ich verwende solche Bilder bewusster.
Wenn die Definition von High Fantasy ist, dass sie in einer selbst erfundenen Welt spielt (das ist die Definition, die man mir zuletzt mal genannt hat), schreibe ich nur High Fantasy, und das wird voraussichtlich auch noch eine Weile so bleiben. Ich persönlich sehe die Sachen aber nicht als High Fantasy an, weil sie häufig mit relativ wenig Magie auskommen und ziemlich bodenständig sind. Seit einigen Jahren schreibe ich ja Fantasy in einer pseudo-antiken Welt, und einige Romane haben überhaupt nichts von Fantasy an sich, abgesehen davon, dass sie eben in einer fiktiven Welt und Gesellschaft spielen. Magie finde ich aber trotzdem noch sehr spannend und freue mich schon wieder auf meinen nächsten magischen Roman. ;)
Aber wie gesagt: Eigentlich handeln all meine Geschichten von unserer Welt. Früher habe ich das einfach nur nicht erkannt, heute gehe ich bewusst damit um.
Fantasy ist für mich daher überhaupt nicht ausgelutscht, sondern so vielfältig wie die Menschen und diese Welt. ;)
Mal etwas anderes zu schreiben, könnte ich mir aber trotzdem vorstellen.