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Handwerkliches => Auskunft und Recherchen => Autoren helfen Autoren => Archiv: Auskunft und Recherchen => Thema gestartet von: Geli am 24. September 2009, 11:58:08

Titel: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 24. September 2009, 11:58:08
Liebe Pferdebesitzer, Pferdefreunde, Wissende,

wann, d.h.  ab welchem Zeitpunkt nach der Geburt, bzw. nach welchen Gesichtspunkten wird ein Pferd mit einem Brandzeichen versehen?
Kriegen alle Pferde welche? Oder welche grundsätzlich nicht?

Hintergrund meiner Frage ist, dass ich mir einen Protagonisten ausgedacht habe, der absolut kein Pferd mit Brandzeichen besitzen will, aber trotzdem ein hochwertiges "Sportgerät" haben möchte.
Ach ja - der Mann reitet eher im Gelände, also nicht etwa Dressur.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Angelus Noctis am 24. September 2009, 12:39:34
Hallo Geli!

Ich habe gerade mal meinen Mann (den Pferdeexperten) befragt. Hier ist, was er sagte:

Wenn überhaupt, wird ein Pferd erst etwa ab dem dritten Lebensjahr gebrandzeichnet. Es muss dafür schon so gut wie ausgewachsen sein, damit sich das Zeichen nicht durchs Wachstum verzieht.
Ob man ein Pferd per Brandzeichen markieren lässt, ist die Entscheidung des Besitzers. Der Züchter wird also seine Pferde nicht kennzeichnen.
In Deutschland ist das Brandzeichen mittlerweile eigentlich völlig aus der Mode gekommen (evtl. sogar verboten - das weiß ich nicht genau); die Pferde werden in aller Regel tätowiert (im Normalfall befindet sich die Tätowierung im Ohr). In Amiland ist die Methode des Tierquälens - Brandzeichnen - allerdings noch gang und gäbe.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.

Viele Grüße!
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Sprotte am 24. September 2009, 13:04:30
Nur ein Rassepferd mit Ahnennachweis und rassetypischem Exterieur wird gebrannt (wenn überhaupt).
Normalerweise wird das mit 1/2 bis 1 Jahr gemacht, nachdem das Fohlen bei Fohlenschau neben der Mutter und später alleine vorgeführt wurde und von Richtern als Rassevertreter akzeptiert wurde.
Meine Freundin erwarb ein 13monatiges Fjordpferd. Noch nicht gebrannt. Das Pony war auf Fohlenschau mit der Mutter, die Stutenbesitzerin hatte sie aber noch nicht brennen lassen, sondern Fohlenbegleitpapiere mitgegeben.

Jeder Mix oder wild gezogenes Fohlen bekommt normalerweise keinen Rassebrand. Einige Tiere mit halben Papieren (Vater gekörter Hengst, Mutter ohne Abstammung) können einen Kontrollbrand bekommen (also reinen Nummernbrand). Auch Rassetiere mit optischen Mängeln erhalten mitunter nur einen halben oder Kontrollbrand (zu klein, nicht als Zuchtstute eingetragen wegen Mängeln, bei Trakhenern wird dann z.B. nur die halbe Geweihschaufel gebrannt).

Meine beiden vorhandenen Pferde sind wilde Mischmaschs, beide ohne jeglichen Brand, nur mit Chip unsichtbar markiert. Mein 37jähriger Holsteiner hatte sowohl Rasse- als auch Nummernbrand auf dem Oberschenkel
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Mrs.Finster am 24. September 2009, 17:14:56
Sprotte hat das schon gut erklärt. Hast du ein Pferd vom Züchter wird es in aller Regel mit einem halben Jahr gebrannt, nämlich dann wenn es von der Mutterstute getrennt wird. Also ich kann nicht bestätigen, das das Brennen aus der Mode ist. Der Chip ist leider eher noch eine Rarität. Mein Youngster der jetzt 2 1/2 ist, hat einen ganz normalen Brand. In Frankreich ist es z.B. Gang und Gebe Pferde zu chippen. Eine Tätowierung im Ohr ist mir hingegen neu  ???

Die Regel ist Papiere= Brandzeichen oder Chip. Ein Pferd ohne Papiere ist in der "oberen Liga" salopp gesagt nichts wert. Mit einem Pferd, dass keine Papiere besitzt, kann man auch nicht züchten. Natürlich gibt es auch super Pferde ohne Papiere, aber die sind deutlich weniger wert, gehst du vom Geld aus...

Ziemlich hartes Geschäft. Es wird viel Wert auf die Abstammung gelegt und Pferde sind im Sport meist nicht mehr als "Sportgeräte" wie du es so schön sagst...Dennoch:  Auf Papieren kann man nicht reiten. Was nützt dir eine super Abstammung, wenn das Pferd nicht zu dir passt?
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 24. September 2009, 17:45:24
Zitat von: Angelus Noctis am 24. September 2009, 12:39:34
Hallo Geli!

Ich habe gerade mal meinen Mann (den Pferdeexperten) befragt. Hier ist, was er sagte:

Wenn überhaupt, wird ein Pferd erst etwa ab dem dritten Lebensjahr gebrandzeichnet. Es muss dafür schon so gut wie ausgewachsen sein, damit sich das Zeichen nicht durchs Wachstum verzieht.
Ob man ein Pferd per Brandzeichen markieren lässt, ist die Entscheidung des Besitzers. Der Züchter wird also seine Pferde nicht kennzeichnen.
In Deutschland ist das Brandzeichen mittlerweile eigentlich völlig aus der Mode gekommen (evtl. sogar verboten - das weiß ich nicht genau); die Pferde werden in aller Regel tätowiert (im Normalfall befindet sich die Tätowierung im Ohr). In Amiland ist die Methode des Tierquälens - Brandzeichnen - allerdings noch gang und gäbe.

Das ist mit Verlaub gesagt völliger Quatsch.
Jedes Rassepferd wurde bis zu diesem Jahr in Deutschland bereits als Fohlen im Alter von bis zu maximal einem halben Jahr gebrannt. Durch Wachstum verziehen tut sich da gar nix. Die Nummernbrände meiner ausgewachsenen Zuchtpferde sind jedenfalls alle noch lesbar. Seit Mitte diesen Jahres ist aufgurnd einer EU-Verordnung das Chippen zur Kennzeichnung obligatorisch. das Brennen soll abgeschafft werden. die Zuchtverbände kämpfen aber noch darum, dass das Brennen als "Markenzeichen" erhalten bleiben kann.
Das Brennen (so heißt der Fachbegriff korrekt - nicht brandzeichnen) als Tierquälerei zu verunglimpfen, ist hochgradig überzogen. Meine Fohlen habens bisher alle ohne bleibende Schäden für Psyche und Physis überstanden.
Tätowieren im Ohr gibts bei Pferden gar nicht. In Holland war ne Zeitlang das tätowieren der Zunge Usus. Die steigen jetzt EU-induziert allerdings auch auf chippen um.

Bis vor ca. 15 Jahren gabs auch noch zusätzlich zum Fohlenbrand auf dem Hinterschenkel den Halsbrand für eingetragene Zuchtstuten. Der ist aber schon länger aus der Mode.

Dein Prota braucht nur ein paar Jahre zu warten. Dann wird die Mehrheit der Rassepferde nicht mehr gebrannt sein. Oder er hat ein z. B. holländisches Importpferd, dann s. o.
Grüße von felis, die deutsche Reitponys züchtet  ;)

P. S. Ein reiner Geländetreiter, der "ein hochwertiges Sportgerät" haben will, ist beinahe ein Widerspruch in sich. Die Leute mit dem Selbstverständnis "Nur-Geländereiter" die ich kenne, haben in der Regel keine teueren Pferde.
Es gibt nebenbei bemerkt auch noch andere Möglichhkeiten als Dressur oder Gelände.
Männer sind gerade in diesen beiden Sparten eher selten anzutreffen.
Wahrscheinlicher wäre ein Springreiter, dann höchstwahrscheinlich auf Rasse-Warmblutpfferd, oder ein Westernreiter. Letzterer könnte durchaus viel Geld für ein Original-amaerikanisches Quarterhorse o. ä. ausgegeben haben, das mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit nicht gebrannt ist. Die meisten amerikanischen Züchter machen da gar nixn. Brennen ist in den USA schon lange nicht mehr flächendeckend verbreitet. Mein vor 20 Jahren gekauftes original kanadisches Morgan Horse war danmals schon über Blood-typing registriert und nicht mit einem Brandzeichen versehen.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Tenryu am 24. September 2009, 20:40:14
Früher waren Brandzeichen vor allem zur Eigentümerkennzeichnung notwendig, weil Pferde in der Regel nicht in Ställen, sondern in Herden auf Weideland gehalten wurden. Vor allem in den großen nordamerikanischen Prärien haben sich die Herden verschiedener Besitzer vermischt, und mußten dann meist im Frühjar, wenn die Fohlen geboren wurden, wieder auseinandersortiert werden. Bei der Gelegenheit bekamen die Fohlen auch ihr Zeichen und die guten Exemplare wurden für den Verkauf rausgesucht.

Brandzeichen waren einfach und billig und relativ fälschungssicher. Militärpferde bekamen alle ein Bradzeichen.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 25. September 2009, 08:39:16
Vielen herzlichen Dank für die vielen Optionen, die ich von Euch eröffnet bekomme.

Damit ihr wisst, wohin der Hase läuft in meinem Roman:
"mein" Reiter braucht ein Pferd, mit dem er ein mittelalterliches Turnier reiten kann (Tjost).
Ich nehme an - ihr habt gemerkt, ich bin totaler Laie, dass er mit einen Westernpferd
klar käme. Wenn US-Pferde gechipt werden, klingt das für mich ideal.
Leisten kann sich mein Prota den Import locker.

Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Artemis am 25. September 2009, 08:49:49
Zitat von: Geli am 25. September 2009, 08:39:16
"mein" Reiter braucht ein Pferd, mit dem er ein mittelalterliches Turnier reiten kann (Tjost).
Ich nehme an - ihr habt gemerkt, ich bin totaler Laie, dass er mit einen Westernpferd
klar käme. Wenn US-Pferde gechipt werden, klingt das für mich ideal.
Leisten kann sich mein Prota den Import locker.

Du willst den Prota mit einem Westernpferd tjosten lassen? In voller Rüstung? Aua ...
Normalerweise waren die Pferde der tjostenden Ritter so stark gebaut, dass sie den Mann samt Rüstung gut tragen konnten. Und wenn ich mir da ein kleines Quarterhorse mit seinen 1,50 m Stockmaß angucke ... na, ich weiß ja nicht O.o Die Westernpferde wurden ja nicht als Gewichtsträger gezüchtet, sondern als clevere, flinke und muskulös-untersetzte Arbeitstiere, die mitdenken und auch mal rasante Manöver machen können.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Luciel am 25. September 2009, 08:50:43
....wollt ich auch gerade schreiben, Artemis war schneller ...

Die typischen Westernpferde habe ich eher klein und wendig im Gedächtnis. Beim Tjosten würde ich mir eher ein großes Pferd vorstellen, wie die Ritterpferde von früher. Ein Shire-Horse z.B. Ich gehe mal davon aus, dass die auch in den USA gezüchtet werden. Die meisten Zuchtrassen sind ja nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 25. September 2009, 11:36:25
Entschuldigung!

Westernpferd ist absolut nicht Bedingung. Ich dachte ursprünglich einfach an ein Warmblut.
Zumindest sehe ich bei meinen gelegentlichen Besuchen von Ritterturnieren Darsteller solche Tiere reiten.
Dabei gerne der "Gute Ritter" einen Schimmel.
<räusper> zum Gewicht der Rüstung: kann natürlich sein, dass mir da jemand einen Bären aufbinden wollte, aber gerüchteweise habe ich gehört, dass heutige Ritterdarsteller keine Eisenrüstungen mehr tragen, sondern Hightech, vergleichball zu Baseball-Protektoren. Da noch ein grellbuntes Überkleider drüber - Mann wie Pferd - und merkt das Publikum das Fake nicht.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Luciel am 25. September 2009, 13:11:49
Das stimmt natürlich ... bei den heutigen Ritterspielen reiten die "Ritter" das, was sie so grad zur Hand haben. Vom Pony bis zum teuren Warmblut kann man da so ziemlich alles sehen.
Bei einem Roman würde ich mir allerdings die Freiheit nehmen und meinem Prota die Wertschätzung und die Mittel für einen stilechten Auftritt zu geben. Auch wenn die Rüstung heutzutage leichter ist, muss man das ja nicht gleich am Pferd ablesen können.

Ein paar Infos zu den Shire Horses (ich finde die ja sowas von klasse)

"Die Rasse geht auf die sogenannten "Great Horses" zurück, welche im Mittelalter in Britannien als Ritterpferde gezüchtet wurden. Diese Pferde mussten den Ritter in voller Rüstung tragen und trotzdem noch relativ schnell und wendig sein."

Fotos:

http://www.nurturalhorse.com/images/Shire-Horse.jpg

http://lizditz.typepad.com/photos/uncategorized/crackertallesthorse.jpg

http://tuesdayshorse.files.wordpress.com/2008/03/noddy.jpg

http://www.cyberhorse.net.au/tve/photos/20080930equitanabreeders/noddy4.jpg

http://anhso.net/data/6/olympus/501683/ShireHorsesirenulli675157.jpg

Die muss man doch einfach haben, oder??
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Artemis am 25. September 2009, 14:39:05
Zitat von: Luciel am 25. September 2009, 13:11:49
http://lizditz.typepad.com/photos/uncategorized/crackertallesthorse.jpg

Wuaaa ...
*Hüh schnapp und wegreit*

Na ja, ich mag die Tierchen lieber eine Konfektionsgröße kleiner, und dann schimpfen die sich Tinker  ;)
Trotz allem wunderschöne Tiere, gerade wenn sie als Streitross ausstaffiert sind. Wenn man vor einem Shire-Hengst mit fast 2 Metern Stockmaß steht, fühlt man sich plötzlich wie ein Wurm. Reiten könnte ich die nie  :no: Raufkommen ist ja schon schwer genug, aber was ist, wenn man da die Flatter macht? Vom Rücken eines Haflingers machts schon Aua  :gähn:
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Tenryu am 25. September 2009, 15:40:06
Mir gefallen die Friesenpferde am besten. Sie sind eher mittelgroß, wirken aber größer. Man kann recht bequem auf ihnen sitzen. Ich denke, bei einem Rittertunier würden sie auch eine gute Figur abgeben. (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Friese2.jpg&filetimestamp=20070316160501 (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Friese2.jpg&filetimestamp=20070316160501))
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 25. September 2009, 15:49:50
Es ist gebongt, Ritter Moyland kriegt ein Shirehorse. Der Apfelschimmel passt prima für den Romanzweck.

Pferde mit Püschelfüssen mochte ich schon immer (vom Angucken her)
"In echt" kenne ich das leider nur als Brauereipferd; ich stand mal in München an einer Fußgängerampel, als HackerPschorr gerade sein Gespann für die Wiesn "geübt' hat. Weia, sind die riesig!

äh ... wie bremst man so etwas, wenn es sich Galopp in den dicken Schädel setzt? Abwarten, bis Pferd aus der Puste ist???

Vielen Dank, liebe Leute und bis Montag. Das Wochenende ist wieder mal so vollgestopft, dass ich kaum ins Forum kommen werde.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Artemis am 25. September 2009, 19:05:03
Zitat von: Geli am 25. September 2009, 15:49:50
äh ... wie bremst man so etwas, wenn es sich Galopp in den dicken Schädel setzt? Abwarten, bis Pferd aus der Puste ist???

Bei so was Großem sollte man sich schon vor dem Aufsteigen sicher sein, dass der seinen dicken Schädel nicht durchsetzt  ;) Andernfalls kanns schnell ungemütlich werden. Und bis der Dicke außer Puste ist, kann unter Umständen etwas dauern ^^

Zumindest sollte dein Reiter energisch sein und genug Durchsetzungsvermögen haben, um so einen Berg von einem Pferd kontrollieren zu können. Jedes Pferd könnte dich mühelos zu Brei machen, wenn es denn wollte, nur seine gute Erziehung hindert es daran. Darin liegt eigentlich die ganze Handhabung mit dem Tier. Hast du einen Draht zu dem Tier und vertraut es dir bzw. weiß, dass du der Chef bist, hört es auch auf dich.
Was passiert, wenn Pferde keinen Respekt vor dem Reiter haben und sich einen Teufel drum scheren, was der Hampelmann da oben will, kann man in zahlreichen Reitstunden sehr gut beobachten.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Sprotte am 25. September 2009, 19:38:37
Wenn hier schon Friesen erwähnt werden...
Meine Nomi ist halb Friese halb Schleswiger (Holsten Brauerei, dick, rot, puschelige Füße). Sie ist ein Brecher von Pferd, 1,75 m Stockmaß (ich brauche eine Leiter!) und unglaublich sanft und sensibel für jeden meiner Wünsche.

Bei Ritterspielen dachte ich auch sofort an den Clydesdale oder den Percheron. Eine Menge Pferd aber trotzdem agil und pfiffig.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 28. September 2009, 08:35:46
Hallo, ich bin auch wieder da!

Also - mein Ritter ist laut Prota-Vita mit Pferd aufgewachsen und auch sonst kein Typ, der sich von wem auch immer auf der Nase herumtanzen lässt. Sozusagen mit Befehl-Gen und goldenem Löffel im Mund geboren. Ich nehme also für den Roman einfach an, dass er mit jeder Größe Pferd klar kommt.

Damit die Sache nicht zu teuer wird, werde ich mich allerdings auf zwei Riesenrösser für diese ganze Turnier-Geschichte beschränken, die im Roman ohnehin nur als Rahmen für die eigentliche Story dient. Die anderen Mitspieler können ja auf normalgroßen Pferden sitzen.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 28. September 2009, 10:10:19
Ich muss euch nochmal enttäuschen. auch wenn die Shires heutzutage asls "Ritterpferde" vermarktet werden - sie sind leider völlig unauthentisch.
Sowohl aus archaelogischen Funden als auch aus zeitgenössischen Darstellungen ist bekannt, dass das Stockmaß der damals verwendeten Pferde von 1,30 m bis maximal ca. 1,50 m lag. In Relation gesehen waren natürlich auch die Menschen etwas kleiner. Trotzdem. das authentische "Ritterpferd" wäre am ehesten ein Welsh Cob (übrigends eine recht alte, ursprüngliche Rasse, oder vielleicht ein Friese (wobei die modernen Friesen gerde relativ stark richtung "Sportpferd" umgezüchtet werden).
Für den Roman würden sich Friesen trotzdem anbieten:
1. von der Preisklasse her - für einen guten Friesen muss man schon was auf den Tisch des Hauses legen.
2. werden Friesen nicht gebrannt.

Tinker würde ich dringend abraten: wegen ihres "Billiggäule für Schmuddelreiter"-Images taugen die ganz und gar nicht zum angeben, (und das will der Prota ja wohl).

Typmäßig waren die Ritterpferde KEINE Kaltblüter sondern schwere Warmblüter (friesenartig eben)
Die ganz großen schweren Kaltblutrassen (Percheron, Boulonnais, Shire etc. sind zuchtgeschichtlich eine relative späte Entwcklung aus dem 18. - 19. JH wo es Strassen gab, auf denen es überhaupt  erst Sinn machte, sehr schwere Lasten von entsprechend kalibirgen Pferden bewegen zu lassen. Die wirklich alten Kaltblutrassen wie z. B. der Noriker (schon urkundlich im 12. JH belegt, als vom Erzbistum Salzbrug geförderte Zucht) sind (heutzutage immer noch) mittelgroß (ca. 1,50m bis 1,60 m und nicht ganz so extrem kalibrig.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 28. September 2009, 13:13:04
Stöhn ... es wird immer komplizierter. Trotzdem Danke für diese weitere Meinung.
Was ist es doch gut, dass der Roman erst virtuell existiert und ich munter von Pferderasse zu Pferderasse springen kann, bis eine wirklich gut passt. Friesen also, na auch schön. Mit einem Shirehorse hätte ich nämlich ob der Höhe prompt eine Szene umschreiben müssen, in der sich nämlich ein Reiter in Cowboy- oder Pusztahirtenmanier aus dem Sattel beugt, um etwas vom Boden zu rupfen (nein, nicht  im Zusammenhang mit einem mittelalterlichen Turnier). Meine Jungs haben ja auch noch Freizeit.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Julia am 28. September 2009, 14:21:18
Alternativ kann ich auch noch was Spanisches anbieten ...  ;D
Mal abgesehen davon, dass diese Pferde dem männlichen Machismo sehr entgegenkommen (Augenrollen, galoppieren auf der Stelle und "hach, wat bin ich'n Kerl"-Gehabe), rühmen sich die Lusitano-Züchter, die älteste Pferderasse der Welt zu haben. Darüber kann man sich zwar streiten, Fakt ist aber, das es die Viecher schon ziemlich lange gibt.
Außerdem gibt es unter ihnen immer noch recht "barocke" Typen - also Ramskopf oder -nase und viel Hals und Kaliber - und ihr ursprünglicher Verwendungszweck (Stierkampf und Rinderarbeit) kommt dem Tjost recht nahe.
Was das Brandzeichen betrifft, sehe ich ebenfalls kein Problem - zwar werden alle reinrassigen Tiere nach wie vor gebrannt, aber inzwischen gibt es so viele wilde Kreuzungen und "Weideunfälle" mit ungekörten Junghengsten, dass es eigentlich kein Problem sein sollte, was richtig "feuriges" ohne viel Geld zu bekommen.
Der Phantasie sind bei diesen Mischungen übrigens keine Grenzen gesetzt - erst gestern habe ich eine Verkaufsanzeige für einen "Ilusier" (Isländer x Andalusier) gesehen ...  ::)

Vielleicht hilft das ja weiter  :)
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 28. September 2009, 14:21:56
 ;D
In Sachen Pferde bin ich Nerd. Das kann schonmkal nerven... Aber du hattest ja gefragt.  ;)
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 28. September 2009, 15:05:01
@felis - Ich bin Informations-Junkie. Je mehr, desto besser. Also nur keine Angst, wenn Du auf Fragen von mir antwortest. Wird alles im Hinterkopf gespeichert. Wenn ich schon dabei bin: im Augenblick heißt das Wunderpferd, das von Posting zu Posting in neue Rassen mutiert noch gar nicht. Bloß "der Weiße". Mir und meinem Ritter-Protagonisten reicht das. Aber ich fürchte, es muss doch eine Name her, mindestens für Leser, so ich denn mal welche kriege.
Wobei mir klar ist, dass Pferde auch einfach "Burschi" heißen können, oder Liese.

Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Junipera am 29. September 2009, 17:08:52
Hallo!

Bei meiner suche nach Mittelalterlichen Pferderassen bin ich neben den bereits erwähnten Rassen auch auf den Brabanter und den Ardenner gestoßen recht groß mit ziemlich langem Rücken.
Mein Problem ist eher, das ich für meinen Roman eher Mittelalterliche Reitpferde und keine Turnier- oder Ritterpferde gesucht habe.
Wenn in die Richtung noch jemand einen Vorschlag für mich hätte, her damit.

Liebe Grüße Juni


Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Luciel am 29. September 2009, 19:08:19
Kommt sicher darauf an, wer reitet ... Es konnten sich wahrscheinlich nicht viele ein Pferd leisten, das nur zum Ausreiten gedacht ist. Und sicher ist es ein Unterschied, ob ein Mann reitet oder eine Frau ...
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Julia am 29. September 2009, 19:10:39
Meines Wissens gab es im Mittelalter noch keine expliziten "Pferderassen", zumindest wurden sie nicht als solche gezüchtet. Vermutlich gab es bereits unterschiedliche Pony- und Pferdeschläge, die von Landstrich zu Landstrich auch sehr charakteristisch ausfallen konnten (z.B. die Exmoorponies mit dem weißen Mehlmaul, die Shettlandponies, etc.), aber im Grunde "züchtete" jeder das, was er für richtig hielt.

Ein "gutes" Reitpferd war aber im Mittelalter auf jeden Fall ein Gangpferd, d.h. ein Tölter oder auch ein Passer mit weichem Gangwerk. Diese Pferde wurden unter dem Begriff "Zelter" zusammengefasst und waren bequeme Fortbewegungsmittel für weite Reisen (Kutschen gab es zu dieser Zeit noch nicht, nur ungefederte Holzkarren, die auf den unbefestigten Wegen eine Qual gewesen sein mussten). Auch die Damen ritten Zelter - denn den "modernen" Damensattel (der in seiner heutigen Form auch schon über hundert Jahre alt ist) gab es ebenfalls noch nicht. Frau musste also im Seitsitz auf einer Art Kissen mit Lehne sitzen und konnte die Füße nur auf einem Brettchen, der sogenannten "Planchette" abstützen. Dabei wurde sie geführt, denn eine Einwirkung auf das Pferd war damit nicht möglich - und ein trabendes Pferd über längere Zeit auszusitzen schon gar nicht.

Überhaupt waren trabende Pferde nur was für Bauern - dass sich das in den letzten Jahrhunderten grundlegend geändert hat, haben wir übrigens dem Militär zu verdanken (Tölter lassen sich kaum im "Gleichschritt" reiten). Pferde mit Gangveranlagung wurden mit dem Aufkommen der Kavallerie kaum noch gezielt gezüchtet - und inzwischen gilt es bei vielen unserer Altvorderen als "unmännlich", ein Gangpferd zu reiten. Ein "richtiges" Pferd hat die Gangarten Schritt, Trab und Galopp - und sonst nix. Ich habe vor einiger Zeit von einem Hannoveranerhengst gehört, der wieder abgekört wurde, weil er eine deutliche Töltveranlagung zeigte (ab und zu taucht "der laterale Gang" auch bei unseren modernen Pferderassen noch auf).
Im iberischen Raum war und ist diese Form der Engstirnigkeit übrigens nicht so sehr verbreitet - ein Grund, warum viele iberisch geprägte Pferde (auch die in Südamerika) nach wie vor Gangveranlagung besitzen.

Dass es inzwischen trotzdem wieder relativ viele Gangpferde gibt (und sie jetzt auch in der "alten Welt" wieder gezielt gezüchtet werden), liegt an dem zunehmenden Gros der Freizeitreiter und dem Wunsch, sich von der alten, militärisch geprägten Reitweise abzugrenzen.
Deshalb solltest Du, Juni, wenn Du die Möglichkeit hast, unbedingt mal ein Gangpferd reiten - dadurch kann man am Besten erfahren, wie unsere Ahnen im Mittelalter gereist sind ...

Liebe Grüße,

Julia (heute unter dem Motto: passt schon - tölten ist isi! ;D)
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Junipera am 29. September 2009, 22:11:21
Danke für die Ausführliche Antwort Julia!

Den Begriff "Zelter" habe ich auch schon mal gehört, wusste aber nicht das man unter dem Begriff verschiedene Gangpferde zusammenfasst.
Leider werde ich es nicht ausprobieren können ein Gangpferd zu reiten, da ich seit meinem sechzehnten Lebensjahr eine Pferdehaar Allergie habe. Bekomme keine Luft in der nähe von Pferden. Da geht reiten leider gar nicht.
Ich bin aber der Meinung, das das Pony auf dem ich früher geritten bin tölten konnte. Es war aber nicht so ausgeprägt. Nur manchmal verfiel er zwischen Trab und Galopp in einen merkwürdigen trippelschritt, jedoch nie lange. Ich glaube das Pony brauchte das um besser in den Galopp zu kommen.

Liebe Grüße Juni
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 30. September 2009, 21:49:16
*Julia zustimm*

Ein guter Tölter ist ein absoluter Genuss und perfekt für lange Ritte, weshalb gute Zelter im MA teurer waren, als die Schlachtrösser der Ritter.

Pferdezucht im MA lief größtenteils in Wildgestüten ab. Eins davon hat bis heute überlebt - die Zucht der Herzöge von Croy - beesser bekannt als die Dülmener im Meerfelder Bruch.

"Nur zum Ausreiten" ist man im MA kaum geritten, sondern eher aus der schlichten Notwendigkeit heraus, von a nach b zu kommen, zu einer Zeit wos kaum Straßen gab, und das Kutsch fahren daher ein weitgehend unpraktikables "Vergnügen" war. Wenn man bedenkt, dass die Höfe der MAKaiser ständig auf Reisen waren macht man sich heutzutage vermutlich kaum klar was für ein strapaziöses Leben die hatten.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Geli am 01. Oktober 2009, 08:26:15
Da kann ich eine Anekdote zuliefern, ich weiß nur leider nicht mehr, welche Königin es getroffen hat;  könnte sein dass es die Gattin von Heinrich IV auf dem Weg nach Canossa war.

Die Arme  war hochschwanger und "wir" mussten im Winter über die Alpen. Damals waren Pässe einfach - naja- niedrigere Stellen im Hochgebirge. Es gab höchstens Saumpfade, aber wie gesagt Winter, Schnee bis über die Ohren etc. Jedenfalls haben die den Tross befördernden Alpeneinwohner die Königin auf ein Fell gesetzt und den Pass hinauf und hinunter darauf hockend über den Schnee geschleift. Schlitten scheint es nicht gegeben zu haben, bzw. vielleicht musste da das Gepäck drauf. Ich weiß nicht mehr, wie Mutter und ungeborenes Kind diese Reise überstanden haben.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: gbwolf am 04. Oktober 2009, 20:43:08
Als Ausrede führe ich an, in den letzten 13 Jahren nur zweimal auf einem Pferd gesessen zu haben - alles vergessen  ;D

Und jetzt meine Pferdefrage: Wenn ich ein Sportpferd für die Vielseitigkeitsprüfung und vor allem für Geländeritte brauche, ist es dann realistisch, einen Hengst zu nehmen oder werden die armen Viecher besser kastriert, damit die Stuten sie nicht nervös machen? Welche Pferderasse wäre geeignet? Bevorzugt nicht zu hochpreisig.

Mein Protagonist ist männlich, 15 Jahre alt und liebt vor allem das Spingen im Gelände. Distanzritte möchte er als nächstes in Angriff nehmen (hat da aber noch ein wenig Zoff mit seinen Eltern). Sein Traumpferd ist ein Achal-Tekkiner, Ich würde ihm gerne einen Hunter, einen Trakehner oder ein Deutsches Warmblut geben, weiß aber nicht, ob die nicht zu teuer und zu hochwertig sind (er kommt aus der Mittelschicht und die Eltern legen sich ziemlich krumm, um ihm das Pferd zu finanzieren).
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Judith am 04. Oktober 2009, 21:15:26
Grundsätzlich findet man ab und an Hengste im großen Sport, aber selten. Wenn man sich das Leben nicht unnötig schwer machen will, dann ist man mit einem Wallach oder einer Stute auf alle Fälle besser dran - und günstiger.

Was den Preis betrifft, da ist gerade bei Deutschen Warmblütern alles möglich. Je nach Abstammung, Talent, Körperbau und bisherigen Erfolgen ist von sehr günstig bis unbezahlbar alles drinnen.  ;)
Wenn es bei ihm eher um leichte Prüfungen geht und er nicht in Richtung Klasse M oder S strebt, sollte das Pferd bezahlbar sein, denke ich.
Ich frag mich halt nur, ob ein Warmblut auch eine geeignete Rasse für Distanzreiten ist - aber da kenn ich mich nicht so aus.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Julia am 04. Oktober 2009, 21:53:59
Ich sehe das ähnlich wie Judith: Hengst ist möglich, aber eher selten (zumal die schon im Unterhalt teurer sind: Hengste dürfen (logischerweise) nicht mit den Damen auf die Koppel, und beim Zusammenstellen mit Wallachen werden einige der Herren sehr aggressiv - also habe die meisten Hengste Einzelhaft und Spezial-Betreuung).

Es gibt allerdings Rassen, bei denen trotzdem vermehrt Hengste gehalten und geritten werden: Araber, spanische Rassen, Friesen und witzigerweise auch Isländer (vielleicht weil die Burschen auch als Hengste recht umgänglich sind). Bei den Achal-Tekkinern könnte ich mir das auch vorstellen, bin mir aber nicht ganz sicher. Allerdings sind die Tekkiner bei uns immer noch sehr selten und damit auch (wenn gut und leistungsfähig) sehr teuer.

In der Vielseitigkeit gehen überwiegend Vollblüter oder, weil bei der Military neben dem Springen und der Geländeprüfung auch Dressur gefordert wird, vor allem "sehr hoch im Blut stehende" Warmblüter - also Hannoveraner, Trakehner, etc. mit hohem Vollblutanteil (ein deutsches Warmblut kann zu dreivierteln ein Vollblüter oder ein Anglo-Araber sein und zählt trotzdem noch als Warmblut).

Hunter (ursprünglich eine Mischung aus schweren Irish Draught - Stuten und Vollblut-Hengsten) werden eher für die Jagd oder spezielle Hunter-Prüfungen eingesetzt - in der Vielseitigkeit spielen sie eigentlich keine Rolle. In der Distanzreiterei werden dafür wiederum vor allem Araber eingesetzt, weil sie "mit dem Wind fliegen", wie es so schön heißt, d.h. sie schnell und ausdauern sind und eine hohe Regenerationsfähigkeit nach großen Anstrengungen haben (wichtig für den Vet-Check zwischendurch und am Ende der Distanz).

Grundsätzlich wäre ein Achal-Tekkiner für Deinen Prota also gar nicht mal so schlecht. Allerdings sind sie, wie schon gesagt, ziemlich teuer - es sei denn, Dein Prota rettet das Tier aus erbärmlichen Haltungsbedingungen oder vor dem Schlachter (aber das ist schon wieder so klischeebelastet, dass man sich genau überlegen sollte, ob es der Story wirklich nützt, oder eher schadet).

Spontan würde mir deshalb für Deine Zwecke ein hochblütiger Trakehner einfallen - vielleicht polnisch oder russisch gezogen, etwas zu klein geraten (ca. 1,56m Stockmaß, so wie die "alten" Trakis, die im Krieg hierherkamen) und ohne Papiere. Vermutlich ist er kein Hengst mehr, und genauso vermutlich ist er auch nicht ganz einfach im Umgang (sonst wär's auch kein Trakehner  ;D), aber wenn er erst einmal Vertrauen gefasst hat, geht er für "seinen" Menschen durchs Feuer ... Das fände ich realistisch.

Abgesehen davon finde ich übrigens, dass Dein Prota ruhig auch ein wenig für seinen Zossen arbeiten kann, wenn seine Eltern nur wenig Geld haben - ein bisschen als Stallbursche zu jobben hat noch niemanden geschadet und Arbeit formt bekanntlich den Charakter ;). Der Trakehner-Zuchtverband hat übrigens den Slogan "Trakehner sind Charaktersache" - wobei sich das aber wohl eher auf die Pferde (und ihren Ruf in der restlichen Reiterwelt) bezieht 8).

Hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen ...

Liebe Grüße,

Julia
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Tenryu am 04. Oktober 2009, 23:01:48
Zitat von: Judith am 04. Oktober 2009, 21:15:26
Grundsätzlich findet man ab und an Hengste im großen Sport, aber selten. Wenn man sich das Leben nicht unnötig schwer machen will, dann ist man mit einem Wallach oder einer Stute auf alle Fälle besser dran - und günstiger.

Das finde ich aber eigenartig. Ich dachte immer, der Wert eines (Zucht-)Pferdes hängt von seinen sportlichen Erfolgen ab. Woher soll man sonst wissen, wer sich zur Züchtung z.B. neuer Rennpferde eignet?
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Maran am 04. Oktober 2009, 23:13:14
Hengst ist generell möglich - natürlich kommt es immer mal vor, daß eine Stute ihn ablenkenen kann ;) Die Araber im Ursprungsland werden NICHT gelegt, und sie sind trotzdem umgänglich. Eine Stute - insbesondere eine herdefremde - ist für einen Hengst nur dann wirklich interessant, wenn sie rosst ;). Aus meiner Erfahrung heraus, die sich zugegebenermaßen auf einige wenige Exemplare bezieht, hängt das Verhalten eines Hengstes in Bezug mit Menschen - und somit auch als Reittier - in großem Maße mit der Erziehung zusammen, gleich gefolgt von der "Rassementalität".

Einen Achal-Tekkinger - so faszinierend sein Äußeres auch sein mag - ist ein Kutschpferd und als solches auch gezüchtet. Zucht konzentriert sich immer auf gewünschte Eigenarten, sie ist zielgerichtet. Ich will nicht behaupten, daß ein "goldenes Pferd" nicht für Geländeritte geeignet ist, denn mir fehlt die Erfahrung mit der Rasse, aber ich würde in diesem Zusammenhang denfinitiv auf eine trittsichere Rasse zurückgreifen, wie z.B. Haflinger, Tinker etc.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 04. Oktober 2009, 23:50:08
@Tenryu,
bei Rennpferden hast du die Sondersituation, dass die ihre Sportleistung extrem jung vollbringen (müssen) und ein Zwei- oder Dreijähriger ist eben noch nicht so "hengstig" wie ein Sechsjähriger.
Vollblüter fände ich passend. Die sind nicht so teuer, wenn man die von der Rennbahn kauft und die nicht so schnell waren. Aber gute Vielseitigkeitspferde können sie trotzdem auch als etwas langsamere Pferde abgeben und für Distanzen  sind sie auch nicht ungeeignet.

ZitatAraber, spanische Rassen, Friesen und witzigerweise auch Isländer (vielleicht weil die Burschen auch als Hengste recht umgänglich sind).
Das dementiere ich mal. Dazu kenne ich zu viele, die die Sau abgeben. Es ist schlicht eine Modeerscheinung, die genannten Rassen lieber als Hengste zu halten. Wg. der meist erforderlichen "Einzelhaft" solcher Reithengste keine besonders tierfreundliche, wie ich anmerken möchte.

ZitatEinen Achal-Tekkinger - so faszinierend sein Äußeres auch sein mag - ist ein Kutschpferd und als solches auch gezüchtet. Zucht konzentriert sich immer auf gewünschte Eigenarten, sie ist zielgerichtet. Ich will nicht behaupten, daß ein "goldenes Pferd" nicht für Geländeritte geeignet ist, denn mir fehlt die Erfahrung mit der Rasse, aber ich würde in diesem Zusammenhang denfinitiv auf eine trittsichere Rasse zurückgreifen, wie z.B. Haflinger, Tinker etc.

Dass die Tekken Kutschpferde sein sollen ist mir neu. Als Steppenpferde, die sie herkunftsmäßig sind, halte ich das für extrem unwahrscheinlich.
Für Distanzritte sind sie allerdings exzellent geeignet und geben auch hervorragende Wanderreitpferde ab, vorausgesetzt man schafft es, sie ihrem Temperament und Gehwillen entsprechend auszulasten.

Zitataber ich würde in diesem Zusammenhang denfinitiv auf eine trittsichere Rasse zurückgreifen, wie z.B. Haflinger, Tinker etc.
Als Vielseitigkeitspferd?! No way. Und für Distanzrennen sind beide Rassen auch zu schwer.


Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Maran am 05. Oktober 2009, 00:10:40
Nun, ich behaupte ja nicht, ein Pferdeexperte zu sein - mit den Achal-Tekkingern habe ich persönlich keine Erfahrung, mit Haflingern schon. Ein Haflinger mit Araberblut ist definitiv geeignet - denke ich zumindest. Nun gut - für einen Haflinger ist der kürzeste Weg von A nach B eine Gerade, schnurzpiepegal, was dazwischen liegt. Ein Maultier, dem Ruf nach, ist NICHTS dagegen :D. DAS zumindest sollte man wissen, wenn man sich auf diese Rasse einläßt. Und auch ohne den Arabereinschlag sind sie vermaledeit gute Springer. (Erfahrung).

Für einen Distanzritt braucht man wohl ein Pferd, das trittsicher, ausdauernd und zuverlässig ist. Araber? Wäre für mich eine gute Wahl - unter der Voraussetzung, daß ich mich von all den "westlich-kulturell-bedingten" Vorurteilen löse (und den entsprechenden Zuchtergebnissen ... auf die Gefahr hin, daß ich mich jetzt unbeliebt mache) und auf das Wesentliche und Ursprüngliche dieser Rasse konzentriere.

Was ist denn das Wesentliche bei Distanzritten? (Nur mal so nebenbei gefragt ;) und ernsthaft gemeint) Falls ich mich irre, dann schlagt mich mit der Pfanne.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: gbwolf am 05. Oktober 2009, 09:10:56
Liebe Dank für eure Antworten!

Ich denke, es passt hervorragend zu Flint, ein gescheitertes Rennpferd und ein Wallach zu sein. Mein Protagonist träumt zwar eines Tages von M oder S und trainiert auch fleißig, aber er spürt selbst, dass er nicht 100% der Turnierreiter und eine geborene Nummer 1 ist (und somit passt er hervorragend zu seinem Pferd).

Mit dem Haflinger komme ich aber auf schöne-störrische Ideen, was für ein Pferd er vorher besessen haben könnte  ;D (... und wer es jetzt reitet, nachdem Sjard Flint hat!)
Ich denke schon, dass er für das Pferd arbeitet. Gut, dass ihr mich darauf gestoßen habt, ich hätte es wahrscheinlich vergessen. Das Leben ist schließlich ein Ponyhof - zickig, mobbend und bissig!

Es geht bei der "welches Pferd?"-Frage für mich eher darum, den Charakter des Protas zu betonen, denn Flint spielt nur eine  ganz kleine Rolle. Andererseits reizt es mich jetzt, dem Guten doch eine größere Rolle einzuräumen  :hmmm:

Danke und liebe Grüße,
Nadine
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Aidan am 05. Oktober 2009, 09:23:24
Manchmal kommt man wohl auch sehr günstig an hochwertigste Pferde dran, wenn sich ein junger Hengst nicht gedulden wollte, bis er die offizielle Zuchterlaubnis bekommen hat. Sprich, ein Fohlen bester Abstammung, aber leider ohne die passenden Papiere und damit nicht zur Zucht zugelassen. Wie dann aber die Preisklassen sind, weiß ich nicht.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 05. Oktober 2009, 12:48:16
@Maran,
Distanzrennen sind klassiche Ausdauerprüfungen. Bei Einsteiger -Distanzen über 40 km und mit begrenztem Tempo halten Hafis und co meist auch noch mit. Ab 80 km dünnts dann aus und bei der Königsklasse - dem 100 Meiler (=160 km) sind dann nur noch die klassischen Ausddauerspezialisten am Start - Araber vor allem. Gelegentlich noch ein Reitpony oder hoch im Blut stehendes und nicht zu großes Warmblut oder eben auch Achal Tekkiner - alles was den passende Ausdauer-Körperbau mit sich bringt.: sehr schlank, nicht zu groß (die Massen müssen schließlich alle bewegt werden) mit flachen Bewegungen (weswegen die WBs mit ihren gewaltigen Gängen teilweise auch wieder ausscheiden, weil diese zu viel Kraft verbraten). Reine Vollblüter sind auch eher selten weil von denen viele doch mehr Sprint-Spezialisten sind von der Grundmuskulatur her und für Ausdauerhöchstleistungen brauchts halt andere Muskeln. Distanzpferde sind quasi die Marathonsportler unter den Pferden.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Mrs.Finster am 05. Oktober 2009, 15:09:28
Zitat von: Julia am 04. Oktober 2009, 21:53:59
Ich sehe das ähnlich wie Judith: Hengst ist möglich, aber eher selten (zumal die schon im Unterhalt teurer sind: Hengste dürfen (logischerweise) nicht mit den Damen auf die Koppel, und beim Zusammenstellen mit Wallachen werden einige der Herren sehr aggressiv - also habe die meisten Hengste Einzelhaft und Spezial-Betreuung).

Das kann ich nur bestätigen  ::) Ich würde niemals freiwillig einen Hengst halten. Meiner ist jetzt knapp 2 1/2 Jahre alt und sowas von unausstehlich frech...klar alles Erziehung, aber wir können ja mal ausprobieren...Am Ende des Monats darf er sich Wallach nennen  ;D
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Tenryu am 05. Oktober 2009, 17:46:11
Zitat von: Mrs.Finster am 05. Oktober 2009, 15:09:28...Am Ende des Monats darf er sich Wallach nennen  ;D

Aah! Wie gemein!  :'(
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 06. Oktober 2009, 17:24:31
Nicht gemein - nur vernünftig. Der Reiter hats leichter und das Pferd ist glücklicher. Reithengste in Isolier-Einzelhaft find ich persönlich zum Kotzen.
Artgerechte Pferdehaltung heißt Haltung in Gesellschaft - auch für Hengste. Und wer das nicht gewährleisten kann, soll bitte kastrieren. Besser ein glücklicher Wallach in Herdengesellschaft, als ein unglücklicher Hengst in Einzelhaft.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Julia am 06. Oktober 2009, 21:13:21
Zitat von: felis am 04. Oktober 2009, 23:50:08
Das dementiere ich mal. Dazu kenne ich zu viele, die die Sau abgeben. Es ist schlicht eine Modeerscheinung, die genannten Rassen lieber als Hengste zu halten. Wg. der meist erforderlichen "Einzelhaft" solcher Reithengste keine besonders tierfreundliche, wie ich anmerken möchte.

Hoppla, falsch ausgedrückt. Die "umgänglichen Burschen" bezogen sich nur auf die Isländer, bei denen die Hengsthaltung deutlich weniger mit Mode zu tun hat. Die Isis, die ich kenne, leben überwiegend in Junggesellenherden, sind aber meist so freundlich, dass auch ein kleines Kind zwischen ihnen umherlaufen kann. Bei Spanier- und Friesenhengsten würde ich das nicht riskieren wollen ...

@ Tenryu: Um die Eignung eines Hengstes abschätzen zu können, müssen sie nicht unbedingt im Sport eingesetzt werden - mal abgesehen davon, dass die Junghengste sowieso noch nicht in den schweren Prüfungen starten können. Das Zauberwort heißt hier "Hengstleistungsprüfung". Hier können die Dreijährigen bereits zeigen, was in ihnen steckt. Im großen Sport werden die richtig guten Deckhengste danach meist nicht mehr eingesetzt, weil die Samenqualität unter dem Turnierstreß leidet - und ein Züchter, der 1000 Euronen oder mehr für die Bedeckung seiner Stute ausgibt, möchte dafür hinterher auch ein "fruchtbares" Ergebnis sehen ...
Es gibt allerdings auch noch die Möglichkeit, über Erfolge im Sport einen Hengst nachträglich für die Zucht anerkennen zu lassen. "For Pleasure" ist so ein Fall - als Junghengst kaum (züchterisch) beachtet, wollten ihn nach den großen Erfolgen plötzlich alle haben (für ihre Stuten natürlich ;D). "Donnerhall" war ein ähnliches Beispiel.

Eine Ausnahme ist aber tatsächlich die Vollblutzucht - da müssen die Zweieinhalbjährigen schon auf der Rennbahn zeigen, wie gut sie sind. Bei den Blütern (und Trabern) geht es allerdings nur um Geschwindigkeit - wie sie aussehen, ist völlig schnuppe. Und Tempo lässt sich halt nur im Rennen feststellen.

@ Maran: Der aktuelle Rekord im "Haflinger-Hochspringen" liegt bei 1,60m. Das ist aber gerade mal Mindestmaß für die Klasse S (zuzüglich einer Breite von 1,60 m). Und ich kenne keinen Hafi, der einen ganzen M-Parcour springen kann. Als Vielseitigkeitspferd würde ich sie deshalb nicht einsetzen, wenn ich ehrlich bin.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Mrs.Finster am 07. Oktober 2009, 12:28:43
Zitat von: Julia am 06. Oktober 2009, 21:13:21
Eine Ausnahme ist aber tatsächlich die Vollblutzucht - da müssen die Zweieinhalbjährigen schon auf der Rennbahn zeigen, wie gut sie sind. Bei den Blütern (und Trabern) geht es allerdings nur um Geschwindigkeit - wie sie aussehen, ist völlig schnuppe. Und Tempo lässt sich halt nur im Rennen feststellen.

Leider auch schon mit Zwei, was meiner Meinung nach einfach Tierquälerei ist. Die Pferde haben überhaupt keine Möglichkeit, sich richtig zu entwickeln, was zur Folge hat, dass die Tiere schon in jungen Jahren "platt" auf den Beinen sind. Leider geht der moderne Dressursport auch immer mehr in diese Richtung. Immer früher...was man da teilweise so sieht ....noch nicht einmal Drei und beherrscht schon alle Grundgangarten und hat eine Aufrichtung wie ein Großer. Da kann man nur den Kopf schütteln... :no:
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Nachtaktive am 19. November 2009, 00:32:20
Ich hab nicht ganz verstanden was dein Pferdchen nun für einen Charakter haben soll, im Zweifelsfall bietet sich ein Hengst nämlich evtl. doch an.
Ich hab hier gelesen, dass es im Turniersport kaum Hengste gibt, was ich nicht unterschreiben kann, im Gegenteil. Viele schrecken davor zurück ihre Hengste kastrieren zu lassen wenn sie Turniere gehen sollen (also jetzt nicht E- oder A-Prüfungen, sondern den "ganz großen Sport") weil Hengste oft sehr viel leistungsbereiter sind als Wallache (in der spanischen Hofreitschule zu Wien stehen meines Wissens nach ausschließlich Hengste)
Natürlich sind Hengste viel sensibler und im Umgang eher schwierig zu händeln, aber ich kenne keinen vernünftig erzogenen und ausgebildeten Hengst, der beim Anblick einer rossenden Stute plötzlich sich und die Welt vergisst.
Was ich dagegen bestätigen kann ist, dass sich ein Hengst so benimmt, wenn er nicht 100% davon überzeugt ist, dass sein Mensch der Boss ist.
Hengste muss man anders behandeln als eine Stute oder einen Wallach, bei denen muss man wirklich einfach immer der Boss sein, weil sie von der Natur einfach darauf programmiert sind die Oberhand zu übernehmen.
Das es bei Rennpferden egal ist ob sie Hengste sind oder nicht, weil sie schon so jung auf der Rennbahn sind stimmt nicht. Ein Hengst kann schon geschlechtsreif sein und die damit verbundenen Verhaltensmuster haben, wenn er entwöhnt wird. Ich hab irgendwann sogar mal von einem 7 Monate altem Fohlen gehört, bei dem die Hoden schon in den Hodensack gewandert waren und Hormone produzierten. Ob das jetzt stimmt oder nicht weiß ich nicht, war auch ein Ausnahmefall. Aber ihr werdet auch kaum Wallache auf einer Rennbahn sehen, weder in den Rennen für 3,4,5 oder 6 Jährige ;)
Ob ein Hengst ein einsames, trauriges Leben führt hängt wie alles auch von den Besitzern ab. Ich kenne, wie auch hier schon von jemand anderem erwähnt, ein paar Ställe in denen nur Hengste eingestellt werden dürfen und die ein friedliches, pferdegerechtes Leben auf "Jungesellenweiden" führen.
Es gibt auch Halter, die ihren Hengsten nur die Samenleiter durchtrennen lassen, damit sie "nur noch mit Platzpatronen schießen ( ;) )" und stellen sie dann mit einer festen Stutenherde, in der auch mal ein Wallach mit dabei ist, auf die Weide. Diese Hengste haben das beste Leben was man sich vorstellen kann und sind so ausgeglichen wie jedes andere Pferd bei guter Haltung auch.

sry für den langen Vortrag der wohl auch etwas am Thema vorbei ist, aber ich musste grade irgendwie eine Lanze für alle Hengste dieser Welt brechen. Nadine, vielleicht überlegst du dir ja nochmal ob dein Pferd nicht doch lieber ein netter Hengst sein soll, nicht weil Hengste irgendwie "cooler" sind, sondern oft besser als ihr Ruf ;)
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Judith am 19. November 2009, 00:42:57
Zitat von: Nachtaktive am 19. November 2009, 00:32:20
Ich hab hier gelesen, dass es im Turniersport kaum Hengste gibt, was ich nicht unterschreiben kann, im Gegenteil.
Hm, auf welche Turniere beziehst du dich da, wo Hengste in der Mehrheit sind?
Grad, weil ich ja letztes Wochenende beim Fest der Pferde war: Da kam in den Springprüfungen auf gut zehn Stuten und Wallache ein Hengst. Und das ist dann doch deutlich die Minderheit. Und das ist Bild, das sich mir bisher bei jedem internationalen Turnier, das ich besucht habe, geboten hat.

Übrigens @Julia, weil du es erwähnt hast: Seit Sonntag, den 15. 11., liegt der Rekord im Haflinger-Hochspringen bei 1,65 m. In der Wiener Stadthalle wurde nämlich der neue Weltrekord aufgestellt.  ;)
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Nachtaktive am 19. November 2009, 01:26:27
Ich glaub, dass ich da grade falsch verstanden wurde ;)
Ich sage nicht, dass Hengste die Mehrheit auf einem Turnierplatz stellen (zumindest nicht in Europa, in den arabischen Ländern sieht das auch schon etwas anders aus), aber ich kenne kein großes Turnier, wo nicht mehrere Hengste in den einzellnen Prüfungen an den Start gehen (wahrscheinlich definiere ich "kaum" grade etwas anders, nämlich mehr so in der Richtung "in 1000 Prüfungen des professionellen Reitsports geht vielleicht ein Hengst mit"). Und diese Hengste benehmen sich nicht besser oder schlechter als die anderen Pferde.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Judith am 19. November 2009, 09:21:22
Äh, ja, ich hab dich falsch verstanden.  :-[ Den Nachsatz "im Gegenteil" hab ich so verstanden, dass du meintest, Hengste wären eher die Mehr- als Minderheit im Turniersport.
So unterschreibe ich das auch, ja.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Mrs.Finster am 19. November 2009, 14:06:26
Zitat von: Nachtaktive am 19. November 2009, 00:32:20
Ich hab nicht ganz verstanden was dein Pferdchen nun für einen Charakter haben soll, im Zweifelsfall bietet sich ein Hengst nämlich evtl. doch an.
Natürlich sind Hengste viel sensibler und im Umgang eher schwierig zu händeln, aber ich kenne keinen vernünftig erzogenen und ausgebildeten Hengst, der beim Anblick einer rossenden Stute plötzlich sich und die Welt vergisst.
Was ich dagegen bestätigen kann ist, dass sich ein Hengst so benimmt, wenn er nicht 100% davon überzeugt ist, dass sein Mensch der Boss ist.
Hengste muss man anders behandeln als eine Stute oder einen Wallach, bei denen muss man wirklich einfach immer der Boss sein, weil sie von der Natur einfach darauf programmiert sind die Oberhand zu übernehmen.

Das ist schon so richtig wie du das sagst, aber hättest du Lust dich immer und immer wieder mit dem Hengst zu messen? Zumal wenn das Tier nicht regelmäßig gearbeitet wird wie z.B. in der Spanischen Hofreitschule drehen die einfach am Rad.

Ich kenne keinen Stall, wo keine Stute steht. Und du hast dadurch halt immer die Probleme. Meiner (jetzt Wallach)  ;D stand letztens ganz zufällig auf der Nachbarwiese, eben wegen der Stuten  ;) Und da hält den Hengst keine Erziehung der Welt von der Verletztungsgefahr ganz zu schweigen.  :-\
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Nachtaktive am 19. November 2009, 14:59:23
@Judith Kein Ding, das schreib ich mir auf meine Kappe, man hat es durchaus auch so verstehen können wie du es aufgefasst hast, deßwegen hab ich mich ja auch nochmal erklärt ;)

@Mrs Finster Natürlich muss man einen Hengst ganz anders behandeln als einen Wallach oder eine Stute, das hab ich auch nie angezweifelt ;) Ich wollte aber vor allem deutlich machen, dass es auch anders geht als die Hengste in "Einzellhaft" zu sperren. Du kennst wohl mindestens einen Stall wo keine Stuten stehen (Spanische Hofreitschule ;) *g*)
Ich habe nur etwas gegen die landläufige Meinung, dass es für die Tiere "artgerechter" ist, wenn man sie kastrieren lässt. Nennen wir das Kind beim Namen, es ist für die Halter leichter, weil es für sie weniger Arbeit bedeutet. Einen Stall zu finden, der bei einem Hengst eine artgerechte Haltung ermöglicht ist nämlich verdammt schwer und korekt mit ihnen umzugehen genauso.
Ich persönlich würde mir nie zutrauen, oben genanntes in die Tat umsetzen zu können, weil ein Pferd oder Pony für mich ein Partner ist. Und diesem Partner halte ich auch zugute, dass er einen gewissen Spielraum hat was sein Verhalten angeht. So eine Einstellung funktioniert bei Hengsten eben nicht.
Deßwegen bin ich auch ein Stutenfan ;)Trotzdem bin ich der Meinung, dass Hengste einfach einen schlechteren Ruf genießen als es sein müsste.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 19. November 2009, 23:16:39
@Nachtaktive, was die Leistungsbereitschaft angeht, ist praktisch das Gegenteil der Fall, von dem was du geschrieben hat. Wallache sind leistungsbereiter als Hengste, weil ihnen nicht immer wieder die Hormone in die Quere kommen und sie den Aufstand proben lassen. Das ist der wahre Grund, warum im Spitzensport weitaus mehr Hengste zu finden sind. In der wiener hofreitschule geht das nur deswegen so gut, weil es sich um eine reine Männer-WG handelt keine Stute weit und breit. Dadurch verfallen die Jungs gar nicht erst in Konkurrenzgehabe.

In den Arabischen Ländern werden zumindest traditionell -übrigends die Stuten als Reittiere bevorzugt.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Antigone am 20. November 2009, 08:45:48
Zitat von: felis am 19. November 2009, 23:16:39
Wallache sind leistungsbereiter als Hengste, weil ihnen nicht immer wieder die Hormone in die Quere kommen und sie den Aufstand proben lassen. Das ist der wahre Grund, warum im Spitzensport weitaus mehr Hengste zu finden sind.

Das ist jetzt aber ein Widerspruch. Wenn Wallache leistungsbereiter sind, müsste es im Spitzensport dann extra wenig Hengste geben... ???

lg, A.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: Nachtaktive am 22. November 2009, 19:18:33
@ felis
Ich weiß nicht woher du deine Informationen hast, aber Wallache sind meines Wissens, meiner Erfahrung und auch dem Wissen und der Erfahrung von Bekannten die mit Hengsten arbeiten nicht leistungsbereiter.
Im Gegenteil, man kastriert Hengste damit sie ruhiger werden. Ein Hengst hat immer sehr viel mehr Interesse an der Bewegung und auch von sich aus eine viel größere Bereitschaft sich zu präsentieren und Leistung zu zeigen als ein Wallach.
Den von Antigone zitierten Abschnitt verstehe ich auch nicht.
Und ich sage nochmal:Ein vernünftig ausgebildeter und erzogener Hengst vergisst sich nicht nur weil eine rossende Stute daher läuft. Hengste sind nicht bösartig oder sonst was.
Über die Sache mit der Wiener Hofreitschule habe ich geschrieben, weil das Thema darum ging, das man Hengste angeblich nur in Einzellhaft halten kann. Deinen Kommentar zu diesem Thema habe ich auch nicht verstanden.
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: gbwolf am 22. November 2009, 19:44:33
Hauptsache, ihr streitet jetzt nicht wegen mir!
Für meinen Protagonisten habe ich mir einen Wallach ausgesucht. Er will nicht in den Leistungssport und für die Geschichte ist der Pferdesport auch nicht relevant. Es ist mir aber wichtig, dass das Pferd zum Charakter des Reiters passt und diesen unterstreicht.

Dennoch sehr interessant, die verschiedenen Für und Wider von Hengsten und Wallachen einmal so ausführlich diskutiert zu lesen.

Danke euch, für die Hilfe  :)
Titel: Re: Pferdexperten bitte an die Tasten!
Beitrag von: felis am 28. November 2009, 23:19:40
Ich glaube, wir reden da etwas aneinander vorbei.
Leistungsbereitschaft bedeutet für mich nicht Bewegungsfreude - die ist hochgradig individuell und wesentlich mehr an Rassespezifika und am Alter festzumachen als am Geschlecht. Eine Araberstute dürfte praktisch immer bewegungsfreudiger sein als ein Kaltbluthengst. ;-)

Leistungsbereitschaft bedeutet für mich nicht mehr und nicht weniger als die Bereitschaft des Pferdes, etwas für den Reiter zu leisten. Und die ist bei Wallachen nunmal mehr vorhanden, da sie nicht sosehr dazu tendieren, mit ihren Reitern Rangordnungsdiskussionen zu führen, wie Hengste.
Man kastriert Hengste übrigends auch nicht, nicht damit sie ruhiger werden, sondern damit sie kooperativer werden, also um ihre Leistungsbereitschaft zu erhöhen.

Meine Informationen hab ich übrigends aus mehr als 30 Jahren Erfahrung als Reiterin, Züchterin, Hengsthalterin und Ausbilderin von Pferden aller Geschlechter.

Niemand - auch ich nicht - hat behauptet, dass Hengste per se bösartig sind. Das ist natürlich Humbug. Aber sie sind nunmal wesentlich schwieriger zu händeln als Stuten oder Wallache. und werden schneller gefährlich, wenn sie in Laienhände geraten.

ZitatEin vernünftig ausgebildeter und erzogener Hengst vergisst sich nicht nur weil eine rossende Stute daher läuft.
Leider habe ich schon eingie Fälle erlebt, wo angeblich gut ausgebildete Hengste genau das eben doch getan haben. Was vermutlich auch damit zu tun hat, dass es im Zuge des Hengstmodebooms eine ganze Menge Reiter gibt, die sich, was ihre Qualifikation als Ausbilder ihrer Hengste angeht, doch ziemlich selbst überschätzen.

Die Hofreitschule geht diesem Problem aus dem Weg, indem sie ihre Hengste während der Arbeitsphase erst gar nicht in die Nähe von Stuten lässt.

Zitatweil das Thema darum ging, das man Hengste angeblich nur in Einzellhaft halten kann.
Wie du zu diesem Schluss kommst, entzieht sich meiner Kenntnis.  ???
Es gibt übrigends nur 2 Arten wirklich artgerechter Hengsthaltung.
Die Haltung in reinen Männergruppen für Junghengste und die dauerhafte Haltung mit Stuten für ausgereifte Hengste.
Hengste, die so gehalten werden, sind tatsächlich bemerkenswert sozialvertäglich. Mein Herdenhengst jedenfalls war ein recht unkompliziertes Tier, da er aus Erfahrung wusste, dass ihm Hufe um die Ohren flogen, wenn seine Stuten nicht rossig waren.

ZitatDas ist jetzt aber ein Widerspruch. Wenn Wallache leistungsbereiter sind, müsste es im Spitzensport dann extra wenig Hengste geben... ???
Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Zum einen gibt es im Spitzensport immer noch relativ wenig Hengste. Zum anderen solte man auch nicht vergessen, dass natürlich die absoluten Spitzentiere als Vererber äußerst gefragt sind und man dann die Unannehmlichkeiten eines Hengstes in Kauf nimmt, damit er halt seine überragende Leistung auch an seine Nachkommen weitergeben kann. (Zumal sich im Spitzensport natürlich auch Reiter bewegen, dei nun wirklich gut geneug sind, auch mit schwierigen Exemplaren klar zu kommen.) ;)
Wenn Hengste so überlegen wären, wie der Mythos behauptet, dürfte es ja eigentlich nur Hengste im Spitzensport geben. Dies ist aber bekanntlich keineswegs der Fall.