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Pferdexperten bitte an die Tasten!

Begonnen von Geli, 24. September 2009, 11:58:08

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Sprotte

Wenn hier schon Friesen erwähnt werden...
Meine Nomi ist halb Friese halb Schleswiger (Holsten Brauerei, dick, rot, puschelige Füße). Sie ist ein Brecher von Pferd, 1,75 m Stockmaß (ich brauche eine Leiter!) und unglaublich sanft und sensibel für jeden meiner Wünsche.

Bei Ritterspielen dachte ich auch sofort an den Clydesdale oder den Percheron. Eine Menge Pferd aber trotzdem agil und pfiffig.

Geli

Hallo, ich bin auch wieder da!

Also - mein Ritter ist laut Prota-Vita mit Pferd aufgewachsen und auch sonst kein Typ, der sich von wem auch immer auf der Nase herumtanzen lässt. Sozusagen mit Befehl-Gen und goldenem Löffel im Mund geboren. Ich nehme also für den Roman einfach an, dass er mit jeder Größe Pferd klar kommt.

Damit die Sache nicht zu teuer wird, werde ich mich allerdings auf zwei Riesenrösser für diese ganze Turnier-Geschichte beschränken, die im Roman ohnehin nur als Rahmen für die eigentliche Story dient. Die anderen Mitspieler können ja auf normalgroßen Pferden sitzen.

felis

#17
Ich muss euch nochmal enttäuschen. auch wenn die Shires heutzutage asls "Ritterpferde" vermarktet werden - sie sind leider völlig unauthentisch.
Sowohl aus archaelogischen Funden als auch aus zeitgenössischen Darstellungen ist bekannt, dass das Stockmaß der damals verwendeten Pferde von 1,30 m bis maximal ca. 1,50 m lag. In Relation gesehen waren natürlich auch die Menschen etwas kleiner. Trotzdem. das authentische "Ritterpferd" wäre am ehesten ein Welsh Cob (übrigends eine recht alte, ursprüngliche Rasse, oder vielleicht ein Friese (wobei die modernen Friesen gerde relativ stark richtung "Sportpferd" umgezüchtet werden).
Für den Roman würden sich Friesen trotzdem anbieten:
1. von der Preisklasse her - für einen guten Friesen muss man schon was auf den Tisch des Hauses legen.
2. werden Friesen nicht gebrannt.

Tinker würde ich dringend abraten: wegen ihres "Billiggäule für Schmuddelreiter"-Images taugen die ganz und gar nicht zum angeben, (und das will der Prota ja wohl).

Typmäßig waren die Ritterpferde KEINE Kaltblüter sondern schwere Warmblüter (friesenartig eben)
Die ganz großen schweren Kaltblutrassen (Percheron, Boulonnais, Shire etc. sind zuchtgeschichtlich eine relative späte Entwcklung aus dem 18. - 19. JH wo es Strassen gab, auf denen es überhaupt  erst Sinn machte, sehr schwere Lasten von entsprechend kalibirgen Pferden bewegen zu lassen. Die wirklich alten Kaltblutrassen wie z. B. der Noriker (schon urkundlich im 12. JH belegt, als vom Erzbistum Salzbrug geförderte Zucht) sind (heutzutage immer noch) mittelgroß (ca. 1,50m bis 1,60 m und nicht ganz so extrem kalibrig.

Geli

Stöhn ... es wird immer komplizierter. Trotzdem Danke für diese weitere Meinung.
Was ist es doch gut, dass der Roman erst virtuell existiert und ich munter von Pferderasse zu Pferderasse springen kann, bis eine wirklich gut passt. Friesen also, na auch schön. Mit einem Shirehorse hätte ich nämlich ob der Höhe prompt eine Szene umschreiben müssen, in der sich nämlich ein Reiter in Cowboy- oder Pusztahirtenmanier aus dem Sattel beugt, um etwas vom Boden zu rupfen (nein, nicht  im Zusammenhang mit einem mittelalterlichen Turnier). Meine Jungs haben ja auch noch Freizeit.

Julia

#19
Alternativ kann ich auch noch was Spanisches anbieten ...  ;D
Mal abgesehen davon, dass diese Pferde dem männlichen Machismo sehr entgegenkommen (Augenrollen, galoppieren auf der Stelle und "hach, wat bin ich'n Kerl"-Gehabe), rühmen sich die Lusitano-Züchter, die älteste Pferderasse der Welt zu haben. Darüber kann man sich zwar streiten, Fakt ist aber, das es die Viecher schon ziemlich lange gibt.
Außerdem gibt es unter ihnen immer noch recht "barocke" Typen - also Ramskopf oder -nase und viel Hals und Kaliber - und ihr ursprünglicher Verwendungszweck (Stierkampf und Rinderarbeit) kommt dem Tjost recht nahe.
Was das Brandzeichen betrifft, sehe ich ebenfalls kein Problem - zwar werden alle reinrassigen Tiere nach wie vor gebrannt, aber inzwischen gibt es so viele wilde Kreuzungen und "Weideunfälle" mit ungekörten Junghengsten, dass es eigentlich kein Problem sein sollte, was richtig "feuriges" ohne viel Geld zu bekommen.
Der Phantasie sind bei diesen Mischungen übrigens keine Grenzen gesetzt - erst gestern habe ich eine Verkaufsanzeige für einen "Ilusier" (Isländer x Andalusier) gesehen ...  ::)

Vielleicht hilft das ja weiter  :)

felis

 ;D
In Sachen Pferde bin ich Nerd. Das kann schonmkal nerven... Aber du hattest ja gefragt.  ;)

Geli

@felis - Ich bin Informations-Junkie. Je mehr, desto besser. Also nur keine Angst, wenn Du auf Fragen von mir antwortest. Wird alles im Hinterkopf gespeichert. Wenn ich schon dabei bin: im Augenblick heißt das Wunderpferd, das von Posting zu Posting in neue Rassen mutiert noch gar nicht. Bloß "der Weiße". Mir und meinem Ritter-Protagonisten reicht das. Aber ich fürchte, es muss doch eine Name her, mindestens für Leser, so ich denn mal welche kriege.
Wobei mir klar ist, dass Pferde auch einfach "Burschi" heißen können, oder Liese.


Junipera

Hallo!

Bei meiner suche nach Mittelalterlichen Pferderassen bin ich neben den bereits erwähnten Rassen auch auf den Brabanter und den Ardenner gestoßen recht groß mit ziemlich langem Rücken.
Mein Problem ist eher, das ich für meinen Roman eher Mittelalterliche Reitpferde und keine Turnier- oder Ritterpferde gesucht habe.
Wenn in die Richtung noch jemand einen Vorschlag für mich hätte, her damit.

Liebe Grüße Juni



Luciel

Kommt sicher darauf an, wer reitet ... Es konnten sich wahrscheinlich nicht viele ein Pferd leisten, das nur zum Ausreiten gedacht ist. Und sicher ist es ein Unterschied, ob ein Mann reitet oder eine Frau ...

Julia

#24
Meines Wissens gab es im Mittelalter noch keine expliziten "Pferderassen", zumindest wurden sie nicht als solche gezüchtet. Vermutlich gab es bereits unterschiedliche Pony- und Pferdeschläge, die von Landstrich zu Landstrich auch sehr charakteristisch ausfallen konnten (z.B. die Exmoorponies mit dem weißen Mehlmaul, die Shettlandponies, etc.), aber im Grunde "züchtete" jeder das, was er für richtig hielt.

Ein "gutes" Reitpferd war aber im Mittelalter auf jeden Fall ein Gangpferd, d.h. ein Tölter oder auch ein Passer mit weichem Gangwerk. Diese Pferde wurden unter dem Begriff "Zelter" zusammengefasst und waren bequeme Fortbewegungsmittel für weite Reisen (Kutschen gab es zu dieser Zeit noch nicht, nur ungefederte Holzkarren, die auf den unbefestigten Wegen eine Qual gewesen sein mussten). Auch die Damen ritten Zelter - denn den "modernen" Damensattel (der in seiner heutigen Form auch schon über hundert Jahre alt ist) gab es ebenfalls noch nicht. Frau musste also im Seitsitz auf einer Art Kissen mit Lehne sitzen und konnte die Füße nur auf einem Brettchen, der sogenannten "Planchette" abstützen. Dabei wurde sie geführt, denn eine Einwirkung auf das Pferd war damit nicht möglich - und ein trabendes Pferd über längere Zeit auszusitzen schon gar nicht.

Überhaupt waren trabende Pferde nur was für Bauern - dass sich das in den letzten Jahrhunderten grundlegend geändert hat, haben wir übrigens dem Militär zu verdanken (Tölter lassen sich kaum im "Gleichschritt" reiten). Pferde mit Gangveranlagung wurden mit dem Aufkommen der Kavallerie kaum noch gezielt gezüchtet - und inzwischen gilt es bei vielen unserer Altvorderen als "unmännlich", ein Gangpferd zu reiten. Ein "richtiges" Pferd hat die Gangarten Schritt, Trab und Galopp - und sonst nix. Ich habe vor einiger Zeit von einem Hannoveranerhengst gehört, der wieder abgekört wurde, weil er eine deutliche Töltveranlagung zeigte (ab und zu taucht "der laterale Gang" auch bei unseren modernen Pferderassen noch auf).
Im iberischen Raum war und ist diese Form der Engstirnigkeit übrigens nicht so sehr verbreitet - ein Grund, warum viele iberisch geprägte Pferde (auch die in Südamerika) nach wie vor Gangveranlagung besitzen.

Dass es inzwischen trotzdem wieder relativ viele Gangpferde gibt (und sie jetzt auch in der "alten Welt" wieder gezielt gezüchtet werden), liegt an dem zunehmenden Gros der Freizeitreiter und dem Wunsch, sich von der alten, militärisch geprägten Reitweise abzugrenzen.
Deshalb solltest Du, Juni, wenn Du die Möglichkeit hast, unbedingt mal ein Gangpferd reiten - dadurch kann man am Besten erfahren, wie unsere Ahnen im Mittelalter gereist sind ...

Liebe Grüße,

Julia (heute unter dem Motto: passt schon - tölten ist isi! ;D)

Junipera

Danke für die Ausführliche Antwort Julia!

Den Begriff "Zelter" habe ich auch schon mal gehört, wusste aber nicht das man unter dem Begriff verschiedene Gangpferde zusammenfasst.
Leider werde ich es nicht ausprobieren können ein Gangpferd zu reiten, da ich seit meinem sechzehnten Lebensjahr eine Pferdehaar Allergie habe. Bekomme keine Luft in der nähe von Pferden. Da geht reiten leider gar nicht.
Ich bin aber der Meinung, das das Pony auf dem ich früher geritten bin tölten konnte. Es war aber nicht so ausgeprägt. Nur manchmal verfiel er zwischen Trab und Galopp in einen merkwürdigen trippelschritt, jedoch nie lange. Ich glaube das Pony brauchte das um besser in den Galopp zu kommen.

Liebe Grüße Juni

felis

*Julia zustimm*

Ein guter Tölter ist ein absoluter Genuss und perfekt für lange Ritte, weshalb gute Zelter im MA teurer waren, als die Schlachtrösser der Ritter.

Pferdezucht im MA lief größtenteils in Wildgestüten ab. Eins davon hat bis heute überlebt - die Zucht der Herzöge von Croy - beesser bekannt als die Dülmener im Meerfelder Bruch.

"Nur zum Ausreiten" ist man im MA kaum geritten, sondern eher aus der schlichten Notwendigkeit heraus, von a nach b zu kommen, zu einer Zeit wos kaum Straßen gab, und das Kutsch fahren daher ein weitgehend unpraktikables "Vergnügen" war. Wenn man bedenkt, dass die Höfe der MAKaiser ständig auf Reisen waren macht man sich heutzutage vermutlich kaum klar was für ein strapaziöses Leben die hatten.

Geli

Da kann ich eine Anekdote zuliefern, ich weiß nur leider nicht mehr, welche Königin es getroffen hat;  könnte sein dass es die Gattin von Heinrich IV auf dem Weg nach Canossa war.

Die Arme  war hochschwanger und "wir" mussten im Winter über die Alpen. Damals waren Pässe einfach - naja- niedrigere Stellen im Hochgebirge. Es gab höchstens Saumpfade, aber wie gesagt Winter, Schnee bis über die Ohren etc. Jedenfalls haben die den Tross befördernden Alpeneinwohner die Königin auf ein Fell gesetzt und den Pass hinauf und hinunter darauf hockend über den Schnee geschleift. Schlitten scheint es nicht gegeben zu haben, bzw. vielleicht musste da das Gepäck drauf. Ich weiß nicht mehr, wie Mutter und ungeborenes Kind diese Reise überstanden haben.

gbwolf

Als Ausrede führe ich an, in den letzten 13 Jahren nur zweimal auf einem Pferd gesessen zu haben - alles vergessen  ;D

Und jetzt meine Pferdefrage: Wenn ich ein Sportpferd für die Vielseitigkeitsprüfung und vor allem für Geländeritte brauche, ist es dann realistisch, einen Hengst zu nehmen oder werden die armen Viecher besser kastriert, damit die Stuten sie nicht nervös machen? Welche Pferderasse wäre geeignet? Bevorzugt nicht zu hochpreisig.

Mein Protagonist ist männlich, 15 Jahre alt und liebt vor allem das Spingen im Gelände. Distanzritte möchte er als nächstes in Angriff nehmen (hat da aber noch ein wenig Zoff mit seinen Eltern). Sein Traumpferd ist ein Achal-Tekkiner, Ich würde ihm gerne einen Hunter, einen Trakehner oder ein Deutsches Warmblut geben, weiß aber nicht, ob die nicht zu teuer und zu hochwertig sind (er kommt aus der Mittelschicht und die Eltern legen sich ziemlich krumm, um ihm das Pferd zu finanzieren).

Judith

Grundsätzlich findet man ab und an Hengste im großen Sport, aber selten. Wenn man sich das Leben nicht unnötig schwer machen will, dann ist man mit einem Wallach oder einer Stute auf alle Fälle besser dran - und günstiger.

Was den Preis betrifft, da ist gerade bei Deutschen Warmblütern alles möglich. Je nach Abstammung, Talent, Körperbau und bisherigen Erfolgen ist von sehr günstig bis unbezahlbar alles drinnen.  ;)
Wenn es bei ihm eher um leichte Prüfungen geht und er nicht in Richtung Klasse M oder S strebt, sollte das Pferd bezahlbar sein, denke ich.
Ich frag mich halt nur, ob ein Warmblut auch eine geeignete Rasse für Distanzreiten ist - aber da kenn ich mich nicht so aus.