Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Feuertraum am 09. Juni 2007, 13:10:14

Titel: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Feuertraum am 09. Juni 2007, 13:10:14
Oder?

Im Prinzip geht das ganze in den Bereich der Charakterisierung: Kann ein männlicher Autor überhaupt eine Frau als Hauptfigur auswählen, wo doch eine Frau ganz anders handelt als ein Mann ? Umgekehrt natürlich auch: Kann eine weibliche Autorin über die Psyche eines Mannes schreiben, weil diese ja so einfach gestrickt ist (der sogenannte 4-F-Typ: Fernsehen, Filzpantoffeln, Flaschenbier (und das 4. darf ich um diese Uhrzeit noch nicht nennen... ;)) ?

Läuft man nicht eher Gefahr, dass Leser des jeweils anderen Geschlechts sich hinstellen und sagen: Also, dieser Charakter ist absolut unrealistisch: SO würde eine Frau/ein Mann NIE handeln ?

Darum mal auf reiner Neugier: wie händeln Sie das?
Ignorieren?
Nur Prots des jeweiligen Geschlechts ?
Überhaupt keine Tiefe in den Charakteren ?

Neugierigen Gruß

Feuertraum
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 09. Juni 2007, 13:19:33
Hallo Feuertraum,

Leser, die meinen, dass eine Figur so im richtigen Leben nicht handeln würde, würde ich immer am liebsten darauf hinweisen, dass es nicht nur die 0-8-15 Leute gibt.

Wenn der Autor einen wirklich typischen Menschen darstellen will, kann man auf die Straße gehen und Leute beobachten. Das reicht meiner Meinung nach, um den "Normalo Typ" darzustellen.
Aber jeder Charakter ist irgendwie anders und ganz speziell. (Besonders bei Buchfiguren fällt mir das auf ;))
Da kann ein Leser noch so zetern, diese Figur handelt nun mal so.

Dass eine Autorin nur Protagonistinnen haben "darf" und Autoren nur Protagonisten halte ich für übertrieben. Wenn man sich in seine Figur hineinversetzt, ist es egal ob das gleiche Geschlecht oder nicht.
Ich finde, eine Autorin kann einen Protagonisten so gut darstellen, wie es ihr Talent zulässt.

Am Anfang ist für mich jede meiner Figuren unbekannt, ob sie männlich oder weiblich ist. Ich muss sie erst erforschen und ihren Charakter erkennen, damit ich richtig schreiben kann. Es gibt bei mir keine Figuren, die ich von männlich einfach auf weiblich oder anders herum umkämmen könnte. Sie sind, wie sie sind.
Und da mache ich mir auch keine Sorgen, ob ich einen Jungen schlechter darstellen kann, als ein Mädchen. Sicher ist da irgendwo mehr Vertrautheit, wenn es ein Mädchen ist, aber ich muss mich in meine/n Protagonisten/Protagonistin immer hineinversetzen.

Was mir aber manchmal so vorkommt, ist, dass Autorinnen gleichermaßen über Frauen/Mädchen und Jungen/Männer schreiben, während ich oft das Gefühl habe, dass Autoren (nur) Jungen/Männer auswählen.
Sicher, es gibt einige Ausnahmen, aber manchmal erscheint es mir so.


Duana
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Breanna am 09. Juni 2007, 13:20:36
Es gibt genügend Autoren, die mit einer Hauptperson anderen Geschlechts schreiben. Und meiner Meinung nach ist das auch kein Problem, denn es macht ja einen guten Autor aus, wenn er sich in eine andere Person reinversetzen und diese schreiben kann.
Im Übrigen glaube ich, dass es schwieriger ist, sich z.B. in einen Menschen aus der Antike oder einer Fantasywelt und dessen Denkweise reinzuversetzen, als in eine Person anderen Geschlechts.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 09. Juni 2007, 13:35:59
Man merkt meistens (meistens, nicht immer!), wann ein Mann oder eine Frau die Geschichte geschrieben hat, weil beide Geschlechter unterschiedliche Vorlieben haben, was in der Story alles passiert.
Bei Frauen kommen häufiger Liebesgeschichten vor, die sich im Laufe des Romans entwickeln, meist zwischen Protagonisten. Die Liebe ist rein für den Geschichtsverlauf unnötig, aber Frauen brauchen so was halt  ;). Und sehr oft gehen sie da noch detaillierter vor und flechten teilweise recht erotische Szenen mit ein, die trotz allem nicht schmuddelig klingen.

Männer hingegen haben oft lieber ihre schwertschwingenden Helden, die Archetypen der Männlichkeit. Stolze Ritter und Krieger, die ihre holde Maid retten, epochale Schlachten, böse Ungeheuer ... Das sind häufig die Zutaten der "männlichen" Geschichten.

Natürlich kann es auch mal umgekehrt sein, weil ja jeder einen anderen Geschmack hat! Obwohl ich gestehen muss, dass ich bisher noch keine von einem Mann geschriebene Liebesgeschichte wirklich toll fand. Die Bettszenen sind so schmerzhaft kitschig, weil den Männern häufig die Wortakrobatik fehlt, die diesen Szenen die rechte Stimmung verpassen. Und das gestelzte Liebesgetuschel finde ich ganz schrecklich  :gähn:  Bestes Beispiel hierfür: Tad Williams. Seine Story ist zum Niederknien, aber die Liebesszene am Schluss ist echt ein Brechmittel. Wenn der Held ein Ritter ist und erwachsen sein will, aber im Angesicht seiner Geliebten plötzlich in Tränen ausbricht, weil er sie ja ach so doll und schon so lange liebt, kommts mir hoch ...

Was mir auch sehr auffällt, ist die Tatsache, dass Männer und Frauen stets die Körper des anderen Geschlechtes im Buch beschreiben. So erzählen männliche Autoren gern von schönen Brüsten, schlanken Beinen, langen Haaren ect., während weibliche Schreiber die muskulösen Oberkörper beschreiben, die scharf geschnittenen Gesichter, die dunkle Stimme, die Größe (sehr wichtig!)...

Ich persönlich tanze auf der Grenzlinie. Bei mir wird kein Geschlecht bevor- oder benachteiligt, denn ich habe Protagonisten beider Geschlechter. So gehe ich dem Problem aus dem Weg, dass die Verteilung zu einseitig ist  ;D  Und mit ein wenig Menschenkenntnis kann man auch aus dem Blickwinkel eines Mannes schreiben  ::)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 09. Juni 2007, 15:07:44
Warum sollte eine Frau keinen Mann als Prota haben?
Oder ein Mann eine Frau?

Ich denke nicht, dass es irgendwelche großen Unterschiede beim Schreiben gibt, denn jeder Mensch ist halt verschieden und man kann das jetzt nicht alles einfach über einen Kamm scheren und das in Männer oder Frauen unterteilen, denn nicht alle Frauen sind gleich und nicht alle Männer. Als Autor muss man sich eben einen individuellen Chara schaffen.

Und ein Autor MUSS sich in (fast) alle möglichen Charas reinversetzen können, sonst hat man am Ende einen Roman in einem Land voller Frauen, die alle die gleichen Eigenschaften haben, weil ich sie mit mir identifizieren würde. Und was wäre das bitte für ein Roman? (war jetzt etwas übertrieben, aber ich denke, dass was ich damit sagen will ist klar)


Zitat von: Feuertraum am 09. Juni 2007, 13:10:14
Überhaupt keine Tiefe in den Charakteren ?

Ein Roman mit Protas ohna Tiefe im Charakter ist meiner Meinung ein verdammt Schlechter, weil ich wahrscheinlich jede Handlungsweise in Frage stellen würde. Der Charakter beeinflusst die Protas und somit die Geschichte und ist deshalb auch nicht wegzudenken.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Volker am 09. Juni 2007, 15:11:36
Zitat von: Feuertraum am 09. Juni 2007, 13:10:14
Im Prinzip geht das ganze in den Bereich der Charakterisierung: Kann ein männlicher Autor überhaupt eine Frau als Hauptfigur auswählen, wo doch eine Frau ganz anders handelt als ein Mann ?

Kann ein Nicht-Magier überhaupt einen Magier beschreiben, ein Nicht-Ork einen Ork, eine Nicht-Elfe einen Elfen?
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 09. Juni 2007, 16:07:24
Zitat von: Volker am 09. Juni 2007, 15:11:36Kann ein Nicht-Magier überhaupt einen Magier beschreiben, ein Nicht-Ork einen Ork, eine Nicht-Elfe einen Elfen?
Das ist eine sehr gute Überlegung!
Die merke ich mir als Beispiel, wenn ich wieder einen Leser treffe, der meint, ein Autor könne sich in kein Mädchen versetzen ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: MarkOh am 09. Juni 2007, 16:50:45
Nun ja, eine interessante Frage.
In meinem Debüt-Zweiteiler "Devian & Corvina" war der Hauptcharakter männlicher Natur, in meinem jetzigen Projekt "Rouhan" weiblich. Beim Schreiben selbst machts für mich bis jetzt keinen großen Unterschied. Mal schauen was draus wird... ;-)
Aber ich denke mal, dass die Hauptsache das Hineinversetzen können an sich ist. Ob nun in einen weiblichen Charakter, einen männlichen, einen Org, oder wem auch immer...
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Manja_Bindig am 09. Juni 2007, 17:03:27
Lieber Feuertraum.

Anne Rice hat männliche Protagonisten.
Marion zimmer Bradley hat teilweise männliche Protagonisten.
Mary Shelley hatte einen männlichen Protagonisten.

Es ist albern, sich bei den Charakteren am Geschlecht aufzuhängen. Es gibt da viel zu viel, was man bedenken muss - Charakter, sowohl angeborene anlagen, als auch Anerziehung(ich bin der Überzeugung, dass ein Teil des weiblichen und männlichen Verhaltensschemas in den Gesellschaften begründet liegt - nicht alles, aber ein Teil). qwie korrespondiert das miteinander?
Plus persönlichem Hintergrund, etc. ...
Man kann da nicht nur das "Mann - Frau" - schema betrachten.

Tut mir leid, aber nach dieser Überlegung verstehe ich den sinn dieser Frage nciht so recht.
Schon gar nicht, da ich einige mänliche Hauptcharas hab.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Marek am 09. Juni 2007, 18:08:47
Ich sag das nur ungern, aber die Diskussion hatten wir schonmal:
http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=329.0
Bitte fangt nicht alte Themen von neuem an! Ihr dürft alte Themen wiederbeleben, wenn ihr wollt.

Und da dies kein Workshop ist, sondern eine Grundsatzdiskussion, verschieb ich den hier mal. Bitte bedenkt, daß sich der Workshop mit der praktischen Umsetzung von Themen befaßt. Nicht mit Kernfragen des Schreibens. Nach drei Jahren im Forum sollten das einige von euch wissen.
Danke.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Antigone am 09. Juni 2007, 18:41:46
Ich möchte gerne eine Lanze dafür brechen, auch mal einen neuen Beitrag über ein Thema zu machen, das es schon mal gegeben hat. Da ergeben sich doch gleich wieder viele neue Sichtweisen, und melden sich sicher wieder andere Leute zum Thema, die das alte vielleicht niemals mehr angeschaut hätten. Ich persönlich schreib nicht so gerne bei Themen, die schon einige Zeit am Buckel haben...

Und zur Frage: die Schriftstellerei lebt doch schließlich davon, sich Dinge vorstellen zu können und zu beschreiben, die man weder ist, noch jemals tun würde. Kaum ein Krimiautor hat jemals einen Menschen ermordet (zumindest hoffe ich das!!!), kein SF-Autor saß schon jemals in einem Raumschiff, wir haben alle noch keine Elfen oder Drachen getroffen... und trotzdem schreiben wir darüber. Warum sollte es daher nicht möglich sein, sich ins andere Geschlecht hineinzudenken und -fühlen? In Anbetracht dessen, was sich hier manche für Geschichten ausdenken, sollte das eigentlich noch die leichteste Übung sein... Und wer das nicht kann,sollte vielleicht noch mal ernsthaft über den Sinn seines Zeitvertreibes nachdenken! ;D

Lg, A.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 09. Juni 2007, 20:41:47
Uff... jetzt wünsche ich mir fast ich hätte euch noch nicht gesagt, welches Geschlecht ich habe. Und dann hätt ich euch mal raten lassen. Ich fürchte, tief in meinem Inneren bin ich doch ein Kerl.

Weil: Sehr viele meiner Protagonisten sind männlich. Fast ALLE meine Lieblingsfiguren sind ebendies (bis auf eine). Tatsächlich hat man mir auch schon des öfteren gesagt, ich würde durchaus einige männliche/jungenhafte Verhaltensweisen an den Tag legen...   :-\

Fakt ist: Ich schreibe tatsächlich hauptsächlich über Männer und überlasse die Frauen meiner Co-Autorin. Oder aber, die Frauen geraten etwas grober. Mädchen-Mädchen kann ich nicht so gut, die wirken dann schnell wie eine Parodie. Was an meinem eigenen Geschlecht aber nichts ändert. Also, das würde dann Feuertraums These wiedersprechen.

Wobei ich allerdings sagen muss, dass die männlichen Figuren vieler Autorinnen tatsächlich nicht überzeugend sind...  :hmmm:

Fazit: Man kann das doch mal wieder nicht verallgemeinern. Jeder schreibe das was ihm liegt  :prost:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Steffi am 10. Juni 2007, 10:14:00
Zitat von: Artemis am 09. Juni 2007, 13:35:59

Bei Frauen kommen häufiger Liebesgeschichten vor, die sich im Laufe des Romans entwickeln, meist zwischen Protagonisten. Die Liebe ist rein für den Geschichtsverlauf unnötig, aber Frauen brauchen so was halt  ;).

Dann bin ich allerdings das lebende Antibeispiel. Bei mir kommt eine Liebesgeschichte nur rein, wenn das Buch gar nicht anders gunktionieren würde :)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Immortal am 10. Juni 2007, 10:56:42
Das Thema finde ich wirklich interessant...

Ich hatte lange Zeit nur weibliche Protagonistinnen. Aber inzwischen habe ich mich auch einmal an die Männerwelt 'gewagt'. In Rollenspielen spiele ich bis jetzt immer noch nur weibliche Charaktere, aber jetzt zum Beispiel bei den Katzenreitern gibt es sowohl als auch.

Ich glaube auch daran, dass sich auch Frauen in männliche Protgaonisten hinein versetzen können und umgekehrt und finde das wirklich damit vergleichbar, dass wir ja auch keine Magier oder Elfen etc. sind und von diesen trotzdem schreiben.

Es ist ja auch nicht so, dass wir das andere Geschlecht jetzt überhaupt nicht kennen. Ich meine wir kommen tagtäglich mit ihnen in Verbindung und können deren Verhaltensweisen beobachten ;)

Artemis, mit deiner These fühle ich mich ertappt. Meine Geschichte beinhaltet eine sehr komplexe Liebesgeschichte, allerdings würde ohne diese auch die Handlung nicht fortschreiten. Aber wenn man einmal in den verschiedenen Büchern darauf achtet scheinst du recht zu haben. Außer in Harry Potter, da kam die Autorin ja lange ohne Liebesgeschichte aus (zu lange)

@Grey: Männliche Verhaltensweisen? Willkommen im Club. Sagt die, die nichts lieber als Fußball schaut (im fernsehen so wie auch im Verein) und dann meistens zu brüllen beginnt.

Liebe Grüße
Immortal
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 10. Juni 2007, 11:18:37
Zitat von: Immortal am 10. Juni 2007, 10:56:42
Außer in Harry Potter, da kam die Autorin ja lange ohne Liebesgeschichte aus (zu lange)

Na ja, wenn man bedenkt, dass Harry anfangs noch ein Kind war und das Buch auch für Kinder geschrieben ist, stört die fehlende Liebe anfangs nicht wirklich. Und ich persönlich halte eh nicht viel von diesem Teenager-Gebalze ... Vielleicht bin ich einfach zu alt, um mich wieder in die Zeit der ersten Liebeleien hineinzuversetzen? *schulterzuck* Auf jeden Fall fand ich dieses schüchterne Getue nervtötend ...


Ja, bisher hatte ich in so ziemlich jedem von einer Frau geschriebenen Roman zumindest eine Liebesgeschichte entdeckt. Und auch ich erfülle dieses Klischee... In meinem ersten Roman gibt es sogar drei parallele Liebespaare, die sich entweder bereits gefunden haben oder sich noch finden  ::) Aber ich mag es halt. Es ist ein Ausgleich für die doch recht dramatische und etwas unsanfte Handlung.
Dabei habe ich aber alles im Repertoir, von wahren Männern und hilflosen Mädchen, bis hin zu unerfahrenen Jünglingen und selbstbewussten Frauen *hust hust* Obwohl ich rein von den Gedankengängen lieber aus der Sicht der Männer schreibe, weil die wesentlich unkomplizierter sind  ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 11:28:48
Zitat von: Artemis am 10. Juni 2007, 11:18:37Obwohl ich rein von den Gedankengängen lieber aus der Sicht der Männer schreibe, weil die wesentlich unkomplizierter sind  ;)
Das halte ich für ein Vorurteil ;)

Liebe gehört einfach irgendwie zu Charakteren dazu - ob sie sie nun verabscheuen, oder sich stäündig verlieben.
Aber das haben wir an anderer Stelle schon. :)

Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 10. Juni 2007, 11:34:20
Na ja, Vorurteil ... mag schon sein. Für mich persönlich sind die Männer einfacher darzustellen. Obwohl meine Kerle alle größtenteils einen psychischen Knacks haben, kann ich sie wesentlich besser durch die Geschichte begleiten als die Frauen. Ich habe keine Ahnung warum  ???  Vielleicht, weil ich sie einfach lieber hab als die Weiber?  ;D Es sind halt meine Kumpels, und ich hab sie einfach gern, sogar die wirklich bösen und gemeinen *alle mal umarm*
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 11:38:15
Da sprichst du etwas Wichtiges an, Artemis. Es kommt immer auf den Autor an.
Es gibt einige Frauen, die können Männer als Figuren besser beschreiben (oder leichter) und es gibt manche Männer, die können Frauen besser als Figuren beschreiben.

Allerdings muss ich sagen, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass einige Autoren "Schablonen" für ihre Protagonistinnen benutzen. ::)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 10. Juni 2007, 11:57:36
Schablonen ...
Hm, dabei sind Frauen ja wesentlich facettenreicher als manche denken  ;)  Ja, aber du hast schon Recht. Es sind häufig austauschbare Frauen dabei.

Aber warum? Haben diese Autoren Angst, ihren Frauen mal andere Eigenschaften zu geben? Es muss doch mehr im Angebot sein als der Clon einer Xena, die sich mordend durch die Welt metzelt, eine Oberzicke, der die Männer zu Füßen liegen, oder das hilflose Dummchen, das ohne Mann gar nix auf die Reihe kriegt.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 12:08:45
Schon, Artemis, aber auch Autorinnen bedienen sich solcher "Schablonen".
Es ist einfacher, eine platte Figur zu erstellen, die schon x-Mal vorkam, als jemand wirklich charakteristische Züge zu verleihen.
Es kommt auch immer auf das Können des Autors an.
Denn ich habe auch schon so manches Buch einer Autorin gesehen, die ihren Protagonisten so zu sagen "von der Stange gekauft" hat. ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 10. Juni 2007, 12:18:46
Obwohl ich diese platten, vollkommen charakterlosen Frauen noch schlimmer finde als die "Weibchen" von der Stange. Wenn man ein Buch liest und am Ende von der Protagonistin grade mal ihre Haar- und Augenfarbe weiß, dann bin ich schon etwas sauer. Aber das ist jetzt wohl off-topic, daher:  :zensur:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 10. Juni 2007, 12:34:14
Quatsch, quatsch, alles Quatsch^^.
Ich sehe wirklich das Problem nicht ???
Volker hat es doch schon sehr treffend formuliert. Ein/e gute/r Autor/in ist, wer sich in seine Charaktere hineinversetzen kann. Wenn ich über eine moralisch gescheiterte Kriegerin schreibe, dann ist das schwieriger, als wenn ich mich stattdessen mit einem Scholaren irgendeiner Art auseinandersetze, obwohl die Kriegerin eine Frau ist und jener Scholar. (ich bin nämlich nicht moralisch gescheitert, aber eine Studentin durchaus ;))

Literatur ist ja außerdem niemals das bloße Nachahmen von Realität (siehe Signatur)

Allet klärchen? :vibes:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 10. Juni 2007, 12:42:35
Menschenkenntnis, Beobachtung anderer Leute, Feingefühl, Einfühlungsvermögen, Vorstellungskraft, Sensibilität, Rücksicht - ich denke, mehr bedarf es nicht, um Figuren beider Geschlechter realistisch und lebendig zu beschreiben. Punkt.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lisande am 10. Juni 2007, 13:00:54
ZitatNatürlich kann es auch mal umgekehrt sein, weil ja jeder einen anderen Geschmack hat! Obwohl ich gestehen muss, dass ich bisher noch keine von einem Mann geschriebene Liebesgeschichte wirklich toll fand. Die Bettszenen sind so schmerzhaft kitschig, weil den Männern häufig die Wortakrobatik fehlt, die diesen Szenen die rechte Stimmung verpassen. Und das gestelzte Liebesgetuschel finde ich ganz schrecklich  Übermüdet  Bestes Beispiel hierfür: Tad Williams. Seine Story ist zum Niederknien, aber die Liebesszene am Schluss ist echt ein Brechmittel. Wenn der Held ein Ritter ist und erwachsen sein will, aber im Angesicht seiner Geliebten plötzlich in Tränen ausbricht, weil er sie ja ach so doll und schon so lange liebt, kommts mir hoch ...

Hmm, das klingt mir jetzt auch wieder ein bisschen zu vorschnell geurteilt. Vorneweg: ich kenne das Buch nicht und kann die Szene daher absolut nicht beurteilen. Aber die Aussagen, dass ein erwachsener Ritter nicht beim Anblick seiner Liebsten in Tränen ausbrechen darf, halte ich für völlig am Thema vorbei. Noch mal gesagt: es kommt natürlich auf die Gesamtwirkung der Szene an, aber grundsätzlich ist so ein emotionaler Ritter ziemlich zeitgemäß. Wenn sich jemand einbildet, dass die Ritter damals nur in Rüstung und unwahrscheinlich männlich rumgerannt sind, der irrt gar sehr. Im Gegenteil - starke Emotionen und auch das ZEIGEN dieser Emotionen waren durchaus gesellschaftlich völlig akzeptiert. Ein Ritter, der kein Musikinstrument spielte, war gesellschaftlich nicht gerade hoch angesehen, und leidenschaftlich von der Liebsten zu singen oder zu berichten, war durchaus "in", auch wenn uns das heute komisch vorkommt.
Insofern kann dieser Tränenausbruch also einfach nur bedeuten, dass der Autor sich gut in den Zeitgeist reinversetzt hat.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich ZU kitschige Liebesszenen auch nicht mag, selbst wenn sie zeitgenössisch korrekt sind...  ::)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 10. Juni 2007, 13:28:20
Lest doch mal Lancelot oder Le Chevalier de la charrette von Chrétien de Troyes, wenn ihr vor Liebe zerfließende Ritter erleben wollt (ja, weinen ist auch durchaus drin ;D)

Ich würde auch nicht unterschreiben, dass Männer keine Liebesgeschichten schreiben können. Wie wärs mit Der Englische Patient von Michael Odaantje? (nur nicht den Film gucken, der ist kitschig und wird dem Buch nicht gerecht!) Und was bitte ist mit Shakespeare???

Liebesgeschichten sind eigentlich immer schwer, weil es nervt, wenn zu viel Liebesblabla und Gesülz das Buch unnötig in die Länge zieht. Und man muss es trotzdem schaffen, das Ganze überzeugend und ergreifend zu schildern. Für mich hat das aber nichts mit Geschlecht zu tun.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Steffi am 10. Juni 2007, 14:54:04
Zitat von: Lavendel am 10. Juni 2007, 13:28:20
Lest doch mal Lancelot oder Le Chevalier de la charrette von Chrétien de Troyes, wenn ihr vor Liebe zerfließende Ritter erleben wollt (ja, weinen ist auch durchaus drin ;D)


@Lavendel: Oh bitte, das ist höfische Artusepik und hat mit der realen Welt damals ja wohl nichts zu tun ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 14:58:25
@ Lavendel
Zitat von: Lavendel am 10. Juni 2007, 13:28:20Ich würde auch nicht unterschreiben, dass Männer keine Liebesgeschichten schreiben können. Wie wärs mit Der Englische Patient von Michael Odaantje? (nur nicht den Film gucken, der ist kitschig und wird dem Buch nicht gerecht!) Und was bitte ist mit Shakespeare???

Liebesgeschichten sind eigentlich immer schwer, weil es nervt, wenn zu viel Liebesblabla und Gesülz das Buch unnötig in die Länge zieht. Und man muss es trotzdem schaffen, das Ganze überzeugend und ergreifend zu schildern. Für mich hat das aber nichts mit Geschlecht zu tun.
Da hast du Recht.
Aber es hat auch keiner behauptet, Autoren könnten keine Liebesgeschichten schreiben. Es wurde nur angemerkt, dass viele Autorinnen Liebe in ihre Geschichten einflechten. ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 10. Juni 2007, 15:23:24
Zitat@Lavendel: Oh bitte, das ist höfische Artusepik und hat mit der realen Welt damals ja wohl nichts zu tun

Nö, das hab auch ich nicht behauptet. Aber es ging ja auch eher um die Erwarungen an einen perfekten Ritter, als um die Realität (das Ding wurde übrigens für eine Frau geschrieben (die war auch noch diejenige, die den Kerl mit Geld versorgt hat) und das hat wohl die Story etwas beeinflusst, hab ich den Eindruck. Wobei, ich gebe zu, dass Erwartungen an sich verändern können. Wahrscheinlich ist der perfekte Ritter von heute nicht grade der Lancelot aus dieser Geschichte... ;D

@Duana: das ist aber wenig aussaugekräftig. Viele? Jaa, vielleicht tun das aber auch viele Männer? ;) (aber das ist ja auch eigentlich gar nicht das Thema, also lassen wir das Mal. Mann könnte einen neuen Thread aufmachen und diskutieren, wer die meisten und wer die besseren Liebesgeschichten geschrieben hat... *schon mal im Internet nach Beweisen wühl* :snicker: hrhrhr, nein Spaß.)



Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: caity am 10. Juni 2007, 15:31:28
Ich versuche so viel Tiefe wie möglich in jeden Charakter einzubringen.
Nur Frauen wäre total langweilig.
Und nur Männer ebenso.
Es fällt mir aber wirklich einfacher, aus der Sicht einer Frau zu schreiben.
Wobei ich denke, dass das alles eine Frage der Übung ist.
Männer halte ich in der Tat für einfacher gestrickt, was nicht heißt, das sie nicht auch komplex sein können. Aber ein Charakter hat dann leben, wenn er innere Konflikte aufbaut und das kann er tun, auch wenn er bislang sehr einfach gestrickt war.
Ich denke die Frage ist nicht: Können oder nicht können
sondern: wollen oder nicht wollen, bzw. wohlfühlen oder nicht wohlfühlen?

Bye
caity
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 15:45:09
@ Lavendel
Mag sein, dass das vielleicht etwas labil gesagt war, aber eine Statistik führe ich auch nicht ;)

Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 10. Juni 2007, 15:53:17
Och nö, Duana. Das wär mir auch zu anstrengen ;)

Ehrlichgesagt hab ich mir bisher noch gar keine Gedanken darüber gemacht, womit ich mich wohler fühle... Ich glaube, bei mir geht beides - bisher hat mir zumindest noch keiner vorgeworfen, meine männlichen Charas wäre irgendwie unglaubwürdig ::)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 15:56:37
Früher hatten meine Geschichten nur Protagonistengruppen ::) Ein Gleichgewicht aus Männlich und Weiblich. Dann hatte ich öfter Protagonisten.
Die Heldinnen holten aber ihr Recht zurück und jetzt ist es wieder ausgeglichen - ohne die Protagonistengruppen ;)

Allerdings frage ich mich, ob manche Autoren wirklich anders mit dem "anderen Geschlecht" als Figur umgehen, als zB mit einem Magier oder Ork...
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 10. Juni 2007, 16:01:24
Wobei, wenn ich drüber nachdenke, finde ich es interessant, dass das andere Geschlecht genauso verschieden vom eigenen sein soll, wie z.B. ein Ork :rofl:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: THDuana am 10. Juni 2007, 16:06:02
Zitat von: Lavendel am 10. Juni 2007, 16:01:24Wobei, wenn ich drüber nachdenke, finde ich es interessant, dass das andere Geschlecht genauso verschieden vom eigenen sein soll, wie z.B. ein Ork :rofl:
Eben. Theoretisch müsste sich eine Frau in einen Mann besser versetzten können, als in eine Magierin und ein Mann besser in eine Frau, als in einen Ork. Oder? ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Hr. Kürbis am 10. Juni 2007, 17:17:19
Ich denke mal eher, Volker meint wer sich in einen Ork oder Elfen versetzen kann, der schafft auch das andere Geschlecht!  :rofl:

Also ich denke mal, das ist alles kein Problem mit dem Unterschied zwischen was-auch-immer. Ob ein Autor "glaubwürdig" vom anderem Geschlecht schreiben kann, beurteilen sowieso immer die Leser, dessen Geschlecht auch wieder eine Rolle spielt. Hat zum Beispiel eine Mann eine Frau als Protagonistin geschildert, werden Leserinnen diese eh anders wahrnehmen als Leser. Auch da gibt es ja himmelweite Unterschiede, ein Umstand, der mir in meiner Schreibgruppe immer wieder auffällt. Männer und Frauen schreiben nicht nur anders, sie lesen natürlich auch anders...
Im Fantasy-Genre halte ich diese Diskussion sowieso für ziemlich überflüssig (wenn auch nicht uninteressant), da Geschlechtergrenzen hier eh oft gesprengt werden und sich Frauen auch wie Männer benehmen und umgekehrt.

Aber man stelle sich nur mal vor, "Nicht ohne meine Tochter" wäre kein autobiografischer Roman, sonder fiktiv und von einem Mann verfasst worden... Das wäre wohl ziemlich schwierig geworden.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Warlock am 10. Juni 2007, 19:51:26
Bei einer Freundin von mir ist es so, dass sie eigentlicht nur männlichen
Charaktere nimmt. Ich habe schon viele Texte von ihr gelesen (wie tauschen
untereinander aus) und ich muss sagen, dass ich bei keiner ihrer Charaktere
ein Problem sehe, das Gegenteil ist der Fall.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 11. Juni 2007, 07:55:41
Naja, bei Nicht ohne meine Tochter könnte ich mir vorstellen, dass das Buch u.U. gar kein erfolg geworden wäre, hätte man nicht diesen Extrakick Authenzität dabei gehabt hätte.

Also weißt du, Hr Kürbis, ich bin gar nicht so überzeugt davon, dass man die Texte von Männern und Frauen immer ganz einwandfrei auseinanderhalten kann. Gesetzt den Fall, man kriegt Texte, von denen man nicht weiß, ob sie von Männlein oder Weiblein geschrieben wurden, und man solltes eine Zuordnung treffen - ich wäre mir nicht so sicher, wie hoch die Trefferquote wäre...

Ich pflichte dir aber auf jeden Fall bei, was das sprengen von Grenzen betrifft (das gilt meiner Ansicht nach übrigens nicht nur für Geschlechtergrenzen). Unterschrieben :jau:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Hr. Kürbis am 11. Juni 2007, 08:13:51
@Lavendel
Ja, stimmt, "Nicht ohne meine Tochter" ist kein gutes Beispiel, aber ein besseres fiel mir jetzt nicht eine...
Und mit dem anders schreiben und lesen meine ich in der Hinsicht, dass Männer es gerne direkter haben in ihren Texten, Frauen hingegen auch mal "zwischen den Zeilen" schreiben/lesen.
Kommt bei uns immer wieder vor, dass die Herrschaften sagen: "Das steht so aber gar nicht im Text!" und die Damen antworten: "Das ergibt sich aber aus Satz X und Y!"

Ich bin da Wanderer zwischen den Welten, raffe schon ziemlich viel, aber längst nicht alles...  :d'oh:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 11. Juni 2007, 08:18:02
Sehr erhellend zu dem Thema schreiben Frauen und Männer nun unterschiedlich:

http://www.kritische-ausgabe.de/hefte/frauen/frauwolff.pdf

Wer interessiert ist, lese das. Eine gute und knappe Zusammenfassung dieser Problematik, aufgebaut auf einem netten Zitat von Marcel Reich-Ranicki.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ary am 11. Juni 2007, 08:32:13
Wenn ich mir meine Geschichten so angucke - ich habe fast keine weiblichen Hauptfiguren, die Hauptcharaktere sind alle männlich. In Wüstenfeuer habe ich ein paar weibliche Sidekicks drin, aber meine "Jungs" sind die, die Geschichte tragen. Über Heldengruppen schreibe ich so gut wie nie.
Ich bin da eh etwas komisch - beim Rollenspiel spiele ich am liebsten männliche Charaktere und ich lese lieber über männliche als über weibliche Helden. Mir geht's da wie Artemis - ich mag sie einfach lieber.
Natürlich wurde mir auch schon oft genug vorgeworfen, dass meine Männer nicht männlich genug handeln würden und eigentlich von weiblichen Verhaltensweisen nur so strotzen. Das schreckt mich aber trotzdem nicht ab, es weiter mit den Männern zu versuchen. :)
Wahrschienlich kommen die Vorwürfe der "Unmännlichkeit" meiner Helden daher, dass ich sie auch gerne mal kräftig leiden und bluten lasse. Meine Helden sind nicht perfekt und meistens haben sie eine so komplette Vollmeise, dass man sie eh am besten gleich irgrndwo einweist.
Liebesgeschichten gehören für mich auch nicht zwingend zu einer guten Geschichte dazu. Wen sie passt, wenn die Geschichte darauf aufbaut, dann ja, gerne, aber wenn sie nur an den Haaren herbeigezogen ist, weil ja angeblich zu jeder geschichte das Gebalze und Geknutsche dazugehört - nein danke.
Ich glaube auch nicht, dass es gerade Frauen sind, die immer eine Liebesgeschichte in ihren Romanplot mit einfriemeln müssen. Männer können das auch ganz gut. Dan Browns "Sakrileg" hätte auch ohne die Liebesgeschichte gut funktioniert. :)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Drachenkind am 13. Juni 2007, 08:44:59
Hach, ein Thema, zu dem ich als Neuling was sagen kann! ich versuch's mal:

Die englische Schriftstellerin Rosemary Sutcliff, eines meiner Riesen-Vorbilder, hat einmal in einem Interview über ihren Artus-Roman "Sword at Sunset" gesagt, er sei am Anfang überhaupt nicht in Gang gekommen, bis sie merkte, dass sie ihn in der ersten Person schreiben muss. Das hatte sie bisher noch nie gemacht (danach schon noch ein paar Mal und ihre Protagonisten sind zu 90% Männer oder Jungen, ihre Frauen und Mädchen fallen oft erheblich ab. Hat sicher auch mit ihrer Biographie zu tun, als schwer Körperbehinderte hat sie wahrscheinlich ganz andere Erfahrungen mit Mann- bzw. Frau-Sein gemacht als als Ottilie Normalverbraucher). Sie sagte weiter, nach der Fertigstellung des Romans habe sie ein halbes Jahr gebraucht, um wieder sie selbst zu werden. "18 Monate lang habe ich als Mann gelebt, gefühlt, geträumt, gedacht." Der Roman ist großartig, leider m.W. nie ins Deutsche übersetzt, und absolut glaubwürdig, aber ich frage mich immer noch, wie sie das gemacht hat. Woher hat sie gewusst, wie man als Mann lebt und fühlt, denkt und träumt. Nun, sie glaubte an Reinkarnation, aber wenn man das nicht tut, bleibt nur noch Genie übrig.

Ich selber habe mich noch nicht an männlichen Prots versucht. Ich befürchte immer, die Männer so zu schildern, wie ich gerne möchte, dass sie sind und das würde fürchterlich alebrn wirken, wenn ich aus einer männlichen Perspektive schriebe, glaube ich. Als Frau/Mädchen kann ich nach Herzenslust projizieren und meine Heldinnen mit ganz verschiedenen Typen umgeben, wobei mir Väter und Brüder lieber sind als Freunde bzw. Liebhaber.

:)
Drachenkind
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 14. Juni 2007, 08:42:44
Naja, aber es kommen immerhin Männer vor. Irgendwie wollen die ja auch beschrieben sein, wollen handeln, zur Geschichte beitragen - und zwar ohne albern zu sein.
Also, wenn deine anderen männlichen Figuren nicht albern sind, wieso sollte dann ein männliche Protagonist albern wirken?
Klar, der Protagonist kommt halt (fast) immer vor und man muss dementsprechend intensiv mit ihm umgehen - aber so lange man sich nicht in Klischees verstrickt und sich lange genug mit dem Charakter beschäftigt, glaube ich nicht dass er lächerlich wirken würde, nur weil er männlich ist und die Autorin weiblich.

@Aryana: Findet es jemand aus deinem Umfeld 'unmännlich', wenn Männer leiden? Männer sind auch Menschen... außerdem haben gute Protas nunmal eine Vollmeise. Leute, die das Zeug zu Protas haben, gibt es im wahren Leben nie (sonst wäre es nicht spannend über sie zu lesen/schreiben). Manche Autoren tun so, als wäre ihre Protas ganz normale Leute, aber mal ehrlich, in Wirklichkeit würdest du auch solche 'Normalos' nirgends finden, weil sie eben doch nie ganz normal sind ;D.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ary am 14. Juni 2007, 10:12:17
@Lavendel: Ohja, mir wurde schon das eine oder andere Mal vorgeworfen, dass meine männlichen Protagonisten eigentlich nur Frauen in Männergestalt und mit Männernamen wären.
*Ich* weiß, dass Männer nicht gerade dazu neigen, ihre Gefühle zu zeigen. Mein Protagonist kommt aber aus einem Volk, bei dem es durchaus üblich ist udn nicht als unmännlich gedeutet wird, wenn auch mal ein Mann Gefühle wie Trauer oder Schmerz offen zeigt. Naja. Gefällt hat nicht jedem! :)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 14. Juni 2007, 12:39:45
Hm... soll es nicht auch im richtigen Männer leute geben, die offener mit ihren Gefühlen umgehen, als sagen wir mal Conan? Natürlich kenne ich jetzt deine Texte nicht, also kann ich das auch schlecht beurteilen, aber ich halte es für ein Vorurteil, dass Männer seltener Gefühle zeigen als Frauen. Ok, es kann sein, dass z.B. das Weinen in den meisten Kulturkreisen bei Männer irgendwie verpönt ist und sie es deshalb seltener tun als Frauen...
Aber ich frage mich, warum es 'harte' Frauenfiguren, die sich benehmen wie 'echte Kerle' schon längst akzeptiert sind (und auch ernst genommen werden), Männerfiguren aber, die vermeintlich zu viel Gefühl zeigen gleich als Heulsusen oder Schmalzlocken gelten.

(Mal so ein kleines Experiment für mitmachbegeisterte: Liebe Frauen, setzt euch doch mal möglichst 'männlich' auf einen Stuhl. Breitbeinig, einen Arm lässig über die Lehne. Und liebe Männer, überschlagt doch mal die Beine und legt beide Hände auf das obere Knie. Und wer von euch kommt sich jetzt albern vor?)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 14. Juni 2007, 19:37:28
meeeep  :hand:

ICH setze mich sehr selten in beschriebene Position

Zitatüberschlagt doch mal die Beine und legt beide Hände auf das obere Knie.

Da käme ich mir tatsächlich albern vor  :ätsch:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lisande am 14. Juni 2007, 20:43:17
@ Aryana und Lavendel: Ich kann dazu nur wiederholen, was ich in irgendeinem Thread (war es hier? War es ein anderer?  :hmmm: ) schon geschrieben habe:

Im Mittelalter war es durchaus auch für Männer völlig normal, starke Gefühle auch zu zeigen und sich auch mal heulend in den Armen zu liegen.

Also warum dürfen unsere Fantasy-Jungs das nicht?!?!?!?!
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ary am 14. Juni 2007, 20:44:29
GUTE Frage. ich habe auch nicht vor, damit aufzuhören, meine Jungs so darzustellen. :)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 15. Juni 2007, 06:24:12
Na, solange sie keine Ballettanzüge tragen ;). Das finde ich eigentlich aber auch bei Frauen zu brechen.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Drachenkind am 15. Juni 2007, 08:53:35
@ Lisande: Das ist auch heute noch üblich - auf dem Fußballplatz! ;D

Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Artemis am 15. Juni 2007, 09:50:52
Hm, Männer und Gefühle ... Das ist wirklich ein böses Thema, wenn man das realistisch rüberbringen will.
Ich sags einfach mal so: Männer sind durchaus dazu fähig, Gefühle zu zeigen, aber halt nicht so extrem auffällig wie wir Frauen. Uns liegt es quasi im Blut, auch mal richtig loszuheulen, wenns im Kino ein herzzerreißendes Ende gibt. Viele Männer berührt das auch, und ich hab schon denen einen oder anderen dabei erwischt, wie er beschämt die Tränchen aus den Augen wegblinzelt.

Wenn im Roman Männer leiden müssen, dann soll man das auch merken - finde ich. Ich lasse sie zwar nicht flennen wie ein Mädchen, aber manchmal sind so kleine Hinweise schon ganz schön. Als ich den Herrn eines meiner Protas hab ermorden lassen und der Untergebene das auch noch mitkriegt, bricht er zwar nicht in Tränen aus, aber so ein paar, die verstohlen übers Gesicht laufen, dürfen schon drinsein.

Ansonsten bemühe ich mich eher, die Männer etwas hilflos mit ihren Gefühlen umgehen zu lassen. Sie wissen zwar, dass man von ihnen als Mann "verlangt", männlich und gefühllos zu sein, aber das widerspricht einfach dem, was in ihrem Herzen passiert. Das Gehirn lässt sich erziehen, die Seele nicht. Warum soll ein Mann nicht weinen, lieben, hassen dürfen? Warum muss er immer der starke und kühle Held sein? Sie leben, sie hoffen, sie leiden, ob das jetzt im Roman oder im echten Leben ist, also darf man das als Autor auch zeigen.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 15. Juni 2007, 13:05:59
Naja, und man kann als Autor ja auch Einblicke in das Innenleben des  Chars gewähren, ob nun männlich oder weiblich... Ist ja nicht so, dass ein männlicher Prot keine Gefühle hat, nur weil er sie nicht zeigt. Und ich glaube, das was innendrin abläuft, ist bei Männern und Frauen gar nicht so verschieden...
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Dorte am 15. Juni 2007, 23:45:50
Ich sehe da überhaupt kein Problem, zumal ich meine Völker nicht vorwiegend europäisch-mittelalterlich bastele. In einigen anderen als den westlichen Kulturen sind Emotionen unter Männern durchaus vertreten.

Aber ansonsten kann natürlich eine Frau über Männer und ein Mann über eine Frau schreiben. Warum denn nicht? Alles, was man gerade als Fantasyautor schreibt, beruht auf der eigenen Vorstellungskraft. Wenn man mit dem Argument "aber das ist dann nicht authentisch" schreibt, kann man genausogut allen verbieten, irgendwas anderes als Gegenwartsliteratur zu schreiben. Denn keiner von uns hat in der Steinzeit, der Antike oder im Mittelalter gelebt, keiner kann sich wirklich in Menschen primitiver Kulturen hineinversetzen, und ich wage mal zu behaupten, dass wohl keiner hier im Forum einen Krieg erlebt, geschweigedenn in einem gekämpft hat. Hoffentlich ist auch keiner von uns missbraucht worden oder hat als kleines Kind den Mord an seinen Eltern miterlebt oder was man sonst so in Büchern findet.
Und dann soll auf einmal die Mann-Frau-Frage ein KO-Kriterium sein? Da gibt es doch viel schwierigere Sachen...
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 16. Juni 2007, 01:29:02
Ich persönlich glaube ja, das es nicht so sehr das Problem ist, sich in das andere Geschlecht hineinzuversetzen, als vielmehr sich ein Stück weit von den eigenen oder einem von der Allgemeinheit aufoktruierten Vorstellungen zu lösen...
Sam sagt im "Herrn der Ringe" sehr treffend "Es gibt Elfen und es gibt Elfen".
Und was die Gestalten unserer Sagen und Mythen betrifft, so scheint das auch leicht verständlich.
Wer kann schließlich zwischen dem weisen chinesischen Drachen, der weit über den menschlichen Wesen steht und den tierhaften Drachen, mit denen sich so mancher nahöstlicher Drachentöter und mittelalterliche Ritter herumschlagen durfte, noch sagen, welches denn der wahre Drache ist?
Oder wer will der Allgemeinheit sagen, wie denn Elfen auszusehen haben?
Je ferner uns ein Gebiet ist, desto freier können wir darüber erzählen, schließlich gibt es niemanden, der uns hier widersprechen könnte.
Sich in einen Magier. Zwergen, Elfen oder gar Drachen hineinzuversetzen ist schwer, aber andererseits auch einfach.
Wie sieht es aber mit real existierenden Gruppierungen aus, was ist mit Frauen, angehörigen anderer Ethnien oder anderen?

Sobald ein Autor ein real existierendes Feld betritt, muss er sich gegenüber dessen Bewohnern verantworten, ob er oder sie das nun möchte, oder nicht.
Doch vergessen darüber viele dieser "Bewohner", dass auch sie nur sich und ihr Umfeld, selten jedoch das Feld als solches, wirklich kennen...
Es gibt nicht nur "Elfen und Elfen", sondern auch Männer und Männer und Frauen und Frauen.
Menschen macht nicht nur ihr Geschlecht aus, nicht nur ihr Herkunftsland, ihre Sexualität, oder welche andere Gruppierung auch immer, Menschen, wie alle Lebewesen, sind komplex.

Wirklich schwierig sollte daher dieses Hineindenken in eine andere Rolle, also im Sinne des Themas, ein anderes Geschlecht, nicht sein. Auch Männer/ Frauen sind schließlich vor allem ersteinmal Menschen mit vielen verschiedenen Eigenschaften.
Keine Frau/ kein Mann hat daher das Recht zu sagen, ein weiblicher/ männlicher Charakter habe so und nicht anders zu sein (Abgesehen von rein biologischen Fakten...).
Allerdings, anders als manch andere denke ich, dass es durchaus ein Problem gibt und zwar, dass Menschen, seien sie nun männlich oder weiblich, dazu neigen, Vorurteile zu fassen, auch heutzutage noch.

Da gibt es einerseits die Männer, die zwar intelligente, hochbegabte und taffe Frauen schildern, die ihrem männlichen Begleiter durchaus überlegen sind, meist sogar haushoch, aber dann doch, "wenn es darauf ankommt", von den Herrn der Schöpfung gerettet werden müssen, weil sie ja eigentlich doch ach so schwache Mademoiselles sind ...  :d'oh:
Andererseits schildert so manche Autorin ihre männlichen Charaktere mit dem Einfühlungsvermögen eines Holzklotzes, was einem dann die durch und durch triebgesteuerten, machohaften, uneinfühlsamen und geradezu strutzdoofen "Helden" beschert, die ohne die intelligente und vernünftige weibliche Begleitung nichts hinbekommen, was sich auch nur im entferntesten als geistig fordernd beschreiben ließe...  ::)
Um zwei populäre Beispiele herauszugreifen, auch wenn sich sicherlich auf beiden Seiten noch eine Menge anführen ließe...

Wenn man einmal wirklich konsequent die Besetzung, die Rollenverteilung und die Bedeutung der Charaktere vergleicht, stellt man bei sehr vielen Autoren, mal offen, mal versteckt, ein mehr oder weniger ausgeprägtes Rollendenken fest, in dem Männer so und Frauen so zu sein haben.
Selbst viele der Schriftsteller, die ich wirklich bewundere, sind hier nicht fehlerfrei...

In Geschichten ist in der Regel nichts zufällig und gerade deshalb verrät eine Geschichte stets sehr viel über den Autor, selbst wenn dieser oder diese stark hinter den Figuren zurücktritt.
Und gerade desshalb denke ich, dass man als Schriftsteller einmal darüber nachdenken sollte, warum man seine Besetzung so wählt, wie man sie wählt.
Denn eines sollte man nicht unterschätzen, Medien, und dazu gehören Bücher eben auch, prägen gerade heute das Bewusstsein der Menschen sehr stark.




Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Drachenkind am 16. Juni 2007, 07:41:02
Ich habe gestern eine Schilderung einer Geburt gelesen. Geschrieben von einem Mann. Nun, ICH weiß, wovon ER da schreibt und er beschreibt es gut. Entweder er hat sich von Frauen beratenj lassen und ihre Schilderung sehr gut umgesetzt oder er hat Gebären live oder per medium gesehen und das Gesehene gut beschrieben. In Jedem Fall ein echter Test für einen guten Schriftsteller, oder?

Ich denke darüber nach, warum ich mir momentan jedenfalls nicht vorstellen könnte, aus der Perspektive eines Mannes zu schreiben. Das bringt mich auch dazu, über meine eigene "frauliche" Identität nachzudenken. Ich möchte kein Mann sein, in der primären Welt nicht und auch nicht in der sekundären. Aber ich habe gerne mit Männern zu tun, meistens lieber als mit Frauen, ich finde sie einfach interessanter. Möglicherweise setze ich diese Beziehungsstruktur in den Geschichten, die ich erzählen will, fort. Wenn ich aus der Perspektive eines Mannes schriebe, wäre die darunter liegende Beziehungsstruktur wahrscheinlich trotzdem die einer Frau-Mann Beziehung und das käme dann u.U. wenig glaubhaft rüber.

Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 16. Juni 2007, 12:11:22
Schau an, Ryuhi ist wieder da... ;D

Das mit dem Rollendenken ist sicher richtig, aber das ist ja auch schließlich ein maßgeblicher Bestandteil der menschlichen Sozialkultur, nicht wahr?

Ich fürchte nur, ich besetze meine Charaktere gar nicht so bewusst. Sie sind einfach da, und dann überlege ich mir nicht erst, ob sie männlich oder weiblich sind, sondern sie sind es schon. Also rein intuitiv, in gewisser Weise eben doch zufällig. Und gerade weil ich fürchte, dass alle meine Figuren eigentlich nur Aspekte meiner eigenen Persönlichkeit sind, die sich dann weiter entwickeln, geb ich mir immer Mühe, sie nicht all zu sehr mit meinen Ansichten um sich werfen zu lassen. *g*
Aber naja, Rolle oder nicht, hauptsache der Charakter ist in sich und seinen Handlungen stimmig, oder? Ich hoffe allerdings wirklich, dass ich eines Tages so erfolgreich sein werde, dass ich mir darüber Gedanken machen muss, ob ich mit meinen Geschichten das Bewusstsein der Menschen präge oder nicht! ;) Andererseits glaube ich auch nicht, dass ich darum meine Art, Figuren zu besetzen ändern werde. Ich werde darüber nachdenken, mir darüber bewusst sein und mich dann freuen wie sehr ich die Welt verderben kann ;D
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 16. Juni 2007, 21:22:09
Dorte: Ich kann nur sagen, rischtisch! Eine Geschichte beruht (nicht nur im Fantasybereich) auf der eigenen Vorstellungskraft. Selbst wenn du einen Gegenwartsroman schreibst ist er immer noch Fiktion - also Lüüüüüge  ;D. Von daher kann ich nur sagen, du hast absolut Recht. Wer nichts schreiben will, dass nicht 100% auf der Realität beruht, der sollte die Finger von Fiktion lassen (und ich fürchte, nicht einmal Journalismus oder wissenschaftliches Schreiben könnte diese 100% schaffen ;))

Ryuhi: Klar sind wir sozialisiert. Aber wir als Menschen sind ja auch (mehr oder minder) vernunfbegabt und zu selbstständigem Denken fähig - also wohl in der Lage, Dinge in Frage zu stellen und kritisch mit ihnen umzugehen. Also, was ich sagen will: Wir können Klischees und Stereotypen vermeiden, kritisieren oder unterstützen, je nach dem, was wir so machen.

Ja, so ist das mit dem Schreiben. Alles ist viel komplizierter, als man denkt ;)
Der Leser kennt die Mühen des Autors nicht, wie ein altes chinesisches Sprichwort sagt  ::).
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 16. Juni 2007, 21:51:11
Zitat von: Lavendel am 16. Juni 2007, 21:22:09
Ryuhi: Klar sind wir sozialisiert. Aber wir als Menschen sind ja auch (mehr oder minder) vernunfbegabt und zu selbstständigem Denken fähig - also wohl in der Lage, Dinge in Frage zu stellen und kritisch mit ihnen umzugehen. Also, was ich sagen will: Wir können Klischees und Stereotypen vermeiden, kritisieren oder unterstützen, je nach dem, was wir so machen.

Oder was wir mögen. Manipulation ist doch toll! ;D Es ist Zeit für neue Klischees und Trends, jawoll! ;D

Vernunftbegabte Menschen... Den vernunftbegabten Menschen muss mir erst noch jemand zeigen ^^
Aber kritisch sein, dass kann wirklich jeder, da hast du wohl recht *grins*
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 16. Juni 2007, 22:08:42
Hmmm, begabt heißt ja nicht in vollendeter Perfektion, hm? ;D
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 17. Juni 2007, 17:52:26
Jaja schon recht, aber wie war das doch gleich?

'In einem leeren großen Glas ist weniger drin als in einem vollen kleinen'...?  :ätsch:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 22. Juni 2007, 00:39:10
Zitat von: Greychau an, Ryuhi ist wieder da... Grin

Das mit dem Rollendenken ist sicher richtig, aber das ist ja auch schließlich ein maßgeblicher Bestandteil der menschlichen Sozialkultur, nicht wahr?

Ich fürchte nur, ich besetze meine Charaktere gar nicht so bewusst. Sie sind einfach da, und dann überlege ich mir nicht erst, ob sie männlich oder weiblich sind, sondern sie sind es schon. Also rein intuitiv, in gewisser Weise eben doch zufällig. Und gerade weil ich fürchte, dass alle meine Figuren eigentlich nur Aspekte meiner eigenen Persönlichkeit sind, die sich dann weiter entwickeln, geb ich mir immer Mühe, sie nicht all zu sehr mit meinen Ansichten um sich werfen zu lassen. *g*
Aber naja, Rolle oder nicht, hauptsache der Charakter ist in sich und seinen Handlungen stimmig, oder? Ich hoffe allerdings wirklich, dass ich eines Tages so erfolgreich sein werde, dass ich mir darüber Gedanken machen muss, ob ich mit meinen Geschichten das Bewusstsein der Menschen präge oder nicht! Wink Andererseits glaube ich auch nicht, dass ich darum meine Art, Figuren zu besetzen ändern werde. Ich werde darüber nachdenken, mir darüber bewusst sein und mich dann freuen wie sehr ich die Welt verderben kann Grin

Tja, ich bin wie ein falscher Fünfziger, ich tauche immer wieder auf. ^.~
Nun, um es in meinen eigenen und nicht in Lord Peter Wimsey's Worten zu sagen, ich hatte einfach nie die Muße dazu, dem Lesen das Antworten folgen zu lassen.... ^^;

Zum Intuitiven, sicherlich, das machen die meisten Autoren so. Ich selbst kann mich noch erinnern, wie ich nach einer Weile bemerkte, dass alle Figuren einer Geschichte männlich waren, was mich dann doch dazu bewegte, dass Gleichgewicht etwas anzupassen...
Aber gerade in diesen unterbewussten Prozessen schlagen sich die eigenen Ansichten stark nieder, gerade hier kann es einem leicht passieren, dass man sich sehr von Stereotypen hinreißen lässt.
Solange man eine Geschichte auch, sozusagen, wie ein "reales Geschehen" aufnimmt, fällt einem oftmals auch nicht auf, als Leser, wenn die Geschichte eine gewisse "Polarisierung" aufweist. Die Charaktere sind vorstellbar und in diesem Sinne sicherlich auch in sich einigermaßen stimmig, man kennt vielleicht auch einmal jemanden, der so oder so auch wirklich ist. Nur, wenn man eine Geschichte als das betrachtet, was sie ist, also etwas "Gemachtes", stellt sich einem auch die Frage, warum der Autor die Geschichte so und nicht anders erzählt. Und auch der Autor sollte sich das fragen. Sieht man hinter der Geschichte allerdings auch den Autor, der all dies, mehr oder weniger bewusst, genau so entschieden hat, dann mögen die vorher noch einigermaßen stimmigen Typen plötzlich fragwürdig erscheinen. Warum zum Beispiel, wiederholen sich bestimmte Typen, warum ist dies so, oder das anders?
In einer Geschichte ist eben nichts wirklich zufällig und wenn man sich dessen bewusst wird, nimmt man auch nicht mehr so leicht bestimmte Dinge als "Zufälle" hin.
Und dann fängt man meist auch an, sich zu fragen, warum oft genug die Schurken männlich und die zu Rettenden weiblich sind, warum viele männliche Hauptcharaktere Idioten sind und ihre Mitheldinen  alles besser wissen, warum sich eine weibliche Topagentin dann doch von einem kleinen Büroangestellten retten lassen muss...

Aber um zum eigentlichen Thema zu kommen, das Problem ist ja meistens, dass gerade bei Charakteren, die einer anderen "Gruppierung", zum Beispiel einem Geschlecht , angehören, die Vorurteile bisweilen einen recht erheblichen Einfluss haben.
Kurz gesagt, es ist nicht so sehr die Andersartigkeit des jeweils anderen Geschlechtes, mit dem viele Autoren schlußendlich Probleme haben, und weswegen Leser ihnen vorwerfen, sie würden die entsprechenden Charaktere schlecht schildern, sondern die vorgefassten Meinungen, die sie auf diese Charaktere projizieren, zumindest ist das die Erfahrung, die ich persönlich hier gemacht habe.

Und was das prägen der "öffentlichen Meinung" betrifft, sicher, ein einziger Autor macht meistens nicht viel aus, auch zwei oder drei fallen, zumindest in der Regel noch nicht allzusehr ins Gewicht, jedoch, sobald sich etwas zu einem Trend erwächst, wird es zu einem erheblichen Einfluss. Und manchmal reicht in internationaler Bestseller schon aus, einen Trend zu begründen, es finden sich Nachahmer, die selbst wieder zur Feder greifen, Fans, die von einem Werk mitgerissen werden... Man denke allein daran, was für Modewellen damals Werke wie "Die Leiden des Jungen Werther" ausgelöst haben (Und Suizidwellen übrigens auch...). Bücher sind wie alle Medien Spiegel unserer Kultur, doch da Medien auch wieder selbst zur Kultur gehören, spiegelt sich schlußendlich Medium in Medium.
Worte können eine ausgesprochene Wirkungskraft besitzen, zum Guten wie zum Schlechten und gerade deshalb denke ich auch, dass ein Autor, wenn er zu einer vielbeachteten Persönlichkeit wird, auch durchaus eine nicht unerhebliche Verantwortung hat, genau wie die vielen anderen Personen, die durch ihr Erscheinen, ihre Werke und ihre Taten andere Beeinflussen.

Und was die menschliche Beeinflussbarkeit betrifft, möchte ich nur exemplarisch auf den Fall eines Experimentes verweisen, das sich passenderweise mit Geschlechtsunterschieden beschäftigte. Man unterzog hierzu zwei Gruppen von Frauen gleicher Schulbildung einem Rechentest, wobei man einer Gruppe zuvor einen Artikel präsentierte, der eine angeborene Rechenschwäche bei Frauen propagierte.
Veranschaulicht die Tatsache, dass diese Gruppe schlechter abschnitt (Mit deutlicher Signifikanz) nicht, wie beeinflussbar Menschen sind?
Gerade in unser heutigen Zeit, wo Informationen dermaßen reichhaltig angeboten werden, begeben wir uns sowieso in eine zunehmende Abhängigkeit, uns von anderen manipulieren zu lassen.
Sicherlich, man kann sich der Manipulation zu einem gewissen Grad erwehren, aber ihr ganz zu entgehen ist kaum möglich, oder vermag irgendjemand, alles aus erster Hand zu erfahren?

Deshalb, an alle "Mitmanipulatoren", versucht wenigstens, eure Manipulationen möglichst weit gefächert und am besten ein wenig widersprüchlich zu halten, oder in anderen Worten, verengt euch nicht zu sehr auf einen Ausschnitt und enthaltet den Lesern nicht zu eurer These die Anti- These vor.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Coppelia am 22. Juni 2007, 09:09:48
Biologisch bewiesen ist ja, dass wir alle nicht eindeutig männlich oder weiblich sind, sondern nur einen überwiegenden Teil haben. Aber jede Frau hat auch etwas Mann in sich und umgekehrt. Einige haben halt mehr gleiche Anteile in sich und andere wesentlich mehr von dem einen. Ist einfach so ... und mal ehrlich, wem ist es nicht klar?
Wenn ich der Meinung bin, dass ich mich gut in Männer hineinversetzen kann, wenn ich schreibe, dann kann jeder männliche Leser immer noch schreien "Aaargh, was ist das denn?" Und ich werde mich immer wundern und es nicht beurteilen können. Aber das hält mich nicht davon ab, mir einzubilden, ich könne aus der Sicht von Männern ebenso gut schreiben wie aus der von Frauen. Eigentlich mache ich es sogar lieber. Ich glaube, das liegt daran, dass ich bei Frauen eher mit Klischeebildern zu kämpfen habe als bei Männern und Klischees mag ich nicht. Natürlich stimmt das an sich nicht, aber trotzdem drängt sich mir bei Frauen immer auf, dass sie z. B. kinderlieb, sozial, fürsorglich usw. sind. Sind sie das mal nicht (wie meine Heldin bei Dungeonkriecher), wo würde nicht jemand sagen "So ein Mannsweib!" ?
Die Galotta-Biografie handelt ja quasi nur von einem Mann, und nie hat sich ein Leser darüber beschwert, dass ich eine Frau bin, obwohl sicher die meisten Leser männlich waren. Mag sein, dass es daran lag, dass mein Coautor ein Mann ist - aber ich weiß, dass ich für die Figurencharakterisierung zuständig war. Insofern mache ich mir keine besonderen Gedanken, ob irgendwas nicht stimmt.
Ich habe allerdings (schreibmäßig) eine gewisse Vorliebe für schwache Männer, also für feige Typen mit Komplexen. Über solche Figuren würde ein Mann kaum schreiben, ahne ich.
Und ich gehöre wirklich zu den Frauen, die einen Roman ohne Liebesgeschichte schreiben (können).
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 22. Juni 2007, 14:10:05
Genau, Coppelia!
Ich meine, das Ziel der feministischen Bewegung (werde ich erschlagen, weil ich schon wieder so anfange :hmhm?:?) muss letztendlich nicht nur Gleichberechtigung, sondern auch Gleichheit sein. Das gibt es heutzutage eben nicht. Es darf (bis auf gewisse körperfunktionen vielleicht) einfach keine Rolle mehr spielen, mit welchem Geschlecht man geboren wurde. Und ich finde es nur richtig, wenn Männer mal versuchen sich in 'Frauenrollen' zu versetzen und Frauen versuchen, sich in 'Männerrollen' zu versetzten. Nur so kann man letztendlich die Geschlechterdifferenzen auflösen.

Diese Diskussion allein zeigt, dass immernoch in Gegensätzen gedacht wird, was die Geschlechter angeht. Und solange das so ist, werden Frauen nie zu gleichen Teilen in Führungspositionen oder handwerklichen Berufen vertreten sein. Sie werden nie für die gleiche Arbeit das gleiche Geld erhalten, sie werden ewig vor der Entscheidung stehen: Kind oder Karriere (oder hoffnungslos überfordert, weil das Kind allein als ihre Aufgabe verstanden wird). Und so lange wird man übrigens auch komisch gucken, wenn Männer Kindergärtner oder Arzthelfer werden.
Tschuldigung, aber ich muss das loswerden: Heute trauen sich viele Frauen gar nicht mehr von Feminismus zu reden, sie trauen sich nicht zu sagen, dass sie feministische Ideen befürworten. Wenn man Glück hat, erntet man ein müdes Achselzucken, wenn man Pech hat (und das ist mir passiert!!!) wird einem erzählt, ein 'Alt 68er' zu sein und der Gesellschaft zu schaden, genauso schlimm wie 'Satanisten' und 'Faschisten' - und dass von erwachsenen Menschen!
Manche mögen auch einfach nicht glauben, dass es noch nötig ist, über Feminismus zu reden, weil es uns ach so gut geht. Ich halte das für schlimm schlimm und sogar noch schlimmer.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Dorte am 22. Juni 2007, 14:15:27
Hm, ich weiß nicht... Geschlechter SIND verschieden. Biologisch, nicht nur durch die Erziehung. Kleine Kinder verhalten sich durchaus geschlechtsspezifisch, ganz gleich, wie gleichberechtigt sie erzogen werden. Ich war als Kleinkind auf Puppen fixiert, der Neffe meiner Freundin fährt nur auf Autos ab. Klar ist das ein Klischee, aber Klischees haben ja auch immer eine Grundlage. Ich finde es grauslich, dass man die Geschlechter gleich machen will - da geht doch die ganze Spannung verloren...
Feminismus ist für mich auch kein schönes Wort, ich finde da "Emanzipation" viel schöner, weil das auch die Männer mit einschließt. Die müssen sich nämlich ganz dringend von etlichen alten Rollenmodellen emanzipieren, da sind die Frauen deutlich weiter. ;)

Aber das führt uns doch eigentlich langsam vom Thema ab, denke ich. Feminismus hat für mich nichts damit zu tun, ob Frauen über Männer schreiben oder Männer über Frauen. Viel eher hätte es damit zu tun, WIE das getan wird, ob sich politische Ansichten in der Behandlung der Figuren niederschlägt, aber darum ging es hier eigentlich nicht.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 22. Juni 2007, 14:32:26
*OFF TOPIC*
Ja, das führt vom Thema ab, aber kleine Kinder verhalten sich geschlechtsspezifisch, weil sie so sozialisiert werden! Man kann doch nicht annehmen, dass das Vorlieben für Spielzeuge angeboren sind (guck mal Werbung, was wird da vorgemacht? Wer spielt mit Puppen wer mit Autos?)
*OFF TOPIC ende*

Ich will hier jetzt wirklich nicht zu weit abdriften - deshalb: Ich glaube nicht, dass Männer und Frauen so grundsätzlich unterschiedlich sind, dass sie sich in das andere Geschlecht hineinversetzen könnten. (Und ich weiß auch nicht, wie man auf diese Idee kommen kann)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Judith am 22. Juni 2007, 15:14:48
Auch nochmal off-topic, aber da möchte ich noch einhaken: Meine Neffen haben überhaupt nie was im Fernsehen angeguckt (fangen jetzt allmählich damit an, aber nur Videos, also keine Werbung), haben von meiner Schwester auch mal eine Puppe zu Weihnachten bekommen und spielen mehr mit meinen Nichten als mit gleichaltrigen Jungs. Und trotzdem interessieren sie sich nur für Traktoren, Elektro-Baukästen und ähnliches. Von der Erziehung kommt das aber nicht.

Ich selbst schreibe in erster Linie aus der Perspektive von Frauen, da fühle ich mich einfach sicherer. Bei meinen männlichen Charakteren hab ich immer das Gefühl, dass man ihnen anmerkt, dass eine Frau sie geschrieben hat. Männer sind mir ja auch irgendwie ein Rätsel, insofern ist es kein Wunder, wenn ich mich mit ihnen als Perspektiventräger schwer tue.  :-[
Naja, andere können das durchaus besser. "Das Zauberhaus" von Beagle ist für mich ein gutes Beispiel, wo das Mädchen wirklich auch wie ein 15jähriges Mädchen rüberkommt, obwohl der Autor ein erwachsener Mann ist.

ZitatIch glaube, das liegt daran, dass ich bei Frauen eher mit Klischeebildern zu kämpfen habe als bei Männern und Klischees mag ich nicht. Natürlich stimmt das an sich nicht, aber trotzdem drängt sich mir bei Frauen immer auf, dass sie z. B. kinderlieb, sozial, fürsorglich usw. sind.
Huch, also darauf wäre ich noch nie gekommen. Liegt wohl auch daran, dass ich zwar eindeutig eine Frau, aber absolut nicht kinderlieb bin.  ;D Auf alle Fälle denke ich, dass es noch viele Zwischenstufen zwischen kinderlieben, sozialen und fürsorglichen Frauen auf der einen Seite und "Mannsweibern" auf der anderen Seite gibt.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Coppelia am 22. Juni 2007, 20:07:09
Selbstverständlich sind Männer und Frauen unterschiedlich, und das hab ich auch nie bestritten. ;) Die entstandenen Klischees haben schon ihren Grund. Aber es ist nun mal so, dass wir alle Anteile des anderen Geschlechts haben - die einen mehr, die anderen halt weniger.
Jeder ist halt speziell. :) Und das ist auch schön.
/ot
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Dorte am 22. Juni 2007, 21:04:35
Zitat von: Lavendel am 22. Juni 2007, 14:32:26
*OFF TOPIC*
Ja, das führt vom Thema ab, aber kleine Kinder verhalten sich geschlechtsspezifisch, weil sie so sozialisiert werden! Man kann doch nicht annehmen, dass das Vorlieben für Spielzeuge angeboren sind (guck mal Werbung, was wird da vorgemacht? Wer spielt mit Puppen wer mit Autos?)
*OFF TOPIC ende*

Quelle bitte. ;) Ich bestreite das. Meine Eltern waren geradezu krampfhaft darum bemüht, einen sensiblen Jungen und ein cooles Technikmädchen zu bekommen. Mein Bruder kriegte Kuscheltiere und Puppen, ich bekam Bauklötze und Autos. Ziemlich schnell spielte ich mit seinen Kuscheltieren und er hatte sich meine Legosteine unter den Nagel gerissen. Meine Mutter ist kein Heimchen am Herd und mein Vater kein stereotyper Mann. Irgendwo muss es ja herkommen - wozu haben wir denn Gene, Hormone und den ganzen Kram? Und wohlgemerkt, ich rede vom Kleinkind- und Vorschulalter, und Werbefernsehen habe ich als Kind erst ab Schulalter geguckt. So war das damals. ;)
Nebenbei bemerkt bin ich gerne eine Frau und wehre mich schon deshalb gegen die Gleichmacherei.

Sorry fürs Off Topic, aber das Thema ist für mich ziemlich empfindlich.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: felis am 22. Juni 2007, 22:09:34
Na und ich bin das Gegenteil - ich hab die Puppen in die Ecke geworfen, mit Lego gespielt und bin Ingenieurin geworden.  ;)
Damit bin ich zwangsläufig eine Wanderin zwischen den Welten - habe beruflich viel mehr mit Männern als mit fFrauen zu tun.
Ob sich das auf mein Schreiben auswirkt, hab ich mir bisher eigentlich noch keine Gedanken gemacht. Ich schreibe jedenfalls genauso munter über männliche wie über weibliche Protas - schon immer. Ehrlich gesagt, wäre ich bisher gar nicht auf den Gedanken gekommen, ich könne das nicht.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Hr. Kürbis am 22. Juni 2007, 23:01:58
Verdammt, noch mehr OT, ich kann nicht widerstehen! :rofl:

Ich hab als Kind oft mit Puppen gespielt, naja, wir haben auch mal eine Barbie einem zweiköpfigen Drachen geopfert, aber was solls...
Autos und Technik waren ein NO-GO für mich, ebenso wie alle "typischen" Jungs Sachen wie Fußball spielen etc. *würg*

Und was hat es mir eingebracht? Ich bin schwul geworden! DAS nenn ich mal ein Klischee!  :d'oh:

Ach quatsch, nur ein Spaß, ich denke mal so Dinge wie Spielzeug sind nicht maßgeblich beteiligt an der Identitätsentwicklung eines Kindes, mein Stiefschwester zum Beispiel ist ein "echtes" Mädel und arbeitet trotzdem in eine KFZ-Werkstatt... so what?
Außerdem gibt es eine Branche, in der per eigentlicher "Aufgabendefinition" der Geschlechter eigentlich die Frauen das sagen haben müssten, die Männer aber klar in der Mehrheit sind. Als Köche
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lisande am 22. Juni 2007, 23:54:42
Zitat von: Hr. Kürbis am 22. Juni 2007, 23:01:58
Verdammt, noch mehr OT, ich kann nicht widerstehen! :rofl:

Ich hab als Kind oft mit Puppen gespielt, naja, wir haben auch mal eine Barbie einem zweiköpfigen Drachen geopfert, aber was solls...
Autos und Technik waren ein NO-GO für mich, ebenso wie alle "typischen" Jungs Sachen wie Fußball spielen etc. *würg*

Und was hat es mir eingebracht? Ich bin schwul geworden! DAS nenn ich mal ein Klischee!  :d'oh:

Ach quatsch, nur ein Spaß, ich denke mal so Dinge wie Spielzeug sind nicht maßgeblich beteiligt an der Identitätsentwicklung eines Kindes, mein Stiefschwester zum Beispiel ist ein "echtes" Mädel und arbeitet trotzdem in eine KFZ-Werkstatt... so what?
Außerdem gibt es eine Branche, in der per eigentlicher "Aufgabendefinition" der Geschlechter eigentlich die Frauen das sagen haben müssten, die Männer aber klar in der Mehrheit sind. Als Köche

Die arme Barbie!!!  :rofl:

Ich glaube, mein Vater war entsetzlich enttäuscht, weil ich zwar hin und wieder mit meiner Eisenbahn gespielt habe und auch schon mal den Werkzeugkasten in die Hand genommen habe - letzteres aber nur, um Vorhänge für meine Barbiepuppen anzunageln!  ;D

Insofern bin ich der beste Klischee-Beweis: ich hatte wirklich die freie Auswahl beim Spielzeug und bin trotzdem immer bei den typischen Sachen gelandet. :)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 23. Juni 2007, 08:52:39
ZitatQuelle bitte. Wink

Verdammt, Dorte, jetzt hast du mich mit meiner eigenen Allzweckwaffe geschlagen  :vibes:

Herr Kürbis, du bist ein Brutalo! (ich habe meinen Barbies höchstens Glatzen geschnitten).

Ähhh, um jetzt auf Topic zurückzukommen  ::)(mein beginnendes Magengeschwür hält diese Diskussion heute sowieso net durch ;)): Woran liegt es, dass manche von uns sich zutrauen, übers andere Geschlecht zu schreiben, andere nicht und wieder andere noch gar nicht drüber nachgedacht haben.
Ich habe übrigens mal den Thread durchgeguckt und (falls ich nichts übersehen habe) die Beiträge in denen steht 'Ich trau mir das nicht zu' oder 'ich denke, das wäre vielleicht unglaubwürdig' kamen alle von Frauen. Irgendwie bezeichnend - oder?
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Termoniaelfe am 23. Juni 2007, 10:13:55
ZitatVerdammt, noch mehr OT, ich kann nicht widerstehen!  :rofl:

:wache!: *Modmodus ein*

Wachsam hebe ich den Zeigefinger in die Runde. Dank Lavendels "zurück zum Topic" bekommt Ihr heute mal nicht die  :pfanne:. Aber Obacht, ich bin immer in der Nähe :darth: ( ;))

:wache!: *Modmodus aus*
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ary am 23. Juni 2007, 11:08:30
*lol*
Mist, Termi, ich hätte noch so nen schönen OT gehabt... schade.  ;D

@Lavendel: ich schlage mich zwar immer wieder mit dem Vorwurf rum, dass Frauen keien "realistischen" (was immer das heißen mag) Männercharaktere schreiben können, aber ich traue es mir dennoch zu und mache es auch, und wenn mir jemand sagt, dass "meine Jungs" sich nicht wie "echte kerle" verhalten, frage ich zurück, an was sie das denn festmachen. :) Meistens entspinnen sich daraus lustige Diskussionen.

Ich weiß nicht, ob es so "bezeichnend" ist, wenn mehr Frauen sich fragen, ob sie ihre Charaktere realistisch rüberbringen als Männer. Ich denke eher, da arbeitet einfache ine gewisse Sensibilität, die dazu führt, dass die Autorinnen sich fragen, ob sie ihre Protagonisten wirklich gut darstellen.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 23. Juni 2007, 11:50:49
Ach... das soll mal einer versuchen, mir vorzuwerfen. Es gibt soooooooooo viele verschiedene Frauen, da muss es ja auch soooooooooooo viele verschiedene Männer geben. Ich bezweifle doch sehr stark, dass Männer alle gleich sind, auch wenn das ja ein geflügeltes Wort ist. ;)

Ich schreibe und schreibe und schreibe einfach, und wenn sonst kein einziger Mann auf der ganzen Welt so ist, mein Prota ist eben so, basta. Ich find es persönlich viel viel wichtiger, dass der Charakter IN SICH stimmig ist und nicht seinem eigenen Wesen zuwider handelt, als ihn in eine Männer- oder Frauenrolle hinein zu drücken.

Oder man muss die Charaktere einfach nur so verkorkst und urig machen, dass das Geschlecht darüber zweitrangig wird (z.B. Jack Sparrow - verhält der sich nu männlich oder weiblich oder wie oder was...? ;D )
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 23. Juni 2007, 14:05:01
Ja, ich finde auch, die Charaktere sollten stimmig sein. Niemand ist gezwungen sich auf irgendwelche Klischees zu verwursten (ich finde sogar, das sollte man nicht). Weibliche Charas müssen ja nicht immer den mütterlich fürsoglichen Touch haben und männliche Charas müssen ja nicht auf Fußball und Autos stehen (oder eben auf Schlachten und Schwerter).

@ Aryana: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Männer sich weniger Gedanken um ihre Figuren machen, als Frauen - nicht wenn sie gute Autoren sind. Und wieso sollte Männern diese Sensibilität fehlen?
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 17. Juli 2007, 22:04:12
ZitatIch habe übrigens mal den Thread durchgeguckt und (falls ich nichts übersehen habe) die Beiträge in denen steht 'Ich trau mir das nicht zu' oder 'ich denke, das wäre vielleicht unglaubwürdig' kamen alle von Frauen. Irgendwie bezeichnend - oder?
   

Vielleicht liegt es ja daran, dass zumindest meinem Eindruck nach, die meisten ser hier antwortenden Frauen sind?  ;)

Nun, ich selbst schreibe meist bewusst weibliche Charaktere, die wohl oft als Mannsweiber bezeichnet werden würden, aber mir gehen die betont weiblichen Charaktere mancher männlicher Autoren einfach auf die Nerven, naja, ebenso die ganzen Macho- Männer...
Bei den Protagonisten allerdings habe ich mich bisher allerdings immer an mein eigenes Geschlecht gehalten und ich glaube ehrlich gesagt, dass sich das nicht so bald ändern wird...
Ich glaube, ich hänge einfach zu sehr an der Konstelation aus männlichem Protagonist und männlichem Deuteragonist. ^^ ()


Zitat von: Hr. KürbisIch hab als Kind oft mit Puppen gespielt, naja, wir haben auch mal eine Barbie einem zweiköpfigen Drachen geopfert, aber was solls...
Autos und Technik waren ein NO-GO für mich, ebenso wie alle "typischen" Jungs Sachen wie Fußball spielen etc. *würg*

Und was hat es mir eingebracht? Ich bin schwul geworden! DAS nenn ich mal ein Klischee!  Melodramatisch

Hmh, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor. ^^ ()
Naja, immerhin habe ich immerhin die "männliche" Variante von Puppen vorgezogen...

Zitat von: CoppeliaBiologisch bewiesen ist ja, dass wir alle nicht eindeutig männlich oder weiblich sind, sondern nur einen überwiegenden Teil haben. Aber jede Frau hat auch etwas Mann in sich und umgekehrt. Einige haben halt mehr gleiche Anteile in sich und andere wesentlich mehr von dem einen. Ist einfach so ... und mal ehrlich, wem ist es nicht klar?

Nun, immerhin sind, anatomisch gesehen, die meisten Menschen, wenn auch nicht alle, eindeutig männlich oder weiblich...
Aber ganz allgemein, wie, ob und in welcher Hinsicht sich die Geschlechter unterscheiden, wenn man den großen Faktor Kultur und Erziehung außen vor lässt, ist wissenschaftlich gesehen durchaus eine Streitfrage, es gibt Extreme in beide Richtungen, die schon von zwei verschiedenen Arten Mensch sprechen wollen, beziehungsweise jegliche Unterschiede über das rein körperliche dementieren, ebenso wie vernünftigere Positionen, die sich um die tatsächliche goldene Mitte streiten.
Nunja, ich persönlich halte Kultur persönlich auch für den weitaus entscheidenderen Faktor (Und auch die schlichte persönliche Veranlagung, die zwischen jedem Menschen, sei er nun männlich oder weiblich, variiert) und glaube dementsprechend natürlich den Studien, die genau das belegen. ^^
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 17. Juli 2007, 22:26:48
Zitat von: Ryuhi am 17. Juli 2007, 22:04:12
...und glaube dementsprechend natürlich den Studien, die genau das belegen. ^^

Möp! Man kann nix verifizieren, nur falsifizieren^^.
Ansonsten geb ich dir da jetzt mal Recht ;).

Was weibliche Charaktere betrifft: Mir geht beides auf die Nerven, extrem konservativ angehauchte Idealmädels nach dem Motto Hausfrauchen aus den 50ern und absolute Machoweiber alà Heavy Metal (komischer Zeichentrickkult...), die natürlich auch in möglichst knappen Kostümen rumlaufen - aber auch mit vernünftigen Klamotten finde  ich sowas nicht besonders erstrebenswert.

Ich versuche meine Charas nicht besonders männlich oder weiblich zu machen, sondern menschlich.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Manja_Bindig am 18. Juli 2007, 00:41:29
@Lavendel: Danke! danke! Du nimmst mir die Worte aus dem Mund!
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 18. Juli 2007, 02:33:11
ZitatMöp! Man kann nix verifizieren, nur falsifizieren^^.

Schon einmal etwas etwas von Empirie gehört? ^.~
Manchmal, gerade in solchen Dingen, kann man nicht einmal wirklich falsifizieren, schon allein deshalb, weil den Modellen, um die es hier geht, oftmals schlicht die Absolutheit fehlt.

Und selbst wenn eine Studie bestimmte Ergebnisse liefert, die den deinen zuwiderlaufen, kann man dann oft genug auch noch über die Signifikans der Studie streiten, darüber, ob sie repräsentativ ist, ob sie Fehler enthält, usw.
Je komplexer das Objekt der wissenschaftlichen Untersuchung, desto schwieriger ist es, eindeutige Aussagen zu formulieren, oder auch eindeutig etwas zu widerlegen. Selbst in der Physik , die ja immerhin eine recht exakte Wissenschaft ist, kann man mit verschiedenen Modellen arbeiten, die einander teils zuwiderlaufen, obwohl man sich schlußendlich auf die selben objektiven Messdaten stützt.
Aber genug davon.

Ich nehme einmal an mit "Heavy Metal" meinst du nicht den Musikstil, oder? ^^ ()
Nun, wie schon vorher diskutiert, es ist eh oft eine strittige Frage, was nun eigentlich männlich und weiblich ist und wann ein Charaktter für sein Geschlecht untypisch wirkt.
Nunja, worum es mir mehr geht ist, dass ich die Tendenz, weibliche Figuren generell als schwach und schutzbedürftig darzustellen nicht mag und das deshalb nach Möglichkeit vermeide. Genauso wie die Neigung, männliche Charaktere generell als gefühlskalt darzustellen.
Manche sehen das ja bereits als "Mannsweiber", bzw. feminine Männer...
Letztlich geht es mir allerdings auch vor allem darum, dass die Charaktere Menschen (oder Elfen und Zwerge^^.~) sind, die nicht in starren Korsetts aus Rollenbildern stecken.





Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Drachenkind am 18. Juli 2007, 08:01:18
Ist das nicht gerade das Schöne an Fantasy, cdass wir mit unseren "Elfen und Zwergen" (und was nicht noch alles) uns um die Realität herummogeln können? Die Primärwelt haut uns immer wieder sowohl Klischees als auch Vor- und andere urteile um die Ohren und behauptet dann, so sei es eben "wirklich". Männer sind angeblich so und Frauen anders so und wer etwas anderes behauptet, drückt sich vor der Realität.
Meiner unmaßgeblichen subjektiven Erfahrung nach ist es meistens nicht so einfach, ganz anders und mehr sososo! als SO. In einer Fantasywelt geht das. Man kann einfach eine Kultur erfinden, in der das Verhältnis von Männern und Frauen historisch ganz anders gewachsen ist und sich die Geschlechter auch anders zueinander verhalten. Und ein kleiner Denkanstoß für die Primärwelt darf ruhig auch noch dabei sein.

Und was heißt dann schon, das gibt es nicht? Ich habe es doch gerade beschrieben, als "gibt" es das. Ich gebe es!

:)
Drachenkind
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 18. Juli 2007, 08:03:42
Zitat von: Ryuhi am 18. Juli 2007, 02:33:11
Schon einmal etwas etwas von Empirie gehört? ^.~ [. . .]

Mensch, du kannst ja mindestens so gut klugscheißern, wie ich ;). Soweit wollte ich das jetzt gar net ausweiten.

Unter 'Mannsweibern' verstehe ich Frauenfiguren, die möglichst machohaft rübergebracht werden: Dicke Wummen/Schwerter, rumpöblen, sich schlagen, saufen... sowas alles.

'Heavy Metal': Es gab in den 80ern mal so ein Magazin, das so hieß - und dann einen Zeichentrickfilm. http://www.horrordvds.com/reviews/a-m/hm/

Zitat@Lavendel: Danke! danke! Du nimmst mir die Worte aus dem Mund!
Hmmmm. Bitte Bitte! ;) Gut eine Gleichgesinnte zu haben!


Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 19. Juli 2007, 22:35:12
ZitatMensch, du kannst ja mindestens so gut klugscheißern, wie ich Wink. Soweit wollte ich das jetzt gar net ausweiten.

Zu irgendetwas muss die Physik gut sein... ^^ ()

Zu den Mannsweibern, also, ehrlich gesagt, auf solche Charaktere kann ich, offen gesagt, ganz und gar geschlechtsunabhängig verzichten...
Uwh, und was Heavy Metall betrifft, nein danke, ich glaube, dass muss man sich wirklich nicht antun...

@Drachenkind: Naja, das gute an den Elfen und Zwergen ist vor allem, dass sich wohl nie einer davon mit zornigem Protest an dich wenden kann, dass du doch überhaupt nicht verstehst, wie Zwerge eigentlich sind und das deine Charaktere eigentlich wie Menschen in Zwergengestalt wirken. ^^

Aber ansonsten stimme ich dir zu, man kann alles schlüssig begründen, wenn man einfach die Welt entsprechend schreibt. Und selbst in der realen Welt hat schlußendlich niemanddie "Männlichkeit"/ "Weiblichkeit" für sich gepachtet.
Das Problem sollte erst dann gegeben sein, wenn man zu polemisieren beginnt.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lavendel am 19. Juli 2007, 23:14:34
Oh ja! Diese Polemisierer/innen sind ganz böse! Sowas wollen wir gar nicht haben!

Jaja, also siehst du, ich versuche die ganze Zeit zu sagen, wir sollten uns alle gar nicht so viele Gedanken um dieses Thema machen. Dass das getan wird, ist halt ein Zeichen dafür, dass viele eins noch nicht verstanden haben: Mensch sein definiert sich über mehr als nur die Kategorie Geschlecht. Im kulturellen Zusammenhang ist sie natürlich (bedauerlicherweise) noch immer wichtig. Auch hierzulande, wenn auch viel versteckter als in manchen Ländern, wie z.B. Indien, wo Mädchen gleich erstmal abgetrieben oder nach der Geburt ausgesetzt werden, weil man lieber einen Jungen hätte, wo Frauen mit Benzin übergossen und angezündet werden, weil sie keine Jungen gebären oder weil die Mitgift zu gering war, wo sie nach dem Tod des Ehemannes verstoßen werden etc.

Aber was soll ich sagen, sogar die 'Rasse' eines Menschen ist vielerorts noch immer ein Thema. In manchen Amerikanischen Gefängnissen werden die Insassen nach 'Rassen' getrennt, um Probleme zu vermeiden. Man kann also wohl nicht erwarten, dass  die Geschlechterdiskussion ein schnelles Ende finden wird, wenn nicht einmal anerkannt werden kann, dass ein dunkelbrauner Mensch nicht anders ist, als ein rosa Mesch... Vermutlich dauert das noch drei, vier Generationen. Oder länger...

Aber sollte das eine/n Schriftsteller/in wirklich davon abhalten über Charaktere zu schreiben, die nicht sind wie sie/er?

Die Antwort ist wohl ziemlich eindeutig, oder? Wenn wir alle nur über uns selbst schreiben würden, würde keiner mehr unser Zeug lesen wollen, weil es grottenlangweilig wäre.
Es mag sein, dass ich mich wiederhole. Sollte das so sein, tut's mir leid.

Außerdem möchte ich noch hinzufügen, dass Weiblichkeit/Männlichkeit mittlerweile eine ziemlich komplexe Angelegenheit geworden ist, die sich nicht einfach in ein paar Stichpunkten zusammenfassen lässt. Es gibt einfach keine sicheren Parameter, an denen man einen weiblichen/männliche Charakter festmachen kann - oder könnt ihr mir welche nennen, die ihr zweifelsfrei einem Geschlecht zuordnen würdet?
Und wenn ihr sagt: die Mischung machts - was müssen wir denn mischen, um einen Mann oder eine Frau zu erhalten?

So genau ist das nicht mehr festzulegen, ohne furchtbar klischeebehaftet rüberzukommen. Zumindest sehen ich das so.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich schon wieder wiederhole: Die postmodernen Theorien sehen Identitäten generell als fragmentär an. Als etwas also, das nicht bis ins Detail erklärbar ist, etwas dass auch widersprüchlich sein kann. Ich halte überhaupt nichts davon, ein paar Attribute zu nehmen und sie einer ethischen/kulturellen/sozialen Gruppierung vorbehaltlos zuzuordnen. So viele Bereiche unserer Gesellschaft überschneiden sich dermaßen, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Stellt euch mal ein Kind mit Migrationshintergrund vor. Das Kind hat die deutsche Staatsbürgerschaft, wächst in Deuschland auf, Deutsch ist seine Muttersprache, es war noch nie im Heimatland der Eltern. Trotzdem wird dieses Kind behandelt, als wäre es kein/e normale/e Staatsangehörige/r. Die meisten dieser Kinder schwärmen, wenn sie das Jugendlichealter erreichen, von 'der Heimat'. Einer Heimat, in der sie nie waren, vielleicht mal auf Urlaub. Sie wollen irgendwann 'zurück' obwohl sie nie da waren.

Ich weiß das scheint vom Thema abzuführen... aber was ich sagen will ist eigentlich, wenn man akzeptiert, dass ein Mensch nicht immer nur über ein oder zwei Charakteristika /Gruppenzugehörigkeiten, sondern über viele definiert wird, bzw sich definiert, wächst sich das Problem 'kann ich als Frau aus der Perspektive eines Mannes schreiben' oder umgekehrt zu etwas ziemlich unüberschaubarem aus. Frau ist nicht Frau, Mann ist nicht Mann. Unter der Perspektive der postmodernen Gesellschaft sind dieses Kategroien allein einfach hinfällig, weil man sie gar nicht definieren kann.

[Edit]: Damit will ich nicht sagen, dass es unwichtig geworden ist, ob man Mann oder Frau ist. Nur, dass die Lebenswelten so unterschiedlich und widersprüchlich in sich geworden sind, bzw immer schon waren, dass Frausein oder Mannsein unheimlich viele verschiedene Dinge bedeuten kann, je nachdem wie man aufwächst. Deshalb ist es meiner Meinung nach nicht besonders sinnvoll, diese Kategorie so oberflächlich zu behandeln. Wenn ich als 'westliche' Frau im 21. Jahrundert nicht aus Sicht 'westlichen' Mannes im 21 Jahrhundert schreiben kann, wie soll ich mich dann bitte in die Lebenswelt einer Frau in der Qin-Dynastie oder einer ähnlich geprägten Gesellschaft hineinversetzten? Oder wie soll ich die Emotionen einer Frau nachvollziehen, die bei einem Wüstenvolk aufwächst oder irgendwo zur Kriegerin erzogen wird?
Jaja, das hatten wir auch schon... Sorry. Aber wenn wir das nicht könnten, müssten wir das Schreiben alle sofort aufgeben.

Uff... Monsterpost...Ich hoffe, das ist einigermaßen klar rübergekommen... Danke für's Lesen ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Darkstar am 22. Juli 2007, 12:33:12
Interessantes Topic, wäre ich nie drauf gekommen. Dann hätte ja J.K.Rowling nie Harry Potter erfinden können...
Meine Hauptprotagonisten sind hauptsächlich weiblich, eine gute Freundin von mir schreibt fast immer aus männlicher Sicht...
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Manja_Bindig am 22. Juli 2007, 13:42:19
Dito... wie gesagt, die meisten meiner Prots sind männlich... auch bei den FF's (obwohl es da DEFINITIV am Genre der FF's liegt... ;) )
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 23. Juli 2007, 15:03:36
@Manja: Darf ich daraus schließen, dass es sich bei diesem Genre zufällig um ein bestimmtes dreisilbiges Akronym aus dem Japanischen handelt? ^.~

Zitat von: DarkstarInteressantes Topic, wäre ich nie drauf gekommen. Dann hätte ja J.K.Rowling nie Harry Potter erfinden können...
Meine Hauptprotagonisten sind hauptsächlich weiblich, eine gute Freundin von mir schreibt fast immer aus männlicher Sicht...

Hmh, also, Joane K. Rowling ist allerdings gerade ein Beispiel einer weiblichen Autorin, deren männliche Charaktere mir manchmal doch etwas zu klischeehaft sind...
Wie war das noch mit dieser Äußerung im siebten Band bezüglich der Badezimmer im Room of Requirement... (Nun gut, dass lässt sich auch dadurch erklären, dass Hygiene in England manchmal einen etwas bedauerlich geringen Stellenwert zu genießen scheint...)
Oder die Schilderungen von Harry's Liebesleben in Band 6...

Das Problem mit den Vorurteilen ist in der Regel ja nicht das, was man nicht weiß, sondern das, was man zu wissen glaubt...

@Lavendel: Nun, so gefragt, waren wir nicht eigentlich mehr oder minder bereits zu dieser, oder einer ähnlichen Position gekommen?
Ich möchte dich nicht kritisieren, aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, dass du das gerade jetzt schreibst, wo eigentlich niemand dir in den wesentlichen Punkten widerspricht.

Nun, was den "Unterschied" betrifft, es gibt sowohl für Ethnien als auch für Geschlechter gewisse anatomische Unterschiede, die sich manchmal sogar auswirken, Menschen dunkler Hautfarbe haben zum Beispiel gewisse gesundheitliche Probleme in Ländern mit wenig Sonneneinstrahlung (Wegen der Vitamin D synthese), bei den Geschlechtern kommen zudem auch einige, wenn auch in ihrer Ausprägung und Signifikanz umstrittene neurale Unterschiede hinzu.
Was jedoch feststeht ist, dass alle Unterschiede zwischen Männern und Frauen im allgemeinen, für die man Hinreichend Beweise gefunden hat, weitaus geringer sind, als die Diversität in den Gruppen selbst.
Will heißen, selbst der femininste männliche Charakter kann sich höchstens vorwerfen lassen, untypisch zu sein, nicht jedoch, dass er eine reine Schriftstellerphantasie ist.

ZitatSo genau ist das nicht mehr festzulegen, ohne furchtbar klischeebehaftet rüberzukommen. Zumindest sehen ich das so.

Nun, hierin gebe ich dir zudem voll und ganz recht, nur kommen eben sehr viele Autoren noch furchtbar gerne "klischeebewusst rüber".
Und es sind meistens auch genau die, über die ich mich ärgere.
Eben die Leute, die ihren "Glauben" bezüglich dem, was männlich oder weiblich ist, oder um welche Unterscheidung, welchen Sachverhalt auch immer, zu einer absoluten Tatsache erheben.
Und das schließlich ist es, was ich mit "polemisieren" meine.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Manja_Bindig am 23. Juli 2007, 15:30:24
Ja, darfst du. (yaoi-Autorin und stolz drauf, seit sie halbwegs gute Geschichten hinbekommt) *lach*

Ich versuche eigentlich ohnehin nie "typisch Mann" oder "Typisch Frau" zu schreiben.
Bei FF's habe ich immer geguckt, dass der chara nicht OOC wird - und irgendwann traf mich die Erkenntnis, dass sich Charaktere - sowohl in Mangas, wie in Büchern oder TV-Serien, fast nie wirklich geschlechterspezifisch einordnen ließen. Ich habe wirklich einmal einen Test gemacht und verschiedene Charaktere in Stichpunkten skizziert, ohne das Geschlecht, den Namen oder die Quelle zu verraten.
Bei den meisten konnte man ohne diese Infos nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war; man konnte nur sagen, dass die Charaktere alle sehr individuell waren. (und beim Charakter von Edward Elric wurde gemeint: "Manja, dich selber musst du nicht drunterschummeln" - ich betrachte mich eigentlich als relativ feminin geartet, schau an, schau an)

Das Nicht-einordnen können zog sich übrigens durch ALLES.
TV-Serien, Mangas, Bücher. Und es war unabhängig vom Geschlecht der kreativen Köpfe dahinter... ganz ehrlich, jemand hat es sogar geschafft, bei Colonel Roy Mustang aus Hiromu Arakawas "Fullmetal Alchemist" zu sagen: "Ne Frau?"
... armer Mustang.

Was regen wir uns also darüber auf, dass wir weniger geschlechtstereotypisch schreiben wollen/könnten/sollten? Wir tun es doch schon längst! Wie müssen es uns nur mal wieder bewusst machen. 
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Ryuhi am 23. Juli 2007, 16:27:51
Nun, ich würde dir eher dazu raten, nimm einen Charakter vertausche sein Geschlecht und vertausche auch anderes in Bezug auf ihn, wo es schlicht notwendig ist (Mache aus einem Mönch eine Nonne, einer Hure einen Lustknaben, usw.) und betrachte dir dann die Geschichte.
Wenn der Charakter als Mann/ als Frau genauso funktionieren würde (Wobei man natürlich von Situuationen, wo es eben schlicht als Frau/ Mann nicht geht, absehen muss, schließlich kann ein Mann nun einmal nicht gebären, usw.), dann zeigt das entweder dein klischeefreies Denken, oder aber die Klischeefreieheit des Autors.

Aber ehrlich gesagt, ich kenne noch genug Autoren, noch genug Drehbuchschreiber, Mangaka, usw., bei denen Klischees vorherrschen.
Sicher, es gibt Autoren, die es nicht tun, bei denen nicht ständig auf den althergebrachten ( oder neueren) Geschlechterrollen herumgeritten wird, aber es gibt eben auch noch genügend andere.
Und nicht zuletzt, oft merkt man selbst nicht, dass man einfach unbewusst gewisse Vorstellungen vom eigenen und anderen Geschlecht hat, von denen viele eben nicht sich auf das objektiv feststellbare beschränken, oder aber wir empfinden das gleiche verhalten, das gleiche Merkmal bei einem männlichen oder weiblichen Charakter anders.

Denn was Autoren ebenfalls verrät ist folgendes:
Betrachte in einer Geschichte alle Figuren und Liste ihre Merkmale auf, und nun vergleiche, welche Merkmale häufiger bei Frauen und welche häufiger bei Männern auftauchen.
Und zuletzt, wenn es mehrere Hauptfiguren verschiedenen Geschlechts gibt, sie dir auch an, wie unter ihnen bestimmte Eigenschaften verteilt sind und vergleiche es, wenn möglich, mit anderen Geschichten des Autors/ der Autorin.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Manja_Bindig am 23. Juli 2007, 16:49:38
Das habe ich mal versucht. Bei meinem Elfenblutzyklus... als ich die erste Version des ersten Bandes ausversehen einem Schnulzenverlag geschickt habe, wurde mir "geraten" einen der Prots doch bitte weiblich zu machen...

...
aus Neugier hab ich das Experiment gestartet und diverse Schreibversuche mit weiblichen Prots(oder wenigstens einem) gemacht.
... es war seltsam.
Rein theoretisch hätte jeder von ihnen als Frau funktionieren können - bei dem einen hätte es sogar noch besser gepast so von wegen schwerem Schicksal und so... ja, es hätte dem ganzen diesen... hach ja... rosigen Touch gegeben.
Theoretisch. Praktisch war es mir unmöglich, da was draus zu machen und seitdem versuche ich das auch nicht mehr. Die Charas kommen mehr oder weniger in meinen Kopf, sagen, wie sie aussehen, heißen und ob sie Männlein oder Weiblein sind - und daran rüttel ich auch nicht. Es ist wie bei real existierenden MEnschen - verhalten kannst du dich wie du willst, es kommt drauf an, wie du dich fühlst. Ich nehm mich als Frau wahr, ich hab einige "typisch feminine" Züge an mir, aber genauso viele, wenn nicht noch mehr, bei denen meine Mutter regelmäßig jammert, ich sei kein richtiges Mädchen. Komisch nur, dass ich mich sehr wohl als richtiges Mädchen wahrnehme, auch ohne in den Spiegel gucken zu müssen. Ich glaube, das überträgt sich auf meine Charas. Charakterlich mögen sie "menschlich" sein, aber sie nehmen sich eben in einem Geschlecht wahr und ich werd den Teufel tun, mich nicht daran zu halten, nein, eine Krise reicht.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Grey am 23. Juli 2007, 18:29:03
@Manja
Hört sich an als hättest du auch so eine lustige WG im Kopf ;D

Bei mir unterteilen sich meine Charas im Grunde in:

"sind wie ich"
"sind wie ich gern wäre"
und
"sind jemand, den ich gern mal treffen würde"

Charas aus letzter Kategorie sind so gut wie alle männlich ;D ;D ;D
Aber sonst ... derzeit gibt es einen Männerüberschuss, aber das kann sich auch beizeiten wieder ändern. Nur Mädchen-Mädchen sind in der WG nich so gern gesehen ...  :omn:
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Firerain am 19. August 2007, 01:14:59
Nein, diese Denkweise ist grundverkehrt. In erster Linie sind wir alle Menschen und unterscheiden uns eher individuell, weniger geschlechtlich.
Schwieriger ist es schon, sich in Wesen hineinzuversetzen, die kein menschliches Gehirn haben.

Jemand hat hier geschrieben, dass Männer eher das eigene Geschlecht als Protagonisten
bevorzugen, während es bei Frauen eher ausgeglichen ist. Das ist mir auch aufgefallen.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Mercury am 14. September 2007, 10:13:49
Seh ich gar nicht so: Ich habe sogar 1 männlichen Hauptcharakter und 3 ! weibliche - was widerum auch tief blicken lässt - i know ;) (Und JA ihr habt damit eventuell vielleicht unter Umständen recht - kompensation, usw usw. ;)  )
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Chuck am 14. September 2007, 10:38:17
Im Prinzip sind Männer und Frauen lediglich Einteilungen.

Sicher kann ich auch "leichter" über deutsche Gewohnheiten schreiben, weil ich Deutscher bin.
"Leichter" über Bartwuchs schreiben, weil ich Bartträger bin.
Über Tiere sowieso, weil ich zur Gruppe der Tierhalter gehöre.
etc.

Und wenn ich über eine Frau schreibe, die durch meine persönliche Eintstellung völlig maskulin ist, dann ist es ja nicht unrealistisch, sondern einfach nur eine maskuline Frau.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Dorte am 14. September 2007, 12:52:57
Ich glaube, die einzigen Punkte, wo Geschlechtszugehörigkeit nicht unwichtig ist, sind aufs Geschlecht bezogene Gefühle und dergleichen. Ich glaube halt nicht, dass ein Mann Menstruationsbeschwerden nachvollziehen kann - ebensowenig wie Frauen verstehen können, wie sich ein Tritt in die männlichen Weichteile anfühlt ;) Aber das hat normalerweise in Geschichten ja nicht so viel verloren. Für Geschichten reicht es ja völlig, dass es schmerzhaft ist.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: zitatus am 14. September 2007, 19:46:11
JO!
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Hr. Kürbis am 15. September 2007, 07:52:58
Also ich würde mal einschätzen, beides fühlt sich ungefähr so an: :-X Nur passiert es bei den Ladys "innen" und man hat länger etwas davon, bei den Herren kommt es durch äußere Auswirkung und ist hoffentlich schnell vorbei. Nur die Regelmäßigkeit ist eine andere und alles andere als fair, ich bin aber ganz klar dafür, die Menstruationsschmerzen für Frauen abzuschaffen und nicht, alle 28 Tage den Eiertritt für Männer  einzuführen...  ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Dorte am 15. September 2007, 08:53:45
Da die Männer dann aber jeden Monat einige Tage vorm Tritt bereits miese Laune kriegen würden, wäre es eine 1:1-Kopie von PMS ;) Aber ich finde deinen ersten Vorschlag auch nicht schlecht.
Abgesehen davon denke ich wirklich, dass Frauen und Männer manchmal unterschiedlich empfinden. Ganz einfach, weil die Hormonlage und auch die Erziehung doch oft recht stark voneinander abweichen. Ich merke das ja bei mir selber, dass ich an einigen Tagen einfach heulerig bin und an anderen ziemlich tough - meist kann ich das am Kalender begründen ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: nurel am 18. September 2007, 09:42:43
Tschuldigung, aber jetzt muss ich meinen Senf hier auch dazu geben.
weibliche Schriftstellerin, hat bis heute ausschließlich männliche Hauptdarsteller gewählt - warum? Keine Ahnung, ist eben so!
Ich vermute mein inneres Kind ist eben männlich!

Das ist doch okey!
Titel: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Smaragd am 29. März 2009, 18:00:20
Hallo ihr Lieben!

Ich habe Ende letzten Jahres zum ersten Mal etwas aus der Sicht männlicher Protas geschrieben, vorher waren die Charaktere, aus deren Sicht ich erzähle, immer weiblich. Irgendwie fand ich es ziemlich schwierig, mir darüber klarzuwerden, ab welchem Punkt ich in Klischees verfalle.

Wie macht ihr das? Schreibt ihr auch manchmal aus der Sicht des anderen Geschlechts, und wenn ja, macht das grundsäzlich einen Unterschied oder hängt das ausschließlich von der Persönlichkeit ab?

Ich hoffe, dass die Frage hierhin passt und noch neu ist; ich habe zumindest beim Duchschauen der anderen threads nichts ähnliches gefunden.
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Schreiberling am 29. März 2009, 18:28:33
Hallo Smaragd!

Also bisher habe ich weitesgehend nur aus der Sicht von weiblichen Personen geschrieben, aber in dem Projekt, an dem ich zur Zeit arbeite, gibt es auch mehrere Stellen aus der Sicht des männlichen Prota. Ganz am Anfang, als mir die Idee zu diesen Szenen kam, war ich mir nicht sicher, ob ich sie überzeugend hinbekommen würde. Beim Schreiben jedoch hat sich das Ganze schnell erledigt: Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob das angemessen oder überzeugend ist, ich habe es einfach so geschrieben, wie sich der Prota meiner Meinung nach verhalten würde.
die machen mir sogar fast noch mehr Spaß, als die mit meiner Prota... Hoffentlich erfährt sie das nie...

Ich denke, dass es beim Schreiben wichtig ist, dass die Persönlichkeit des Protas gut rüber kommt und dass es dabei egal ist, welches Geschlecht der Prota hat. Solange man sich beim Schreiben in ihn hineinversetzen kann, ist für mich alles gut.
Und hey, schließlich sind wir alle nur Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein ;) . Wir mögen uns in vielen Dingen noch so unterschiedlich sein, manches bleibt aber gleich.

Wenn ich Angst habe, in Klischees zu verfallen, dann beobachte ich die Menschen um mich herum und versuche zu erkennen, wie sie sich verhalten oder welche Charakterzüge sie haben und wie die sich auf ihr Verhalten auswirken. Klingt vielleicht komisch, aber es hilft auch, sein Gegenüber einzuschätzen und wenn ich bewusst beobachte, dann fällt es mir beim Schreiben auch immer leichter, die passenden Worte für bestimmte Situationen oder die Beschreibung eines Charakters zu finden.

Ich hoffe, das war nicht an der Frage vorbei,
Liebe Grüße,
Schreiberling
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Tenryu am 29. März 2009, 19:50:21
Im Allgemeinen bevorzuge ich einen neutralen Erzähler. Das liegt auch daran, daß in meinen Geschichten immer zahlreiche Figuren vorkommen, und ich es nicht mag, die Geschichte nur aus dem Blickwinkel einer einzigen zu erzählen.

Weibliche Charaktere sind nicht schwer: Man stellt sich einfach einen Mann vor und subtrahiert Verstand und Zurechungsfähigkeit...  ;D  :P
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: TheaEvanda am 29. März 2009, 19:55:06
Ich habe einmal eine Verführungsszene aus der Sicht der weiblichen Hauptperson und dann - als Fingerübung - die ganze Sache mit gleichem Dialog noch einmal aus Sicht des männlichen Sidekicks geschrieben. Beides gab ich dann meinem Mann zu lesen...

Bei der Szene aus weiblicher Sicht meinte er, der Männe wäre ganz schön webisch, wenn er so redet.
Bei der Szene aus männlicher Sicht klärte er mich darüber auf, dass der Kerl schwul sein müsse...

Aus der Geschichte habe ich gelernt, dass ich für männliche Charaktere einen Berater brauche, der mir beibringt, wie ein Mann denkt.
Da kommen dann mir so fremde Konzepte wie "ständig nach dem eigenen Rang in dieser Gruppe sehen", "der Gedanke, der ihm als Reaktion darauf kommt muss als Herausforderung und Antwort formuliert werden und nicht mit Gefühlsduselei" und "die Charaktere häufiger anecken und dann einen Schritt zurück tun lassen" hinein.
Männer tragen ihre Konflikte ganz anders aus als Weiber, und das sollte aus einem männlichen Charakter auch im Subtext herauskommen. Ich fühle mich da sehr als Anfänger, aber durch Übung lässt sich das ändern.
Wenn man nicht aufpasst, landet man sehr schnell bei den Ladies- and Boys-Pappaufstellern, die ich in der Military SF so verabscheue...

Geschlecht ist wichtig, da es die gesamte Gedankenstruktur des Charakters prägt.

--Thea
Herzogenaurach, Germany
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Vali am 29. März 2009, 19:59:51
Oh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich arbeite momentan mit einem männlichen Prota. Sein Verhalten mache ich an seinem Charakter fest. Ich könnte ihn auch gut einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, es würde wahrscheinlich nicht auffallen. Es gibt ja auch Frauen, die sehr "männlich" handeln, draufgängerisch sind und gerne Risiken eingehen. Es gibt bei mir nur eine Stelle, an der mein Prota zum ersten Mal in seinem Leben ein Rotlichtviertel und eine Prostituierte mit Körbchengröße D sieht und er seine Augen nicht von ihrem Busen lassen kann. Ein bißchen Humor darf ja sein.

Unterschiede gibt es wahrscheinlich im Verhalten der anderen Figuren gegenüber dem/der Prota. Einer Protagonistin zum Beispiel wird eher die Tür aufgehalten und der schwere Koffer getragen als einem männlichen Protagonisten.
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Smaragd am 29. März 2009, 20:05:15
Zitat von: Tenryu am 29. März 2009, 19:50:21
Weibliche Charaktere sind nicht schwer: Man stellt sich einfach einen Mann vor und subtrahiert Verstand und Zurechungsfähigkeit...  ;D  :P

Wie, da gibt`s was zu subtrahieren? :P

Thea - genau sowas meinte ich. Wie Schreiberling habe ich auch Spaß daran, aus der Sicht männlicher Charaktere zu schreiben, aber ob das glaubhaft ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Idee mit der Beratung ist eigentlich ganz gut, davor müsste ich nur mal Szenen aufpolieren...

Beim Verhalten mag das in unserer Zeit ja stimmen, aber ist das Koffertragen und Türenaufhalten nicht eher kulturell bedingt?
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Mrs.Finster am 29. März 2009, 20:15:40
Ich schreibe aus der Sicht des allwissenden Erzählers. Dennoch verfalle ich dabei immer wieder in verschiedene Rollen. Spätestens als der eine Prota entführt wurde, musste der andere her.  ;D Und das war nun mal ein Mann. Ich versuche immer aus einer gewissen Distanz zu erzählen, aber manchmal kommen nun mal die geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen durch. Am liebsten beschreibe ich die Welt aus der Sicht der Frau. Da ich nun mal selbst weiblich bin, weiß ich am besten wie sie handeln würde. Wobei ich immer Angst habe beim männlichen Part zu sehr auf die Gefühlschiene zu geraten. Man muss irgendwie einen guten Mittelweg finden und nicht zu sehr in Klischees abdriften.
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Coppelia am 29. März 2009, 20:29:39
Ich bin ziemlich sicher, dass wir schon einen Thread dazu hatten, aber keine Ahnung, wie der hieß.

Irgendwie mache ich mir darum nie Sorgen, und es hat sich bisher auch kein männlicher Leser über meine Vorliebe für männliche Perspektiven beschwert. Nicht einmal bei den sehr kritikfreudigen (und männlichen) DSAlern, daher gehe ich mal davon aus, dass ich das wohl ganz überzeugend mache. ;) Ich habe auch selbst immer das Gefühl, dass es für mich überhaupt kein Problem ist, mich in meine Charaktere reinzuversetzen, ob sie jetzt männlich oder weiblich sind. Ich hab mir darüber auch noch nie Gedanken oder Sorgen gemacht. Falls es unglaubwürdig ist, werde ich das wohl nicht mehr in diesem Leben beurteilen können, weil ich ja kein Mann bin. ;) Ich bevorzuge daher die Variante "keine Gedanken machen" ... ;)

Ich versuche aber ohnehin Melodramatik beim Schreiben lieber zu vermeiden und besonders in romantischen Szenen auch nicht ein einziges Klischee zu benutzen, vielleicht liegt es auch daran.

Allerdings machen sich meine Männer häufig Sorgen darum, dass sie Macht verlieren und ähnliches. Einige Frauen aber auch ... *achselzuck*
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Feuertraum am 29. März 2009, 20:46:39
Zitat von: Coppelia am 29. März 2009, 20:29:39
Ich bin ziemlich sicher, dass wir schon einen Thread dazu hatten, aber keine Ahnung, wie der hieß.

Er hieß

Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!  und ist hier nachzulesen (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=1756.msg39596#msg39596)

LG
Feuertraum

Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Jara am 29. März 2009, 21:01:52
Ich denke, ob man einen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen sollte, wie groß der ist und ob es dementsprechend schwierig ist aus der Perspektive des anderen Geschlechtes zu schreiben, hängt nicht zuletzt vom Setting ab.

Wenn ich eher Highfantasy schreibe und mich an unserem heutigen Mittelalter orientiere, spielen große geschlechtsspezifische Verhaltensweisen eine Rolle. Das heutige Unisexmodell gab es da eben noch nicht.
Das heißt, ich werde als Frau wohl eher aus weiblicher Sicht schreiben, weil ich mich nicht so gut in die gesellschaftlich - aufgezwungenen Verhaltensweisen eines Mannes hineinversetzten kann
(wobei einem als Frau der Neuzeit die männliche Rollen wohl sogar näher liegen würden, als die unterdrückten und oft gehorsamen Frauenstereotypen . . .).

In einem Urbanfantasyprojekt, das "heute" spielt verwischen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern viel mehr.
Eine Frau darf heute draufgängerisch sein und ein Mann auch mal Gefühl zeigen.
Das macht das Ganze wesentlich einfacher.

Ich persönlich schreibe gerne aus der Sicht meiner männlichen Protas, schon deshalb weil die nicht ganz so viel Heulen und mich nerven  ;D.
Man sollte aber immer aufpassen, nicht auf die Klischeeschiene zu fallen.
Da ist es, denke ich gut, wenn mal einen andersgeschlechtlichen Ratgeber hat.
Titel: Re: Männliche und weibliche Perspektiven?
Beitrag von: Moni am 29. März 2009, 21:55:04
Zitat von: Feuertraum am 29. März 2009, 20:46:39
Er hieß

Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!  und ist hier nachzulesen (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=1756.msg39596#msg39596)

LG
Feuertraum

Ich habe die beiden Threads jetzt zusammen geführt, da sie letztendlich das gleiche Thema behandeln.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Shay am 29. März 2009, 22:54:07
Interessante Diskussion!
Ich bin weiblich, die überwiegende Mehrheit meiner Protas ist dagegen männlich, insbesondere die in der ersten Reihe. In der zweiten Reihe gibt es dann schon etwas mehr Frauen. Ein Problem habe ich da nie gesehen und es hat beim Durchlesen dieses Threads eine ganze Zeit gebraucht, bis mir klar wurde, warum.
Vielleicht bin ich da eine Ausnahme (zumindest klingt es so nach den Äußerungen dieses Threads), aber meine Geschichten haben nicht das geringste mit meinem eigenen Leben zu tun. Stattdessen wachsen sie auf einem Nährboden, der sich über die Jahre aus all den Geschichten herausdestilliert hat, die ich so gelesen oder im Film gesehen habe. "Realistische Geschichten" messen sich für mich nicht an meinem täglichen Leben (denn ich kenne nunmal recht wenige schwertschwingende Söldner und Königstöchter), sondern eher an dem, was ich über die Jahre an realistischen Geschichten gelesen habe.
Dabei kupfere ich nicht blind ab. Es ist eher so, daß ich unzählige Geschichten in mich aufgesogen habe, mich in hunderte von Charakteren (oder tausende?) hineinversetzt habe, und wenn ich jetzt selber einen schreibe, dann ist das Wissen darüber, wie er sich verhält, einfach da. Ich mochte schon immer lieber Geschichten mit Männern in der Hauptrolle und wahrscheinlich sind auch mindestens 80% der Bücher, die ich gelesen habe, von Männern geschrieben. Warum sollten also meine männlichen Protas unrealistisch sein?

Wenn ich mir so meine Figuren anschaue, dann sind die Männer etwas gleichförmiger als die Frauen. Allerdings liegt das in meinem Augen weniger daran, daß ich da leichter ins Klischee abgleite, sondern eher daran, daß bei den meisten Völkern meiner Welt die Männer mehr Freiheiten haben. Meine Protagonistinnen dagegen müssen sich ihren Weg freiboxen und da findet jede ein bißchen andere Methoden.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Lila am 30. März 2009, 00:03:07
Eigentlich war ich ja so kurz davor ganz lauft zu schreiben: "So ein Unsinn! Seht euch zum Beispiel Philip Pullman an! Lyra, Sally Lockhart..." Jetzt im Nachhinein fällt mir auf, dass zumindest Lyra für ein Mädchen ja doch ziemlich burschikose (Charakter-)Züge hat. Hmm...

Ich denke dennoch, dass es möglich ist als Autorin männliche Protas zu haben und als Autor weibliche (wobei ich, muss ich zu meiner Schande gestehen, in der Tat ProtagonistINNEN bevorzuge). Ob da nun mehr Wunschdenken als Realität bei rauskommt ist dann wieder was anderes. Aber an und für sich sehe ich nicht, aus welchem Grund Autoren ausschließlich Protagonisten und Autorinnen ausschließlich Protagonistinnen haben sollten...! ::)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Smaragd am 30. März 2009, 13:22:12
Das hab ich ganz übersehen. Entschuldige, Moni :-[

Aber von "Männer sollten nur Männer schreiben", war eigentlich nicht die Rede. Dass es möglich ist, aus der Sicht von männlichen und weiblichen Protas zu schreiben und sie glaubwürdig rüberkommen zu lassen, denke ich auf alle Fälle.
Es würde mich eigentlich eher interessieren, inwiefern das Geschlecht eines charakters die Persönlichkeit beeinflusst bzw. wie sehr ihr es beim Schreiben im Kopf habt.

Ich unternehme in der Hinsicht gerade meine ersten Gehversuche, bisher habe ich hauptsächlich aus der Sicht weiblicher Protagonisten geschrieben. Seltsamerweise macht es zumindest jetzt für mich keinen Unterschied, ob ich mich in einen Mann oder eine Frau hineinzuversetzen versuche. Bei einem männlichen Prota funktioniert es ganz gut (finde ich zumindest) und einen anderen muss ich erst noch dazu bringen, mit mir zu kooperieren. Es müssen halt die Rahmenbedingungen klar sein, dann kann ich auch einen männlichen Chauvinisten schreiben... hoffe ich....
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Murphy am 31. März 2009, 15:48:04
Hm, also das Thema finde ich ebenso sehr interessant.

Ich selbst schreibe meist nur weibliche Protagonistinnen. Einmal habe ich mich an einen Mann gewagt, meist fallen mir Frauen aber ein wenig leichter. Eine gute Freundin von mir die viel schreib bevorzugt hingegen männliche Charakter (die sie sehr überzeugend schreibt, wie ich finde)

Ich würde es als eine Herausforderung ansehen, mich noch einmal an einem männlichen Charakter als Hauptperson zu versuchen. Glaube aber auch das eine Frau durchaus einen Mann überzeugend schreiben kann, sowie ein Mann überzeugend eine Dame zu Papier zu bringen vermag.

Woran es mir meist hapert ist die Frage in wiefern Männer bei manchen Thematiken ticken. Ich würde annehmen das es nicht immer große gedankliche Unterschiede gibt, andererseits - ich war noch nie im Kopf eines Mannes. Hm, aber ich denke auch, dass es nicht nur aufs Geschlecht ankommt, ob man gut mit einem Charakter zurecht kommt. Ich bin auch schon an so manchem weiblichen Persönchen gescheitert *auf ihre Charakterleichen linst*.

Aber wirklich interessanter Gedankenanstoß ich werde noch einmal genauer darüber nachdenken müssen.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Romy am 31. März 2009, 17:47:05
Ich glaube, wenn ich alle meine Protas auszähle, würde ich bei den Geschlechtern auf ein 50:50 Verhältnis kommen.
Hm, ich habe mir noch nie so richtig Gedanken darüber gemacht, ob meine männlichen Protas sich nun wirklich als glaubwürdige Kerle aufführen.  Für mich ist das auch und vor allem Charakterfrage.
Ich lege mir im Voraus zurecht, wie ihr Charakter wohl sein soll und in den meisten Fällen handeln, denken und fühlen sie dann so, wie ich es dementsprechend für richtig halte. Ich (be-)schreibe sie da wohl eher intuitiv.
Was meinen aktuellen Lieblingsroman angeht, hatte ich auch einen männlichen Betaleser, der mir auch wirklich sehr viele Tipps und Kritik zu allem möglichen gegeben hat, er war wirklich gar nicht zimperlich, mir seine Meinung mitzuteilen. Aber er hat nichts dazu gesagt, dass mein männlicher Prota nicht männlich genug rüber käme ... Also muss ich wohl was richtig gemacht haben, was das angeht ...  ::)
Und woher weiß ich, wie Männer ticken?  ??? Hm. Ich habe einen Bruder, der nur wenig jünger ist als ich und mit dem (und auch seinen Freunden) ich früher viel Zeit verbracht habe. Ein paar männliche Freunde habe ich auch, aber eigentlich nicht viele. Naja und dann kommt hinzu, dass ich mich für einen guten Beobachter halte und es bleibt natürlich nicht aus, dass FRAU sich im Laufe ihres Lebens über das andere Geschlecht regelmäßig den Kopf zerbricht  ;D, vielleicht durchschaue ich die Herren der Schöpfung ja tatsächlich besser, als ich selbst das für möglich halte ... hm ... ???  ;D

Nee ernsthaft. Ich würde mir eher Gedanken machen um den Charakter eines Protas und wie ich will, dass der Leser ihn wahrnimmt. Das bestimmt sein Verhalten, Denken und Fühlen viel mehr als sein Geschlecht, egal ob man nun ein mittelalterliches oder ein modernes Setting hat.  ;)
Auch in einem mittelalterlichen Setting kann man ein männliches Sensibelchen rumlaufen lassen, ohne das der als Weichei oder schwul rüber kommt. Nur weil man ein mittelalterliches Setting hat, brauchen es nicht zwangsweise alles mega harte, Macho A*** sein. So einen kann man natürlich trotzdem haben, aber nur solche Herren, wären auf die Dauer ja langweilig.  ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Malis am 01. April 2009, 00:33:53
Ich schließe mich Jara an.

Aber offenbar versuchen hier alle krampfhaft, Klischees zu vermeiden. Keine Ahnung, wieso. Ich meine, irgendwo müssen die doch her kommen. Ein bisschen Macho darf ruhig mal sein. ;D

Ich habe überwiegend männliche Protagonisten (die vertragen einfach mehr *fg*), wobei ich mir noch nie wirklich darüber Gedanken gemacht habe, ob ich sie nun Manns genug rüber kommen lasse oder nicht. Ich will meine Männer nicht unbedingt männlich machen, sondern menschlich. Biologische Anlagen hin oder her, ich bin der Meinung, dass das soziale Umfeld sehr viel zu den Verhaltensmustern der Geschlechter beiträgt.

Gerade in unserem Genre der Fantasy wundert es mich, dass dieses Thema so heiß diskutiert wird. Immerhin können wir, wenn wir wollen, die Rollenverteilung von Mann und Frau komplett umkehren. Wir müssen es nur gut verkaufen, das ist der springende Punkt an der ganzen Sache. ;)

Beispiel: Meine niederen Priester sind sehr emotional, da sie an die Güte der Götter glauben und darauf hoffen, dass ihre Gebete erhört werden, wenn sie nur Mitleid erregend genug aussehen. Meine Widerstandskämpfer dagegen haben mit den Göttern abgeschlossen und hauen gleich drauf, statt viel zu reden. Ich mache den Charakter eher an der gesellschaftlichen Gruppierung fest als am Geschlecht.

Wie gesagt, wenn man die Figur gut genug verkaufen kann, ist es egal, ob man geschlechtsspezifische Klischees nutzt oder nicht, denke ich. Zumindest sollte es da keine festen Regeln geben.
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Tamara am 07. April 2009, 00:17:52
In meiner Geschichte sind zwei Jungen und ein Mädchen die Protagonisten, ich finde nicht dass ich mich nicht in deren Psyche versetzen kann! Und falls ich doch Probleme habe, kann ich ja meinen Bruder fragen... ;)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: Drachenfeder am 07. April 2009, 16:02:22
Also bei mir ist das wirklich unterschiedlich.

Ich habe schon Kurzgeschichten geschrieben in denen Männer die Hauptdarsteller sind. Sogar einen Roman mit einem männlichen Prota habe ich geschrieben (jedoch nicht ganz fertig)

Ich denke das es Frauen leichter haben männliche Protas zu nehmen als Männer weibliche.

Doch es gibt doch auch sehr sehr viele Autoren die jeweils das andere Geschlecht als Hauptfigur nehmen.

Damit müsste lockerere umgegangen werden. Männer, traut euch doch mal was =)
Titel: Re: Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!
Beitrag von: xadhoom am 07. April 2009, 17:04:48
Aloha!

Das ist ja putzig, was hier alles zu lesen ist.

Es kommt ja immer auf das Setting an, aus dem sich dann zwangsläufig auch ein entsprechendes Rollenverhalten ableiten lässt. Das gilt für Erzählungen in der realen Welt abhängig vom Ort und der Zeit des Geschehens, zumindest wenn man historisch korrekt schreiben möchte. Es gab und gibt aber zu allen Zeiten auch immer die Ausnahmen von der Regel ... nichts, was hier nicht auch schon geschrieben wurde.

In einer fiktiven Welt verhalten sich die Gestalten allenfalls so, wie die lieben Leserinnen und Leser sie sich dank einschlägiger Literatur, vorzugsweise in verfilmter Version, halt vorstellen. Damit genügen sie eben einem anderen Klischee, dass ,,die Großen" des Genres uns so hinterlassen haben ... Ob das schlimm ist oder nicht, muss jeder Leser, der zugleich auch Kunde ist, sobald es ans Eingemachte geht, mit sich selbst ausmachen. Ich habe nichts gegen den hundertsten Aufguss der elitären Klischee-Elfe, wenn der Inhalt stimmt und ich das Buch gerne lese. Das Gekrampfe, um jeden Preis das Rad neu zu erfinden, führt m.E. mitunter zu den wesentlich schlimmeren Stilblüten, während sich aus Bekanntem auch immer mal wieder völlig neue Dinge entwickeln. Das ist gut so und macht die Sache spannend.

Ein Charakter ist so, wie der Autor ihn hinstellt und beschreibt und wie er (hoffentlich) in das Szenario passt. Ich muss den oder die nicht mögen. Ich kann mich darüber echauffieren, ob er oder sie sich wirklich so verhalten würde. Das hilft mir nichts und wenn wir ehrlich sind und einen Blick auf die Menschheit werfen, gibt es abseits der statistischen Klischees eine gigantische Bandbreite an Verhalten, dass man missbilligen oder lieben kann. Zugegeben, hier hat man mitunter zumindest die Möglichkeit, an Mitmenschen auch Veränderungen vorzunehmen, aber der Großteil wird sich dem normalerweise verschließen bzw. gar nicht erst in den Genuss solcher Änderungsversuche kommen.

Meine Charaktere halten sich geschlechterweise die Wage, sind aber öfter weiblich. Zumindest wenn's ans Rollenspiel am Tisch oder Online geht. Warum das so ist? Ich komm mit denen viel besser klar, sie sträuben sich nicht und sind aufgeschlossen und nachsichtig mit ihrem Autor. Sie sind wesentlich geschickter darin, zu töten und mich ihre Gedanken an Folter teilen zu lassen. Sie lieben lange und komplexe Sätze und schrecken auch vor den Gefahren des Alltags nicht zurück, integrieren sich ganz hervorragend bei anderen Spezies ... Mit anderen Worten: Ich mag sie. Ob sie mir besser oder schlechter gelingen, als die männlichen Exemplare, müssen andere entscheiden. Ob Männlein oder Weiblein, Tier oder Pflanze verhalten sie sich alle so, wie es mir gefällt. Nicht immer logisch ... es sind Kreaturen, die – so gut ich das hin bekomme – ein Eigenleben entwickeln und alle Rassen haben etwas gemein: sie sind menschlich, wenn es darum geht, die volle Bandbreite des Verhaltens anzutesten, aber dann auch mal total mit dem Strom schwimmen. Ganz einfach ... eigentlich.