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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Miezekatzemaus am 01. April 2015, 21:58:38

Titel: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Miezekatzemaus am 01. April 2015, 21:58:38
Hallo, ihr Lieben!

Ich habe kein ähnliches Thema gefunden, daher erlaube ich mir mal, es aufzumachen. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich nämlich mit der Frage, wie dick ein Manuskript eigentlich zu sein hat, um ein Buch zu sein. Es gibt ja Autoren, die sagen "200 Seiten sind für mich eine Novelle!", und es gibt andere, die sagen: "Meine Romane haben 45k." Wie seht ihr das?

Meine Manuskripte haben gewöhnlich eine Länge von 180-250 Normseiten, also 50-60k. Nun frage ich mich aber, ob das eigentlich schon als "Roman" zählt. Wie steht ihr dazu?

Liebe Grüße
Mieze
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Fynja am 01. April 2015, 22:11:34
Ich würde da gar keine zu engen Grenzen setzen. Im Endeffekt sind "Novelle" oder "Roman" auch nur Labels für etwas, was eigentlich gar nicht distinkt ist, sondern kontinuierlich. Ich persönlich nenne meistens alles unter 150 Seiten Novelle, alles drüber Roman, aber eigentlich ist es meiner Meinung nach unsinnig, das großartig zu unterscheiden, weil einem der Unterschied zwischen 149 und 151 Seiten beispielsweise ohnehin kaum auffällt und es im Endeffekt nicht das ist, worauf es ankommt.

Insofern: Wenn du deine Romane Romane nennen willst, tu das, und wenn du sie Novelle nennen willst, tu das. Ich glaube, mit den 50-60k bewegst du dich einfach in einem Zwischebereich, wo du die Manuskripte labeln kannst, wie es gerade passt, und das kann ja auch manchmal praktisch sein. :D
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Churke am 01. April 2015, 22:21:21
Zitat von: Miezekatzemaus am 01. April 2015, 21:58:38
Es gibt ja Autoren, die sagen "200 Seiten sind für mich eine Novelle!", und es gibt andere, die sagen: "Meine Romane haben 45k." Wie seht ihr das?
Solche Autoren verstehen wahrscheinlich nichts von Novellen, weil sich die Novelle nicht nur über die Länge definiert. Novellen haben eine andere Erzählstruktur als Romane und deshalb sind sie zwangsläufig kürzer.

Früher hatte man mit Romanlängen unter 200 Seiten keinerlei Probleme. Nur ist das Dickschreiben heute Mode. Bei Großverlagen jedenfalls, einem Kleinverlag braucht man mit 600 Seiten meist gar nicht erst zu kommen.

Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Nuya am 01. April 2015, 22:32:40
Mein Ferdinand hat 133 Seiten als Buch und ich sage Roman! :vibes:
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: BiancaS am 01. April 2015, 22:34:00
Hier (http://theswivet.blogspot.de/2008/03/on-word-counts-and-novel-length.html) gibt es eine schöne Übersicht nach Genre, die zumindest eine grobe Richtlinie für die Romane in den unterschiedlichen Genres sein kann.

Ansonsten schließe ich mich Fynja an. Es gibt genug Bücher, die sich Roman nennen, obwohl sie bei 150-200 Seiten liegen und ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich denke, dass es vor allem auf die Geschichte ankommt, wenn deine Seitenanzahl für die Geschichte reicht, warum solltest du es unnötig aufblähen?

ZitatInsofern: Wenn du deine Romane Romane nennen willst, tu das, und wenn du sie Novelle nennen willst, tu das.
Sehe ich auch so. Meistens ist es einfach nur ein weiteres Label, dass mittlerweile einfach nicht mehr viel aussagt. Ich habe mittlerweile so viele "Novellen" gelesen, die sich nicht mehr an den klassischen Novellen-Aufbau halten, sondern nur der Länge wegen Novelle genannt werden, dass es beinahe nichts mehr aussagt.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Miezekatzemaus am 01. April 2015, 22:34:49
Churke, da hast du Recht, was Novellen und Romane betrifft, danke.

Andererseits - es verschwimmen auch die Grenzen zwischen Novellen und Kurzgeschichten. Wenn ich 50 Normseiten habe, kann ich das noch Kurzgeschichte nennen, aber ich persönlich würde es wahrscheinlich als Novelle einstufen - ich glaube, die Grenzen verschwimmen da einfach sehr.

Aber es beruhigt mich schon, dass ihr meint, dass Romane mit 50-60k nicht zu kurz sind.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Eluin am 01. April 2015, 23:08:03
Die Frage hab ich mir auch schon häufiger gestellt  :rofl:

Mittlerweile hab ich mir einen entsprechenden Sheet mit Hinweisen in meiner Statistik angelegt. Ich kopiere dir die Infos daraus mal hier zusammen inkl. entsprechender Links wo ich die Daten her habe:

Zitat
Adult Novels   
   
80,000 – 89,999:       Totally cool   
90,000 – 99,999:       Generally safe   
70,000 – 79,999:       Might be too short; probably all right   
100,000 – 109,999:    Might be too long; probably all right   
Below 70,000:           Too short   
110,000 or above       Too long       
   
SciFi & Fantasy   
90-100k: okay   
100,000 – 115,000: excellent range   
115-124k: okay   
   
http://www.writersdigest.com/editor-blogs/guide-to-literary-agents/word-count-for-novels-and-childrens-books-the-definitive-post   
http://www.huffingtonpost.com/2012/03/09/book-length_n_1334636.html   
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_longest_novels   
Zitat
Deutsche Schätzungen
http://mohya.livejournal.com/101110.html   
Trudi Canavan - Die Rebellin: 138.000 Wörter   
Eragon Band 1 (deutsch): 130.000 Wörter   
Jenny-Mai Nuyen - Nocturna: 135.000 Wörter   
Wolfgang und Heike Hohlbein - Krieg der Engel: 160.000 Wörter   
Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher: 140.000 Wörter (die Zahl ist noch ungenauer als die anderen, wegen der vielen Bilder)    

Und da die folgenden Zahlen auch in der Leseprobe bei Amazon aus dem Buch "Handbuch für Kinder- und Jugendbuch-Autoren: Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendroman, Sachbuch: schreiben, illustrieren und veröffentlichen" von Sylvia Englert auf Seite 16 zu finden sind, auch noch die Tabelle von dort:

Zitat




AlterTextartRichtwerte Textlänge

2 bis 5   
Bilderbuch, Vorlesebuch   Bilderbuch möglichst wenig Text, besser nicht mehr als 800 Zeichen inkl. Leerzeichen pro Doppelseite (auf 12 Doppelseiten).
Vorlesebuch ca. 50 bis 80 Normseiten pro Geschichte ca. 2 bis 3 Normseiten
6 bis 7   Erstlesebuch, Vorlesebuch, z.T. Kinderroman ab 8 vorgelesen   Erstleserbuch erste Klasse: 3 bis 4 Normseiten Text, für zweite und dritte Klasse 10 bis 15 Normseiten.
Achtung, es gibt Vorgaben der Verlage für bestimmte Reihen!
Vorlesebuch siehe oben.
8 bis 10   Kinderroman ab 8, Kinderroman ab 10, je nach Entwicklungsstufe auch schon Romane ab 12   Kinderroman ab 8: 80 bis 100 Normseiten
Kinderroman ab 10: 150 bis 300 Normseiten
Ab 12   Jugendroman ab 12, gelegentlich auch schon Erwachsenebücher   200 bis 700 Normseiten, umfangreichere Werke in mehreren Bänden
Ab 14   Jugendbücher ab 14, Romane für ,,Young Adults", Erwachsenenbücher   200 bis 700 Normseiten, umfangreichere Werke in mehreren Bänden

Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Alana am 01. April 2015, 23:38:15
Das habe ich mich letztens auch gefragt, denn meine Novelle hat sich von geplanten 100 Seiten nun mehr auf 170 Seiten ausgedehnt. :P Die Programmleiterin vom Verlag meinte, sie würden das als Roman bezeichnen, da die Leser den Begriff Novelle in der reinen Unterhaltungsliteratur nicht richtig akzeptieren würden, ob das stimmt, keine Ahnung. Für mich persönlich beginnt ein Roman bei etwa 250 Wörtern (Edit: Seiten natürlich! ;D ) , Nano-Länge ist da also eigentlich noch zu kurz. Hängt auch vom Genre ab, bei Erotik (wie meine Novelle) geht auch kürzer, bei Fantasy für Erwachsene ist alles unter 350 Seiten für mich zu kurz. Die Bände meiner Trilogie haben 540 bzw. 590 Seiten, der dritte ist noch nicht geschrieben, mal gucken, ob er 650 hat. ;D Dann steigt mir allerdings der Verlag aufs Dach, die haben schon bei 590 heftig geschluckt.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Rajou am 01. April 2015, 23:41:59
Mieze, mach dir da mal keine Sorgen. Elus Infos sind zwar sehr informativ, aber deswegen heißt das nicht, das alles, was unter den 90k in Fantasy liegt zu kurz ist. Ein eigenes Beispiel:

Mein Rajou hat 66k und es ist ein Roman mit 200 Seiten... ;D

Deins ist also definitiv ebensowenig zu kurz  ;)

Zitat von: Alana am 01. April 2015, 23:38:15
Für mich persönlich beginnt ein Roman bei etwa 250 Wörtern, Nano-Länge ist da also eigentlich noch zu kurz.
Bei 250 Wörtern???
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: FeeamPC am 02. April 2015, 00:15:47
Um die Überschrift heranzuziehen:
Alles ab 49 Seiten ist ein Buch.
Vermutlich sollte die frage eher lauten:
Was ist ein Roman?
Alles, was ein Leser als ausreichend empfindet, um ihm Unterhaltung zu geben, alle wichtigen aufgeworfenen Fragen des Buches zu klären und was eine allgemein als Roman empfundene Erzählstruktur hat.

Zumindest sieht so meine Definition aus. Damit ist die Seitenzahl ziemlich sekundär.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: BiancaS am 02. April 2015, 00:19:52
ZitatMieze, mach dir da mal keine Sorgen. Elus Infos sind zwar sehr informativ, aber deswegen heißt das nicht, das alles, was unter den 90k in Fantasy liegt zu kurz ist.

Wie in meinem Link, denke ich, dass auch Elus Zahlen nur bestimmte Richtwerte sind. Es ist das, was durchschnittlich so angesehen wird. Dazwischen gibt es immer mal Ausreißer. Gerade da diese Frage immer wieder aufkommt, finde ich es recht gut, dass es mittlerweile Listen gibt, an denen man sich zumindest ein bisschen orientieren kann. Wenn man jetzt ein Kinderbuch mit 100k schreibt, was man wahrscheinlich selbst schon, dass es zu lang ist ;) Aber bei anderen Genres sind die Abstriche immer bisschen feiner und natürlich gibt es da oft auch in verschiedenen Verlagen nochmal verschiedene Abstufungen, aber als Orientierung finde ich solche Listen mit Zahlen für die verschiedenen Genres und Altersgruppen schon sehr gut.


@Rajou Bin auch über die 250 WÖRTER gestutzt, aber ich denke aus dem Zusammenhang heraus, dass Alana Seiten meinte :)
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Alana am 02. April 2015, 00:28:44
Ich meinte natürlich 250 Seiten. Sorry. ;D Es ist spät ich stecke mit dem Kopf noch in den Wolken vom Musical.  :vibes:
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Klecks am 02. April 2015, 05:55:31
Ich würde die Anzahl der Seiten/Wörter bei der Definition, ob wir von Kurzgeschichte, Novelle oder Roman sprechen, auch nicht mehr so eng sehen. Früher war das anders, früher war für mich alles unter 200 Seiten kein Roman, aber mit mehr Lese- und Schreiberfahrung hat sich das verändert. Dass ich trotzdem nur Romane über 200 Seiten lese, ist mein persönlicher Geschmack, aber das heißt nicht, dass ich alles darunter nicht als Roman akzeptieren würde. Wir haben das im Deutschunterricht mehr als einmal gehabt und von Seitenzahlen war nie die Rede. Es ging immer, wie hier auch schon gesagt wurde, darum, wie der Text aufgebaut ist, aber von Zahlen haben wir nie gesprochen.  :D

Ich schätze, für Verlage werden die Bezeichnungen wichtig, wenn es ans Verkaufen geht, denn irgendwie muss man einen Text labeln, um dem Leser sagen zu können, was genau er da eigentlich kaufen soll. Auch für einen selbst kann so ein Label hilfreich sein, wenn man als Autorin gerne weiß, was man da gerade eigentlich schreibt. Außerdem müssen Verlage auf die Konventionen achten, die Eluin gepostet hat. Der Leser erwartet bei Kinderromanen etwas anderes als bei Erstlesebüchern, bei Jugendromanen etwas anderes als bei Erwachsenenromanen, wobei hier neben den Zahlen auch wieder unzählige andere Dinge wie Genre, Buchmarkt und gegenwärtige Trends und Hypes eine Rolle spielen. Ich glaube nicht, dass Verlage pauschal ein richtig, richtiges gutes Buch ablehnen würden, weil es nicht den konventionellen Zahlen entspricht. Aber ich glaube, auch das hängt wieder von vielen Faktoren ab, wie jede Entscheidung eines Verlags für oder wider eine Veröffentlichung. Solche Bezeichnungen und Zahlen sind für mich deshalb ein Richtwert, mit dem ich mich durchaus auseinander setze und den ich auch im Blick behalte, wenn ich schreibe, einfach, um die Chancen zu maximieren, dass mein Buch von einem Verlag veröffentlicht wird. Aber so beeinflussen lassen, dass das Buch ein ganz anderes wird, möchte ich mich von einfachen Zahlen nicht.  :jau:
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: HauntingWitch am 02. April 2015, 08:10:18
Ich stimme Fynja vollkommen zu. Meine Romane haben durchschnittlich so zwischen 170 - 230 (der längste) Seiten. Lange Zeit dachte ich auch, das ist zu wenig, aber wenn ich doch alles unterbringen kann, was ich möchte. Warum sollte ich sie künstlich stopfen, wenn die Geschichte für mich in 170 Seiten erzählt ist? Es ist auch ein bisschen vom Genre abhängig, was die Leser als Roman betrachten und was eher nicht. Ein High Fantasy-Fan erwartet seine 500+ Seiten, ein Urban Fantasy-Leser gibt sich auch mit weniger zufrieden. Bei Horror sind meistens Kurzgeschichten am besten, weil zu viel Spannung verloren geht, wenn es zu lange dauert bis zum Höhepunkt. Aber wie auch sonst im Leben ist nichts in Stein gemeisselt.  ;)
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Amberle am 02. April 2015, 09:13:35
Ich denke auch, dass die Definition hier nicht das Problem ist. Wenn es sich wie ein Roman liest und du der Meinung bist, dass es ein Roman ist, dann ist es einer. Aber wie sieht es mit der Vermarktbarkeit innerhalb der Fantasy aus? Mir persönlich waren 200 Seiten zu wenig, aber ich weiß, dass sich mein Vater seit Jahren darüber beschwert, dass die Autoren einfach nicht mehr wissen, wie man kürze Bücher schreibt. Also vielleicht sind deine Romane ja von genau der richtigen Länge  für eine neue Welle der Endlosbuch-Geplagten.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Christopher am 02. April 2015, 10:04:00
Mit der Frage, wie lang ein Buch sein sollte, hab ich mich vor kurzem auch befasst. In meinem Regal haben sich durchaus einige Bücher gefunden, die "nur" knapp über 200 Seiten hatten (220-280 war so das Spektrum), dann ging es erst wieder bei um die 400 weiter, dazwischen wenig bis nichts. Aber auch diese "nur" 200-Seiten-Bücher haben mich gut unterhalten und eine vollständige Geschichte erzählt.

Wie das Vermarktungstechnisch aussieht ist natürlich wieder ne andere Geschichte, aber die 200-Seiten-Bücher sind allesamt Fantasy ;) Allerdings auch allesamt Übersetzungen aus dem amerikanischen Raum. Regional gibt es denke ich nicht unerhebliche Unterschiede in der gewünschten Länge.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: THDuana am 02. April 2015, 10:41:33
Zitat von: FeeamPC am 02. April 2015, 00:15:47
Um die Überschrift heranzuziehen:
Alles ab 49 Seiten ist ein Buch.
Vermutlich sollte die frage eher lauten:
Was ist ein Roman?
Alles, was ein Leser als ausreichend empfindet, um ihm Unterhaltung zu geben, alle wichtigen aufgeworfenen Fragen des Buches zu klären und was eine allgemein als Roman empfundene Erzählstruktur hat.

Zumindest sieht so meine Definition aus. Damit ist die Seitenzahl ziemlich sekundär.
Dem stimme ich zu. Ein Buch ist kein Roman, auch keine Novelle, sondern ein Gegenstand. Ein Roman, genau wie eine Novelle, ist ein literaturwissenschaftlicher Begriff.

Anhand von Seitenzahlen kann man im Sinne der Literaturwissenschaft gar nichts bestimmen. Es gibt Kurzgeschichten, die viel länger als der Durchschnitt sind, manche auch kürzer und anders geformt als der Durchschnitt und deshalb fast aussehen wie Gedichte. Es gibt kurze und lange Novellen, kurze und lange Romane. Der Unterschied findet sich in der literarischen Gattung, und die ist durch Merkmale gekennzeichnet. Ich zitiere jetzt frech aus Wikipedia, weil ich meine Literaturwissenschaftswerke gerade nicht zur Hand habe (vielleicht ergänze ich das später noch):
Zitat von: Wikipedia: NovelleEine Novelle ist eine Erzählung von kürzerer bis mittlerer Länge. Oft wird darin ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben, was zu einem Normenbruch und Einmaligkeit führt. Erzählt wird in der Regel ein einziges Ereignis, daher kommt auch der Ausdruck, die Novelle sei der Singularität verpflichtet. Novellen sind in der Regel sehr klar strukturiert und verfügen über eine geschlossene Form. Oftmals besitzt die Novelle ein Leitmotiv sowie ein (Ding-)Symbol. In vielen Novellen hat auch der Zufall eine zentrale Bedeutung und ist oft das konstituierende Element.
Der Roman hat eine weniger griffige Definition, die aber - wie jede - durch Abgrenzung funktioniert. Diese Erklärung von "Novelle" klingt sicherlich sehr abseits von dem, was Mieze eigentlich gefragt hat, und auch theoretischer, als man es für den Schreibprozess gebrauchen kann, deshalb will ich betonen, dass diese Merkmale oft in eine Novelle hineingelesen werden. Wie auch die Merkmale des Romans, der Kurzgeschichte und sonstigen Gattungen. Aber weil heute jeder Autor wissen muss, was er schreibt, noch bevor er angefangen hat, ist es sicher hilfreich solche Interpretationsmuster zu kennen.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 02. April 2015, 22:16:42
Ich würde die Begrifflichkeit auch eher an der Struktur und dem Inhalt als an der reinen Länge festmachen, wie Duana das aus Wikipedia zitiert hat.

Mein momentanes Problem: meine "Königskinder" umfassen inzwischen mehr als 270.000 Worte und für mich ist das ganze eine geschlossene Geschichte, die ich nur lose in kleinere Teile mit jeweils ca. 50.000 Worten unterteilt habe. Also eigenständige "Bände" sind es an sich nicht.
Wie würdet ihr mit soetwas umgehen?
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: THDuana am 02. April 2015, 22:29:20
Für eine Serie finde ich 50.000 Wörter pro Band eigentlich ganz angenehm. Oder du versuchst drei größere Gliederungspunkte zu finden?
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Layka am 03. April 2015, 00:43:53
Zitat von: Christopher am 02. April 2015, 10:04:00Allerdings auch allesamt Übersetzungen aus dem amerikanischen Raum. Regional gibt es denke ich nicht unerhebliche Unterschiede in der gewünschten Länge.
Da sagst du was. Hierzulande werden 200-Seiten-Bücher, erst recht im Fantasybereich, wohl von den meisten Käufern im Regal nur müde angeschaut. Man ist seine 400+-Seiten gewohnt, zwischen den ganzen Wälzern sieht so ein schmaler Band schon ziemlich kümmerlich aus und man will ja auch was haben für sein Geld. Die kürzer gehaltenen Geschichten zu lesen und für gut oder schlecht zu befinden - dazu kommen viele gar nicht erst, weil sie den Büchern keine Chance geben.
Ich bin eigentlich ein Fan von langen, ausschweifenden Geschichten. In letzter Zeit aber, als ich kaum Zeit und Ruhe zum längeren Lesen hatte, habe ich mir öfters was Kürzeres gewünscht. Eine schöne Story auf zwei-, vielleicht dreihundert Seiten, die ich gemütlich an einem oder zwei Abenden lesen kann, ohne x mal den Faden zu verlieren, weil sich wichtigere Arbeiten dazwischen drängen. Wer weiß, womöglich sind kürzere Romane insofern sogar zeitgemäßer? Immerhin haben die meisten Menschen immer weniger Zeit.
Die Schwierigkeit dabei liegt meiner Meinung nach darin, dass man auch hier interessante Charaktere und ein paar Überraschungen haben möchte. Sich kurz zu fassen, ohne wichtige Plotelemente zu vergessen, dabei noch Stimmung und Spannung aufrecht halten, ist aber eine Kunst, die man auch erstmal lernen muss.

@Dämmerungshexe, die Geschichte zu dritteln statt zu fünfteln wäre wahrscheinlich die "publikumsfreundlichste" Version, wenn sie als Print veröffentlicht wird - auf einen Schlag sind es sehr viele Seiten und bei Zweiteilern frage ich mich immer, ob da noch irgendwann ein dritter kommt. Einfach zum Lesen fände ich 50.000er-Bände auch angenehm. :)
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Sascha am 03. April 2015, 09:52:44
@Dämmerungshexe: Bei 270.000 würde ich auch eher dritteln oder sogar halbieren, aber nicht fünfteln. Außer, die Vermarktung läuft gleich so, daß quasi alle Vierteljahr der nächste Band rauskommt und das von Anfang an auch so versprochen wird. Das könnte vllt. Interesse wecken. Denke ich mir mal so in meinem mittelalterlichen Leichtsinn ...

Als ich die üblichen Zahlen gelesen hab, mußte ich auch schlucken. Mein "Zorn der guten Mutter" hat jetzt, in der Rohfassung, grad mal 72.000 Wörter und 300 NS. Da wird sicher noch mal was rausfliegen. Damit ist das Dingen schon fast zu kurz. Aber gut, es sollen ja noch ein paar weitere Bände folgen. Insgesamt sollen es ja mindestens 7 werden, alle wohl so um die 300 Seiten. Dann wäre das evtl. wieder in Ordnung.
Und mein Kurt 2 dümpelt erst bei 76.000 rum. Band 1 hat 130.000, da darf der zweite nicht sooo viel dünner werden. Oder was meint Ihr? Bände um dieselbe Hauptperson (eigenständige Geschichten aber natürlich baut Band 2 auf 1 auf)  mit stark unterschiedlicher Dicke, das ist nicht wirklich der Hit, oder?
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Christopher am 03. April 2015, 10:32:00
@Layka
Zusätzlich zu der Region sollte auch die Zielgruppe wichtig sein. Für jüngere (einsteigende) Leser dürften kürzere Bücher besser sein. Als ich jünger war, konnte ich mit 800+ Seiten Schinken wenig anfangen. Da fiel mir spontan das erste richtige Fantasybuch ein, das ich gelesen hatte und ich musste mal nachsehen.
Eine Geschichte in 6 Bänden, die ersten drei gerade so über 200 Seiten, die letzten drei schaffen nicht mal 200, mit einer 250 Seiten starken Vorgeschichte. Na? Wer hat es erkannt? Genau. Das Paradebeispiel für High-Fantasy: Der Herr der Ringe.
Im englischen natürlich in drei Bänden erschienen, davon bewegte sich aber glaube ich auch nur der erste über die 400 Seiten hinweg.

Natürlich ist der vor Jahrzehnten erschienen und sicherlich kein Maßstab mehr für heutiges, aber daraus kann man eine Lehre ziehen: Zeiten ändern sich  :omn:
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 03. April 2015, 11:46:03
270.000 ist jetzt mal der Zwischenstand, ich bin noch nicht fertig. Ich habe die Teile halt inhaltlich gegliedert, also nach Sinn, nicht unbedingt nach Länge.

Ich habs mal ausprobiert und ein Teil würde dann etwa auf die Stärke eines typischen deutschen Manga kommen. Das finde ich persönlich sehr handlich. Ich habe die früher ja gesammelt, einige Reihen gabs dann auch in so Schubern. Sowas könnte ich mir gut vorstellen, aber welcher Verlag würde da schon mitspielen? :P

Ansonsten finde ich alles was weit über die 300 Seiten raus geht gerade im Taschenbuchformat eher unhandlich. Bei den Büchern in der Größenordnung die ich habe knicken die Rücken dann unheimlich schnell, weil mans einfach nicht richtig halten kann. Wenn das Format etwas größer ist, geht auch eine höhere Seitenzahl. Aber zum Mitnehmen ist es dann wieder schwierig.
Ich glaube, da richten sich die Verlage auch ziemlich nach Usability statt nach der Geschichte.

Achtet ihr da eigentlich beim Schreiben gleich drauf, dass ihr in etwa die "richtige" Länge hinbekommt? Ich mache das nur mit Kapiteln und selbst da bin ich mir nicht immer sicher, ob es sinnvoll ist.
Die Frage die ich mir da stelle ist die, ob wir das einfach so gewohnt sind, ob es strukturell Sinn macht, oder ob es tatsächlich der wirtschaftliche Aspekt ist, den wir im Hinterkopf behalten.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Miezekatzemaus am 03. April 2015, 12:07:29
Hach, so viele Antworten, vielen Dank, ihr Lieben! :vibes:

@Dämmerungshexe: Ich habe keine wirtschaftlichen Aspekte im Hinterkopf. Ich schreibe für gewöhnlich, wie ich ja schon erwähnt habe, Bücher von 50-60k. Ich plane nämlich in etwa Geschichten, die einen gleichen Handlungsumfang haben und diese Geschichten ergeben dann auch immer in etwa die gleiche Länge.

@Sascha: Ich denke, wenn man eine Reihe schreibt, sollten die Bände schon in etwa gleich dick sein. Ich schaue gerade zu meinem Regal rüber: Dort steht eine Reihe von 22 Bänden plus Sonder- und Sammelbände, die ich früher, mit zehn Jahren, sehr geliebt habe. Alle Bände sind in etwa gleich dick und umfassen auch immer in etwa eine gleiche Menge an Handlung. Dann, im nächsten Regalfach: Die für mich gerade aktuelleren Bücher. Vorrangig Zeitenzauber (von Eva Völler, drei Bände), dann verschiedene Einzelbände, dann Silber sowie die Edelsteintriologie (von Kerstin Gier). Gerade bei Zeitenzauber fällt es auf, wie gleich die Bücher sind. Ich bin gerade extra näher rangegangen und sie unterscheiden sich vom Ansehen her in der Dicke absolut nicht. Das Gleiche (mit kleineren Schwankungen) ist bei Silber und der Edelsteintriologie der Fall.
Ich denke, auch hier ist es so, dass in jedem Buch circa der gleiche Handlungsumfang enthalten ist und das führt dann fast automatisch zu einer gleichen Länge. Wenn man nun also eine Reihe schreibt, dann hat ja auch hier meist jeder Band die gleiche Handlungsmenge und so kommt man dann zu einer gleichen Dicke. Steckt in Kurt zwei bei dir denn weniger Handlung als in Kurt eins?
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Entropy am 03. April 2015, 12:43:13
Das ist wirklich eine interessante Frage! Ich muss zugeben, bei Fantasy oder Science-Fiction lese ich gern sehr dicke Bücher, in denen die Welt ausführlich erklärt wird und man unter Umständen mehrere Perspektiven hat. Dennoch kommt es vor, dass ich mir wünsche, das Buch wäre dünner, damit ich schneller lesen kann und endlich erfahre, wie es mit den Protagonisten weitergeht. Je dicker ein Buch ist, desto länger muss man den Leser bei der Stange halten. Fehlende Spannungshöhepunkte können leicht dafür sorgen, dass man das Buch aus der Hand legt und nie wieder anschaut. Auch ich merke, dass ich lieber zu dünneren Büchern tendiere, wenn meine Zeit knapp bemessen ist oder dass ich innerlich aufstöhne, wenn ich ein interessantes Buch entdecke, das leider 1000 Seiten umfasst. An dieser Stelle entscheide ich mich wirklich eher für dünnere Bücher, die ich schneller durchlesen kann. Andererseits hat man bei einem dickeren Buch als Autor wesentlich mehr Spielraum Atmosphäre zu schaffen und die Handlung aufzurollen.

Ich denke allerdings nicht, dass die Bände einer Serie unbedingt gleich dick sein müssen. Das prominenteste Beispiel ist Harry Potter. Dort unterscheiden sich der erste und der fünfte Band schon ziemlich in Sachen Dicke. Allerdings erlebe ich öfter, dass die Bände einer Serie immer dicker werden. Die umgekehrte Variante ist vielleicht ungünstiger, weil der Leser dann weniger bekommt als er erwartet hat, auch wenn es rein quantitativ ist. Deswegen würde ich empfehlen die Bücher eher dicker werden zu lassen.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Sascha am 03. April 2015, 14:22:23
Zitat von: Miezekatzemaus am 03. April 2015, 12:07:29
Steckt in Kurt zwei bei dir denn weniger Handlung als in Kurt eins?
Tja, da rächt sich dann, daß ich mit Gröbst-Plot losgelegt hab. Ich wußte, wie ich anfange, worum es sich dreht, und wie etwa das Finale aussehen soll. Und dann war das Motto: "Let it flow", also aus den Fingern.
Leider fließt es grad gar nicht so, wie es im ersten Band war. Ich bin gestern dazu übergegangen, den Rest doch erst mal etwas detailliert vorzuplotten, in der Hoffnung, damit dann noch genug Handung zu kriegen. Weil, nur einfach zu labern, um irgendwie an die 480 NS vom 1. Teil ranzukommen, das ist ja Schrott. Okay, dabei sind mir auch schon wieder ein paar ganz brauchbare Ideen gekommen.
Aber Fakt ist, daß der Haupt-Handlungsstrang langsam dem Ende zustrebt und ich jetzt eben noch ca. 40-50k zusammenkriegen muß, ohne, daß es hinterher auch genau danach aussieht. Im ersten Band sind mir die Ideen einfach zugeflogen, der zweite ist jetzt doch schon wesentlich mehr Arbeit. Aber ich will ihn jetzt ordentlich vorantreiben. Wenn ich mein erhofftes Projekt bekommen, wird das Schreiben nämlich erst mal wieder zurückstehen müssen. Da will ich vorher eigentlich mit der Rohfassung möglichst weit sein.
Immerhin, die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossene Geschichten, also nicht etwa Teile einer großen Gesamthandlung. Das macht's vielleicht nicht ganz so wild.

@Dämmerungshexe: 270k als Zwischenstand?? Himmel! Über wieviele Jahrhunderte erstreckt sich die Geschichte?
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 03. April 2015, 15:09:48
Zitat von: Sascha am 03. April 2015, 14:22:23
270k als Zwischenstand?? Himmel! Über wieviele Jahrhunderte erstreckt sich die Geschichte?

öhm ... ca. 2 - 3 Monate?
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: FeeamPC am 03. April 2015, 16:55:51
Unterschiedlich dick dürfen Bücher einer Trilogie oder Serie durchaus sein. Natürlich nicht extrem,  also nicht ein Band doppelt so dick wie der andere. Und psychologisch ist es günstiger, wenn die Folgebände dicker werden und nicht dünner. Aber, sagen wir, 50 Seiten weniger, das ist normalerweise kein Beinbruch.
Wenn man natürlich eine Reihe von 20 Bänden produziert, dann ist die Frage der Seitenzahl nicht mehr ganz so wichtig, denn dann hat man Stammleser, denen vermutlich die Seitenzahl ziemlich egal ist.
Viel wichtiger, wenn man denn ein Buch aufteilenmuss auf mehrere Bände, ist es, die richtige Stelle für die Aufteilung zu finden. Eine Stelle, an der der Leser zumindest einen teilweisen Abschluss oder einen Ruhepunkt der Geschichte hat, und damit ein zufriedenstellendes Leseerlebnis.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Churke am 03. April 2015, 17:18:05
Zitat von: Dämmerungshexe am 03. April 2015, 11:46:03
Ansonsten finde ich alles was weit über die 300 Seiten raus geht gerade im Taschenbuchformat eher unhandlich.
Na ja, ein geknickter Rücken heißt für mich nur, dass das Taschenbuch auch gelesen wurde. Ich muss auch sagen, dass ich lange Geschichten sehr schätze. Ich meine wirklich lang und nicht elegisch, ausschweifend oder zeilenschindend, sondern wirklich so, dass am Ball geblieben wird. Und wenn ich bei Seite 300 bin und es kracht und geht vorwärts und ich weiß, dass noch 200 Seiten auf mich warten - das ist eigentlich die schönste Lesezeit.

Zitat
Achtet ihr da eigentlich beim Schreiben gleich drauf, dass ihr in etwa die "richtige" Länge hinbekommt? Ich mache das nur mit Kapiteln und selbst da bin ich mir nicht immer sicher, ob es sinnvoll ist.
Ja. Und ich achte auch darauf, dass die Kapitel immer ungefähr gleich lang sind. Das hilft bei einer einheitlichen Erzählweise.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Sascha am 03. April 2015, 19:56:25
Dann bin ich ja beruhigt, Fee. Immerhin wirst Du bei Band 2 die letzte Instanz sein. :) Dieses Zwischenplotten scheint ganz gut zu funktionieren, bringt neuen Schwung rein.
Zum Thema Dicke: Ich liebe ja auch die dicken Wälzer. Wenn ein Buch wirklich gut ist, dann kann ich nicht genug davon kriegen und bin ganz enttäuscht, wenn es nach 300 Seiten schon aufhört. Aber wie Churke sagt: Wenn man merkt, daß künstlich aufgeblasen wurde, macht's keinen Spaß mehr. Wobei, etwas ausschweifend darf es für mich gerne mal sein, etwas Atmosphäre drumrum, ruhigere Passagen, in denen es nicht ständig "kracht". Aber das ist halt wirklich Geschmackssache. Meine Frau kommt manchmal nur ein paar Seiten weit an einem Tag (Sie hat grad gesagt: "Fünf Seiten gelesen, jetzt mach ich Heia". Frühschicht.), und da ist ihr ein kürzeres Buch oft lieber.
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Timmytoby am 04. April 2015, 16:55:05
Mein Eindruck ist, dass gerade im englischen Raum 200-350 Seiten sehr üblich sind. Besonders in den Spartengenres (Fantasy, Sci-Fi), bei Krimis und Romances jeder Art. Erst recht wenn es Serien sind.

Für mich persönlich ist immer der Preis im Verhältnis zur Seitenzahl relevant: Ich habe mir vor Kurzem erst wieder ein Buch mit knapp 250 Seiten gekauft, dessen 17 Euro Preis ich schlicht unverschämt fand (für ein eBook, wohlgemerkt)
Und ich merke auch zunehmend, dass ich immer weniger Geduld für endlose Wälzer habe, die nach 400 selbstverliebten Seiten immer noch nicht zur Sache kommen. Das trifft (leider) besonders auf die klassische Fantasy zu, bei der es einige Autoren gibt, die ich inzwischen nicht mehr lesen kann, weil ich keine große Lust mehr auf einen endlos schwafelnden Band nach dem anderen habe.
Manchmal habe ich da den Verdacht, dass es mehr darum geht eine bestimmte "erwartete" Seitenzahl mit Gewalt vollzubekommen, als tatsächlich eine gute Geschichte zu schreiben.
Oder ich werde einfach alt  :vibes:
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Chrissy am 15. April 2015, 22:03:19
Zitat von: Churke am 01. April 2015, 22:21:21
Solche Autoren verstehen wahrscheinlich nichts von Novellen, weil sich die Novelle nicht nur über die Länge definiert. Novellen haben eine andere Erzählstruktur als Romane und deshalb sind sie zwangsläufig kürzer.

Hallo,
wollt mal nachfragen, ob ihr mir da ein konkretes Beispiel schreiben könntet. Bin mir jetzt total unsicher, was da wie deklariert wird.
Lg Chrissy
Titel: Re: Wie dick muss ein Manuskript sein, um ein Buch zu sein?
Beitrag von: Miezekatzemaus am 16. April 2015, 06:48:35
"Kleider machen Leute" von Gottfried Keller. Es gibt einen Haupthandlungsstrang, die Täuschung, und sehr wenige, nur kurz angerissene Nebenhandlungsstränge, wodurch es sich um eine Novelle handelt. :)