Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Debbie am 20. Dezember 2014, 19:50:44

Titel: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Debbie am 20. Dezember 2014, 19:50:44
Hallo ihr Lieben,

seit einer Weile mache ich mir bereits Gedanken darüber, inwieweit das Ende ausschlaggebend für die finale Lesermeinung ist. Wenn man sich die Bestseller der letzten Jahre betrachtet, fällt einem auf, dass die Protagonisten zwar ordentlich leiden müssen, aber am Ende meist mit einer blutigen Nase, einer bleibenden Kriegsverletzung, dem Schrecken und vor allem mit dem Leben davon kommen.

Wenn ich selbst darüber nachdenke, welche Bücher ich immer und immer wieder gelesen habe, fällt mir ebenfalls auf, dass es darin für den Helden und seine Lieben meistens gut ausgeht. Bei Filmen habe ich da eine höhere Toleranzschwelle, aber wenn mein geliebter Held am Ende des Buches stirbt ... Hätte ich da wirklich noch Lust, mir das ein weiteres Mal anzutun?

Auch wenn dieser Thread für sämtliche Fragestellungen zu diesem Thema gedacht ist, habe ich in diesem Zusammenhang doch direkt zwei Fragen, über die ich schon länger nachdenke:

Wie nehmt ihr das traurige Ende als Leser wahr? Lest ihr solche Bücher erneut? Werdet ihr vielleicht sogar wütend auf den Autor, wenn er euren Lieblingshelden über die Klinge springen lässt?

Und wie macht ihr das beim Plotten? Denkt ihr bewusst darüber nach, ob die Geschichte gut oder schlecht für eure/n Prota ausgehen wird? Und falls ja, denkt ihr dabei an die Leserrezeption?



Es hat sich ja eingebürgert, dass man ersatzweise nahestehende Personen der Hauptfigur sterben lässt, um das Ende nicht zu rosarot erscheinen zu lassen und dem Ganzen eine gewisse Dramatik zu verleihen. Das meinte ich aber mit der Frage nicht. Mir geht es direkt um den Tod der Protagonisten.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Siara am 20. Dezember 2014, 20:04:18
Spannende Frage, Debbie!

Für mich ist es absolut kein K.O.-Kriterium, wenn der/die Protagonist/-en das Ende nicht überleben. Wichtig ist mir dabei vor allem, dass es zur Stimmung des Buches passt. Wenn es die ganze Zeit über locker zuging und die Charaktere es eher als Abenteuer gesehen haben (wie dann vermutlich auch der Leser), es am Ende aber tödlich ausgeht, bin ich schon enttäuscht. Das kann im Nachhinein gerade die schönen Momente vermiesen. Ist der Ernst der Sache immer wieder zu spüren, kann der Tod der Protagonisten hingegen sehr passend sein.

Außerdem ist wie immer die Ausführung bedeutsam. Wenn der Protagonist schon stirbt, würde ich das wirklich ungern als grausamen und unehrenhaften Tod lesen, woraufhin er irgendwo verscharrt und vergessen wird. Auch dabei muss Stimmung transportiert werden, und im Nachhinein wäre es (zumindest in meinen Augen) schön zu erfahren, welche Spuren der Held auf der Welt hinterlassen hat. Dann kann man ihm als Leser so nachtrauern, wie er es verdient hat. Hierbei gehe ich natürlich von einem halbwegs sympathischen Helden aus. Wer über einen vollkommen Antihelden in der schmutzigsten aller schmutzigen Welten schreibt, für den gelten andere Regeln. Aber da du dir Sorgen um das Nachtrauern machst, gehe ich mal davon aus, dass diese Art von Protagonist hier nicht gemeint war.

Mein letzter Roman endet für meine Protagonistin tödlich. Manchmal ist es, wie ich auch dort erst festgestellt habe, einfach der einzig richtige Ausgang für eine Geschichte.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Cairiel am 20. Dezember 2014, 20:17:53
Wie bei vielem in der Schreiberei ist auch das in meinen Augen eine Frage der Umsetzung, aber ich finde, zumindest die Bücher, die ich bislang gelesen habe, bei denen der Prota stirbt, waren alle sehr gut gemacht. Das erste, was mir bei deinem Eingangspost durch den Kopf gegangen ist, ist (ein Buch aus dem Incubus-Verlag, und wer die noch lesen will, sollte den Spoiler nicht anklicken):
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Es ist für mich keine Schande, das zuzugeben: Ich habe Rotz und Wasser geheult, als einer der beiden Protas, nach allem, was sie durchgemacht haben, so lange, wie sie gebraucht haben, um endlich zueinander zu finden und ihre Leben auf die Reihe zu bekommen, am Ende so plötzlich, so unwürdig gestorben ist. Aber es war gut. Es hat mich so sehr berührt, so mitgerissen, dass ich das Buch trotz des in meinen Augen schwachen Mittelteils in meine Top-Favoritenliste aufgenommen habe. Auch wenn ich sehr traurig über den Verlust meines liebgewonnenen Protas war, hat das irgendwie das Buch "gerettet", von einem durchschnittlichen zu einem - meiner Meinung nach, versteht sich - herausragenden Werk gemacht, trotz der Unbefriedigung.

Ein zweites Buch ist "The Crusader King". Da ahnte ich schon, dass der Prota stirbt, immerhin ist es ein historischer Roman und die Figur, um die es geht, ist nunmal in echt jung gestorben, trotzdem habe ich es gelesen und für sehr gut befunden. Da geht die Autorin noch einen Schritt weiter und lässt durchscheinen, dass der "zweite" Prota, also die zweitwichtigste Figur und ebenfalls Perspektiventräger, auch zum Tode verdammt ist. Hat sehr gut gepasst, da war ich ebenfalls beeindruckt.

Mir würde gerade spontan kein Buch einfallen, bei dem der Prota gestorben ist und es mir nicht gefallen hat.  :hmmm:

Aus schreiberischer Sicht stimme ich Siara voll und ganz zu. Manchmal geht es schlichtweg nicht anders. Wobei ich da dafür bin, es auszuprobieren - bei meinem Windkind war ich mir beim Plotten sicher, dass einer meiner beiden Hauptfiguren zum Schluss sterben muss - ich wurde im NaNo überzeugt, ihn nicht sterben zu lassen, und es hat funktioniert, also habe ich ihn natürlich gelassen. Mein Aschekuss jedoch würde nicht funktionieren, würde mein Prota überleben, das gehört einfach zu dem Roman dazu. An die Reaktionen meiner Leser denke ich nur indirekt - wenn sie sich nur mit Mühe die Tränen verdrücken können, habe ich mein Ziel erreicht, und nicht früher ist der Roman fertig. *gg*
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Fynja am 20. Dezember 2014, 20:29:08
Die Frage find ich auch spannend, weil meine eigenen Romane auch oft nicht super ausgehen, auch, wenn nicht immer gleich der Protagonist stirbt. Ich picke mir einfach mal die Fragen aus dem Anfangspost heraus, und mache mir einige Gedanken dazu.

Wie nehmt ihr das traurige Ende als Leser wahr?

Dabei kommt es wirklich darauf an, ob es passt oder nicht. Sehr oft empfinde ich traurigere Enden als stimmiger, weil es oft realistischer ist, dass bei den Risiken, die ein Protagonist eingeht, auch mal was schief läuft. Oft finde ich es im Gegenteil seltsamer, wenn alle um den Prota herum der Reihe nach sterben und er nachher immer noch steht. Schlecht finde ich solche Enden also per se nicht, aber dennoch kommt es meist unerwartet und ich bin leicht "schockiert", was aber noch lange kein Grund ist, mir ein anderes Ende zu wünschen. Eine Trilogie, deren Titel ich wegen Spoilergefahr nicht nenne, endet auch mit dem Tod des Protas. Bei dieser Trilogie hat mir nahezu das gesamte Ende nicht gefallen, aber gerade dieses unerwartete, aber nur realistische Ereignis, hat mich positiv überrascht.
Natürlich fühlt man da mit und fühlt sich nicht gut dabei, aber es darf auf jeden Fall auch mal traurig enden.

Lest ihr solche Bücher erneut?

Ich lese nur sehr wenige Bücher erneut, deshalb ist es schwierig, diese Frage zu beantworten. Aber im Grunde mache ich das nicht davon abhängig, weil es für mich bei einem Roman um vieles mehr geht als um die Frage, ob die Protas überleben. Und bei einem richtig guten Buch fiebert man immer noch mit und hofft wider besseren Wissens, dass es doch noch anders ausgeht ... ;D

Werdet ihr vielleicht sogar wütend auf den Autor, wenn er euren Lieblingshelden über die Klinge springen lässt?

Kann sein. Aber das ist dann eher ein Kompliment für den Autor, denn wenn ich wütend werde, heißt es, dass mir die Figur ans Herz gewachsen ist und der Autor es geschafft hat, intensive Emotionen bei mir auszulösen.

Und wie macht ihr das beim Plotten? Denkt ihr bewusst darüber nach, ob die Geschichte gut oder schlecht für eure/n Prota ausgehen wird? Und falls ja, denkt ihr dabei an die Leserrezeption?

Eigentlich denke ich darüber nicht bewusst nach. Entweder, ich plotte ohnehin nur Anfang und Mittelteil zuerst und lasse mir das Ende erst mal offen, oder es steht einfach von Anfang an fest, wie es für wen ausgehen wird. Ja, bei mir ist das wirklich ein Entweder-Oder: Entweder, es ergibt sich so, dass der Prota halt stirbt, oder ich weiß es von Anfang an, ohne darüber nachzudenken.
Dementsprechend denke ich beim Plotten auch noch gar nicht an irgendwelche Leserrezeptionen. Erst, wenn es zu spät ist. ;D
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Leann am 20. Dezember 2014, 20:37:24
Ob der Prota am Ende stirbt oder nicht, wird nicht als alleiniges Merkmal meine Lesermeinung beeinflussen. Wie bereits gesagt wurde, kommt es darauf an, ob dieser Tod zum Rest des Buches passt. Allerdings bin ich ein großer Fan von Happy Ends und lese lieber Romane, die gut ausgehen. Trotzdem kann mir ein Roman auch gut gefallen, in dem es nicht so ist.

Allerdings finde ich es schade, wenn der Prota nur sterben muss, um überhaupt Gefühle im Leser hervorzurufen, also wenn die "Holzhammermethode" zum Zuge kommt, weil es auf andere Art nicht gelingt, den Leser emotional zu beteiligen. Wenn ein Buch mich also ansonsten nicht beeindruckt, ich aber den Prota doch ganz gerne mochte, dann hinterlässt sein Tod den bitteren Beigeschmack, als hätte der Autor nur zu dem Mittel gegriffen, um doch noch mit dem Roman in Erinnerung zu bleiben. Cairiels Ausführungen zu dem Roman finde ich daher zwar verständlich, aber ich hätte jetzt keine große Lust mehr, den Roman zu lesen, der nur durch den Tod des Protas von Durchschnittlichkeit in etwas Besonderes rutscht. Das ist eine Nutzung der "emotionalen Keule", die ich überhaupt nicht mag und in mir den Eindruck hervorruft, als hätte der Autor gedacht "So, dieser Roman mag zwar nicht der Knüller sein, aber jetzt gebe ich euch noch mal ordentlich was zum Leiden, damit ihr ihn doch nicht so schnell vergesst".

Das richtet sich jetzt nicht gegen den Roman, den ich nicht kenne! Ich habe allerdings Romane gelesen, die dieses Gefühl bei mir hervorgerufen haben und daran hat mich Cairiels Bemerkung erinnert. Beim Schreiben würde ich daher darüber nachdenken, ob ich jetzt auch aus diesem Grund den Prota sterben lasse, denn dann würde ich es lassen. Bisher musste allerdings noch kein Prota dran glauben, das hätte einfach nicht zu den Geschichten gepasst. Für die Zukunft schließe ich es aber nicht aus.   

Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Cairiel am 20. Dezember 2014, 20:52:02
Zitat von: Leann am 20. Dezember 2014, 20:37:24
Cairiels Ausführungen zu dem Roman finde ich daher zwar verständlich, aber ich hätte jetzt keine große Lust mehr, den Roman zu lesen, der nur durch den Tod des Protas von Durchschnittlichkeit in etwas Besonderes rutscht. Das ist eine Nutzung der "emotionalen Keule", die ich überhaupt nicht mag und in mir den Eindruck hervorruft, als hätte der Autor gedacht "So, dieser Roman mag zwar nicht der Knüller sein, aber jetzt gebe ich euch noch mal ordentlich was zum Leiden, damit ihr ihn doch nicht so schnell vergesst".

Das richtet sich jetzt nicht gegen den Roman, den ich nicht kenne! Ich habe allerdings Romane gelesen, die dieses Gefühl bei mir hervorgerufen haben und daran hat mich Cairiels Bemerkung erinnert. Beim Schreiben würde ich daher darüber nachdenken, ob ich jetzt auch aus diesem Grund den Prota sterben lasse, denn dann würde ich es lassen. Bisher musste allerdings noch kein Prota dran glauben, das hätte einfach nicht zu den Geschichten gepasst. Für die Zukunft schließe ich es aber nicht aus.
Ich verstehe vollkommen, was du meinst, und sehe das genauso wie du, allerdings möchte ich hinzufügen, dass es bei dem Roman, den ich meine, keineswegs so wirkt, als wäre der Tod künstlich verwendet worden, nur um das Buch noch "zu retten". Ich glaube nicht, dass die Autorin beim Schreiben an den Leser und die Wirkung auf ihn gedacht hat, sondern es für sie einfach das richtige Ende zum Buch war. Dass es das Buch für mich deutlich verbessert, konnte sie ja vorher nicht wissen. Ich denke da nur mal an mich als Autor: Vielleicht macht der Tod meines Protas meinen Roman "Aschekuss" für einen Leser zu einem besseren Buch, als es sonst mit den durschnittlichen Szenen davor wäre. Das ist genau dasselbe Prinzip und im Grunde genommen könnte mir ein Leser genau das vorwerfen, weil es auf ihn so wirken könnte, während ich als Autor eher das Gefühl habe, dass der ganze Rest meines Buches hauptsächlich aus dem Grund existiert, um meinen Prota dorthin zu führen, wo er am Ende stirbt. Ich weiß nicht, wie die Autorin meines Beispielbuches geplottet hat, aber es fühlt sich schon so an, als würde die Geschichte genau auf diesen Todeszeitpunkt zulaufen, auch wenn er völlig unerwartet kommt. Da kann ich nicht glauben, dass das - in dem Fall - einfach nur als Stimittel verwendet worden ist.
Aber wie gesagt, generell stimme ich dir zu - den Tod als Stilmittel zu missbrauchen, fände ich auch ziemlich mies.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Veldrys am 20. Dezember 2014, 21:02:48
Im Allgemeinen mag ich Bücher, bei denen der Protagonist stirbt, nicht besonders, weil ich beim Lesen mit dem Protagonisten mitlebe. Aber wenn das Buch wirklich gut ist, und wenn die Stimmung passt, wenn sich der Tod des Protagonisten schon irgendwie abgezeichnet hat, ist es für mich okay. Es muss ein stimmiges Ganzes ergeben. Der Tod muss Sinn machen. Gar nicht mag ich Bücher, bei denen die Protagonisten fröhlich in den Tag hineinleben und ihre Abenteuer leben, sodass ihr Tod den Leser wie aus heiterem Himmel trifft.

Wütend war ich auf einen Autor noch nie, weil er einen Protagonisten hat sterben lassen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nicht sehr viele Bücher gelesen habe, bei denen wichtige Figuren sterben. Ohne groß nachzudenken, fällt mir gerade nur ,,Das Lied von Eis und Feuer" ein. Bei dieser Romanreihe wäre ich eher sogar enttäuscht, wenn einmal niemanden das Zeitliche segnet. Und der eine oder andere Zombieroman, aber dort erwartet man auch, dass Protagonisten sterben.

Beim Plotten denke ich überhaupt nicht nach, ob die Geschichte für meinen Protagonisten gut oder schlecht ausgehen wird. In den meisten Fällen lasse ich das Ende bis zuletzt offen (nur bei zwei meiner Geschichten habe ich das Ende zuerst geschrieben). Es muss zum Rest der Geschichte passen. Über die Leserrezeption mache ich mir beim Schreiben auch keine Gedanken. Das kommt, wenn überhaupt, frühestens, wenn der Roman in die Überarbeitung geht.

Ich muss aber zugeben, bis jetzt ist noch keiner meiner Protagonisten richtig gestorben. Ich hatte nur einen Protagonisten, der in einen Dämon verwandelt wurde, was der Auslöschung seiner Persönlichkeit gleichkam, dem Ende, dessen, was ihn als Mensch ausmachte - und ein paar Protagonisten, die krank oder verstümmelt endeten. Für die Zukunft schließe ich den Tod eines Protagonisten jedoch nicht aus.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Cairiel am 20. Dezember 2014, 21:17:17
@Veldrys (und alle anderen, die seine Meinung teilen): Hast du denn konkrete Beispiele für Romane, bei denen der Prota gestorben ist und du das schlecht fandest?
Ich habe meinen Beitrag auch erst ähnlich geschrieben wie du. Die Vorstellung, der Prota stirbt am Ende, ist für mich sehr abschreckend. Aber als ich dann über die Bücher nachgedacht habe, bei denen das der Fall war, ist mir aufgefallen, dass ich kein einziges von ihnen schlecht gefunden habe. Überall, bei jedem einzelnen von ihnen, hat es gepasst. Aus diesem Grund würde mich jetzt wirklich mal ein Beispiel interessieren, bei dem das (nach dem persönlichen Geschmack des Lesers, versteht sich) tatsächlich nicht so war.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Veldrys am 20. Dezember 2014, 21:33:08
Von den wenigen Romanen, bei denen ein oder mehrere Protagonisten sterben, die ich gelesen habe, habe ich keinen einzigen schlecht gefunden.

Was mich doch einigermaßen erstaunt, weil die Vorstellung an sich, wie du geschrieben hast, eine abschreckende ist, und mein erster Gedanke war: "Nein, so etwas mag ich nicht, und so etwas will ich nicht lesen!"
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Marek am 20. Dezember 2014, 22:07:08
Wenn ein Protagonist am Ende des Romans stirbt, nehme ich das dem Autor weniger übel, als wenn es auf Seite 60 passiert - dann weiß ich, ich habe meine Zeit mit der Figur gehabt, und es war eine schöne Zeit, aber das Buch ist am Ende, so oder so, und wenn es dann eine logische Folge ist, dass der Held oder die Heldin stirbt, dann bin ich traurig, aber ich kann damit leben.

Wütend werde ich nur dann, wenn mir ein Autor früh im Buch eine Figur, mit der ich gerne den Rest des Buches verbracht hätte, wegnimmt. Das krasseste Beispiel war im ersten Band eines Mehrteilers, der mit einer größeren Heldengruppe anfing, ausgerechnet meine Lieblingsfigur auf Seite 60 oder so sterben zu lassen, und das aus keinem anderen Grund, als zu verdeutlichen, dass es da echt gefährlich ist. Ergebnis: Ich habe das Buch in die Ecke gepfeffert, nie zuende gelesen und auch auf die restlichen Bände der Reihe verzichtet.

Passiert der Todesfall erst am Ende, ist es eine Frage, wie er präsentiert wird und auch, wie ich als Leserin die Sinnhaftigkeit des Todes wahrnehme - ob mir der Autor das Gefühl vermittelt, nur für den Effekt zu töten, um die Leser zum Schluss nochmal richtig zu schocken, oder ob er sich schwerestn Herzens von der Figur verabschiedet hat, weil sie ihm keine andere Wahl mehr gelassen hat. Es muss nicht der Heldentod in der Schlacht sein oder das dramatische Selbstopfer, aber es muss zur Figur passen und darf nicht wie ein überflüssiges Anhängsel erscheinen.

Bei meinen eigenen Romanen hat es sich nicht bewährt, zu früh zu wissen, dass eine Figur sterben muss. Ich habe meinen Erstling, »Eine Flöte aus Eis« praktisch ruiniert mit der Erkenntnis, dass die verbitterte Jägerin am Ende sterben muss, und weil ich noch so traumatisiert war von dem oben beschriebenen Erlebnis, meine Lieblingsfigur zu verlieren, dass ich mir sogar mal geschworen hatte, niemals eine Hauptfirgur zu töten, führte es dazu, dass ich das ganze Buch über so distanziert war und so bemüht, Schwinge ja nicht zu sehr zu lieben, damit es mir nicht schwer fällt, sie zu töten, dass sie nicht nur auf Knopfdruck stirbt - sondern bis dahin nie wirklich gelebt hat. Seitdem habe ich aus meinen Fehlern gelernt. Ich konzipiere meine Figuren grundsätzlich lebendig, und solten sie sterben müssen, ergibt sich das meist kurzfristig und lässt mich Rotz und Wasser heulen, wie sich das gehört.

Ich stehe jetzt vor der Situation, dass ich eine Trilogie schreibe, im zweiten Band bin, und gemerkt habe, dass ein befriedigendes Ende den Tod einer der beiden wichtigsten Figuren erfordert - sonst ist die Geschichte unrund, und wenn er einfach weiterleben darf trotz all seiner Verbrechen, wird das die Leser mehr ärgern, als dass sie mir seinen Tod übelnehmen werden. Das ist viel Vorlauf, bis es wirklich so weit kommen wird, und ich hoffe, dass es meinen Schreibprozess nicht negativ beeinflussen wird, zu früh Abschied zu nehmen. Aber ich bin schon so eng mit dieser Figur zusammengewachsen, dass er sehr selbständig und lebendig ist, auch in den Szenen, die ich seit der Erkenntnis geschrieben habe, und ich denke, in den bald 18 Jahren seit der »Flöte aus Eis« habe ich dann doch einiges dazugelernt.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Churke am 20. Dezember 2014, 22:36:10
In einer guten tragischen Geschichte drücken sich im schlussendlichen Tod der Hauptfigur deren Leben und Charakter aus.
Man könnte auch sagen: "Er starb, wie er gelebt hatte."
Ohne den Tod wäre die Geschichte nicht zu Ende erzählt. Es ist dann halt notwendigerweise eine traurige Geschichte - und ich behaupte, dass man sich als Autor bei traurigen Geschichten ein bisschen mehr anstrengen muss, damit sie funktionieren.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Debbie am 20. Dezember 2014, 23:36:30
Ich finde eure Meinungen wirklich ausgesprochen interessant und spannend. Wie die meisten hier, bin ich ebenfalls der Meinung, dass der Tod eines Protas sich irgendwie schon beinahe "zwangsläufig" aus der Geschichte ergeben und auch zum Stil passen muss.

Einzig die Tatsache, dass ich diesen Punkt als Leser und Autor völlig unterschiedlich betrachte, irritiert mich. Als sich meine eigene Geschichte allmählich zusammengesetzt hat, das Thema stand und die Welt Gestalt annahm, habe ich mir über das Ende als solches keine Gedanken gemacht. Als dann aber die Figuren da waren, war sofort klar, es würde nicht gut enden. Nur lesen will ich sowas nicht wirklich. Deshalb habe ich mich in letzter Zeit immer wieder gefragt, ob ich das Ende abschwächen muss, um dem Leser zu geben, worauf er hofft; um ihn mit einem guten Gefühl zurückzulassen. Doch mein Autoren-Ich reagiert sehr gereizt auf diese Überlegung  :darth:

Ich kann mich erinnern, wie es war, als ich das Ende von Harry Potter gelesen habe. Mein Leser-Ich hat sehr gelitten - unter Dobbys Tod, Freds Tod, Collins Tod, etc. - und war dann am Ende einfach nur froh, dass alle "wichtigen" Personen überlebt haben. Mein Autoren-Ich war irgendwie unzufrieden und wurde das Gefühl nicht los, dass das Ende anders geplant war, dass man es so nicht enden lassen kann und es nur deshalb so enden "musste" weil es ein Kinderbuch ist.

Bei Twilight war ich sogar stinksauer. Ein epischer Kampf am Ende, der keiner ist, und keiner stirbt? Im Ernst? Mein Autoren-Ich hätte das Buch am liebsten gegen die Wand gepfeffert. Was für ein Anfängerfehler! Wie feige von der Autorin! Mein Leser-Ich war vom Happy End besänftigt, aber mein innerer Autor weigert sich das Buch jemals wieder in die Hand zu nehmen.

Am Ende werde ich es einfach nicht schaffen, zu schreiben, was die Leser vielleicht lieber mögen. Die Geschichte ist was sie ist. Auch ein Autor hat keine uneingeschränkte Macht über seine Geschichte und die Figuren. Auch der Autor kann aus einem Apfel keine Tomate machen. Dennoch bleibt ein wenig Wehmut zurück, wenn ich daran denke, dass Leser die Geschichte wegen ihrem Ende vielleicht lesen und durchleiden, aber danach nie wieder zur Hand nehmen ... Damit muss man wohl einfach leben  :seufz:
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: FeeamPC am 21. Dezember 2014, 11:34:46
Wenn der Held am Ende stirbt, ist das vollkommen in Ordnung- vorausgesetzt, er hat vorher alle seine "Hausaufgabern" erledigen können, und zwar so, dass der Leser mit dem Ergebnis zufrieden ist. Dann verknust der Leser auch den Tod seines Lieblings, natürlich nicht einfach so aus heiterem Himmel, sondern als logische Entwicklung aus der vorherigen Handlung.
Manchmal ist der Tod sogar die Krone der ganzen Handlung, wenn nämlich ohne den Tod des Helden der Ausgang der Geschichte sehr viel düsterer wäre.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Kashi am 21. Dezember 2014, 15:13:48
So wie Viele hier, finde ich es überhaupt nicht schlimm, wenn der Protagonist am Ende stirbt - es muss jedoch zur Geschichte und vor allem zum Charakter passen. Hat er sich in der Story so weit entwickelt, dass er am Ende bereit ist, zu sterben? Anders herum geht es aber auch: Hat er sich so weit entwickelt, dass alle anderen zu dem Schluss kommen, dass er eine Gefahr für die Welt ist? (Ich kenne ja die Umstände nicht, warum "es nicht gut enden wird").

Beim Plotten plane ich daher schon im Voraus, wer sterben wird und wer überlebt, damit es nicht ganz so überraschend kommt.

Was ich absolut nicht leiden kann ist, wenn nahe stehende Personen "ersatzweise" abgemurkst werden, nur um "Dramatik" zu erreichen. Das finde ich wiederum irgendwie verantwortungslos gegenüber diesen Charakteren.

Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Churke am 21. Dezember 2014, 19:21:12
Das scheint mir doch etwas eng zu sein. Es gibt nun mal Situationen, in denen die dramatische Logik den Tod des Helden erzwingt. Als Richard III. den König ermordet, kommt er aus der Nummer nicht mehr raus.
Okay, Richard ist ein Tyrann und muss gestürzt werden, aber beim Spiel der Throne wird immer hoch gepokert. Bei den alten Römern galt die Regel: "Entweder du ist Kaiser oder du bist tot."
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: pyon am 21. Dezember 2014, 19:47:44
Zuallererst: Ich würde den Tod des Helden nicht unbedingt als trauriges Ende bezeichnen. In manchen Büchern finde ich es passend und es trägt ganz und gar nicht dazu bei, dass ich das Ende als traurig bezeichnen würde, vor allem nicht, wenn der Held seine Aufgabe erfüllt hat.
Generell habe ich nichts dagegen, wenn der Held am Ende eines Romans stirbt, sondern finde es im Gegenteil sogar recht verwunderlich, wenn alles glimpflich für ihn ausgeht.

Meistens weiß ich noch bevor ich mit dem Schreiben beginne wer von meinen Figuren sterben wird und dabei weiß ich meistens auch schon ungefähr wie es passieren wird, was es aber nicht leichter macht ebenjene Person letztendlich doch umzubringen.  ::)
Ich muss aber gestehen, dass ich sehr oft und sehr gerne Charaktere umbringe, natürlich nicht wahllos, aber dennoch. Obwohl ich selbst immer mal wieder meine eigene Lieblingsfigur umbringe, stört es mich bei anderen Romanen doch, wenn meine Lieblingsfiguren sterben und das nicht gut begründet wird, also sie einfach in einem Nebensatz von einer Klippe stürzen, oder so um zu demonstrieren, wie gefährlich es doch ist. Ich finde da haben - zumindest meine Lieblingsfiguren - einen besseren Tod verdient.   ;)
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Sternsaphir am 21. Dezember 2014, 20:02:45
Ich scheine öfters das Pech zu haben, dass meine Lieblingscharaktere meist immer sterben, ob nun im Film oder im Buch. (Leider sympathisiere ich immer mit den etwas dramatischeren Helden/Antihelden, bei denen man meist schon ahnt, dass sie am Ende sterben werden)
Wenn der Tod eines Charakters plausibel ist und auch Sinn macht, dann kann ich das hinnehmen, denn es gehört zu der Geschichte.
Aber jemanden sterben zu lassen, nur um eine Alibi-Leiche zum Schluss zu haben, finde ich nicht okay und solche Bücher und Filme lese ich meist auch kein weiteres Mal.
Dramatik kann man auch mit vielen anderen Mitteln erreichen, nicht ausschließlich mit dem Tod.
Ich stelle mir bei meinen Büchern auch oft diese Frage und meist überleben alle meine Protas, weil deren Tod einfach keinen großen Sinn ergeben würde.
Kann auch sein, dass ich gerne Happy Ends mag, aber ein zu schnulziges Happy End mit den falschen Charakteren kann genauso abschreckend wirken wie ein unpassender Tod.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Romy am 21. Dezember 2014, 21:00:24
Früher habe ich fast immer einen Perspektivträger/Prota am Romanende umgebracht. :P Da ich schon immer mit mehreren geschrieben habe, blieb also quasi noch immer jemand über. Ich würde zwar behaupten, dass ich nie jemanden einen total unmotivierten Tod habe sterben lassen, aber es war doch irgendwie so eine "Masche" von mir.

Mittlerweile stirbt nur noch sehr selten einer meiner Perspektivträger am Ende, was soweit geht, dass ich es eigentlich geplant habe und dann doch nicht übers Herz bekomme ... Vermutlich ist das auch keine gute Lösung. ::) Einen Roman habe ich aber noch in der Plotphase, wo ich drei Perspektivträgerinnen/Protas habe und weiß, dass sogar zwei der drei am Ende sterben werden. Vielleicht bringe ich es deshalb nicht über mich, überhaupt mal mit dem Roman anzufangen? ::)

Nebenfiguren, auch Wichtige und Sympathische, müssen allerdings recht häufig mal dran glauben, zwischendurch oder am Ende. Ich mache das nicht unbedingt nur der Tragik wegen (obwohl natürlich auch mal), aber manchmal muss es einfach sein. Beispielsweise in dem Roman, an dem ich gerade schreibe, wird am Ende auch eine sehr wichtige Nebenfigur sterben. Aber sie ist eben auch eher eine Antiheldin und mir fiele kein anderes mögliches Ende und keine Zukunft, wie es nach dem Roman für sie weitergehen könnte, ein. Außer dass sie sich depressiv verkriecht und zur Säuferin wird ... Da tue ich ihr eher einen Gefallen, wenn ich sie ehrenhaft auf dem Schlachtfeld sterben lasse, so sehr ich jetzt schon ahne, dass es mir schwer fallen wird.  :seufz:
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Nebeldiener am 21. Dezember 2014, 22:30:36
Wie die meisten schon geschrieben haben, kommt es bei mir drauf an.

Was ich aber tausendmal schlimmer finde, als der Tod des Protas ist, wenn auf ihn geschossen wird und dann von irgendwo her ein geheimnissvoller Fremde sich vor ihn wirft und der Prota wie durch ein Wunder überlebt. So etwas kann ich gar nicht ab, dann lieber Prota umbringen und gut ist.

Wenn es aus heiterem Himmel kommt (Prota hüpft durch eine Blumenwiese, Psychopat kommt und bringt ihn um), muss ich immer erst das Buch weglegen und denke mir "what the f...?". Ich brauche dann sicher fünf Minuten bis ich wieder weiterlesen kann (habe aber leider kein Beispiel dafür). In diesem Fall stirbt das Buch für mich mit dem Prota und löst keine richtigen Gefühle aus.

Wenn es abzusehen ist, das der Prota sterben wird, oder später erklärt wird, wieso der Prota hatte sterben müssen (kann auch im Folgeband sein), finde ich es zwar sehr schade, dass der Prota gestorben ist und hasse den Autor dafür, aber ich verstehe, dass die Geschichte diesen Tod gebraucht hat und das reicht mir dann.

Ich kann mich noch erinnern, dass mein Bruder mir gesagt hatte, als ich mit dem Schreiben anfing, dass wichtige Personen sterben müssen, damit das Buch spannender wird.
Heute muss ich sagen, dass dies für mich nicht stimmt (oder nicht mehr). Also wenn jemand nur stirbt, um das Buch spannender zu machen und das beim Leser auch so ankommt, macht der Tod das Buch wieder kapput, stirbt ein Charakter aber, weil es die Geschichte so verlangt (Nur er wusste, wie man den Anta töten kann und würde er immer noch leben, hätten die anderen Protas keine Motivation diese lange Reise anzutreten), beeinflusst dieser Tod das Buch positiv.

Und beim Schreiben habe ich mir angewöhnt nicht daran zu denken, was die Leser wohl zu dem oder zu dem sagen würden. Wird es vom Plott verlangt, wird es geschrieben, denn beim Überarbeiten kann es immer noch verändert oder gelöscht werden.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: HauntingWitch am 22. Dezember 2014, 08:58:51
Ich habe jetzt noch nicht alles nachgelesen, das mache ich später. Also bitte um Entschuldigung, wenn ich irgendetwas wiederhole. ;)

Als Leserin bin ich hin- und hergerissen, was den Tod von Helden angeht. Bei den meisten Büchern, in denen der Held am Ende stirbt, frage ich mich, was das denn nun für einen Sinn gehabt haben soll. Andererseits gibt es natürlich Geschichten, die genau den Sinn haben, dass man sich das fragt. Die somit quasi die Sinnlosigkeit als Solche zu ihrer Botschaft machen. Das kommt bei mir aber nur sehr selten oder erst viel zu spät an und dann habe ich ein Buch schon negativ bewertet. Ich bin also grundsätzlich dagegen, allerdings kann es natürlich auch sein, dass der Held seine Aufgabe erst durch seinen Tod erfüllt. Das wiederum muss man aber wirklich gut machen können, finde ich. Beim Schreiben versuche ich das deshalb zu vermeiden.

Ich bin allerdings ein Fan von Unhappy Ends oder Enden, die noch einen gewissen Twist enthalten. Wer sagt denn, dass ein trauriges Ende zwangsläufig den Tod des Helden beinhalten muss? Es kann doch auch ein trauriges oder zwiespältiges Ende geben, wenn er weiterlebt. Man kann ihm z.B. irgendetwas Wichtiges wegnehmen (nicht zwangsläufig eine Person) oder sein Leben ein bisschen auf den Kopf stellen. Der Held erfüllt zwar seine Aufgabe, aber dafür muss er gewisse Opfer erbringen, die ihm auch danach noch zu schaffen machen. Das gefällt mir persönlich besser als der tatsächliche Tod des Helden und ich halte das auch in meinen Geschichten so. Wobei es natürlich auch zur Geschichte passen muss und nicht krampfhaft erzeugt werden sollte, nur damit man ein Unhappy End hat, wenn sich eigentlich ein Happy End ergeben würde. Dasselbe mit geliebten Personen des Helden.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Carolina am 22. Dezember 2014, 09:42:51
Eine Hauptfigur zu töten, käme mir gar nicht in den Sinn, weil ich denke, dass die Leser mich und mein Buch anschließend hassen würden.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
In meiner Dystopie sterben eine ganze Reihe Nebenfiguren, und ich werde auch nicht vollständig mit Friede-Freude-Eierkuchen enden. Die Protagonistin ist zwar in Sicherheit, muss aber damit leben, dass ihre ehemaligen Freunde sie hassen und dass sie jetzt weiß, dass ihre Gesellschaft auf einer Lüge aufbaut.


[MONI]Spoilertag hinzugefügt! Auch wenn das ein altes Posting ist, ich habe das ZB gerade erst gelesen und wenn mich das genannte Buch nicht interessiert, andere eben schon! [/MONI]
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: pink_paulchen am 22. Dezember 2014, 10:00:13
Zitat von: Carolina am 22. Dezember 2014, 09:42:51
Ich habe mich geärgert, als in Band 3 in "Die Bestimmung" am Ende
Oh Manno. Kannst du so was nicht in spoiler-Klammern setzen?
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Churke am 22. Dezember 2014, 12:27:25
Zitat von: Witch am 22. Dezember 2014, 08:58:51
Der Held erfüllt zwar seine Aufgabe, aber dafür muss er gewisse Opfer erbringen, die ihm auch danach noch zu schaffen machen.
Wenn es denn die dramatische Logik hergibt. "Hey, du hast zwar die Welt gerettet, aber leider hast du dabei deine Familie verloren..." - WTF??? Wenn der Held etwas verliert, muss er im Gegenzug etwas gewinnen. Ein guter Tausch erscheint mir immer, materielle Güter durch immaterielle Werte zu ersetzen.

Zitat von: Carolina am 22. Dezember 2014, 09:42:51
In meiner Dystopie sterben eine ganze Reihe Nebenfiguren, und ich werde auch nicht vollständig mit Friede-Freude-Eierkuchen enden. Die Protagonistin ist zwar in Sicherheit, muss aber damit leben, dass ihre ehemaligen Freunde sie hassen und dass sie jetzt weiß, dass ihre Gesellschaft auf einer Lüge aufbaut.
Hm.
In der Dystopie geht es um den Kampf gegen ein System. Der Kampf sollte letztlich aussichtslos sein, weil dann das System um so mächtiger und bedrückender erscheint.
Die Frage ist nur: Wie geht das System mit seinen Gegnern um? Man könnte argumentieren, dass die Gleichschaltung und Umerziehung ehemaliger Gegner der ultimative Sieg jedes Systems ist.
Andererseits bedeutet, im Kampf gegen das System sein Leben einzusetzen, die ultimative Auflehnung.
Im Einzelfall ist das schwierig abzuwägen, aber der Tod ist nicht ausgeschlossen, würde ich mal sagen. 
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: et cetera am 23. Dezember 2014, 20:32:16
Ich muss gestehen, dass ich es tatsächlich gar nicht mag, wenn der Prota am Ende stirbt. Es gibt natürlich Geschichten, in denen es passt, aber so wirklich glücklich bin ich damit nicht. Da muss ein Buch schon verdammt gut sein, damit ich so ein Ende verzeihe.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Carolina am 23. Dezember 2014, 21:28:07
@Churke: Als Leserin habe ich es nicht gemocht. Ich verstehe, dass es für diesen Tod Argumente gibt. Hat mich in dem Moment aber nicht interessiert, weil ich war Leserin, und wenn ich die Rezensionen ansehe, dann waren etliche Leser ebenfalls nicht so happy damit.

@Paulchen: Sorry, aber ich dachte, hier in einer Autorengruppe kann man sowas ohne Spoileralarm diskutieren. In einer Rezension oder in einer Lesergruppe würde ich das nicht machen.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Sanne am 23. Dezember 2014, 22:37:50
Ich komme nicht so gut damit klar, wenn ein lieb gewonnener (Haupt)Charakter stirbt. Natürlich lässt es sich nicht immer vermeiden, aber ein Ende ohne Hoffnung ist nichts, was ich lesen möchte. Es muss nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein - das gibt es im wahren Leben auch nicht. Dennoch will ich doch als Autor und auch als Leser immer noch einen Weg finden, wie ich das Problem lösen kann, auch wenn es zeitweise noch so aussichtslos erscheint. Es muss nicht mal ein Happy End sein, aber mit einem offenen Ende kann ich gut leben und es gibt dann immer noch Stoff zum Nachdenken.

Manchmal ist der Tod ja auch das folgerichtige Ergebnis der ganzen Geschichte - wenn zwei Todkranke noch eine letzte Aktion starten, die sie vorher immer verschoben haben. Da steht aber fest, dass sie sterben am Schluss, da begleitet man sie auf einem Erfolgsweg und kann aus diesen Erlebnissen seine positiven Gefühle ziehen.

Ansonsten denke ich aber immer so, dass der Hauptcharakter ja (s)eine Geschichte erzählt und da will man zwar die Gefahren und Konflikte mit durchleben auch seine Verluste mit ihm verkraften, aber ihn am Ende begraben? Dann frage ich mich, wozu er sich dann überhaupt gequält hat. Nicht falsch verstehen - irgendwelche irrwitzigen Rettungsaktionen aus heterem Himmel meine ich nicht damit, das ist unglaubwürdig. Aber unermüdliche Versuche, bis man eine Lösung findet auf immer neuen Wegen, bis es irgendwie geht - das finde ich gut. Ich habe tatsächlich mal ein Buch zugeklappt, weil eine Person starb, ohne die ich die Geschichte nicht weiterlesen wollte. Später stellte sich heraus, dass sie doch noch nicht tot war, aber den Schreck musste ich erst verdauen.

Vermutlich ist das aber, wie bei allen Sachen, Geschmackssache.   ;)
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Kampfmops am 23. Dezember 2014, 22:43:47
Beim Lesen bin ich eher ein Fan von traurigen Enden. Vor allem aus dem einen Grund, das mir die Charaktere im Gedächtniss bleibt.
Ich weiß es nicht genau warum, aber wenn eine Person in einer Geschichte stirbt, setze ich mich viel mehr mit ihr auseinander.
Weil ich mich oft frage wie ich wohl an der Stelle der Charaktere gehandelt hätte.
Ich frage mich ob es das wert war, wenn sie für eine Überzeugung, die gute Sache usw. gestorben sind.
Ich lese aber generell lieber Bücher mit düsterer Grundstimmung, die sich am Ende meist noch verschlechtert. Genauso ist es auch bei Filmen.

Die Geschichten beschäftigen mich länger, bei Happy End's weiß ich meistens nach kurzer Zeit nicht mehr worum es im Detail ging.

Beim Schreiben haben generell meine Protagonisten einen eher steinigen Weg, mit gelegentlichen positiven Erlebnissen. Sie überleben auch meistens das Buch nicht, deswegen schreibe ich auch keine Folgebände. Auch hier dreht es sich bei mir vor allem um die Frage ob es das wert war.

Ich liebe traurige Enden, ja von einigen Geschichten kann man nicht schlafen. Doch mir bleiben die traurigen Geschichten eher im Kopf. Außerdem gibt es in vielen traurigen Geschichten zwischendurch wieder Hoffnungsschimmer und auf mich haben die einen viel größeren Effekt, als wenn alles super ist.

Aber generell bin ich der Meinung, der Tod sollte angemessen sein. Man sollte sich nicht etwas total ausgefallenes suchen, sondern eher etwas was wirklich so funktioniert hätte und auf gar keinen Fall sollte man eine Charaktere töten, nur weil sie gerade im Weg steht.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Guddy am 23. Dezember 2014, 22:45:52
Zitat von: Sanne am 23. Dezember 2014, 22:37:50

Ansonsten denke ich aber immer so, dass der Hauptcharakter ja (s)eine Geschichte erzählt(...)

Das finde ich auch und manchmal ist sie einfach zu Ende erzählt. Je nach Gefühl gibt es dann ein Happy End, ein neutrales Ende oder eben bspw. den Tod.

Ich habe nichts dagegen, wenn der Protagonist stirbt, wenn es zum Tenor des gesamten Romans passt und wirkt wie die logische Konsequenz seines Lebens. Bei einem Roman von David Gemmell etwa stirbt der Protagonist und es hat mich alles andere als frustriert. Es hat zum Roman und zum Protagonisten gepasst we Arsch auf Eimer! Bei meinen eigenen Storys bevorzuge ich es auch weder so, noch so. Es muss einfach passen und das ist eine ganz individuelle Geschichte.

Aber eigentlich wurde hier im Thread alles bereits gesagt.

@Spoiler: Da auch Autoren nicht alles gelesen haben, aber trotzdem noch gerne auch frühere Bücher lesen möchten, wüsste ich nicht, weshalb hier andere Spoilerregeln gelten sollten als anderswo. :)
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Timmytoby am 24. Dezember 2014, 16:29:19
Ich habe ziemlich lange überlegt welche Bücher ich gelesen habe, in denen ein Prota stirbt. Fallen mir ehrlich gesagt trotz Grübelns keine ein, wobei ich eher den Verdacht habe, dass ich das verdrängt habe. Ich mag Happy Ends und vermeide zu düstere Bücher, ehrlich gesagt.

Weil mir kein Buch als Beispiel eingefallen ist, dann halt eine Serie: Ich mochte die ersten zwei Staffeln von Torchwood sehr gerne.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Mag das einfach nicht.
Zwei Bücher sind mir doch noch eingefallen beim Schreiben, die mich wenig begeistert zurückgelassen haben: Unwind (das traumatisierendste Buch, dass ich je gelesen habe. Wirklich. So schlimm, dass es mich für Wochen runtergezogen hat nach dem Lesen). Und die Reihe "Gone". Da sind es dann auch noch Kinder und Teenager die der Reihe nach abkratzen.
Nicht mein Ding.  :hmhm?:
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: DoroMara am 09. Januar 2015, 22:17:12
Der Protagonist kann in meinen Augen schon sterben, wenn es einen Sinn macht oder wenn er "seine Aufgabe" erledigt hat, wie schon viele schrieben. Lieber ein toter Protagonist als ein durch alle unmöglichen Dinge gehender immer überlebender.

Ich habe mich aber auch schon ganz schrecklich über den Tod eines Protagonisten geärgert, wenn ich das Gefühl hatte, dass der Autor ihn aus dem Nichts sterben lässt, irgendwie um die Geschichte zu beenden oder einfach einen Prota weniger zu haben, weil sich die Erzählstränge nicht mehr zusammenfügten. Da habe ich mir schon die Haare gerauft!
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Sipres am 27. Januar 2015, 07:29:23
Als Leser bin ich da ziemlich unvoreingenommen. Stirbt der Prota, ist er halt tot, überlebt er, dann nicht. Mir kommt es dabei hauptsächlich auf die Umstände des Todes oder des Überlebens an. Gerade dramatische, aber nicht zu übertriebene Tode mit stundenlangem Flashback sind wirklich ansprechend. Vor allem dann, wenn es mir die Tränen in die Augen treibt.

Beim Schreiben denke ich immer schon über den Tod des Protas nach, wenn ich anfange zu schreiben. Oft lasse ich meine Protas überleben, obwohl das ein schlimmeres Ende als der Tod ist. Es fühlt sich immer gut an, die emotionalen Qualen einfach offen stehen zu lassen und nicht einfach durch den Tod zu beenden.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Mithras am 14. Februar 2015, 23:56:01
Zitat von: Maja am 20. Dezember 2014, 22:07:08Wenn ein Protagonist am Ende des Romans stirbt, nehme ich das dem Autor weniger übel, als wenn es auf Seite 60 passiert - dann weiß ich, ich habe meine Zeit mit der Figur gehabt, und es war eine schöne Zeit, aber das Buch ist am Ende, so oder so, und wenn es dann eine logische Folge ist, dass der Held oder die Heldin stirbt, dann bin ich traurig, aber ich kann damit leben.
Ich sehe es interessanterweise genau umgekehrt: Einen vermeintlichen Protagonisten noch relativ früh in der Geschichte sterben zu lassen zeigt für mich auch, dass der Autor auch nicht vor schmerzhaften Entscheidungen zurückscheut. Wenn man zu Protagonisten eine besondere Beziehung entwickelt hat, kann es manchmal sehr schwer fallen, ihnen etwas Grausames anzutun. Selbst George R. R. Martin, der ja nicht gerade für seinen schonenden Umgang mit seinen Protagonisten bekannt ist, hat damit Probleme, weshalb er die Red Wedding - für mich eine der mutigsten Szenen in der Fantasyliteratur überhaupt - erst zu Papier gebracht hat, als sie sich nicht mehr aufschieben ließ.

Überhaupt sind Heldentode am Ende der Geschichte sehr anfällig für Klischees. Warum sollte man den vermeintlichen Protagonisten nicht auch auf halber Strecke sterben lassen dürfen? Funktioniert natütrlich nur, wenn man weitere Protagonisten in den Startlöchern stehen hat, die die Lücke schließen können, sorgt aber, wenn richtig umgesetzt, für ein wundervolles Schockerlebnis. Das beste Beispiel liefert in meinen Augen erneut Martin, der die vermeintliche Hauptperson seiner Serie schon im ersten Originalroman einen Kopf kürzer macht - für mich war das zugegebenermaßen nicht überraschend, da die Buchrückentexte der alten deutschen Ausgabe gnadenlos gespoilert haben, und doch habe ich mich bis zum Ende an die Hoffnung geklammert, dass es dies nicht stimmen könnte.

Dabei gilt: Je unwürdiger und ungerechter ein Tod, desto schmerzhafter. Wenn es dem Autor gelingt, mich zu berühren - und sei es durch Verbitterung und Frustration -, dann rechne ich es ihm hoch an. Ich bewundere Autoren, die die Konsequenz aufbringen, etwas Liebgewonnenes, Einzigartiges oder Faszinierendes zu zerstören, und das bezieht sich nicht nur auf die Charaktere: Wenn ich mich entscheiden müsste, was für mich Bernhard Hennens Elfenromane trotz meiner Abneigung gegen klassische Fantasywesen außergewähnlich und noch immer lesenswert macht, dann ist es die Unerbittlichkeit, mit der er ganze Welten und Völker auslöscht. Als Leser weiß man, dass es geschen wird, geschehen muss, und so ist für mich Beklemmung das vorherrschende Gefühl, wenn ich lese, wie sich eine Situation immer weiter zuspitzt, weil die Beteiligten zu engstirnig, fanatisch oder machtgierig sind, um die Konsequenzen zu erkennen. Mir fällt es bereits schwer, meine eigens geschaffenen Fantasyvölker verschwinden zu lassen, obwohl es für die Handlung völlig bedeutungslos ist, ob sie bereits ausgelöscht worden sind oder nicht, da sie nie in Erscheinung treten.

Der Tod von Protagonisten im Verlauf der Handlung ist für mich natürlich ein angestrebtes Ziel. Vier von ihnen werden auf jeden Fall das Zeitliche segnen, verteilt über den Verlauf der Handlung. Die Gründe sind so vielfältig wie die Charaktere: Eine Hinrichtung als Bauernopfer, ein Selbstmord aus Schuldgefühlen, ein Tod als "Kollateralschaden" eines Massakers, und ein Freitod, um ein Geheimnis zu wahren. Vor allem letzterer liegt mir sehr am Herzen und ereignet sich in einem der letzten Kapitel, da hier mein Lieblingscharakter die Konsequenzen aus seinem bisherigen Leben zieht und bewusst die Erinnerung an seine erste Tochter mit ins Grab nimmt, damit seine noch lebende Tochter in Sicherheit ist. Als Soundtrack dieser Szene stelle ich mir immer Time von Hans Zimmer vor.

Und völlig in einener Sache: Ich habe vor einiger Zeit (u. a. mit Naudiz) einen Artikel zum Thema Heldentod im Phantast-Magazin verfasst. Da ich bei diesem Thema nur allzu leicht von Hundersten ins Tausendste komme, verweise ich einfach mal auf den Artikel (http://issuu.com/phantasteglseer/docs/phantast09) (ab S. 91), der im Speziellen meine Sichtweise wiedergibt! 8)
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Siara am 15. Februar 2015, 00:13:00
Zitat von: Mithras am 14. Februar 2015, 23:56:01
Ich sehe es interessanterweise genau umgekehrt: Einen vermeintlichen Protagonisten noch relativ früh in der Geschichte sterben zu lassen zeigt für mich auch, dass der Autor auch nicht vor schmerzhaften Entscheidungen zurückscheut.
Das kommt für mich ganz darauf an: Ist es ein Tod, der den Plot vorantreibt, der dingend notwenig ist, um die Geschichte auf die nächste Stufe zu heben? Wenn ja, ist es zu verschmerzen. Ich persönlich mag es dennoch nicht, weil ich Bücher vorwiegend aufgrund der Charaktere, nicht aufgrund der Handlung genieße. Wenn da ein Protagonist wegfällt, muss es schon extrem gut gemacht sein. Aber gerade was du sagst, stört mich oft: Jemanden sterben lassen, einfach nur um zu zeigen: "Guck mal, hier ist wirklich niemand sicher!" Das wirkt oft mich oft billig. (Zumal dieser erste "wichtige" Tote in solchen Werken auch hin und wieder der letzte bleibt, was es nur noch gekünstelter wirken lässt).

Zitat von: Mithras am 14. Februar 2015, 23:56:01
Dabei gilt: Je unwürdiger und ungerechter ein Tod, desto schmerzhafter.
Ungerecht: Ja, stimmt. Daraus kann eine sehr schöne Tragik entstehen, die - wenn auch schmerzhaft - wirklich großartig zu lesen ist. Bei unwürdig kann ich dir nicht in allen Fällen zustimmen. Wenn beispielsweise ein Protagonist Kriege und Zweikämpfe, Hunger und Folter durchgestanden hat, dann möchte ich nicht lesen, wie er auf der Straße auf Pferdemist ausrutscht und von einem Karren überfahren wird. Das ist definitiv unwürdig, aber ich finde es vor allem frustrierend. Auch hier gilt aber wieder: Wenn dahinter ein tieferer, geschickt mit dem Plot verstrickter Sinn steckt, ist es für mich verzeihlich.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Mithras am 15. Februar 2015, 01:06:13
Zitat von: Siara am 15. Februar 2015, 00:13:00Das kommt für mich ganz darauf an: Ist es ein Tod, der den Plot vorantreibt, der dingend notwenig ist, um die Geschichte auf die nächste Stufe zu heben? Wenn ja, ist es zu verschmerzen. Ich persönlich mag es dennoch nicht, weil ich Bücher vorwiegend aufgrund der Charaktere, nicht aufgrund der Handlung genieße. Wenn da ein Protagonist wegfällt, muss es schon extrem gut gemacht sein. Aber gerade was du sagst, stört mich oft: Jemanden sterben lassen, einfach nur um zu zeigen: "Guck mal, hier ist wirklich niemand sicher!" Das wirkt oft mich oft billig. (Zumal dieser erste "wichtige" Tote in solchen Werken auch hin und wieder der letzte bleibt, was es nur noch gekünstelter wirken lässt).
Gekünstelt sollte es natürlich auf keinen Fall wirken, doch ich denke, dass auch hier dasselbe gilt wie für alle Wendungen, die die Handlung nehmen kann: Sie müssen zur Geschichte passen. Nichts, was in irgendeiner Form von nennenswerter Bedeutung für die Geschichte ist, sollte einfach so im Sand verlaufen, und natürlich muss auch der Tod eines Protagonisten irgendetwas bewirken - und gerade so schwerwiegende Wendungen sollten sich in der Regel langfristig auswirken, in welcher Form auch immer.

Zitat von: Siara am 15. Februar 2015, 00:13:00Ungerecht: Ja, stimmt. Daraus kann eine sehr schöne Tragik entstehen, die - wenn auch schmerzhaft - wirklich großartig zu lesen ist. Bei unwürdig kann ich dir nicht in allen Fällen zustimmen. Wenn beispielsweise ein Protagonist Kriege und Zweikämpfe, Hunger und Folter durchgestanden hat, dann möchte ich nicht lesen, wie er auf der Straße auf Pferdemist ausrutscht und von einem Karren überfahren wird. Das ist definitiv unwürdig, aber ich finde es vor allem frustrierend. Auch hier gilt aber wieder: Wenn dahinter ein tieferer, geschickt mit dem Plot verstrickter Sinn steckt, ist es für mich verzeihlich.
Ich unterscheide zwischen unwürdigen und banalen Toden. Dein Beispiel mit dem Pferdemist ist natürlich besonders extrem, denn die Wahrscheinlichkeit, dass genau so etwas passiert, ist denkbar gering - so gering, dass man einen solchen Tod als unglaubwürdig abtun würde. Doch was, wenn der Protagonist von einer verirrten Kugel getroffen wird, sich die Ruhr einfängt, die in einer eingekesselten Stadt grassiert, oder an einer schwärenden Wunde stirbt, die er sich auf dem Schlachtfeld zugezogen hat? - Grausam, unwürdig, ungerecht, aber ganz sicher nicht unglaubwürdig. Wie es so schön heißt: Wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um. Ein "würdiger" Tod - etwa durch die Hand des bösen Obermackers, den er mit letzter Kraft noch niederringen kann - ist ebenso unglaubwürdig wie vorhersehbar. Am Ende einer Geschichte sollte man auf keinen Fall meinen, noch mit aller Gewalt Dramatik erzeugen zu müssen.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: LinaFranken am 12. Dezember 2015, 23:07:51
Zu so einem tollen Thema muss ich auch mal etwas Senf loswerden:

Normalerweise bin ich kein sensibler, mitfühlender Mensch, hat aber jemand die große Leistung geschafft, mich dazu zu bringen, mit seinem Chara mitzufühlen, dann rechne ich ihm das schon sehr hoch an. Möchte dann aber auch schon lieber ein glückliches Ende für den Prota, der mich so mitgerissen hat. (Da muss ich an Titanic denken, wo ich aplaudiert habe, als diese Nervensägen endlich ins Wasser gefallen sind  :P) Hat ein Chara mich begeistert, verkrafte ich seinen Tod nur, wenn er sinnvoll ist. (Nicht wie bei Harry Potter! >:()
Derzeit liegt die Fortsetzung eines Romans vor mir, den ich abgöttisch geliebt und Sturzbäche geheult habe, als das Ende nicht gerade glücklich ausfiel. Ich habe die Befürchtung, das ich Lust bekommen werde den Autor mit einer Bratpfanne aufzusuchen, falls er wieder mit meinen ohnehin seltenen Gefühlen spielt.  :wart:
Andererseits muss das Ende schon verhältnissmäßig real sein. Überkitschte Hollywood-HappyEnds sind dann schon wieder zu viel des Guten und ziehen ein Ende rigendwie ins Lächerliche. Aber es ist immer einfach zu meckern, statt es selbst besser zu machen, denn ich weiß oft selbst nicht, ob ich den Todesstoß ausführen will. Meistens hoffe ich, das niemand die Nebencharas ins Herz schliesst, denn die sind wirklich als Kanonenfutter geplant.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: zDatze am 13. Dezember 2015, 00:24:38
Ich war ja lange Zeit eine große Gegnerin von Happy-Ends, aber mittlerweile muss ich diese (doch einschränkende) Sichtweise revidieren. Ich mag zwar immer noch keine super-kitschigen Happy-Ends und wie Lina schon geschrieben hat, ist eine gute Portion Realismus bei jedem Ende durchaus zu empfehlen.

Um jetzt nicht zu weit vom Thema abzukommen, hier meine aktuelle Herangehensweise, wenn sich ein trauriges Ende abzeichnet: Meistens stütze ich mich hier auf das Thema Verlust. Mein Held/meine Heldin verliert am Ende etwas, das sie nicht mehr zurückbekommen kann, sei es ein lieb gewonnener Weggefährte oder auch etwas, das sich nur auf psychischer Ebene abspielt. Um ein Beispiel zu nennen: Eine meiner Figuren verabschiedet sich am Ende eines Buches davon, jemals wieder Teil ihrer Familie zu werden.

Mir ist es wichtig geworden, meine Figuren nicht mehr mit allen Mitteln zugrunde zu richten. Sie dürfen durchaus noch leiden, aber ich möchte sie nach zig Seiten des Kämpfens nicht mehr ohne Perspektive in der Traufe stehen lassen. Einen Funken Hoffnung hat sich noch ein jeder Chara bei mir verdient.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Araluen am 13. Dezember 2015, 08:43:47
Wie Datze war ich früher ein Gegner des Happy-Ends. Für mein Fantasy-Epos hatte ich geplant, dass die PRotagonisten ihren Tod freiwillig in Kauf nimmt, um eben die Welt zu retten. Der zweite Protagonist verliert sie und noch einen besten Freund. Immerhin gewinnt er die Krone. Und auch sonst war fröhliches Morden und Leben zerstören geplant. Von diesem Weg bin ich mitlerweile abgekommen. Sollte ich das Projekt noch einmal aufnehmen, würde die Protagonistin wahrscheinlich immer noch sterben, aber insgesamt würde es besser ausgehen. Geschichten funktionieren besser, wenn der Leser mit einem guten Gefühl das Buch zuklappt. Und der Leser hängt nun einmal im Idealfall am Protagonisten. Da wäre es unvorteilhaft, wenn man ihm ausgerechnet diesen wegnimmt. Außer man hat noch einen zweiten potentiellen Sympathieträger in der Hinterhand.
So bin ich mittlerweile Freund des bittersüßen Happy-Ends geworden. Es ist nicht alles gut. Das wäre nach bestandenen Abenteuern und Leid auch irgendwie verwunderlich. Aber der Held gewinnt etwas, auch wenn er dafür bezahlen muss.
Herr der Ringe hatte das immer gut für mich umgesetzt.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Manchmal ist es aber nötig einen Protagonisten zu töten. In der Serie, die ich mit meiner Freundin geschrieben habe, stirbt am Ende die wahrscheinlich größte Sympathieträgerin. Aber es lässt sich nicht ändern. Sonst könnte ihr Ehemann und seines Zeichens Halbdämon, nicht den Höllenthron besteigen, wofür er seine Menschlichkeit aufgeben muss. An dem ganzen hängt noch ein ziemlicher Rattenschwanz an Schicksalen und auch sonst haben wir noch einige zerstörte Leben und Tote zu beklagen. Deshalb haben wir auch zwei Charaktere festgelegt, die wirklich ein gutes Ende bekommen. Die Serie soll schließlich Spaß machen und nicht deprimieren.
Bei einem bittersüßen Ende finde ich es auch wichtiger, dass die Charaktere etwas verlieren oder sich eben etwas verändert hat, mit dem sie klar kommen müssen, als dass sie sterben. Es gibt viel subtilere Arten für ein ungutes Ende, als den Tod. Da kann man letztlich auch mehr heraus holen.
Den Vorschlaghammer, den manche Autoren einsetzen, um ihre Charaktere und auch Welten zu zerstören, mag ich nicht. Grausamkeit um der Grausamkeit willen oder um einfach zu zeigen, dass man es kann und mit seinen Charakteren macht, was man will, wertet eine Geschichte nicht auf in meinen Augen.

Zum unwürdigen Tod. Manchmal kann das ganz erfrischend sein, wenn ein Charakter unvorhergesehen an etwas recht banalem stirbt. Wo war das? Ich glaube Drachenlanze.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
In einer anderen Serie... irgendwas aus den vergessenen Reichen  hatte ich eher das Problem, dass zu viel gestorben und dann wieder belebt wurde. Was war ich froh, als die Priesterin von irgendeinem Viech mit Säure zersetzt wurde und so nichts übrig blieb, um sie wieder zu beleben. Aber das schweift gerade vom Thema ab ;)
Wenn man sich aber eine besonders absurde Todesart ausdenkt nur mit dem Ziel zu zeigen, wie kreativ man doch ist oder um scheinbar gegen den Strom zu schwimmen und seine Einzigartigkeit zu betonen. Dann hat man das Ziel auch verfehlt und tut weder sich noch dem Roman einen Gefallen.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Elona am 14. Dezember 2015, 14:09:49
Ich muss ehrlich gestehen, dass es bei mir darauf ankommt. Bei Happy End Filmen verdrehe ich häufig die Augen und bei anderen passiert es mir tatsächlich, dass ich anfange das Ende zu goggeln, wenn es den Anschein erweckt, dass es mir (wohlgemerkt in dem Moment) nicht gefallen könnte.
Der Held opfert sich für alle, empfinde ich übrigens als genauso kitschig wie ein Happy-End. Was im Übrigen keine Aussage darüber gibt, ob mir der Film (oder das Buch) als Ganzes gefallen hat oder nicht.
Gleiches gilt für Bücher, da fange ich dann an das Ende zu überfliegen. Das Ganze hat einen simplen Grund, ich mag mich einfach nicht ärgern. Stelle ich fest, dass das Ende für mich nicht zufriedenstellend wäre, breche ich das Buch ab oder den Film. Im Gegensatz zu einem Film, würde ich jedoch ein Buch nicht wieder anrühren.

Im Endeffekt wollen wir als Autoren den Leser berühren. Wie wir das anstellen bleibt jedem selbst überlassen. Für mein Empfinden muss aber ein Ende in den Plot als gesamtes passen. Wenn ich das als stimmig empfinde, können auch der Protagonist und/oder ein lieb gewonnener Nebencharakter sterben oder gleich die ganze Welt untergehen. Was mir jedoch auch wichtig ist, ist ein gewisser Realitätsbezug.
Deshalb finde ich, dass der letzte Satz von zDatze es ganz gut einfängt, zumindest für mich:
Zitat von: zDatzeMir ist es wichtig geworden, meine Figuren nicht mehr mit allen Mitteln zugrunde zu richten. Sie dürfen durchaus noch leiden, aber ich möchte sie nach zig Seiten des Kämpfens nicht mehr ohne Perspektive in der Traufe stehen lassen. Einen Funken Hoffnung hat sich noch ein jeder Chara bei mir verdient.
Was du, Araluen, im Prinzip mit deinem
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Beispiel angeführt hast. Wobei ich es nicht als bittersüßes Ende, sondern einfach als realistisch/glaubwürdig bezeichnen würde.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: FeeamPC am 14. Dezember 2015, 17:32:21
Auch im realen Leben ist ein guter Tod wichtig. Lady Diana wäre nicht so heißgeliebt und unvergessen, wenn sie nicht so schön jung und dramatisch ums Leben gekommen wäre.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Araluen am 14. Dezember 2015, 18:31:38
Ja, Aurora, der Opfertod für das Wohl der Welt ist verdammt kitschig. Da ist was dran ;) Wenn man da an Aslan aus den Chroniken von Narnia denkt... einer von vielen kleien Gründen, warum ich die Bücher nicht mag.
Es muss im Endergebnis halt passen. In der Mistborn-Saga von Sanderson stirbt die Protagonistin im Grunde ja auch. Aber es ist ein gutes Ende, wenn auch der kitschige Opfertod fürs Wohl der Welt ;) Aber bis dahin hat man sich noch an ausreichend Ersatzsympathieträger gewöhnt und kann sich einfach mit ihnen freuen, dass ihre Welt nicht untergeht, acuh wenn sie nue geformt wird. Wie immer gilt es wohl das Maß zu halten.

Ohja, an Lady Di wird man sich noch lange erinnern, zumindest an ihre Schönheit und ihren Tod.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Churke am 14. Dezember 2015, 19:20:04
Diese Selbstopferei hat einen evangelikalen Hintergrund.  ::) Der sich opfernde Held macht den Jesus. Der ist ja bekanntermaßen auch für uns am Kreuz gestorben. Damit das Ending Happy ist, lässt der Autor den Helden auch schon mal wieder auferstehen. Wenn man das mal so betrachtet, ergeben diese billigen deus-ex-machina-Tricks sogar auf einmal richtig Sinn.  :-X
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Elona am 14. Dezember 2015, 19:23:25
Mal davon abgesehen, dass ich es als ein wenig befremdlich empfinde, einen Verlust durch Tod im realen Leben als gut zu bezeichnen. Einprägsam, ok. Tragisch, ja. Aber gut? Die Schwester einer Freundin ist mit Ende zwanzig tödlich verunglückt, daran ist nichts gut. Auch nicht an der Art des Todes. Das war einfach nur tragisch.

Für mich besteht da einfach ein Unterschied. In einem Buch arbeitest du als Autor etwas aus bzw. auf etwas hin. Du planst es. In der Realität geschieht es zunächst einmal. Ob da eventuell eine höhere Macht dahinter steht, sei mal dahingestellt und das ist ohnehin eine Frage, die jeder für sich beantworten muss.

Um aber auf den (in meinen Augen unangebrachten) Vergleich zurückzukommen:
Die Geschichte geht trotz Lady Dianas Tod weiter. Wenn du also ein Buch schreibst, dein Prota in der Mitte durch (wohlgemerkt einen Unfall- wobei das auch mal dahingestellt sei) verstirbt, dann hast du die Realität von mir aus eingefangen. Das gleiche was Araluen als Beispiel eingebracht hat mit den Herzinfarkt des Zwerges (wobei da wiederum der Zeitpunkt fragwürdig ist). In einem Buch wird jedoch häufig daraufhin gearbeitet, dass der Prota am Ende verstirbt. Die größere Kunst ist es in meinen Augen zu schaffen, diesen Fünkchen Hoffnung, dass zDatze beschrieb einzufangen. Und dabei landen wir dann näher an der Realität. 

Ich persönlich kann dem Tod eines Protas um des Todes Willen einfach nichts abgewinnen. Das ist Effekthascherei und ich empfinde es schlicht und ergreifend als Langweilig. Einer der Gründe, warum ich auch Game of Thrones nicht mag.

Die Chroniken von Narnia habe ich nicht gelesen, jedoch finde ich die Filme unterhaltsam. Wie gesagt, hat es nichts damit zu tun, wenn ich etwas kitschig finde, ob ich etwas mag oder nicht.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Aber ich finde es im Kontext gesehen in Ordnung. Wie gesagt, der Kontext der Geschichte ist für mich ausschlaggebend.

Nebenbei bemerkt war Lady Di zu Lebzeiten sowohl berühmt als auch geliebt. Wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ihr Tod die Menschen nicht so erschüttert, wie es der Fall gewesen ist.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Araluen am 14. Dezember 2015, 22:49:19
Zitat von: Churke am 14. Dezember 2015, 19:20:04
Diese Selbstopferei hat einen evangelikalen Hintergrund.  ::) Der sich opfernde Held macht den Jesus. Der ist ja bekanntermaßen auch für uns am Kreuz gestorben. Damit das Ending Happy ist, lässt der Autor den Helden auch schon mal wieder auferstehen. Wenn man das mal so betrachtet, ergeben diese billigen deus-ex-machina-Tricks sogar auf einmal richtig Sinn.  :-X

Ich habe mir extra auf die Finger gehauen, um nicht Jesus-Löwe zu schreiben ;)

Genau, Aurora. Protas umbringen, weil man es kann, tut der Geschichte letztlich nicht gut.

Die Narniabücher sind... Geschmackssache. Ich habe mich nur durch die ersten drei Bände gearbeitet. Danach habe ich die Lust verloren. Die Filme sind da um einiges besser, aber auch da ist Aslan, wie du schon sagst einfach kitschig  :rofl: Aber wir schweifen ab.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Trippelschritt am 15. Dezember 2015, 20:14:02
Ich mag keine Bücher mit traurigem Ende, also schreibe ich auch keine in der Art. Ein klares Happy End muss es aber auch nicht sein. Es kann ruhig etwas offen oder der Triumph gebrochen sein. Sonst ist es mir zu marzipanig süß.

Liebe Grüße
trippelschritt
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: canis lupus niger am 16. Dezember 2015, 14:26:17
Zitat von: Araluen am 13. Dezember 2015, 08:43:47
In einer anderen Serie... irgendwas aus den vergessenen Reichen  hatte ich eher das Problem, dass zu viel gestorben und dann wieder belebt wurde. Was war ich froh, als die Priesterin von irgendeinem Viech mit Säure zersetzt wurde und so nichts übrig blieb, um sie wieder zu beleben.
Ach, da hab ich zuerst spontan gedacht: "Wieso kennt sie schon die Fortsetzung von GOT?"
Eine Entwicklung, die ich mir inzwischen für R´hlor (vermutlich falsch geschrieben), Melisandre und ihre unsäglich vielen Wiederbelebten wünschen würde ...   :rofl:

Zitat von: Araluen am 13. Dezember 2015, 08:43:47
Aber das schweift gerade vom Thema ab ;)
Stimmt! Hat aber Spaß gemacht.

In meinem aktuellen, bzw. kürzlich abgeschlossenen Projekt habe ich jemanden sterben lassen, der zwar kein Protagonist oder Perspektivträger ist, aber einen Sympathieträger. Und er stirbt im Prinzip sinnlos, bzw. sinnbildlich für all das, was sich die Bewohner seines Heimatlandes im Verlauf der Geschichte erhofft und mit ihren Bemühungen angestrebt haben. Na gut, durch seinen Tod wird etwas ausgelöst, das die katastrophale Entwicklung doch noch abmildert, aber irgendwie ist es trotzdem unwürdig, sinnlos und traurig. Ich bin damit ganz zufrieden.  :snicker: Es nimmt der Geschichte den kitschig-märchenhaften am-Ende-wird-alles-gut-Anstrich.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Kare am 17. Dezember 2015, 12:16:47
Als Leser:

Ich habe ja diese Tendenz, dass mir ausgerechnet Nebencharas, die nicht ganz so im Fokus stehen, oft besonders ans Herz wachsen, und da solche dann auch noch bevorzugt geopfert werden, ohne das großen Heldendrumrum, finde ich das meist nicht so super.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Gut, Theon bei GRRM ist noch nicht hinüber, aber das konnte ich dann irgendwann nicht mehr lesen. Wenn das passiert, bin ich danach echt etwas angepisst - und vor allem emotional ziemlich kalt gegenüber den restlichen Charas, im Sinne von - jetzt ist es auch schon alles egal. Soll der Rest eben drauf gehen, was interessiert es mich noch?

Und ja, ich nehme das Autoren wirklich übel. Damals bei Harry Potter hab ich überlegt, ob ich noch weiterlese. Und es erst Jahre verspätet getan. Natürlich ist der Autor frei, seine Geschichte so zu schreiben, wie er es für richtig hält, aber meistens hänge ich nicht so sehr an den Hauptcharas und finde es also entsprechend sch****, wenn mein Favorit sich in den Kugelhagel schmeißen muss, um Mister oder Misses X zu retten.


Als Autor:

Je näher mir die Figur, umso mehr tut es weh. Ich hab es schon geschafft, einen Abend durchzuheulen (und ich bin KEIN so nah am Wasser gebauter Mensch) nur weil mir bewusst geworden ist, dass ein bestimmter Tod unausweichlich ist, obwohl es noch ewig hin ist zu der Stelle. Dass ein riesiger Teil von mir sich immer noch durchmogeln mag, Auswege sucht.
Wenn man weiß, man muss den Helden umbringen, um ihn unsterblich zu machen. Obwohl man nicht will.


[MONI]
Spoilertag gesetzt!!
[/MONI]
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: zDatze am 17. Dezember 2015, 13:13:53
Unabhängig vom Thema: Der Thread wird zu einer Spoiler-Schleuder. Ich möchte manche Bücher/Serien noch lesen/sehen, ohne im Vorhinein zu wissen, dass ein bestimmter Charakter den Löffel abgibt. Könntet ihr bitte die Spoiler mittels Spoiler-Funktion markieren?
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Ary am 17. Dezember 2015, 13:41:27
Als Mod unterstütze ich noch mal zDatzes Aufruf:
Zitat von: zDatze am 17. Dezember 2015, 13:13:53
Unabhängig vom Thema: Der Thread wird zu einer Spoiler-Schleuder. Ich möchte manche Bücher/Serien noch lesen/sehen, ohne im Vorhinein zu wissen, dass ein bestimmter Charakter den Löffel abgibt. Könntet ihr bitte die Spoiler mittels Spoiler-Funktion markieren?

:wache!: Bitte setzt Spoiler!
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Dämmerungshexe am 17. Dezember 2015, 14:00:39
Charaktere müssen ja nicht sterben, damit es für sie schlecht ausgeht. In meinem derzeitigen Projekt stirbt bis zum Schluss auch kein Hauptckarakter außer einem.
Ein anderer ist praktisch für ewig gefangen.
Einer wird schwer verwundet, in eine Starre versetzt und ob es eine Heilung geben kann weiß man nicht.
Ein weiter verlässt die bekannte Welt und niemand weiß, ob er zurückkommt.
Und noch einer merkt, dass er eigentlich alles hat, was er zu Anfang wollte, aber das zu einem seiner Meinung nach viel zu hohen Preis.

Also tot sind die wenigsten, happy auch keiner so richtig.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Zit am 17. Dezember 2015, 18:04:27
Ich glaube, was viele mit "passt zur Geschichte" meinen, ist letztlich, ob der Protagonist seine Ziele erreicht hat; und wie Churke schon auf der ersten Seite schrieb, gibt es manchmal keine andere Lösung als den Tod des Protagonisten. (Wobei ich dazu sagen muss, dass nicht jeder Prota ein Held ist.) Mir ist das selbst passiert als ich meiner inneren Intuition nachgab und zuließ, dass Jindric und Liska warm miteinander werden. Jin will anfangs nur wieder mit seiner verstorbenen Frau zusammen sein und nutzt Lis aus. Am Ende will er ihr aber auch helfen, das geht aber nur, wenn sich jemand opfert. Um beides zu erreichen, muss Jindric also letztlich sterben. Ich mag diese Lösung selbst nicht, aber die beiden anderen Lösungen (Liska geht drauf, Jin hat seine Frau wieder vs. Lis ist zu ewigem Leid verdammt und Jin kriegt auch seine Frau nicht) erfüllen nicht die Ziele meines Protagonisten. Ich tröste mich selbst darüber hinweg, indem ich mir einen Nachfolgeband vorgenommen habe, in dem Jin wieder auftaucht. :engel: Bisher habe ich noch keine vernünftige Erklärung dafür, aber die wird mir schon noch einfallen.

Als Leser ist mir in der letzten Zeit nur der Tod bei Message In A Bottle überflüssig erschienen. Das hatte nur sinnlosen Dramaeffekt und null und nichts mit den Zielen der Hauptfiguren zu tun. Aber auch in The Lucky One war der Tod des Exmannes recht... doof. Gerade als er seine Gesinnung ändert (und somit ein Happy End zwischen den Liebenden auch so möglich gewesen wäre), stirbt er. ::)

Der Tod als solches in einem laufenden Roman (nicht als Aufhänger) stört mich nicht, er muss in meinen Augen nur die allerletzte Konsequenz oder der unausweichliche Weg zur Zielerfüllung* sein.
* Das kann auch heißen, dass die Geschichte ein übergeordnetes Ziel hat und der Prota deswegen sterben muss. Mir fällt dazu nur gerade kein Beispiel ein.
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: Cooky am 18. Dezember 2015, 12:53:22
Also ich muss sagen, dass Geschichten mit schlechtem Ende für die Welt im Allgemeinen und dem Protagonisten im Besonderen, mich auch nach dem Ende viel länger beschäftigen, als die mit glücklichem. Gerade, wenn es plausibel und unausweichlich erscheint, selbst wenn man sich stundenlang den Kopf zermartert, ob es einen anderen Weg gegeben hätte.
Dabei muss der Prota auch nicht unbedingt sein Ziel erreicht haben. Besonders tragisch (und deswegen toll) finde ich es, wenn das Ziel schon zum Greifen nah ist und dann nochmal ein Knall kommt, der doch alles zunichte macht.
Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht auch Geschichten mit glücklichem Ende zu schätzen weiß ;)
Titel: Re: Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht
Beitrag von: hutmacher am 20. Dezember 2015, 22:35:38
Das Meiste ist zu diesem Thema ja schon gesagt worden, aber mir fiel gerade noch mein absolutes GAU-Buch ein was, für mich nicht nachvollziehbare Tode, angeht.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Der Char wurde drei Bände lang für mich zum absoluten Zugpferd der Geschichte, ich habe über jeden Murks drüber weggelesen, habe gewaltig gefangirlt...
Und dann kommt es zum Finale, der Schriftsteller hat mir vorher mehr oder weniger subtil... nee, deutlich ein Versprechen gegeben, eine Lösung, um das ganze Chaos zu beseitigen, es wird Einiges kosten, aber für weniger bin ich keine 1800 Seiten mitgegangen, ich bin gespannt und baammm wird jeder frühere Hinweis ignoriert und stattdessen der Tod des besagten Chars zur Lösung.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Wenn diese Hinweise für eine andere Lösung nicht gewesen wären, hätte ich damit leben können, es hätte Sinn gemacht, wäre folgerichtig gewesen. Aber so war ich echt wahnsinnig frustriert.
Von dem Autor habe ich seitdem nie wieder etwas gelesen (Und es gibt genug Bücher von ihm).

Auf der anderen Seite fällt mir ein Buch ein, bei dem der Tod des Prota für mich gut erklärt wurde, also alle Kriterien für einen akzeptablen Tod zutrafen, ich aber dennoch auf den Autor maßlos sauer war. Eine rein emotionale Sache, nicht rational zu erklären, einfach nur "Man, eye... tat das echt Not?! Ehrlich? Ich meine... jaa, aber trotzdem..." *schluchz*
Dem Autor konnte ich nie ganz verzeihen, aber hey, wir sollen schließlich keine Freunde werden. Er ist einer meiner Lieblingsautoren und es ist eines meiner Lieblingsbücher.

Mein Fazit ist, wie auch bei vielen Anderen hier: Du kannst töten wen du willst, wenn du es mir gut verkaufst, ich also das Gefühl habe, dass es das wert war. Und ich weine lieber am Ende, als dass ich den Kopf schüttele...