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Die Städte eurer Welt(en)

Begonnen von zDatze, 13. April 2011, 12:17:32

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zDatze

Hallo liebe Weltenbastler!
Ich bin ziemlich verwundert, dass wir hier noch gar keinen Thread haben, der sich speziell um Städte dreht.

Bisher habe ich einige Städte für meine Geschichten erfunden. Manchmal sind sie das Ziel einer langen Reise, manchmal ein Ort, von dem die Protas unbedingt fort wollen. Aber an sich kann ich behaupten, dass Städte in meinen Geschichten oft eine wichtige Rolle einnehmen und ich mich stundenlang mit der Planung beschäftigen kann. Da mache ich mir alle möglichen Gedanken vom Aussehen der Gebäude, die Einteilung der Viertel, über die wirtschaftliche Bedeutung und den kulturellen Einschlägen usw.

Eine meiner Städte trägt den Namen Dantess. Ich habe einen richtigen Narren an dieser Stadt gefressen. Mit ihrem viktorianisch angehauchten Villenviertel auf der einen Seite und den engstehenden Baracken, Hallen und Fabriken auf der anderen Seite. Dantess ist in meiner Geschichte das Zentrum des Fortschritts. Eine von den berüchtigten Städten, die angeblich nie schläft.

Das Gegenstück zu Dantess ist Varrie. Es hat seinen eigenen Charme; eine ruhige Stadt, die keinen großen wirtschaftlichen Faktor darstellt, da es geografisch nicht gerade günstig liegt. Im Gedanken stell ich mir Varrie wie einen Ruhepol vor. Eine Stadt, die an ihren Traditionen festhält und sich nicht von dem wirtschaftlichen Druck des Fabriken beeindrucken lässt und die Menschen mit einer ruhigen Gelassenheit in den Tag gehen. Es gibt weitläufige Gärten, die für jeden offen stehen.

Und in einem anderen Projekt ist ein alter Bunker der Haupthandlungsort: meine Bunkerstadt. Ein heruntergekommener Ort, der über Jahrzehnte hinweg immer weiter gewachsen ist und unaufhaltbar vor sich hin rostet. Die Menschen wissen, dass die Stadt am Ende ist, aber sie können nicht zurück an die Oberfläche. Mit jedem Atemzug kann man die Angst schmecken. Die Bunkerstadt ist bei weitem der bedrückenste Ort, den ich bisher erdacht habe.

Jetzt hab ich aber genug geplappert. Ich will natürlich auch wissen, wie eure Städte aussehen, welche Bedeutung sie für euch haben. Natürlich auch die Namen, die ihr ihnen gebt und woher eure Inspirationen kommen. :D

Malinche

Ich schreibe ja normalerweise im realen Setting, deswegen sind meine Städte dann auch wenig Eigenkreation. Eine Ausnahme bildet Dust, meine kleine Westernstadt, staubig und nicht besonders groß, mitten in der Wüste gelegen. Als die Goldminen in der Nähe noch funktionierten, gab es ehrgeizige Pläne für die Stadt. Sogar eine Eisenbahnanbindung sollte her.

Davon ist heute nichts mehr übrig. Viel passiert in Dust nicht mehr, das soziale Leben konzentriert sich *hüstel* auf den Saloon.

Irgendwie hab ich Dust ins Herz geschlossen. Es ist nichts Besonderes, aber ich muss irgendwie versuchen, die Fortsetzung auch wieder dahin zu kriegen. Da gibt es auch noch ein paar andere Städte, die wichtig sein werden: Fort Esperanza, Santa Casilda und Los Alamos. Aber die haben noch nicht wirklich viel Profil.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sven

Hallo zDatze!

Das ist ein feines Thema, zumal in meinem letzten Roman die Stadt der Schmelztigel ist, in dem sich alles abspielt.

Sie heißt Little Temptington und ist nach den Bedürfnissen der dort angesiedelten Fabrikanten gewachsen. Sie wirkt wie eine einzige Fabrik. Die Häuser und Wohnungen der Bewohner hängen wie Vogelnester zwischen all den Rohren und Leitungen, die sich kreuz und quer durch die Stadt schlängeln und aus denen es immer mal wieder tropft. Krankheiten haben die Gassen befallen und für die Bewohner gibt es nur eine Möglichkeit dem zu entkommen: Arbeiten und Geld verdienen.
Ein Kanal fließt mitten durch Little Temptington. Darüber werden nicht nur Waren und Rohstoffe verschifft, sondern auch all die Chemikalien und Abwässer entsorgt, die so anfallen.

Ich liebe diese Stadt. Teile davon sehe ich jeden Tag vor meinem Bürofenster  ;D

Vor allem liebe ich aber einen ganz speziellen Ort, der sich scheinbar in die fabrikösen Strukturen einfügt und doch ganz anders ist. Er ist verführerisch und viel gefährlicher als es die Stadt jemals sein könnte.
Schade, dass ich den Roman schon beendet habe  :'(
Beste Grüße,
Sven

Farean

#3
@zDatze: cooler Thread. :jau:

Ich beschränke mich mal auf die Städte aus meinen Romanwelten. Wenn ich die vom Rollenspiel mit dazunehme, sitze ich in drei Tagen noch hier. ;D

In meinem aktuellen SF-Projekt wäre da erst mal Port Huygens, der Raumhafen des Saturnmondes Titan. Ein verschachtelter Komplex von Röhrenmodulen, die um die ursprünglichen Hafengebäude herumgewuchert sind. Abgesehen vom Nobelviertel und den lichtdurchfluteten Hallen, die der Besucher aus dem Weltraum als erstes betritt, ist die Stadt öde bis düster. Schmuddelige Korridore mit grellen Lichtern und zu tiefen Schatten prägen das Bild der einfachen Stadtviertel. Aus den Fenstern sieht man meist nur die von orangefarbenem Dunst verhangenen Eiswüsten Titans. Die wenigen "Parks" - große Gewächshäuser mit Grünpflanzen anstelle von Nutzpflanzen - sind monoton, phantasielos angelegt und auf ihre Weise nicht weniger trostlos als die eigentliche Stadt. Viele der Einwohner sind gestrandete Existenzen, die nach der Ankunft feststellen mußten, daß ihnen für den Erwerb eines eigenen Domizils draußen in den Farmkomplexen die Mittel fehlen. Manche kommen absichtlich hierher, um in diesem Milieu unterzutauchen.

Ebenfalls in meiner Version des Saturnsystems ist im Grunde der ganze Saturnmond Mimas eine einzige Stadt. Er stellt das genaue Gegenteil von Port Huygens dar: große, lichte Kuppeln, an deren Innenseiten sich die Gebäude in geschwungenen, weitläufigen Terrassen in die Höhe ziehen. Überall sprießen Rankpflanzen, Büsche und Bäume, jede Kuppel ist wie ein kleiner Park. Wegen der niedrigen Schwerkraft besteht die bevorzugte Fortbewegungsart in langen Sprüngen, und so sind jede Menge Seile gespannt, um sich daran entlangzuhangeln oder sich unterwegs kurz festzuhalten. Hebt man den Blick zum transparenten Dach, dann füllt der goldene Globus des Saturn alles beherrschend den Himmel aus, und die Ringe wirken wie eine riesige Ebene aus tausenden Querstreifen, über die man geradeaus auf den Planeten zulaufen könnte. Die Einwohner leben in Wohlstand, viele sind gutbezahlte Fachkräfte, und ein nicht unbeträchtlicher Teil besteht aus Studenten an der im ganzen Sonnensystem berühmten Universität von Mimas.

Inspiration? Hauptsächlich ein Bildband mit den letzten Aufnahmen aus dem Saturnsystem und davon ausgehend viel Recherche. :)

Fortsetzung folgt.


Nachtrag: wenn ich mir zDatzes Bunkerstadt, Svens Little Tempington und mein Port Huygens so ansehe, haben wir bislang alle die obligatorische "Endstation Hoffnungslosigkeit"-Metropole dabei... :hmmm:

FeeamPC

Ich gehe an Städte und Gebäude zunächst mit Logik heran.
z.B.in meinem aktuellen Projekt: heiße Landschaft, große Ebene im Inneren eines Kontinents, Subtropen, wenig Regentage, viel Wind, Gebirge weit weg, kaum Bauholz. Gebaut wird daher auf den Dörfern mit Lehm (Adobe), was abgerundete Gebäudeformen ergibt, mit Wänden, die man leicht ausbessern kann. Allerdings keine Flachdächer, denn meine Welt kennt ausgeprägte Regenzeiten, die Dächer sind also steil und aus Stroh, das Holz für die Dachbalken ist (da keine Wälder) nur kurz (die wenigen Bäume entsprechen eher übergroßen Büschen), also sind die Räume innen klein bemessen. Dafür gibt es einen großzügigen Wohn-Innenhof. Und weil Lehmmauern dazu geradezu herausfordern, gibt es Verzierungen in Form von dreidimensionalen Mustern und Farben.
Genau dieses Grundmuster nehmen dann auch die Städte auf, nur daß hier Baumaterialien importiert werden können und daher große Häuser existieren, verputzt, bunt bemalt.
Die Städte sind organisch gewachsen, die Straßen der Hauptstadt daher eher eng und gewunden, mit Ausnahme später erbauter Repräsentationsviertel in der Nähe des ebenfalls später erbauten Königspalastes. Zum Fluß hin ist die Besiedlung dichter, kleinzelliger, schmutziger, lauter, hier liegt der Hafen mit den Warenspeichern und den großen Handelshäusern, hier liegen aber auch das Rotlichtviertel und die Slums.
Tempel und Palast liegen auf kleinen, teils künstlichen Hügeln, immer noch hoch genug, um weit über das Land hinweg gesehen werden zu können. Ganz offensichtlich ist eine solche Stadt, die im Herzen eines großen Reiches liegt, nicht als Festung gebaut worden und daher im Ernstfall nicht zu verteidigen. Jedenfalls gibt es keine Stadtmauer oder andere Befestigungen.
Dafür Handelswege, gut ausgebaut, in alle Himmelsrichtungen.
Usw.

Judith

Über einzelne Städte fang ich besser gar nichts zu schreiben an, sonst werde ich ja nie fertig.  ;D
Aber beim Städtebasteln gehe ich an die Sache im Wesentlichen so heran wie FeeamPC. Wobei neben den klimatischen und geografischen Bedingungen auch die Intention für mich sehr wichtig ist: Warum ist hier eine Stadt, was ist ihr Hauptzweck bzw. weshalb hat sich hier ein Dorf überhaupt zu einer großen Stadt entwickelt? Oder ist es eine geplante Stadt? Möglicherweise "auf dem Reißbrett" angelegt wie so manche römische Stadtgründung.

Was für eine Bedeutung haben die Sätdte für mich? Hm, schwierig. Ich bin ja eine leidenschaftliche Weltenbastlerin, daher sind die meisten meiner Städte einfach im Laufe des Bastelns entstanden, und wenn ich dann einen Roman in meiner Fantasywelt ansiedle, kann ich hier üblicherweise schon auf eine bestehende Landschaft mit Städten zurückgreifen. Selten habe ich auch schon einzelne Ortschaften extra für einen Roman entwickelt, aber das ist bei mir bisher eher die Ausnahme.

Bei den Namen spielen bei mir auch verschiedene Faktoren eine Rolle:
- Welche Sprache spricht man in dieser Gegend?
- Welche Sprache hat man gesprochen, als die Stadt gegründet wurde?
- Wie alt ist die Stadt, trägt sie noch ihren Gründernamen (ev. mit sprachlichen Entwicklungen) oder wurde sie mal umbenannt?
- Worauf basiert die Namensgebung? Vielleicht etwas Charakteristisches im Umfeld der Stadt? Oder ist sie nach ihrem Zweck benannt oder nach einem (mythischen) Gründervater?
Manchmal überleg ich mir auch einfach einen klingenden Namen und frage mich erst danach, was der eigentlich bedeutet und woher er kommt.

Tja, und die Inspiration, die kommt bei mir vor allem von historischen Städten, wobei ich natürlich keine einfach eins-zu-eins "nachbaue". Aber die besten Anregungen hab ich mir bisher von frühen Hochkulturen und der römischen Antike geholt. Besonders Pompeji und Herculaneum sowie diverse archäologische Parks (Xanten etwa) haben mich inspiriert. Meine Fantasywelt ist halt auch von antiken Kulturen beeinflusst, das leugne ich nicht. Und diese Einflüsse sieht man natürlich auch an den Städten und ihrer Architektur.

Rakso

Ja, eine tolle Idee mit einem Städte-Thread.  :jau:

Also Städte haben in meinen Geschichten unterschiedliche Rollen. Meist sind sie aber bedrohlich für meine Charaktere. Entweder wollen sie so schnell es geht wieder aus der Stadt heraus oder sie ist eine eigene Welt für sich, auch wenn sie nicht gerade utopisch ist.

Meine ausgeklügelteste Stadt ist wohl Antarva. Die Hauptstadt der turazischen Republik liegt in einem nach südosten hin offenen Talkessel. Ein Fluss fließt von Nordwesten nach Südosten durch die Stadt. Das Stadtgebiet verlagert sich nach oben hin, je näher man den Berghängen kommt. Die Stadt ist in mehreren Zonen aufgeteilt. Ganz innen die Regierungszone, dann die Stadtzone, die teilweise mit eineigen Wirtschaftszonen durchmischt ist. Weiter außen gibt es dann Industrie- und Sperrzonen.

Prägend sind vor allem hohe, turmähnliche Gebäude, die vor allem die Innenstadt und die inneren Wohnviertel beherrschen. Meist sind diese aus rotem Sandstein, neuere Gebäude aber auch aus Wüstenglas und Metall. Dazwischen gibt es kleine Plätze, enge Straßen und Gassen, breite Prachtstraßen und auch ein paar kommerziell genutzte Kanäle. Außerdem gibt es die für Antarva typischen Arkadengänge, die vor der heißen Steppen/Wüstensonne Schutz bieten.
Die Architektur ist eine Mischung aus antiker römischen, spanischer und venedischer, sowie die der Baustil der steinernen Hochhäuser in den USA durchmischt mit etwas Gotik. Neuerdings gibt es auch Ähnlichkeiten mit Chicago und New York.

Die Stadt existiert offiziel auf drei Ebenen. Eine Ebene, die teilweise unter der Erde liegt und nur am Fluss und an einer in das Tal hineinreichenden Schlucht zum vorschein kommen. Dort befinden sich meist Lagerhäuser, Geschäfte und einige Wohnungen. Die zweite Ebene ist die "normale", als an der oberfläche gelegene Ebene. Am Fuß der großen Gebäude tummelt sie das Leben. Die dritte Ebene ist weit über den Köpfen der Bewohner. Dort gibt es Wege, sogenannte Luftbrücken, die über verzweigte Viertel gespannt sind, und man so bequem von einem Ende ans andere gelangt. Außerdem wird hier der Luftverkehr geregelt. Große Luftschiffe schieben sich dort zwischen den Fassaden hindurch und bringen Waren und Menschen zu ihren Zielen.

Es gibt auch noch eine weitere Ebene. Die alte Kanalisation wurde umgebaut und dort leben nun auch einige Bürger. Hier leben vorallem Leute, die meist in kriminellen Machenschaften verwickelt sind. Zwar gibt es offziell nur zwei Eingänge, aber in Wirklichkeit sind das mehrere hundert, die über die gesamte Stadt verstreut sind.

Ich hoffe, das war jetzt nicht so viel.

Telas

#7
In meinen Werken spielen rund 50% aller Szenen in den Städten, weswegen sie auch eine entsprechend hohe Bedeutung für mich haben. Die Namensgebung der Stadt richtet sich vor allem nach dem Volk, das dort lebt, oder es werden markante, topographische Punkte, wie zum Beispiel der Namen eines Berges, in der Nomenklatur verwendet.
Ganz selten benenne ich auch Städte nach Personen, die mit dem Werk im Zusammenhang stehen, zum Beispiel Figuren, die schon tot sind, aber als Legenden oder Götter gelten.
Gerne orientiere ich mich auch an ähnlich klingenden Namen aus der Realität und übernehme ihre Klangart für eigene Städte.
Zum Beispiel die Wüstenstädte Trepia und Almarah klingen zumindest ansatzweise danach, als könnten sie tatsächlich in der Sahara liegen.
Auf gut Glück Städtenamen zu erfinden kann ich irgendwie gar nicht.
Wenn eine Stadt geplottet wird, lege ich besonderen Wert auf die Verteilung der armen und reichen Bevölkerung auf die einzelnen Viertel. Außerdem ist mir die Architektur sehr wichtig. Womit ich mich fast gar nicht beschäftige, sind Straßennamen. Die würden den Leser meiner Meinung nach irgendwann zu sehr verwirren, wenn sie ständig genannt werden.

Leo

Schöner Thread. Als High-Fantasyler und Weltenbauer habe ich natürlich auch besondere Städte.

Am liebsten von allen würde ich Ilianas sehen, die Hauptstadt der Waldelfen. Sie ist oben in den Bäumen gebaut und Besteht aus Plattformen und Baumhäusern, die mit Hängebrücken und Strickleitern verbunden sind. Nichts Neues, ich weiß, aber toll  :innocent:.

Dann gibt es Escago, die schwarze Stadt. Sie wurde einst vollständig niedergebrannt und nie wieder aufgebaut; es ging das Gerücht um, es sei das Werk eines bösen Gottes gewesen, sodass alle, die nicht sofort getötet wurden (nämlich von Tigris, der den Brand ausgelöst hat) flohen, bis auf einen, der seit dem der selbsternannte Bürgermeister ist und zugleich den Glauben an die "Götter der Verdammnis" verbreitet. Die neuen Bewohner sind größtenteils Verbrecher, die sich entweder der Verdammnis unterwerfen oder einfach nicht daran glauben.

Eine hübsche Stadt war einmal Gensar - dort steht die größte Bibliothek der bekannten Welt, die Schriften aus 3000 Jahren Menschheitsgeschichte, elbische und altelbische Schriften sowie Schriften aus noch älteren, vergessenen Zeiten bewahrt. Früher war die Stadt ein Zentrum der Wissenschaften und Künste; allerdings stehen die vielen Altbauten und Villen nun größtenteils leer und die großen Schulen befinden sich alle in der Hauptstadt.

Es gibt noch andere wichtige und besondere Städte, aber ich will es nicht ausufern lassen. Die wohl eindrucksvollste Stadt wurde übrigens auf dem Rücken eines Drachen erbaut, aber das ist eine ganz andere Welt und Geschichte, der ich mich vorerst nicht annehmen werde.

LG, Leo

KaPunkt

Ich liebe meine Stadt Duremm und habe dort inzwischen viel zu viele Jahre verbracht. Mein ganzer Roman spielt in dieser Stadt. :vibes:

Sie begann aus einer Gedankenspielerei:
Können sich Flüsse kreuzen?
- Ja, habe ich entschieden. Wenn es Zusammenflüsse und Deltas gibt, können sich Flüsse kreuzen, wenn die geographischen Voraussetzungen stimmen.

Als geographische Voraussetzungen habe ich mich damals für eine flache Hügelkette entschieden, in meinem Kopf so was ähnliches wie Ayers Rock. Inzwischen sehe ich da einige logische Schwächen, aber die sind mir sooo egal, denn ich liebe Duremm ganz einfach genauso, wie es ist. ;D

Die Kreuzung in dieser Hügelkette liegt mitten in der Wüste.
Ich habe also zwei breite Flüsse (Olharam und Ners Ewed), die sich mitten in der Wüste treffen.
Natürlich siedeln sich da Menschen an.
Flüsse bringen Wasser, Nahrung und Handelsverkehr. Duremm ist die größte Metropole in diesem Teil meines Kontinents.

Aber wo sollen die Menschen denn leben?
Klar, wer kann lebt auf den Hügelkuppen. Da gibt es Licht, frische Luft und mit genügend Dienern ist es ganz leicht, das Wasser hoch zu bekommen.
Ansonsten kann man natürlich Höhlen in die Wände schlagen. Oder vielleicht hängt man seine Behausungen an die Wände, wie Schwalbennester
Aber die Hügel sind durchschnitten von den Tälern, durch die Flüsse fließen.
Also braucht man Brücken.
Ich dachte an Obdachlose, die ja stereotypisch unter Brücken schlafen. Also hingen plötzlich unter meinen Brücken Hängematten und Plattformen und kleine Hütten. Und zwischen den Hütten braucht man natürlich neue Brücken, um sich besuchen zu können. Und Leitern und Treppen, um nach oben und unten zu kommen.
*Gewirr*

Duremm ist phantastisch postapokalyptisch. Die Regierung beschränkt sich auf ein Minimum (nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter). So etwas wie Stadtplanung hat nie existiert.
Die einzige Form von Bauordnung ist das Gesetz, dass jeder für die Schäden aufkommen muss, die er durch Bau oder Abrissmaßnahmen verursacht.
Man sollte sich in Duremm genau überlegen, welches Seil man kappt.  :wums:
Das führt dazu, dass die Gilde der Kartographen eine der wichtigsten und reichsten Institutionen der Stadt ist, denn gegen eine entsprechende Gebühr untersucht die Gilde, wo man wie noch bauen oder verändern kann. Wenn man sich an die Vorgaben hält und trotzdem etwas schiefgeht, zahlt die Gilde.

Aber woraus sind die Gebäude überhaupt?
Wir sind in der Wüste, soviel Holz gibt es da nicht.
Aber es gibt die Schiffe, die in vier Häfen liegen (Die Kreuzung selbst ist nur für kleine Boote passierbar) und Schiffe brauchen mal neue Segel, mal neue Planken, oder werden komplett eingemottet. Die hängenden Gebäude Duremms haben deshalb häufig ein leicht nautisches Aussehen.

Ja, und so ist meine Lieblingsstadt entstanden: Höhlen, Brücken, hängen Häuser, Wind und Licht auf den Kuppen, dunkel, schwül und feucht, je näher man dem Wasser kommt. Mit den besten Steinmetzen der Welt (Ich habe immer Bilder von Petra im Kopf) und einem Menschenschlag in bunten Kleider, in denen man leicht klettern kann, mit erstaunlich guten Schwimmern für ein Wüstenvolk und einem absoluten Stoizismus, was Hochwasser und Feilschen angeht. (Wasser kommt und geht, und um die Kreuzung kommt keiner drumrum. Also zahlst du meinen Preis, oder du wartest, bis Tagore wieder auf Erden wandelt.)

Ein wenig hat mich Svens Little Temptation an mein Baby erinnert.  :knuddel:

Im Moment wälze ich Stadtpläne von Istanbul, um es dann mit meinem Byzanz zu überlagern. (Der Landschaftsplaner bricht ungehemmt durch, gibt mir Transparent Papier!   :d'oh:)


Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Franziska

meine Texte spielen fast immer in Städten.

Die erste war Duncans Gate. Ja der Name ist Quatsch. Sie liegt in der Wüste, vor einem Gebirge, und um sie herum fließt ein Fluss. Umgeben ist sie von einer Mauer, es werden nur ausgesuchte Händler eingelassen.

Ich habe viel recherchiert dafür, Bilder angeguckt, Bücher von Isabelle Eberhard gelesen. Aber von Anfang an wusste ich, wie sie aussieht, dass es verschiedene Sektroren gibt, welche für die Reichen, welche für Industrie, welche für die Armen, die Mittelschicht. Eine Hauptstraße mit Läden. Und vor allem ganz viele verwinkelte Gassen, Treppen,  Hinterhöfe. Ich habe sie nie aufgezeichnet, aber ich könnte jederzeit darin herumlaufen, und weiß wo alles ist.
Es ist mir einfach so gekommen, und die Bilder, die ich von Ägypten, Marokko und kleineren Städten angeguckt habe, haben da geholfen. Alles ist aus Lehm gebaut, und immer ist da der Sand, der sich überall festsetzt. Während ich das Buch geschrieben habe, habe ich erst richtig Lust bekommen, mal nach Marokko oder Timbuktu zu reisen. Leider würde ich das Klima wohl nicht abkönnen.
Mir macht es total Spaß Städte zu entwerfen.

Bei meinem SciFi Projekt weiß ich noch nicht so viel über die Stadt. Nur dass ich sie mir mit einem Central Park vorstelle. Aber ich gucke dann einfach, wo meine Charas so hingehen, und hoffe, dass das alles zusammen passt. Wenn ich das Gefühl habe, es fehlt was, überlege ich bewusst, was es alles geben könnte.

Luna

Wirklich ein schöner Thread. Ich bin noch ganz geflascht von Euren Städten. Duremm hat es mir besonders angetan mit seinen hängenden Gebäuden, Brücken und Höhlen.
Ich sehe, ich muss mich der Stadtplanung mehr widmen. Ich kann nur mit einer noch nicht sehr detailliert ausgearbeiteten Stadt aufwarten.
Khiless-Stadt, die Hauptstadt des Reiches Khiless.
Inspiriert dazu hat mich Helms Klamm in den Herr der Ringe Filmen. Meine Stadt schmiegt sich terassenförmig im Halbkreis an das Felsmassiv eines Gebirges, die einzelnen Terassen durch hohe Mauern getrennt. Zu oberst befindet sich eine gewaltige Festung, der Sitz meines Herrschers, mit unzähligen Türmen, die auch durch Brücken miteinander verbunden sind und die Festung ist halb in den dahinterliegenen Fels gehauen. Der Ring darunter ist den Soldaten und der Elitelegion zum Schutz des Herrschers vorbehalten. Viele Kasernen, Exerzierplätze, Ställe, aber auch viele Tavernen und Bordelle und alles was das Soldatenherz sonst noch so begehrt, befinden sich diesem Bezirk. Eine Terrasse tiefer befinden sich die normalen Bürger, wie Kaufläute, Händler, Marketender, Handwerker etc. Im Außenbezirk, also auf der untersten Terrasse, fristet die unterste Bevölkerungsschicht, also Tagelöhnern, Obdachlose, Bettler usw. ihr Dasein und Diebe und Mörder treiben in den engen Gassen ihr Unwesen. Und, da das Abwasser von oben nach unten durch Leitungen, Rohre und Kanäle nach außen hin abläuft, die Bewohner der Außenbezirke aber kein Geld zur Wartung dieser Vorrichtungen haben, ist alles etwas undicht, tropft, plätschert und der Bezirk stinkt barbarisch. Die einzelnen Terrassen sind zwar durch die Mauern getrennt, sind aber miteinander und der Festung durch eine breite Straße verbunden. Die Tore in die anderen Bezirke werden allerdings gut kontrolliert. Leute der Außenbezirke bleiben in der Regel auch dort. Den normalen Bürgern wird unter gewissen Umständen gestattet, etwa zum Arbeiten oder zum Handel treiben, den Soldatenbezirk zu betreten. Die Soldaten dürfen sämtliche Bezirke uneigeschränkt betreten. Gerade die breite Straße, die durch den Außenbezirk führt, muss gut bewacht werden, damit die Bürger, wenn sie die Stadt verlassen wollen, nicht überfallen werden. 
Die Fläche vor der Stadt ist eine weitläufige Graßebene.
Ach, und von der Festung führt ein Weg zu einer Plattform neben der Stadt. Bei einem besonderen Anlass, wie Jahrestage der Thronbesteigung oder Siegesfeiern, sind die Bewohner von Khiless-Stadt, die Bewohner umliegender Städte und Soldaten in der Nähe stationierter Garnisonen verpflichtet, sich vor der Plattform zu versammeln und den Reden ihrers Herrschers auf der Plattform zu lauschen.   

Churke

Ich habe manche Stadt erfunden, aber eine reale Stadt fasziniert mich wie keine andere: das alte Rom. In einer vorindustriellen Gesellschaft ist eine solche Stadt unmöglich. Es sei denn, diese Stadt beherrscht seit 6 Jahrhunderten die Welt.
Betrachten wir die Zahlen der notitia:

- eine 12 Meter hohe Stadtmauer mit 420 Türmen und 30 Toren (die stärksten Befestigungen der bekannten Welt)
- 8 Brücken
- 46.606 Mietshäuser (5 - 6 Stockwerke)
- 19 Aquädukte
- 856 Bäder
- 1353 Brunnen
- 29 Bibliotheken
- 45 große Tempel
- 23 Reiterstatuen
- 3949 sonstige Statuen
- 6 Obelisken
- 36 Triumphbögen
- 2 Rennbahnen (die größere mit 385.000 Plätzen)
- 6 Amphitheater
- 3 Theater
- 2 Naumachien (für Seeschlachten)
- 5 Parkanlagen (ca. 1/4 der Stadtfläche)
- 46 Bordelle

Dazu gehört ein Hafen an der Tibermündung: Portus Augusti, 50.000 Einwohner. Die Stadt umschließt den größten Hafen der Welt, gebaut für die Getreideflotten mit hunderten Schiffen. Das Hafenbecken ist ein Hexagon, das von Menschenhand ausgehoben und durch einen Kanal mit dem Meer verbunden wurde. (Heute ein Binnensee, auf Google Earth gut zu sehen)


Um 400 hat Rom 1 Million Einwohner (davon 300.000 Sozialhilfeempfänger) und kennt nur Brot, Spiele und Party.

Hundertfünfzig Jahre später sind es noch 30.000, also 3 %. Von den 29 Bibliotheken sind gerade einmal 100 Bücher übrig geblieben. Lesen können nur noch die wenigsten. Die Menschen hausen in den Ruinen der Cäsaren, und wo einst die Häuser standen, sind nun Äcker und Viehweiden. Ein apokalyptisches Szenario.

Telas

@ Churke, wow, diese Zahlen sind echt sehr beeindruckend. Ich wahr selbst schon dreimal in Rom und muss sagen, mich fasziniert diese Stadt ebenso. Die Realgeschichte bietet einem Autoren immer noch hervorragende Settings für eine neue Geschichte.

Tasso

#14
Bei mir ist grade eine Stadt in Arbeit die es zur Hauptstadt geschafft hat ;) Tówyncast.

Allgemeines : Sie existiert in einer Zeit die sich an das 18. europäische Jahrhundert anlehnt. Die Menschen und das Land sind am ehesten vergleichbar mit dem Vereinigten Königreich zu dieser Zeit. Ähnlich ist es auch bei den technischen Errungenschaften.
In der Stadt leben ca. neunzigtausend Menschen. Sie ist durch ein neues Straßennetz mit theoretisch jeder anderen Stadt des Landes verbunden.

Zur Welt :
Früher wurde das Land von Magiern regiert, die jedoch langsam verbannt wurden und so auch die letzte "Magokratie" gestürzt wurde... Naja bis auf eine letzte ;) Ein Teil des Buches widmet sich ganz dieser Zuflucht der Magier.

Geographische Lage : Die Stadt befindet sich im südwesten des Reiches auf einer höhergelegenen ursprünglich ganz-grünen Grasebene. Weit nördlich und im Westen trifft man auf große Gewässer die einem Ozean angehören.
Ungefähr 150 KM nördlich von Tówyncast liegt die Magierzuflucht Lománt.
Ca. 250 KM östlich liegt die Republik Árvony, die der politische Gegenspieler der Royalisten ist und in Tówyncast noch eine Revolution. mehr oder weniger anstoßen wird.