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Nicken, Nicken, Schulterzucken - Mimik und Gestik

Begonnen von Sonnenblumenfee, 10. März 2011, 10:01:08

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Sonnenblumenfee

Hallo!

Ich habe ein kleines Problemchen. Beim Korregieren meiner Texte ist mir nämlich etwas aufgefallen (und von einem Betaleser bemängelt worden): Ich neige dazu, recht wenig Gestik und Mimik bei Dialogen zu beschreiben. Und wenn ich es tue, beschränkt es sich auf Nicken, Kopfschütteln, Schulterzucken und (müdes, fieses, freundliches, leichtes...) Lächeln. 
Was kann man noch beschreiben? Was tun Menschen noch beim Reden?

LG
Sonnenblumenfee
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

zDatze

Die Augenbrauen heben!
Ich bin selbst immer total überrascht, wieoft ich diese Geste mache, ohne dass ich es bemerke. :D

Ansonsten ... manche fummeln andauernd an ihren Haaren herum. Ich ordne diese Geste meistens nur einem einzigen Chara zu, damit nicht immer alle total zerwurschtelt herum laufen. ;D

Sanne

Hmm - ich würde sagen, sie machen alles, was Du auch machst, wenn Du Dich unterhälst.

Kaffe trinken, aus dem Fenster schauen, Musik im Hintergrund hören, den Hund bellen hören ... etc.

Solch einen Satz kann man doch immer mal wieder einschieben.

moonjunkie

Hi Sonnenblumenfee!

hmm, also man könnte beschreiben: wie sie stehen, ob sie gehen/sich hinsetzen/an den Kopf fassen/gestikulieren/mit Händen fuchteln/auf etwas zeigen/sich wegdrehen/rot werden. Die Blicke beschreibe ich auch meistens noch. Natürlich kann man auch Sachen mit reinbringen, was die Charas drumherum so machen (Gemüse schnippeln, spielen, Fernsehprogramme durchzappen, was halt so passt).

Ich nehme auch oft so Sachen wie Augen verdrehen oder staunend den Mund auflassen. Aber ganz oft habe ich auch - wie Du - lachen oder lächeln dabei. Nicken glaube ich ganz selten, witzigerweise...

Das fällt mir jetzt grade so dazu ein. Hoffe es hilft was weiter...

LG
moonjunkie

Farean

Was sich bei mir bewährt hat: gib deinen Charakteren für jede Szene einen "Spielball", d.h. einen Gegenstand oder eine Tätigkeit, mit dem/der sie gerade beschäftigt sind. Aus der Interaktion mit dem Spielball ergibt sich automatisch eine reichhaltige Gestik.

Schnell improvisiertes Beispiel:
Zitat
"Ich kann mir denken, was du meinst." Mit hintergründigem Lächeln drehte sie das Stielglas zwischen den Fingern. "Aber was du willst, ist teuer."

"Am Geld soll es nicht liegen." Seine Hände spielten unruhig weiter mit dem Saum des Handschuhs. [...]

Luna

#5
Zitat
Die Augenbrauen heben!
Ich bin selbst immer total überrascht, wieoft ich diese Geste mache, ohne dass ich es bemerke.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor ;D.
Oh, und fieses Grinsen, das kenne ich auch.

herumlaufen, an einem Becher Wein nippen, mit der Faust auf den Tisch hauen, mit dem Fuß stampfen, an den Haaren zwirbeln, sich durch den Bart fahren, Knöchel knacken lassen, geistesabwesend Gegenstände betrachten, durchdringend ansehen, Krümel von der Weste wischen.....Das würde mir so als Abwechslung einfallen.

sirwen

Zitat von: zDatzeDie Augenbrauen heben!
lol, das kommt bei Malinches Kondorkindern in der Rohfassung auch ca. 47 Mal vor oder so. Man soll es dann doch nicht übertreiben ^^.

Bei mir verdrehen sie dafür gerne die Augen, beissen sich auf die Lippen, schlucken, streichen sich Haarsträhnen aus dem Gesicht, entblössen ihre Zähne, tippen ungeduldig mit Finger auf etwas ...
Und natürlich Tee trinken.

Hanna

Augenbrauen hochziehen habe ich auch übertrieben oft. Und an der Unterlippe nagen. Spöttisch den Mund verziehen. Stirnrunzeln.

Ich fürchte, ich wiederhole mich da auch zu oft. Ich werde mal versuchen darauf zu achten, was ich selbst so mache und mir eine Liste erstellen.
#notdeadyet

Luna

Zitat von: Farean am 10. März 2011, 10:11:53
Was sich bei mir bewährt hat: gib deinen Charakteren für jede Szene einen "Spielball", d.h. einen Gegenstand oder eine Tätigkeit, mit dem/der sie gerade beschäftigt sind. Aus der Interaktion mit dem Spielball ergibt sich automatisch eine reichhaltige Gestik.

Davon rate ich wiederum ab. Es mag passen, wenn sie manchmal etwas haben, an dem sie "herumspielen", aber wenn das in jeder Szene, in jedem Dialog vorkommt, dann wirken die Charaktere generell sehr unruhig. (Wenn man das bezwecken will, ist das natürlich eine andere Sache).

Normalerweise schauen sich deine Charaktere an, wenn sie miteinander reden oder nicht. Gerne bewegt man die Hände um das Gesagte zu unterstreichen, man lässt vielleicht auch seinen Blick schweifen, macht nebenher was anderes (wie es ja auch bereits schon vorgeschlagen wurde).
Manche gespräche passieren beim Essen oder Trinken. Manche Dinge sind deinen Charakteren unangenehm, so dass sie Blicke meiden. Sie heben und senken die Lautstärke der Stimme. Vielleicht schlagen sie auch einmal wütend auf den Tisch oder gegen die Wand. Laufen unruhig auf und ab.
Es gibt auch welche, die ständig irgendetwas anderes machen oder in den Fingern haben müssen (siehe Faeran) aber nicht alle!
Es gibt vieles, was vielleicht auch natürlich kommt, wenn du dir die Szene wie einen Film im Kopf vorstellst - und du nicht nur auf das Gesicht fokussierst, sondern auf die ganzen Charaktere. Schließlich findet drumherum auch etwas statt - was mir spontan dazu einfällt ...

Zitat
"Ist es hier ständig so unruhig?", rief er über die Lautstärke im Raum hinweg.
"Nein", antwortete sein Gegenüber. Er beugte sich leicht zur Seite, um einem fliegenden Stuhl auszuweichen, nahm seinen Krug und trank einen Schluck Bier. "Nur während Schlägereien!"

Artemis

#9
Um dieses Problem zumindest teilweise zu umschiffen, habe ich mir selber eine Falle gegraben, indem ich eine Dryade einführte, die keinerlei menschliche Mimik kennt - und anwendet. Somit bin ich automatisch gezwungen, abgedroschene Mimiken durch Gesten zu ersetzen - und das ist schwerer als man denkt O.o

Dafür kann ich Gefühlsreaktionen aber wesentlich besser auffangen, weil ich mir Gedanken machen muss, wie man die Sprache der Mimik gewissermaßen "übersetzt". Wie lacht man mit den Händen? Wie spottet oder zweifelt man? Zorn und Trauer sind noch relativ einfach, aber je feiner die Gefühle sind, desto größere Probleme bekomme ich beim Schreiben. Dafür macht es aber irre viel Spaß  :)
Ich hatte von Anfang an versucht, der Dryade leicht authistische Züge mitzugeben, so dass sie Gefühle anderer nicht deuten und nachvollziehen kann. Außerdem sind körperlose Begriffe wie Glück und Freude unbekannt für sie. Mit diesen Faktoren muss man sich wesentlich mehr Mühe geben, eine komplexe Gefühlswelt deutlich zu machen. Und es hat mir zumindest den Stachel des "Augenbrauenhebens" und "Stirnrunzelns" gezogen *g*

Kuddel

Kennst du die Serie Lie to me? Dank dieser Serie bin ich auf Dutzende neue Gestikbeschreibungen gestoßen, die in die jeweilige Situation passen. 
Es ist wichtig, dass man nicht zu häufig dasselbe verwendet, aber sonst sind ja schon einige gute Sachen genannt worden.
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Farean

#11
Zitat von: AngelFilia am 10. März 2011, 10:30:27
Davon rate ich wiederum ab. Es mag passen, wenn sie manchmal etwas haben, an dem sie "herumspielen", aber wenn das in jeder Szene, in jedem Dialog vorkommt, dann wirken die Charaktere generell sehr unruhig. (Wenn man das bezwecken will, ist das natürlich eine andere Sache).
Das deckt sich soweit nicht mit meiner Erfahrung, aber vielleicht habe ich mich auch mißverständlich ausgedrückt:

Zitat von: AngelFilia am 10. März 2011, 10:30:27
Es gibt auch welche, die ständig irgendetwas anderes machen oder in den Fingern haben müssen (siehe Faeran) aber nicht alle!
Mit "Spielball" meine ich nicht zwingend, daß derjenige tatsächlich etwas in den Fingern hat, woran er "rumspielt". Es ist einfach ein drittes Element in der Szene, das etwas Dynamik hereinbringt. Der "Spielball" kann genausogut das Wetter sein, auf das der Charakter in irgendeiner Weise reagiert; ein in der Nähe hockendes Tier, das der Charakter versonnen beobachtet; die Menschenmenge ringsumher, die Action auf einer Theaterbühne etc., eben etwas außer dem Gesprächspartner, das in der Aufmerksamkeit des Charakters gerade eine Rolle spielt. Ich meinte bestimmt nicht, daß Sonnenblumenfee jetzt aus jedem ihrer Charaktere einen zerfahrenen, hyperaktiven Zappelphillipp machen soll. ;)

Kraehe

Naja, normalerweise läuft ja wirklich immer irgendwas neben dem Dialog her, würde ich sagen...

Zitat"Brauchst du was bestimmtes?", fragte er und schob die Hand in die Tasche des Toten.
"Nein", murmelte sie, während er die Leiche mühsam auf den Rücken drehte.

Das geht ja auch.
Oder jemand lacht zwischen durch.
Oder die Lippen schürzen kann man auch. Blinzeln. (Kennt ihr das? Habt ihr das mal beobachtet? Es gibt tatsächilch Leute, die während des Sprechens die Augen enorm lange zumachen oder so, gerade wenn sie untermalen wollen, dass es wichtig ist oder so...)
Sich die Brille die Nase hochschieben könnte ein Chara in einem vergleichsweise modernen Projekt,
Einer meiner Protas fährt sich immer mit der Hand durch die Haare/Streicht sich die Haare aus dem Gesicht/hinters Ohr.
Sie können auch die Hände einfach ineinander gelegt haben oder die Finger verschränkt und diese Position häufig ändern (klar, dann kommt mehr Unruhe von dem Chara her.)
Oder die Schultern rollen (wenn einer gerade einen verspannten Nacken hat? :D)
Sich kratzen: am Arm, am Kinn, an der Wange, Stirn, Kopf...
Die Augen können einfach blitzen/Kleine Falten bilden sich um die Augen... subtiler halt als ein direktes Lachen o.ä....
(aber ich sollte glatt mal nachsehen, wie ich das sonst so umsetze...)

Sonnenblumenfee

Wow, das sind ja schon ganz viele Ideen. Da werde ich mir mal eine schöne Liste draus basteln.

Zu den "Spielbällen": so wie du das beim zweiten Mal beschrieben hat, ist das sehr hilfreich. Muss man ja nicht immer machen, aber ab und an werde ich das bestimmt mal einbauen.

@Kuddel: Lie to me hab ich ein paar Mal angeguckt, aber mir haben die Charas überhaupt nicht gefallen. Aber sich das zu Recherchezwecken noch mal anzugucken ist wirklich eine gute Idee.

ZitatNaja, normalerweise läuft ja wirklich immer irgendwas neben dem Dialog her, würde ich sagen...
Nicht unbedingt. Bei meinem momentanen Projekt zum Beispiel darf meine Prota das Haus nicht verlassen. Sie hat auch keine Aufgabe oder so. Sprich: das einzige, was sie den ganzen Tag macht, ist, Leute zu beobachten oder mit jemandem zu reden.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Rosentinte

Hallo,
(ich hoffe, das wurde nciht schon vorher genannt): Adern können auf der Stirn pulsieren, Nasenflügel zucken, Lippen zusammenpressen / Mund offen stehen lassen, auf einem Stuhl wippen, mit Fingern/Füßen trommeln...
ansonsten werde ich die Liste auch mal durcharbeiten, bei mir gibts nämlich auch nur nicken und lächeln...
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)