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Sterbende Figuren

Begonnen von Manja_Bindig, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Manja_Bindig

Dieses Thema ist kein akutes Problem.
Es ist - für mich jedenfalls - auch kein technisch-handwerkliches Problem(eher ein emotionales).
Und trotzdem hat es was mit dem Schreiben zu tun.

Falls es trotzdem nciht in das hierige(was für ein Wort) Forum gehört, haut mir bitte eins auf den Deckel.

Eine Frage an alle - was tut ihr, wenn ihr Figuren töten müsst, weil es die Handlung erfordert oder die Charas - brutal ausgedrückt - nciht mehr gebraucht werden? Weint ihr um sie? Hört ihr einen Tag oder so auf mit Schreiben, um still zu trauern(ja, drastisch...)
Ich erinnere mich noch sehr gut an einen morgen, halb sieben vor zwei jahren.
Wie imemr saß ich in der Küche, schrieb vor mich hin, ganz selbstvergessen - und ließ meine Zwillinge Mendrik und Mavrud sterben, zwei Charas, die ich über alles geliebt habe. Der tod war storytechnisch nötig, außerdem gab er eienn Spannungsbogen ab - aber trotzdem hab ich mcih erst gesträubt, dann doch geschrieben und schließlich geweint. Besonders weil Mendrik relativ schnell tot war, Mavrud aber erst nach ziemlichen Qualen abgetreten ist(und Mavrud war immer schon mein Liebling).
Ich hab wirklich dagehockt und geheult, bis meine Mutter herunterkam und gefragt hat, was denn los sei.

So ist es, wenn ich Charas töte.
Genauso Rinyl... ich hab mich geweigert, ihn am anfang von "Seelensuche" zu töten, obwohl sein Tod eine Grundlage für die Handlung ist. Ich musste mich schon bei der rückblende arg überwinden... und der gute Mann, den Rinyl egoistisch wie er ist, zurückgelassen hat, hat ziemlich viel von meiner Traurigkeit abbekommen.

Und wenn man bedenkt, dass mir Sterbeszenen hin und wieder doch leicht fallen und das immer dann passiert, wenn meine eigentlich überwundenen Suiziden Phasen wieder anklingen... (wobei das gut ist - solang ich Figuren töte und nciht mich selber... *tropf*)

Also, auspacken. Wann schreibt ihr Sterbeszenen, wann fallen sie euch leichter, wann nicht? Trauert ihr um Figuren?

*den Casettenrecorder auspack und auf "Aufnahme"-Taste drück* *Mikrophon hinhalt*

Lastalda

Ich habe noch nicht so oft Figuren sterben lassen. Gerade bei Hauptfiguren weigere ich mich im Allgemeinen (wenn auch nicht immer; wenn ich irgendwann das 12. Kapitel von "Schwerttänzers Lied" erreichen sollte, steht mir da ganz was Feines bevor).

So richtig in Erinnerung geblieben ist mir eine Sache, wo ein Kind für den Fortgang der Handlung sterben musste und ich sie einfach nicht sterben lassen wollte... Aua, das tat weh.
Geweint habe ich nicht. Aber ich weine auch selten um meine Charaktere, wenn ich ihnen viel schlimmere Sachen als den Tod antue... ::) Aber ich musste mich physisch dazu zwingen, das zu schreiben.

Ob und wann sowas leichter fällt, dazu kann ich nichts sagen - einfach zu wenig Erfahrung. Aber ich glaube, wenn sie gut werden soll, dann darf eine Sterbeszene nciht leicht fallen. Umso schwerer sie Dir als Autor fallt, umso mehr Du trauerst, destoo mehr wird sich (hoffentlich) davon auf den Leser übertragen.

Silvia

Also bisher mußte ich kaum Charas umbringen. Bei einem fiel es mir echt schwer, weil er in den Kapiteln zuvor so richtig zu leben anfing und als dann seine Stunde schlug, was auch sein mußte, mußte ich mir einen richtigen Ruck geben.
Als es dann vollbracht war *Friede seiner Asche* habe ich mir erstmal ein Glas Wein gegönnt ;-)
Aber das war auch schon alles.
Vermissen tut man die Charas trotzdem, vor allem, wenn man sich später überlegt, was für Möglichkeiten es noch gegeben hätte, wäre er lebendig geblieben ...

Elena

Ich habe nur zweimal Hauptfiguren getötet, aber so richtige Probleme hatte ich damit nie. Da ich es ja von Anfang an wusste, konnte ich mich gut damit abfinden.
Das ist auch im realen Leben so, habe ich gemerkt: Wenn ich etwa ein halbes Jahr vorher schon weiß, dass jemand sterben wird, dann habe ich dieses halbe Jahr Zeit dafür, mich damit abzufinden, und das klappt ganz gut.

Bei Hauptcharakteren ist es ja sowieso schwer, sie nicht kurz vor Schluss sterben zu lassen, weil die Geschichte dann zu Ende wäre. Und da ich mich am Schluss sowieso von ihnen trennen muss (ich schreibe keine Fortsetzungen), macht es keinen Unterschied, oder?

Liebe Grüße,

Elena

Rei

Sagen wir es so: Wenn ich von anfang an weiß, die und die Figur muß draufgehen, dann ist es nicht ganz so schlimm, als wenn sich die Geschichte von alleine entwickelt, sprich: ohne, daß ich die geschichte großartig geplant habe...

Aber im Grunde genommen tut es immer ein wenig weh, ob geplant oder nicht geplant. So ging es mir bei Alana. Vier Jahre lang hat sie mich begleitet und umgekehrt. Ich wußte, daß der Tag kommen würde, an dem ich sie opfern würde. Vielleicht hat ihre Geschichte daher soviel Zeit in Anspruch genommen. Ich wollte sie nicht töten, aber es mußte sein. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, nicht nach allem, was passiert ist.

Aber geweint habe ich nicht. Auch nicht bei anderen Figuren, so tragisch sie auch aus dem Leben scheiden mußten. Ich muß zugeben, daß ich beim Lesen nie weine, dann schon eher bei Filmen (Bollywood... *seufz*), die mir wirklich ans Herz gehen. Oh, obwohl... Beim Buch "Wüstenplanet" mußte ich heulen, als Paul weggegangen ist... Aber auch nur, weil ich damals dermaßen in den Darsteller des Paul aus dem Film "Dune" verknallt gewesen war... Und wenn der Geliebte geht... *heul*

Termoniaelfe

Ich denke, dass ist bei mir der Grund, warum ich den zweiten Teil vom Hüter einfach nicht weiter schreiben kann oder will. In diesem Teil wird Kathys Mutter sterben, da es von der Geschichte her so sein muss. Aber beim Gedanken daran ist mir schon irgendwie komisch. Ich hatte am Schluß des ersten Teils schon so eine ergreifende Szene, als Kathy den Geist ihres verstorbenen Vaters zum ersten Mal sieht und ihn unter Tränen bittet da zu bleiben. Noch bevor ich diese Szene zu ende geschrieben hatte war ich schon am Heulen. Ich denke, dass man als Autor eine ganz besondere Beziehung zu seinen Charas aufbaut und deshalb fällt es einem so schwer loszulassen.

LG
Termi

Jules

Bei 'Syrin' wusste ich ab dem zweiten Kapitel, dass sie sterben würde und die zweite Hauptperson zurückbleiben würde, allein gelassen und ungeliebt...das war jetzt nicht so schlimm, aber ich habe im Moment das Problem, dass irgendwo in 'Stein' oder 'Asche' eine der Nebenhauptpersonen sterben muss. Da nur zwei in Frage kommen, die ich 'opfern' könnte, ist der Kreis, wer denn jetzt nun von diesem elenden Verräter hingemeuchelt wird relativ klein, aber das macht es mir umso schwerer...die beiden sind ein Paar und ich kann entweder den Mann töten (*heul* *schluchz*) oder die Frau umbringen, die er liebt. (und dann wid er mich hassen und er wird ganz furchtbar traurig sein und...) Das ist eine Entscheidung, bei der es mir im Moment ein wenig mulmig wird, vor allen Dingen, da ich gerade dabei bin, beide zu charakterisieren und ihnen Hintergrundinfos zu geben. Wer stirbt? Oh mein Gott, das ist irgendwie ein wenig krank...
Gut, und es wird das gesammte Dorf, sammt Mutter und Freunden niedergebrannt, was die Hauptperson am Anfang von 'Asche' mitbekommt. Und eine meiner Lieblingspersonen stirbt, allerdings wird er vorher noch betrogen und er stirbt nicht so wie jeder andere, sondern ist auf einmal einfach nicht mehr existent, als hätte man ihn ausradiert...neeeeeein! Rajik! Nicht sterben... Gut, ich weine auch nicht, aber ich werde wirklich extremst depressiv. Irgendwie sterben zu viele bei diesem Buch...

Manja_Bindig

Momenan ist es eher eine verarbeitung... ich lasse den armen alten Lehrer meiner Zwillinge langsam sterben, genauso wie jemand aus meiner Verwandschaft bis vor kurzem dahingesiecht ist(es war am ende nicht mehr als das - und genau DESWEGEN bin ich für Sterbehilfe). Man kann es mit einer art Krebs vergleichen... aber naja.
Besonders schlimm geht es nicht einmal Mirash, der hat sich mit dem Kommenden ausgesöhnt und er hatte schon extrem viel länger, als man gedacht hätte.
Schlimmer ist es eher für seine Schüler(für die war er fast ein Vaterersatz) und für seine Freundin(die gleichzeitig seine Ärztin war, deswegen ist es für sie noch schlimmer)
Das ist das schwierige... das leid und die Verzweiflung, die sich da breitmacht, wenn man jemanden verliert, den man über alles geliebt hat.

Moni

Bisher habe ich noch niemanden "umgebracht", aber das wird noch kommen. Allerdings kann ich jetzt noch nicht sagen, wie ich mich dann fühlen werde....

Lg
Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
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Roland

Bei mir stirbt eigentlich in fast jeder Geschichte jemand, ich weiß auch nicht, wie das kommt  :P
Ich verspüre persönlich nicht viele Emotionen, versuche aber, sie beim Leser auszulösen. Das mache ich nicht etwas in der Form, dass ich drei Seiten lang beschreibe, wie er/sie genau starb, alles genau beschreibe und haargenau irgendetwas sage, das sich ereignet hat. Ich mache das meistens ziemlich kurz und schildere es auch oft etwas härter. Vielleicht ist das mein Stil, ich weiß nicht. Meinen Testlesern gefällt es :) Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich mit meinem Geschriebenen eher im Gruselbereich befinde und nicht direkt im totalen Fantasybereich.

                                Lg Wulli!

Möchtegernautorin

Greetings auch <lippenschürz>

Hmm.. und ehrlich zu sein, ich glaube ich habe schon lange keine Sterbeszene mehr geschrieben. Das mag wohl einfach damit zusammenhängen, dass ich derweil eher an Kurzgeschichten arbeite, denn an einem langen Werk. Auch wenn es da irgendwie zwei Sachen gibt, die ich endlich einmal schreiben muss.
Die Charaktere, die bisher ums Leben gekommen waren, waren keine an denen ich sehr gehangen hätte. Das Schreiben fiel mir dahingehend recht leicht. Es hat mich zwar mitgenommen und ich war danach nur fertig und hab den Tag gar nichts mehr geschrieben, sondern lieber in die Glotze gestarrt <hüstel> Aber... es ging leicht von der Hand.

Ich gebe allerdings zu, dass ich... mir bei den wichtigen Charas auch überlegt habe, wie sie denn sterben werden. Es steht alles fest, dass wann, das wo und das wie – auch wenn es meinem Mann gelinde gesagt gar nicht passt, dass ich überhaupt jemandem sterben lassen will – Nur... geschrieben ist es noch nicht. Und es steht in den Sternen, wann ich mich daran traue das auch wirklich niederzuschreiben. Ich vermute, das würde mich sehr mitnehmen. Es sind immerhin drei meiner aller liebsten Charaktere, ei denen ich es genau weiß... aber ich glaube da habe ich mir einen Satz zur Devise gemacht: Spür' das Glück der Traurigkeit.. Eine gewisse Dramatik mag ich einfach gerne.


Jule
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Manja_Bindig

Ah, da kennt jemand TdV. *grins*

Gestern hab ich wieder geheult... Mirash ist tot.
Seine Freundin und meine Zwillinge versinken momentan in Verzweiflung. Und mavrud geht so weit, dass er alles runterwürgt, was in ihm los ist und sich sehr um die "Trauerkollegen" kümmert(he, er redet nciht mal mit seinem Bruder über SICH) - also ungefähr so, wie ich an diese Dinge herangehe. Runterwürgen, verdrängen, sich um andere kümmern(und jetzt fangt mir nciht an, dass das ungesund ist, das mach ich schon immer so und bis jetzt hats mir gut getan).

Das ist allgemein das wirklich interessante - nciht der ttod und das Sterben selbst, sondern die Wunde, die das Verlieren den zurückgelassenen zufügt.

Zealot

Mein Problem ist momentan eher umgekehrt.
Ich habe einen Char erschaffen den ich selbst so hasse und verabscheue, dass ich kaum erwarten kann ihn endlich möglichst Qualvoll ableben zu lassen.
Er ist ein rassist, ein Sexist und ein richtiger Kotzbrocken... Das problem ist, das er mich ablenkt, weil ich sobald ich anfange von ihm zu schreiben anfange nachzudenken was wohl die beste Sterbeversion für ihn wäre...  ???

Roland

Wenn du ihn so beschreibst, dass die Leser ihn als als schrecklich nervend empfinden, dann viel Spaß beim qualvollen Tod (oder kurzen Tod, der oft besser und brutaler wirkt). Wenn nicht, solltest du dir überlegen, wie er stirbt, weil der Leser sonst sehr sehr sauer werden kann, wenn es zu grotesk aussieht....:D

Lg Wulli!

Zealot

naja, ich hab mir inzwischen überlegt das der Tod tatsächlich ziemlich schnell gehen wird, nur die Angst die er vorher durchmachen wird, die wird's ihm richtig geben. Ich lasse ihn etwas in seinem Angstschweiss baden, als kleine Rache dafür, das er mich dazu gebracht hat aus einer Story die als Kurzgeschichte geplant war, nun doch ein grösseres Projekt zu machen!! ;D