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Die schicksalsträchtige Zufallsbegegnung

Begonnen von Maja, 03. April 2013, 19:33:20

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Maja

Da ich gerade selbst vor einer entsprechenden Plotentscheidung stehe, würde ich gerne mit euch ein bisschen über das arg überanspruchte Element des Zufalls im Fantasyroman diskutieren, und zwar im Zusammenhang mit Begegnungen. Natürlich, irgendwie muss man seine Figuren schon zusammenbringen - aber wie wahrscheinlich ist es, dass der Typ am Nebentisch in der Kneipe ausgerechnet der rechtsmäßige Prinz von XY ist? Oder dass die Helden ausgerechnet in den einen Magier hineinlaufen, der sein ganzes Leben lang den Dämonen erforscht hat, der ihnen gerade das Leben schwer macht?

Nicht nur im Herrn der Ringe gibt es solche Begegnungen, ich bin schon in den verschiedensten Büchern darüber gestolpert und habe selbst allzu oft mit diesem Element gearbeitet, weil ich nicht wusste, wie ich meine Figuren sonst hätte einbauen können, und natürlich gibt es eine besondere Gruppendynamik, wenn die Heldengruppe zufällig zusammengewürfelt wird, während man gleichzeitig will, dass alle Figuren auch einen Bezug zum Plot haben sollen und das am besten auch schon in ihrer Vergangenheit. Nur die Plausibilität bleibt dabei oft auf der Strecke - nicht nur für die erste Begehnung, sondern auch fürs zufällige Wiedersehen.

Ein Beispiel aus meinem Romanerstling "Eine Flöte aus Eis":

  • der vermeintlich lahme Bettler, den die Helden vor einem Lynchmob retten, ist in Wirklichkeit der Prinz von Thoria
  • nachdem der sich zwischenzeitlich von der Gruppe getrennt hat, müssen ihn die Helden zwei Kapitel später in einer anderen Ecke des Landes wiederum retten, diesmal vom Pranger
  • und auch, als sich ein Anderer aus der Gruppe verabschiedet, kommen die Helden kurze Zeit später an genau dem Bauernhof vorbei, wo der Kerl sich als Erntehelfer verdingt, und die Party kann weitergehen
Und das alles ohne Handys und GPS!

Damit habe ich, denke ich, mein Kontingent an Zufallsbegegnungen nicht nur ausgeschöpft, sondern gleich überstrapaziert. Dummerweise stehe ich gerade vor genau der Situation, dass meine Heldin dringend Hilfe benötigt, die sie eigentlich nur vom Grauen Jäger bekommen kann. Sie kennt ihn schon aus früheren Kapiteln, an der Kontaktaufnahme würde es nicht scheitern - aber der Bursche durchpflügt wie ein braver Waldläufer ein Gebiet von ca. 50 Quadratkilometern - und dann soll er, nachdem Anata vor drei Monaten auf der anderen Seite des Sees vor ihm geflohen ist, ausgerechnet jetzt da auftauchen, wo sie jetzt ist, nur weil sie ihn gerade brauchen kann?

Das kommt mir, nachdem ich drei Tage lang überlegt habe, warum der Jäger und sie das gleiche Ziel haben könnten, so unplausibel vor, dass ich es unter allen Umständen vermeiden will. Aber andererseits habe ich diese Figur ziemlich prominent eingebaut, dass Leser es mir vielleicht auch übelnehmen würden, wenn er gar nicht mehr vorkommt. Eine Zwickmühle, für die ich aber schon eine Lösung im Hinterkopf habe. Mich interessiert gar vor allem, wie ihr selbst mit diesen Zufallsbegegnungen verfahrt, sowohl als Autor, als auch als Leser. Benutzt ihr sie? Nerven sie euch? Und was kann man als Autor tun, um sie zu umschiffen?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Coppelia

#1
Mich ärgert eine zufällige Begegnung eigentlich nicht. Wenn sie sich aber ständig wiederholt, werde ich schon etwas unwillig. Ich muss zugeben, dass ich beim Lesen nicht ständig die Logik des anderen Buchs hinterfragen. Damit fange ich nur an, wenn mir etwas ins Auge springt. Meist achte ich vor allem darauf, ob das Handeln der Figuren sinnvoll motiviert ist.

Zufällige schicksalsträchtige Begegnungen versuche ich beim Schreiben aber zu vermeiden. Ich überlege mir, warum die beiden Personen gerade an diesen Ort gekommen sind, was ihre Motivation ist, was sie vorher getan haben. Oft gibt es ja gute Gründe, warum mehrere Leute zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort kommen - zum Beispiel, weil da gerade etwas Aufregendes oder sonstwie Bedeutendes passiert. Weil sie derselben Sache auf der Spur sind. Oder vielleicht auch nur, weil es etwas umsonst gibt.

Leider habe ich aber auch einige solcher zufälliger Begegnungen in "Halbe Sachen", die mir ziemlich sauer aufstoßen. Es ist nicht einmal ganz unmöglich, dass sich die Leute begegnen - immerhin jagen mehrere Parteien derselben Sache nach und folgen denselben Spuren - aber dass sie sich trotzdem mehrfach über den Weg laufen, sodass sich die Handlung in eine bestimmte Richtung entwickeln kann, ist vermutlich etwas zu gewollt.

Zitatund auch, als sich ein Anderer aus der Gruppe verabschiedet, kommen die Helden kurze Zeit später an genau dem Bauernhof vorbei, wo der Kerl sich als Erntehelfer verdingt, und die Party kann weitergehen
Das zum Beispiel finde ich jetzt gar nicht so furchtbar unlogisch - wenn der Bauernhof auf dem Weg liegt und der "Abtrünnige" vorausgegangen ist, ist es doch denkbar, dass sie ihn dort wiedertreffen, oder? Kommt aber sicher auf den Kontext an.

Joel

#2
Ob mich Zufallsbegegnungen als Leser stören, hängt maßgeblich von zwei Dingen ab:

1.) Die Wahrscheinlichkeit der Begegnung
Es gibt solche Zufälle und solche Zufälle - ob sich Protgonisten, Antagonisten, Nebenfiguren etc. in einem überschaubaren Setting über den Weg laufen (zum Beispiel einem kleinen Stadtstaat) oder in einer riesigen Welt, in der Punkt A und Punkt B meilenweit voneinander entfernt liegen. In einer Stadt ist es zum Beispiel sehr viel wahrscheinlicher, dass man sich einmal zufällig über den Weg läuft, als auf einem Kontinent, darum stehe ich solchen Zufallsbegegnungen weniger skeptisch gegenüber als letzteren (siehe zum Beispiel "Die Herren von Winterfell" - da trifft Catelyn Stark zufällig in einem Gasthaus auf halbem Weg zwischen King's Landing und der Mauer ausgerechnet auf Tyrion Lannister).

2.) Die Häufigkeit des Zufalls
Ein oder zwei Zufälle sind OK - immerhin ist es ja Zufall! Wenn sich das ganze aber wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, würde mich als Leser das Gefühl beschleichen, dass der Autor sich nicht weiter zu behelfen wusste, als immer wieder auf solche Zufälle zurückzugreifen, um seinen Plot voranzubringen - und das wiederum würde mir als Autor zu denken geben, warum ich denn überhaupt mehrmals auf einen Zufall angewiesen bin.

Als Autor habe ich bisher noch nicht auf zufällige Begegnungen zurückgreifen müssen, was aber vermutlich auch damit zusammenhängt, dass meine Projekte meist an einem Ort angesiedelt sind und die Figuren nicht groß herumreisen. Ich glaube, ich würde tatsächlich auch nur im Notfall auf den "Zufall" zurückgreifen, weil ich sonst befürchten würde, dass die Leser quasi ein Reißbrett hinter dem Plot sehen würden oder der Zufall so gestellt herüberkommt, dass die Natürlichkeit des Romaninhaltes flöten gehen würde.
 

Maja

Zitat von: Coppelia am 03. April 2013, 20:04:43
Das zum Beispiel finde ich jetzt gar nicht so furchtbar unlogisch - wenn der Bauernhof auf dem Weg liegt und der "Abtrünnige" vorausgegangen ist, ist es doch denkbar, dass sie ihn dort wiedertreffen, oder? Kommt aber sicher auf den Kontext an.
Wenn er vorausgegangen wäre, ja. Aber er hat sich im zehnten Kapitel von verabschiedet, weil er keine Lust mehr auf Abenteuer hatte und sich nach ganz normalen Menschen sehnte, und da war das Wiedersehen schon etwas plötzlich. Ich habe das allerdings damit entschuldigt, dass mein Magier ja mit seiner Kristallkugel vorhersehen konnte, wo die fehlenden Helden gerade sind, und dann die Gruppe zufällig dort vorbeikommen lassen - nur, dass ich das im Buch nicht so kommuniziert habe.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ryadne

Ich bin bei dem Thema etwas zwiegespalten.
Wenn sich "Zufallsbegegnungen" erst beim zweiten Auftauchen als bedeutsam herausstellen, ist mir das oft viel zu unzufällig, wodurch die Spannung gekillt wird. Andererseits können sie bei kluger Konstruktion zum Einen auch Spannung aufbauen und zum Anderen bin ich es schon so gewöhnt, dass Figuren nicht wie im normalen Leben einfach mal zwischendurch auftauchen, sondern dann auch eine tragende Rolle spielen, dass ich inzwischen richtig enttäuscht bin, wenn dem mal nicht so ist. Wenn so eine Figur kurzzeitig eine größere Rolle einnimmt und dann ganz von der Bildfläche verschwindet, ist es ja auch schon insofern doof, als man wissen will, was aus ihr geworden ist.

Beim Schreiben habe ich insbesondere solche Begegnungen vermieden, die sich beim zweiten (dritten,...) Zusammentreffen erst als bedeutsam erwiesen haben, weil ich das zu klischeehaft fand, aber inzwischen nutze ich sie gelegentlich,

  • weil manchmal Testleser sich entsprechend enttäuscht oder sogar irritiert gezeigt haben, wenn Figuren aufgetaucht sind und dann keine größere Rolle mehr gespielt haben
  • weil solche Figuren gute Platzhalter sind; wenn ich im Schreibverlauf feststelle, dass irgendwo noch eine Triggerfigur fehlt, dann greife ich dafür gerne auf solche zunächst evtl. neutral und namenlos gehaltenen "Platzhalter" zurück. Manchmal verselbstständigt sich das auch einfach, weil ich Figuren lieb gewinne, dann bekommen die automatisch eine größere Bedeutung auf die Backe gedrückt als ursprünglich geplant. 
    Ich könnte mir vorstellen, dass Joanne K. Rowling viel mit solchen Platzhalter-Figuren gearbeitet hat und da finde ich es wirklich genial gemacht, wie kleine Bemerkungen etwa zu Sirius Blacks Motorrad im Verlaufe der Handlung eine viel größere Bedeutung bekommen, als man es zuerst gedacht hätte

Gerade bei auffälligen Begegnungen sollte man aber schon dosiert vorgehen, finde ich. Es mag verpönt sein, tragend erscheinende Figuren sich letztlich als nichtig erweisen zu lassen, aber noch seltsamer ist es, wenn Zufallsbegegnungen überhand nehmen. Wenn nur ein oder zwei solcher Begegnungen auftauchen, kann das Spannung erzeugen, aber es kann eben auch schnell nervig werden. Besonders, wenn dabei noch große Entfernungen eine Rolle spielen. Je nachdem kann das dann vielleicht wirklich mit Schicksal, Götterwille und blabla begründet werden, aber sowas passt nicht in jede Welt.

Seltsamer noch als schicksalsträchtige Zufallsbegegnungen finde ich übrigens zufallsträchtige Zusammenkünfte. Wie als in "Der Hobbit" die Zwerge zufällig gerade zur richtigen Zeit in Bruchtal ankommen, um diesen Text entschlüsseln zu können, der nur bei einer bestimmten Mondphase sichtbar wird.  ::)

Zitat von: Coppelia am 03. April 2013, 20:04:43
Leider habe ich aber auch einige solcher zufälliger Begegnungen in "Halbe Sachen", die mir ziemlich sauer aufstoßen. Es ist nicht einmal ganz unmöglich, dass sich die Leute begegnen - immerhin jagen mehrere Parteien derselben Sache nach und folgen denselben Spuren - aber dass sie sich trotzdem mehrfach über den Weg laufen, sodass sich die Handlung in eine bestimmte Richtung entwickeln kann, ist vermutlich etwas zu gewollt.

Gerade in so einem Fall (falls ich ihn richtig verstehe) finde ich es aber auch immer schade, wenn keine solchen Begegnungen auftauchen, weil ich es immer spannend finde, wenn die Figuren aus unterschiedlichen Handlungssträngen aufeinandertreffen. Das ist dann wie ein Crossover aus verschiedenen Romanen. 
Zum Beispiel habe ich in "Der Schwur des Sommerkönigs" die ganze Zeit gehofft, dass Joel (Handlungsstrang 1) und die anderen Engel (Handlungsstrang 2) aufeinander treffen, obwohl sie an ziemlich unterschiedlichen Orten tätig waren. Als es dann tatsächlich zum Zusammentreffen kam, wirkte das zwar bisschen konstruiert, aber da war mir das dann egal - Hauptsache, ich hab sie mal in der Interaktion zusammen erlebt, was interessiert mich da Realismus. ;)

Fianna

#5
Zitat von: Maja am 03. April 2013, 19:33:20
Das kommt mir, nachdem ich drei Tage lang überlegt habe, warum der Jäger und sie das gleiche Ziel haben könnten, so unplausibel vor, dass ich es unter allen Umständen vermeiden will.
Könnte er nicht ein anderes Ziel haben, dessen Weg ihn dort vorbei führt - und als sie ihn um Hilfe bittet, stellt er seine Mission für ihre kurz zurück, um ihr zu helfen?

Also er will eigentlich woanders hin, läuft da aber aus irgendwelchen Gründen vorbei (Wasserquelle etc) und stoppt dann und geht mit ihr später wo auch immer hin....

Mondfräulein

Ich vermeide Zufallsbegegnungen wo es geht, Zufallsbegegnungen sind ein Grund, warum ich immer noch wie blöd am Plot meines Romanes bastle. Natürlich, es wäre so viel einfacher, einfach zu sagen, dass mein lieber Straßendieb zufällig in London ist und dort auf Maria trifft, aber es macht einfach keinen Sinn, wenn man etwas länger darüber nachdenkt. Er reist überall in der Welt herum, warum sollte er gerade dann nach London kommen, wenn sie dort ist und die anderen Dinge geschehen, die vom einen zum anderen führen? Eben, Zufall. Zu viel des Zufalls.

Zufallsbegegnungen zu vermeiden bedarf schlicht einer ganzen Menge Plotarbeit. So wie ich das sehe, sind Zufallsbegegnungen meistens nur Bretter, die über Plotlcher führen sollen, aber diese Bretter fallen auf und irgendwann brechen sie. Die Plotlöcher zu flicken ist mehr Arbeit und schwieriger, aber es lohnt sich. Nichts sollte man mit einem einfach "Just because!" begründen, Zufall ist in den meisten Fällen keine adäquate Begründung. Natürlich kann es sein, dass der Held zufällig mit einer Prinzessin zusammen trifft (siehe Aladdin) und dadurch in das Abenteuer seines Lebens hinein gezogen wird, da wäre eine Begründung dann doch nur gestelzt. Wenn eben jener Held dann aber auf einmal der Königssohn eines benachbarten Königreiches ist, der als Kind auf der Straße ausgesetzt wurde, wird es so langsam zu viel des Zufalls.

Es kommt darauf an, ob der Zufall hier der grundsätzliche Faktor ist, der das Geschehen auslöst oder aber nur dazu dient, um den eigentlichen Plot halbwegs realistisch voran zu bringen, ist der Zufall Mittel zum Zweck oder doch vielleicht ein eigener Plot Point? Geht es um einen Straßendieb, der eine Prinzessin trifft (zufällig!) und so in ein Abenteuer gerät oder eine Prinzessin und einen Straßendieb, die auf der Suche nach einem magischen Amulett (zufällig!) auf der Straße dem Wächter des Amuletts begegnen, der den entscheidenden Hinweis liefert?

Lovagh

Zufälle sind so eine Sache. Die Art und Weise wie sich Charaktere kennenlernen bzw. über den Weg laufen ist ja zumeist Zufall. Schwierig wird es, wenn die Charaktere zu "besonders" für den jeweils anderen sind, sich über den Weg zu laufen.
In dem Fall versuche ich persönlich einen guten Grund zu finden, warum die Charaktere sich über den Weg laufen.

Bei einem meiner Begegnungen war es leicht, da der eine des anderen Magie aus weiter Entfernung gespürt hat.
Bei einer anderen Begegnung jedoch ist es etwas komplex. Mein Prota findet zufällig einen Halbengel auf einer Insel. Der Halbengel war schiffbrüchig geworden und mein Prota ist außerhalb seines Bewusstseins auf die Insel gelangt. War es die Tatsache, dass die Insel die Heimat der Mutter meines Protas war oder dass die Seele meines Protas einst die eines Engels war?
Ich versuche zumindest irgendwie Schicksale zu verbinden, in die beide Charaktere verwickelt sind.

Maja

Zitat von: Fianna am 03. April 2013, 21:05:39
Könnte er nicht ein anderes Ziel haben, dessen Weg ihn dort vorbei führt - und als sie ihn um Hilfe bittet, stellt er seine Mission für ihre kurz zurück, um ihr zu helfen?
Das ist genau das, was ich vermeiden will. Genau dieses "in meinem fünfzig Quadratikilometer großen Revier, das ich zu Fuß durchstreife, komme ich gerade zufällig an der Stelle vorbei, wo ausgerechnet dieses Mädchen gerade meine Hilfe als Geisterjäger braucht". Es geht nicht um die Frage, warum er ihr helfen sollte, es geht darum, warum er ausgerechnet dann an ausgerechnet diesem Punkt sein sollte, nur weil der Plot ihn gerade da gerne hätte. Das ist doch, mit Verlaub, an den Haaren herbeigezogen!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ilargi

Kaixo,

Normalität ist Routine, wenn er sich so sehr nach normalen Menschen und einem normalen Leben sehnt, dann sehnt er sich nach Routine, was für mich bedeutet er wird fast zwangsartig versuchen seinem Leben eine Routine aufzusetzen, wie wäre es wenn er einen Wochenplan hat der ihn aus einem ganz alltäglichen Grund (beispiel: Einkaufen) an dieser Stelle jeden Tag vorbeiführt.

Ansonsten wenn Zufällige Begegnungen sich in der Geschichte nicht häufen habe ich keinerlei Problem mit solchen Sachen.

lg

Ilargi

Maja

@Ilargi
Auf was genau beziehst du dich? Ich finde in deinem Beitrag wenig Sinn...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ilargi

ZitatDamit habe ich, denke ich, mein Kontingent an Zufallsbegegnungen nicht nur ausgeschöpft, sondern gleich überstrapaziert. Dummerweise stehe ich gerade vor genau der Situation, dass meine Heldin dringend Hilfe benötigt, die sie eigentlich nur vom Grauen Jäger bekommen kann. Sie kennt ihn schon aus früheren Kapiteln, an der Kontaktaufnahme würde es nicht scheitern - aber der Bursche durchpflügt wie ein braver Waldläufer ein Gebiet von ca. 50 Quadratkilometern - und dann soll er, nachdem Anata vor drei Monaten auf der anderen Seite des Sees vor ihm geflohen ist, ausgerechnet jetzt da auftauchen, wo sie jetzt ist, nur weil sie ihn gerade brauchen kann?

Ich habe den fett markierten Satz so interpretiert das er sowas immer macht, also eine gewisse Normalität, sprich Routine dabei hat. Also kann er doch nach einer gewissen Zeit wieder an dieser Stelle vorbei kommen oder?

Ich meine jeder Jäger kümmert sich in Etappen um sein Gebiet, meine ich zumindest irgendwann mal gelesen zu haben. Ein 50 km² großes Gebiet ist nun mal von einem einzigen nicht an einem Tag komplett zu durchlaufen, das heißt er kontrolliert an einem Tag ein Gebiet von sagen wir 10 km² dann ist er alle fünf Tage an der gleichen Stelle.

Ist klar was ich meine? :-[

Fianna

Zitat von: Maja am 03. April 2013, 23:03:47
Das ist genau das, was ich vermeiden will. Genau dieses "in meinem fünfzig Quadratikilometer großen Revier, das ich zu Fuß durchstreife, komme ich gerade zufällig an der Stelle vorbei, wo ausgerechnet dieses Mädchen gerade meine Hilfe als Geisterjäger braucht". Es geht nicht um die Frage, warum er ihr helfen sollte, es geht darum, warum er ausgerechnet dann an ausgerechnet diesem Punkt sein sollte, nur weil der Plot ihn gerade da gerne hätte. Das ist doch, mit Verlaub, an den Haaren herbeigezogen!
Naja, wenn er eine "eigene" Mission hat, die er zu einem späteren Zeitpunkt auch weiter verfolgen wird, finde ich persönlich das nicht an den Haaren herbei gezogen...
Aber ich habe auch eine Schwäche für das Prinzip "Es passieren viele Geschichten gleichzeitig (von denen nur eine relevant für das Buch ist)", das spielt sicher in die Meinung hinein.

Maja

@Ilargi
Jetzt habe ich dich verstanden. Du hast zwei Beispiele durcheinandergewürfelt. Das eine ist Lonnìl aus der "Flöte aus Eis", der die Gruppe verlässt, weil er sich nach Normalität sehnt, und später auf wundersame Weise genau da gelandet ist, wo die Gruppe drei Monate später wieder vorbeikommt, wobei ich mich nur damit entschuldigen kann, dass dieses Buch älter ist als manche Mitglieder unseres Forums.

Das andere Beispiel, der aktuelle Fall, ist Devon aus "Geisterlied", der als der Graue Jäger das Gebiet um den großen See durchstreift. Er ist ein Fußgänger, und wenn das noch nicht ausreicht, stelle ich gerade fest, dass mich meine Mathematik verlassen hat und das Gebiet eher 500 Quadratkilometer hat als 50 (wenn man den See mitrechnet, den er natürlich ausspart, aber die Strecken sind trotzdem entsprechend). Er braucht üblicherweise mehrere Jahre, um es komplett abzuwandern. Er sehnt sich nicht nach Normalität, sondern verfolgt eisern das Ziel, die Geister auszumerzen, und er kommt nahezu komplett ohne soziale Kontakte aus (er ist taub, vor allem aber asozial).

Dass er ausgerechnet da materialisieren soll, wo ich ihn gerade gerne hätte, und in genau dem Augenblick, ist unwahrscheinlich - selbst wenn er und Anata das gleiche Ziel haben, gibt es doch so viele Wege dorthin, dass es mir zu unglaubwürdig wäre. Er bekommt aber seinen Auftritt, wenn Anata an ihrem Ziel angekommen ist, denn er hat einen Grund, sich dort aufzuhalten, dass ich das Element des Zufalls hier vernachlässigen kann, und so bekommen die Leser diese strategisch wichtige Figur (mit Option auf Schurke) nochmal zu Gesicht, ohne dass sie sich über sein Widerauftreten ärgern müssten.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sanne

Hmm - weiß denn Anata, dass ihr der graue Jäger helfen könnte? Also sucht sie ihn und versucht herauszubekommen, wo er sich aufhält? Fragt sie nach ihm? Er kennt sie doch schon - da könnte er einen gedanklichen Zusammenhang herleiten, wenn er von ihr erfährt durch einen unbeteiligten Dritten.

Sonst kann man vielleicht ein Feuer einbauen, dass viele Leute an einen (in der Nähe, aber anderen) Ort lockt, sodass sie zusammen treffen? Von da aus gehts dann zurück an den Zielort, wenn nach der Brandbekämpfung alle gemeinsam dorthin zurückkehren ...
Im Grunde muss man den Zufall nur plausibel verpacken, damit er nicht so auffällt und von der logischen Handlung verdeckt wird.