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Frau Jansen oder nur Jansen?

Begonnen von Sanjani, 01. Februar 2012, 23:41:18

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Steffi

Oh, mir fällt noch "Cameron" aus "House" ein, wobei ich da gebraucht hab bis ich geschnallt hatte, dass das ihr Nachname ist ;)
Sic parvis magna

Lisande

Zitat von: Ratzefatz am 10. Februar 2012, 23:28:17


Ein weniger burschikoses Beispiel als Murphy wäre wohl Tonks aus Harry Potter.

Und dann fällt mir noch Gillian Cross' Jugendroman "Chartbreak ein". Die Heldin heißt Janis Finch und wählt "Finch" als ihren Künstlernamen; der Bandleader trägt den doch sehr weiblichen Vornamen Christie.


Bei Tonks ist es aber ihre eigene Wahl, weil sie ihren Vornamen hasst und nur mit dem Nachnahmen angesprochen werden möchte. Wenn es so eine Erklärung gibt, kann ich damit leben, weil es dann eben vom Charakter so gewünscht. Ja, klar, es ist natürlich eine Entscheidung des Autors, aber es wirkt einfach ganz anders, wenn der Charakter sich selber so vorstellt und selbst von Freunden so angesprochen werden möchte.

Und auch wenn ich den anderen Roman nicht kenne, ist es nach Deinem Beispiel auch wieder das gleiche - eine Wahl des Charakters. Mit so einer Erklärung kann ich leben, dann ist es okay. Aber ohne diese Erklärung wirkt es es wirklich seltsam. Und sehr, sehr unhöflich.

LG
Ratzefatz
[/quote]

Adam_Charvelll

Ich denke, dass man die Namen immer auf den Charakter zuschneiden muss. Nachnamen symbolisieren doch eine gewisse anonyme Kühle und mysteriöse Ungewissheit.
Vornamen wecken eher Wärme und stehen für Nähe und Gewissheit.

Man muss ja auch nicht immer Herr/Frau verwenden. Schon mit den Anreden kann man viel über die Person aussagen: Opa Kluge, Doktor Lacher, Staatssekretär Müller, Schwester Sonnig, Direktorin Hansen, usw....

Natürlich ist es bei Frauen etwas ungewohnt, wenn man nur Nachnamen vorfindet. Aber auch in klassischer Literatur findet man da Beispiele (allerdings hauptsächlich bei adeligen Frauen). Ob das nun sexistisch ist.. denke ich nicht, passt wohl eher mehr zu den Grundzügen der Geschlechter, wenn man die kühlen Männer mit Nachnamen und die offenherzigen Frauen mit Vornamen bezeichnet. Ich find auch die Vornamen viel sympathischer. Heute sollte eine solche Unterteilung aber leicht gesprengt werden können und dürfen.

Rosentinte

Zitat von: Ratzefatz am 10. Februar 2012, 23:28:17
Ein gutes Beispiel dafür, dass es manchmal doch geht, wäre Murphy aus den Dresden Files; üblicherweise wird am Anfang des Buches erwähnt, dass sie Karrin Murphy ist, und den Rest der Geschichte über denkt Harry von ihr als "Murphy" oder sogar "Murph".
So ähnlich ist das ja auch mit Barbara Havers aus Elizabeth Georges' Inspektor-Lynley-Romanen. Von anderen Personen wird sie oft auch Barbara oder Barb genannt, von Lynley, der ihre burschikose Art verabscheut (mir fällt kein besseres Wort ein) wird sie stets auch in Gedanken Havers genannt. Das zeigt natürlich die (Standes-) Unterschiede zwischen den beiden ganz gut.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Maja

Bei Politikerinnen ist es übrigens ganz und gäbe, sie in Zeitungsberichten auch nur mit dem Nachnamen zu bezeichnen: "Kanzlerin Merkel ist zu einem Staatsbesuch nach Ostasien aufgebrochen. Auf dieser Reise wird Merkel Japan, Indonesien und die Mandschurei besuchen". Etc. Je mächtiger eine Frau ist, desto eher kann sie auf ihren Nachnamen reduziert werden.

Sängerinnen und Schauspielerinnen wiederum bekommen den Artikel "Die" quasi als Ehrentitel verliehen: Die Dietrich, Die Garbo, und in letzter Zeit lese ich das sogar von der Ferres. Es ist quasi die Steigerung des einfachen Nachnamens und darf nicht verwechselt werden mit dem Ausruf eines genervten Schülers, "Oh Mann, die Wirth-Bohnenstock geht mir aber schon wieder auf den Senkel!"

Generell wird in Nachrichtentexten auf die Anrede Herr oder Frau nahezu grundsätzlich vermieden. Da kommt es einem auch nicht komisch vor. In fiktiven Texten, hingegen, kommt es einem immer noch komisch vor, wenn Frauen keine Anrede vor ihrem Namen haben. Ich würde mich dabei immer am Brauchtum der Epoche orientieren, in der die Geschichte spielt, und nicht am eigenen Geschmack oder der eigenen politischen Ansicht. Und so ist dann auch Miss Konstantijn genau das geworden: Eine Miss eben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt