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[Medizin] Mediziner unter uns?

Begonnen von Lynn, 02. Januar 2012, 10:07:30

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Lynn

Hallo ihr Lieben!

Gibt es Mediziner oder Medizinbewanderte unter uns?

Ich habe das Problem, das meine Protagonistin mit schweren Verletzungen (Knochenbrüche, offene Wunden, Stichverletzungen, innere Verletzungen etc.) mehr Tot als Lebend in die Notaufnahme eingeliefert wird. Nur: Sie ist zumindest halbwegs bei Bewusstsein (und muss es auch sein), sprich, sie kriegt die ganzen Dialoge mit, also wie ihre Werte dem Arzt in aller Hektik gesagt werden, wie ihre aktuellen Werte durch die Gegend gebrüllt werden, welche Untersuchungen der Arzt anordnet, die ganze Palette also. (Ganz nebenbei ist die Protagonistin selbst Ärztin, d.h. sie kann dieses Medizinerdeutsch.) Mein Problem jetzt: Was genau wird da an Werten hin und her gerufen? Wie sehen diese Werte konkret aus, bei jemandem, der kurz davor ist, zu Verbluten / Bewusstlos zu werden / in Schock zu fallen? Welche Untersuchungen werden gebraucht?
Kann mir da jemand helfen?
(Ich hab das Kapitel schon geschrieben, nur bisher eben Phantasiewerte eingefügt oder Platzhalter gesetzt. Notfalls kann ich es dem Fachmann (oder der Fachfrau) auch zumailen. (Um es hier einzustellen, ist es vermutlich zu lang ?@mods?))

Gibt es jemanden, der mir den Hals retten kann???

Liebe Grüße,
Lynn

Grey

Nein, bitte kein ganzes Kapitel hier einstellen. Aber ich drücke die Daumen, dass sich jemand findet, dem du das Kapitel schicken kannst, so scheint es mir am einfachsten. :)
Wenn sich aus dem TZ niemand findet, kenne ich auch noch einen Arzt, den ich fragen könnte, ob er Zeit und Lust hat, mal drüberzuschauen.

Alaun

#2
Hey,

ich bin zwar nicht Ärztin aber Heilpraktikerin und habe daher auch etwas schulmedizinisches Wissen. Ich denke, da werden Werte wie Elektrolyte (Natrium, Kalium, damit z.B. das Herz nicht schlappmacht) eine Rolle spielen, außerdem werden Blutdruck und Herzschlag überwacht (wegen eventuellem hypovolämischem Schock, also Schock durch zu viel Volumenverlust) und Sauerstoffsättigung.
Hat sie Kopfverletzungen?

Ich war noch nie in einer Notaufnahme und weiß daher nicht, wie innere Verletzungen z.B. im Abdomen ausgeschlossen werden (Sonographie? Röntgen?), da sind sicher andere hier bessere Ansprechpartner. Generell könntest Du aber mal die eine oder andere Folge Emergency Room ansehen, da wird sicher alles durch die Gegend gebrüllt, was Dir weiterhelfen könnte  ;)


Lynn

Zitat von: Grey am 02. Januar 2012, 10:10:46
Nein, bitte kein ganzes Kapitel hier einstellen.
Hab ich mir gedacht *seufz*

Zitat von: Grey am 02. Januar 2012, 10:10:46Aber ich drücke die Daumen, dass sich jemand findet, dem du das Kapitel schicken kannst, so scheint es mir am einfachsten. :)
Wenn sich aus dem TZ niemand findet, kenne ich auch noch einen Arzt, den ich fragen könnte, ob er Zeit und Lust hat, mal drüberzuschauen.
Danke für das Angebot. Ich hoffe jetzt mal, dass ich nicht darauf zurückkommen muss.  :bittebittebitte: :bittebittebitte:

Lynn

#4
Zitat von: Aquamarin am 02. Januar 2012, 10:14:06
Hey,

ich bin zwar nicht Ärztin aber Heilpraktikerin und habe daher auch etwas schulmedizinisches Wissen. Ich denke, da werden Werte wie Elektrolyte (Kalium, Natrium) eine Rolle spielen, außerdem werden Blutdruck und Herzschlag überwacht (wegen eventuellem hypovolämischem Schock, also Schock durch zu viel Volumenverlust).
Blutdruck und Herzschlag hab ich drin, allerdings eben mit reinen Phantasiewerten. *seufz*

Zitat von: Aquamarin am 02. Januar 2012, 10:14:06Hat sie Kopfverletzungen?
Ja. Sie driftet da schon so ein bisschen hin und weg, aber die meiste Zeit ist sie leider da.

Zitat von: Aquamarin am 02. Januar 2012, 10:14:06
Ich war noch nie in einer Notaufnahme und weiß daher nicht, wie innere Verletzungen z.B. im Abdomen ausgeschlossen werden (Sonographie?), da sind sicher andere hier bessere Ansprechpartner. Generell könntest Du aber mal die eine oder andere Folge Emergency Room ansehen, da wird sicher alles durch die Gegend gebrüllt, was Dir weiterhelfen könnte  ;)
Der Arzt schreit schon nach einem Schädelscan und Aufnahmen von Thorax und Abdomen, nur wie gesagt: ich weiß nicht ob das richtig ist.
AAAAHHHHHH

Alaun

#5
Es kommt halt drauf an, was ihr passiert ist, insofern kann man so schlecht sagen, was nötig ist. Vielleicht wäre es gut, wenn Du Dir eine Thematik raussuchst. Z.B. die Gefahr, dass sie in einen lebensbedrohlichen Schock geht, weil sie aufgrund der Stichverletzungen zuviel Blut verliert. Dann sackt der Blutdruck ab. Lies mal was zum Schockindex nach. Den werden die im Notfall zwar nicht berechnen, da gibts wichtigeres zu tun, aber eventuell hilft es Dir weiter, es einfach mal zu lesen.

ZitatJa. Sie driftet da schon so ein bisschen hin und weg, aber die meiste Zeit ist sie leider da.

Stellt sich die Frage, ob sie aufgrund der Kopfverletzung wegdriftet (steigender Hirndruck?) oder aufgrund des absackenden Blutdrucks wegen Blutverlust. Ich denke, zweiteres wäre die einfacher darzustellende Möglichkeit.

Schädelscan halt, wenn sie gestürzt ist und Verdacht auf Schädelbasisbruch oder so besteht. Aufnahmen von Thorax und Abdomen sind absolut ok, wenn sie Stichverletzungen hat (Check der Lunge, Leber etc.)


Lynn

Sie wurde von mehreren Männern zusammengeschlagen und niedergestochen.

Ich wollte sie aufgrund des Blutverlustes wegdriften lassen (und der Arzt schreit auch fleißig nach Volumen).

Schockindex hab ich mir mal durchgelesen. Hilft mir jetzt im ersten Moment nur bedingt weiter - bzw wirft eher neue Fragen auf:

Wäre eine Aussage: "Blutdruck vierzig zu siebzig. Fällt." auf Grund schwerer Verletzungen mit Blutverlust realistisch? Oder müsste der eigentlich höher sein? Laut dem Artikel bzgl Schockindex wird bei Blutverlust das Blut schneller durch den Körper gepumpt, also steigt der Blutdruck (was ja an sich logisch ist) - oder sackt er in einem solchen Fall doch ab, weil das Blut einfach (salopp gesagt) zu schnell aus allen Löchern rausläuft?

Ehrlich gesagt bin ich jetzt noch verwirrter als zuvor.

Alaun

#7
Hey,

ok, war vielleicht keine so gute Idee mit dem Schockindex...  :versteck:

Blutdruck ist der Druck des Blutes an die Gefäßwand. Weniger Flüssigkeit in den Gefäßen = weniger Druck. Daher sinkt der Blutdruck, wenn zuviel Blut verloren geht. Was ansteigt, ist die Herzfrequenz.

Beim Schock kommt es im Verlauf zu einer sogenannten "Zentralisierung", d.h. weniger wichtige Teile des Körpers werden weniger durchblutet, damit noch genug für wichtiges (Herz, Hirn, Lunge) da ist. Aufgrund einer Fehlregulation schalten sich die Gefäße in der Peripherie weit, was dazu führt, dass noch weniger Druck an der Gefäßwand ist, der Blutdruck also im Verlauf noch weiter fällt.

Der Normalwert für den Blutdruck ist 120/80. Der erste Wert (systolischer Blutdruckwert) ist der Wert, auf den es noch eher ankommt, wenn es um einen hypovolämischen Schock geht. Das Problem ist, dass zB. die Niere einen Mindestwert an Druck braucht, um noch zu arbeiten, ansonsten kommt es zum akuten Nierenversagen (Schockniere). Sinkt der systolische Wert unter 70-60mmHG wirds kritisch.

Gefahr des akuten Nierenversagens aufgrund fallenden Blutdrucks wäre also ein Begriff, mit dem du gut arbeiten könntest. Du musst das dann auch nicht mit konkreten Werten belegen, meiner Meinung nach. Schreibst ja kein Fachbuch  ;)


Churke

Zitat von: Lynn am 02. Januar 2012, 10:07:30
sie kriegt die ganzen Dialoge mit, also wie ihre Werte dem Arzt in aller Hektik gesagt werden, wie ihre aktuellen Werte durch die Gegend gebrüllt werden, welche Untersuchungen der Arzt anordnet, die ganze Palette also. (Ganz nebenbei ist die Protagonistin selbst Ärztin, d.h. sie kann dieses Medizinerdeutsch.)

Ich bin kein Mediziner, aber im Sanitätsbataillon Krankenwagen gefahren.
Du wirst nicht erleben, dass die Ärzte oder Sanitäter hektisch rum brüllen. Das ist das Allerletzte, weil sich die Panik der Helfer auf den Verletzten überträgt. So was gibt es um im Film. Ich war letztes Jahr auch Zeuge, wie jemand ne dreiviertel Stunden vergeblich reanimiert wurde. Das war gespentisch ruhig.

KaPunkt

Da muss ich Churke zustimmen.
Meine Freundin ist Neuro-Chirurgin, gestern erst hat sie mir eine ihrer Lieblingsgeschichten erzählt:
Wie sie in die Notaufnahme gerufen wurde.
Eine komatöse Frau auf dem Tisch und der Notfallmediziner reichlich hektisch, ruft immer wieder nach dem Neuro-Chirurgin, weil die Frau ja eine Hirnblutung hätte.
Sämtliche anderen Anwesenden deuten ganz ruhig in Richtung meiner Freundin, die bereits in Postion steht. Der Notfallmediziner bemerkt sie einfach nicht (oder kann nicht glauben, dass das kleine, schweigende Persönchen die gesuchte sein soll.)
Schließlich die Frage an meine Freundin: Und wer sind sie?
Sie, ganz ruhig: Ich bin die Kavallerie.
Worauf er beginnt, er ihr alles aufzuzählen an Werten und Zustand und bla und sie ihn ruhig darauf hinweist, dass sie das alles längst mitbekommen hat.
...
Es war dann natürlich keine Hirnblutung (was sich mit einer einzigen Frage klärte, der nach dem Blutzucker) und der Notfallmediziner war, Zitat: So flach vor Scham, dass er unter der geschlossenen Tür durchpasste, als er ging.

Und die Moral von der Geschicht: Wer laut wird, Nervosität zeigt oder schlicht hektisch wird, zeigt seine Unprofessionalität und macht sich im schlimmsten Fall zum Gespött der Kollegen.

Und bevor du fragst, ich würde meine Freundin ja fragen, aber sie ist eben nicht sonderlich oft in der Notaufnahme gewesen (inzwischen ist aus der Klinik ganz raus) und ich bin mir eigentlich sicher, dass es hier Leute gibt, die dir viel schneller und besser antworten können.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Alaun

Hm, mir sind durchaus schon Rettungssanitäter und Notfallmediziner untergekommen, die hektisch rumgebrüllt haben. Das war allerdings nach diesem grauenvollen Zugunglück in Eschede vor vielen Jahren  :-\. Und das ist wohl nicht gerade Standard.

Die Frage ist ja auch, was will man im Text transportieren. Wie bringt man eine lebensbedrohliche Situation rüber, OHNE dass da Hektik aufkommt, rumgeschrien wird, etc. Denn als Autoren interessiert uns natürlich die Korrektheit der Fakten, aber vor allem ja das, was wir im Text vermitteln wollen. Hm. Und da kann ein aus der Rolle fallender Notfallmediziner eventuell ganz nützlich sein. Nur so als Gedanke ...   

Kleine Frage, wo spielt denn die Geschichte eigentlich?

Zauberer

Hallo Lynn,

schau dir mal folgenden Link der Uni Klinik München an:

http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Chirurgische-Klinik-und-Poliklinik-Innenstadt/de/medWissen/algorithmen/index.html

Hier sind mehrere PDF´s gelistet (sog. Workflows) in denen gelistet ist, was Ärzte, Sanitäter bei der Behandlung von Polytraumen beachten müssen. Auch mit vielen Zahlen zu Blutwerten etc.

LG
Zauberer

Vali

#12
Ich bin Medizinerin (und hoffentlich in ein paar Monaten Ärztin).
Wenn deine Figur bei Bewusstsein ist, wird sie Fragen gestellt bekommen nach dem AMPLE Schema (Allergien, Medikamente, Patientengeschichte (Vorerkrankungen), Letzte Nahrungsaufnahme, Ereignis wie es passiert ist. Der wichtigste Algorithmus ist das ABCDE Schema, wobei A für Airway steht, B für Breathing, C für Circulation, D für Disability und E für Exposure steht. Wobei man zwischen Primär- und Sekundärversorgung unterscheidet. Hier ist eine tabellarische Auflistung, was man da so tut: http://www.naseweis-verlag.de/attachments/article/55/04_Zusatzinfo_ABCDE.pdf
Was die Leute da so an Werte sagen können: Sättigung bei 75%! Herzfrequenz 120, RR 60/40! GCS 8! Glucose 30 (mg/dl)!
Aufgeregt sind die Leute in der Regel nicht. Man funktioniert einfach und handelt nach Algorithmus.

Als ich Praktikum in der Chirurgischen Notaufnahme hatte, sah das so aus: Telefon klingelt und man checkt, ob man Betten frei hat und wenn nicht versucht man sie abzuwimmeln. Dann geht man gemütlich zum Schockraum, wo Internist, Chirurg, Radiologe, Anästhesist und Pflege bereitstehen. Man besorgt schon mal alle Sachen, die man gebrauchen könnte und wartet, wartet und wartet. Der Notarzt und Sanitäter kommen mit dem Patienten reingefahren und hieven den Patienten auf die Liege vom CT und ziehen ihn komplett aus, hängt Infusion und Sauerstoff an. Der Notarzt macht eine kurze Übergabe und verschwindet zusammen mit den Sanitätern. Man geht nach Schema ABCDE, Anästhesist intubiert beispielsweise, gibt Medikamente wie Adrenalin oder Morphin, Chirurg schient das gebrochene Bein, Internist macht Ultraschall und schaut aufs EKG, Radiologe begutachtet das Ganzkörper-CT, Pflege und Praktikanten assistieren. Hin und wieder rennen alle wie die Hühner aus dem Schockraum, wenn ein CT gefahren wird oder ein Röntgenbild geschossen wird. Dann wuseln wieder alle rein und machen da weiter wo sie aufgehört haben. Hat man ABCDE durchgearbeitet, kommt der Patient in den OP, auf Station oder ist tot. Alle sagen sich Danke und gehen zurück zur normalen Arbeit.
Die ganze Aktion geht sehr schnell. Meist waren wir in 10 Minuten fertig.

Deine Figur wird wohl in den OP geschoben, wenn die Ärzte sehen, dass sie aktiv blutet. Dort wird die Blutung dann gestillt und die verletzten Organe genäht und behebt noch andere Dinge wie ein gebrochenes Bein. Dann geht's auf Intensiv.

Alaun

Vali, ich liebe euch Mediziner!  :knuddel: Ehrlich. Ich wünschte, ich hätte damals Medizin studiert. Das mache ich im nächsten Leben. Ein wirklich großartiger Beruf.

Lisande

Ich weiß nicht, ob ich es überlesen habe, aber das erste, was mir zu der Frage eingefallen ist, ist die Blutgruppe. Wenn sie einen hohen Blutverlust hatte und ggf. eine Not-OP ansteht, dann wird man da Konserven brauchen, und dazu könnte die Blutgruppe recht praktisch sein.