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[Psychologie] Halluzinationen und Träume

Begonnen von Sunflower, 14. Oktober 2011, 19:12:12

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Sunflower

Ich bin gerade immer noch am Plotten für den Nano und sollte wirklich mal fertig werden. Aber meine Charas erzählen immer mehr und mehr über sich, das kann ich ja nicht übergehen. Ich kenne mich überhaupt nicht in der Psychologie und so weiter aus, also folgendes Problem: Seit sie ihre Eltern verloren hat, hat Joy Albträume. Jede Nacht. Wirklich schlimme Albträume, voller Tod und Blut und Dunkelheit. Sie handeln von den Nachtmahren, die es wirklich gibt und von denen sie keine Ahnung hat - man könnte es also auch Vision nennen. Diese Bezeichnung würde ich aber gerne vermeiden, bei den Träumen geht es nur um sie als Träume. Behandelt sie einfach wie jeden anderen Albtraum. Erst spät wird klar, wovon sie überhaupt handeln.

Jedenfalls träumt sie jede Nacht von immer den gleichen Gestalten, die jedoch immer unterschiedliche Dinge tun. Seit kurzem aber sieht sie diese Gestalten auch in der Wirklichkeit. Die sind nicht real, sie halluziniert nur. Am besten beschreiben könnte ich das mit einem Vergleich. Kennt jemand Jonathan Strouds "Die Spur ins Schattenland"? Am Anfang hat die Prota auch nur Träume von ihrem toten besten Freund, die Traumwelt greift während des Romanes aber immer weiter in ihr reales Leben ein.

Ich wüsste jetzt gern, gibt es eine psychische Krankheit mit diesem Symptomen? Da könnte ich dann noch weiter recherchieren und das Ganze für mich irgendwie verständlicher machen. Ich muss jetzt sowieso schon den ganzen Plot umschreiben wegen dieser ... Wie auch immer. Wenn ich das besser verstehen könnte, wäre das eine große Hilfe.

Vielen Dank schonmal,
Sunflower
"Why make anything if you don't believe it could be great?"
- Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Runaway

Hmm... eine Krankheit fällt mir so direkt jetzt auch nicht ein. Ich bin grad auf dem Trip, ob es einen traumatischen Auslöser für diese Alpträume gab, denn dann wären die ein ganz normales, nachvollziehbares Symptom. Und auch, daß sich das auf den Tag überträgt, könnte man wohl ein wenig mit Derealisation beschreiben...
Gibt's hier passende Infos für dich? Wenn nein, muß ich noch mal weiter überlegen.
Die einzige psychische Krankheit mit Wahnvorstellungen, die mir noch einfallen will, ist Schizophrenie. Wär das besser?

Luna

#2
Sie könnte durch den Tot der Eltern ein Trauma haben und soweit ich weiß bekommt man bei traumatischen Erlebnissen unter Umständen sogenannte Flash Backs, also wenn sie das Erlebnis wie aus dem heitern Himmel plötzlich "visionsartig" vor sich sieht, Tante Wiki weiß das genauer  http://de.wikipedia.org/wiki/Trauma_(Psychologie)

Sunflower

Sie war sechs Jahre alt und hat zugesehen, wie ihre Eltern getötet werden. Ich denke, da hätten wir das Trauma. Weiterhin denke ich, dass sie - weil sie so klein war - nicht begriffen hat, wer da wirklich ihre Eltern getötet hat und hat es sich immer als "Monster" vorgestellt, die Menschen selbst hat sie nicht wahrgenommen. Sie stand ja unter Schock. Und von diesen "Monstern" träumt sie eben.
Schizophrenie ... wäre möglich. Müsste ich mal recherchieren.
Ich hätte gern, dass diese "Monster" anfangs nur als Schatten auftauchen und dann immer realer sind. Und die sie dann letztendlich so sieht wie jede andere Person und vielleicht sogar die wirklichen Nachtmahre nicht für real hält ..
Danke schonmal  :)
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Mohnrote

#4
Hallo Sunflower,


bei Alpträumen und (Verfolgungs-)Ängsten denke ich zuerst an eine Posttraumatische Belastungsstörung.
Die positiven Symptome einer Schizophrenie passen gut zu den von dir beschriebenen Halluzinationen, und obwohl Träume jetzt nicht zu den Symptomen auf der Checkliste gehören, könnte ich mir das ganz gut vorstellen. Bei einer PTBS können zwar Flash-Backs auftreten, aber die sind als solche deutlich zu erkennen, von daher würde ich nicht annehmen, dass sie diese dann mit den echten Monstern verwechselt.
Bei Schizophrenie sehe ich nur darin das Problem, dass dazu nicht "nur" Halluzinationen, sondern auch Ich-Störungen, Denkstörungen, Unruhe etc. zur Erkrankung gehören, das wäre schon ziemlich beeinträchtigend für deine Protagonistin.

Tintenweberin

#5
In dem Fall, den du schilderst, leidet sie vermutlich unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom. Ein Psychologe würde ihre Albträume vermutlich als "Flashbacks" interpretieren. Die "wahren Erinnerungsbilder" werden in ihrem Fall (sie war ja noch sehr jung, als sie traumatisiert wurde) stark verfremdet, damit sie überhaupt eine Chance haben, nicht sofort wieder verdrängt zu werden.

Lemonie

Ich hab für meine Unsichtbaren auch mal nach Ähnlichem gesucht, aber bei dir ist die Situation doch schon ziemlich anders...
ich würde allerdings auch sagen, dass es sich nach posttraumatischer Belastungsstörung anhört. Allerdings, wie Mohnrote schon geschrieben hat, müsste sie dann eigentlich wissen, dass es nicht real ist.
Sieht sie die Monster wirklich vor sich auf dem Bürgersteig auftauchen oder sieht sie sie nachts in irgendeinem dunklen Hauseingang wenn sie daran vorbeiläuft? Bei Letzterem könnte man das nämlich auch in Richtung Verfolgungswahn auffassen, das könnte man auch mit PTBS erklären...

Das Einzige, was mir sonst noch einfällt, das Halluzinationen auslösen kann, sind Drogen, aber irgendwie habe ich das leise Gefühl dass du sowas nicht meintest  ;)

Runaway

Also so wie ich beim Recherchieren die PTBS bisher aufgefaßt hab, ist den Betroffenen nicht zwingend klar, daß sie überreagieren bzw. sich Dinge einbilden oder einreden. Sonst wär's ja auch kein Problem für sie.

Lemonie

Ich weiß nicht, ob man das wirklich immer weiß, aber ich denke, selbst wenn ist es trotzdem ein Problem...

Ist jetzt ein blödes Beispiel, aber wenn man nervös ist bei z.B. einer Prüfung und ein Blackout hat, und man ganz genau weiß, dass es nur die Psyche ist und man es eigentlich weiß, bringt einem dieses Wissen auch oft nichts. Da kann man sich gut zureden wie man will...

Das Wissen, was mit einem nicht stimmt bringt einen da glaube ich nicht unbedingt weiter.

HauntingWitch

Vielleicht könnte sie eine Art paranoide Störung haben? Im Detail weiss ich es auch nicht, aber ich habe mal gelesen, dass man je nachdem bei Paranoia Halluzinationen entwickeln kann. Wenn sie von den Dingern regelrecht verfolgt wird, könnte das passen.

Sanjani

Hallo Sunflower,

ich glaube, ich habe das Problem nicht ganz verstanden: Denkt sie, sie hätte eine psychische Störung und versucht herauszufinden, welche? Oder machen es deine Monster so, dass sie alle Symptome einer psychischen Störung entwickelt, damit sie möglichst lange nicht erkennt, was wirklich vor sich geht?

Wenn ein Pat. zu mir in meine noch nicht vorhandene Praxis käme und mir das so erzählen würde, wie du es oben schilderst, würde ich auch sofort an eine Posttraumatische Belastungsstörung denken. Die Probleme der Schizophrenie hat Mohnrote ja schon erklärt. Das ist eine sehr einschränkende Krankheit. Manche Menschen brauchen sogar Betreuer um manche alltäglichen Sachen zu erledigen und bekommen auch meines Wissens immer Psychopharmaka. Deshalb die Frage, ob sie wirklich ne Störung haben soll oder die ihr nur vorgegaukelt wird oder sie denkt, dass sie eine hätte.

Mit paranoiden Störungen kenne ich mich zugegeben auch nicht so gut aus, aber es erscheint mir irgendwie zu krass, zumal ich das gerade nur mit Persönlichkeitsstörungen assoziiere und Persönlichkeitsstörungen sind eben sehr tiefgreifend.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Sunflower

Wow, so viele Antworten  :)
Ich denke auch, dass Schizophrenie zu extrem wäre. Es würde sie von allem möglichen abhalten und die Geschichte könnte so nicht funktionieren. Sie denkt nicht, dass diese "Monster" real sind, ist sich aber auch nicht sicher, ob sie sich das alles nur einbildet. Manchmal hat sie ziemliche Selbstzweifel deswegen. Zuerst sieht sie diese Monster nur während der Nacht oder der Dämmerung in dunklen Ecken, Schatten und so weiter. Also hält sie sie zunächst für optische Täuschungen. Dann tauchen sie aber auch tagsüber immer wieder auf. Sie fürchtet sich vor ihnen, auch wenn ihr tief drinnen klar ist, dass die Monster nicht real sein können.

Ihr habt jetzt ja alle auf die PTBS hingewiesen. Nachdem ich das kurz gegoogelt habe, halte ich das für die wahrscheinlichste Erkrankung. Ein Symptom sind ja wiederkehrende Albträume, die sie hat.
@Lemonie: Drogen nimmt sie definitv keine. Das würde den Plot dann zu kompliziert machen  :D Dein Beispiel mit dem Blackout ist gut, genau sowas meinte ich nämlich.
@Sanjani: Sie überlegt sich schon, was mit ihr nicht stimmt, bezieht das dann aber auf ihr Trauma, was ja auch richtig ist. Aber sie versucht nicht wirklich herauszufinden, was sie hat - die Albträume hat sie seit über 12 Jahren und hat gelernt, damit zu leben. Aber seit kurzem hat sie diese Halluzinationen. Die sind nicht real, zeigen aber die Wesen, die sie später angreifen werden. Sie wird sich über diese Wesen informieren und dann versuchen, ihr Volk vor ihnen zu warnen. In Wahrheit sind es wirklich nur Halluzinationen, sie hält sie jedoch für eine Warnung.
"Why make anything if you don't believe it could be great?"
- Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow