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Fantasygenres

Begonnen von Nebeldiener, 15. Juni 2011, 13:12:12

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Nebeldiener

Zitat von: zDatze am 16. Juni 2011, 16:55:05
Um beim Thema zu bleiben: Ich finde nicht, dass das Genre alleine eine sonderlich sinnvolle Einteilung ist. Und auch mit einem "All Age" drauf, weiß ich immer noch nicht ob da auch z.B. Action drin ist.

Ich finde das Genre eigentlich schon recht wichtig. Wenn ich weiss, es ist Fantasy, weiss ich, dass ich sicher keine Geschichte über meine Nachbarn lesen werde. Dann aber Untergenres braucht find ich dann aber wieder eher unwichtig.
Gegen: "actionreiche Fantasygeschichte" antstat "Urbanfantasy" hätte ich aber auch nichts ;D

Fianna

Also eigentlich stand mein Zitat hier  http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,2806.5895.html da wurde aber inzwischen weiter gequasselt.  ;D Also gebe ich mal hier meinen Senf dazu:
Zitat von: Lomax am 03. Dezember 2010, 13:50:56Wenn du Conan als "Sword & Sorcery" einordnest, wird dir da wohl niemand einen Fehler nachweisen können. Ich persönlich habe mich auch halb damit abgefunden, mein derzeitiges Werk unter "Sword & Sorcery" zu sehen. Und wenn du in deinem Roman Helden hast, die echt was draufhaben, jede Menge Action, Zauberer und eine bunte Handlung, die nix auslässt und keine Bedenken hat, auch mal anständig dick aufzutragen, und wenn es überhaupt mehr um die Handlung geht als um tiefgründige Introspektion, dann passt das mit dem Sword & Sorcery sicher auch.
Ich würde da schon widersprechen. Sword and Sorcery bedeutet für mich (Verständnis geprägt durch englischsprachige Artikel  ;)) dass es viele "graue Charaktere" gibt, Charaktere die sich nicht eindeutig Gut oder Böse zuordnen lassen. Und somit eben auch Helden, die nicht einfach sehen "Er ist groß, schwarz gekleidet und lacht irre, hm, eine nicht vertrauendwürdige Person", sondern durchaus einen kniffligeren Weg durch die Handlung haben - also kann man sich nicht einfach fröhlich, nach dem Vorteilsprinzip und relativ überlegungsfrei durch die Welt prügeln (so habe ich Deine Erklärungen aufgefasst).

Auch generell muss es nicht so extrem actionlastig sein - nach meinem Verständnis, das maßgeblich von Essays von Howard Andrew Jones und Joe McCullough geprägt wurde:
ZitatHoward Andrew Jones, "Defininig Sword and Sorcery": [...]some of the underlying philosophical depth to sword and sorcery, depth that lay within the best texts from the very start. In the hands of its most accomplished writers, the genre is shot through with philosophical undercurrents that question the nature of mankind's place in the world, and the universe at large.
Quelle: http://www.swordandsorcery.org/defining-sword-and-sorcery.asp

Naja, manchmal ist es ja auch etwas schwierig, wenn Manuskripte sowohl Aspekte des einen als auch des anderes Subgenres haben.

Und irgendwie habe ich den Eindruck: das definiert sowieso jeder ein bisschen anders. ^^

canis lupus niger

Zitat von: Fianna am 19. Juni 2012, 12:23:42
Naja, manchmal ist es ja auch etwas schwierig, wenn Manuskripte sowohl Aspekte des einen als auch des anderes Subgenres haben.

Und irgendwie habe ich den Eindruck: das definiert sowieso jeder ein bisschen anders. ^^

Ha, stimmt!

Mein eigenes bescheidenes Werk wurde von unterschiedlichen und teilweise sogar professionellen Kritikern als

- historischer Roman
- Sword and Sorcery
- Social Fantasy
- gar keine Fantasy (mangels ausreichender fantastischer Elemente)
- historischer Fantasy
- fesselnd bzw.
- laaangweilig

beschrieben. Kritik ist eben doch etwas Subjektives. Oftmals ist ein Buch bzw. Manuskript ja auch im Grenzbereich zwischen verschiedenen Subgenres angesiedelt und passt sowohl in das eine, als auch in das andere.

Lomax

Zitat von: Fianna am 19. Juni 2012, 12:23:42Ich würde da schon widersprechen. Sword and Sorcery bedeutet für mich (Verständnis geprägt durch englischsprachige Artikel  ;)) dass es viele "graue Charaktere" gibt, Charaktere die sich nicht eindeutig Gut oder Böse zuordnen lassen ... also kann man sich nicht einfach fröhlich, nach dem Vorteilsprinzip und relativ überlegungsfrei durch die Welt prügeln (so habe ich Deine Erklärungen aufgefasst).
Nun ja, das ist dann aber schon eher deine persönliche Sicht auf das Genre und nicht die Marktkriterien der Zuordnung - genau genommen habe ich das Gefühl, du hast dir aus den Essays genau die Punkte rausgenommen und kurzerhand zu typischen und genrebildenden Aspekten gemacht, die in dem Genre auch vorkommen können und die viele Leute typischerweise nicht (und, wie man sagen muss, oft aus gutem Grund) darin erwarten würden und die von den Autoren dieser Essays gerade darum hervorgehoben wurden. Das sind sie aber nicht - auch wenn es vielleicht die Punkte sind, die darüber entscheiden, welche Vertreter des Subgenres dir persönlich sympathisch sind ;).

Natürlich kann Heroic Fantasy auch philosophische Fragen aufgreifen, und in der Tat sind die Charaktere oft grau im Sinne von "nicht so klar moralisch positioniert". Aber das kommt in der Heroic Fantasy nicht öfter vor als in vielen anderen Genres auch, und im ungünstigsten Fall beschränkt sich das "grau" auch auf ein paar fragwürdige Eigenschaften, auf "grim & gritty" als Stilelement ohne psychologische Tiefe.
  Wenn man Heroic Fantasy von anderen Subgenres abgrenzen will, funktioniert das mit der Orientierung an "archetypischen Erscheinungsbildern" eigentlich ganz hervorragend. Natürlich sind Subgenres keine trennscharfen Schubladen, es gibt immer Übergänge, Grauzonen, in denen die Einordnung schwierig ist, Werke, in denen in der einen Hinsicht eher Elemente des einen, in einer anderen Hinsicht Elemente des anderen Subgenres dominieren. Aber wenn du dir ein Fantasybuch anschaust und die Frage stellst "hat das Buch jetzt mehr mit Conan gemeinsam (in welcher Hinsicht auch immer) oder mit dem Herrn der Ringe?", dann bekommst du eine Antwort, die ziemlich genau zu dem passt, was in den Verlagen und am Markt als Heroic Fantasy/Sword und Sorcery angeboten werden kann. Und wenn die Antwort schwierig und uneindeutig ist, hast du mit ziemlicher Sicherheit ein Werk vor dir, dass auch bei Verlagen und Lesern Probleme bei der Einordnung bereitet und dass sich der Grauzone der Genreschubladen annähert.
  Wenn du hingegen die Frage stellst "hat das Werk graue Charaktere" oder "philosophische Aussagen", verrät dir das nichts übers Genre. George R. R. Martin beispielsweise hat sehr graue Charaktere, aber ist trotzdem noch ein ziemlich archetypischer Vertreter der epischen Fantasy und weit entfernt von den typischen Merkmalen der Sword and Sorcery.

Was das Ganze jetzt mit "Gemetzel" oder "fröhlich durch die Welt prügeln" zu tun hat, ist dann wieder eine andere Frage. Die Heroic Fantasy hat inzwischen auch sehr viele Vertreter hervorgebracht, und seit Conan hat ja auch MZB dieses Feld beackert (nicht zuletzt auch in ihren Anthologien), und auch Roberson hat mit ihrem "Schwerttänzer"-Zyklus ein Werk beigesteuert, das als Archetypus taugt. Die Mischung von Kampf und Magie, die Menge an Action oder expliziter Gewalt, ist je nach Werk natürlich sehr verschieden, und wie man das nun nennt und wo man die Grenze zum "fröhlichen Gemetzel" zieht, würde ich durchaus als Geschmackssache ansehen. Was allerdings all diesen Werken gemein ist, ist durchaus ein Fokus auf die persönlichen und actionorientierten Erlebnisse der Figuren - und das würde ich durchaus als stilbildende Gemeinsamkeit aller Werke des Genres ansehen, ohne die ein Roman aus der Schublade herausfällt.

Debbie

#34
@Romy & Drachenfeder:

ZitatWas anders: Erwähnte nicht neulich mal jemand, dass das neue "All Age" jetzt "Young Adult" heißt?
Wobei ich da immer noch drauf rumkaue und mir die ganze Zeit denke: Das ist aber nicht dasselbe ???

Ich denke, dass sollte wohl im übertragenen Sinne gemeint sein - im Sinne von: Young Adult hat All Age als "Marktführer" abgelöst. Und selbstverständlich hat das nullkommagarnichts mit den eigentlichen Genres zu tun! Hier kann es lediglich um eine Zielgruppe gehen ...

@Sword & Sorcery: Ich würde die Hauptmerkmale des Genres im Weltaufbau und des Ziels sehen. Abgesehen von den genregrenzenüberschreitenden Werken, spielt die klassische S&S in einer eher archaischen Welten mit martialischer Gesellschaftsstruktur (es gilt das Recht des Stärkeren). Zudem besteht das Ziel des Protas vornehmlich darin, seine eigenen Probleme zu lösen - was mitunter zum Sturz einer barbarischen/korrupten Herrschaft führen mag, aber der Held handelt vornehmlich aus "egoistischen" Motiven. Er neigt nicht dazu, sich wie Frodo oder Harry für "die gute Sache" zu opfern. Philosophische Fragen können ebenfalls behandelt werden, allerdings geschieht dies typischerweise in einem "persönlichen" Rahmen. Das Ziel ist nicht die Läuterung des Helden, bis hin zur Selbstopferung; sondern den Kampf "aktiv" zu gewinnen. Ich persönliche würde die Low Fantasy im Charakterbereich v. a. durch mangelnde "Selbstlosigkeit" des/der Protas definieren.

@Urban & Contemporary Fantasy: Urban hat für mich ganz klar einen städtischen Bezug. Während Contemporary sich v. a. auf die Zeit bezieht - streng genommen, ist alles, was in unserer Zeit spielt oder beginnt Contemporary. Was wiederum eben auch auf die Urban Fantasy zutrifft. Da die Urban Fantasy jedoch noch ein weiteres Kriterium (das des Ortes) miteinbezieht, muss man sie als Unterart des Contemporary sehen. Da kann ich Romy's Einwand zur Einordnung von HP in der Urban Fantasy nur zustimmen  :jau:
Wollte man weiter kategorisieren, würde es sich anbieten, weitere Subgenres ebenfalls am Ort festzumachen. Möglich wären z. B. Bezeichnungen wie Realisy (für Geschichten, die ausschließlich in unserer Welt spielen, z. B. Twilight) und Portal Fantasy (für Geschichten die ihren Ausgangspunkt in unserer Welt haben, aber zum größten Teil in einer Parallelwelt spielen; z. B. Narnia und Harry Potter). Was wiederum alles schön sauber von der High Fantasy abtrennen würde, da HF ja bekanntlich ausschließlich in einer Fantasywelt spielt.

Aphelion

Altersbeszogene Genres und Themenbezogene Genres würde ich zusammen angeben - z.B. "Urban Fantasy (All Age)". Damit gibt man schon mit wenigen Worten einen ziemlich guten Überblick, was für ein Manuskript man anbieten und die Zielgruppe ist ziemlich genau abgesteckt. Und es macht imho immer einen guten Eindruck, wenn man Lektoren signalisiert, dass man nicht nur für sich schreibt, sondern weiß, für wen sonst noch. :)

Deshalb würde ich mich auch lieber festlegen - ja Schubladen passen nicht immer 100%ig, aber wirklich keine Schublade zu haben bedeutet eben auch, so "anders" zu sein, dass es keiner lesen will. ;) Also sollte man sich im Zweifelsfall lieber für ein, maximal zwei Genrebezeichnungen entscheiden und nicht anfangen rund 10 Subgenres aufzuzählen, von denen auch ein paar Elemente enthalten sind.

Insofern finde ich diese Sammlung hier sehr sinnvoll. :)

Jilia

Habe mich jetzt brav hier durchgelesen und bin immer noch nicht schlauer  ???
Mit meinem Hauptprojekt stecke ich ein bisschen in der 'Was für ein Genre ist das eigentlich?!'-Krise.
Für High Fantasy spräche wohl die eigens erfundene Welt und gewisse epische, 'und danach ist alles anders' (mehr oder weniger) Elemente. Andererseits hab ich ziemlich egoistisch handelnde Charaktere... Kann ich dann sagen, dass ich mich irgendwo zwischen High Fantasy und Sword&Sorcery bewege?

Valaé

#37
Genreeinordnungen sind sehr oft zwischen Grenzen und nur schwer eindeutig zuzuordnen. Was ich bisher von deinem Projekt gehört habe, betrifft ja doch im Großen und Ganzen das Schicksal der Welt, oder? Also ein Volk klaut doch sozusagen die Welt, es geht also definitiv um ein sehr weitreichendes Problem und nicht nur um die Entwicklung oder das Schicksal eines Charakters?
Egoistisch handelnde Charaktere stehen in keinem Widerspruch zu High Fantasy, zumindest nach meinem Verständnis nicht. High Fantasy besagt nur, dass es eine epische Breite hat (es geht um das Schicksal der Welt (bei einem Land/Volk wäre auch zu bedenken ob das schon unter epische Breite fällt)).  Die Charaktere können handeln wie sie lustig sind, ein Gutheld/Gutmensch ist kein charakteristisches Merkmal der High Fantasy. Dazu zählen so viel ich weiß eben nur die abgegrenzte Fantasywelt mit vielen magischen Elementen/Völlkern und der epische Plot.

So weit meine Meinung dazu, aber die Genredefinitionen gehen ja allgemein sehr weit auseinander.

Jilia

Aber zur High Fantasy gehört für mich ganz eindeutig, dass es eine Gruppe Helden (möglichst in einer Reisesituation) gibt, die zwar nicht charakterlich einwandfrei sein müssen, aber doch gegen Das Böse ankämpfen. Der Gut-Böse Konflikt ist das zentrale, nicht das persönliche Überleben/Gut-weg-kommen der Charaktere.

Valaé

Also die Heldengruppe, da würde ich jetzt definitiv widersprechen, das mag auf viele High Fantasy Romane zutreffen, aber es muss keine Heldengruppe und auch keine Heldenreise in der High Fantasy geben. Es ist ein oft vorkommendes Merkmal, macht aber nicht die Genredefinition aus. Genauso wenig würde ich einen zentralen Kampf von Gut/Böse in der High Fantasy als Genredefinition angeben, da auch hier Abstufungen und eine Grauzeichnung durchaus möglich sind. Es muss keinen überdimensional aufgeplusterten Antagonisten und einen ebenso überdimensional aufgeplusterten Helden geben - auch in der High Fantasy nicht. Es kommt zwar recht oft vor, das will ich nicht bezweifeln, aber ich würde es definitiv nicht als Genrecharakterisierung benennen. Ursprünglich, da die High Fantasy ja angelehnt ist an die alten Epen (ohoh, jetzt kommen wir in ein Gebiet das uns beiden gefallen sollte *lach*) mag eine Idealisierung der Helden und ein steriles Gut/Böse Verhältnis vorgeherrscht haben, aber mittlerweile gibt es da durchaus auch Abstufungen, wenn beispielsweise angedeutet wird, das Gut/Böse eine Sache der Sichtweise ist. Allein diese Andeutung macht aus einem High Fantasy Roman noch nicht ein anderes Genre.

Ich kenne dein Projekt noch nicht gut genug, daher ist die Abgrenzung schwer. Wie ich schon sagte, ist es eine Frage, worauf IM BUCH (nicht in der Einstellung der Charaktere) der Schwerpunkt liegt:
Steht die Entwicklung eines Charakters im Vordergrund und ist das Schicksal der Welt eher Nebensache? Handelt der Plot also von einem Charakter (vielleicht auch mehreren), die verschiedene Entwicklungen durchmachen und für sich zu einem Ende kommen?
Oder handelt der Plot von einer Bedrohung für die Welt, deren Schicksal im Vordergrund steht und die Charakterentwicklungen treten eher am Rande auf? Worum dreht sich der Plot hauptsächlich und welches der beiden Phänomene (Welt in Gefahr und Charaktere entwickeln sich) steht im Vordergrund? Danach entscheidet es sich, ob es High Fantasy ist, oder nicht.
Zumindest meinem Verständnis nach.

Ich würde also abrücken von einer Definition, die sagt, der Konflikt zwischen Gut und Böse ist zentral in der High Fantasy hin zu der Aussage, das Schicksal der Welt ist in der High Fantasy zentraler Dreh- und Angelpunkt, Charaktere fungieren meistens eher im Bezug darauf, was sie zu der Entwicklung der Welt in die eine oder andere Richtung beitragen.  Dabei muss es nicht immer Gut gegen Böse sein sondern eher eine Partei gegen die andere. Egoistische Motive können vorkommen, ebenso zwielichtige Charaktere, auf beiden Seiten natürlich. Wenn jedoch die Entwicklung der Charaktere im Vordergrund steht und das Schicksal der Welt nur am Rande erwähnt wird, würde ich die Geschichte nicht mehr der High Fantasy zuordnen.

Zit

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass in der High Fantasy das Schicksal der Welt in Frage steht. Vielmehr würde ich High Fantasy an einer eigenen Welt fest machen und inwiefern dort Götter eine Rolle spielen. Denk mal an Lynns Kuss des Kjer: Im Grunde geht es nur um die Charaktere, wenngleich sie auf eine Quest entsandt werden; aber die Welt befindet sich nicht im Umbruch.
Der Rettung der Welt ist nur ein typischer Plot. Wenn du in eine Welt voller übernatürlicher Wesen wie Drachen oder Schwarzmagier hast, dann kann der Antagonist (sofern eine einzelne Person) zwar ein Bauernjunge sein, stinkt aber eben gegen die Normalität in der Welt so sehr ab, dass das spannungslos ist. Liegt also nicht weit, dann eher den over evil Overlord zu schaffen, der die gesamte bekannte Welt unterjochen will ...
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Valaé

Ich halte die Welt zwar auch für ein wichtiges Charakteristikum der High Fantasy Romane, aber nicht als das Einzige. Inwiefern Götter eine Rolle spielen ist meiner Meinung nach vollkommen irrelevant für die Einordnung als High Fantasy. Im Herrn der Ringe spielen Götter zumindest für die, die das Silmarillion nicht gelesen haben, keine Rolle. In den Büchern von Trudi Canavan spielen Götter eine Rolle. Beide würde ich als High Fantasy bezeichnen.

Lynns Buch kenne ich nicht, tut mir leid, daher kann ich daran auch nicht denken  ;). Du kannst mich gerne davon überzeugen, das High Fantasy noch vielseitiger ist als ich bisher angenommen habe. Ich hatte nur immer angenommen, dass sich das Ganze Richtung Low Fantasy verschiebt, wenn die Fantasyelemente in der Welt abnehmen und Richtung Heroic Fantasy oder Sword an Sorcery, wenn man vom Schicksal der Welt abweicht und sich hinwendet zu einem Charakter, der im Mittelpunkt steht und eine Entwicklung durchmacht. Allerdings darf man mich da gerne schlagen, da ich mich mit beiden Genres (Heroic Fantasy und Sword and Sorcery) alles andere als auskenne. Letztlich glaube ich allerdings nicht so ganz, dass das Einzige, was High Fantasy charakterisiert wäre, dass man eine eigene Welt voller magischer Wesen hat und alles andere egal ist, denn das trifft einfach auf zu viele Bücher zu und nicht ausschließlich auf die High Fantasy. Ich habe schon Dark Fantasy in solchen Welten geschrieben und Social Fantasy ... das wäre mir einfach eine zu geringe Eingrenzung. Wobei ja niemand sagt das Genregrenzen nicht schwimmend sind  ;).

Farean

Zitat von: Jilia am 16. Juli 2012, 17:37:02
Aber zur High Fantasy gehört für mich ganz eindeutig, dass es eine Gruppe Helden (möglichst in einer Reisesituation) gibt, die zwar nicht charakterlich einwandfrei sein müssen, aber doch gegen Das Böse ankämpfen.
Und inwiefern steht das im Widerspruch zu egoistisch handelnden Charakteren?

Kann ich nicht ganz egoistisch feststellen: meinen Lieben und mir selbst ist unterm Strich am besten gedient, indem ich "gut" handle?

Zit

#43
Das Problem mit den ganzen Genren ist, dass sie sich alle selten auf ein Charakteristikum beschränken und somit vergleichbar wären.

High Fantasy ist in erster Linie etwas, das sich auf den Ort/die Welt bezieht und dafür muss diese Welt erfunden sein (oder Teile der Handlungsorte wie bei Alice hinter den Spiegeln) und in dieser Welt gibt es, eben weil es Fantasy ist, Magie -- und die wird auch aktiv eingesetzt. Dann gibt es noch viele andere Dinge, die in erster Linie von Tolkien stammen, sag ich mal, wie das Weltretten und die übernatürlichen Wesen. Im Grunde allerdings -- und das ist das Lustige -- steht HF in der Tradition alter Sagen und Mythen. Die typische Heldenreise mit der Queste kommt vom Gilgamesh-Epos.
Unter Sword&Sorcery verstehe ich Dinge wie Conan und würde das Genre als Spezialisierung der HF sehen; genauso die Heroic Fantasy (manche meinen, es wäre dasselbe; und die dt. Wikipedia führt die beiden Bezeichnungen auch als Synonym zur Low Fantasy). Ich lese oder schreibe nichts darin, deswegen kann ich nicht viel dazu sagen. Auf alle Fälle weiß ich aber, dass meine Jin&Lis keine S&S ist, wenngleich es ja um die beiden geht und nicht um Weltrettung.

Dark Fantasy ist etwas, imho, das in erster Linie auf die Art des Plots oder der Atmosphäre eingeht: düster, bedrohlich, leichter Horror. Entsprechend kann als Ort eine eigenständige Fantasywelt gewählt werden, wie auch unsere Welt oder gar ein Weltraumszenario. (So wie Horror: Ist ja auch ein Genre, das nicht speziell Fantasy ist.)
Genauso liegt der Fokus bei Social Fantasy ja auch nicht darauf, ob das nun eine eigene Welt ist oder nicht. Bzw. kommt ja die eigene Welt aus dem "sozialen Konzept" sage ich mal; das, was du sagen willst, macht die Welt; wie die Welt ist, ist nicht beliebig. Bei HF gibt es aber eine gewisse Beliebigkeit, weil zuerst von einer Welt ausgegangen wird und man danach mögliche Handlungen entwirft.

Insofern: Eine Geschichte kann sehr viele Bezeichnungen haben. Für was man sich entscheidet, hängt davon ab, worauf man den Fokus legen will.
Und: Wo es am Ende im Regal steht, ist auch nochmal etwas anderes. Es gibt viele Genreeinteilungen, die vornehmlich für den Buchhandel, für die Lesergruppen wichtig sind und nicht für die Geschichte. (Die Einteilung nach Jugend- und Kinderbuch bspw.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Valaé

Den Post kann ich an sich 100% unterschreiben. Auch deine Beschreibung was S&S sowie Heroic Fantasy betrifft stimmt es mit dem überein, was ich ganz spontan darunter verstehen würde. Ich hatte mir nur mal angelesen, dass ein stärkerer Akzent auf den Charakteren eben eher von High Fantasy wegweist. Allerdings habe ich High Fantasy durchaus auch immer sehr stark an die Welt gebunden (so habe ich das erwähnte Dark Fantasy Buch auch als Dark Fantasy in einer High Fantasy Welt bezeichnet, da ich immer der Meinung war, das man bei Dark Fantasy das Setting noch einmal gesondert beschreiben sollte, da es eben überall spielen kann). Genau deswegen hatte ich eben auch immer ein wenig Bauchschmerzen damit, High Fantasy nur an der Welt festzumachen, allerdings ist da denke ich auch ein kleiner Bezugsfehler drin: Die Welt kann es geben, ohne dass es High Fantasy sein muss, aber es gibt keine High Fantasy ohne eine eigene Welt.

Letztlich geht meine Meinung bei Genres hauptsächlich mit deiner Schlussfolgerung konform: Es liegt daran, worauf man den Akzent legen will. Wenn ich denke, dass einer meiner Romane Charakteristika verschiedener Genres hat, dann denke ich zuerst daran, ob es einen Akzent gibt, der wichtig ist. Meinen Dark Fantasy Roman habe ich Dark Fantasy und nicht High Fantasy zugeordnet, weil er sehr stark horrorlastig ist und typische High Fantasy Leser das zu hart sein könnte. Ich frage mich also vor allem auch, welche Zielgruppe von welchem Genre angesprochen wird, was diese erwarten und welche dieser Erwartungen am ehesten von meinem Buch erfüllt werden. Danach richte ich meine Zuordnung.
Und natürlich ist der Schritt dahin, wohin es dann mal gestellt wird sowieso noch einmal ein ganz anderer. Keine Frage.

Ich denke oftmals auch, Autoren verzetteln sich zu viel mit den ganzen Genres und vergessen dabei, was das Genre ist: Eine Orientierung für den Leser. Deswegen frage ich mich bei Unsicherheiten weniger: In welche Schublade quetsche ich meinen Roman? Sondern: Welche Zielgruppe möchte ich ansprechen und unter welchem Genrebegriff sucht meine Zielgruppe normalerweise ihre Bücher?