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[Medizin] Droge für Mangelerscheinungen?

Begonnen von Farean, 12. Juni 2011, 22:16:51

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Farean

Ich hätte hier mal eine Recherche-Frage an die Mediziner im Forum: gibt es eine Droge, die extreme Mangelerscheinungen an lebenswichtigen Elementen hervorruft (Eisen, Zink, Folsäure etc.)? Die Droge sollte nicht oder nur schwer im Blut nachweisbar sein, kann aber gern Langfrist-Auswirkungen haben, die einen Arzt stutzig machen. (Z.B. erhöhte Leberwerte, obwohl der Patient weder raucht noch trinkt, o.ä.)

Adalia

Ich bin zwar keine Medizinerin, aber inzwischen in die Onkologie "reingerutscht"  ;) Mir fiel da etwas ein, was ich kürzlich über ein Zytostatikum gelesen habe.
Suchst du wirklich eine Droge, also Rauschgift, oder kann es auch ein Medikament sein?

Ein extremer Folsäure-Mangel kann nämlich durch Folsäureantagonisten zustande kommen. Da kannst du mal googlen, das ist z.B. das Zytostatikum Metothrexat, das meist mit Folsäure zusammen gegeben wird, damit keine Komplikation auftreten.

Beim Arzt wäre dann wohl zuerst die Anämie (Blutarmut) auffällig.
Aber vielleicht fällt einem Mediziner dazu mehr ein.

Farean

#2
Zitat von: Adalia am 12. Juni 2011, 22:45:38
Suchst du wirklich eine Droge, also Rauschgift, oder kann es auch ein Medikament sein?
Medikament wäre sogar noch besser. :) Und was du über Metothrexat schreibst, geht genau in die Richtung, nach der ich suche. Danke!

Laut Wikipedia ist das Zeug verschreibungspflichtig. Weiß jemand, wie schwer es wäre, da "unter der Hand" dranzukommen?

zDatze

Öhm, ja. Ich hab letztens eine verschreibungspflichtige Wundsalbe auch so in der Apotheke bekommen. Aber das war wohl eher die Ausnahme, da man damit (in meinen Augen) nicht großartig Schaden anrichten kann. Wäre mir auch nie eingefallen.

Über einen Tierarzt kann man meines Wissens auch Medikamente beziehen ... wenn man denn jemanden kennt, der da was drehen würde.

FeeamPC

Medikamente gibts genügend, die Vitaminmangel verursachen, allerdings sind sie auch recht einfach im Blut nachweisbar.
Wie wäre es mit einem natürlichen Kandidaten?
Der Fischbandwurm wird bis zu 20 Meter lang und verusacht einen Vitamin B12 Mangel, der im Extremfall zu Lähmungen führt. Wird nicht im Blut, sondern nur durch Bandwurmteile und Eier im Stuhl nachgewiesen.
Ist ohne Rezept zu bekommen- man muss dem Opfer nur genügend rohen Süßwasserfisch ins Essen schmuggeln.

Adalia

Mit genug krimineller Energie bekommt man bestimmt alle verschreibungspflichtigen Medikamente, die man will. Im Internet-Zeitalter könnte man da sicher auch online irgendwo im Ausland bestellen, wenn man genug zahlt. Bei Viagra und diversen Anabolika scheint das ja auch zu funktionieren. Ob man aber etwas aufgefalleneres einfach so bekommt? Keine Ahnung. Vorstellbar wäre es schon.
Oder über jemanden, der in der Apotheke oder in einem Krankenhaus arbeitet und einem einen Gefallen schuldig ist oder dringend Geld braucht?
Oder ein gefälschtes Rezept besorgen? In Apotheken kommen immer wieder mal Drogenabhängige mit gefälschten Rezepten. Da wurde beim Arztbesuch der Rezeptblock geklaut und die Rezeptscheine dann am Hauptbahnhof verscherbelt...  :-\ Obwohl ich nicht glaube, dass solche Zytostatike einfach verschrieben werden. Die werden vermutlich eher im Krankenhaus direkt verabreicht. Aber so genau kenne ich mich da nicht aus.

Die Idee mit dem Bandwurm finde ich aber auch nicht schlecht  :D

Im Blut nachweisbar: das ist generell nicht so einfach, wie man oft denkt. Man muss schon genau wissen, wonach man suchen muss. Aber wenn man eine Vermutung hat, was die Symptome verursacht, um man gezielt sucht, dann kann man das natürlich nachweisen. Wie genau soll das denn ablaufen? Wer vergiftet da wen, und wie soll es rauskommen?

Farean

#6
Zitat von: FeeamPC am 13. Juni 2011, 15:28:31
Der Fischbandwurm wird bis zu 20 Meter lang und verusacht einen Vitamin B12 Mangel, der im Extremfall zu Lähmungen führt. Wird nicht im Blut, sondern nur durch Bandwurmteile und Eier im Stuhl nachgewiesen.
Ist ohne Rezept zu bekommen- man muss dem Opfer nur genügend rohen Süßwasserfisch ins Essen schmuggeln.
:hmmm: Klingt nach einer gangbaren Alternative. Bleibt die Frage, wie naheliegend es für einen Arzt wäre, den Patienten daraufhin zu checken. Spontan würde ich sagen, auf den Verdacht einer Infektion oder eines Parasiten käme der Arzt eher als auf den Verdacht einer gezielten Vergiftung. Und der Arzt sollte erst mal vor einem Rätsel stehen und nach sämtlichen Routinechecks ziemlich ratlos sein.

Zitat von: Adalia am 13. Juni 2011, 16:59:34
Im Blut nachweisbar: das ist generell nicht so einfach, wie man oft denkt. Man muss schon genau wissen, wonach man suchen muss. Aber wenn man eine Vermutung hat, was die Symptome verursacht, um man gezielt sucht, dann kann man das natürlich nachweisen. Wie genau soll das denn ablaufen? Wer vergiftet da wen, und wie soll es rauskommen?
Das Opfer ist eine junge Frau, die kurz vor dem Ende ihres Studiums steht und danach aus ihrem Elternhaus ausziehen will. Die Täterin soll ihre Mutter sein, die an Münchhausen-Syndrom leidet, so daß sie ihre Tochter absichtlich todkrank macht, um (a) Studienabschluß und Auszug zu hintertreiben ("Mein Kind darf mich nicht verlassen!") und (b) sie bei der Gelegenheit liebevoll umsorgen zu können.

In weiteren Rollen: die ratlosen Ärzte, die die junge Frau auf alles mögliche hin checken, aber keine Ursache für die Blutarmut finden (Blutarmut paßt mir bestens in den Kram, das würde einen wunderschönen falschen Verdacht generieren :vibes:) und die beiden besten Freunde der jungen Frau, die ihre Lebensumstände ganz gut kennen - insbesondere die überbehütende Mutter - und dann Zwei und Zwei zusammenzählen.

Felsenkatze

#7
Hm, eine Anämie kann man laut einer Seite, die ich gefunden habe, auch mit chronischer Vergiftung durch Benzol erreichen.

ZitatChronische Toxizität: Knochenmarksschädigungen bis hin zu aplastischer Anämie (verminderte Zellbildung im Knochenmark), Beeinträchtigungen des Immunsystems, Blutbildveränderungen, gentoxische Wirkungen (Chromosomenschäden). Benzol zählt zu den erwiesenermaßen für den Menschen Krebs erzeugenden Stoffen; epidemiologische Studien erbrachten eindeutige Zusammenhänge zwischen beruflicher Benzolexposition und dem Auftreten von Leukämien und Lymphomen. Im Tierversuch führt Benzol auch zur Entstehung von Tumoren in anderen Geweben und Organen. Der Krebs erzeugenden Wirkung gehört das Hauptaugenmerk bei der Bewertung der Exposition des Menschen durch Umweltbelastungen mit Benzol.

Fragt sich, ob
a) Die Mutter das so genau dosieren kann, dass keine akute Vergiftung auftritt und
b) Ob man das nicht merkt. Benzol ist jetzt nicht gerade ... geruchsarm.

Ähnliches gilt für Arsen. Aber ich glaube, das ist leicht nachzuweisen.

Edit: Gerade gefunden: http://www.natur-forum.de/lexikon/kraeuter/15.html

ZitatBeim längerem Gebrauch der Heidelbeerblätter können chronische Vergiftungen auftreten (Gewichtsabnahme, Hämoglobinverminderung, Anämie) - auf Grund des vorhandenen Hydrochinon's -> wurde aber nicht bestätigt.
Aber Vorsicht bei sogenannten "Diabetikertees" bei chronischen Gebrauch.

Lecker Heidelbeerblättertee für deine Prota? Und wenn dir "nicht bestätigt" zu ungenau ist, gibt es das Hydrochinon auch in einem Medikament:
Zitat
HYDROCHINON

Hydrochinon bleicht in Form von Stiften und Cremes Pigmentflecken (Altersflecken und Sommersprossen), Leberflecken und ungleichmäßigen Teint. Eine Konzentration von 1 bis 2 Prozent ist dabei ausreichend. Einzig zugelassenes Arzneimittel in Deutschland ist die Kombination aus Hydrochinon, Tretinoin und Hydrocortison (Pigmanorm). Der in Japan entwickelte Wirkstoff Rucinol, der in dem apothekenexklusiven Kosmetikum Iklen® enthalten ist, beseitigt dabei erstmals die Ursache einer erhöhten Melaninbildung (Hyperpigmentierung).

Adalia

@Felsenkatze: Ein einfacher Kräutertee, das ist natürlich eine Idee! Da stellt sich wenigstens nicht die Frage, wo man den herbekommt.  :)
Aber ich denke den müsste man hochdosiert über längere Zeit nehmen. Wie jubelt sie den der Tochter dann unter? Oder ist die Tochter schon gewohnt, dass die Mutter ihr ständig Tee und Kräuter verabreicht? Das Münchhausen-Syndrom wird sie ja auch schon lange haben. Oder eben dann doch als Reinsubstanz, da kann man es einfach ins Essen mischen.

Zitat von: Farean am 14. Juni 2011, 10:19:28
Das Opfer ist eine junge Frau, die kurz vor dem Ende ihres Studiums steht und danach aus ihrem Elternhaus ausziehen will. Die Täterin soll ihre Mutter sein, die an Münchhausen-Syndrom leidet, so daß sie ihre Tochter absichtlich todkrank macht

Das ist interessant! Das Thema finde ich für eine Geschichte sehr spannend, wenn auch etwas beängstigend und verstörend  ;) Bei einer sonst gesunden jungen Frau, bei der die Ärzte keine Vergiftung vermuten, kann sich das sicher lange hinziehen, bis die Ärzte herausfinden woran das liegt.

Medikamente sind ja auch recht schnell nicht mehr nachweisbar. Sie will ihre Tochter ja nicht schwer schädigen oder gar umbringen und würde das Medikament daher vielleicht auch immer wieder einmal nicht mehr geben, oder? Die Symptome werden dann vielleicht mal schlimmer und dann wieder besser, so dass die Ärzte noch mehr vor einem Rätsel stehen.

Wenn du beim Beispiel Folsäure bleiben willst:
Blutarmut kann ja sehr viele Ursachen haben, die sich durch die Art der Anämie aber gut eingrenzen lassen. Und ich denke, dass ein Arzt da gleich am Anfang Eisen und Folsäure bestimmen würde. Aber bei Gabe eines Folsäure-Antagonisten ist ja die Folsäure noch vorhanden, kann aber nicht mehr binden, da sie von dem Antagonisten verdrängt wird. Evtl. liegen dann sogar normale Folsäure-Werte im Blut vor, so dass die Diagnose der Anämie-Ursache noch schwieriger wäre, wenn man nicht vermutet, dass ein Medikament verabreicht wurde? Das kann ich aber nicht genau sagen. Man kann dann soweit ich weiß auch noch spezifischere Tests machen, die aussagen wieviel Folsäure wirklich aktiv ist. Aber wenn die Mutter vor der Untersuchung das Medikament einfach ein paar Tage weglässt... Ganz schön fies!  :darth:

Kennst du vielleicht einen Arzt, der dich da genauer beraten kann, damit das stimmig ist?

Ich bin zwar keine Ärtzin, arbeite aber beruflich viel mit Ärzten zusammen. Deshalb muss ich aus meiner Erfahrung heraus leider sagen:
Egal was genau die Mutter ihrer armen Tochter da schließlich verabreicht, du kannst das sicher gut erklären, wenn die Ärzte lange keine Ursache finden!  ;) Wir haben hier manchmal Fälle, wo Patienten jahrelang mit ganz offensichtlichen Symptomen von Arzt zu Arzt geschickt wurden. Noch schlimmer, wenn die Mutter kein gesteigertes Interesse daran hat, sich Spezialisten zu suchen. Ärzte brauchen ja manchmal auch eine ganze Weile, bis sie drauf kommen, welche Tests sie überhaupt machen müssen. Und dann wissen sie aber immer noch nichts von dem Medikament, und verlassen sich ja erst einmal darauf, wenn der Patient sagt, dass er keine Medikamente einnimmt.

Farean

Zitat von: Adalia am 14. Juni 2011, 13:17:45
@Felsenkatze: Ein einfacher Kräutertee, das ist natürlich eine Idee! Da stellt sich wenigstens nicht die Frage, wo man den herbekommt.  :)
Aber ich denke den müsste man hochdosiert über längere Zeit nehmen. Wie jubelt sie den der Tochter dann unter? Oder ist die Tochter schon gewohnt, dass die Mutter ihr ständig Tee und Kräuter verabreicht?
Das würde auf jeden Fall gut zu der Mutter passen. Ich stelle sie mir insgesamt furchtbar gluckig vor. Die meisten in ihrem Bekanntenkreis betrachten das als nervige, aber harmlose Schrulle, die sich ohnehin geben wird, wenn das Kind erst mal aus dem Haus ist... :-\

Zitat von: Adalia am 14. Juni 2011, 13:17:45
Aber wenn die Mutter vor der Untersuchung das Medikament einfach ein paar Tage weglässt... Ganz schön fies!  :darth:
:hmmm: Ja, allerdings...

Zitat von: Adalia am 14. Juni 2011, 13:17:45
Kennst du vielleicht einen Arzt, der dich da genauer beraten kann, damit das stimmig ist?
Privat leider nicht. Und zu meiner Hausärztin kann ich schlecht gehen, wenn ich gar nicht krank bin, "nur" um Recherche zu betreiben. Um so mehr, wo ihre Sprechzeiten während meiner Arbeitszeit liegen. ::)