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[Diskussion] Sagte, sagte, sagte und sagte.

Begonnen von Dealein, 14. Mai 2011, 18:49:49

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Nuya

Eben, dafür hat man ja diese ganzen anderen Wörter. Wenn ich die Reaktion des Dialogteilnehmers darstellen will, kann ich nicht sagen schreiben. Außer er sagt es wirklich nur und tut nichts, fühlt nichts.
Aber wenn er vor Wut bebend herumschreit, dann schreit er eben. Frauen kreischen bei mir auch gern mal.

Da ihr Harry Potter erwähnt - ich schiebe das auf die Übersetzung. Im Englischen ist das "say" vllt normal, aber im Deutschen hätten sie sich schon etwas Mühe geben müssen. Ich denke allerdings, dass das während dieses Hypes zeitlich nicht drin war, rein aus Absatzgründen wurde es vermutlich schnell gemacht, zack zack.
Mir persönlich macht es aber nichts, ich kann die Bücher gut lesen.

Wollmütze

Das "sagte" in Harry Potter stört mich ganz und gar nicht. Ich finde Harry Potter ist ein einfach zu lesendes Buch und überzeugt gerade mit der Schlichtheit, aus der dann Extreme hin und wieder besonders ästhetisch herausstechen.

Ich persönlich halte es so, dass ich entweder:

1.Er schüttelte den Kopf. "Blablablablabla."
oder
2."Blablablabla", sagte er, "blablalabla?"
oder
3."Blablablablabla", er raufte sich die Haare, "blablablablabla..."
oder
4."Blablablablabla."

Dieses "sagte er" oder meinetwegen auch "erzählte er" "flüsterte er" "zischte er" usw. benutze ich nur, wenn ich einen Dialog mit Pause habe. Und auch dann wechselt sich das mit Beispiel 3 ab. Ansonsten nutze ich es eigentlich nicht. Höchstens dann, wenn wirklich viele Personen miteinander kommunizieren müssen. Zur Unterscheidung.
Aber stören tut mich das eigentlich nicht beim Lesen von anderen Büchern. Was mich da eher stört, sind zu blumige und fette Beschreibungen. Mir gefallen schlichte, klare Dialoge besser.

LG,
Wolli  :winke:

Felsol

Ständige Wortwiederholungen sollte man natürlich irgendwie vermeiden. Sagte hier und sagte da ließt sich zwar flüssig und unkompliziert, aber durch die Art und Weise wie sich jemand ausdrückt (Gefühle in der Stimme etc.) kann man den Text sehr viel lebendiger gestalten: , wandte er ernst ein ... , tönte er ... , dachte er laut aber für alle hörbar ...
Es gibt endlos viele Möglichkeiten, damit die Situation, in der sich die Charaktere befinden, zu verdeutlichen oder ihre Gefühle in der Vordergrund zu stellen. Wenn jemand immer nur irgendetwas sagt, dann scheint dieser Charakter ziemlich emotionslos zu sein.

Wenn nur zwei personen reden gilt grundsätzlich, dass man darauf verzichten kann, zu betonen, wer was sagt, solange es offensichtlich ist, wer gerade spricht.


Viele Grüße,
Felsol

Darielle

#33
Mh, also Marko Zimmer vom Schreib-wish "sagt" dazu folgendes:

ZitatEs geht um das kleine Wörtchen ,,sagte", das immer wieder zu Reibereien führt.
Manche Schreiber meinen, sämtliche Synonyme, die ihnen zu ,,sagte" einfallen auch verwenden zu müssen.
Ich halte das für eine Unart und für eine unnötige Gefahrenquelle, den Leser zu vertreiben.
Mein Rat lautet: Halten Sie sich stur an ,,sagte". Es ist neutral, man kann damit nicht viel falsch machen.
Warum verfallen dennoch so viele Autoren dieser Unart?
Einmal um den Leser ihre Wortgewandtheit vorzuführen oder um ihn emotional in die richtige Richtung zu lenken.
Für die erste Gruppe gibt es wohl keine Hoffnung mehr. Sie wird sich eh nicht auf diese Seite verlaufen haben. Lasst Sie sich nur gesagt sein: Sie bewirken genau das Gegenteil.
Der zweiten Gruppe zu raten ist schon schwieriger, denn sie wollen das Richtige, aber auf die falsche Art und Weise.
Wir sollen unsere Leser emotional manipulieren und sie lenken. Aber wenn wir dabei erwischt werden, dann kennt der Leser keine Gnade.
Gerade bei Dialoganhängen besteht die Gefahr der plumpen Effekthascherei.
[...]
Gefühle sollen durch das WAS gesagt wird hervorgerufen werden, ohne dass der Autor auf das WIE hinweisen muss.
Der Inhalt eines Satzes sollte das WIE bereits suggerieren. Das ist die große Kunst des Dialoges.
Durch das WIE (röcheln, stöhnen, wispern, schreien) kann eine gelungene Dialogzeile zu einem kitschigen, pathetischen, trashigen, seifenopernhaften Satz werden.
Mit dem neutralen ,,sagte" passiert Ihnen das nicht.

Noch ein Grund: Dialoge werden so schnell gelesen, dass der Leser kaum auf die Anhänge achtet. Eines dieser gefühlssteuernden Synonyme macht ein Ausrufezeichen an eine Stelle, die nicht beachtet werden sollte. Der Leser stockt und fühlt sich manipuliert. [...]

Also ich finde das ganz schlüssig und werde das auch größtenteils beachten. Man muss eben ein gutes Mittelmaß finden. Manchmal liest man das "sagte" halt mit, manchmal nicht. Macht ja jeder Leser auch anders.

Ary

Dem kann ich mich nur bedingt anschließen.

ZitatDurch das WIE (röcheln, stöhnen, wispern, schreien) kann eine gelungene Dialogzeile zu einem kitschigen, pathetischen, trashigen, seifenopernhaften Satz werden.
Mit dem neutralen ,,sagte" passiert Ihnen das nicht.
Klar, wenn man es übertreibt mit den Synonymen, wird es schnell nervig und vielleicht auch zu pathetisch. Es ist wie immer: die Dosis macht das Gift.

ZitatNoch ein Grund: Dialoge werden so schnell gelesen, dass der Leser kaum auf die Anhänge achtet. Eines dieser gefühlssteuernden Synonyme macht ein Ausrufezeichen an eine Stelle, die nicht beachtet werden sollte. Der Leser stockt und fühlt sich manipuliert.
Das trifft zumindest für mich als Leser nicht zu. Ich bin vom "Dauer-sagte" viel schneller genervt als von Synonymen/passenden Beschreibungen. Wer auch immer Markus Zimmer ist (bin ich jetzt blöd, dass mir dieser Name nichts sagt?), ich finde, er malt ziemlich schwarzweiß.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Darielle

ZitatWer auch immer Markus Zimmer ist (bin ich jetzt blöd, dass mir dieser Name nichts sagt?), ich finde, er malt ziemlich schwarzweiß.

Ich weiß auch nicht wer er ist, auf jeden Fall hat er das Copyright für den zitierten Text. Ich wollte nicht, dass es später heißt, es gäbe keine Quellenangabe und der Autor dieses Textchens habe etwas gegen das Zitat.

Bei mir schwankt das. Manchmal regt mich das einfallslose "sagte" auf, manchmal mag ich besonders die Umschreibungen und manchmal finde ich, passen epische Metaphorik und ein wissenschaftlicher Thriller nicht zusammen. Allerdings, wenn ich ehrlich bin, dann kann ich mich nach 2-3 gelesenen Sätzen nicht mehr erinnern, ob beim ersten "sagte" oder etwas anderes dastand. Man stellt sich den Dialog ja bildlich vor und lässt die Figuren so sprechen, dass im Kopfkino Stimmen entstehen. Da braucht man kein "sagte", genauso wenig wie es Sinn macht, wenn ich hier unter den Beitrag schreibe:

"schrieb Darielle in ernstem Stil." Ihr lest ja aus dem Text heraus wie ich was meine und ihr wisst, dass ich es bin, die hier schreibt. Das ist genauso selbstverständlich wie der Blick, der den Figuren folgt, wenn sich die Stimme ändert bzw. von einer Figur zur nächsten springt.

Hau, ich habe gesagt.

Sanjani

Hallo,

also, ich finde die Aussagen dieses Markus Zimmer viel zu pauschal. Auf mich trifft das nämlich z. B. überhaupt nicht zu, ich mag keine sagtes und sie fallen mir auch negativ auf. Und wenn jemand emotional schreibt, aber immer nur sagte verwendet, empfinde ich das als stilistisch unschön, weil das anhängsel nicht zum Gesagten passt.

Ich halte mich da immer noch an mein Gefühl beim Schreiben. Damit fahre ich besser als mit solchen Pseudopatentrezepten :)

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Sternenlicht

Beim Lesen registriere ich ein wiederholtes "sagte" kaum, ich lese einfach darüber hinweg. Beim Lautlesen (sprich Hörbüchern) nervt es mich dann allerdings ungemein. Ein gelegentliches "rufen, murmeln" etc., auch wenn es genau genommen vielleicht überflüssig ist, hört sich deutlich abwechslungsreicher und lebhafter an.
Beim Hören merkt man weiter, dass es ganz ohne "sagte" auch nicht geht. Verwendet der Autor ständig nur "rufen, murmeln" etc. wirkt es schnell theatralisch; verwendet er nur Umschreibungen, weiß man manchmal nicht, wer spricht.

Ary

@Daruelle: Ist ja auch komplett korrekt, dass Du die Quelle angegeben hast, ich wollte Dich da auch nicht angreifen. Wenn es so ankam, tut es mir Leid. Ich war durch den zitierten Text etwas angeknieselt, weil mir die Schwarzweißmalerei des Herrn Zimmer und der Vorwurf, wenn man Synonyme verwende, wolle man nur zeigen, wie wortgewandt man doch ist, doch arg auf den Keks gegangen ist. :)

Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Runaway

Was mich daran am meisten stört, ist, daß er so tut, als wär das unumstößlich Fakt. Dabei wüßte ich nicht, in welchem Schreib-Gesetz vorkommt, daß man nur "sagte" benutzen darf. ;)

Darielle

Ich habe mich auch gewundert, aber manche Leute muss man halt so reden lassen und schlicht das brauchbare rausfiltern. In diesem Fall finde ich, hat er schon irgendwie Recht und ich glaube, solche Gedanken zum Thema sind ja nur förderlich. Wenn er meint, dass man sich als redegewandt hinstellen möchte, wenn man Synonyme verwendet, dann ist das halt sein Blickwinkel. Den kann man ja gut in die Diskussion einbauen. Immerhin gibt es kein absolutes "Er weiß alles und kann alles". ;)

Sven

Umgekehrt heißt es auch oft, dass das "sagte" eine Unart aus dem Englischen ist. Dort wird es wohl tatsächlich eher überlesen.
Ich denke auch, dass man mit einer gesunden Mischung nichts falsch machen kann. Es kommt immer auf den Text an. Der Textfluss ist dabei überaus wichtig.
Darüber hinaus finde ich ein "schrie", "flüsterte", "rief" durchaus einsetzbar, denn es ist ein Unterschied, ob jemand etwas sagt oder ob jemand etwas schreit. Das geht dann auch nicht aus dem Kontext hervor. In einer stressigen Situation kann man durchaus "unangemessen" leise reden, weshalb man schon differenzieren sollte, ob jemand etwas sagt, oder schreit.
Was ich gar nicht haben kann sind Dinge wie "kicherte sie". Denn entweder sagt sie etwas und kichert dann, oder sie kichert und spricht im Anschluss. Beides zusammen funktioniert nicht. Es ärgert mich, wenn ich solche Textstellen lesen muss.
Beste Grüße,
Sven

Churke

Zitat von: Sven am 07. Juni 2011, 11:39:55
Was ich gar nicht haben kann sind Dinge wie "kicherte sie". Denn entweder sagt sie etwas und kichert dann, oder sie kichert und spricht im Anschluss. Beides zusammen funktioniert nicht. Es ärgert mich, wenn ich solche Textstellen lesen muss.

Es gibt viele Redewendungen, die eigentlich nicht gehen. Zum Beispiel "stehende Ovationen" oder "sterbliche Überreste". Und gerade bei Gefühlsausbrüchen wie z.B. dem Kichern ist es nun mal so, dass das oft in die Sprache übergeht. Auch bei "stöhnte er" ist das ja eher metahporisch gemeint und bezieht sich auf Tonfall und Stimmung.

Zit

Zitat von: Darielle am 06. Juni 2011, 20:18:21
Ich weiß auch nicht wer er ist, auf jeden Fall hat er das Copyright für den zitierten Text. Ich wollte nicht, dass es später heißt, es gäbe keine Quellenangabe und der Autor dieses Textchens habe etwas gegen das Zitat.

Dann aber richtig: Der gute heißt Marko Zimmer und der komplette Blogbeitrag findet sich hier: http://www.schreib-wish.de/sagen.html .
Außerdem ist seine Schlussbemerkung in diesem Beitrag auch nicht zu vergessen: "Vielleicht ist die konsequente Anwendung von ,,sagte" nicht unbedingt eine elegante Lösung, aber sie ist die einzige, die unnötige Probleme ausschließt." Es weiß genauso wenig oder viel vom Schreiben, wenn ich mir seine Seite anschaue, wie viele andere Schreiberlinge im Netz. (Klar ist es eine Meinung, aber trotzdem würde ich sie nicht unreflektiert übernehmen.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sven

Zitat von: Churke am 07. Juni 2011, 12:39:44
Es gibt viele Redewendungen, die eigentlich nicht gehen. Zum Beispiel "stehende Ovationen" oder "sterbliche Überreste". Und gerade bei Gefühlsausbrüchen wie z.B. dem Kichern ist es nun mal so, dass das oft in die Sprache übergeht. Auch bei "stöhnte er" ist das ja eher metahporisch gemeint und bezieht sich auf Tonfall und Stimmung.

Dem kann ich nicht ganz folgen. Eine "stehende Ovation" ist ein Begriff, der völlig in Ordnung ist. Eine Ovation ist eine Beifallbekundung. Bei einer stehenden Ovation wird sie stehend ausgeführt. Auch "sterbliche Überreste" sind nicht falsch. Platt ausgedrückt hinterlässt eine Leiche sterbliche und unsterbliche Reste. Sie hinterlässt einen Körper und die Bekleidung zum Beispiel.
Das "stöhnte er" würde ich auch nicht metaphorisch sehen, sondern so wie es da steht. Jemand spricht mit stöhnenden Lauten.
Ich weiß, was Du meinst. Doch bei wörtlicher Rede geht es nicht um Metaphorik. Es geht um Dinge, die tatsächlich passieren und die beschrieben werden.

Mir ging es um Beschreibungen von Dingen, die UNMÖGLICH sind.
Zitat"Du siehst aus wie ein fetter Zwerg", lachte sie.
Das funktioniert nicht. Entweder man lacht, oder man spricht. Solche Formulierungen findet man immer wieder, doch ich denke, wenn man seinen Text verbessern möchte, sollte man diese Dinge vermeiden.
Beste Grüße,
Sven