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Dystopia - Elfen, Zauberer, Orks, Trolle und Einhörner bitte draußen bleiben

Begonnen von Schommes, 24. April 2011, 10:59:08

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Schommes

@Rigalad:
Also, wenn das Thema noch nicht so ausgeweitet ist, bedeutet das ja logischerweise, dass da noch Luft ist. Vor Harry Potter hätte niemand gedacht, dass man mit jugendlichen Zauberern irgendwelche Pudel hinter irgendwelchen Öfen hätte hervorlocken können. Wenn Du die Frage aufwirfst, ob man "mit einem deutschen Autoren dieselbe Zielgruppe ansprechen kann wie die derzeit gut laufenden Dystopien aus dem englischsprachigen Raum", sage ich dazu probieren ging schon immer über studifizieren.
Du hast ja offensichtlich auch die Courage, schon etwas hinter dem Zenit der Vampirsagawelle auch noch eine auf den Markt zu bringen.

Übrigens, Du und ich sind bei derselben Agentur.  Offensichtlich gibt es da innerhalb der Agentur also auch geteilte Meinungen über die Vermarktungsfähigkeit von Dystopien. ;)


@ Gothanna:
Danke für den Hinweis. Da hatte ich jetzt wirklich nicht mit gerechnet.
Fahrenheit 451 ist große Kunst, aber wo ist Deine fünfsätzige Beschreibung???  ;)

Ich selbst werde jetzt übrigens ein Stoßgebet an den Herrgott richten, dass sich Steampunk nicht mit Dystopien vermischt. Steampunkt wollte ich mir nämlich als nächstes nach Dystopien vornehmen. Auch wenn mein Agent mich dafür vermutlich kreuzigen wird. Um danach allem die Krone aufzusetzen, werde ich Cyberpunk wiederbeleben. Jawoll.
Total Recall passt hier übrigens super hin, weil es der literarischen Vorlage eines Autors entstammt, der die Vorlagen für ein halbes Dutzend verfilmter Dystopien geliefert hat. Wer ihn zuerst nennt, bekommt drei Smileys.


@ Grey
Splitter??? Klingt interessant. Wo ist der fünfsätzige Klappentext???
Und wie schon gesagt. Man sollte sich nicht entmutigen lassen. Bei mir hieß es auch erst: "Dystopie??? No!!!" Da wußte ich selbst noch nicht einmal, dass mein Erstentwurf in dieses Genre gehört. Dann kam mein Agent mit dem Beispiel "Panem bzw. Gone" und zack die Kaffebohne hieß es aufspringen auf den Zug nach Schlimmland.
Noch einmal generell zu meinem Thread. Ich wollte eigentlich auch gar nicht diskutieren, sondern hatte eher so eine Art gemeinsames Arbeiten unter Profis im Sinn, aber vielleicht ist ein Forum einfach nicht das Medium dafür.
Leute die Haggis mögen??? Pervers  ;)
Und nochmal: von der Nähe einer Idee zu Daybreakers solltest Du Dir nicht den Schneid abkaufen lassen. Das zeigt doch nur Deine Massentauglichkeit. Und wie lautet der Klappentext zu diesem Buchentwurf???


@ LiebE Kuddel, nix für ungut. Bin Kuddl Schnöf bzw. Kuddl@Tote Hosen geprägt.
Dann will ich nichts gegen die Heyne Autorin gesagt haben. Aber nochmal: Das ist eine Stimme unter vielen. Vielleicht liegt Ihr das Thema auch nicht und außerdem ... wenn die Welle jetzt gerade abebbt, sollte man sich tunlichst schonmal auf die nächste vorbereiten, denn die kommt bestimmt, oder?!


@Sorella
Genauso gehts mir nämlich auch. Außerdem sagt der Pessimist in mir, dass wir sowieso auf dem Weg in eine Dystopie sind. Die lieben Leute in Afghanistan, Libyen (sprecht Ihr das auch immer genau umgekehrt, also Lybien?) Irak und Iran leben gerade in einer.
Zu Deiner Frage mit den Plotstrukturen hatte ich in irgendeinem der früheren Posts glaube ich schon etwas gesagt. Ich wiederhole mich also möglicherweise: Ein Klassiker der Dystopie ist, dass der Protagonist am Anfang der Geschichte häufig (nicht immer) selbst Teil des schlechten Systems ist (vgl. Fahrenheit 451, Equlibrium, Bladerunner, Logan's Run) oder zumindest ahnungsloser Bürger (Schöne, neue Welt, Truman Show), der erst ein Erweckungserlebnis haben muss. Oft gibt es einen Sidekick, der eine ambivalente Rolle hat, also die klassische Rolle des Shapeshifters einnimmt (vgl. Equilibrium).
Genau darum geht es mir übrigens, ums Fachsimpeln. Also danke für diese schöne Frage. Und um mal selbst ein gutes Beispiel zu setzen:
"Dark City - John Murdoch erwacht erinnerungslos in einer Badewanne. Unmittelbar nach seinem Erwachen erreicht ihn der Anruf eines Psychiaters namens Schreber. John soll das Hotel verlassen, da er von den 'Fremden', einer geheimnisvollen Gruppe gejagt wird. John entkommt und erfährt, dass er ein Serienmörder ist und eine Frau hat, erinnert sich aber weder an seine Gemahlin noch an die Morde. Auf der Flucht vor den Fremden bemerkt John, dass in der Stadt in der er sich befindet, immer Nacht ist und dass alle Bewohner außer ihm und den Fremden fallen zu einer bestimmten Zeit ins Koma fallen."
Klappentext abschreiben ist verziehen. Ich habe den Wikipedia-Eintrag als Ausgangspunkt genommen. Es geht ja nur darum, hier was ins Rollen zu bringen.



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Rigalad

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:14:24
@Rigalad:
Wenn Du die Frage aufwirfst, ob man "mit einem deutschen Autoren dieselbe Zielgruppe ansprechen kann wie die derzeit gut laufenden Dystopien aus dem englischsprachigen Raum", sage ich dazu probieren ging schon immer über studifizieren.

Wenn du dir meinen letzten Beitrag durchliest, wirst du sehen, ich habe nichts Gegenteiliges behauptet.
Zitat von: Rigalad am 24. April 2011, 12:21:58
Letztlich kann man immer das schreiben, was man möchte und soll es auch. Aber dass es Aufschwünge und Flauten gibt, gehört nun einmal dazu. Ich glaube eben, dass die Dystopie bald wieder auf dem absteigenden Ast sein wird, das heißt aber nicht, dass keine mehr publiziert werden. ;)

Das ist eben meine persönliche Meinung, begründet durch Aussagen von Menschen, die viel mehr Ahnung haben als ich.

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:32:54
außerdem ... wenn die Welle jetzt gerade abebbt, sollte man sich tunlichst schonmal auf die nächste vorbereiten, denn die kommt bestimmt, oder?!

Ich dachte, die Welle ist gerade total da?  :vibes:

Oh, und:
Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:14:24
Du hast ja offensichtlich auch die Courage, schon etwas hinter dem Zenit der Vampirsagawelle auch noch eine auf den Markt zu bringen.

Geschrieben habe ich das Ding 2008, also vor dem Hype, oder gerade zu Beginn. Dass der Verlag, in dem ich das veröffentliche, erst jetzt einen Programmplatz frei hatte, ist eben so. Hat nichts mit Courage oder Trend zu tun.
Und wie ich schon sagte: Trotz Abflauen von Trends wird trotzdem weiterhin publiziert. Genres sterben ja nicht für ein paar Jahre aus.


Whatever, da gehen unsere Meinungen wohl einfach auseinander. Am Ende sollte man immer das schreiben, was man möchte, denn irgendwann ist die Zeit dafür immer wieder da.

Übrigens musst du nicht für jede Antwort einen eigenen Beitrag schreiben, das passt auch in einen. ;)


Lieben Ostergruß,
Kati

Schommes

@Sven:
KREISCH
Sag doch nicht sowas. Dann behaupte ich Vampirromane sind auch nur ein Setting, in dem manche Menschen spitze Zähne haben und andere nicht. Ist historische Fantasy demnach auch nur ein Setting? oder doch ein Subgenre??? Fragen über Fragen. Sollen doch die Germanisten drüber entscheiden.
Für mich ist der Begriff Dystopie ein begrifflicher Fixpunkt an dem ich meine literarischen Phantasien aufhängen kann. Übrigens Wikipedia führt es durchaus als Genre.

Ach ja, "The Road". Das ist der klare Beweis, dass Dystopie auch lange nach 1984, Fahrenheit 451 und Schöne, neue Welt wieder hohe Literatur sein kann. Ich verbeuge mich demütig vor Herrn McCarthy.

Grey

@Schommes
Wahh ... darf ich dich bitten, mit Frage- und Ausrufzeichen nicht so inflationär umzugehen? Sie verlieren sonst echt an Wert, mal abgesehen davon, dass ich nervös werde wenn man mich immer so anschreit. ;)

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:30:33
Splitter??? Klingt interessant. Wo ist der fünfsätzige Klappentext???

Die Splitter sind ein Romanprojekt im Umbau, auf dessen Klappentext ich mich jetzt noch nicht festlegen kann. Es war als JuBu Konzept angedacht, aber das geht nicht, weil ich da zu sehr zurückhalten muss und das wäre nicht schön, also stelle ich es jetzt mal wieder um. Bei Gelegenheit darfst du aber gern im "Mein Roman"-Board vorbeischauen und dir den Entwurf ansehen. ;)

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:30:33
Und wie schon gesagt. Man sollte sich nicht entmutigen lassen. Bei mir hieß es auch erst: "Dystopie??? No!!!" Da wußte ich selbst noch nicht einmal, dass mein Erstentwurf in dieses Genre gehört.

Was heißt entmutigen - nicht die Spur. Keiner von denen, die hier bisher geschrieben haben, ist der "Ich lasse mich entmutigen"-Typ. Es spricht aber m.E. nichts dagegen, so ein Thema kritisch und realistisch zu betrachten. Das heißt ja nicht dass man sich von einem Versuch abhalten lässt. Versuchen kann mans immer.

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:30:33
Noch einmal generell zu meinem Thread. Ich wollte eigentlich auch gar nicht diskutieren, sondern hatte eher so eine Art gemeinsames Arbeiten unter Profis im Sinn, aber vielleicht ist ein Forum einfach nicht das Medium dafür.

Ist es im Gegenteil absolut. Denn wie willst du arbeiten ohne zu diskutieren? Das Ding ist, im Tintenzirkel ist das Aufnahmekriterium Nr. 1 die Begeisterung fürs Schreiben an sich, nicht der Grad der Professionalität mit der man es betreibt (mal abgesehen von der Menschlichkeit und Persönlichkeit, soweit man die in einem Vorstellungstext erkennen kann). Und wir werden ganz bestimmt nicht damit anfangen, da in irgendeiner Form zu trennen. Jeder der sich für ein Thema interessiert, soll einen Beitrag dazu leisten dürfen, ob sie nun selbsternannte Experten auf dem Gebiet sind oder nicht. Und Regeln, so viel sei auch mal gesagt, stellen sowieso nur die Moderatoren auf, und nur die Moderatoren haben die Aufgabe, auf ihre Einhaltung zu achten. Engagement ist prima, ein Thread wie dieser kann sicher zu schönen Ergebnissen führen, aber andere gezielt aus einem Thread ausschließen, das passiert hier garantiert nicht. Du weißt schon: "When you're in Rome, do as the Romans do." ;)

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:30:33
Und nochmal: von der Nähe einer Idee zu Daybreakers solltest Du Dir nicht den Schneid abkaufen lassen. Das zeigt doch nur Deine Massentauglichkeit. Und wie lautet der Klappentext zu diesem Buchentwurf???

Und auch von mir nochmal: Keine Sorge, ich stecke so schnell nicht den Kopf in den Sand. Und da es schon kein Entwurf mehr ist, sondern ein bereits veröffentlichter Roman, behaupte ich einfach mal, ich habe mir den Schneid keineswegs abkaufen lassen und spare mir außerdem den Klappentext. Wenn du interessiert bist, kannst du aber hier mal gucken. ;)

Schommes

@Calista
Die Kuddel ungefragt zu KNuddeln würde mir auch nie in den Sinn kommen.
Stell Dein Licht nicht so unter den Scheffel. Wenn Dich das Genre persönlich nicht anspricht, is es eben so.
Teslapunk??? Fällt mir eigentlich nur Prestige zu ein. Gibt es da noch mehr???
Shelley und Hoffmann sind für mich aber Schauerroman (Gothic Novel) gemeinsam mit Stoker und Stevenson (coool. Noch ein Genre).

Und jetzt nochmal für alle: Du isst gedünstete Innereienwurscht??? Welche Drogen wirfst Du vorher ein???  ;)


@Luna
Wow. Von der habe ich noch nichts gehört. Muss ich mir gleich mal anschauen. Und dann noch vom Altmeister persönlich. Kennst Du Under the Dome: "Die Kleinstadt Maine wird plötzlich und unerwartet von einer (fast) undurchdringlichen, transparenten Kuppel eingehüllt. Der frühere Army Captain Dale Barbara, der die Stadt gerade wegen Problemen mit der lokalen Ordnungsmacht verlassen hat, wird eingeschlossen. Während er gemeinsam mit ein paar Freunden versucht, der sich zunehmends verschlechternden Versorgungslage Herr zu werden, wollen seine Feinde mit ihm alte Rechnungen begleichen. Zu allem Überfluss macht Sohn des Bürgermeisters als psychopathischer Killer die Stadt unsicher."


@Die Wölfin
Der Anfänger dankt für den Hinweis. Ich glaube ich muss selber noch ein bisschen herausfinden, wo ich mit dem Thread eigentlich hin will. Das Thema Verkäuflichkeit ist mir eigentlich gar nicht so wichtig, wie einigen anderen. Ich möchte am Liebsten über Plotstrukturen und typische Figuren etc. nachdenken. Mal sehen, vielleicht wirds ja noch.


@Dani
Ja, das Teil is Hammer. Heartwrenching, wie der der Engländer sagt.


@Rigalad/Kati
In allem d'accord.
Was mir noch ein bisschen fehlt, ist der Gedanke, dass eben nicht nur der Markt den Autor beeinflussen sollte, nach dem Motto "Das sollte ich nicht schreiben, denn das ist gerade out", sondern, dass ein guter Autor vielleicht auch ein bisschen den Markt verändern kann (siehe wiederum "Harry Potter"). Und ist es nicht das, was wir alle wollen?




[ModWölfin]Mehrere Beiträge zu einem zusammengefasst.[/ModWölfin]

Derexor

@Schommes "Under The Dome" oder "Arena" war mein erstes Buch von King. Es ist ein bisschen träge, aber stellenweise wirklich gut. Nur gehört das im engeren Sinne ja eigentlich nicht zu einer Dystopie oder?
Wenn ich mir so den Wikipedia-Eintrag zur Definition einer Dystopie anschaue, dann habe ich da auch einiges gerade in Planung. Aber allerdings nicht so generisch, als das es zu einem "Hype" passen würde, der wieder abflaut. Wenn du über Strukturen und typische Figuren nachdenken willst, dann mach doch einfach mal weiter. :)
Deine Definition eines "Klassikers" fand ich schonmal sehr interessant.




Calysta

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:00:32
Stell Dein Licht nicht so unter den Scheffel. Wenn Dich das Genre persönlich nicht anspricht, is es eben so.
Ich habe nicht mitbekommen, dass ich mich unter einen Scheffel gestellt habe. Im Grunde bade ich auch lieber in der Sonne - aber das ist ein anderes Thema. Ich mag Dystopien sogar sehr gerne. Ich finde es interessant, wie man die Historie verdrehen und das Schlechteste im Menschen zum Vorschein bringen kann.
Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:00:32
Teslapunk??? Fällt mir eigentlich nur Prestige zu ein. Gibt es da noch mehr???
Leider gibt es derzeit keine mir bekannten Bücher, aber warum nicht selbst ein Setting für sich entdecken? Das Rad muss nicht aus der neuen Welt kommen. Wenn ich mich nicht irre, gab es die weltweit erste elektrotechnische Ausstellung 1891 in Frankfurt am Main. Das spricht für mich nicht nur Bände, sondern schreit mich förmlich an. Ich habe außerdem gehört, dass Hochspannungstechniker für dieses Setting sogar das nötige know-how mitbringen ;)
Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:00:32
Shelley und Hoffmann sind für mich aber Schauerroman (Gothic Novel) gemeinsam mit Stoker und Stevenson (coool. Noch ein Genre).
Müp. Tut mir leid, Sie haben leider den Zonk erwischt. E.T.A. Hoffmann und Mrs. Shelley benutzten nicht bewusst dystopische Elemente - und doch waren sie die Ersten, die diese Elemente gebrauchten. (Gegner von Naturwissenschaft und technologischem Fortschritt) Mr. H. G. Wells nutzte auch dystopische Elemente, ohne zu wissen, dass es Dystopie hieß. Erst John Stuart Mill prägte das Wort Dystopie - bzw. nutzte es das erste Mal.
Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:00:32
Und jetzt nochmal für alle: Du isst gedünstete Innereienwurscht??? Welche Drogen wirfst Du vorher ein???  ;)
Bitte beleidige nicht das schottische Nationalgericht, darauf reagieren die Einheimischen mit Entmannung und Strangulation.

Schommes

@Grey
Sorry, ist wohl meine expressive Ader.  :d'oh:
Bin dann gespannt auf Greys Romanboard.
Ausschließen? Ich will bestimmt niemanden ausschließen. Ich bin vielleicht ein bisschen betrübt, weil das erste was passiert, wenn ich so einen Thread aufmache, ist das erstmal ein bisschen: "Dystopie? Ist das nicht schon out? Ist das überhaupt ein Genre?" kommt. Klingt so ein bisschen verhalten und zaghaft. Da hatte ich in einem Forum von Literaturfreunden ehrlich nicht mit gerechnet. Aber Du hast natürlich recht: Zum diskutieren ist das hier ja da.
Jetzt schaue ich mir erstmal Deinen Link an. *Spannungsteiginsunerträgliche*

Derexor

@Schommes, ich denke das die "zaghaften" Fragen Dinge sind, die auch Leute interessiert, die bis jetzt keine Dypstopie geschrieben haben und sich einfach informieren wollen.

Sven

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:28:21
Ich bin vielleicht ein bisschen betrübt ... "Dystopie? Ist das nicht schon out? Ist das überhaupt ein Genre?"

Das betrübt Dich? Na, na, na. Ob man eine Dystopie als Genre sieht, oder als Setting ist doch kein Grund, um betrübt zu sein. Das wertet sie ja nicht ab.
Ich persönlich sehe sie als Möglichkeit, seine Geschichte zu gestalten. Böse Cyborgvampire haben ein mächtiges Imperium geschaffen. Menschen werden als Vieh gehalten, um zu dienen und um als Nahrungsquelle herzuhalten.
Das wäre eine Dystopie. Das wäre ein Vampirroman, eine SciFi Novelle und ein Fantasyroman. Welches Genre? Welches Setting? Das müsste man im Einzelnen aufbröseln, aber würde die Geschichte dadurch weniger dystopisch sein? Ich denke nicht.
Also nicht gleich betrübt sein, wenn jemand fragt, ob die Dystopie out, oder überhaupt ein Genre ist.
Beste Grüße,
Sven

Grey

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:28:21
Bin dann gespannt auf Greys Romanboard.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Das Romanboard ist hier, und es ist nicht nur meins. :)

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:28:21
Ausschließen? Ich will bestimmt niemanden ausschließen.

Das dachte ich mir, aber es wirkt nun mal ein bisschen so, wenn im Threadtitel gleich etwas von "... bitte draußen bleiben" steht und du dann etwas von "Ich wollte eigentlich auch gar nicht diskutieren, sondern hatte eher so eine Art gemeinsames Arbeiten unter Profis im Sinn" schreibst. Das kann durchaus so verstanden werden, dass hier bitte nur die Beteiligung von Dystopieprofis oder zumindest doch Dystopiebegeisterten erwünscht ist, und sowas machen wir hier nicht. :)

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:28:21
Ich bin vielleicht ein bisschen betrübt, weil das erste was passiert, wenn ich so einen Thread aufmache, ist das erstmal ein bisschen: "Dystopie? Ist das nicht schon out? Ist das überhaupt ein Genre?" kommt. Klingt so ein bisschen verhalten und zaghaft. Da hatte ich in einem Forum von Literaturfreunden ehrlich nicht mit gerechnet.

Um ehrlich zu sein glaube ich, dass das an der Art deines ersten Beitrags lag, der a) schon diesen leicht missverständlichen Titel hat und b) du nun mal seit ewigen Zeiten hier bist ohne einen einzigen Pieps von dir zu geben, jetzt aber wo du bald veröffentlichst, herkommst und den Forenmitgliedern erzählst, dass sie bittedanke Dystopien toll finden sollen, wobei du ganz nebenbei immer wieder darauf hinweist, dass du demnächst eine ebensolche veröffentlichen wirst. Versteh mich nicht falsch, ich will dir nichts unterstellen, aber vielleicht war dir nicht klar, dass sich das eher nach massiver Eigenwerbung anhört als das ehrliche Bedürfnis, sich über ein Thema auszutauschen, das dir als Autor ganz unabhängig von der Veröffentlichung am Herzen liegt. Ich weiß wie sich der Weg zur Erstveröffentlichung anfühlt, da schießt man schon mal übers Ziel hinaus in seiner Euphorie, das ist mir klar. Aber es kommt halt schnell komisch rüber, und dann geraten die Reaktionen eben oft auch entsprechend verhalten.

gbwolf

Hallo Thomas,

ich habe jetzt einige deiner Beiträge zusammengelegt, damit wir hier ein bisschen mehr Übersicht reinbekommen. Es gibt Foren, da gilt es als höflich, pro Antwort einen eigenen Beitrag zu eröffnen, bei uns reichen das "@" oder ein kurzes Zitat, wenn man sich auf einen bestimmten Satz bezieht. Das scheint mir im Piperforum und vor allem über die dortige Blogfunktion anders zu sein (Finde ich dort übrigens ziemlich unübersichtlich, wer wem wann geantwortet hat).
Von der Forenstruktur her ist es meines Erachtens sinnvoll, in einem Thread immer nur ein Thema zu behandeln, also den von dir angedachten spielerischen Einstieg von der Handwerksdiskussion zu trennen. Aus deinem ersten Posting habe ich beispielsweise nicht gesehen, wohin du mit dem Thread insgesamt möchtest. Ich dachte eher, das wird jetzt die Klappentextauflockerung und über Besonderheiten der Dystopie wird in einem anderen Thread diskutiert, wobei man sich auf die Beispiele hier konzentriert (Du hast ja schon gesehen, dass hier einige Leute mehr mitreden als im Piperforum und das schnell ein sehr, sehr langer und unübersichtlicher Thread werden kann). Für die Diskussion fehlt ein wenig ein allgemeiner Dystopienthread, wo man über zeitgemäß und Co. diskutieren kann (Thema "Arabien" ist meines Erachtens zum Beispiel zu spannend, um irgendwo zwischengequetscht zu werden, auch wenn ich das eher aus der Poltthrillerperspektive betrachte).

Ansonsten arbeite ich gerade an zwei Dystopien, die werde ich aber höchstens in der "Mein Roman"-Rubrik vorstellen, wo nicht das ganze Internet mitlesen kann (Ich bin jetzt nicht überparanoid, was Ideenklau angeht, aber ich mag es trotzdem nicht so gerne, alles auf den Präsentierteller zu packen).

Meine letzte, aufwändigere Kurzgeschichte war übrigens auch eine Dystopie:

"Kamera(d), Action!" erschien in der Anthologie "Hinterland" bei Wurdack.
Es geht auf zwei Ebenen um einen Ex-Soldaten, der seinen finalen Plan in markigen Worten vor einem Journalisten ausbreitet, der diese letzte Rache an der Gesellschaft filmen soll - wobei der Ex-Soldat sich mit genau den Mitteln rächen wird, die er vorher noch großtönend verachtet.
In der zweiten Ebene verhandelt ein Texaner mit einer europäischen Politikerin, die in der totalen Mediendemokratie beinahe pausenlos die Meinung des Volkes vertreten muss, will sie nicht in einer Live-Wahl abgewählt werden.. Das Versiegen des Golfstroms ist Wirklichkeit geworden, Europa liegt unter Eis, Hungersnot und Kältetote. Die Verhandlungen drehen sich darum, dass die Europäer billige Arbeitskräfte schicken und die Amis Weizen.

Und ich bin ein wenig beleidigt, dass die Geschichte nicht für den KLP nominiert wurde, sondern eine Gesellschaftssatire. Pöh!

Churke

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 11:14:24
@Sorella
Genauso gehts mir nämlich auch. Außerdem sagt der Pessimist in mir, dass wir sowieso auf dem Weg in eine Dystopie sind.

Ich denke da allerdings weniger an Krisen und Kriege, im Gegenteil: Dystopien sind die Folge eines totalitären Herrschaftsanspuchs des Staates. In einem Land, in dem der Krieg alle staatlichen Strukturen auflöst, ist der Staat viel zu schwach für so etwas.

Überhaupt sind Dystopien die natürliche Folge, wenn Weltverbesserer und Verrückte zuviel Macht erhalten. Aus seinem Anspruch, *gut* und *gerecht* zu sein, bezieht der dystopische Staat seine totalitäre Legitimation. Wer sich gegen das System stellt, stellt sich gegen die Volksgemeinschaft.

Totalitarismus findet man schon bei Platon. Die Vorstellungen der Politeia sind total krank.  :o

Der Gottesstaat Konstantins des Großen.
Die Schreckensherrschaft des Nationalkonvents.
Die Diktatur des Proletariats.
Das Tausendjährige Reich des Adolf Hitler.
Die Plutokratie von Goldman Sachs.

Und jedes Mal erzählt man den Leuten, dass alles toll & super ist.

Rigalad

Zitat von: Schommes am 25. April 2011, 12:00:32
@Rigalad/Kati
In allem d'accord.
Was mir noch ein bisschen fehlt, ist der Gedanke, dass eben nicht nur der Markt den Autor beeinflussen sollte, nach dem Motto "Das sollte ich nicht schreiben, denn das ist gerade out", sondern, dass ein guter Autor vielleicht auch ein bisschen den Markt verändern kann (siehe wiederum "Harry Potter"). Und ist es nicht das, was wir alle wollen?

In beiden Beiträgen habe ich geschrieben, dass jeder Autor das schreiben soll, woran ihm das Herz hängt. Die Zeit dafür ist entweder da oder wird kommen. Manche haben auch einfach Glück.
Von daher bin ich absolut nicht der Meinung, dass man nur für den Markt schreiben sollte, aber die Diskussion, inwiefern man davon beeinflusst wird, gibt es im Forum bereits an anderer Stelle.

Lomax

Churke bringt damit mein Unbehagen bei dieser Diskussion auf den Punkt, das ich irgendwie schon früh empfunden habe - ein Gefühl, dass irgendwas nicht ganz "trifft" ohne dass ich genau benennen konnte, was es ist. Aber das ist es genau - nämlich dass hier irgendwas durcheinanderläuft bei der Definition, z.B. zwischen "Dystopie" und "Endzeit".
  Die Dystopie als Gegenteil von der Utopie wurde schon früh in der Diskussion genannt, aber die Definition passte dann nicht recht zu den Beispielen und man ist früh davon abgekommen. Aber jetzt, nach Churkes Einwand, würde ich genau darauf zurückkommen: Dystopie ist genau das, eine negative Utopie. Und viel von dem, was unter dem Label gehandhabt wird, gehört streng genommen nicht zu diesem Genre. Beispielsweise auch "Die Straße". Das ist eher "Endzeit", ein sehr spezielles und auch nicht neues Subgenre mit Berührungspunkten zur Dystopie, das durchaus auch "dystopisch" wirken kann; aber eben nicht die idealtypische Distopie ist.
  Bei dieser würde ich eigentlich dasselbe erwarten wie Churke auch. Die Dystopie ist im Grunde ein politischer Roman. Und ich finde es irgendwie bezeichnend, dass Schommes genau das im ersten Posting auch angesprochen hat, und das eine Zeitlang Thema blieb ... und der Thread dann doch recht schnell von diesem Element der Dystopie abkam und "allgemeiner" wurde, sich von der Politik auf Fragen des "Settings" oder eines allgemeinen Gefühls von Düsternis und Hoffnungslosigkeit verlagert hat.
  Ich frage mich, ob dass nicht zugleich ein Kernproblem für Dystopien am Buchmarkt ist. Dystopien sind im Grunde politische Romane. Leser interessieren sich nicht für politische Romane, heute weniger denn je. Also müssen Dystopien, um erfolgreich zu sein, sich selbst vernebeln, indem sie die Elemente in den Vordergrund stellen, die eigentlich eine Dystopie nicht wirklich ausmachen. Und ich denke mal, genau dadurch wird Dystopie tatsächlich auch ein wenig vom Genre zum Setting - indem halt das Drumherum wichtiger wird als der Kern und die Dystopie in der Praxis regelmäßig als Hintergrund in einen anderen "Mantel" geschoben wird, um verkäuflich zu sein.
  Ich würde also mal sagen, "richtige" Dystopien sind immer ein Subgenre der "SF" im weitesten Sinne. Dystopische Themen und Inhalte können als Elemente des "Settings" in fast jedem anderen Subgenre auftauchen - und sind dann zwar keine "richtigen" Dystopien mehr, aber der Unterschied ist im Einzelfall auch nur schwer zu greifen und in der Praxis nicht so bedeutsam, weil auch die wenigsten Leser, die Dystopien mögen, genau wegen der Kernelemente "politisch" und "Zukunftsroman" zu dem Buch greifen, sondern eben wegen der Elemente, die als Settingbestandteile portabel sind.