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Was passiert mit leerstehenden Häusern...

Begonnen von Ary, 13. Februar 2011, 11:29:40

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Ary

... die niemandem gehören?
In meinem Roman gibt es eine alte Villa deren Besitzerin verstorben ist. Der olle Gammelkasten steht seit fast 30 Jahren leer und niemand kümmert sich darum. Ich brauche das für meinen Plot, aber - geht das überhaupt?
Situation:
- eine Frau bekommt das Haus in den 50er Jahren (also um 1950) von ihrer Schwester überschrieben
- die Frau lebt dort mehrere Jahre, dann verschwindet sie plötzlich, wird nicht gefunden und für tot erklärt (1969)
- die Schwester und ihre Familie werden nicht gefunden, denn die Frau, der das Haus gehört, hat sich mit dem Rest der Familie überworfen und war immer sehr "für sich", hat nie über ihre Familie gesprochen, Hausdurchsuchungen nach ihrem Verschwinden ergaben auch keine Hinweise auf mögliche Verwandte (die Unterlagen existieren natürlich, waren aber so gut versteckt, dass sie nicht gefunden wurden).

Tja - was passiert dann? Kein Besitzer, keine Erben, nur ein olles Haus mit verwildertem Park drumrum. Müssen da die Behören nicht irgendwann eingreifen? Oder kann es sein, dass so ein haus auf einem etwas abgelegenen Grundstück tatsächlich einfach "vergessen" wird, wenn der "Fall" zu den Akten gelegt wird?
*hülfe*
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Luna

Also, dass das Haus 30 Jahre lang leer steht und nichts mit dem Grundstück gemacht wird, kannst du eigentlich vergessen.
Schließlich kriegt das Land nur Geld (=Grundsteuer) wenn das Gelände jemandem gehört, der dafür auch zahlt. Wenn es niemandem gehört, haben die Behörden den Auftrag, einen Käufer zu finden.
Klar kann das was länger dauern, aber nach maximal zehn Jahren sollte sich da schon was getan haben (wenn ich mir mal die leerstehenden Flächen in der näheren Umgebung betrachte).
Industriegelände können länger brauchen (alleine schon wegen der Größe und weil eine Umstrukturierung in Wohngebiete noch teurer ist), aber ein Wohnhaus?
So lange es nicht unter Denkmalschutz steht ... nein, glaube nicht.

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Kuddel

Hi Aryana,

ich denke auch, dass es nur möglich ist, wenn niemand das Haus kaufen will. Ansonsten gehen Erbangelegenheiten irgendwann an den Staat über. Du kannst natürlich sagen, dass das Haus von niemandem gekauft werden will, weil es darin spukt oder einfach so heruntergekommen ist, dass sich niemand die Mühe machen möchte. Oder du hast ein paar Eigentümer, die aber immer gleich wieder ausziehen.
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Rigalad

Hm, ich weiß nicht, ob Behörden Angehörige nicht trotzdem rausfinden, auch wenn die Frau nie über ihre Familie gesprochen hat. Heutzutage ist das eigentlich kein Problem mehr.
Die Frau ist ja schließlich im Grundbuch eingetragen, also sind Name etc. schon bekannt und wenn man dann einfach mal im Stammbuch oder Familienbuch nachsieht, hat man Eltern/Geschwister eigentlich ziemlich schnell raus.
Diese Unterlagen werden ja nicht nur zuhause aufbewahrt, sondern auch vom Standesamt. Bei uns reichen solche Unterlagen z.B. teilweise bis ins 1850 zurück. Natürlich nicht alle, aber das zeigt, wie lange sich sowas hält. Das wird schwierig sein, zu erklären, dass niemand die Familie findet.
Da würde ich mir eher überlegen, dass sie einfach niemanden mehr hat, dem sie etwas vererben kann?

Sprotte

Oder es gehört derzeit einer Stiftung oder dem Tierheim oder so, die es nicht nutzen können wegen seiner Lage z.B. aber Brennholz im Wald fällen oder Weihnachtsbäume oder sonst etwas in der Art, das alte Gebäude aber nicht nutzen, so daß es schon einen Steuerzahler gibt aber niemand in dem alten Ding wohnen mag. Denkmalschutz wäre eine gute Möglichkeit, weil man dann nicht wirklich viel renovieren darf und für das wenige auch noch sehr viel Geld bezahlt.
Das alles mal so phi mal Hörensagen.

Churke

Wenn ein Erbe nicht gefunden wird, erbt der Staat. (Fiskalerbe)
Dann übernimmt das Finanzamt (- der Vorsteher - ) den Job, die Erbschaft abzuwickeln: Forderungen werden zu Geld gemacht, Gläubiger befriedigt, ggf. Insolvenz beantragt.

Wenn das Grundstück der Gemeinde gehört, ist allenfalls denkbar, dass die damit Pläne hat, die aber aus verschiedenen Gründen nicht verwirklicht werden können. Man weiß ja, wie das manchmal läuft, da wird 40 Jahre lang geplant und dann ist immer noch nix passiert.

Am glauhaftesten fände ich, wenn das Haus zwar einen Eigentümer hat, der sich aber nicht darum kümmert. Manche Eigentümer sind nun mal etwas querulatorisch veranlagt. Oder er spekuliert auf steigende Immobilienpreise.  Denkbar wäre auch, dass ein Betreuer bestellt wurde, dieser aber keinen Mieter gefunden hat und das Haus nicht verkaufen kann oder will.

Da gibt es zig Möglichkeiten vergeblicher Zwangsverwaltung, Spekulation, gescheiterter Investoren etc. pp..


Hoellenpfau

Also um mal zu sagen, wie es in meiner Heimatstadt ist: Wenn es keine Erben gibt, die sich um das Haus kümmern, dann kann es schon sein, dass das haus 30 - 40 Jahre leer steht. Auch wenn es an die Stadt übertragen wurde.
Es hat bei uns selbst 15 jahre gedauert, bis mal alte Fabriken abgerissen wurden, mit Privathäusern dauert das noch viel länger, denn wie man weiß, können sich behörden manchmal nicht "auskäsen" :D

Ich kann ja an den Kommentaren über mir erkennen, dass die anderen nicht der Meinung sind, aber da ich selbst gerade in Erbangelegenheiten stecke und eine Erbberaterin meiner Familie hilft, weiß ich, dass es für die behörden auch nciht so einfach ist, mit dem haus zu tun, was sie wollen.
Denn es muss erst versucht werden zu verkaufen und es muss eine gewisse Zeit glaube ich auch leer stehen, bevor es abgerissen werden kann, was in den seltensten Fällen passiert, weil eine Kommune nicht gern das Geld für so einen Abriss aufbringt...
Deshalb kann das schon sein.
Also bei uns gibt es noch alte Villen im Villenviertel und dort gibt es welche, die auch schon seeeeehr lange Zeit leer stehen. Die sind dafür aber noch gut in Schuss und könnten verkauft werden, ich weiß ja nicht, ob das bei deiner geplanten villa auch so ist!

der Rabe

Bei uns in der Straße hier gibt es ein Haus, das auch schon seit Jahren (Jahrzehnten) leer steht. Als ich Kind war, wohnten noch Leute drin, das kann aber auch schon 15-20 Jahre her sein.

Bei diesem Haus ist die angelegenheit so, dass es eine Besitzerin gibt, die aber wohl dement ist, und sich niemand traut, selbst zu etnscheiden, was mit dem Gebäude passieren soll, bzw. die Frau hat zu Zeiten keine Regelung getroffen, dass es jemand machen soll.

Mir brichts immer das Herz, weil es ein wirklich schönes Haus ist/war, das jetzt schon seit Jahren mehr und mehr zerfällt. Da passiert also auch nichts.

Was wohl werden wird, wenn die mal gestorben ist...
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Sorella

Zitat von: Churke am 13. Februar 2011, 11:46:23
Am glauhaftesten fände ich, wenn das Haus zwar einen Eigentümer hat, der sich aber nicht darum kümmert.

Ja, das wäre auch meine Meinung. Es muss auch nicht ein einzelner Egentümer sein. Wenn jemand kein Testament gemacht hat, kann es auch eine Erbengemeinschaft von mehreren Personen geben. Diese müssen sich dann einig werden, was mit dem Haus geschieht. Es könnte auch belastet sein mit Asbest oder ähnlichem, d. h. ein Abriss käme immens teuer. Das Haus mit Grundstück ist also kein Gewinn sondern ein Verlust. Dadurch ist keiner in der Erbengemeinschaft bereit, das Haus für sich alleine zu nehmen. 
Fazit: Niemand kümmert sich darum. Ob dann mal irgendwann das Ordnungsamt kommt, wenn die Hütte eine gefahr darstellt, weiß ich nicht.

Mein Urgroßvater hatte auch kein Testament, aber 14 Kinder. Viele sind nach Amerika oder sonst wohin ausgewandert, sind wiederum gestorben und haben wieder viele Erben. Dieser Erbengemeinschaft gehört eine Wiese im Heimatdorf meines Urgroßvaters. Mein Vater kümmert sich um die Verpachtung, weil sonst niemand da ist. Aber verkaufen kann er sie auch nicht, weil sie eben der Erbengemeinschaft gehört.

Bisserl verquer, sorry. Ich bin auch kein Familienrechtler. Studieren hier nicht einige Jura?? Die müssten doch sowas wissen.
:hmmm:

Schreinhüter

Ich stelle mich ganz entschieden auf die Seite der "Vergesser", denn auch ich erlebe einfach zu oft solche Beispiele in direkter Umgebung. Es scheint nicht nur bei steigender Größe ein ungeheurer Aufwand für die Behörden zu sein, sich ein Objekt einzuverleiben, zu verwalten und es einem neuen Zweck zukommen zulassen. Manchmal sind es auch die Umstände, die Lage des Objekts, die es einfach vollkommen uninteressant machen, sich darum zu kümmern, oder es abzureißen. Letzteres kostet auch Gelder, die der Steuerzahler nicht bereit ist zu zahlen. Was also tun mit dem großen Haus, der Villa da gaaaanz hinten am Rande der Stadt, wo wir nicht einmal ein Neubaugebiet planen, die restliche Umgebung sumpfig ist, wilde Tiere schon vom Förster verortet werden.
Ach.
Halt. Das wär doch was, oder nicht? Wie wäre es, wenn in dem Park einige seltene, vom Aussterben bedrohte Pflanzen gefunden wurden. Dieser Tage gab es mehrere Nachrichten, dass ein ganzer Wald abgeholzt wurde, per Helikopter, um einige seltene Blumen zu retten. Fand die Aktion sehr sympathisch, muss ich zugeben, denn es sind die letzten ihrer Art.
Denkmalschutz wurde auch schon angesprochen. Oder erschwerte Bauumstände, der Baugrund würde die Maschinen nicht mehr tragen, die zum Abriss kommen müssten. Da müssten Spezialfirmen geholt werden, so viel Geld hat die Gemeinde nicht. Es würde also in der Tat durchaus möglich sein, dass dort ein Haus stünde und ich kann es an den Fällen, die ich auf dem Land mitbekommen habe, durchaus bestätigen.

Ary

Danke für die vielen Antworten!
ich kenne es von einem Ferienort, der Insel Juist, wo ich früher fast jedes Jahr war - da stand mitten im Inseldorf eine total heruntergekommene Klitsche von einer Pension, udn nie wurde da was gemacht.
Ich halte mal fest - Denkmalschutz. Prima, passt, das Ding ist eine Jugendstilvilla. Heruntergekommen - jap. Und wie. Spuk - auch, ja. In dem haus ist schließlich jemand gestorben, der ziemlich merkwürdig war, die Leiche wurde nie gefunden und hin und wieder soll da eine weiße Frau umgehen. Verkäuflich ist das Objekt auf jeden Fall nicht.

Wenn ein Haus jemandem überschrieben wird, dann werden die Einträge im Grundbuch von einem auf den anderen Besitzer geändert, sehe ich das richtig? Hm, man hätte also über das Grundbuchamt an die Familienmitglieder rankommen können, denen es mal gehört hat, auch richtig?
Dann muss ich mir da was überlegen. Meine Geschichte spielt in den 90er Jahren, im Jahr 1969 ist die Besitzerin gestorben/verschwunden, das Haus steht also rund 25 Jahre leer.
In der Parkanlage um das haus herum hat sich eine Kolonie streunender Katzen angesiedelt, um die sich ein Tierarzt kümmert - vielleicht hat der eine Tierschutzorganisation auf seiner Seite, die dafür kämpft, dass die Katzen bleiben dürfen und das Haus nicht abgerissen wird, weil, wohin dann mit den Katzen? Einfangen kann man die nicht alle.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Maran

Über einen so langen Zeitraum besteht auch die Möglichkeit, daß sich jemand das Haus nebst Grundstück "ersitzt".
Wenn kein Erbe und kein Käufer gefunden werden kann, das Gebäude vielleicht auch noch unter Denkmalschutz steht, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß sich auch niemand darum kümmert.

Zit

#12
Wenn das Haus denkmalwürdig ist, dann stell es am besten auch unter Denkmalschutz. Viele heutzutage denkmalgeschützten Häuser sind es auch nur damit sie nicht einfach abgerissen werden und dann irgendwann restauriert werden können. Dann sind dann meist die Dinger, wo man sic als Passant fragt, warum die seit Jahrzehnten rumgammeln und mehr und mehr zerfallen. Allerdings gibt es diverse Richtlinien, was Denkmal werden kann und was nicht (und was man als Besitzer tun muss, dass das Haus in seinem momentanen Zustand bleibt; halten sich aber nicht alle dran, besonders, wenn der Besitzer im Ausland sitzt).
Am besten wäre es wohl, wenn es sich um eine alte Fabrikantenvilla handelt. Noch besser, wenn da noch irgendwo das Fabriksgebäude daneben steht. (Gibt, je nach Epoche, viele Fabriken, die äußerst hübsch sind und nur als Fabriken an bspw. hohen und vielen Fenstern auszumachen sind oder Dachformen. Oder hoch oben ist eine Uhr angebracht - oder so ein Uhrenturm steht daneben.) Auf alle Fälle gibt es genug Historik-/Archtiekturbücher darüber. Könntest vll. mit dem Buch *hust* anfangen, wenn dir Sachsen als Standort zusagt. Ansonsten schau mal nach weiteren Büchern vom Herrn Sikora. Er kommt zwar nicht aus der Historikecke, hat aber viel bei Architektur auf dem Kasten, auch speziell Industrie. (Hatte meine Architektur-Vorlesung bei dem.) Vll. wendest du dich auch einfach mal ihn, wenn du mehr in der Thematik drin bist. Ist ganz nett der Mann (und er hat mehr Zeit als Prof. Albrecht, den du u.U. auch fragen könntest). Aber alles halt nur, wenn dir ein Industriebzug deiner Villa genehm ist. ;)

Im Übrigen kann auch ein Verein Besitzer von Immobilien sein. Idr. wäre das ein kleiner Verein, der sich durch seine Mitgliedsbeiträge finanziert und dessen Mitglieder viel selbst machen, um die Immobilien zu sanieren bzw. in ihrem momentanen Zustand zu halten. (So was findet sich häufig bei alten Stollen/Bergwerken.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Ary

Hm, leider passt der Industriebezug überhaupt nicht. Die Geschichte spielt auf einem Dorf, und ich brauche plottechnisch die alte, allein stehende, etwas einsame und vollkommen zugewucherte Villa. Ich denke, ich gehe tatsächlich über die Denkmalschutzschiene.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Zit

Es gab viele Industrien, die selbst Dörfer waren. Gerade zu Anfang wohnten die Arbeiter in Arbeitervierteln direkt bei der Fabrik, genauso wie der Fabrikant. Krämerläden, Schulen, Ärzte, Kirchen gabe es auch, gehört ja alles zum Leben dazu. So entwickelten sich dann viele Dörfer. Halt wie Jahrhunderte zuvor. Nur dass die Fabrik zuerst da war und nicht der Handelsknotenpunkt, die Glashütte oder der Köhler.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt