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schreibsüchtig?

Begonnen von der Rabe, 08. November 2010, 15:59:10

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der Rabe

Hallo zusammen,

heute morgen habe ich mich so süchtig nach dem Schreiben gefühlt, und mal eben einen Eintrag für den Pschyrembel geschrieben, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.  8)
Fühlt sich jemand angesprochen?


Schreibsucht

Symptome:

Langanhaltendes Tippen oder Schreiben in Extremfällen 24h am Tag und 7 Tag in der Woche (Schriftsteller genannt), Unfähigkeit sich in verständlichen, angemessenen, oder modernen Worten auszudrücken. Häufig einhergehend mit einer auffälligen Unzufriedenheit gekoppelt mit der Unfähigkeit Unzulänglichkeiten oder unlogische Verläufe in Geschichten zu akzeptieren. Halluzinationen (spricht mit nicht vorhandenen Personen, den sogenannten Protas oder Charas, s. dort) Die Betroffenen schaffen es nicht mehr, ohne ihr Schreibwerkzeug mit der Welt zu kommunizieren, Stimmungsschwankungen, gelegentlich unmotiviertes heftiges Lachen

Sekundäre Symptome:
Faseln, Sehnenscheidenentzündungen an beiden Armen, kalte Hände, verkrampfte Schultermuskulatur, Weltfremdheit, soziale Isolation durch Unverständlichkeit, häufig Mangelernährung, in Extremfällen Tendenz zum sog. Messisyndrom

Ursachen:
liegen meist in der frühen Kindheit, bspw. durch das exzessive Vorlesen, teilweise auch durch Vernachlässigung der Eltern in der späteren Kindheit oder Jugend und daher unbeaufsichtigter Konsum von Büchern.

Test:
Es ist einfach festzustellen, ob eine Person an Schreibsucht leidet: Man lege ihr eine Geschichte mit unzusammenhängendem Verlauf vor. Im Gegensatz zum Kritiker (s. dort), beschränkt sich der Schriftsteller nicht auf verbale Kritik sondern wird versuchen , die Geschichte umzuschreiben.
Hinweis liefert auch der Sprachgebrauch, der bei allen Schreibsüchtigen sehr reduziert erscheint. Häufig vorkommende Vokabeln sind u.a. Plott, plotten oder Plottloch, Prota (=Protagonist), Chara (=Charakter). Hinzukommen heftige Verzweiflungsanfälle, wenn Protas (s.o.) sich anders verhalten als gewünscht oder sich plötzlich Ungereimtheiten in der Geschichte ergeben.

Therapie:
Einzige bisher wirksame Therapie war das Entfernen sämtlicher Schreibwerkzeuge aus der Lebensumgebung der Süchtigen. Gelegentlich zeigen auch harte körperliche Arbeit oder die Gabe von Medikamenten Wirkung, jedoch ist der Erfolg dieser Therapien zweifelhaft und bisher umstritten.

Auswirkungen:
Ähnlich dem Alkoholismus kommt es zu Entzugserscheinungen, wird dem Schriftsteller sein Schreibwerkzeug entzogen. Meist kommt es zunächst zu Entlastungshandlungen wie Schreiben in der Luft oder Tippen auf Tischplatten. Manche Süchtige beginnen auch laut mit ihren Protas zu streiten oder fremden Menschen auf der Straße ihre Geschichten zu erzählen. Es kommt vor, dass Süchtige handtätlich werden, nur um an Stifte zu bekommen. Es ist wichtig in dieser Phase, nicht nachzugeben, da sonst der Therapieerfolg gefährdet ist.
Wie die Alkoholiker sind trockene Schreibsüchtige jederzeit rückfallgefährdet. Das kleinste Stück Papier oder ein Bleistift können die Schreibsucht sofort wieder aufleben lassen. Es ist daher zu empfehlen, die Patienten auf einsamen Inseln fern von jeglicher Bürokratie, von Büchern, Fernsehern und jeder sonst wie gearteten Geschichte fernzuhalten.
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Sanjani

Hallo Rabe,

:lol: das ist nett. Aber du hast m. E. noch einen wichtigen Punkt vergessen: Die Süchtigen bekommen bei längerem Entzug einen Suchtdruck, der sich in starker Angespanntheit und Unfähigkeit eine andere Tätigkeit als das Werkeln an der eigenen Geschichte zu verrichten. Nach dem Schreiben tritt für eine Weile eine Fase der Entspannung ein, in welcher auch andere Dinge erledigt werden können. Dieser Zustand mündet jedoch immer rascher wieder in eine Fase der Angespanntheit, gekoppelt mit dem Drang an der Geschichte weiterzuschreiben.

Geht mir jedenfalls so. Leider manchmal sogar, wenn ich gerade eine Hausarbeit schreiben oder für eine Prüfung lernen muss. Manchmal bin ich morgens aufgestanden und habe erst einmal an meiner Geschichte geschrieben und erst als sich mein Spannungszustand etwas runtergeregelt hatte, konnte ich was lernen oder was anderes schreiben.
Oh Gott, das klingt echt krank! :D

Außerdem habe ich auch oft Schlafstörungen, da meine Gedanken sich ununterbrochen mit meinen Protas und meinem Plot beschäftigen. Manchmal wache ich auch mitten in der Nacht auf und beschäftige mich damit. Oder ich schreibe nachts durch von abends um zehn bis morgens um fünf, aber das hast du ja schon drin ;-)

LG Sanjani, die eher der Gelegenheitssüchtige, nicht der Pegelschreiber ist ;-)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

der Rabe

*laut lach*

ich hab ja gesagt, dass es nicht vollständig ist, aber ich habs auch während des Frühstücks geschrieben, weil ich das Gefühl hatte, gleich mal was schreiben zu müssen. (Merkt man, dass ich am Nano teilnehme?  :laugh:)

Aber du hast da noch einen wichtigen Punkt:

Unterarten:

Der Pegelschreiber ist - wie der Pegeltrinker - bestrebt, seine Schreibsucht im Tagesverlauf (auch nachts) möglichst gleichbleibend zu halten; deshalb der Begriff Pegel- oder Spiegelschreiber (konstante Wortzahl pro Tag). Dabei kann es sich um vergleichbar geringe Konzentrationen handeln, z.B. 1667 Wörter, diese steigen jedoch im Verlauf der fortschreitenden Krankheit und der damit sich erhöhenden Wortschreibtoleranz meist an. Der Süchtige bleibt lange sozial unauffällig.

Der Quartalsschreiber erlebt in unregelmäßigen Intervallen Phasen exzessiver Schreibwut mit Kontrollverlust, die Tage oder Wochen dauern können. Dazwischen kann er monatelang abstinent bleiben.

Der Gelegenheitsschreiber schreibt bei besonderen Anlässen (z.B. Nanowrimo) große Mengen, bleibt aber sozial und psychisch unauffällig. Negative gesundheitliche Folgen entstehen durch häufige Schreibwut. Sie sind noch nicht abhängig aber gefährdet.

Der Erleichterungsschreiber schreibt, um innere Spannungen und Konflikte (etwa Verzweiflung) zu beseitigen (Tagebuch, Blog). Die Menge hängt ab von der jeweiligen Stress-Situation. Hier besteht vor allem die Gefahr psychischer Abhängigkeit. Auch der Erleichterungsschreiber ist gefährdet.
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Malinche

Weitverbreitet unter den Schreibsüchtigen ist auch die Notizbuchitis. Symptome sind glänzende Augen und zitternde Hände, wenn der Betroffene mit einem leeren Notizbuch in Kontakt kommt. Die übergroße Begeisterung für diese Objekte äußerst sich häufig in starkem Konsumdrang und -zwang. Es ist daher nicht ratsam, mit einem Schreibsüchtigen ein Schreibwarengeschäft aufzusuchen. Auch Buchläden sind der Überwindung der Sucht sehr abträglich.

In fortgeschrittenem Stadium ist mitunter auch Trockentippen ohne Tastatur direkt auf der Tischplatte zu beobachten.

Ansonsten kann ich deinen Post nur unterschreiben.  :rofl:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sanjani

Also, dann bin ich doch eher der quartalsschreiber :hmmm:
Ich erlebe definitiv einen Kontrollverlust :lol:

Allerdings - monatelang abstinent bleiben - puh, na doch das geht ;-)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

der Rabe

Zitat von: der Rabe am 08. November 2010, 15:59:10
Meist kommt es zunächst zu Entlastungshandlungen wie Schreiben in der Luft oder Tippen auf Tischplatten.

Hallo Malinche, das Tippen hattich, aber die Notizbucheritis muss unbedingt aufgenommen werden! Eigentlich auch der Zwang, stundenlang in Buchhandlungen in Büchern zu blättern, weswegen ich mir schon eine Buchhandlungs- und Notizbuchkaufabstinenz auferlegt hatte, weil ich in der einen zu viel Zeit verplempert hab und mit den zweiten zu viel Geld. ::)

Obwohl... steht wahrscheinlich unter "Zwangsstörungen, sonstige".  ;D
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Valaé

Zitat von: Malinche am 08. November 2010, 23:24:28
In fortgeschrittenem Stadium ist mitunter auch Trockentippen ohne Tastatur direkt auf der Tischplatte zu beobachten.

Wahlweise auch in der Luft zu beobachten. Zudem neigen manche Betroffene der Schreibsucht dazu, ihren gesamten Tagesverlauf danach zu planen, wann sie endlich schreiben können.
Teilweise können Schlafstörungen auftreten, sollte der Betroffene direkt vor dem Schlafen nicht zu einem befriedigenden Ergebnis in der Geschichte gekommen sein.
Weitergehend ist zu beobachten, dass bei Schreibsüchtigen sehr lebendige Träume nicht unüblich sind, gefolgt von einem morgendlichen Sturz an den PC oder ein Notizblock!

Experten fürchten, dass diese Krankheit leider nicht permanent heilbar ist. Es soll Fälle gegeben haben, die selbst nach jahrelanger, anscheinender Überwindung der Sucht wieder durch einmaliges in Kontakt treten mit einem Schreibwerkzeug sofort einen Rückfall erlitten.

Die meisten Scheibwütigen leiden ebenfalls am Lesefieber.

Schreibwütige sind DRINGENDST von Autorenforen fernzuhalten, da  sonst eine unkontrollierbare Ausbreitung der Sucht fast nicht mehr zu verhindern ist.

Tolle Sache  :rofl:

Malinche

ZitatSchreibwütige sind DRINGENDST von Autorenforen fernzuhalten, da  sonst eine unkontrollierbare Ausbreitung der Sucht fast nicht mehr zu verhindern ist.
:rofl: :rofl: :rofl:


:ätsch:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Judith

Ich stelle fest, dass ich wohl definitiv nicht schreibsüchtig bin.  :no:
Aber zumindest leide ich an der Notizbucheritis.  ;D

zDatze

Was noch fehlt: Ständige Rückenschmerzen und erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Bandscheibenvorfalls. :P

Thaumaturgon

Pegelschreiber mit Notitzbucheritis.

Als zusätzliches Symptom würde ich chronisch plattgesessenes Sitzfleisch mit aufnehmen.

Für den Eintrag in den Pschyrembel fehlt noch: wie viele der genannten Symptome müssen über welchen Zeitraum hin auftreten, ehe man eine Schreibsucht diagnositzieren kann (im Gegensatz zu einer scribberitischen Episode)?

:buch:

Rhiannon

Ihr habt ein Symptom vergessen: Chronischen Schlafmangel und Verlust eines Zeitgefühls.

Celtur

Oh mein Gott ... ich bin süchtig  ;D ;D
Hey Rabe, echt coole Idee.
Auch und
ZitatWas noch fehlt: Ständige Rückenschmerzen und erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Bandscheibenvorfalls.
stimmt voll und ganz ... war deswegen (aber des ist warscheinlich nicht wegen dem Schreiben so) beim Arzt
lg
Celtur

Menace

Was noch fehlt ist das nachdenken im Bett über diverses und sich dann, statt dem Schlaf hinzugeben nochmal aufzuraffen, an den PC zu setzen und alles abtippen, was einem eingefallen ist <- eindeutig Suchtverhalten

Kuddel

Es ist offiziell. Ich bin irre und schreibsüchtig. Heute morgen hatte ich eine Idee, musste aber auch mal dringend auf die Toilette. Was macht das Kuddel? Laptop mitnehmen und auf Klo weiterschreiben. *mit dem Kopf gegen die wand schlag*
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway