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Wie schreibt man ein Jugendbuch ab 10

Begonnen von Franziska, 01. September 2010, 18:38:50

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Mondwölfin

Ich denke bei diesem Standardschema muss man auch bedenken, dass z.B. Narnia nach dem zweiten Weltkrieg geschrieben wurde - und zu der Zeit war der Verlust der Eltern einfach ein weit verbreitetes Thema, mit dem sich Kinder auseinanderzusetzen hatten. Ich denke, dass der Trend zu diesem Setting dadurch extrem beeinflusst wurde. Und da die Bücher gut angekommen sind, setzen sich die Verlage auf diese bewährt erfolgreiche Schiene.

Ich denke auch, dass man "die Kinder im Alter von 10" heute noch viel weniger über einen Kamm scheren kann als früher, sowohl was Lesebefähigung als auch Interesse anbelangt, was natürlich alles etwas schwieriger macht. Ich würde die Alterszuordnung dennoch eher anhand der Leseschwierigkeit als am Inhalt orientieren. - Und natürlich an den Vorlieben des Wunschverlags, wenn ich auf das hinschreibe...

Franziska

#16
@Wölfin, ja ich habe auch noch mal geguckt. Es stimmt, dass es bei deutschen Autoren nur wenige gibt, die für diese Altersgruppe schreiben. Es gibt sowieso viel mehr Bücher für ab 12/13.
Und dass die von deutschen Autoren dünner sind. ab 200-400 Seiten, dann entsprechend groß gedruckt. Übersetzung aus demenglischen sind ja immer dicker. Trotzdem komisch, dass das den 10-jährigen zugetraut wird und sie es anscheinend auch lesen.

Ein paar (laut amazon) erfolgreiche Bücher von deutschen Autoren sind:

Tintenherz-Reihe Cornelia Funke
Arthur-Reihe von Gerd Ruebenstrunk, arsEdition
Der durch den Spiegel kommt von Kirsten Boie von Oetinger
Magic Girls-Reihe  von Marliese Arold von arsEdition
Gwydion-Reihe von Peter Schwindt von Ravensburger Buchverlag
Das Geheimnis des 12. Kontinents von Antonia Michaelis
Die Nacht der gefangenen Träume von Antonia Michaelis von Oetinger
Atlantis-Reihe von Marliese Arold von Oetinger
Level 4-Serie von Andreas Schlüter von Deutscher Taschenbuch Verlag
Elbenkinder- Reihe von Alfred Bekker von Schneiderbuch
Mara-Reihe Tommy Krappweis von Schneiderbuch
Ambigua-Reihe von Jens Schumacher von Schneiderbuch


(wobei Cornelia Funke auch mit anderen Büchern im großen Abstand vorne war, aber von der Arthur-Reihe wurden auch ziemlich viel verkauft.)
Die Kinder werden ja schnell älter, da ist es bei Reihen vielleicht ganz klug, wenn die Protas mitwachsen udn die weiteren Bücher dann entsprechend für die Altersgruppe sind.

Ich habe von den Büchern  noch nichts gelesen(außer Tintenherz), nur die Beschreibung und danach muss ich mein Muster korrigieren. Anscheinend werden gerade von deutschen Autoren auch gerne ein Abenteuer-Plot verwendet. Der Held/Heldengruppe reist mit einem Schiff, oder ist ein Ritter und muss Abenteuer bestehen und etwas verschwundenes wiederfinden. Oder auch, was hier auch schon erwähnt wurde eine Gruppe von Freunden löst in den Fereien, oder im Internat/Schule Rätsel, also Mischung aus Fantasy-und Detektiv-story.

Ich würde, wenn ich ein Buch schreibe auch nicht unbedingt überlegen, ob es in dieses Muster passt. Ich würde es einfach schreiben und dann gucken, wo das reinpasst. Wenn man allerdings noch keine Idee hat, ist es vielleicht wirklich gut, wenn man vorher genau guckt, was gerade gut läuft, wie viele Seiten bei den Verlagen gängig sind etc. aber das ist jetzt schon eher: wie veröffentliche ich das Buch. Hängt natürlich auchzimelich eng zusammen. Ich habe mich einfach gewundert, dass die Plots der Bücher, die ich gelesen habe sich so extrem ähneln. Ich glaube, mich hätte das als Kind gelangweilt.

Und klar, viele Kinder in dem Alter lesen gar nicht, aber ich habe mal eine Studie gelsen, dass es eine konstante Gruppe Vielleser gibt, die sind es wahrschienlich, die dann die Reihen lesen. Und ich habe mir als Kind auch mal ein bestimmtes Buch gewünscht, oder die Fortsetzung einer Reihe. Selbst ein Buch gekauft habe ich mir allerdings in dem Alter nicht.


@Mondwölfin, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber auf amerikanische Autoren würde das nicht zutreffen. Es könnte natürlich sein, dass das bei den ersten Büchern dieser art eine Rolle gespielt hat, aber ich glaube eher, es hat symbolischen Wert, die Kinder lösen sich von ihren Eltern. Ein bisschen komishc ist es allerdings schon, denn heute wird es nicht viele Kinder geben, die schon einen Elternteil verloren haben, weil er gestorben ist, eher durch Scheidung.

Andrea

Ich denke, dass die Eltern sterben oder verschwinden, hängt oft damit zusammen, dass man ja irgendeinen Grund braucht, wieso der Prota die heimische Sicherheit verlässt und sich auf eine gefährliche Reise begibt. Das ist viel einfacher, wenn es das Heim gar nicht mehr gibt. Was natürlich vor allem für die Romane gilt, in denen der Prota schon in einer Fantaywelt lebt.

Wenn die Eltern von dem Antagonisten der Geschichte getötet oder verschleppt wurden, hat der Prota auch gleich einen Grund, gegen den zu kämpfen. Also hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Und zuletzt bietet der Tod oder der Verschwinden der Eltern einen dramatischen Einstieg in das Buch, mit dem man die Leser packen kann.

Judith

Einerseits das, und andererseits passt da auch der Begriff des "Mangelwesens", den Max Lüthi eigentlich für Märchenhelden geprägt hat. Er schreibt dazu, dass der Held – meist ein Waisenkind - der Ausgestoßene, der Isolierte sei. Zitat: "Weil sie isoliert sind, sind die Märchenhelden universal beziehungsfähig. (....) Der Mensch, als solcher allein und hilflos, ist eben deshalb potentiell allverbunden. Immer wieder begegnet er Helfern."
Man sieht das auch ganz gut bei Harry Potter, der sich dadurch, dass er eben keine Eltern als Bezugspersonen und "Mentoren" hat, gewissermaßen Ersatzväter sucht (Dumbledore, anfangs auch Hagrid, Sirius, Lupin) und durch seinen Status als ein besonderes Kind (der Junge, der überlebt hat) und Waise die unterschiedlichsten Helfer zur Seite gestellt bekommt.

Die beiden Extreme sind ja meistens, dass das Kind die Eltern entweder nie kennengelernt hat (Harry) oder dass sie zu Beginn des Buches von den Bösen getötet werden (z.B. Takeo im Clan der Otori). Und dann wird dieses Motiv der Elternlosigkeit meistens zum Leitmotiv: Die einen suchen gewissermaßen in allem, was sie tun, ihre Eltern und wollen ihnen gerecht werden; und beide Typen wollen meistens Rache. Und Rache ist ein sehr starkes Motiv, oft sogar das einzige, das erklärt, weshalb ein Kind eben bereit ist zu einer gefährlichen Reise/einem Kampf/etc.

Und als zusätzlichen Bonus hat man auch gleich noch eine quasi erzwungene Selbständigkeit. Ein Held mit überbesorgten Eltern wird es schwer haben, überhaupt etwas tun zu können.  ;) Aber wenn keine Eltern mehr da sind, muss er schnell mal auf eigenen Beinen stehen.

Dealein

#19
Also bei Magic von Angie Sage und den anderen 4 Teilen ist das nicht ganz so. Ist schon einige Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe, deshalb so: [SPOILER]:

Zitat:

Die Geschichte beginnt damit, dass Silas Heap  - ein siebter Sohn - im Wald ein Kind findet und aufnimmt. Am selben Tag wird sein frisch geborener siebter Sohn Septimus von der Amme als tot erklärt. An ihrem zehnten Geburtstag erfährt das Findelkind, das nun Jenna heißt, von der außergewöhnlichen Zauberin Marcia Overstrand, dass sie eine Prinzessin ist und von ihr nach einem Attentatsversuch zu den Heaps gebracht wurde.

Durch erneute Mordpläne sind alle Heaps in Gefahr und müssen fliehen. Auf der gefahrvollen Reise von Marcia und den Heaps zu Tante Zelda in die Marram-Marschen nehmen sie Junge 412 aus der Jungarmee mit. Der entdeckt unter Anleitung Marcias seine enormen magischen Kräfte und findet den magischen Ring des Hotep-Ra. Als Marcia vom schwarzen Magier DomDaniel und dem obersten Wächter gefangen wird, befreien Jenna und Junge 412 sie mit Hilfe eines mächtigen Drachenbootes. Am Ende des Buches entpuppt sich Junge 412 als der verschollene Septimus Heap, der durch eine Verwechslung zur Jungarmee kam. Er war nicht gestorben, sondern entführt worden, da DomDaniel sich die magische Macht des siebten Sohnes eines siebten Sohnes sichern wollte. DomDaniel ist am Ende geschlagen und die Burg wieder unter Kontrolle der guten Seite.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Magyk

Junge 412 heißt dann Septimus und tritt die Lehre bei Marcia an. Er erlebt viele Abenteuer, sein Bruder wird böse, DomDaniel kehrt zurück, usw usw. Jenna und seine Freunde stehen ihm natürlich immer zur Seite, doch seine Eltern betudeln ihn wirklich sehr. Also Eltern leben und kümmern sich liebevoll um den Held. Doch er widersetzt sich ihnen öfters und zieht trotzdem sein Ding durch. Ich habe alle Bücher bei mir daheim und liebe sie, vorallem haben sie wunderschöne Illustrationen von den Städten und von den Charakteren.
[SPOILER ENDE]

:-) Vllt interessiert das ja wen ^^

Edit: Iwie wollte das Forum das Zitat nicht in weiß schreiben, nun habich es so geschrieben . . .