• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Mittelalterflair

Begonnen von Nebeldiener, 03. Juli 2010, 13:00:21

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Nebeldiener

Guten Mittag liebe Tintenzirkler.
Hier ist schon meine erste Frage:

Meine Geschichte spielt von der Zeit her etwa im Mittelalter. Da sie aber in einer erfundenen Welt spielt wollte ich wissen, wie man dem Leser schnell bewusst macht, das es eben Mittelalter ist und nicht 20.Jahrhundert.
Was ich mir überlegt habe ist, das ich am Anfang schreibe: "Man schreibt das Jahr1470"  oder so. Kann ich das auch machen, wenn sie nicht so leben wie im Jahre 1470?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Nebeldiener

Grummel

ZitatWas ich mir überlegt habe ist, das ich am Anfang schreibe: "Man schreibt das Jahr1470"  oder so. Kann ich das auch machen, wenn sie nicht so leben wie im Jahre 1470?

Also wenn deine Geschichte in einer erfundenen Welt spielt, so ist im Endeffekt die Angabe des Jahres/der Jahreszahl unerheblich.
Aber zu Beginn der Geschichte deine Welt zu beschreiben, vermittelt dem Leser auf jeden Fall das richtige Gefühl.

Wenn du zum Beispiel zunächst davon erzählst, dass aus Lehmhütten und Backsteinbauten Qualm von Holzfeuern weht. Dass die Bauern ihre Äcker mit angespannten Pferden bestellen und sich die Ritter auf Ihren Burgen auf die nächste Schlacht vorbereiten...

... dann ist es in "DEINER" Welt egal ob es das Jahr 100, 1470 oder 3120 ist.

Jeder wird wissen woran er ist. :vibes:
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Maja

Hallo Nebeldiener,

bitte lies dir die Regeln dieses Boards in Ruhe durch, und mit der gleichen Ruhe eröffne dein Thema. Mach es ruhig ausführlich, wenn wir dafür wissen, um was es geht - spielt deine Geschichte im Jahr 1470, oder in einer phantastischen Welt, die exakt so ist wie das Jahr 1470? Oder nur so ungefähr? Was ist dein Problem, und was willst du darstellen? Sollen deine Leser das Gefühl bekommen, irgendwo im Mittelalter zu sein, oder willst du sie auf genau dieses Jahr festnageln?

Daß deine Helden nicht im Motorrad durch die Gegend brausen sollen, sollte klar sein. Aber wenn du dich nicht wirklich auskennst mit dem Leben im Spätmittelalter, dann hilft dir auch dieser Thread nicht, dann solltest du erst einmal in die nächste Bücherei marschieren und dich eindecken mit Literartur. So eine komplexe Frage kann nicht so einfach beantwortet werden. Wir können dir hier nicht beibringen, wie das Mittelalter funktioniert.

Wenn du dir mit der Epoche nicht sicher genug bist, um sie deinem Leser zu vermitteln, hast du zwei Möglichkeiten: Neben der oben erwähnten Recherche kannst du auch sagen "Scheißt der Hund drauf, es ist Fantasy!" und, wenn du in einer eigenen Welt spielst, das Mittelalter genau so gestalten, wie du es gerne hättest. Geschichte verläuft nicht linear und hat keine Zwangsabfolge, und in einer Welt mit Magie werden sich die Dinge anders entwickeln als in einer ohne, und dort, wo Menschen mit unsterblichen Hochkulturen zusammenleben, sieht es noch wieder anders aus.

BTW, Fremdwörter, die du nur phonetisch kennst, solltest du vielleicht vermeiden. Ich vermute nämlich, daß du in Wirklichkeit "Flair" meinst und nicht jemanden, der sich auf englisch laust. Aber sicher bin ich mir da nicht.

In diesen Sinne
Maja
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Nebeldiener

@Maja
Ups, ich meinte flair ::)

Also, die Lebensweise in meiner Welt ist anders als im Mittelalter, ist aber ganz leicht daran angelegt. Magie spielt auch eine wichtige Rolle. Im Prolog bekommt man von der Lebensweise eigentlich nichts mit. Ich will es aber so machen, das man im Verlauf der Geschichte immer mehr über die Lebensweise erfährt. Ich weiss einfach nur nicht, ob es stört wenn man nicht weiss wie weit fortgeschritten sie sind. Also will ich versuchen es so zu beschreiben, dass man eine ganz grobe Vorstellung von der Lebensweise bekommt. Ich weiss einfach nicht, ob ich eine Jahreszahl hinschreiben soll, oder ob ich es grob beschreiben soll. Oder was ich sonst machen soll.
Hoffe das hilft weiter.

Nebeldiener

Leon

#4
Führe deine Leser Stück für Stück in deine Welt ein. Lass sie mit jeder Seite ein wenig tiefer eintauchen. Auf dieses Weise musst Du dich nicht auf eine Jahreszahl festlegen.

Maja

Zitat von: Nebeldiener am 03. Juli 2010, 15:28:39
Ups, ich meinte flair ::)
Hab den Thread dann mal umbenannt. :)
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Krähe

#6
Hey Nebeldiener.

Wenn du den Leser auch Stück für Stück noch weiter in die Geschichte einführen willst, dann wäre doch auch eine Lektion am Anfang jedes Kapitels vielleicht eine interessante Möglichkeit?
Ich denke da an diverse Bücher, in denen das so gehandhabt wird, konkret fällt mir gerade der Weitseher-Zyklus von Robin Hobb oder auch "Der verwaiste Thron" von Claudia Kern ein. Da ist es so, dass am Anfang jedes Kapitels Chroniken oder Schriften aus der Welt/deren Geschichte zitiert werden (meist kurze Passagen) oder der Protagonist (Weitseher) erzählt von dem, was er über seine Welt zusammenrecherchiert hat ... Dabei kann es sich auch mal um einen Kinderreim oder so handeln. Was ich meine, ist einfach nur: es ist am Anfang jedes Kapitels etwas aus dem Fundament der Welt vorangestellt, das dem Leser irgendwie ein tieferes Verständnis vermittelt/vermitteln soll. Das wäre dann doch auch vielleicht eine Möglichkeit für dich?! :)
lg
Krähe

Nebeldiener

Danke für die vielen Antworten.

Es sind alles gute Ideen. 
Ich werde es glaube ich so machen:
In der Geschichte taucht recht früh eine Menschenfrau bei den Nebeldienern auf und ist immer mit dem Protagonisten zusammen. Dann mache ich es sehr wahrscheinlich so, dass er ihr alles zeigt und erklärt. So kommt der Leser auf viele Details mit. Oder er unterrichtet sie und immer am Anfang eines Kapitels nimmt sie etwas anderes durch. Mal schauen.

Nebeldiener

Churke

Das könnte man ganz gut an der Gesellschaft kenntlich machen. Wenn z.B. von Ratsherren die Rede ist und Zünften und Gilden, dann riecht das schon mal ziemlich "mittelalterlich".

Telas

#9
Durch eine detaillierte Beschreibung der Umwelt müsste sich ein Mittelalterflair durchaus erzielen lassen. Oder wie wäre es mit kleinen Anspielungen auf das Mittelalter, zum Beispiel eine Beschreibung des städtischen Lebens, in der jeder seine Essensreste nur aus dem Fenster wirft, Ratten Seuchen verbreiten und der Geruch kaum auszuhalten ist. Oder vielleicht, indem man eine Szene am Königshofe beschreibt, ein Festbankett zum Beispiel.
Ansonsten würde ich noch die Kriegstechnik vorschlagen. Schwerter, Speere, Hellebarden, Äxte usw. als klassische Waffen dieser Epoche.

Linda

Zitat von: Maja am 03. Juli 2010, 17:05:10
Hab den Thread dann mal umbenannt. :)

irgendwie schon schade, Maja, ich fand den Floh im Titel durchaus passend für das mittelalterliche Setting :-)
Ich hab mir den Kommentar ja den ganze Tag verkniffen, aber jetzt musste er raus.

Gruß,
Linda

Luciel

#11
Zur Zeit gibt es landauf landab sehr schöne Mittelaltermärkte und Feste, wie z.B. das Spektaculum. Da kann man sich live und vor Ort jede Menge Inspirationen holen, was das Mittelalter eigentlich aus macht - in den Augen der heutigen Menschen (Leser).

Ganz wichtig für mich ist die Sprache - da wird es fast sofort klar, wo man sich zeitlich befindet, wenn sich die Leute mit "euch" ansprechen. Dann die Kleidung natürlich, das Fehlen von Technik und modernern Fortbewegungsmitteln....

Ansonsten kann ich Maja nur recht geben. Es ist wichtig zuerst mal ein Gefühl für die Welt zu entwickeln, in der man schreiben möchte, sonst wirkt das Ganze nachher künstlich und aufgesetzt. Du selbst musst in deiner Welt zuhause sein, wie in deinem realen Leben, musst sie in und auswendig kennen. Dann ist es auch keine Frage mehr, wie du sie deinem Leser vermittelst. Das geschieht dann ganz automatisch.

Lexa

In der Fantasy mit Jahreszahlen zu hantieren ist sehr heikel. Denn mit 1470 ist ja das 1470. Jahr nach der Geburt Christus gemeint. Und wenn es in deiner Welt kein Christentum gibt, gibt es auch keine christliche Zeitrechnung.
Wenn in deiner Welt deinem Mittelalter zufälligerweise auch vor ca. 1200-1500 Jahren (bin mir mit den Epochen und Jahreszahlen auch nicht ganz sicher 8) ) ein wichtiges Ereignis vorausging, an dem die Leute ihre Zeitrechnung festmachen, kannst du natürlich auch diese Zahlen nennen - aber zumindest auf mich wirkt das arg gekünstelt und einfallslos. Wenn du irgendeine andere Jahreszahl nimmst; z.B. 6235, assoziiert der Leser damit auf den ersten Augenblick eine hochtechnisierte Zukunft, und kein Mittelalter. Also auch kein Weg um dem Leser schnell klar zumachen in welcher Zeit er sich befindet.
Das zu (meiner) Problematik mit Jahreszahlen in der Fantasy auf deine Frage bezogen.

Besser ist, du beschreibst einfach nebenbei das Leben in deiner Welt. Zeige Fakten, die zusammen ein Bild deiner Welt ergeben. Andere haben gute Beispiele genannt (Waffen usw.)
Das muss nicht in ellenlangen Erklärungen geschehen, die aus der Geschichte reißen. Am schönsten finde ich es immer, wenn solche Dinge als Selbstverständlichkeiten erwähnt werden.
Wenn du schreibst, dass dein Protagonist unbedingt bald die Zehntabgabe leisten muss, weil er sonst von seinem Lehnsherren geköpft wird, dann kannst du beinahe ausschließen, dass dein Leser jetzt noch an das 23. Jh. denkt ;)

Kuddel

Luciel hat es schon geschrieben. Mittelalterfeste/-spektakel sind ideal um ein Bild zu bekommen, wie man im Mittelalter gelebt hat. Es gibt einige, die sind detaillierter, als andere. Bei einigen Spektakeln sind z.B. keinerlei technische Sachen/Plastik usw erlaubt, bei anderen laufen mittelalterliche Ritter mit Handy am Ohr herum. Aber auf jeden Fall kannst du dort einiges lernen.
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Vali

#14
Welches Mittelalter willst du eigentlich darstellen? Die idealisierte Fantasy-Mittelalterwelt mit idyllischem Bauernhofleben und schillerndem Hofstaat mit edlen Rittern in glänzender Rüstung oder das finstere Mittelalter Europas? Man hat das Mittelalter nicht umsonst als das Dunkle Zeitalter bezeichnet, denn Armut, Analphabethismus, Mord, Plünderei, Barberei, Seuchen und religiöser Wahn bestimmten das wirklich nicht prickelnde Leben der Menschen.