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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Pestillenzia

Zitat von: Antonia am 17. Juli 2013, 13:09:06
Du willst ja gar nicht ins Horror-genre

Ähm ... äh ... doch, auch ... Ich hab auch schon ein fertiges Exposé für einen Horror-Roman und eine fast fertige Leseprobe dazu.  ;)

Berjosa

Was liest denn der Herr in der Runde? Doch auch nix Erotisches, oder? Dann sieht das Ganze doch schon eher wie Absicht aus.

Für mein Empfinden als Zuhörerin bei Lesungen kommt es viel mehr drauf an, wie jemand liest, als was. Wenn dich die Leute als gute Leserin im Gedächtnis behalten, können sie dich schon mal an Bekannte weiterempfehlen, die mit deinem Genre mehr anfangen können - wenn sie sich nicht selbst bekehren lassen.

Pestillenzia

Danke für's Mutmachen.  :knuddel:  Heute schaut alles schon nicht mehr ganz so düster aus und ich freue mich sogar ein bisschen auf morgen.

Antonia Assmann

Zitat von: Pestilenzia am 17. Juli 2013, 14:33:06
Ähm ... äh ... doch, auch ... Ich hab auch schon ein fertiges Exposé für einen Horror-Roman und eine fast fertige Leseprobe dazu.  ;)

Na dann, umso besser! Und warum kenne ich das noch nicht? Und warum bekomme ich davon nichts zu lesen? Ts ts ... ;) Ich drück dir die Daumen!

Cailyn

Ich hege gerade dieser Tage einen furchtbaren Zweifel:
Seit einiger Zeit lese ich meine frühen Versuche - Geschichten und Bücher - und merke (damn'!!!), dass ich früher viel besser geschrieben habe als heute. Ein Schock. Ein Schock. Ein Schock. Wie kam es dazu? Also ich bin grad total irritiert davon... aber um auf die Frage des Threads zu kommen: leider weiss ich kein Rezept, wie man diese Zweifel eliminieren könnte.

Fynja

#320
Cailyn, das geht mir genau so!
Ich weiß nicht, ob es nur subjektives Empfinden ist, aber gerade beim Überarbeiten meines Romans, den ich vor 5 Jahren angefangen habe, fallen mir zwar jede Menge katastrophale Formulierungen auf- dennoch finde ich meinen damaligen Schreibstil irgendwie besser. Einerseits habe ich das Gefühl, die deutsche Sprache nicht mehr so gut zu beherrschen wie vor einigen Jahren - an vielen Formulierungen zweifle ich jetzt und vieles muss ich nachschlagen, obwohl ich diese Dinge ansonsten automatisch richtig gemacht habe... Andererseits ist mein Schreibstil nüchterner geworden und irgendwie unkreativer, ich greife zu oft auf langweilige Standartformulierungen oder klischeeartige Vergleiche zurück, statt mir selbst etwas einfallen zu lassen und tu mich schwerer damit, Gestik und Mimik meiner Figuren passend zu beschreiben.

Könnte es bei dir denn einen Grund geben, an dem das liegen könnte, hast du eine längere Schreibpause hinter dir? Bezieht sich deine Feststellung auf den generellen Schreibstil oder allein auf die Sprache, die Grammatik...? (Letzteres entschuldige ich bei mir damit, dass ich, wenn ich überhaupt dazu gekommen bin, eher englischsprachige Bücher gelesen hab und auch unser Unterricht in der Schule auf Französisch war, sodass ich die deutsche Sprache schlicht "vernachlässigt" habe  ;D)
Vielleicht aber ist dein Empfinden wirklich nur subjektiv und du bist einfach anspruchsvoller geworden, was deine aktuellen Texte betrifft und findest dort dann mehr Mäkel. ;) Oft ist es ja auch so, dass man erst einigen Abstand zu den eigenen Texten gewinnen muss, um sie objektiv beurteilen zu können.

Lemonie

ZitatBezieht sich deine Feststellung auf den generellen Schreibstil oder allein auf die Sprache, die Grammatik...? (Letzteres entschuldige ich bei mir damit, dass ich, wenn ich überhaupt dazu gekommen bin, eher englischsprachige Bücher gelesen hab und auch unser Unterricht in der Schule auf Französisch war, sodass ich die deutsche Sprache schlicht "vernachlässigt" habe  ;D)

Kann das nicht auch für die stilistischen Schwächen teilweise verantwortlich sein? Jede Sprache hat ja eine andere Sprachmelodie und ich denke beim Schreiben in letzter öfter einen Satz, von dem ich dann plötzlich merke, dass er sich total bescheuert anhört und dann fällt mir auf, dass es auf Englisch total Sinn ergeben hätte...
Klar, für solche Sachen wie dass du das Gefühl hast, nüchterner zu schreiben, kann es nicht verantwortlich sein, aber auf jeden Fall ist es schon so, dass einem weniger einfällt, wenn man auf der Sprache nicht mehr so viel liest (durchs Lesen werde ich immer kreativer).
Vielleicht hilft es, gute deutsche Bücher zu lesen?

Fynja

#322
Zitat von: Lemonie am 18. Juli 2013, 13:19:52
Kann das nicht auch für die stilistischen Schwächen teilweise verantwortlich sein? Jede Sprache hat ja eine andere Sprachmelodie und ich denke beim Schreiben in letzter öfter einen Satz, von dem ich dann plötzlich merke, dass er sich total bescheuert anhört und dann fällt mir auf, dass es auf Englisch total Sinn ergeben hätte...
Klar, für solche Sachen wie dass du das Gefühl hast, nüchterner zu schreiben, kann es nicht verantwortlich sein, aber auf jeden Fall ist es schon so, dass einem weniger einfällt, wenn man auf der Sprache nicht mehr so viel liest (durchs Lesen werde ich immer kreativer).
Vielleicht hilft es, gute deutsche Bücher zu lesen?

Doch, dass es da einen Zusammenhang mit den stilistischen Schwächen gibt, kann sehr gut sein. Und dass mit dem nüchterneren Schreibstil kann auch daran liegen, dass ich in letzter Zeit mehr mit wissenschaftlichen Zeitschriften oder politischen Artikeln zu tun habe und abgesehen von Schullektüren nicht mit deutschsprachigen fiktiven Büchern. Aber was du sagst, stimmt auch, und ja, ich denke gegen mein persönliches Problemchen ist das beste Mittel (schon wieder ist mir erst das französische Wort "remède" eingefallen und ich musste gerade tatsächlich nachschlagen, wie ich das am besten auf deutsch ausdrücke :wums:) wohl deutschsprachige Literatur. (Und Bastian Sicks Zwiebelfisch-Kolumnen ;D) Da bin ich auch schon fleißig am Üben.  :)

Aber eigentlich wollte ich gar nicht so viel von mir reden, sondern nur illustrieren, dass es wohl das beste ist, die objektiven Gründe einer solchen Verschlechterung zu suchen und dann dagegen vorzugehen. Vielleicht hat sich dein Schreibstil, Cailyn, ja nicht wirklich verschlechtert, sondern lediglich verändert und dann kannst du ja auch deine heutigen Texte mit früheren vergleichen und Unterschiede herausfiltern, die du dann einzeln beurteilen kannst und findest so heraus, was genau dir nicht gefällt.

Cailyn

Zitat von: Fynja am 18. Juli 2013, 13:08:59
... Andererseits ist mein Schreibstil nüchterner geworden und irgendwie unkreativer, ich greife zu oft auf langweilige Standartformulierungen oder klischeeartige Vergleiche zurück, statt mir selbst etwas einfallen zu lassen und tu mich schwerer damit, Gestik und Mimik meiner Figuren passend zu beschreiben.

...Könnte es bei dir denn einen Grund geben, an dem das liegen könnte, hast du eine längere Schreibpause hinter dir? Bezieht sich deine Feststellung auf den generellen Schreibstil oder allein auf die Sprache, die Grammatik...?
....Vielleicht aber ist dein Empfinden wirklich nur subjektiv und du bist einfach anspruchsvoller geworden, was deine aktuellen Texte betrifft und findest dort dann mehr Mäkel. ;)
Hallo Finya!
Mein Problem ist sehr ähnlich! Auch ich habe manchmal das Gefühl, meine Texte wirken unkreativer. In alten Texten lese ich manchmal so ganz poetische Sätze, nicht gekünstelt oder ungeschickt, sondern einfach nur tolle Sätze. Heute bin ich viel nüchterner und langweiliger.
Ich denke, es hat damit zu tun, dass ich beruflich journalistische Texte schreibe - nicht etwa Kreatives über z.b. Kulturelles, sondern eher Sachen wie Communiqués oder Texte für Online-Meldungen. Das ist halt schon irgendwie eine seelenlose Sprache.

Ich überlege gerade, ob es auch damit zu tun haben könnte, dass man halt selber viel liest und sich viele von diesen "Standardumschreibungen" ins eigene Hirn brennen. Früher waren wir ja noch nicht so belesen und irgendwie "reiner im Geiste". Weisst du, wie ich meine? Das könnte ja auch den Schreibstil kreativer gemacht haben. Das Hirn sucht sich ja leider immer den einfachsten Weg, um an ein Ziel zu kommen. Vielleicht greift man halt natürlicherweise auf "Vielgelesenes" zurück, wenn man sich über die Jahre schon mal eine grosse Auswahl an Formuliereungen angeeignet hat. Selbsterfundenes versus Erfahrungsschatz sozusagen...

Thaliope

#324
Zitat von: Cailyn am 19. Juli 2013, 11:20:22


Ich überlege gerade, ob es auch damit zu tun haben könnte, dass man halt selber viel liest und sich viele von diesen "Standardumschreibungen" ins eigene Hirn brennen. Früher waren wir ja noch nicht so belesen und irgendwie "reiner im Geiste". Weisst du, wie ich meine? Das könnte ja auch den Schreibstil kreativer gemacht haben. Das Hirn sucht sich ja leider immer den einfachsten Weg, um an ein Ziel zu kommen. Vielleicht greift man halt natürlicherweise auf "Vielgelesenes" zurück, wenn man sich über die Jahre schon mal eine grosse Auswahl an Formuliereungen angeeignet hat. Selbsterfundenes versus Erfahrungsschatz sozusagen...

Hm, also, wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, würde ich eher dazu raten, dein Lese-Portfolio zu erweitern. :)

Ich kenne das Phänomen, dass sich bestimmte stilistische Merkmale einschleichen, wenn man viel in einem bestimmten Genre, einem bestimmten Stil liest.

Aber die literarische Welt da draußen ist ja so unglaublich breit gefächert. Es gibt so viele Autoren mit so vielen eigenen Arten, Sprache einzusetzen, zu gestalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es die eigenen Möglichkeiten tatsächlich einschränken soll, wenn man viel, vielfältig und aufmerksam liest.
Anders sieht das natürlich bei Unterhaltungsliteratur in Massenware aus, wenn oft nur noch Klischees reproduziert werden, inhaltlich wie sprachlich. Zu viel davon könnte die sprachliche Ausdrucksfähigkeit durchaus einschränken :)

LG
Thali

EDIT: Aber ich könnte mir vorstellen, dass oft der innere Kritiker daran schuld ist, dass man mit der Zeit vorsichtiger wird, sich nicht mehr so viel traut. Dass man nicht mehr einfach drauflosschreiben und ausprobieren kann, sondern immer mehr an das fertige Ergebnis, an eine mögliche Vermarktbarkeit, an Testleser denkt. Dass man Angst bekommt, sich mit allzu eigenwilligen Ideen zu blamieren. Irgendwo unterschwellig, wo man es nicht sieht, wo es aber Einfluss aufs Schreiben nimmt.




Cailyn

Thali,
Letzteres kann gut sein. Beim Schreiben beginne ich oft einen Satz und verwerfe ihn bereits nach ein paar Worten wieder weil ich denk: Ach, ist eh nur blöd. Man würgt quasi das Brainstorming viel schneller ab.

Tinnue

Uiiiii, toll ... bei mir klopft es gerade wieder an der Tür, aber so richtig.
Seit einer Woche geht genau nichts. In Zahlen: 0 - 0 Seiten, 0 Sätze, 0 Wörter, die mich selbst irgendwie überzeugen. Eigentlich wollte ich nur mal neben dem ach so tollen Romanprojekt an einer Ausschreibung teilnehmen. Da fing die Misere an. Alles sieht erstmal gut aus (im KOpf). Ich fange an, drei Seiten, klopfe alles in die Tonne. Jetzt habe ich mir zweimal 2 Tage frei genommen - denn am Wochenende ist hier HIgh Life, da ist es nciht ruhig genug. Und trotzdem: Nichts. Es will einfach nicht überspringen.
Klar, kann man jetzt sagen: Dann lass doch die Ausschreibung einfach sein.
Aber sollte ich das nicht irgendwie könne(müssen)? Auch ein mal ein Thema schreiben, dass jetzt nicht unbedingt 100% das ist, was ich sonst scheibe, aber mich trotzdem anlacht?

Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, jeder jauchzt und macht irgendwie mehr oder weniger Fortschritte. Das freut mich natürlich ungemein. Aber dann sitzte ich da mit dem Gefühl "Ich möchte jetzt gerne einfach nur heulen" und frage mich wie so oft: Soll es überhaupt sein? Habe ich das überhaupt verdient? Ich - erfolgreich in dem, was ich tue?
Und nein, ich meine jetzt keinen materiellen Erfolg, sondern erst einmal nur "nicht für die Schublade". Ich schreibe nicht primär des Geldes wegen. Aber ich möchte logischerweise jemanden erreichen, berühren, und wenn es nur ein paar Menschen sind, die beim Lesen lachen oder weinen.

Malinche

Ach, Tinnue!  :knuddel: Das hört sich ja nicht gut an.

Ich denke aber, was dir da gerade passiert, ist relativ normal - und geht uns allen so. Einerseits, dass plötzlich überhaupt nichts mehr geht, andererseits, dass es einem in genau diesen Phasen besonders stark auffällt, wie gut es bei allen anderen läuft. Beziehungsweise zu laufen scheint.

Es gibt einfach Phasen, in denen nichts geht. (Momentan kommt da vielleicht auch die sommerliche Hitze hinzu?) Und nicht immer lässt sich zweifelsfrei sagen, warum der Akku jetzt leer ist. Ich habe z.B. den ganzen Juni hindurch für meine Verhältnisse sehr wenig geschrieben, unglaublich viele Nullrunden gefahren. Mir hat allerdings der Gedanke geholfen, dass diese Phase nicht nur irgendwann vorbeigehen wird, sondern dass sie auch einfach nötig ist. Manchmal hilft es, wenn man sich zum Schreiben zwingt - und manchmal eben nicht. Dann muss der Akku neu geladen werden und das kann halt auch mal ein paar Tage dauern.

Wenn die Ausschreibung dich anlacht, ist das doch schon einmal sehr gut - lass dich nicht davon frustrieren, dass dir nicht auf Anhieb die Umsetzung gelingt. Auch das ist relativ normal, behaupte ich, passiert mir zumindest auch oft genug, dass mich ein Thema total reizt, aber mein Beitrag dazu sträubt sich. Mir hilft dann meistens, locker zu lassen und zu warten. Wenn die Geschichte geschrieben werden will, kommt sie irgendwann und streicht dir um die Beine, aber wenn sie sich gerade unterm Bett verstecken mag, dann ist das eben so.

Diese Phasen, in denen nichts geht und man an allem zweifelt, sind immer eklig, und meistens helfen liebe Worte auch nicht hundertprozentig. Aber es sind Phasen. Sie gehen vorbei. Erzwing nichts, sei nicht frustriert. Nutz deine freien Tage, um deinen Akku anders aufzuladen. Spaziergänge? Schöne Musik? Ein gutes Buch? Es gibt kein Patentrezept. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass einen neue Ideen jederzeit aus dem Hinterhalt anspringen können, wenn man sich nur entspannt.

Kurz gesagt: Das wird wieder, bestimmt. Und ich bin sicher, dass deine Geschichten noch viele Leser erreichen und berühren werden. :knuddel:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Rhiannon

Tinnue, diese Art von Blockade kenne ich.
Kann es ein, dass du einfach gerade etwas im Kopf hast, das du nicht loswirst?
Mein Ausstoß ist deswegen gerade auch sehr gehemmt und wenn ich 300 Wörtchen am Tag schaffe, weil ich mich zwinge, habe ich Glück gehabt.
Mach dir deshalb keine Gedanken, solche Phasen vergehen.

Sprotte

Ich stimme Malinche voll und ganz zu. Ich habe im Prinzip seit dem NaNo genau diese Phase gehabt. Nicht schreiben und löschen, sondern gar nicht erst schreiben, weil ja ohnehin alles Mist wird.
Bei mir lag es möglicherweise am Kampfschreiben des letzten Jahres. Auf jeden Fall an offenen, unerledigten Geschichten, die auf ihr Ende warteten. Die habe ich nun ziemlich abgearbeitet (zwei Romane, drei Kurzgeschichten!), nun geht es wieder. Hast Du vielleicht auch noch Altlasten liegen, die dich ausbremsen?

Insgesamt rufe ich Dir zu: Halt die Ohren steif!
Diese Phasen gehen vorbei. Bei jedem Autor dauern sie unterschiedlich lange und sind unterschiedlich fies ausgeprägt.