• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Trinken bei Bewusstlosigkeit

Begonnen von Coppelia, 06. Juni 2008, 19:30:38

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Julia

#15
Ich muss felis zustimmen: da ich selbst Ersthelfer-Seminare gebe, kann ich nur bestätigen, dass bei tiefer Bewusstlosigkeit kein Schluckreflex mehr vorhanden ist. Die Folge: alles, was sich im Mund oder in der Speiseröhre befindet, wird mehr oder weniger automatisch beim Einatmen in die Lunge befördert. Und das ist nicht gut - es sei denn, es handelt sich um eine Art Aerosol, dessen Partikelgröße so klein ist, dass es die Lungengänge nicht verlegt (also dicht macht).
Allerdings könnte man sich einen anderen, in der Notfallmedizin eher unerwünschten Effekt zunutze machen: Um den Patienten künstlich zu beatmen, wird dieser in der Regel intubiert, d.h. es wird ein Schlauch durch den Mund in die Luftröhre geschoben. Knackpunkt bei der Intubation ist aber, dass der Schlauch sehr schnell in Richtung Magen gelangt und dort bei der Beatmung den Magen aufbläht - Folge: der Mageninhalt wird zurück in die Speiseröhre gedrückt, blockiert dort die Atemwege, usw ...
Für einen Rettungsmediziner eine mittlere Katastrophe, für Deine Geschichte aber damit eine passable Möglichkeit, das Heilmittel in den Patienten zu bekommen (schließlich sollen ja nicht zwei Liter Luft, sondern nur ein paar Tropfen Medizin im Magen landen): die Medizin mit einem biegsamen Röhrchen verabreichen (vielleicht mit Hilfe einer Wasserpflanze, z.B. einer Seerose? Die haben durchgehende, luftgefüllte "Adern" in den Stängeln und sollten zudem ausreichend stabil sein, um in die Speiseröhre geschoben werden zu können, ohne abzubrechen).
Also eine Art alternative Sondenernährung  ;D

Liebe Grüße,

Julia

saraneth

Hast du auch schon die Lage des Patienten bedacht? Mir ist gerade so, als wäre da mal was gewesen...

Ich bin der Meinung, dass es mit der Zunge Probleme bei Bewusstlosigkeit geben kann und man den Betroffenen deshalb schnellstmöglich in die stabile Seitenlage befördern sollte.
Um die Atemwege halbwegs frei zu bekommen, muss man ja den Hals überstrecken... Aber ich bin keine Medizinerin. ;) War nur eine spontante Überlegung, die mir zu deinem Thema nicht unwichtig erschien.


LG

Coppelia

Ja, genau so war es auch, von der Ersten Hilfe kann ich mich noch gut erinnern, dass man Bewusstlosen eben gar nichts verabreichen soll, was mir ja, wie gesagt, auch einleuchtet. Daher war ich ein bisschen überrascht, dass die anderen meinten, es würde doch gehen. Aber wie gesagt, ich bin ja keine Fachfrau, ich glaube es dann gern. ;)
Von daher kenne ich auch das, was Saraneth erwähnt, dass man eben aufpassen muss, dass Bewusstlose nicht an ihrer Spucke, Blut oder was auch immer ersticken. Hoffe, das stimmt soweit ...
Dann kann ich wohl die Sachen vergessen, die ich gestern noch geschrieben hab - schon wieder Tagespensum für heute weniger. ;D
Die Idee mit der Seerose ist ja mal echt originell. Hm, ein kreativer Anatom würde vielleicht drauf kommen ... aber ist das nicht irgendwie, äh, gefährlich? Würde dabei nicht Schmutz in den Körper gelangen? Oder wäre das dann eher das geringere Übel?

ZitatWoran genau leidet der Gute überhaupt? Und behandelst du ihn mit allgemein bekannten Kräutern oder ausgedachten?
Mit ausgedachten (aber nicht von mir ausgedacht). Ich kann mir immer leisten, etwas dazu zu erfinden, aber es wird nicht immer so gern gesehen.
Was er hat, ist nicht so leicht zu sagen. Er ist eigentlich einfach nur halb verhungert und völlig erledigt, und er würde auch daran sterben, wird aber künstlich am Leben gehalten. Der Heiler möchte, dass er kräftiger wird, damit letzteres nicht mehr nötig ist. Theoretisch müsste man solchen Leuten vielleicht ein stärkendes Mittel direkt ins Blut spritzen. Ob man dem Heiler die Erfindung einer Art behelfsmäßigen Spritze unterschieben kann? Aber wenn man nicht in steriler Umgebung (und mit sterilen Spritzen) arbeitet, ist das bestimmt ein Risiko.
Ich möchte den Heiler als wirklichen Fachmann darstellen, daher lege ich auf Realismus Wert. :) Na jedenfalls hab ich mir wirklich eine sehr interessante Frage ausgesucht.

@ Maja
Sorry. Das mit der Recherche war mir nicht klar (wird ab jetzt gemacht ;)). Ob es wohl ok ist, wenn ich mir einen Thread für meine ganzen medizinischen Fragen eröffne? Dann muss ich nicht immer einen neuen eröffnen, und andere könnten ihn natürlich auch nutzen. Schön übrigens, dich hier wieder zu sehen ...

Hr. Kürbis

Also Ziel der ganzen Prozedur soll ja sein, dass das Heilmittel (schnell) in den Blutkreislauf gelangt, oder? Daher würde ich die "anale" Verabreichung bevorzugen (nicht persönlich ;)). Erstmal ist sie sicherer bei einem Bewusstlosen, unkomplizierter (man glaubt es kaum) und wesentlich effektiver. Das Zeug geht über die sehr aufnahmefähigen Schleimhäute direkt in die Blutbahn, nicht erst den Umweg über den Magen.

Außerdem ergibt sich eine wunderbar zu schildernde Situation, oder? :rofl:

Coppelia

#19
Ehrlich gesagt, ich weiß nicht recht. Ich sehe ja ein, dass es medizinisch sinnvoll ist, aber für die Szene wäre es Gift. Das würde vorne und hinten ;) nicht stimmen. Irgendwo ist auch bei meinen Hauptfiguren Schluss, und diese Hauptfigur möchte so nicht gezeigt werden. Das hat eher persönliche Gründe. Ich will hier auch nicht zu viel rumspoilern.
Für den Heiler natürlich kein Problem ...

Hr. Kürbis

Man muss es ja auch nicht explizit schildern oder der Lächerlichkeit Preis geben ("Preis" eigentlich groß oder klein :hmmm:), wobei die Möglichkeiten hier natürlich geben sind.
Aber bei mir fallen, wenn es um medizinische Angelegenheiten geht, erstmal alle Schamgrenzen, Ärzte (und Heiler) haben wohl schon alles gesehen und keinerlei (oder kaum) Befindlichkeiten, wenn es um solche Dinge geht. Und wenn man es so schildert bin ich mir ziemlich sicher, dass dadurch kein Charakter sein "Gesicht" verliert ...

"Wie habt Ihr mir das Mittel eigentlich verabreicht?", fragte er mir zittriger Stimme.
"Das ist jetzt unwichtig, schlaft Euch erstmal richtig aus." Sanft drückte der alte Mann seinen Patienten zurück in die weichen Kissen und lächelte.
XYZ fühlte sich schon weitaus besser und schloss erschöpft die Augen. Nun musste nur noch das schmerzende Gefühl in seinem Unterleib vergehen und morgen früh würde die Welt gleich ganz anders aussehen.


;)

Coppelia

Das hätte irgendwie auch etwas, das stimmt ... vor allem, wenn ich darüber nachdenke, was anschließend so alles passiert ...
Ich glaube trotzdem nicht, dass ich es so mache, aber hmmm ...

Artemis

#22
Zitat von: Coppelia am 07. Juni 2008, 06:04:29
Mit ausgedachten (aber nicht von mir ausgedacht). Ich kann mir immer leisten, etwas dazu zu erfinden, aber es wird nicht immer so gern gesehen.
Was er hat, ist nicht so leicht zu sagen. Er ist eigentlich einfach nur halb verhungert und völlig erledigt, und er würde auch daran sterben, wird aber künstlich am Leben gehalten. Der Heiler möchte, dass er kräftiger wird, damit letzteres nicht mehr nötig ist.

Hm, schade ... Da häte ich einige sehr interessante Pflanzen auftischen können, die du dem Patienten hättest verabreichen können. Beispielsweise die Selenicereus grandiflorus, auch Königin der Nacht genannt, eine wunderschön blühende Kaktee, die ihre Blüten allerdings nur nachts öffnet und tagsüber total unansehnlich wirkt. Die wird meist bei schwachem Herzen eingesetzt und hat ein sehr schwach wirkendes Gift, das das Herz anregt.



Zitat
Theoretisch müsste man solchen Leuten vielleicht ein stärkendes Mittel direkt ins Blut spritzen. Ob man dem Heiler die Erfindung einer Art behelfsmäßigen Spritze unterschieben kann?

Sofern du den Patienten nicht mit der Spritze aufspiesen willst, wirds schwierig. Bei Kanülen reden wir hier von einem Innendurchmesser von 0,6 bis 1,7 mm, je nach Verwendung. So was mit gewöhnlichen Werkzeugen herzustellen ist praktisch unmöglich. Die ersten Spritzen mit Hohlnadeln tauchten schließlich erst in der Neuzeit, so um 1800, auf. Es gab um 1600 zwar schon Nadeln, aber die waren nicht hohl, wie Akkupunkturnadeln eben.


Das mit dem Zäpfen finde ich auch etwas ... äh ... befremdlich ^^°  Ok, logisch ist es schon, schließlich gelangen über die Darmwände die Inhaltsstoffe am besten in den Blutkreislauf. Aber es liest sich unschön, wenn der Patient da was in den Allerwertesten kriegt - ist einfach unästhetischer als oral  :-\

Churke

Diese Firma hat eine Technologie entwickelt, um Wirkstoffe über die Mundschleimhaut zu verabreichen. Das ist so eine Pumpspray.

http://www.generex.com/buccaldelivery.php?id=buccaldelivery

"The buccal mucosa offers a near ideal, non-invasive portal through which large-molecule drugs might enter the body. The large surface area of the buccal mucosa provides direct access to a rich network of blood vessels, offering the potential of rapid absorption of medications into the circulatory system. Using this route, drugs avoid the gastrointestinal system and other hostile environments.

Although the buccal mucosa is relatively permeable, large molecules typically are too big to traverse this membrane."

Das ist Biotechnologie und inzwischen keine Science-Fiction mehr. Vielleicht wär das ja was für dich... :hmmm:

Cailin

Warum das Medikament nicht einfach in irgendwelches Naschwerk / Zuckerwerk mischen? Süßigkeiten gab es ja schon recht früh und in Fantasywelten sollten sie auch existent sein. Irgendetwas wie ein süßes, pappiges Muss oder etwas, das die Vorstufe zu einem Bonbon sein könnte und sich im Mund langsam auflöst, so dass die Wirkstoffe entweder von den Mundschleimhäuten aufgenommen werden, oder das ganz in kleinsten Mengen über die Zunge in den Rachen läuft. Das sollte m.E. kein Problem sein. Und Schlucken ist ja auch ein Reflex, demzufolge sollte das noch funktionieren, sofern keine 'schwerwiegenden Schädigungen' außer Erschöpfung und halb verhungert vorliegen.

O.T. - coooool, wir haben hier jetzt eine Rechtschreibprüfung. Und ich hab mich schon gewundert, was mit dem Tintenklecks passiert ist!  :jau:

Churke

deshalb:

"Although the buccal mucosa is relatively permeable, large molecules typically are too big to traverse this membrane."  :(

Also Zucker alleine wird da nicht helfen...
Aber man könnte sich eine zuckerrohrähnliche Pflanze ausdenken, deren Saft zufällig genau die Eigenschaften von RapidMist(TM) hat.  :D

Artemis

Zitat von: Churke am 07. Juni 2008, 09:43:38
Diese Firma hat eine Technologie entwickelt, um Wirkstoffe über die Mundschleimhaut zu verabreichen. Das ist so eine Pumpspray.

Pumpspray im Mittelalter? In einer Zeit, wo man Leuten sagte, das Waschen krank macht und ein kräftiger Aderlass Wunder wirkt? Wo man Todkranken den Knochen eines Heiligen in die Pfoten drückte und palaverte, Gott wirds schon richten?

Also ich weiß ja nicht ... Für mich klingt das so abgedreht wie ne Herztransplantation in der Bronzezeit :-\ Ein bisschen authentisch sollte die Behandlung schon sein, finde ich O.o

Churke

Was habe ich einen Beitrag vorher geschrieben? Dass du einen Pflanzensaft erfinden kannst, der die biotechnischen Eigenschaften dieses Sprays hat, nicht, dass er zerstäubt werden muss. Sei doch mal nen bisschen kreativ :)

ZitatIn einer Zeit, wo man Leuten sagte, das Waschen krank macht
Das war übrigens erst im Barock... ;D


Wieoderwas

Mit welcher Begründung hat man denn den Leuten gesagt, dass Waschen krank macht ????

Grey

Zitat von: Churke am 07. Juni 2008, 12:47:48
Was habe ich einen Beitrag vorher geschrieben? Dass du einen Pflanzensaft erfinden kannst, der die biotechnischen Eigenschaften dieses Sprays hat, nicht, dass er zerstäubt werden muss. Sei doch mal nen bisschen kreativ :)

Sorry fürs OT, aber:
Würde es dir etwas ausmachen, nicht so zu reden, als wären wir alle dumm? Das wäre nett. Danke.