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Gutes Foreshadowing

Begonnen von Mithras, Gestern um 15:22:10

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Mithras

Salvete!

Da ich noch kein explizites Thema dazu gefunden habe, erstelle ich hier ein neues. Mich würde interessieren, wie ihr Foreshadowing (Was wäre eigentlich die adäquate deutsche Übersetzung?) in euren Werken handhabt und generell Ideen für meine eigenen Geschichten sammeln. Als Leser liebe ich es, mitraten zu können, und freue mich, wenn ich richtig gelegen habe. Als Autor mag ich es wiederum, den Leser zu testen und auch mal an der Nase herumzuführen. Gleichzeitig mag ich weder als Leser noch als Autor Dei ex machina, sondern bevorzuge es, wenn Plot Twists vorher angedeutet werde. Man sollte dabei natürlich nicht vorhersehbar sein; die Andeutungen mag man vielleicht davor nicht verstanden haben, aber danach sollte sich alles ins Bild fügen.

Der große Plot Twist in meinem Langzeitprojekt soll sein, dass eine Person, die vor ca. 450 Jahren vermeintlich gestorben ist, doch noch am Leben ist, aber selbst nichts von ihrer früheren Identität weiß. Dabei taucht sie schon relativ früh in der Geschichte auf und scheint gar nicht von so großen Geheimnissen umgeben zu sein. Diese Person - Zwilling A - wurde vor ca. 450 Jahren von Zwilling B mittels Blutmagie unter Kontrolle gebracht, um an den gemeinsamen Vater heranzukommen und ihn zu ermorden. Dabei wurde Zwilling A so sehr geschädigt, dass seine Persönlichkeit fast ausgelöscht wurde. Überlebt hat er nur durch eine Zauberformel, hinter der alle her sind, und deshalb bedeutet die Enthüllung im Umkehrschluss auch, dass sich die Kenntnis der Formel die ganze Zeit vor den Augen aller verborgen hat.

Doch wie deutet man das am besten an? Ein Problem ist nämlich, dass Zwilling B, der bis zum Schluss davon überzeugt ist, seinen Bruder umgebracht zu haben, erst sehr spät zum Perspektivträger wird und davor schlicht nicht über seine traumatische Vergangenheit spricht. Die Andeutungen, die ich einstreuen möchte, werden also zu Beginn gar keinen Bezug zur Zwillingsthematik haben, die zum diesem Zeitpunkt ja noch nicht angesprochen wurde. Das ist auch beabsichtigt, da gewisse Andeutungen erst hinterher Sinn ergeben sollen. Nur: Wie geht man dabei am besten vor? Welche Stilmittel sind dafür geeignet? Ich arbeite momentan mit folgenden:
- Parallenen andeuten. Beide sind Linkshänder und haben ein photographisches Gedächtnis, aber das wird so explizit nicht erwähnt, sondern die Leserschaft soll sich das selbst zusammenreimen.
- Eine ähnlich Sprache/Wortwahl bei den Beschreibungen, ohne sie dabei als allzu ähnlich darzustellen. Beide schlüpfen nämlich regelmäßig dank Alchemie/Blutmagie in neue Gestalten, sodass sich ihr Aussehen immer wieder ändert. Die Stimme ändert sich dabei wiederum selten, weshalb ich vermutlich hier eine ähnliche Wortwahl verwenden werde.m, um Parallelen anzudeuten.
- Die Wortwahl der Zwillinge selbst. Beide könnten eine ähnlich Sprechweise haben und insbesondere gelegentlich Archaismen verwenden, da beide ja schon über 450 Jahre alt sind. Das ist aber kompliziert und meinerseits noch nicht vollends durchdacht. Ein Problem ist nämlich, dass die beiden die meiste Zeit über in zwei verschiedenen Ländern agieren und daher im Alltag auch ganz unterschiedliche Sprachen verwenden, die jeweils nicht ihre Muttersprachen sind.

Unabhängig davon will ich Flashbacks verwenden, u. a. in Form von Träumen - nur stellt sich da natürlich die Frage, wer diese Träume träumt, denn die meiste Zeit über ist ja keiner der Zwillinge Perspektivträger. Ich spiele mit dem Gedanken, dass sie durch Kontakt mit bestimmten Gegenständen, die Bezug zu den Zwillingen haben, getriggert werden, aber völlig durchdacht ist auch das nicht. Eventuell werde ich auch kleine Textpassagen zwischen den Kapiteln einstreuen, die vor 450 Jahren spielen, die Leserschaft aber darüber im Unklaren lassen, dass die Passagen so weit vor der eigentlichen Handlung angesiedelt sind.

Und dann gibt es da natürlich ein Buch, hinter dem meine Charaktere wie auch deren Gegner her sind und das eine Chronik der Ereignisse ist, in die Zwilling A vor 450 Jahren verwickelt war. Aber auch das wird erst gegen Ende der Geschichte gefunden.

Wie handhabt ihr das? Welche Stilmittel benutzt ihr bevorzugt?

Valete!