• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Christopher

Naja, wenn du dich auf eine Reise begibst, kennst du ja auch eigentlich nur das Ziel. Du weißt nicht, wie der Bahnhof aussieht, welche Leute du im Zug triffst und ob der Zug überhaupt pünktlich ankommt, oder du eine Umleitung nehmen musst, wenn es unerwartete Hindernisse gibt. Eine gute Planung hilft, Verspätungen und Umleitungen zu umgehen, aber sind sie wirklich schlimm, wenn du trotzdem ans Ziel kommst? :)
Be brave, dont tryhard.

Tigermöhre

Ich schreibe gerne High-Fantasy mit ungewöhnlichem Hintergrund.
Daher betreibe ich erstmal intensiven Weltenbau. Wenn dann das Setting steht, überlege ich, was für eine Geschichte ich erzählen will und was für Figuren ich dafür brauche. Wenn ich soweit bin, mache ich weiter wie Sprotte. Ich habe einen Anfang, einen Wendepunkt und ein Ende. Je nach der Komplexität kommen da noch mehr oder weniger weitere Punkte rein.
Einen Szenenplan oder so mache ich nicht. Sobald ich einen groben Plan habe, fange ich an zu schreiben und entdecke, was alles noch so passiert.

Klecks

Ich plotte ja immer sehr ausführlich, Kapitel für Kapitel, und im NaNo ist es genauso. Da bin ich sogar noch ausührlicher und deutlicher, weil ich mich im NaNo schnell entmutigen lasse - würde ich einmal feststecken und nicht mehr wissen, wie es weiter geht, wäre der ganze NaNo gelaufen.  :rofl:

Früher war ich reine Bauchschreiberin, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass ich da zwar ganz viel schreibe, aber nur leider nie etwas fertig bekomme und mich viel zu oft von der Angst, irgendwann nicht weiter zu wissen, blockieren lasse. Seither plotte ich. Jetzt weiß ich zwar schon immer, was als nächstes passiert, aber erstens gibt es immer ein paar Überraschungsmomente pro Kapitel und zweitens habe ich bei geplotteten Projekten praktisch keine Angst mehr davor, irgendwann nicht weiter zu kommen. Diese Angst hatte ich vorher sehr, sehr oft - eben weil es mir sehr, sehr oft passiert ist. Dank dem Plotten fühle ich mich beim Schreiben sicherer und kann mich auch ganz auf genau das konzentrieren: das Schreiben.  :vibes:

Ich finde es toll, dass ihr auch schon an den NaNo denkt beziehungsweise sogar schon Projekte ausgesucht habt oder dabei seid, euch zu entscheiden. Ich schwanke mittlerweile zwischen mehreren Gay Romances, die ich schon länger schreiben will, und habe keine Ahnung, wie ich mich entscheiden soll.  :d'oh:

Christopher

Ich würde das nehmen, wo ich bisher die meisten guten Szenen im Kopf habe. Also, die ich geistig schon durchgespielt und für gut befunden habe. Vielleicht sind sie sich aber auch zu ähnlich? Könnte es daran liegen? Schau mal, wo sie sich unterscheiden. Das dürfte dann der entscheidende Punkt sein, von dem du feststellen kannst, was dir am Besten gefällt :)
Be brave, dont tryhard.

Lothen

@Klecks: Oder du wartest, bis das neue Nano-Board offen ist, und lässt dich von den anderen Naniten beraten. Ansonsten finde ich Christophers Idee auch sehr gut!  :jau:

Was das plotten angeht: Ich finde, Sprotte hat das total schön beschrieben! So ähnlich gehe ich auch vor, ich hätte es nur noch so poetisch erklären können. ;)

Oh Mann, ich hab das Gefühl, meine Prota ist mir beleidigt. Seit ich ihre Freunde umgebracht habe, redet sie nicht mehr mit mir.  :ithurtsandstings!: Da haben wir uns durch zwei Bände gequält und auf einmal weiß ich nicht mehr, wie sie sich fühlt, und was ich schreibe, kommt mir auf einmal so hölzern vor. Dabei kenne ich sie doch eigentlich in- und auswendig.

Haben wir so was wie den Nano-Kaffeekränzchen-Thread auch für den Rest des Jahres? Ich glaube, ich könnte gerade jemanden brauchen, der dem Mädel mal kurzfristig entlockt, wie es ihr gerade so geht. Vielleicht fühlt sich das Schreiben dann auch wieder authentischer an.

Nycra

@Lothen Na, du könntest sie in den Prota-Antagonisten-Laberfasel-Thread schicken. Oder aber, falls ihre Charakterentwicklung entsprechend weit fortgeschritten ist, dass sie dir jetzt wie eine komplett neue Figur vorkommt, sie ins Vorstellungsboard setzen.

Siara

@Lothen: Aber das ist doch nicht das erste Mal, dass du ihr Leben zerstörst und sie traumatisierst. :knuddel: Sie kommt darüber schon hinweg, auch wenn sie etwas Zeit braucht. Vielleicht sind es die fehlenden Kumpanen und Bekannten um sie? Das ist bei mir oft ein Problem, weil der Charakter dann einen Teil seiner Grundlage einbüßt. Das Gefühl, plötzlich Verbindung zu einer Figur zu verlieren, kenne ich aber auch. Alte Szenen zu lesen hilft manchmal, oder auch Szenen schreiben, die zeitlich lange zurückliegen und in denen du ihre Gefühle noch kanntest. Aber nach zweitausend Seiten zusammen bin ich sicher, dass sie dir früher oder später verzeiht und wieder zu dir zurückommt.

Kennt ihr das, wenn ihr ganz am Anfang eines Projekts, noch vor dem Plotten, eine Szene vor Augen habt? Eine Szene voll dichter Stimmung und tollen Bildern? Und dann, wenn der Plot steht, merkt ihr, dass diese ganze Szene absolut keinen Sinn hätte, außer das hübsche Bild im Kopf in Worte zu fassen? In meinem Kopf haben mein Protagonist und seine Begleiterin farbige Handabdrücke an Felswänden in den Canyons hinterlassen, was ich in der Ideenphase total passend fand. Aber zum einen haben die beiden keine Farbe, zum anderen hätte die ganze Aktion auch echt keinen Sinn. Naja, kill your darlings. Auch die noch gar nicht geschriebenen. :snicker:
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

pink_paulchen

Das ist ja schade mit den Handabdrücken. Ich hätte es schön gefunden - nicht so abgegriffen. Vielleicht kannst du es als Geste drin lassen (sie etwas einritzen lassen, in Sandboden Abdrücke machen, mit nassen Händen auf trockener Wand einen besonderen Moment markieren...) Ich fühle mich an die schöne Szene aus Ice Age erinnert, in der Manni Mammut mit dem Rüssel die Höhlenmalerei berührt.

Lothen

#19958
@Nycra : Danke für die Tipps! Darauf hatte ich auch schon spekuliert, es dann aber letztlich doch wieder verworfen. Ich denke, das Problem ist einfach zu speziell und ich müsste viel zu viele Hintergründe erklären, damit überhaupt jemand in der Lage wäre, die Situation nachzuvollziehen. Nene, ich denke, ich muss das Problem allein mit meiner Prota im stillen Kämmerlein lösen. ;)

Zitat von: Siara am 22. Juni 2015, 14:39:53
@Lothen: Aber das ist doch nicht das erste Mal, dass du ihr Leben zerstörst und sie traumatisierst. :knuddel: Sie kommt darüber schon hinweg, auch wenn sie etwas Zeit braucht. Vielleicht sind es die fehlenden Kumpanen und Bekannten um sie? Das ist bei mir oft ein Problem, weil der Charakter dann einen Teil seiner Grundlage einbüßt.
Jaaaa, du hast natürlich recht. Aber diesmal kommt es mir schon besonders fies vor ... :versteck: Ich glaube, mein Problem ist vor allem, dass es im Moment so viele unterschiedliche Emotionen sind, die zusammenspielen, und ich beim Schreiben den Anspruch habe, sie alle gleichermaßen zu berücksichtigen, obwohl das schlicht und ergreifend nicht funktioniert.

Ich glaube, ich lasse die Prota irgendwann die Woche, wenn ich Zeit habe, mal ganz frei erzählen, wie es ihr gerade so geht, und schreibe das auf.  Dann hab ich alles mal schwarz auf weiß und werde mir vielleicht etwas besser über die Prioritäten klar. Und ich werde einfach weiter nach vorne arbeiten und hoffe darauf, dass ich beim Überarbeiten später wieder einen besseren Blick auf das Wesentliche habe (in der Retrospektive quasi).

Zitat von: SiraAber nach zweitausend Seiten zusammen bin ich sicher, dass sie dir früher oder später verzeiht und wieder zu dir zurückommt.
Das hoffe ich.  :d'oh: Danke für die Aufmunterung!  :knuddel:

Ich gebe Pi_pa übrigens recht, ich finde die Szene auch total schön. Ich würde sie nicht gleich verwerfen, vielleicht kannst du sie ja wirklich ein bisschen abändern, wo, wie Pi_pa vorgeschlagen hat? Oder sie haben statt Farben etwas anderes dabei, das sich zumindest temporär dafür eignet, die Handabdrücke an der Wand zu verewigen? Vielleicht wachsen da Beeren oder so, die genug Farbe dafür bieten? Ich glaube, solche Szenen, die sich früh manifestieren, sind wichtig, damit man sich mit seinem Werk wohlfühlt - und wenn sie sich so bald in den Kopf gesetzt hat, dann muss sie auch eine Bedeutung haben. Egal welche. ;)

/EDIT: Aus aktuellem Anlass wollte ich noch ergänzen: Solche Szenen, die sich früh und total plastisch im Kopf abzeichnen, können wirklich Fluch und Segen gleichermaßen sein. Gerade schreibe ich an einer, die ich schon ewig lange vor mir hatte und die super emotional und spannungsgeladen werden sollte - und irgendwie sitze ich jetzt davor und krieg keinen Satz hin. Echt ärgerlich! Also erstmal durchatmen, passende Musik suchen und dann noch mal probieren. Kann doch nicht so schwer sein ...

Nycra

Mir hat es bei Cruth damals geholfen, mit einer anderen Autorin meine Figuren Briefe tauschen zu lassen. Aryanas Silbersang und Cruth haben sich gegenseitig auf die Sprünge gebracht und da sie sich erstmal per Mail (*hust hust spirituell übersandte Botschaften natürlich*) kennenlernen mussten, fielen auch leidige Erklärungen weg, weil die Figur es der anderen so erklärt hat, dass es leicht verständlich war. Möglicherweise wäre das was für dich?

HauntingWitch

Zitat von: Siara am 22. Juni 2015, 14:39:53
Kennt ihr das, wenn ihr ganz am Anfang eines Projekts, noch vor dem Plotten, eine Szene vor Augen habt? Eine Szene voll dichter Stimmung und tollen Bildern? Und dann, wenn der Plot steht, merkt ihr, dass diese ganze Szene absolut keinen Sinn hätte, außer das hübsche Bild im Kopf in Worte zu fassen?

Ja, ich habe ganz viele von denen. Ich verbuche das unter "Charaktere kennenlernen" und schreibe sie auf. Das ist für mich ein ganz natürlicher Teil des Entstehungsprozesses, ich sammle alles Mögliche, auch wenn es später keinen Platz im richtigen Skript hat. Die einen Sachen kann ich passend abwandeln, andere eignen sich auch einfach, um die Beziehungen zwischen den Charakteren zu erforschen oder später nachzusehen, wie jemand in dieser oder jener Situation reagieren könnte.

@Lothen: Das klingt doch nach einem Plan. Hoffentlich funktioniert es.

Ich produziere im Moment total viel, aber ich habe irgendwie dauernd das Gefühl, es ist unzulänglich. Nicht schlecht, nicht so, dass ich denke, das geht gar nicht, aber irgendwie denke ich immer, man könnte es noch besser machen. Dort realistischer, dort genauer, der LI braucht mehr Tiefe... :d'oh: Naja, dafür gibt es Überarbeitung. Zuerst Inhalt, dann Feinschliff. ;D

DodyLuNatic

ZitatKennt ihr das, wenn ihr ganz am Anfang eines Projekts, noch vor dem Plotten, eine Szene vor Augen habt? Eine Szene voll dichter Stimmung und tollen Bildern? Und dann, wenn der Plot steht, merkt ihr, dass diese ganze Szene absolut keinen Sinn hätte, außer das hübsche Bild im Kopf in Worte zu fassen?

Ich habe zu Anfang meines Werks eine Szene auf einem Schlachtfeld geschrieben, in der mein Hauptcharakter predigt wie ein Guru. Das war ziemlich beeinflusst von einem spirituellen Buch, das ich zu der Zeit gelesen habe. Eigentlich wollte ich auf die Szene hinarbeiten, aber je länger ich an der eigentlichen Geschichte schrieb, desto unsinniger wurde die Szene. Aber es war ein erstes Einfangen des Charakters, was am Ende doch bei der Orientierung half.

*hust* Ich tauche mal eben wieder aus der Versenkung auf... Ich habe mich lange nicht mehr gemeldet, aber ich war auch erst einmal ziemlich abseits des Schreibens beschäftigt. Ich bin jetzt nämlich im 4. Monat schwanger  :snicker:
Ich freue mich sehr. Es hat nur den Nachteil, dass ich meinen Laptop nicht mehr zur Arbeit mitschleppen kann, weil das zu viel Gewicht ist. Somit fehlen mir jeden Tag potentielle 1 1/2 Stunden zum Schreiben, was ein bisschen ärgerlich ist, da ich so nicht voran komme.
Aber in knapp 4 Monaten heißt es Mutterschutz. Vielleicht kann ich dann weitermachen :)

traumfängerin

Herzlichen Glückwunsch, Dody!  :knuddel: Vielleicht kannst du dir ja ein schönes Notizbuch kaufen, in das du hineinschreiben kannst. Das dürftest du selbst als Schwangere tragen dürfen.  :)

Sprotte

Seit dem NaNo habe ich nicht mehr richtig geschrieben. Ich habe pfundweise überarbeitet, zwei Lektorate gewuppt. Aber Schreiben? Ja, ich habe an "Aemera" geschrieben, aber ich habe nicht gebrannt, obwohl ich die Geschichte und meine Figuren liebe. Aber: kein Schreibrausch. Ich habe nun mit einer Kurzgeschichte angefangen, bis ich merkte, daß sie ein Klon eines meiner Romane werden würde von der Grundlage. Hmpf. Dann habe ich "Ciran" gerettet (den Roman, den Helden noch nicht, mit dem plane ich noch Gemeinheiten), hab da aber auch nicht weitergeschrieben.
Frust geschoben. Viel Frust. Mich gefragt, ob das Schreiben gerade jetzt, da es mit Veröffentlichungen losgeht, mich im Stich lassen möchte. Oder ich es.
Aber eben habe ich einen Absatz an "Ciran" geschrieben und dabei gegrinst. Und mit einem Mal ist da dieses Prickeln wieder. Ich hoffe, es verflüchtigt sich jetzt nicht einfach wieder.  :bittebittebitte:

Klecks

@Dody: Das ist ja wunderbar! Wie schön, herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!  :wolke: :knuddel:

@Sprotte: Nach so viel Arbeit an etwas anderem, an Lektoraten, ist es bestimmt so, dass du wieder reinfinden musst. Mir ging es jedenfalls so, nachdem ich meine Lektorate hinter mir hatte - es hat eine Weile gedauert, bis ich wieder im Rhythmus war. Das ist aber auch kein Wunder, wenn man so viel Zeit damit verbracht hat, Texte zu bearbeiten, mehrmals sogar für ein Lektorat - da verinnerlicht man so viel, dass man aus diesem Modus sozusagen erst mal wieder in den Schreibmodus zurück finden muss. Mach dir keine Sorgen.  :knuddel: