Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

[HauntingWitch]

@Coppelia und mika: Ich glaube, ich kann euch verstehen. Mir fällt es auch immer schwer, längere Abschnitte über ein Thema zu schreiben, an dem mir sehr viel liegt. Das ist mir dann wie zu nahe. Ich könnte z.B. nie ein Buch über Bücher schreiben oder über's Schreiben.  Aber natürlich wählt man Themen, an denen einem liegt, sonst könnte man es ja gleich lassen. Ein Dilemma ist das. Mit der Musik ist es nicht ganz soo schlimm, aber die lasse ich auch eher nebenbei einfliessen. Und dann immer dieses was sage ich jetzt, was sage ich nicht, wie viel Info ist nötig, wann ist es zu viel, was versteht der Leser überhaupt... Es ist ja oftmals so, dass einem als Kenner Details wichtig sind, an die der Leser (der sich mit dem Thema nicht soo gut auskennt) gar nicht erst denkt.

[Issun]

Leider quäle ich mich mit jedem Plot, ganz egal, ob er sich auf mein Studium bezieht oder nicht... ich denke, wenn ich schon etwas über das Thema weiß, muss ich die Feinheiten recherchieren, und wenn ich noch gar nichts über das Thema weiß... tja, dann muss ich eben alles recherchieren. Unangenehm ist es für mich in beiden Fällen.

Manchmal wünsche ich mir diese jugendliche Unbeschwertheit zurück, mit der man (ich zumindest) alles, was einem einfällt, bedenkenlos schreibt. Historisches habe ich zuletzt mit einer Schulfreundin geschrieben. Wir haben Schreibspiele gespielt, bei denen dann Dinge herauskamen wie: Cicero und Catilina tanzen in der Therme Tango. Heute würde mir das wohl nicht mehr gelingen, Cicero Tango tanzen zu lassen.  Oft vermisse ich das, dass man sich einfach erlaubt, Stuss und Peinlichkeiten zu produzieren.

[Rhiannon]

Warum sollte Cicero nicht mal Tango getanzt haben? Okay, Tango gab es zu der Zeit nicht, aber irgend eine Art von Tanz, die damals ähnliche Wirkung hatte, wie heute der Tango könnte es doch gegeben haben. Und auch berühmte Persönlichkeiten bewegten sich mal hinter verschlossenen Türen. Dann kann er zwar nicht in der Therme tanzen, aber Stuss wird er tatsächlich mal gemacht haben.

[Coppelia]

Cicero und Catilina tanzen in der Therme? Ohhhh. Ich muss hier gerade fett grinsen. Und dass du eine Schulfreundin hattest, die das interessiert hat, ist ein echter Glücksfall.
Mein Catilina-Musical, das ich zu Beginn meines Studiums geschrieben habe, ist leider verloren gegangen. Aber einige Songs habe ich noch im Kopf. Aber das war auch was anderes, das war nur ein Witz ... vielleicht ist es ganz gut, dass es nicht mehr existiert. Aber es ist seltsam, wie wenig sich mein Bild der beteiligten Personen in all der Zeit geändert hat. Besonders merkwürdig ist, dass in dem Musical ein Erzähler auftrat, der sich manchmal mit den Figuren abwechselte. Wenn ich bedenke, dass ich inzwischen meine Diss über Erzählperspektive in antiken Texten geschrieben habe, fand ich das offenbar damals schon faszinierend.

aber Stuss wird er tatsächlich mal gemacht haben.

Aber hallo!

@ Erbsen und Bohnen
Das ist gar kein lateinisches Problem. Lateinische Namen sind sagenhaft uncool, viele Familien- und Beinamen hängen mit Landwirtschaft und Lebensmitteln zusammen. Cicero bedeutet ja bekanntlich Erbse, und die Fabii haben dem Familiennamen nach mit Bohnen zu tun. Aber ich weiß nicht, ob jemand, der sich Ciceros Namen nicht gemerkt hat, fälschlich Fabius nennen kann. Erstmal würde das bedeuten, einen Beinamen und einen Familiennamen zu verwechseln, und außerdem sind die Fabii offenbar Patrizier. Keine Ahnung, ob es realistisch ist, dass so etwas verwechselt wird. Ich könnte mal meine Kollegin aus Alter Geschichte fragen, aber das eigentliche Problem ist nicht dies, sondern meine große Unsicherheit selbst bei solchen Kleinigkeiten.

Edit: Ach du dickes Ei! Mir fällt gerade auf, auf Latein müssen sich ja alle duzen. Kommt merkwürdig, wenn ein Junge einen würdigen alten Mann duzt. Eigentlich wollte ich heute meinen Chef dazu befragen, aber es war einfach nur die Hölle los, und ich hab es total vergessen.

[Issun]

Mein Catilina-Musical, das ich zu Beginn meines Studiums geschrieben habe, ist leider verloren gegangen. Aber einige Songs habe ich noch im Kopf.

Waaas? Wie cool! Ich will das hören/lesen! 
Ich habe mal vor Urzeiten einen Sulla-Song über den Waffenstillstand bei Teanum geschrieben - nur den Text, versteht sich.  Der ist leider schon länger verschollen. 

Meine Schreibarbeit stagniert gerade etwas, aber immerhin hat mein großsprecherischer Magiermeister mir gestern einige Details über Magie verraten. Mal sehen, ob ich damit etwas anfangen kann. Das Frustrierende ist: Habe ich mal eine brauchbare Idee, liegt das nicht daran, dass ich angestrengt nachgedacht habe, sondern es ist so gut wie immer glücklicher Zufall. Naja, ich will nicht klagen. 

[Klecks]

Gratuliere, Issun, dass er dir etwas verraten hat! Ist er mit Schokolade bestechlich? Vielleicht kannst du damit mehr aus ihm herauslocken. 

Was den glücklichen Zufall betrifft: Fast alle meine Ideen kommen in solchen Momenten. Der Idee einen durchdachten Plot zu geben, das dauert dann länger. 

[chaosqueen]

ich habe seit einiger Zeit ja irgendwie keine rechte Energie zum Schreiben, dafür aber Millionen von Plotbunnies. Das eigentlich recht geräumige Freilaufgehege ist inzwischen schon recht beengt, und es kommen immer wieder neue dazu. Leider wollen die sich auch nicht zu Familienverbänden zusammentun, aus denen man dann Geschichten machen kann.

Aber: Mich ärgerte ja vor allem, dass ich immer durch den Plot hetze und viel schwafel, aber trotzdem keine Stimmung rüberbringe. Nun habe ich ganz bewusst etwas angefangen, das vor allem von Stimmungsbildern und viel weniger von einem Plot getragen wird. 540 Wörter sind bereits da, mal schauen, wie viele ihnen folgen werden. Und ob am Ende gähnende Langeweile aufkommt oder doch etwas Lesbares.

Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, einfach jeden Tag ein bisschen daran weiterzuschreiben. Ich befürchte nur, dass ich dazu in einer bestimmten Stimmung sein muss. ruhig und heruntergefahren, vor allem.

[Nirahil]

@chaos: Das klingt nach einem sehr spannenden "Experiment". Ich denke nicht, dass bei Stimmungsbildern am Ende so viel Langeweile aufkommen kann - das wird im Gegensatz zu "nur" Plot ganz anders transportiert, finde ich. Jedenfalls drücke ich die Daumen, dass es damit besser läuft und die vielen Plotbunnies vielleicht sogar dazu animiert, Grüppchen zu bilden. (Karotten! Frei-Karotten für alle!)

[pink_paulchen]

Chaos: Ich kann dich so gut verstehen. Bei mir kommt auch nichts brauchbares vorbei. Also habe ich mich in Überarbeitung gestürzt. Ein Jahr hat der Roman gelegen und beschert mir ein Wechselbad von Gefühlen.
Es gibt Stellen, die ich richtig gut finde - spannend, emotional und auf den Punkt, aber genauso viele, wo ich denke: au weia!

[Klecks]

@chaos: Wow, das Projekt hört sich toll an! Mein Problem ist ja immer das Gegenteil: Dass ich zu wenig Plot habe und im Vergleich dazu zu viel Stimmung. *hüstel* Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren! 

[Issun]

Gratuliere, Issun, dass er dir etwas verraten hat! Ist er mit Schokolade bestechlich? Vielleicht kannst du damit mehr aus ihm herauslocken. 

Was den glücklichen Zufall betrifft: Fast alle meine Ideen kommen in solchen Momenten. Der Idee einen durchdachten Plot zu geben, das dauert dann länger. 

Das mit der Schokolade ist eine hervorragende Idee, Klecks! 
Bei mir ist es leider umgekehrt: Ich habe zuerst den Plot und dann zufällige Ideen, durch die der Plot beginnt, Sinn zu machen. 

@Chaosqueen: Viel Erfolg bei deinem Projekt! 

[Klecks]

@Issun: Und, hast du's schon ausprobiert? Wurde er gesprächig? 

[Issun]

Ich rechne mir bei ihm gute Chancen aus, dass es funktioniert.  Leider bin ich gerade etwas angeschlagen und nicht in der Lage, mich auf einen Plausch mit einem so anstrengenden Charakter einzulassen. Ich werde die Schokolade mal als Köder auslegen. Vielleicht bekommt er Lust auf mehr und ist beim nächsten Mal bereit, Informationen herauszurücken, wenn ich nur mit dem Schokoladenpapier raschle. 

[Klecks]

Der soll nur warten, bis du wieder auf der Höhe bist - dann schlägt die Schokoladenfalle zu! 

[chaosqueen]

@chaos: Das klingt nach einem sehr spannenden "Experiment". Ich denke nicht, dass bei Stimmungsbildern am Ende so viel Langeweile aufkommen kann - das wird im Gegensatz zu "nur" Plot ganz anders transportiert, finde ich. Jedenfalls drücke ich die Daumen, dass es damit besser läuft und die vielen Plotbunnies vielleicht sogar dazu animiert, Grüppchen zu bilden.

Ich bin noch immer gespannt - inzwischen habe ich etwas über 1250 Wörter und bin wild entschlossen, ihnen noch weitere folgen zu lassen. Und das spannende ist ja, dass ich trotz Stimmungsbildern so etwas wie Handlung habe, nur halt nicht so übereilt.

(Karotten! Frei-Karotten für alle!)

Unbedingt!!!

Es gibt Stellen, die ich richtig gut finde - spannend, emotional und auf den Punkt, aber genauso viele, wo ich denke: au weia!

Überarbeitung hab ich davor versucht. Das Auweia überwog ... Muss aber natürlich trotzdem irgendwann wieder ran, sonst produziere ich lauter halbgare, halb fertige Romane.