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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Franziska

Sehe ich auch so. Ich habe früher auch immer ganz viel geschrieben, was gar nichts mit dem Plot zu tun hatte, aber mit der Charakterisierung der Figuren. Vielleicht sollte ich das mal wieder machen um meine Figuren besser zu kennen. :hmmm:

Also es ist eigentlich doch nicht so, dass sich mein Stil zur Leseprobe sehr verändert hat. Mir fallen nur mehr Sachen auf, wenn ich es mit etwas Abstand lese. Ich habe es schon so oft überarbeitet, dass ich da einfach nicht objektiv drauf gucken konnte. Und Betaleser hatte ich auch schon einige.
Irgendwie ändert sich mein Stil aber auch immer mit dem jeweiligen Roman. Ich schreibe meistens dicht an der Figur, in Ich-Perspektive oder personal. Dabei passt sich mein Stil immer der Figur an. Mein historischer Roman hat einen ganz anderen  Stil als meine üblichen Sachen. Aber es ist auch schwer zu beurteilen, ob Leser da meinen Stil wiedererkennen würden.

Leann

Finde ich auch sehr schwer bis unmöglich, zu beurteilen, ob man einen eigenen Stil hat. Es gibt sowieso nur noch sehr wenige Autoren mit einem eigenen ausgeprägten Stil, finde ich. Das liegt vermutlich daran, dass sich eine Art "Einheitsstil" etabliert hat, der von Agenturen und Verlagen zur Zeit als Maßstab genommen wird und da es daher nichts anderes zu lesen gibt auch von den Lesern als gewohnt empfunden und daher gewollt wird. Das ist nicht nur negativ gemeint, denn das hat es ja zu allen Zeiten gegeben. Ich empfinde den Stil von älteren Büchern oft als ungewohnt, da eben auch "Schreibstil" einer gewissen "Mode" unterliegt und sich entwickelt. Nur mal meine leicht wirren Mittagsgedanken.

Die Abneigung gegen die Bangkok-Romance verliere ich so langsam wieder, also hege ich die Hoffnung, doch mal daran weiterschreiben zu können. Zuerst ist aber immer noch der Fantasy-Spaß an der Reihe, der vom geplanten Krimi zu ... ja, zu was eigentlich mutiert. Keine Ahnung, aber Spaß macht es immer noch. 


HauntingWitch

@Issun: Für solche Kapriolen speichere ich mir immer das Dokument noch einmal neu ab, damit das Ursprüngliche nicht verloren geht, wenn Humbug dabei raus kommt. Dann spricht eigentlich nichts dagegen, es auszuprobieren.

@Coppelia: Das mache ich dauernd, das ist wichtig, um die Charaktere besser kennenzulernen und oft kommen mir erst bei solchen Szenen wichtige Plotelemente in den Sinn.

@Franziska: Hm, schwierig. Ich glaube, da muss man sich irgendwann einfach an der Nase nehmen, das Ding in einen Umschlag stecken und zur Post bringen. Oder auf "senden" klicken bei E-Mails. Man findet ja immer noch irgendetwas, egal, wie oft man drüber geht.

Sprotte

#15888
Ganz definitiv findet man immer noch was. Horden tapferer Betaleser ziehen durch das Dokument, ich habe es drei mal durchgeackert, einmal davon sogar auf dem Kindle. Gucke nach zwei Jahren rein und stolpere sofort über einen Satz mit Knoten. Klasse ...

Was ein Bezugsfehler (Der Turm stürzte in sich zusammen. Er schrie.) und ein Telefonat mit Malinche bringen können: eine Kurzgeschichtenidee  :rofl:

Ary

#15889
Dass man immer noch was findet, kann ich auch nur bestätigen, irgendwann hilft wirklich nur noch eintüten bzw. an Email kleben und raus damit.
Und dann nicht den Fehler machen, das Dokument noch mal anzusehen.

Ich finde mich gerade gruselig. Seit ich meinen zweiten Fantasykrimi am Wickel habe, habe ich schon drei Leichen produziert. :zombie: Zwei davon heute, und eine war gar nicht geplant. Und das ich, die dachte, Krimis würde sie niemals schreiben können.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Issun

@HauntingWitch: Jepp, so mache ich es auch. Das Verschmelzen der beiden Figuren hat leider nicht geklappt, dafür hat mein Antagonist endlich zugegeben, dass er eine ganz andere Vergangenheit hat als er mir weismachen wollte. Jetzt hat er auch endlich eine stärkere Motivation. Aber so recht traue ich diesen neuen Tönen noch nicht. Ich warte schon darauf, dass wieder irgendwo ein logischer Widerspruch auftaucht, der das neue Konzept kaputt macht.   :seufz:

@Aryana: Ich will gar nicht wissen, wie viele Tote es gibt, wenn bei mir erst der Bürgerkrieg ausbricht.  :engel:


Rhiannon

@Issun: Bei dir auch Bürgerkrieg?

Ich habe hier glaube ich schon mehr Leichen produziert, als in allen anderen Geschichten zuvor.

Issun

Bei mir gibt es Krieg, Bürgerkrieg und einen Haufen größenwahnsinniger Generäle und Politiker. Da ist es schwer, nicht à la George Martin zu wüten. Mal sehen, ob ich Schadensbegrenzung betreiben kann. ;)

Coppelia

#15893
 :brüll: Issun und meine Kollegin von der Alten Geschichte sind schuld, dass sich mal wieder meine Besessenheit von einer bestimmten historischen Figur zurückmeldet. Ich fühle mich wie ein Kreisel, aber natürlich fällt mir trotzdem kein Plot ein, und jede Recherche scheint (wie die der vergangenen Jahre) in die Aporie zu führen. Ich weiß schon, warum ich mich nicht an historische Romane traue, ganz abgesehen von dem nervtötenden Anspruch an mich selbst: Die Komplexität der Wirklichkeit überfordert mich einfach, ich kann mir Dinge einerseits nicht ausreichend erklären - sie ergeben einfach insgesamt keinen Sinn für mich - und finde es andererseits doof, wenn irgendetwas wirklich oder offenbar anders war, als ich es gern hätte.
Menno ... in Kessel treten solche Probleme nicht auf. Und da wird mir noch gesagt, ich könnte Figuren stimmig und realistisch darstellen. Ich habe eher das Gefühl, wenn man Leute wirklich realistisch darstellen wollte, würden all ihre Splitterteile nicht zusammenpassen.

Robin

Ich habe jetzt an einer Idee schon mehr als 6000 Worte investiert, und die Geschichte ist noch nicht fertig. Ich kenne schon den weiteren Verlauf, und frage mich ab und an, wie mir das so fix und fertig einfallen konnte. Ansonsten bin ich einfach froh, dass ich was für den T12 habe. ;D
~Work in Progress~

Issun

#15895
Zitat von: Coppelia am 12. Mai 2014, 16:40:29
:brüll: Issun und meine Kollegin von der Alten Geschichte sind schuld, dass sich mal wieder meine Besessenheit von einer bestimmten historischen Figur zurückmeldet.

Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich Reue empfinde.  ;D :prost:

So, und jetzt gibt es eine  :pfanne: für fehlenden Optimismus. Ich bin sicher, du könntest einen "naturgetreuen" Atticus darstellen... aber ich weiß nicht, ob es ratsam wäre, denn dann würde er die Leser vermutlich ebenso verwirren wie die historische Figur es tut, weil sie einfach krass widersprüchlich ist. Ich jedenfalls werde überhaupt nicht schlau daraus.

Apropos of nothing: Wo ist mein Architektur-Vokabular, wenn ich ich es brauche? Eine Zeitlang hatte ich, weil ich mich damit beschäftigen musste, alle möglichen Architekturelemente im Kopf. Jetzt, wo ich selber versuche, Gebäude zu beschreiben, gibt es bei mir plötzlich nur noch Tempel mit doppelreihigem Säulenkranz. Toll. :wart:

PS.: Solltest du einen Atticus-Text schreiben, melde ich mich auf jeden Fall als Testleser!  :)

Rhiannon

Hilfe! Jetzt ist in meinem Projekt die Stimmung, die ohnehin schon sehr geladen war (Bürgerkrieg erzeugt nicht gerade große Entspannung) völlig gekippt.  :gähn: Jetzt "darf" meine Prota auch noch mit Geiselnehmern verhandeln, die das scheinbar tun, um ihr zu helfen, aber doch eigene Motive haben. Wieso habe ich eigentlich nochmal geglaubt, dass ich meinen Plot kennen würde?

Issun

Rhiannon, hast du ein gutes Gefühl dabei? Ich glaube, wenn du das hast und weißt, wie es mit der Geschichte weitergehen soll, hat der Plot Twist sicher auch sein Gutes. Vielleicht hat er sogar eine Menge Potenzial, das du noch ausschöpfen kannst.  :)

Ich habe zwar den Eindruck, dass ich momentan die Schreibbar zuspamme (und das auch noch zu nachtschlafender Zeit  ;)), aber ich freue mich gerade ziemlich. Mit meinem Antagonisten geht etwas weiter. Ich habe seine Vergangenheit neu überarbeitet, ich glaube, sie passt jetzt schon wesentlich besser zu ihm. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass mir, wenn ich die Kindheit meiner Figuren beschreiben soll, immer nur relativ Abgedroschenes einfällt. So eine große Rolle spielt das ja auch nicht, obwohl mir schon lieber wäre, sie hätten eine wirklich greifbare Vergangenheit, die so "echt" wirkt, dass man notfalls auch darüber ein Buch schreiben könnte. Aber das spielt's bei mir nicht, das weiß ich. Anstatt wieder zu jammern, freue ich mich jetzt erst mal, dass ich eine schwierige Figur dazu gebracht habe, mit mir zu kooperieren.  :vibes:

Rhiannon

Im Prinzip habe ich schon ein gutes Gefühl dabei, zumal wir jetzt gerade Frühling/Frühsommer (So Ende Mai, Anfang Juni, genauer hab ich das nicht festgelegt)  haben und ich eine Kampfpause bis Ende November realistisch überbrücken muss, weil ich sonst eine mir sehr wichtige Szene rausschmeißen müsste. Das positive Ende dieser Verhandlung würde den Waffenstillstand erklären, denn auf Menschen, die gerade anderen das Leben gerettet haben, schießt man nicht so einfach. Andererseits frage ich mich, ob das nicht zu viel ist, denn meine Prota schlittert wirklich ständig von einer Katastrophe in die nächste...
Egal, ich lasse das jetzt mal drin! Szenen rausschmeißen kann ich am Ende immer noch. Ob ich meinen Plot kenne, keine Ahnung... Ich habe es bisher gedacht...

Öh, hier darf man doch über sowas reden, Issun! Und es ist doch super, dass die Figur mit dir kooperiert. Ich hab da auch so eine Figur, die einfach nicht mit mir reden mag und sich auch in den Vorstellungsgesprächen sehr ziert.


Coppelia

#15899
ZitatSzenen rausschmeißen kann ich am Ende immer noch.
Das wäre mir dazu auch eingefallen, Rhiannon. ;)

Und das mit deinem Antagonisten freut mich, Issun! :)

Ich wollte wirklich, ich hätte endlich wieder einen Roman, an dem ich schreiben kann. Es macht mich richtig irre, dass das nicht so ist, und ich fühle mich mit jedem Tag mieser. Ich hab ja erklärt, dass ich "Mord in Laidon" weiterschreiben will, aber so richtig komme ich damit nicht in die Puschen. :seufz: Irgendwie brauche ich die Schreiberei *Klischee* wie die Luft zum Atmen, aber ich fühle mich, als würde ich in einer Flaute festsitzen. Ich kann nur hoffen, dass es sich irgendwann wieder ändert, aber dass es sich schnell ändert, kann ich mir wohl aus dem Kopf schlagen. Ich hab zwar noch viele Romane auf Halde, aber davon scheint nur einer im Stadium, geschrieben zu werden, und auf den hab ich keine Lust.

Dem Problem mit den historischen Figuren bin ich vorher schon begegnet, auch wenn es bei Atticus besonders schlimm ist. Ich hatte mal ein Konzept zu einem Roman über Pompeius. Auch da habe ich ziemlich früh aufgegeben, nicht nur vor dem Umfang der Recherche, sondern weil ich auch da die Figur nicht verstehen konnte. Mir wollte nicht in den Kopf, wie man ein solches Leben haben und offenbar trotzdem noch einigermaßen klar in der Birne bleiben konnte. Außerdem hatte ich ständig Gedanken wie "Welcher schlechte Autor hat sich denn dieses unglaubwürdige Zeug ausgedacht?" Aber ich muss auch sagen, ich habe bisher nur halbherzig versucht, etwas Historisches zu machen, weil ich davor großen Respekt habe, daher lasse ich mich auch schnell entmutigen.
Ich habe aber den Eindruck, dass ich von allen realen Personen, auch denen, die ich persönlich gut kenne, eigentlich niemanden komplett verstehe und dass ihr Verhalten in einzelnen Situationen für mich kein völlig logisches Gesamtbild ergibt. Natürlich weiß ich, eine Person ist eher so und so oder mag das und das und das nicht, und das war's auch schon. In der Realität bin ich immer wieder überrascht davon, wie Menschen handeln. Wenn ich Romanfiguren so handeln lassen würde, denke ich manchmal, würde einem der Leser den Roman um die Ohren hauen und sagen: "Total inkonsistente Figuren, deren Handeln keinen Sinn ergibt!" Man lernt zwar, dass Romanfiguren eindimensional sind, aber was das wirklich bedeutet, scheine ich erst jetzt begriffen zu haben. Wenn ich Figuren entwickle, schließe ich immer von dem, was ich über sie weiß, auf ihren Charakter, und von ihrem Charakter ausgehend entwickle ich ihr weiteres Handeln. Aber bei historischen Figuren scheint das nicht zu funktionieren. Vielleicht liegt das Geheimnis historischer Romane darin, dass man eben nicht realistisch schreibt, sondern die Realität zu gut überschaubaren und verdauliichen Portiönchen zerhackstückt und Figuren in eine Form presst, die ihnen zwar nicht passt, die aber die einzige Möglichkeit ist, überhaupt mit ihnen zu arbeiten?
Mir ist allerdings klar, dass schon antike Autoren diese grobe Vereinfachung verwenden. Und bei historischen Figuren, bei denen ich den Eindruck habe, sie einigermaßen zu verstehen, könnte ich mir vorstellen, dass ihr wahrer Charakter schon sehr bald quasi unter ihrer eigenen Legende begraben wurde.

*bla*