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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Siara

#22440
Super interessante Ansichten! Vor allem, weil sie teils so unterschiedlich sind. Ich finde zum Beispiel spannend, dass @Coppelia erst nach dem ersten Entwurf weiß, was eigentlich der Kern der Geschichte ist (so geht es mir übrigens auch), während @Mondfräulein gerade das im Voraus wissen muss. Auch zu @Alanas "Backstorys und Figuren müssen im Voraus stehen" gibt es ja die gegenläufige Herangehensweise wie bei @Fianna oder @Brillenkatze.

Dass es den einen richtigen Weg eben nicht gibt, ist logisch, aber die Präferenzen gehen hier ja wirklich bis zum Maximum auseinander. Vor allem scheinen die meisten ja auch noch an ihrer persönlichen Methode zu feilen, anstatt den "goldenen Weg" für sich gefunden zu haben. Vielleicht gehört das aber auch einfach so. Es ist eben ein Prozess, der nicht nur zwischen Autor*innen, sondern auch zwischen Projekten und sogar Szenen variiert.

Zitat von: Alana am 25. Januar 2024, 16:57:21Es macht mir nur das Schreiben wirklich verdammt schwer und führt dazu, dass Fantasy-Romane in den letzten Jahren für mich echte Energievampire geworden sind, die mich so viel Energie kosten, dass ich schon allein beim Gedanken daran einen halben Burnout bekomme und das meine ich leider nicht als Witz.
Das kann ich gut nachfühlen. So ging es mir zeitweise bei meinem YA-Roman, der zwar kein Worldbuilding brauchte, allerdings trotzdem detailliertes Plotten aufgrund zahlreicher Verstrickungen. Ich hatte beispielsweise im ersten Entwurf (der nur zur Hälfte fertig war) einen zusätzlichen Hauptcharakter mit detaillierter Hintergrundgeschichte und hundert Seiten Szenen. Nach Monaten von Frustration, weil ich wusste, dass etwas mit der aktuellen Fassung nicht stimmt, habe ich mich mal drei Tage hingesetzt und im Detail neu geplottet. Dabei ist der Charakter beinahe vollständig rausgeflogen und nur als Nebencharakter ohne seine von mir so heißgeliebte Redemptionstory stehengeblieben. Der Roman ist inzwischen fertig, und ich finde ihn wirklich gut, auch in Sachen Plot. Aber es war schlichtweg eine nervliche Tortur, und an die hundert Seiten der ersten 200 Seiten sind komplett geflogen.

Ein bisschen fürchte ich, dass ich das Runterschreiben bis zu einem gewissen Grad verlernt habe. Das heißt, ich kann schon. 2020 habe ich einen 800-Seiten Fantasyroman geschrieben, bin über nicht ausreichend ausgearbeitete Charaktere und mangelnde Dramaturgie hinweggeprescht und habe ein Ende darunter gesetzt. Das Ergebnis habe ich mir nie wieder angesehen. Damals war für mich wichtig, überhaupt mal wieder etwas zu beenden, aber qualitativ war es dennoch Schrott.

Jetzt, wo ich darüber schreibe, liegt mein Hauptproblem bei den Figuren, glaube ich. Früher sind sie von Anfang an vollständig, mit Tonfall, Eigenheiten und allem aufgetaucht. Heute brauche ich meistens schon den halben Roman - manchmal auch den ganzen - um ein Gefühl für sie zu bekommen. So etwas wie Fragebögen helfen mir dabei leider gar nicht. Was fehlt, sind oft nicht handfeste Infos, sondern die emotionale Intuition, wie die Figur denkt und handelt. Vielleicht sollte ich mich damit mehr beschäftigen, denn der Platz zwischen den Plotpunkten wird ja oft genau durch die Figuren mit Leben gefüllt.

@Fianna: Flott sein ist das eine, aber auch die Energie, die reinfließt, sollte einen nicht komplett erschöpfen. Ich hoffe echt, da eine Methode zu finden, die für mich im Augenblick funktioniert. (So etwas kann sich im Laufe der Zeit ja sicher auch ändern).

Zitat von: Mondfräulein am 26. Januar 2024, 00:03:09Ich merke gerade, dass ich das Schreiben wahnsinnig vermisse. :d'oh: Noch zwei Monate, dann bin ich hoffentlich mit der Uni fertig und kann mich wieder ganz hineinstürzen.
Das klingt toll! So eine zeitweise Schreib-Abstinenz kann ja auch ganz neue Lust darauf wecken. Ich drücke die Daumen, dass alles so glattläuft, dass du dann auch loslegen kannst! ;D
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Alana

#22441
Ich muss da vielleicht etwas relativieren, ich glaube, ich habe das ein bisschen falsch ausgedrückt. Ich gehöre zu den Leuten, die vor dem Schreiben über ihre Figuren so gut wie gar nichts wissen und sie erst beim Schreiben entdecken, was das Plotten für mich auch wahnsinnig schwer macht. Gerade Details und Charaktereigenschaften kann ich mir vorher gar nicht überlegen, weil das einfach bei mir organisch aus der Story kommen muss. Und ganz ehrlich, ganz viele Sachen interessieren mich überhaupt nicht, wenn sie für die Story nicht relevant sind. Ich finde es auch als Leserin super überflüssig, zu wissen, was das Lieblingsessen einer Figur ist, wenn es nicht in einem Dialog oder sonst wie in der Story oder für die Charakterentwicklung wichtig ist. Deswegen sehe ich einfach überhaupt keinen Sinn in diesen detaillierten Fragebögen. Was natürlich keine Wertung sein soll, wenn sie anderen helfen, ist das ja super.

Ich glaube, was ich meinte war: grobe Ziele und Wünsche der Figur und eben die Backstory bis zu einem gewissen Grad versuche ich vorher oder relativ bald zu wissen, weil es einem sonst echt auf die Füße fällt.

Ich habe eine Weile lang versucht, mich auf meine Figuren wirklich akribisch vorzubereiten, Fragebögen helfen mir auch überhaupt nicht, ich finde die einfach nur schrecklich, aber ich habe versucht innere und äußere Ziele zu entwickeln und so weiter. Ich habe aber auch festgestellt, dass mich das eher blockiert, wenn ich zu strukturiert herangehe. Es ist besser für mich, wenn ich vor dem Schreiben oder während ich den Anfang des Buches schreibe, einfach über die Figur nachdenke und während ich den Plot entwickle überlege, was sie für Ziele und Wünsche haben könnte. Es ist also bei mir ein hin und her zwischen Schreiben, Plotten und Figurenentwicklung.

Ich glaube, das ist wirklich mein allergrößtes Problem beim Schreiben. Dass ich eigentlich so gerne alles vorausplanen möchte, so viele Dinge bei mir aber erst während dem Schreiben entstehen und auch nicht gut werden, wenn ich versuche, sie vorher zu entwickeln.

Deswegen habe ich mir mittlerweile angewöhnt, schon den Anfang zu schreiben, während ich noch plotte, weil das für mich am besten funktioniert.
Alhambrana

Fianna

Für die Figuren überlege ich mir schon was, zum Beispiel Beruf, Ziel, Motivation, Wünsche... aber während dem Schreiben kommen dann weitere Details, die Möglichkeiten für den Plot bieten.


LinaFranken

Ich bin vorab extrem pingelig. Da wird gründlich recherchiert, detailliert über Symbolik, Charakter-Entwicklung gegrübelt und jeder Schritt jeder Figur gezielt geplant. Und dann landet alles in der Tonne und mich stört es nicht  :rofl: Ich denke, das könnte man als Ausschluß-Verfahren interpretieren. Wenn ich vorab alle Optionen bedacht habe, finde ich es einfacher, die meisten davon zu verwerfen, ohne Angst zu haben, dass ich mir habe etwas gutes entgehen lassen. Wenn die Figuren dann während des Schreibens - wie im Vergleich mit dem Open Videogame erwähnt wurde- fröhlich und ohne Absprache in eine andere Richtung stampfen, sehe ich das als gutes Zeichen. Sie haben begonnen "organisch", "lebendig", "real" zu sein. Sie sind nicht mehr ein Steckbrief mit zuvor willkürlich ausgewählten Eigenschaften, sie sind zu richtigen Lebewesen geworden, deren Handlungen sich ihren persönlichen Ansichten anpassen. Ich lasse sie dann gerne durch die offene Welt an langer Leine laufen, weil sie mich dann vielleicht zu Dingen führen, die nicht geplant waren, dafür aber neue Perspektiven eröffnen. Lauft, meine Kinderchen, seid frei!  :pompom:

Koboldkind

#22444
"Sie kennen das: Es wird Sommer, die Vorbereitungen für den November laufen, und kein Plotbunny will Ihnen so richtig zusagen?"

Pff, als ob  :gähn:

"Oder diese Situation: Ihre Romane wachsen und gedeihen prächtig, aber irgendwie wollten Sie mal etwas anderes, abseits Ihrer bekannten Welten schreiben?"

Unwahrscheinlich, da hat sich wieder eine Sidestory angekündigt  :wart:

"Was ist mit Freunden und Familie, können Sie die mit der Entwicklung ihres Plots voll und ganz zuspamen?"

Na ja ...

"Dann probieren Sie doch dieses Jahr

Romanwichteln!

Acht wackre Verrückte haben sich bereits zusammen gefunden, um Plot-Fragmente zu wichteln und sich gegenseitig bei der Entwickling einer Story zu unterstützen! Wenn auch Sie Lust haben, an diesem bereits erfolgreich getestetem Experiment (Siehe NaNo 2020) teilzunehmen, dann schauen Sie doch gerne bei der Arbeitsgruppe Roman-Wichteln vorbei und lassen sich inspirieren! Mehr oder weniger als eine neue Story kann dabei schon nicht passieren  ;) "

Romanwichteln 2 - Ein Charakter ist nicht genug! 2024 auch in ihrem Tintenzirkel!
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Windfeuer

Mit dem Schreiben geht es bei mir endlich wieder vorwärts. Ich freu mich so.  :vibes:

Koboldkind

Na, alle schon auf dem Weg ins Sommerloch? ;)
Das April-Camp ist zuende, es komme das Juli-Camp!
Oder einige am Revisieren des Jahresplans, wenn das Ende des zweiten Quartals droht?

Ich persönlich mache diesen Monat "Pause" und hibble auf das Romanwichteln hin.
Romanwichteln?  Ach ja, falls DU noch eine Idee für November und ein paar irre Companions brauchst:

"Dann probieren Sie doch dieses Jahr

Romanwichteln!

Sieben wackre Verrückte haben sich bereits zusammen gefunden, um Plot-Fragmente zu wichteln und sich gegenseitig bei der Entwickling einer Story zu unterstützen! Wenn auch Sie Lust haben, an diesem bereits erfolgreich getestetem Experiment (Siehe NaNo 2020) teilzunehmen, dann schauen Sie doch gerne bei der Arbeitsgruppe Roman-Wichteln vorbei und lassen sich inspirieren! Mehr oder weniger als eine neue Story kann dabei schon nicht passieren  ;) "

Romanwichteln 2 - Ein Charakter ist nicht genug! 2024 auch in ihrem Tintenzirkel!
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Golden

Boah, ich lese gerade ein Buch in 1. Präsens und springe automatisch beim Schreiben darein (und bemerke es fast nicht einmal) ... nur nervig. ;D

Guddy

Ist BoD und Konsorten eigentlich sicher was Diebstahl angeht?  :versteck:  Bin in Zeiten von KI-Trainings dezent übervorsichtig geworden...
Also mal angenommen, ich lasse mein Manuskript als einmaliges Buch ausdrucken (nur für mich, zum Drüberlesen und reinkritzeln beim Überarbeiten). Dann behalte ich aber trotzdem meine Rechte an dem Inhalt und es wird nicht für KI etc. benutzt? Und welcher Anbieter ist eurer Erfahrung nach für sowas am besten?

Windfeuer

Mit dem Schreiben scheint es langsam wieder zu klappen. Zwar noch nicht so wie ich es mir wünsche. Aber besser als nichts. Hoffentlich werde ich die Schreibblockade endlich komplett los.  :-\
Seite für Seite werde ich sie niederzwingen!

Topaz

Zitat von: Guddy am 21. August 2024, 10:42:14Ist BoD und Konsorten eigentlich sicher was Diebstahl angeht?  :versteck:  Bin in Zeiten von KI-Trainings dezent übervorsichtig geworden...
Also mal angenommen, ich lasse mein Manuskript als einmaliges Buch ausdrucken (nur für mich, zum Drüberlesen und reinkritzeln beim Überarbeiten). Dann behalte ich aber trotzdem meine Rechte an dem Inhalt und es wird nicht für KI etc. benutzt? Und welcher Anbieter ist eurer Erfahrung nach für sowas am besten?

Vermutlich ist die Antwort für dich zu spät.

Für ein einmaliges Drucken und Reinkritzeln hätte ich den nächsten copy shop besucht. Die bieten auch oft an, das gedruckte Werk zu binden. Dann fällt das ganze Setup mit bod und co weg...