Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

[Klecks]

Mein Hauptgrund dafür, manchmal ewig vor dem leeren Dokument zu sitzen und nichts zu schreiben: Das Gefühl, der Geschichte nicht gerecht werden zu können. Dass diese Angst nicht gerade förderlich ist, ist mir klar, aber es ist furchtbar schwer, dagegen anzukommen. 

Was mir hilft: So lange drauflos schreiben, bis ich die Zweifel vergessen habe. So einen Moment hatte ich auch gestern Nacht, während ich die Kurzgeschichte für die Incubus-Anthologie geschrieben habe. Eigentlich hatte ich gerade mal wieder Probleme mit dem Gedanken, dass ich sowieso nicht schreiben kann und dass ich sowieso schlecht schreibe und ähnliche nette Dinge, aber ich habe einfach angefangen, war plötzlich im Schreibflash und der hat mich vier Stunden lang nicht mehr losgelassen. Eine andere Lösung für solche durch Selbstzweifel verursachten Blockaden habe ich bisher nicht gefunden. 

[DodyLuNatic]

Hach, und ich glaube oft, ich bin allein mit diesen Zweifeln. Manchmal fühle ich mich noch so ein bisschen wie ein Wannabe und total unprofessionell. Umso mehr habe ich mich gefreut, hier aufgenommen worden zu sein, auch wenn ich immer noch schüchterner bin, als ich wahrscheinlich sein müsste.

Mein Mann kommt mir dann zur Hilfe,gibt mir ein bisschen Inspiration und erinnert mich an meine zwei bereits veröffentlichten Kurzgeschichten - also kann ich ja nicht so miserabel schreiben, wie ich mich in diesen Zweifelsmomenten fühle. Das ist dann immer das Argument, das ich nicht kontern kann.

Und dann sitze ich wieder vor einer Szene, die ich früher großartig fand und kritisiere, wie gestelzt die Handlung klingt.  Glücklicherweise bin ich stur genug, trotzdem nicht aufzugeben. Ich schätze, diese Sturheit ist, was mich weitermachen lässt.

[Klecks]

Mir hat der Tintenzirkel sehr dabei geholfen, diese Zweifel zu verringern, und dass wir mit nichts allein sind, habe ich hier auch lernen dürfen. Du bist hier also genau richtig!    Sturheit finde ich für Autoren sehr wichtig, wenn es darum geht, einen Roman auch tatsächlich fertigzuschreiben. Ohne ein bisschen Autoren-Sturheit würden viel weniger Bücher pro Jahr fertig werden, schätze ich. 

Tut mir leid, dass ich davon jetzt ablenke, aber ich muss mal kurz jammern. Ich habe eine sehr erotische, sehr explizite Kurzgeschichte für eine Erotikanthologie-Ausschreibung geschrieben und überlege schon den ganzen Tag hin und her, ob ich mich trauen soll, sie abzuschicken oder nicht. Der Gedanke, dass das jemand liest, macht mich total nervös und hibbelig - auch wenn ich mich natürlich darüber freuen würde, wenn sie jemand liest und vielleicht sogar toll findet, und ja, ich will sie auch gern veröffentlicht sehen.    Aber ich habe es noch nicht über mich gebracht, sie abzuschicken, und weiß nicht, was ich tun soll. 

[Siara]

*gibt Klecks einen virtuellen Schubs* Los, abschicken! Zackzack! Wenn sie ihnen nicht gefällt, kannst du sie einfach wieder gaaaanz tief in der Schublade vergraben und niemand muss es je erfahren. (Den Gedanken finde ich immer sehr beruhigend). Außerdem habe ich in deinem NaNo-Thread quergelesen, und rein vom Stil her glaube ich nicht, dass sie ihnen nicht gefällt. Die Geschichte ist geschrieben, und sie hat ihre Chance verdient. Wer weiß, wem du damit noch eine Freude machst ...

[Entropy]

Trau dich einfach, Klecks. Du hast doch nichts zu verlieren, niemand erfährt davon und wenn du es nicht tust, dann ärgerst du dich die ganze Zeit über die möglicherweise verpasste Chance. Außerdem wirst du dann niemals wissen, ob du damit den Nerv getroffen hast oder nicht. Die Geschichte in die Schublade legen, kannst du immer noch, wenn es nicht geklappt hat mit der Veröffentlichung.

Wer weiß, wem du damit noch eine Freude machst ...

[Ilva]

Ich schliesse mich den vorherigen Posts an. Los, schick sie ab.

Wenn es dir peinlich ist, Erotik zu schreiben, kannst du es ja mit Pseudonym abschicken.

Und zur Beruhigung kannst du ja im Erotik-Board die netten Ausdrücke lesen, die man tunlichst vermeiden sollte, dich darüber schlapplachen und dich darüber freuen, dass sie in deiner Geschichte nicht vorkommen.

[Klecks]

Außerdem habe ich in deinem NaNo-Thread quergelesen, und rein vom Stil her glaube ich nicht, dass sie ihnen nicht gefällt.

Aww, wie lieb von dir! Danke schön.    Du hast recht, sie ist geschrieben, und ich möchte so gern mal wieder eine Veröffentlichung ... hach, ist das nervenaufreibend!    Dass ich jemandem eine ... Freude ... damit mache, ist sogar Annahmekriterium. 

@Entropy: Danke, du hast ja auch Recht. Sich zu überwinden, ist nur so schwer, gnaaargh! 

@Ilva: Eine Veröffentlichung kommt für mich sowieso nur mit einem Pseudonym in Frage.    Die Sachen, die man vermeiden sollte, schaue ich mir erst an, wenn ich abgeschickt und eine Zusage oder Absage bekommen habe. Nicht, dass ich noch etwas entdecke, das mir dann peinlich sein muss. 

[Klecks]

Tut mir leid für den Doppel-Post, aber: Gnarrrgh!    Ich werde die Geschichte definitiv nicht abschicken. Bei der allerletzten Überarbeitung, bevor ich sie abschicken wollte, hing mein Computer und ich habe es irgendwie geschafft, fast den ganzen Text zu löschen. (Edit: Niemals wild herumklicken oder auf die Tastatur einhämmern, wenn der PC hängt, das war vermutlich das Problem - ich habe irgendetwas gedrückt, das ich nicht hätte drücken sollen.) Glücklicherweise habe ich die Kurzgeschichte schon ausgedruckt, sie ist also nicht verloren, ich habe sie Wort für Wort - also keine Sorge, es ist nicht schlimm. Eine elektronische Sicherheitskopie habe ich allerdings noch nicht gemacht, und erstens will ich jetzt nicht alles abtippen, und zweitens hätte ich jetzt irgendwie ein doofes Gefühl dabei. Meh.   

[Aylis]

Oh nein Klecks, wie blöd. 
Aber falls es dich beruhigt; ich würde sie nun wahrscheinlich auch nicht mehr abschicken. In solchen Sachen bin ich ein bisschen abergläubisch. Da würde ich denken, dass es wohl einfach nicht sein sollte.
Deine nächste Chance wird bestimmt kommen und dann ein toller Erfolg! 

Da nimmt man sich mal was vor und die Zeit verfliegt viel zu schnell. Der Plan war für heute Abend: Nur noch schnell diese ganz kleine, erotische Kurzgeschichte zuende schreiben. Dann wird sich wieder ans Buchprojekt gesetzt! Das war um zwanzig nach zehn und jetzt bin ich zu müde und alle Konzentration ist flöten.
Ich konnte mich einfach zu gut ablenken. Und dann kam zwischendurch auch noch Muttern rein und musste mir verkünden, dass es geschneit hat. Manchmal habe ich das Gefühl, sie denkt, ich hänge die ganze Zeit nur vor dem Laptop, um etwas flimmern zu sehen.
Dass man irgendwie mit den Gedanken woanders ist, wenn man gerade etwas schreibt, kommt ihr nicht in den Sinn. 
Ich brauche dringend einen besseren Rückzugsort.

[Siara]

Das ist ja doof, Klecks. Erst einmal zum Trost: Und dann muss ich dich trotzdem noch einmal schubsen. Dass das Abtippen nervig ist, stimmt. Aber hast du nicht vielleicht ein Programm, das den Text vom Scanner abliest? So oder so, zur Ausschreibungsfrist ist ja noch etwas Zeit, und du hast noch immer nichts zu verlieren. Du hast selbst gesagt, dass du dir mal wieder eine Veröffentlichung wünschst. Nun gibt es einen passenden Wettbewerb und du hast eine passende, bereits fertige Geschichte. Warum solltest du dich von diesen kleinen Gemeinheiten der Technik aufhalten lassen? Sowohl du als auch deine Geschichte haben zumindest den Versuch wirklich verdient, finde ich.

@Aylis: Dann bin ich mit der Ablenkung ja wenigstens nicht allein. Seit drei Tagen versuche ich, an der Stelle weiterzuschreiben, an der ich bei meinem NaNo-Roman am 30.11. entnervt aufgehört habe. Die Lust auf das Projekt ist wieder da, aber irgendetwas hält mich trotzdem zurück. Und das Problem mit den Menschen, die nicht verstehen, dass man nicht einfach innerhalb von zwei Sekunden aus dem Schreiben heraus- und wieder hineinfinden kann, kenne ich auch.

[Fynja]

Klecks, da muss ich mich jetzt auch mal einhaken. Natürlich ist das blöd gelaufen, aber woher kommt denn dein doofes Gefühl?
Würdest du es gar nicht bereuen, die Geschichte wegen sowas nicht abzuschicken? Ich finde auch, dass es immer noch einen Versuch wert ist. Gib dir einen Ruck, bitte, wenn die Geschichte nur ansatzweise so toll ist wie deine Nano-Schnipsel, musst du die Chance ergreifen! 

[Entropy]

Klecks: Du wolltest doch unbedingt an dieser Ausschreibung teilnehmen. Du hast extra diese Kurzgeschichte dafür geschrieben und überarbeitet und dich dafür entschieden sie abzuschicken. Ich würde mich da nicht von einem abgestürzten Textprogramm unterkriegen lassen! Du musst das als ein gutes Omen sehen. Wenn du die Geschichte nochmal eintippen musst, dann fallen die vielleicht doch noch ein paar Fehler auf, die du sonst übersehen hättest. Das ist alles Schicksal...

Und dann kam zwischendurch auch noch Muttern rein und musste mir verkünden, dass es geschneit hat.

Das kenne ich. Manchmal habe ich das Gefühl, sie würde einfach nur reinkommen, Informationen dumpen, und wieder rausgehen. Bloß gut, dass sie keine Antwort erwartet.

Mal ein anderes Thema: Ich schreibe auch gerade an einer (miesen) Kurzgeschichte für eine Ausschreibung. (Nein, es ist nicht die Erotikausschreibung.) Allerdings würde diese Geschichte in derselben Welt spielen, in der auch mein Urban-Fantasy-Buch spielt, an dem ich noch schreibe. Glaubt ihr es wäre trotzdem eine gute Idee mit der Geschichte teilzunehmen oder sollte ich das lieber lassen und als eine Schreibübung betrachten?

[Siara]

@Entropy: Warum nicht teilnehmen? Das "mies" ist immer subjektiv und lässt sich als Autor selbst doppelt schlecht einschätzen. (Schließlich hat wohl jeder gute Autor Selbstzweifel. Ohne kann man meiner Meinung nach nicht den Willen entwickeln, sich zu verbessern). Dass es dieselbe Welt ist, spricht in meinen Augen absolut nicht dagegen. Warum auch? Ich sehe das hier genau wie bei Klecks: Du hast eine Geschichte, zu der es eine Ausschreibung gibt. Wenn du Mühe und Schreiblust reingesteckt hast, ist es einen Versuch wert. Zumal du schließlich wirklich nichts zu verlieren hast.

[Entropy]

Zumal du schließlich wirklich nichts zu verlieren hast.

Das stimmt schon... Leider glaube ich wirklich, dass meine Geschichte keine Chance hat. Sie ist absolut langweilig geschrieben, eigentlich nur ein Gespräch zwischen den Protagonisten. Da fehlt einfach die Action und sowas wollen die Leute nicht lesen. Mir gefällt zwar die Idee, aber an der Umsetzung mangelt es mal wieder. Ich schaffe es einfach nicht Spannung reinzubringen, sondern lasse die Charaktere endlos lange labern. Schreiblust und Mühe habe ich natürlich reingesteckt, aber das Produkt ist eher von zweifelhafter Qualität.

[Cairiel]

Das stimmt schon... Leider glaube ich wirklich, dass meine Geschichte keine Chance hat. Sie ist absolut langweilig geschrieben, eigentlich nur ein Gespräch zwischen den Protagonisten. Da fehlt einfach die Action und sowas wollen die Leute nicht lesen. Mir gefällt zwar die Idee, aber an der Umsetzung mangelt es mal wieder. Ich schaffe es einfach nicht Spannung reinzubringen, sondern lasse die Charaktere endlos lange labern. Schreiblust und Mühe habe ich natürlich reingesteckt, aber das Produkt ist eher von zweifelhafter Qualität.

Wie Siara schon sagte, gibt es keinen Grund dafür, es nicht einfach zu versuchen. Im schlimmsten Fall bekommst du eine Absage, na und? Damit rechnest du ja sowieso schon. Aber wer weiß, vielleicht wirst du ja doch positiv überrascht, das würde deinem Selbstbewusstsein garantiert nicht schaden.
Ich habe bislang drei Romane in Verlagen veröffentlicht und drei Roman-VÖs ausstehend, hinzu kommt eine Handvoll Kurzgeschichten. Dennoch kostet es mich ebenfalls jedes Mal wieder Überwindung, etwas loszuschicken, und ich bekomme immer noch haufenweise Absagen – da muss man drüberstehen, sonst veröffentlicht man nie was.
Augen zu und hinschicken.    Wie Siara schon schrieb, gibt es kaum einen Schriftsteller, der die Qualität seiner eigenen Werke nicht als zweifelhaft empfindet, da bist du keine besondere Ausnahme.    Und die, die sich für supertoll halten, sind meistens grottenschlecht, da sie sich so perfekt wähnen, dass sie nicht an sich arbeiten, und werden bei Verlagen meist nicht gern gesehen, da sie keinen Lektor dulden, der in ihrem absolut umwerfend perfekten Projekt herumpfuscht. 


Nachtrag: @Klecks, das finde ich doof.    Du schreibst toll, Mensch! Ich habe deine erotischen Szenen im NaNo gelesen und fand sie - wie alle anderen in deinem Thread - spitze, da gibt es nichts, wofür man sich schämen müsste. Entropy hat völlig recht, sieh es positiv. Jetzt kannst du die Geschichte noch einmal abtippen und so garantiert noch die letzten Fehlerlein ausmerzen. Nicht einfach aufgeben.