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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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HauntingWitch

Zitat von: Lothen am 04. Dezember 2014, 11:47:22
Das denke ich auch! Ist ja auch bei Filmen so. Mein Vater kann z.B. die Handlung bei jedem "James Bond" in die typischen Phasen einteilen :) Interessant wird es eher, wenn es in einem Buch oder Film mal NICHT so läuft, wie man denkt ;D Aber das findet man dann wahrscheinlich mega cool oder total daneben. Ist halt ein Experiment.

Ich finde das immer mega cool. Bei so vielen Filmen denke ich: "Ja, war ja klar und als nächstes passiert das und das." Und dann passiert genau das und das, wie langweilig ist das denn bitte? ;) Wenn dann eben nicht das passiert, falle ich immer fast vom Sofa, weil ich so viel Freude daran habe. Am besten sind aber immer noch die Sachen, bei denen man gar nichts vorhersehen kann. Aber wie mehr Geschichten man kennt, umso weniger werden diese, natürlich.

Zitat von: Tigermöhre am 04. Dezember 2014, 11:48:47
Nur Charaktere vorher ausarbeiten, das kann ich nicht. Ich habe es mal versucht und mir eine schöne Gruppe zusammen gesucht. Mit dem Endeffekt, dass die Hälfte der Personen nicht vorkamen, dafür sich ganz andere eingeschlichen haben. Mir reicht es, wenn ich weiß, mit wem ich anfange, den Rest entdecke ich.

Das finde ich auch total spannend. Ich bleibe immer mitten auf der Strecke stecken, wenn ich die Charaktere vorher nicht so gut kenne. Wie ich vorhin gesagt habe, wie länger ich mich im Vorfeld damit beschäftige... Dafür ist die Zeit des Entwickelns und Entdeckens aber auch lang und offene Türen hintenraus gibt es immer.  ;D

Tigermöhre

@HauntingWitch
Ich finde das auch spannend. Gerade weil man irgendwie überall hört, dass die Charaktere ja das wichtigste sind und man am Besten alles über sie weiß. Sogar die Farbe ihrer Unterhose.  :rofl:
Ich muss sagen, dass war das einzige, was mich in Ratgebern und so etwas verunsichert hat. Alle ochen so furchbar auf die vorherige Charakterentwicklung. Ich habe es ernsthaft versucht, aber ich kann das nicht. Ich muss sie erleben, um zu wissen, was sie machen. Und bislang klappt es richtig gut.

Ich achte auch immer auf die Struktur von Filmen und Büchern. Das habe ich aber schon immer gemacht. Ich erinnere mich daran, dass ich mit ca. 12-13 Jahren mit einer Freundin zusammen "Supergirl" gesehen habe. Ein wirklich furchtbarer Abklatsch der Superman-Filme mit einer Frau. Ich habe meiner Freundin die ganze Zeit erzählt, was als nächstes passiert, weil der Film so voraussagbar war.
Bei Büchern achte ich mittlerweile total auf die Struktur und die Wendepunkte. Auch weil es mich interessiert, wie andere Autoren das machen. Da blättere ich auch mal zurück um den genauen Punkt zu finden. Meistens sind die echt deutlich erkennbar.

Christopher

Ich denke mal diesen "Plan" machen viele sich unbewusst. Ich z.b. weiß, wo ich anfangs bin und wo ich am Ende hin will. Dazu muss ich ein paar Voraussetzungen schaffen, das wären dann meine Plotpunkte 1-x. An denen hangel ich mich während der Handlung entlang und arbeite sie Stück für Stück ab, dazwischen hab ich aber absoluten Freiraum.

Das mit dem "erkennen" is auch schlimm. Seit ca. einem 1-2 Jahren, also seitdem ich mich wirklich intensiv damit befasse, sehe ich auch viele Dinge, die mir vorher nicht aufgefallen sind. Im Grunde seit ich weiß, dass jedes Wort einen Zweck hat. Wenn der/die Prota in einem Gespräch mit einer Person errötet, dann ist das ein ganz klares Zeichen auf etwas, und nicht nur ein Satz, um die Stille zu füllen. Und das gilt nicht nur für so kleine Dinge wie Mimik/Gestik, sondern auch für ganze Szenen :)
Be brave, dont tryhard.

Lothen

#18918
Zitat von: Christopher am 04. Dezember 2014, 12:30:26Und das gilt nicht nur für so kleine Dinge wie Mimik/Gestik, sondern auch für ganze Szenen :)

Oh jaaaa - da kann man sich aber als Autor aber auch richtig schön selbst veräppeln ;D

Ich hab die Tage festgestellt, dass das Anfangskapitel von meinem zweiten Teil eine Reminiszenz an den Beginn des ersten Teils ist, eine Art Reprise sozusagen, in dem sehr ähnliche Elemente wieder auftauchen. Das dient dem Zweck, die Entwicklungen während des ersten Teils herauszuarbeiten und die Unterschiede aufzuzeigen.

Man könnte auch sagen, mir ist einfach nichts Neues eingefallen. Aber die andere Erklärung klingt viel besser :rofl:

Nycra

Zitat von: Lothen am 04. Dezember 2014, 12:34:40Man könnte auch sagen, mir ist einfach nichts Neues eingefallen. Aber die andere Erklärung klingt viel besser :rofl:
Och, ich mag sowas.  ;D

Ich habe bei meinen aktuellen Projekten eine Szene aus inzwischen drei verschiedenen Perspektiven dargestellt. Jeweils im Prolog oder im Laufe eines Romans. Die zwei Figuren, die aktiv im Geschehen sind erzählen es aus ihrer jeweiligen Sicht und einmal kommt es von einem außenstehenden Beobachter und obwohl die Grundgeschichte identisch ist, wirkt sie jedes mal anders, weil eine andere Figur sie erlebt. Ich dachte anfangs, das würde so gar nicht funktionieren, aber den Betas hat gerade das besonders gut gefallen.

HauntingWitch

Zitat von: Tigermöhre am 04. Dezember 2014, 12:20:59
Ich muss sagen, dass war das einzige, was mich in Ratgebern und so etwas verunsichert hat. Alle ochen so furchbar auf die vorherige Charakterentwicklung. Ich habe es ernsthaft versucht, aber ich kann das nicht. Ich muss sie erleben, um zu wissen, was sie machen. Und bislang klappt es richtig gut.

Deshalb lese ich keine Schreibratgeber. Das ist doch etwas, das man nicht allgemein sagen kann, das ist doch individuell. Dem einen geht es besser, wenn er alles vorher genau weiss, der andere muss entdecken können. Beide Wege sind völlig in Ordnung, jeder Weg, der zum Ziel führt, ist in Ordnung. Was das Ziel ist, ist auch wiederum individuell. Wenn das also für dich der richtige Weg ist, lass dich nicht davon abbringen.  ;D

Bei mir habe ich auch festgestellt, dass es zudem auch auf den Charakter ankommt. Bei manchen brauche ich unzählige Detail-Informationen, bei anderen reicht eine grobe Zusammenfassung.

@Christopher: Oh ja! Und dann fällt es einem immer so krass auf, wenn diese Körpersprache dann später nicht bedeutungsvoll zum Tragen kommt. Ich finde es auch total schwierig, zu unterscheiden, was sehe ich jetzt, weil ich Autor bin, ist aber eigentlich nicht so schlimm und was ist wirklich ein Fehler, der auch andere stören würde. Ich lese im Moment gerade ein Buch (Panem 1) mit Ich-Erzähler Präsens und da heisst es die ganze Zeit: "Xxx", denke ich und gehe weiter. Wieso steht dieses "denke ich" da, ich befinde mich doch schon in ihren Gedanken!  :brüll: Jemand anderes merkt das aber wahrscheinlich gar nicht so oder stört sich nicht daran.

Guddy

Das sind aber auch ganz individuelle Dinge bzw. Kritikpunkte :) Bei den Nanoschnipseln sah man ja - und das finde ich gut bzw. es hat mich sehr beruhigt! - dass Dinge, die im Forum eigentlich als unschicklich gelten (Adjektive und  dein "...dachte ich" bspw.) plötzlich beim Lesen gar nicht mehr so schlimm waren bzw. sogar gelobt wurden.
Man kann es ohnehin machen wie man will: Es wird immer jemanden geben, dem genau das nicht gefällt, was der andere literarisch wertvoll findet und umgekehrt.

Dass man als Autor einen verschärften Sinn bekommt, ist aber denke ich ganz natürlich, man beschäftigt sich ja schlichtweg mehr mit der Sache und steckt tiefer drin. Meinen Geschmack geändert habe ich dadurch jedoch nicht, ich habe ihn lediglich vertieft. (womit ich nicht sagen will, dass du deinen Geschmack verändert hast, ich habe nur weiter geplappert ohne direkten Bezug ;D )

Christopher

Zitat von: Nycra am 04. Dezember 2014, 12:58:35
Ich habe bei meinen aktuellen Projekten eine Szene aus inzwischen drei verschiedenen Perspektiven dargestellt. Jeweils im Prolog oder im Laufe eines Romans. Die zwei Figuren, die aktiv im Geschehen sind erzählen es aus ihrer jeweiligen Sicht und einmal kommt es von einem außenstehenden Beobachter und obwohl die Grundgeschichte identisch ist, wirkt sie jedes mal anders, weil eine andere Figur sie erlebt. Ich dachte anfangs, das würde so gar nicht funktionieren, aber den Betas hat gerade das besonders gut gefallen.

Kennst du den Anime Higurashi no naku koro ni? Da wird einmal dieselbe Geschichte aus der Perspektive einer anderen Person erzählt. Da werden Lücken geschlossen, Geheimnisse aufgedeckt und Irrtümer aufgeklärt zuhauf. Verdammt gut gemacht und verdammt genial. Eines der besten Dinge die ich bisher gesehen habe.
Leider schriftlich nicht so machbar, wie es da gemacht wurde.  :-\
Be brave, dont tryhard.

Blackhat

Dafür hat sich mein Geschmack zumindest was die Qualität angeht geändert. da bin ich deutlich wählerischer als früher, was jedoch die Suche nach neuen Büchern nicht immer erleichtert.

Guddy

Ich war früher wählerischer und kritischer als heute  ;D Bis vor wenigen Monaten habe ich aufgrund dessen nichts gelesen und erst seit ich schreibe lese ich wieder vermehrt. Ok, das liegt vermutlich daran, dass ich lernen möchte, wie andere Autoren dies und das so handhaben ;)

Nycra

Zitat von: Christopher am 04. Dezember 2014, 14:05:07
Kennst du den Anime Higurashi no naku koro ni? Da wird einmal dieselbe Geschichte aus der Perspektive einer anderen Person erzählt. Da werden Lücken geschlossen, Geheimnisse aufgedeckt und Irrtümer aufgeklärt zuhauf. Verdammt gut gemacht und verdammt genial. Eines der besten Dinge die ich bisher gesehen habe.
Leider schriftlich nicht so machbar, wie es da gemacht wurde.  :-\
Als es das erste Mal "passierte" war das auch gar nicht so beabsichtigt. Ich musste einen Grund liefern, warum meine Antagonistin später so reagiert wie sie es sollte und das ging nur so. Wenn ich das weggelassen hätte, hätte der Leser nie verstanden, warum das alles geschehen ist, und mein erklärtes Ziel war eben, alle Romane so zu gestalten, dass sie unabhängig voneinander gelesen werden können.

@Guddy Besonders das Ende deines Posts gefällt mir. Ich lese inzwischen auch mehr zu Lernzwecken, weil verbessern kann man sich ja immer - wenn man will.

HauntingWitch

Hihi, ich lese auch zu Lernzwecken, aber nicht nur. Ich finde, gerade beim Lesen kann man das Lernen doch ganz wunderbar mit dem Vergnügen verbinden.  ;D Ausschliesslich zu Lernzwecken zu lesen wäre für mich auch nichts, weil ich dann viel zu verkrampft wäre und das alles gar nicht richtig aufnehmen könnte. Wenn ich Spass daran habe, fällt es mir viel leichter und bleibt auch eher hängen. Kritischer geworden bin ich aber auch, allerdings kann ich mittlerweile wieder über einiges hinwegsehen.

Christopher

Bei dem erwähnten Anime kann die Story auch so verstanden werden. Aber es ist verteufelt schwierig und erst wenn man es aus der Perspektive der zweiten Person sieht, sieht man, wie genial es ist ;D

Kann ich jedem empfehlen, zumindest die Folgen mal zu sehen :)
Be brave, dont tryhard.

Klecks

Seit einigen Jahren lese ich sehr, sehr wenig - weil ich einerseits mehr Schreibzeit will, aber auch deshalb, weil ich es nur selten schaffe, den inneren Lektor auszuschalten und einfach nur zum Genuss zu lesen.  ;D  Einerseits bin ich so von der quälenden Illusion abgekommen, dass es perfekte Romane gibt, und konnte ein bisschen von meinem nach wie vor zu extremen und mich blockierenden Perfektionismus loswerden, andererseits bringe ich mich damit selber um eine reine Leseerfahrung. Aber es gibt Ausnahmen, die sind allerdings selten.  :hmmm:  Einmal im Jahr nehme ich mir die Zeit, in einen Buchladen zu marschieren und alle Bücher zu kaufen, die ich interessant finde, und dann lese ich die in ein paar Wochen durch.

Umizu

Ich lese grundsätzlich nur auf dem Weg ins Geschäft/in die Schule und auf dem Rückweg. Zuhause habe ich leider absolut keinen Nerv dafür und habe ganz viele andere Dinge zu tun. Aber da ich eh knapp zwei Stunden unterwegs bin, läppert sich da doch das eine oder andere Buch zusammen. Ehrlich gesagt achte ich dann nicht allzu fest darauf, wirklich etwas für mein Autorendasein mitzunehmen, sondern nur zur Entspannung.

Schreibratgeber habe ich erst einen gelesen, den ich eigentlich ganz gut fand - einer speziell für junge Autoren. Nun habe ich mir von einer Freundin die beiden von James Frey ausgeliehen, da bin ich schon gespannt. Grundsätzlich nehme ich die Sachen auf, mache mir aber nicht zu viele Gedanken drum.