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[Medizin] Wo ist die Schussverletzung & wie wird sie behandelt?

Begonnen von Klecks, 22. März 2022, 11:40:31

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Klecks

... und schon wieder ich.  :versteck:  So langsam komme ich mir etwas dämlich vor, aber ich wäre froh, wenn nochmal jemand helfen könnte.

Einer meiner Protas im nächsten Buch erleidet eine Schussverletzung, aber ich habe keine Ahnung, was realistisch ist und wie das medizinisch versorgt werden würde. Ich skizziere mal, was die Gegebenheiten sein sollten, und stelle dann dazu meine Fragen.

1. Der Angeschossene ist ein körperlich und geistig topfitter, gesunder Mann Mitte Vierzig.
2. Er sollte möglichst in die Brust getroffen werden, aber so, dass die Wunde ihm nach vollständiger Heilung keine Probleme machen bzw. medizinische Folgen haben wird (kein Herzschrittmacher/Bypass/Medikamente/Atemprobleme/ect.). Wie könnte die Verletzung also aussehen - was ist wie verletzt?
3. Es soll so dramatisch sein, dass alle denken, er sei tot bzw. er es nicht überleben wird.
4. Es soll mehrere Tage lang unklar sein, ob er überlebt.
5. Wie wird die Schussverletzung im Krankenhaus behandelt?
6. Es soll nach drei bis sechs Tagen klar sein, dass er überlebt. Wann wird er wieder inwiefern ansprechbar sein und ab wann kann er sich wieder verbal unterhalten?
7. Wie sieht die weitere Versorgung nach dem Aufwachen aus und nach welchem Zeitraum kann er das Krankenhaus wieder verlassen?
8. Wie sieht die Genesung zu Hause aus, auch von der Dauer her?
9. Wann kann er wieder auf einem Pferd sitzen und "normal" durch Wald und Wiese reiten?
10. Wann kann er wieder Sex haben?

Danke!  :gruppenknuddel:

AlpakaAlex

Also eins vorweg: Ich bin kein Mediziner. Aaaaaber ich habe für Mosaik sehr, sehr viel Recherchiert. Also schauen wir einmal, ob ich dir hier helfen kann.

Das große Problem ist natürlich, dass er in die Brust getroffen werden soll und keine Dauerhaften Probleme haben soll.

Allerdings wäre mein erster Gedanke: Er wird in die Lunge getroffen. Das würde genau für das Sorgen, was du beschreibst: Dass für ein paar Tage nicht klar ist, ob er überlebt, er aber dauerhaft okay ist. Wenn die Lunge nur "angeritzt" wird und dann kollabiert, wäre das durchaus realistisch und kann, wenn man Glück hat, abheilen, ohne dass man dauerhafte Probleme davonträgt. Ich habe zum Thema kollabierende Lunge nur in Folge einer Explosion recherchiert, aber ich gehe davon aus, dass es ähnlich aussehen sollte - nur dass bei einer Schutzverletzung der Schaden drumherum eben noch größer sein sollte.

Theoretisch weiß ich, dass bei einer kollabierenden Lunge mit moderner Technologie relativ gut behoben werden kann, deswegen weiß ich nicht, wie realistisch es ist, dass man für mehrere Tage bangen muss.

Alternativ könnte ich mir auch noch eine Verletzung des Zwerchfells vorstellen (wahrscheinlihc zusammen mit dem Margen). Das ist nicht nur unangenehm, weil dann aller möglicher Kram sich im brustraum verteilt, sondern kann auch zu einer Atemlähmung führen, die auch nach Behandlung für mehrere Tage anhalten kann.

Jetzt weiß ich natürlich nichts über den technischen Stand deiner Welt, was die Überlebbarkeit angeht.
 

Sikania

#2
Um deine Frage sinnvoll zu beantworten, benötige ich doch noch ein paar mehr Hinweise. Welcher medizinische Entwicklungsstand herrscht in deiner Geschichte? Was für eine Kaliber/Waffe war es, mit der geschossen wurde? Wie weit von medizinischer Behandlung ist er bei Verletzung entfernt (sprich wann wird die Wunde korrekt versorgt)? Und noch einige weitere Fragen, die mir spontan in den Kopf schießen. (Wortwitz  :rofl:) Wie auch immer. Ich kann vielleicht nicht perfekt antworten, immerhin hab ich selbst erst ca. 3 Mal Schussverletzungen versorgt (gibt es glücklicherweise nicht mehr so häufig), aber vielleicht kann ich etwas helfen.

EDIT: was mir an deinen Fragen noch spontan auffällt: 4. vs. 6. Es soll einige Tage unklar sei, ob er überlebt aber nach 3-6 Tagen klar sein, dass er überlebt? Stellst du dir das als klaren Schnitt vor oder ist die Zeitspanne verhandelbar/ darf es auch schleichender klar werden?

Sparks

#3
Hallo Klecks.

Zitat von: Klecks am 22. März 2022, 11:40:31.
Einer meiner Protas im nächsten Buch erleidet eine Schussverletzung, aber ich habe keine Ahnung, was realistisch ist und wie das medizinisch versorgt werden würde. Ich skizziere mal, was die Gegebenheiten sein sollten, und stelle dann dazu meine Fragen.


Ich bin weder Mediziner noch Jäger oder Schütze oder so.

Trozdem hier ein paar Literaturtipps:

"Wundballistik bei Pfeilverletzungen", Dissertation, Hubert Sudhues, 2004
Downloadbar hier bei der Nationalbibliothek: https://d-nb.info/972557253
Passt eher zu Szenarien, wo mit Pfeilen geschossen wird.

Für schnellere Geschosse:
"Druckwelleninduzierte Kavitation in der Wundballistik" Artikel von
R. Mettin, B. Wolfrum, B. Siegmund und H. Kijewski
Downloadbar z.B. hier: https://pub.dega-akustik.de/DAGA_1999-2008/data/articles/001261.pdf

Von wegen Versorgung, Heilung und Spätfolgen, da kann ich nicht viel zu sagen.

Nachtrag:
Wesentlich allgemeiner, aber trotzdem dicht an z.b. einem Mittelaltersetting:
"Forensisch-anthropologische und traumatologische Untersuchungen an den menschlichen Skeletten aus der spätmittelalterlichen Schlacht von Dornach", dissertation von Christine Cooper, 3010.
Downloadbar bei der Uni Mainz: https://openscience.ub.uni-mainz.de/bitstream/20.500.12030/981/1/2419.pdf
Vieleicht lassen sich Nebeninformationen verwenden, aber vermutlich hast Du auch ein eher neuzeitliches Setting, wie Deine Verwendung des Begriffes "Krankenhaus" andeutet.
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Phlox

Hallo @Sparks, die Ursprungsfrage stammte nicht von mir, aber beim Reinspickeln in diesen Thread bin ich über deine Literaturtipps gestolpert und fand sie sehr interessant!

Anila

Hallo @Klecks,
Ich bin Kinderärztin also auch keine Expertin für Schussverletzungen (ZUM GLÜCK). Mir erscheint auch ein Schuss in die Lunge das Optimale für Deine Geschichte. Es entsteht ein Pneumothorax, der mit akuter Atemnot und jeder Menge Dramatik einhergeht.
Wenn Du es auf die Spitze treiben willst, läßt du ihn einen Spannungspneumothorax haben, bei dem ein Ventilmechanismus entsteht und durch die Verletzung durch die Atmung Luft in die Brusthöhle eingesaugt wird, aber bei der Ausatmung nicht wieder entweichen kann. Dadurch wird es für Herz/die andere Lunge und die Aufrechterhaltung der Blutzirkulation ziemlich schnell ziemlich eng, da die Luft, die nicht wieder entweichen kann, alles andere verdrängt.

Die Versorgung ist relativ einfach, wenn man mal erkannt hat, was los ist, und das heilt auch schnell, so dass Reiten und ähnliches relativ schnell wieder möglich sein sollte.
Das einzige, was nicht so passt, ist dass es zwar eine Rezidivgefahr gibt, aber keine echte Lebensgefahr für 3-4 Tage besteht, erst recht nicht unter stationären Bedingungen. Vielleicht ist der Herzbeutel noch angeritzt oder so? Wenn das die Richtung ist, die dir gefällt kann ich auch noch mal meine Kenntnisse über die Therapie des Pneumothorax rauskamen, oder @Sikania hilft dir weiter.
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"Courage is grace under pressure." (Hemmingway)

Klecks