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[Medizin] Suche Medikament um jemanden ruhig zu stellen

Begonnen von Sanjani, 27. Januar 2022, 22:26:11

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Sanjani

Liebe Tintenzirkler,

ich gebe zu, für mein Problem habe ich schon einmal einen befreundeten Anästhesisten gefragt, aber ich bin irgendwie noch nicht so glücklich mit der Lösung. Deshalb hoffe ich auf euer Wissen bzw. euere Erfahrungen.

Ich muss meinen Protagonisten einfangen und ruhig stellen lassen, damit er an ein ihm völlig unbekanntes und potenziell gefährliches "medizinisches" Gerät angeschlossen werden kann. Mein Anästhesist hat mir drei verschiedene Sachen vorgeschlagen, ich weiß nicht mehr genau, was die anderen zwei waren, aber ich hatte mich ursprünglich mal für Diazepam entschieden.

Ich habe dann aber mal ein bisschen überlegt, wie das genau wirkt und was ich davon noch aus meiner Klinikzeit in der Psychiatrie weiß. Es gibt Leute, die sind davon überhaupt nicht ruhig im Sinne von müde oder muskelrelaxiert, sind aber total angstfrei. Es gibt aber auch Leute, die paradoxe Reaktionen haben und erst recht unruhig werden.
Das Problem ist, dass es der ganzen Szene die Schärfe nimmt, wenn mein Patient sich völlig angstfrei fixieren und an das Gerät anschließen lässt. Er muss aber ruhig gestellt werden, sodass er sich nicht mehr schnell bewegen kann, da er das ja sonst nicht mit sich machen lassen würde.
Außerdem muss die Wirkung des Medikaments später mit einem anderen Medikament wieder aufgehoben werden können.

Hat jemand eine Idee für mich?

Vielen Dank und liebe Grüße

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Jen

#1
Was wäre mit Suxamethonium?
ZitatSuxamethonium findet als depolarisierendes Muskelrelaxans vor allem in der Anästhesie Verwendung. Es wird hauptsächlich dafür angewendet, wenn kurz andauernde Relaxationen der Muskeln notwendig sind. Denn Suxamethonium hat nur ein kurze Wirkdauer von 10 Minuten, dafür ist der Wirkungsbeginn schon nach einer Minute zu verzeichnen.

Ich bin keine Expertin, kann mich aber erinnern, dass das in der Serie Harrow von einem Mörder verwendet wurde.

ZitatSuccinylcholine for the boys, sure, because I knew there'd be no substantial trace post-mortem. But propofol? I never injected propofol into those girls. Yet you miraculously found traces of propofol in their liver tissue. You presented that evidence. You convinced the jury. You put me away because you planted the propofol. Well done.
Read more at: https://tvshowtranscripts.ourboard.org/viewtopic.php?t=42018
Guilty feet have got no rhythm.

Andersleser

#2
Also es gäbe noch Dormicum (schmeckt in flüssiger Form absolut scheußlich, was sich beim Atmen durch den Mund noch verstärkt)
Allerdings lässt die Wirkung irgendwann von selbst nach, keine Ahnung ob man da mit einem anderen Medikament irgendwas aufheben kann, wie du es dir vorstellst. Ich schreibe hier auch nur aus Sicht desjenigen, der das öfter mal für Behandlungen bekommen hat, wirklich damit auskennen tu ich mich also nicht.
Normalerweise soll das so 30 Minuten brauchen, bis eine Wirkung kommt. (Bei mir persönlich dauert es minimum eine Stunde, oder mehr, selbst mit Maximaldosis, die ich bekommen darf, da auch nur diese wirkt - bin schwer K.O. zu bekommen) Das Zeug kann dazu führen, dass man Erinnerungslücken hat. Der Witz an der Sache: Wenn ich noch weit genug da war (also nicht eingeschlafen), erinnere ich mich an die Behandlung die ich nicht mitbekommen soll, habe aber dafür hinterher Erinnerungslücken im Tag. Etwas am Sinn vorbei, aber naja :rofl:

Generell hieß es von Ärzteseite immer: Man erinnert sich hinterher nicht dran. (Kann ich nur unterschreiben, wenn ich bei der Behandlung schon weg war)

Fun Fact:
Ich habe nach der Einnahme von Dormicum einen extremen Heißhunger auf Schokolade und neige nach dem Aufwachen zum weglaufen, bin aber geistig da noch nicht ganz klar, Gitter am Bett klären das schon, selbst die modernen mit Lücke in der Mitte. Achso und: Wenn man erst aufwacht und dann schon Schokokuchen isst (den besten der Welt) dann erinnert man sich leider da auch nicht dran. Sehr tragisch.

Manche Menschen fangen laut meinen Ärzten unter Dormicum wohl an diese zu beschimpfen, andere Schlafen. Aber man kann wohl auch äußerst witzig sein. Ich hab mich beim ersten Mal sogar selbst zum Lachen gebracht, bevor ich dann irgendwann eingeschlafen bin, weil ich irgendeinen Quatsch geredet habe (erinnere mich da jetzt aber nicht so genau dran) Für meine Mutter war es aber sehr witzig, als ich erzählte meine Oma würde mit ihren Hunden am Tisch Chips essen  :rofl:

Wenn ich nicht falsch liege, ist das auch die sogenannte "LMAA-Pille" vor Narkosen, die nie was bringt. Aber das weiß ich nicht genau.

Edit: Alternativ kannst du doch auch einfach umschreiben, dass er ruhiggestellt wird oder werden soll? Also ohne dem Medikament einen Namen zu geben.
Oder, ein neues Medikament ausdenken, falls möglich?

Sanjani

Hallo ihr beiden,

@Andersleser: Ich glaube, das war eins von den anderen Sachen, die mir der Anästhesist vorgeschlagen hatte. Das kam nicht in Frage, u. a. weil man da wohl eher heiter gestimmt sein kann, was ja erst recht kontraproduktiv wäre.

@Jen: Ich hatte Suxamethonium tatsächlich auch als Mittel im Kopf, um jemanden umzubringen. Vom Wirkprofil käme es prinzipiell ach in Frage. Es wäre ja sogar gut, wenn es einfach von sich aus in kurzer Zeit wieder nachlassen würde. Innerhalb von 10 Minuten hätten sie meinen Prota sicher schon irgendwo festgemacht und könnten ihn dann anschließen, ohne dass er sich weiter wehren kann.
Zwei Dinge stehen mir da allerdings im Weg. Erstens ist das Mittel ja dazu gedacht, eine Beatmung vorzubereiten, was wohl bedeutet, dass mein Prota dann nicht mehr richtig atmen könnte, solange das Zeug wirkt. Und zweitens kann ich nirgends Angaben darüber finden, wie sich das anfühlt, wenn das anfängt zu wirken. Da ich aus der Sicht des Prota schreibe, habe ich somit ein Problem. Das mit der Beatmung könnte man ja vielleicht mit einer geringeren Dosis ausschließen, denn er bekommt ja keine Narkose, aber vielleicht ja auch nicht.

LG

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Czara Niyaha

Mir fällt spontan noch Tavor ein. Ob sich das Medikament für deinen Protagonist eignet, kann ich schwer einschätzen.
Ich vermute, dass es wegen dem schlaffördernden Effekt eher nicht geeignet ist. Aber du kannst dich informieren, ob es eventuell eine Option wäre.

Das Medikament Tavor gehört zur Gruppe der Sedativa und enthält das Benzodiazepin Lorazepam. Es wirkt in erster Linie angstlösend, beruhigend und schlaffördernd, kann aber auch bei epileptischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Volker

Wenn schon das Gerät erfunden ist, warum dann nicht auch das Medikament?
Oder das Medikament einfach gar nicht erwähnen?  ("Stellen Sie ihn ruhig!" - *spritzeaufzieh* "5ml?" - "Besser 7 - der ist kräftiger.")

Und wenn die schon so sind, warum dann nicht eine PDA - aber höher im Rücken?  (naja, ein  bißchen Risiko: wenn's falsch gemacht wird, legen die auch Atmung und Herzfunktion lahm - aber, hey: wo gehobelt wird...

Oder die mechanische Lösung: ihn in stabilen Schaum einschäumen, und nur die benötigten Teile 'rausschauen lassen?

Sanjani

Hallo Volker,

Zitat von: Volker am 28. Januar 2022, 10:26:36
Wenn schon das Gerät erfunden ist, warum dann nicht auch das Medikament?

Ich finde, das gibt der Geschichte oft so einen Touch von "Der Autor hatte keine Lust zu recherchieren, also denkt er sich etwas aus." Es ist zwar ein SciFi-Setting, aber da ist ja auch nicht alles grundlegend neu erfunden.

Aber:
Zitat
Oder das Medikament einfach gar nicht erwähnen?  ("Stellen Sie ihn ruhig!" - *spritzeaufzieh* "5ml?" - "Besser 7 - der ist kräftiger.")

Wenn man von der Perspektive des Prota ausgeht, dann hast du Recht. Der merkt ja nur, dass ihm was gespritzt wird, aber warum sollten seine Gegner den Medikamentennamen überhaupt nennen?

Nur liest doch immer irgendein Fachmensch mit und erkennt dann anhand der Wirkweise, dass das ein Medikament ist, was es gar nicht gibt. Vielleicht bin ich aber auch zu anspruchsvoll mit mir selbst.

LG

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Volker

Zitat von: Sanjani am 28. Januar 2022, 12:46:31
Nur liest doch immer irgendein Fachmensch mit und erkennt dann anhand der Wirkweise, dass das ein Medikament ist, was es gar nicht gibt.
Gerade deshalb würde ich das Medikament NICHT erwähnen.

Dabei fällt mir ein: muss der Held während des Anschließens wach sein? Sonst kann man ihn auch mit einem leichten Schlafmedikament (also keiner tiefen Narkose) für ein, zwei Stunden ausknocken, wie das bei Darmspiegelungen meist mit einem Hypnotikum wie Propofol oder Dormicum gemacht wird.

Er wird in den "interessanten" Raum gebracht, ihm wird was gespritzt, wird müde und dämmert weg. Nicht wirklich viel später wacht er - leicht wackelig auf den Beinen (oder eben nicht) wieder auf, an die Maschine gefesselt (eben deswegen wackeln die Beine dann nicht).

Sanjani

Zitat von: Volker am 28. Januar 2022, 12:57:47
Nur liest doch immer irgendein Fachmensch mit und erkennt dann anhand der Wirkweise, dass das ein Medikament ist, was es gar nicht gibt.
Gerade deshalb würde ich das Medikament NICHT erwähnen.

Also das klingt jetzt eher entmutigend, aber wahrscheinlich hast du Recht. Momentan tendiere ich tatsächlich auch zu dieser Lösung.

ZitatDabei fällt mir ein: muss der Held während des Anschließens wach sein? Sonst kann man ihn auch mit einem leichten Schlafmedikament (also keiner tiefen Narkose) für ein, zwei Stunden ausknocken, wie das bei Darmspiegelungen meist mit einem Hypnotikum wie Propofol oder Dormicum gemacht wird.

Ja, muss wach sein, aber das bekomme ich dann schon hin, da weiß ich schon was.

LG und danke, auch wenn die Lösung jetzt wohl doch anders aussieht als geplant.

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Jen

Ich bin ja wirklich keine Expertin, aber nochmal Stichwort Suxamethonium: Soweit ich das online rausgelesen habe, ist das nur zur Vorbereitung der Beatmung, weil die Muskulatur dann schlaffer ist zum Einführen der Beatmungsgeräte. In der Serie Harrow hat der Protagonist in einer Szene vorher ein Gegenmittel genommen und steht das Ganze dann schwankend, aber ganz okay durch (wäre vielleicht ein Tipp für dich, falls du etwas Zeit und Lust auf sowas hast). Ich rede hier von St. 2, Ep. 10, gibt es auf Amazon Prime.

CN Erwähnung von Waffen und Schussverletzungen
Aber grundsätzlich muss ich Volker zustimmen: "Das Zeug" ist deutlich leichter auszusprechen als "Suxamethonium". Vielleicht wäre auch ein Euphemismus ganz nett (oder das Gegenteil ...). Ich erinner mich zumindest, dass die Anästhesisten von "blauen Träumen"(?) sprechen, vielleicht geht das dann auch ganz nett in deine Richtung - statt "Suxamethonium" sagt einer der Antagonisten eben "wir bereiten die Kugel für den Kopfschuss vor" oder sowas.
Guilty feet have got no rhythm.

Sanjani

Hallo Jen,

Zitat von: Jen am 28. Januar 2022, 23:12:51
In der Serie Harrow hat der Protagonist in einer Szene vorher ein Gegenmittel genommen und steht das Ganze dann schwankend, aber ganz okay durch (wäre vielleicht ein Tipp für dich, falls du etwas Zeit und Lust auf sowas hast). Ich rede hier von St. 2, Ep. 10, gibt es auf Amazon Prime.

Ok, prima, das werd ich mir mal angucken. Ja das dann einzubinden würde ich schon irgendwie hinbekommen, denk ich, ich müsste mich nur eben für etwas entscheiden.

Aber ich glaube, ich bin jetzt erst mal zufrieden mit den Ergebnissen.

Danke und liebe Grüße

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)