Ich habe es weiter oben im Thread versucht. Wenn man sich darüber klar wird, dass eine Definition ein Konsens und keine Wahrheit ist, dann muss man zugeben, dass es keine Defintion des Begriffes Prämisse gibt. Aber alle Versuche, einen solchen zu finden, eiern um einen gemeinsamen Kern herum. Und ich denke, dass das daran liegt, dass ähnliche und vergleichbare Begriffe ähnlich mehrdeutig benutzt werden. Klar scheint nur folgendes zu sein (und ich verweise da erneut auf Frey, weil er eine ganz gute Übersicht gibt):
Die Prämisse ist etwas das vor dem Roman (Theaterstück etc.) vorhanden sein muss, damit die Geschichte die organische Einheit erlangt, die Aristoteles gefordert hat. Man könnte auch sagen, dass die Prämisse das ist, um das es in der Geschichte geht. Aber so einfach ist das nicht, denn die äußere Form der Geschichte ist nicht gemeint. Eher der zentrale Kern unterhalb des Plots, das Anliegen des autors, seine zentrale Idee, bevor der Roman überhaupt Gestalt angenommen hat. Der Haken ist nur, dass es auch Autoren gibt, die einfach einer Intuition folgen und darauf los schreiben und dann irgendwann durch das Schreiben herausfinden, was sie selbst eigentlich wollen. Es gibt also auch die Möglichkeit, seine eigene Prämisse später in dem, was man geschrieben hat, zu entdecken. Und für diesen inneren Kern wird ein passendes Wort oder eine gute Beschreibung gesucht. Wenn man mit einer gewissen Restunsicherheit leben kann, dann ist das die Prämisse, auch wenn es noch nicht als Definition bezeichnet werden kann.
Bei der Botschaft ist es noch schwieriger, weil es für sie zwei Bedeutungen gibt, die man auseinanderhalten muss und die in der vergangenen Diskussion eine gewisse Rolle gespielt hat.
In der einen Variante gibt es einen Sender, der einem Empfänger etwas schickt. Was der Sender schicken will, muss nicht das sein, was beim Empfänger ankommt. Da gibt es viele Möglichkeiten, dass sich auf dem Weg von einem Gehirn zu einem anderen etwas verändert. Das war jetzt etwas salopp formuliert. In den Kommunkitationswissenschaften gibt es Theoriegebilde dafür. Wer sich also interessiert ...
Die andere Variante ist der Ruf, den man hört. Oder so etwas Ähnliches.
Wahrscheinlich kennt jeder von uns diesen meist schönen Augenblick, wenn ein Bild einem etwas sagt, ein Musikstück einen berührt oder ein Gedicht direkt ins Herz gelangt. Und wenn das der Fall ist, kann man durchaus von einer Botschaft sprechen. Die Wirkung auf den Empfänger kann gigantisch sein. Was aber nicht oder kaum möglich ist, ist von der Wirkung auf einen Sender zu schließen. Wir Menschen sind genetisch so ausgerichtet, dass wir nach Mustern und Erklärungen suchen. Unser Überleben hing einmal davon ab im bunten Laub ein getüpfeltes Raubtier zu erkennen.
Was ich damit ausdrücken möchte, ist, dass es Botschaften gibt, die mich erreichen, ohne dass es einen Sender gibt und alles einzig und allein in mir stattfindet. Das wäre das eine Extrem. Das andere wäre, dass es tatsächlich eine Botschaft gibt, die von einem Sender stammt, der sich aber nicht zu erkennen gibt. Und dazwischen alle Möglichkei9ten des Übergangs. Deshalb ist es in meinen augen nicht zulässig, zu behaupten, dass ein Text eine botschaft enthält, nur weil ich eine solche in ihm erkennen. Es ist möglich, dass das Unterbewusstsein des Schreibers für diese Botschaft gesorgt hat, es kann aber auch ein reines Zufallsprodukt sein oder auf eine spezielle Aufnahmebereitschaft eines Empfängers zurückgeht. Vielleicht kennt jeder der Spruch: Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel. (Auch wenn einige dieser Nägel in Wahrheit Schrauben sind.)
Vielleicht bringt das hier etwas Klarheit. Besser bekomme ich es nicht hin.
Liebe Grüße
Trippelschritt