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[Germanistikstudium] Hausarbeit/Seminar zu praktischem Thema mit Kleinkindern?

Begonnen von gbwolf, 05. Mai 2017, 10:14:04

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gbwolf

Für meine Protagonistin würde es sehr gut passen, wenn sie während ihres Studiums mit kleinen Kindern gearbeitet hätte. Nicht lange und nicht viel, sie hat Germanistik nicht auf Lehramt studiert. Aber zumindest ein "Erstkontakt" mit Kindergartenkindern wäre schön.

Jetzt hatte ich mir überlegt, ob sie eine Hausarbeit über ein praktisches Thema geschrieben hat. Also beispielsweise, welche Wirkung ein bestimmter Text entfaltet, wenn er unterschiedlichen Altergruppen vorgelesen wird oder etwas mit Bezug auf Literaturpädagogik (Bspw. Führungen von Kindergartengruppen in de Bib unterstützt).
Werden über solche Themen Hausarbeiten geschrieben? Gibt es "Literaturpädagogik" eigentlich an manchen Unis als Modul? auch in anderer Benennung, denn diesen Begriff kenne ich nur von einer Weiterbildung für Bibliothekare und Co.

Meine Protagonistin hat ca. 2004/2005 ihr Studium aufgenommen, da war der Bachelor gerade erst in den Kinderschuhen und ich weiß auch nicht, ob das Thema im Rahmen einer Bachelorarbeit zu ihr passen würde - eher nicht. Deshalb sollte es eine Hausarbeit sein.

pyon

Bei uns an der Uni muss im Zuge eines Bachelorstudiums eine gewisse Anzahl an Wahlfächer absolviert werden, das bedeutet, dass man aus dem gesamten Pool an Vorlesungen, Seminaren, Übungen und sonstigen Lehrveranstaltungen etwas wählen kann. Bei Lehramt sind es pro Fach 4 ECTS, bei Bachelorstudium deutlich mehr. Ich habe so ca 30 ECTS im Kopf, werde aber noch nachsehen, wie viele es wirklich sind.

Jedenfalls kann deine Protagonisten dafür aus dem Pädagogikstudium ein Seminar gewählt haben, in dem eine Hausarbeit zu verfassen ist. Seminare sind bei uns meistens mit 5 ECTS angegeben. Und da wäre es durchaus möglich, dass ein Seminar bezüglich Kinderliteratur oder Literaturpädagogik angeboten wurde. Als  Germanistikstudentin wäre sie da auch gut aufgehoben.  ;D

Steffi

Germanistik muss ja nicht nur Literatur sein ;)

Sie könnte auch eine empirische Hausarbeit im Bereich Linguistik gemacht haben - zum Beispiel zu Spracherwerb. (Ich hab damals keine empirische Studie gemacht, aber z. B. für Linguistik über Autismus im Zusammenhang mit Mutismus geschrieben). Wenn sie praktischer veranlagt ist, könnte sie dafür durchaus in den Kindergarten gegangen sein. :)
Sic parvis magna

gbwolf

Danke ihr Beiden!
Ihr seht, ich habe so gut wie keine Ahnung vom Germanistikstudium. :) Ich vergesse immer wieder, dass Linguistik ein großer Bestandteil ist und dass die dann nicht nur mit Computerlinguistik zu tun hat, sondern auch mit Menschen.

Bei den alten Magisterstudiengängen konnte man sicherlich auch schon pädagogische Module wählen. Ich überlege mal, was übgefähr passen könnte. Eine konkrete Bezeichnung brauche ich nicht unbedingt, eher das Wissen darum, was sie im Studium ungefähr mit Kleinkindern gemacht haben könnte.

Steffi

Zitat von: Nadine am 05. Mai 2017, 10:58:21

Bei den alten Magisterstudiengängen konnte man sicherlicha ausch schon pädagogische Module wählen.

Ganz sicher, nur dass es damals dann noch Seminar hieß ;) Ich hatte zum Beispiel im Anglistikstiudium aus reinem Spaß an der Freude auch ein Seminar in Amerikanistik belegt. Soweit ich mich erinnern kann, wurde so etwas damals gern gesehen - also über den Tellerrand zu sehen - war aber nicht zwingend erforderlich. Ich hätte theoretisch auch ein Seminar in Physik belegen können. ;)

Sic parvis magna

Lothen

ZitatGermanistik muss ja nicht nur Literatur sein
Stimmt. Mein Vater hat anno dazumal seine Zulassungsarbeit in Germanistik über dialektale Färbungen in bestimmten fränkischen Regionen geschrieben. ;)

Ich finde das mit dem Spracherwerb eine schöne Idee. Gibt es nicht auch so zweisprachige Kindergärten? Da könnte sie ja auch ein Praktikum oder so gemacht haben, um dann eine Abschlussarbeit in diese Richtung zu verfassen.

traumfängerin

Eine ganz andere Möglichkeit wäre evtl. noch, dass sie als studentische Hilfskraft bei einem Projekt mitgearbeitet hat. Ich hab nach dem Studium für eins, zwei Jahre bei einem Projekt mitgearbeitet, bei dem es um die Lernentwicklung der Kinder an Grundschulen unterschiedlichen Typs ging. Dafür wurde am Anfang eine Lernstandserhebung gemacht (Mathe, Deutsch, Kreativität, Intelligenztest), und nach einem Schuljahr wurde dies wiederum gemacht um zu sehen, inwieweit die Schüler Fortschritte gemacht hatten und dies dann zu vergleichen und wenn möglich auf den Unterricht zurückzubeziehen.

Bevor wir in die Schulen gingen, mussten wir austesten, ob unsere Tests funktionierten. Hierfür gab es eine Pilotphase in einem Kindergarten. Und dafür brauchten wir Datenerheber. Diese Datenerheber waren Studenten, die wir per Aushang suchten, und unter denen wir auch einige Germanistikstudenten hatten. Ihre Aufgabe war es, diese Tests mit den Kindergartenkindern durchzuführen (Einzeltest, ungefähr 20 Minuten lang). Insgesamt waren die Datenerheber gut zwei Wochen damit beschäftigt.

Solche Studien gibt es immer wieder, zu allen möglichen Bereichen. Und dafür werden immer wieder Studenten gesucht, um Tests durchzuführen, Daten zu sammeln usw. Vielleicht wäre das für deine Protagonistin ja auch eine Möglichkeit.

Steffi

Zitat von: Lothen am 05. Mai 2017, 11:21:28
ZitatGermanistik muss ja nicht nur Literatur sein
Stimmt. Mein Vater hat anno dazumal seine Zulassungsarbeit in Germanistik über dialektale Färbungen in bestimmten fränkischen Regionen geschrieben. ;)


Von der Linguistikvorlesung zu den Variationen des Deutschen zehre ich heute noch. Ich komm mir immer so toll vor, wenn ich kluge Sachen wie "Ja, der Kandidat beherrscht das Code-Switching halt nicht!" oder "Mein Ideolekt ist genauso gleichwertig wie das Standarddeutsch" raushauen kann  ;D
Sic parvis magna

Klecks

Es gibt auf jeden Fall sehr viele Kindertagesstätten mit einem hohen Anteil an Kindern aus anderen Ländern, die unter bestimmten Umständen eine entsprechende Sprachförderung benötigen - zum Beispiel der, in dem ich arbeite (über 80 Prozent nichtdeutsche Kinder) - und in dem es eine Erleichterung für deren Eltern und auch für die Kinder selbst ist, dass es a) Sprachförderung und b) auch Erzieherinnen gibt, die ihre Sprache sprechen.  :D  Deine Prota hätte also sicher kein Problem, eine passende KiTa zu finden.

Simara

Hallo Nadine!
Bei mir an der Uni gibt es immer wieder literaturpädagogische Seminare, die auch und insbesondere für Germanisten angeboten werden. Ich habe letztes Jahr an "Literaturpädagogik Praktisch" teilgenommen, ein Seminar in dem wir zum Abschluss auch tatsächlich mit Kindern haben. Ich kann mir also gut vorstellen, dass deine Protagonistin an ihrer Uni die Gelegenheit hatte, einen ähnlichen Kurs zu absolvieren. An meiner Uni darf man auch ohne weiteres eine Hausarbeit über so ein praktisches Seminar schreiben.
Die Nachfrage nach literaturpädagogischen Veranstaltungen/Angeboten ist ziemlich hoch, insbesondere an Grundschulen/Kindergärten in ärmeren Nachbarschaften. Die Organisation, mit der wir in unserem Seminar zusammengearbeitet haben, boten auch Praktikums- und Freiwilligenstellen an. Wenn deine Prota also doch etwas mehr Erfahrung braucht, könnte sie die also eventuell auch über ein Pflichtpraktikum sammeln.
An meiner Uni kann man, wenn man die richtigen Veranstaltungen und ein Praktikum abschließt, übrigens auch ein "Zusatzzertifikat Literaturpädagogik" erwerben. Es ist also durchaus ein Studieninhalt, der einem im Studium begegnen kann.