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[Kampf/Gewalt] Schlag mit Eisenstange in die Kniekehlen

Begonnen von Amanita, 04. April 2017, 11:06:04

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Amanita

Hallo in die Runde,

nachdem ich in dem anderen Thread gesehen habe, dass sich hier einige Experten für solche Dinge tummeln, möchte ich  mal nachfragen, wie realistisch es ist, dass ein kräftiger Mann durch einen Schlag von hinten in die Kniekehlen mit einer dünnen Eisenstange zu Boden geht und zumindest kurzfristig außer Gefecht gesetzt ist. Oder wäre es da besser, auf eine andere Stelle zu zielen? Größere bleibende Schäden sollte er dabei möglichst keine davontragen. Wäre dann eine Holzstange vielleicht besser?
Es geht darum einen Einbrecher zu stoppen, derjenige, der den Schlag ausführt, hat das Ganze aus einem Versteck beobachtet und ist auch ein recht gut trainierter junger Mann.


Lothen

Also wenn es die Kniescheibe träfe, d.h. der Schlag käme von vorne, würde ich sagen ist das ein erstklassiges K.O.

Eine Freundin von mir hat verkürzte Bänder im Knie, sodass ihr die Kniescheibe beim Sport gelegentlich "nur" rausgerutscht ist, und das war schon mit höllischen Schmerzen verbunden. Wenn man das Ding gewaltsam rausschlägt oder sogar zertrümmert, dann ist sicher erstmal Schicht im Schacht.

Waldhex

Von vorne auf die Kniescheibe würde ich nicht machen, wenn der Einbrecher keine bleibenden Schäden zurückbehalten soll. Die wären von vorne aber ziemlich wahrscheinlich.
Von hinten mit viel Schwung würde ich jetzt mal behaupten, dass der Einbrecher in die Knie geht. Ist ja auch ein beliebtes Mittel bei der Selbstverteidigung.  Wie schnell er dann wieder aufsteht, kommt auf den Adrenalinspiegel und das allgemeine Schmerzempfinden an. Er kann sich ja im Zweifelsfall noch irgendwo z.B. das Kinn anschlagen, wenn er zu Boden geht (in so einer Wohnung stehen ja gerne mal ein paar Kleinmöbel im Weg). Dann wäre er wohl schon kurz benommen, ohne dass er gleich einen bleibenden Schaden haben muss.
Auf der anderen Seite - wenn er auf den Knien ist und hinter ihm steht jemand mit einer hiebbereiten Eisenstange, so in Kopfhöhe, ist er wohl von sich aus so vernünftig, erstmal auf den Knien zu bleiben und die Lage zu sondieren.

Churke

Zitat von: Amanita am 04. April 2017, 11:06:04
Es geht darum einen Einbrecher zu stoppen, derjenige, der den Schlag ausführt, hat das Ganze aus einem Versteck beobachtet und ist auch ein recht gut trainierter junger Mann.

Da wäre es einfacher, ihm ein Bein zu stellen. Erfolg garantiert.

Ansonsten ist es so, dass gerade große, kräftige Männer im Beinbereich verwundbar sein können. Mein Kumpel ist 1,90 und wiegt 125 Kilo. Wenn der zuhaut, dann klatschst du gegen die Wand.
Beim Sparring trat ihm mal jemand gegen das Schienbein. Sofort umgefallen, Training vorbei. Mir wäre das wahrscheinlich nicht passiert.

Sternsaphir

Ich hatte letztens beim Training einen Rattanstock in die Kniekehle bekommen.
Den Bluterguss sieht man noch nach einer Woche.
Zu Fall hat mich der Schlag nicht gebracht, weil ich in diesem Augenblick mein Gewicht auf dem anderen Bein hatte, aber es hat mich erschreckt, weil ich mit dem Treffer nicht gerechnet hatte und die Stelle auch empfindlich ist.
Allerdings hat jeder Mensch eine andere Schmerzgrenze und unter Adrenalin kann man wesentlich mehr Treffer einstecken, bei denen man unter Normalbedinugngen schon zu Boden gegangen wäre.
Aus welcher Richtung kommt denn Dein Angreifer? Von hinten? Von der Seite?
Besitzt er soviel Wissen und Geschick, um genau dann die Kniekehle zu treffen, wenn der Einbrecher sein Gewicht darauf verlagert hat?

Amanita

Schonmal vielen Dank für eure Antworten.
Gedacht hatte ich mir das so, dass er in einer dunklen Nische sitzt und dann aufsteht und handelt, als er merkt, was der Einbrecher vorhat. Dafür würde er sich dann von hinten an ihn heranschleichen. Das war zumindest so die erste Idee, wo ich aber auch noch bereit bin das zu ändern, wenn es anders logischer wäre.
So wahnsinnig viel Adrenalin hätte der Einbrecher wahrscheinlich eher nicht im Blut, weil er sich nicht in einem Kampf befindet, sondern versucht seinen Auftrag zu erledigen.

ZitatBesitzt er soviel Wissen und Geschick, um genau dann die Kniekehle zu treffen, wenn der Einbrecher sein Gewicht darauf verlagert hat?
Ja, das sollte er haben. Deswegen ja auch die Idee, dass das sein erster Gedanke in der Situation wäre.

Volker

Von hinten in die Kniekehle ist so ziemlich die harmloseste Schlagvariante gegen Beine, die man machen kann. Die Knie sind *designed* in der Richtung zu knicken.
Ja, mit genug Wucht knickt der Angegriffene die Knie garantiert ein, aber braucht dann nur die Beine wieder strecken - kein dauerhafter Schaden. Das tut auch ein Stück weit weh - aber IIRC weniger als entsprechender Schlag/Kick in die Wade.
Es ist etwas ganz anderes, wenn man von vorne oder die Seite in die Knie tritt - insbesondere mit Wucht. Dann geht (viel zu) schnell etwas kaputt, und Knie/Bein sind ab sofort (bis dauerhaft) nicht mehr einsetzbar. Ein Wegrennen ist dann auch einfach (wenn der Gegner 2+ Meter weit weg ist und keine Schusswaffe hat).

Wenn's wirklich 'drauf ankommt: die dünne Eisenstange als Speer zwischen Hüftknochen und unteren Rippen 'reinrammen - so grob Nierengegend. Oder in den unteren Schädel. Das setzt viel wirksamer außer Gefecht, ist dann aber auch schnell tödlich. Wenn schon ein Schlag, dann als Kompromiss zwischen Wirkung und nicht-ganz-so-tödlich vielleicht besser seitlich gegen den Kopf?

Anj

Also beim Arnis haben wir immer gelernt, dass die Gelenke für Stockwaffen die besten Angriffsziele sind, ABER nur dort, wo man auch den Knochen trifft und nicht auf die Sehnen und Muskelansätze auf den Innenseiten. Also frontal oder seitlich auf die Gelenke. (Ich habe beim Wirbeln mal einen Stock auf die Nase bekommen, da war ich erschreckend lange außer Gefecht gesetzt. Aber das Ziel ist für einen geplanten überraschungsangriff eher ungeeignet^^) Klassischerweise schlägt man gegen Knie, Hüfte, Schulter oder Kopf/Schläfe. Wobei der Kopf natürlich am empfindlichsten ist. (Der Ellbogen geht auch, ist aber meist ein schwer zu treffendes (da sehr bewegliches) Ziel und deswegen eigentlich nie die erste Wahl) Die Schwierigkeit ist, dass die Ziele alle verdammt klein sind. Zwar zwiebelt auch ein Schlag gegen die Muskulatur schon sehr ordentlich, aber da käme es auch drauf an, wie der Einbrecher reagiert und wie schnell ein zweiter Angriff erfolgt. Ist er abgehärtet? Wieviel Adrenalin ist vorhanden etc. Und welche weiteren Angriffe wären möglich. Nur ein Schlag auf den Muskel halte ich nicht für ausreichend.
Wenn man seitlich zum Angreifer steht, bietet sich immer ein Tritt ins Knie an, aber das hat auch schnell bleibende Folgen.
Bei Eisenstangen kann es bei solchen Schlägen auch schon mal zu Knochenabsplitterungen kommen, bei Holzstöcken ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es bei Prellungen und Hämatomen bleibt, die dennoch sehr schmerzhaft sind. Und in Kombi mit einem folgenden Faustschlag oder Tritt gegen den Kopf könnte das einen Angreifer ausreichend außer Gefecht setzen um abzuhauen. Um ihn zu überwältigen, käme es sehr auf die entsprechenden Kenntnisse beider Personen an.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.