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[Kampfsport][Soziales]Männer und der Tritt in die Kronjuwelen

Begonnen von Lothen, 03. April 2017, 22:09:19

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Lothen

Ihr Lieben,

wie ihr seht ist meine Frage etwas - ähm - speziell, drum bin ich mir auch nicht sicher, ob das hierher passt. Aber einen besseren Ort hab ich irgendwie nicht gefunden.

Meine Lektorin hat bei einer Szene meines Manuskripts angemerkt, dass der Held in einer körperlichen Auseinandersetzung (er wird überfallen) seinem Gegner einfach zwischen die Beine treten könnte, um ihn außer Gefecht zu setzen, statt - wie bisher - in den Bauch. Am Ende waren wir uns aber beide unsicher, ob Männer so was tun. ;)

In Filmen und auch in allen Buchszenen, die mir so durch den Kopf spukten, kommen Männer scheinbar nie auf diesen Gedanken. Ist das eine Art stummer Kodex, nach dem Motto: "Das ist so übel, so was macht man nicht" oder gehört das nur einfach nicht zum gängigen Prügel-Repertoire bei Männern? Zurückhaltung könnte ich gut verstehen, wenn es sich um eine ritualisierte Auseinandersetzung, z.B. einen Ringkampf, handelt, oder auch wenn es nur um faires Kräftemessen geht. Aber bei einer Situation, in der Leib und Leben auf dem Spiel steht?

Seltsame Frage, ich weiß, aber ich würde mich trotzdem sehr über Feedback freuen. :D

LG Lothen

Cairiel

Ganz einfach: Kommt auf den Kerl an.  ;D  Wir sind auch nicht alle gleich, selbst bei dem Thema. Die Frage ist also eher, ob deine Figur sowas machen würde. Kampfsport zu betreiben ist da auch noch ein enthemmender Faktor. Manchmal wird man dann auch tatsächlich noch realistisch Selbstverteidigung trainiert, das macht es noch wahrscheinlicher, dass man "es" im realen Kampf tut. (Hab dich schon richtig verstanden und es ist ein Ernstfall, oder?)

Ich kann von mir sprechen: Ich würde es tun, wenn ich mich stark bedroht fühle, also wenn es mehrere sind oder sie bewaffnet sind. Greift mich ein Einzelner an, geht mein erster Gedanke erstmal in Richtung Eisbein und Magen, aber wenn es zu einem Gerangel käme und ich Angst bekäme, nicht die Oberland zu gewinnen... hoffe ich, würde ich an den bewährten Tritt zwischen die Beine denken. Soweit ist es zum Glück noch nie gekommen, es reichte schon, wenn ich entsprechend dachte und dann wohl einen netten "Yay, kostenloses Training! Komm nur her!"-Blich aufsetzte.  :darth:

Sturmbluth

Ich denke, es hängt von der Art der Auseinandersetzung ab und wie deine Figur sie empfindet.

Hält er es z.B. nur für einen harmlose Schlägerei, bei der man vielleicht eine aufgeplatzte Lippe bekommt und dann hat es sich erledigt? Dann würde er vielleicht eher nicht den Tritt zwischen die Beine wagen, schon aus Angst, dass wenn es fehlschlägt, er es genauso zurück bekommt.

Geht es aber vielleicht um sein Leben? Hat er keinen Ausweg? Dann könnte er vielleicht doch zutreten.

Du siehst, alles eine Frage des Charakters deiner Figur.

Denamio

Echter Kampf: Nutze was immer du hast, um so schnell wie möglich den Kampf zu beenden. Der Kontrahent mit Ehrenkodex liegt am Ende am Boden. Was den Tritt angeht, bei einem Gegner mit Kampftraining wird das ziemlich schwer so einen Tritt anzubringen. Die Trefferzone ist vergleichsweise schmal und schon bei einer kleinen Drehung oder vernünftiger Beinarbeit halbwegs geschützt.
Mehr noch, wenn der Gegner eine Waffe hat, dann entstehen Kontrollzonen wo dieser mit der Waffe relativ schnell hinkann. Wenn ein erfahrener Kontrahent sieht, dass sich sein Gegenüber von der Beinarbeit auf einen Tritt vorbereitet, dann ist ziemlich klar, dass der Angriff von unten kommt. Ergo fehlt dann das Bein.

Aber angenommen: Unerfahrener Kämpfer, allgemeines Chaos, normale Kleidung und Überraschungsmoment. Angenommen das ist der Fall, dann haben beide Varianten ihre Vor und Nachteile. Ein Tritt in den Bauch wird zum Teil durch Fett abgefedert. Der Kontrahent spürt ordentliche Schmerzen, wird aber nichts zwangsläufig ausgeschaltet. Langzeitfolgen können entstehen durch innere Blutungen.
Das ändert sich schlagartig dann, wenn der Tritt den Solar Plexus erwischt. In dem Fall ist bei genug Kraft die Chance hoch, dass der andere umklappt und erst einmal weg ist. Mit Pech ganz. Der Tritt in die Weichteile löst extreme Schmerzen aus und führt bei manchen zu erbrechen. Der Kontrahent ist in dem Fall kurze Zeit ausgeschaltet. Aber Schon nach wenigen Augenblicken sinkt der Schmerz auf ein Niveau, wo mit genug Adrenalin jetzt ein ziemlich angenervter Kämpfer aufläuft. Das kann je nach Situation aber schon reichen um die Person mit einem zweiten Schlag auszuschalten oder zu fliehen.

Der Grund warum viele nicht auf den Tritt kommen ist denke ich ein anderer. Praktisch überall wo der Tritt in den Medien gezeigt wird, geht es eigentlich um etwas anderes. Hypermaskuline Charaktere sind das Ziel, die Reaktion ist dann auch selten das Entleeren des Magens, sondern komödiantisches Verdrehen der Augen und untypisches Wimmern, Jammern und weinen. Je größer der Fall von Hypermacho zu Wimmerknabe wird, umso besser wirkt die Sache als Punchline für einen Scherz.
Der Tritt ist dabei weniger ein Mittel zum Ausschalten des Kontrahenten, sondern ein Seitenhieb auf dessen Geschlechteridentität.

Volker

Es wird nur dann extrem schmerzhaft, wenn die Hoden gequetscht werden. Besagte Kronjuwelen sind - wie auch die britischen - relativ gut geschützt.


  • zu weit von vorne (zu nah) getreten, und die Haupt-Wucht geht auf das Schambein, die Hoden rutschen evtl. (anatomie- und wetterabhängig) 'drunter durch
  • zu weit von unten, und der Tritt geht v.a. zwischen die Beine. Wenn die Hoden vor dem Knochen (anatomieabhängig) hochgekickt werden statt zwischen diesem und dem Fuß zermalmt, dann ist das zwar unangenehm, aber das ist ein Tritt auf den Oberschenkelmuskel auch.
  • zu seitlich (u.a. weil der Angegriffene sich dreht), und der Tritt geht gegen die Innen- oder Vorderseite des Oberschenkels

Bei einer "ehrenhaften" Prügelei (gerade wenn es um "Ehre" geht) sind "Mädchen-Angriffe" verpönt. Kratzen (erst recht in die Augen), Beißen, in-die-Eier-treten. You name it. Dann geht es im Endeffekt um ein (brutales) Kräftemessen, nicht um einen Kampf auf Leben und Tod. Also eher einen (Kick-)Boxkampf mit ohne Regeln bis zum k.o. oder ersten Blut - oder bis einer weint.

Wer sich per Tritt richtig wehren will, der kickt kräftig von unten oder oben gegen die Kniescheibe oder gleich wuchtig seitlich ins Knie. Das tut dann nicht nur ähnlich weh, sondern macht das Knie funktionsunfähig - schnell dann auch mal dauerhaft. Vor allem ist das Knie deutlich niedriger - kürzerer Weg, weniger Reaktionszeit, weniger Risiko, dass der Fuß gefangen wird oder dass man (beim Knie-Kick) zu nah 'ran muss.

Bei einer Situation bietet sich der Knie-Kick in die Juwelen allerdings an: wenn er sich breitbeinig vor sein (vermeintliches) Opfer stellt und es mit dem Rücken gegen eine Wand drückt. Vor der Knie-Ramme aber bitte den eigenen Kopf aus dem Klappmesser-Reflexbereich des Rambos nehmen, denn sonst knockt man sich ggfs. selber aus, wenn Rambo vor Schmerz nach vorne zusammenruckt...


Ahneun

So gesehen hab ich schon Hemmungen einem Gegenüber in die *hust* Kronjuwelen zu treten. Ja es ist scheinbar ein gewisser Ehrenkodex. Aber, so wie es hier schon geschrieben wurde - es kommt darauf an.
- Welchen Charakter hat der Kampf?
- Wie begann er?
- Wer (sind) ist der/die Gegner?
- Was ist das Ziel des Kampfes?

Ich habe wirklich Hemmungen. Aber, wenn ich mich arg bedroht fühle und ich mich in die Ecke gedrängt fühle, dann, ja dann muss eben ein Tritt in die "Kronjuwelen" sein. Dann hat es der Andere aber auch verdient.
Ich habe selbst sehr schmerzhafte Erfahrungen diesbezüglich im Training sammeln müssen. Ich weiß nicht, wie heftig die Schmerzen im Ernstfall sind. Wenn es ganz schlimm kommt, dann stirbt das Opfer sogar an diesen inneren Verletzungen.
Aber - ich muss hier auch erwähnen, dass auf Grund dieser schmerzvollen Erfahrung genau deshalb ein Reflex entwickelt wurde, der einen Schlag oder eine böswillige "Berührung" dieser Körperstelle, meistens im Vorfeld abgewehrt wird. Meistens!

Man(n) hat quasi einen eigenen Abwehrmechanismus, dieser dann erst im Ernstfall vom Gegenüber überwunden werden muss um dann mit seinem Tritt erfolgreich ins "Ziel" zu gelangen.
- Ein Diamant
ist

cryphos

Es gibt den Kampfsport, dazu zähle ich jetzt mal alles, was nicht Selbstverteidigung ist, dort sind Tritte in diese Zone verboten.

In der Selbstverteidigung sieht es anders aus. Hoden, Solar Plexus, Kinn, Kiefer, Augen, Kehlkopf, zur Not die Nase sind die primären Angriffsziele. Wenn nötig Arme brechen, ansonsten Armhebel um den Gegner zu fixieren bis Hilfe kommt.

Das was Hollywood zeigt ist Mist. Schön wenn der Gegenüber so kämpfen will, dann liegt er eben schneller am Boden. Da macht es dann auch nichts wenn er 2 Köpfe größer und Bodybuilder ist, Muskelberge wie Arnie auf Steroiden mit sich herumschleppt und sich Türsteher schimpft. Zwei, drei Schläge und er schlummert in Morpheus Gefilden um dann in einem Armhebel aufzuwachen und auf das Eintreffen der Polizei zu warten, welche ihn dann wegen versuchter Körperverletzung mitnehmen.

Tokanda

Wenn dein Held überfallen wird, schließe ich daraus, dass sein Gegner davon ausgeht, ihm körperlich überlegen zu sein. Und dass er keine Hemmungen besitzt, Gewalt einzusetzen, also kampferprobt ist. Bei einem solchen Gegner halte ich einen erfolgreichen Tritt in die Kronjuwelen für schwierig, denn dafür müsste der Träger des Staatsschatzes deinem Held eine Trefferfläche bieten – was kein erfahrener Kämpfer tut. Und er müsste auch extrem schlechte Reflexe besitzen.

Bei Kämpfen gibt es  meiner Ansicht nach zwei wichtige Faktoren: Geschwindigkeit und Weg. Der kürzeste Weg zu einem Ziel ist eine Gerade. Für einen geraden und damit schnellen Tritt in die Weichteile muss das Ziel frontal vor dir stehen. Wenn jemand in körperlichen Auseinandersetzungen erfahren ist, steht er eher leicht abgewandt. In diesem Fall ist ein gerader Tritt schwierig. Der Weg für einen Tritt von der Seite, einem Roundhouse-Kick, ist allerdings wieder länger, wodurch er leichter abzuwehren ist, da man ihn eher kommen sieht. Und er ist außerdem schwerer auszuführen.

Zum Faktor Geschwindigkeit: Für einen solchen Tritt muss dein Held über eine gewisse Schnelligkeit verfügen und in der Lage sein, einen Tritt ansatzlos auszuführen. Wenn er wie ein Fußballer vor dem Schuss erst lange ausholt, hat sein Gegner alle Zeit der Welt, um gemütlich zur Seite auszuweichen.

Um jemanden außer Gefecht zu setzen, bieten sich neben den Kronjuwelen noch weitere Angriffspunkte an. Denamio erwähnte ja bereits den Solar Plexus und Volker wies auf die Verletzlichkeit des Kniegelenks hin. Ich würde noch Brustbein, Kehlkopf, linke Halsseite (Schlagader), Schläfen und Ohren als Trefferpunkte hinzunehmen. Die ersten vier zählen auch zu den "Fatal Points", bei harten Treffern führen sie zum Exitus.

Ein Schlag auf die Ohren – dafür reicht schon die flache Hand – kann einem Gegner das Trommelfell zerreißen und ihn dadurch außer Gefecht setzen. Ein weiteres beliebtes Angriffsziel ist die Nase. Ein Treffer hier führt meist zu tränenden Augen und Nasenbluten, beides vermindert die Kampffähigkeit.

Oft übersehen, aber sehr schmerzempfindliche Ziele sind Fußgelenk und Rist. Ein harter Tritt auf den Rist kann die Mittelfußknochen brechen, was die Bewegungsfähigkeit deutlich einschränkt.

Die Frage ist, worauf du abzielst. Soll der Kontrahent bewusstlos am Boden liegen bleiben oder "nur" so schwer angeschlagen sein, dass dein Held genug Zeit hat, sich vom Acker zu machen? Fall du den Kontrahenten später nochmal auftreten lässt, sind natürlich eventuelle Folgeschäden eines Kampfes zu berücksichtigen.

Christopher

Es geht um Varek, richtig?

Grundsätzlich kann man sagen, dass es Gewohnheitssache ist. Wer an körperliche Auseinandersetzungen im sportlichen Sinne gewohnt ist, wird rein reflexartig nicht zwischen die Beine treten, da der sportliche Aspekt sofort hinüber ist nach einem gelungenen Treffer. Wer daran gewöhnt ist seine Gegner mit allen verfügbaren Mitteln zu töten/verletzen/auszuschalten, bei dem sind solche Tritte sicherlich im Repertoire.

Die Antwort liegt auf der Hand denke ich. Ja, so ein Tritt geht sehr ins klischeehafte - aber warum denn nicht? Ausser natürlich, du brauchst noch die "Mitarbeit" des Kontrahenten nach diesem Tritt. Ich kann mich nicht mehr an jede Szene erinnern, daher weiss ich nicht, ob das einer der Kämpfe war in denen Varek für eine Zeit X beschäftigt sein muss. Ein gelungener Tritt in die Eier beendet einen Kampf recht schnell.


In das ganze technische (gelungen, nicht gelungen, Wahrscheinlichkeit) würde ich übrigens nicht einsteigen. Kampfszenen sind kompliziert - technisch werden, zu genau beschreiben oder zu hohe Komplexität des Kampfes (mehrere Gegner, Umgebung einbezogen usw. usf.) sind alles Sachen, die die Szene eher schlechter als besser machen. Es klappt oder es klappt eben nicht. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Be brave, dont tryhard.

chaosqueen

Kurz aus weiblicher Sicht: Mein Ex-Kollege aus der Tauchbasis ist Polizist. Sein Hinweis, wie ich mich wehren soll, wenn mich ein Kerl angreift / überfällt: Finger in die Augen und Knie mit aller Macht hochziehen.
Es gibt also durchaus Männer, die diese Methode einsetzen oder zumindest mit dem Gedanken spielen bzw. sie anderen empfehlen. Ich hab leider vergessen zu fragen, ob er das bereits selber eingesetzt hat.

cryphos

Zitat von: chaosqueen am 04. April 2017, 11:20:36
Kurz aus weiblicher Sicht: Mein Ex-Kollege aus der Tauchbasis ist Polizist. Sein Hinweis, wie ich mich wehren soll, wenn mich ein Kerl angreift / überfällt: Finger in die Augen und Knie mit aller Macht hochziehen.
Es gibt also durchaus Männer, die diese Methode einsetzen oder zumindest mit dem Gedanken spielen bzw. sie anderen empfehlen. Ich hab leider vergessen zu fragen, ob er das bereits selber eingesetzt hat.
Wenn man kleiner ist, so wie ich, erst das Knie, dann kommt dir der Gegner automatisch entgegen und dann die Finger in die Augen und dann rennen!
Ich finde es ja immer 'toll' wenn in Selbstverteidigungskursen komplexe Abläufe und Schlagfolgen gelehrt werden. Die bringen nur dann etwas, wenn man das regelmäßig trainiert. Für Knie in die Kronjuwelen und die Finger in die Augen muss man nicht trainieren. Das funktioniert einfach zu gut.
Klar hat jemand, der jahrelang eine Kampfkunst erlernt hat andere Möglichkeiten. Aber ganz ehrlich, wenn man die einsetzen muss dann kann man sich eh auf einen harten Fight einstellen. Wenn ich dann eine untrainierte Frau sehe, die im Selbstverteidigungskurs Tritte gegen das Knie übt, wird mir immer schlecht.  Denn die Tritte sind zu langsam, zu vorhersehbar und das Risiko, dass man sich dabei selbst verletzt ist auch nicht ohne.
Auch rate ich von Schlägen auf die Nase dringend ab. Klar hat es eine tolle Wirkung und kann schnell tödlich sein, aber deswegen rate ich nicht davon ab, sondern weil das Risiko sich selbst zu verletzen enorm ist. Bei einem Schlag auf die Nase blutet der Getroffene meist sehr schnell sehr stark und saut den Schlagenden meist auch damit ein. Hat der Schlagende nun sich dabei die Hand verletzt, kann schnell passieren,  dann läuft nun das Blut des Geschlagenen über die Wunden und kann Infektionskrankheiten wie Hepatitis, Aids, etc. übertragen.

Lothen

Danke für die vielen Einschätzungen, das hilft mir sehr weiter!  :jau:

Klar ist der Einsatz bestimmter Methoden prinzipiell eine Charakter-Frage, aber wäre ich mir in der Hinsicht sicher gewesen, hätte ich ja nicht gefragt. ;) Mein Prota ist nicht gerade ein Chorknabe, insofern hat er auch mit brutalen Handgriffen prinzipiell keine Probleme, allerdings ist er auch intensiv ausgebildet, d.h. seine Nahkampf-Techniken gehen über die klassische Selbstverteidigung hinaus.

Zitat von: CairielKampfsport zu betreiben ist da auch noch ein enthemmender Faktor.
Das ist eine interessante Einschätzung, ich war mir nämlich unsicher, ob jemand mit Kampfsporterfahrung prinzipiell eher zu solchen Methoden bereit ist (eben enthemmt, wie du sagst) oder eher darauf verzichtet, weil er andere Möglichkeiten kennt.

Zitat von: DenamioDer Tritt ist dabei weniger ein Mittel zum Ausschalten des Kontrahenten, sondern ein Seitenhieb auf dessen Geschlechteridentität.
Sehr gut auf den Punkt gebracht, den Eindruck hatte ich nämlich auch. Wenn tatsächlich eine Bedrohungssituation eintritt, in der ein Tritt in den Schritt lebensrettend sein kann, dann sind es eigentlich immer Frauen, die sich auf diese Weise wehren. Drum kam die Frage nach dem "machen Männer das überhaupt" ja auch erst auf.

Danke auch für die Einschätzung zur Machbarkeit, da hatte ich jetzt gar nicht intensiv darüber nachgedacht. Tatsächlich geht es in der Situation sehr schnell, der Prota wird umzingelt, attackiert und muss sich wehren. Das gelingt ihm auch, da er den Gegnern deutlich überlegen ist (billige Straßenschläger vs. ausgebildeter Kämpfer). Die Devise ist also: so schnell wie möglich ausschalten, um die Übermacht zu dezimieren. Über Spätfolgen o.ä. muss ich mir hier keine Gedanken machen, die Gegner sind nur namenloses Kanonfutter. ;)

Der Prota ist außerdem auch bewaffnet (Säbel), die Gasse, in der er angegriffen wird, ist aber sehr eng, sodass er mit der Klinge wenig Möglichkeiten hat.

Zitat von: ChristopherEs geht um Varek, richtig?
Richtig. ;)

Zitat von: ChristopherIn das ganze technische (gelungen, nicht gelungen, Wahrscheinlichkeit) würde ich übrigens nicht einsteigen. Kampfszenen sind kompliziert - technisch werden, zu genau beschreiben oder zu hohe Komplexität des Kampfes (mehrere Gegner, Umgebung einbezogen usw. usf.) sind alles Sachen, die die Szene eher schlechter als besser machen.
Da gebe ich dir recht, die Szene ist eh schon unübersichtlich genug.

Alles in allem komme ich auf ein "Kann, muss aber nicht", oder? Sieht so aus, als wären beide Optionen irgendwie legitim.

canis lupus niger

#12
Hi,

ebenfalls aus Sicht einer Frau, die lange einzige Frau im Karateverein war:

Im Sport ist ein Tritt in die - äh, Kronjuwelen wie gesagt verboten und verpönt. Passierte mir vor allem zu Anfang meiner Freikampf-Erfahrung gelegentlich zu meiner großen Verlegenheit und zum noch größeren Bedauern meiner jeweiligen Trainingspartner. "Sowas macht man nicht" Punkt. Das verinnerlicht man sehr, auch als Frau.

Bei einem ernsthaften Kampf um Leben und Tod, oder auch "nur" um sich selber vor schwerwiegenden Verletzungen zu bewahren, denke ich, dass man irgendwie auf Automatik schaltet und das anwendet, was einem einfällt. Ein erfahrener Kampfsportler würde sich vermutlich auf die in den vorangegangenen Beiträgen genannten effizienten Techniken verlassen, weil er darauf vertrauen kann, damit Erfolg zu haben. Der würde auch damit rechnen, dass der Gegner seine Kronjuwelen deckt. Er würde in einem Kampf die Übersicht behalten und rational handeln. Ein erfahrener Kämpfer, ja, der würde in so einer Situation wohl auch gezielt ein so "primäres Angriffsziel" anvisieren. Kostet aber eventuell Überwindung, weil man verinnerlich hat, dass man "sowas nicht macht". Wer Vollkontakt trainiert, der hat sich hier aber vermutlich schon abgehärtet. In einem Kurs hat mal ein Karate-Europameister erklärt: Wenn der Gegner eine gute Deckung hat, schlägt man halt so oft hart darauf, bis der Gegner die Deckung nicht mehr oben halten kann. Dann kommt man mit dem Angriff auch durch. Ist nicht das, was ich im Shotokan gelernt hatte! Aber so wird man vermutlich Europameister.

Ein Laie, der verzweifelt um sich schlägt, tut dagegen wohl eher ALLES. Sein Erfolg hängt davon ab, wieviel Angst er hat, wieviel Zeit er zum Reagieren hat, wie erfahren der Angreifer ist, wieviel Skrupel der Verteidiger hat, alles, was ebenfalls oben schon genannt wurde. Wenn man sehr dicht am Gegner steht, also praktisch "im Clinch" ist, und stößt dabei mit dem Knie zu, kann man einen unwillkürlichen Kopfstoß dadurch vermeiden, dass man sich etwas seitlich stellt. Ergibt sich dadurch schon automatisch, dass man bei einem Kniestoß gegen die Mitte des Gegners ja ohnhin seitlich versetzt steht.

Ich denke, ob Dein Chara einen Tritt oder Kniestoß anwendet, wäre davon abhängig, wie Du ihn oder/und seinen Gegner darstellen willst. Ein "unfairer" Angriff auf die Kronjuwelen lässt einen Chara ein bisschen weichgespülten Gary-Stu-Charme verlieren, macht ihn härter und skrupelloser - oder verzweifelter. Den Gegner kannst Du, wie bereits erwähnt, durch diesen Angriff Deines Chara ein bisschen demütigen (entmannen) lassen. Ist die Frage, ob Du das willst, ob es zu Deiner Geschichte und Deinem Chara passt. 

*edit* Oh, war zu langsam!

Christopher

Zitat von: Lothen am 04. April 2017, 13:11:26
Alles in allem komme ich auf ein "Kann, muss aber nicht", oder? Sieht so aus, als wären beide Optionen irgendwie legitim.

Die Frage die du dir stellen solltest ist vielleicht die nach dem "Würde". Würde Varek mit absoluter Konsequenz und maximaler Effizienz ohne Rücksicht auf irgendwelche "Fair Plays" handeln? Oder würde er tatsächlich eher den Tritt in den Bauch wählen?

Natürlich kannst du die Szene genau so stehen lassen wie sie ist. Dann ist es einfach nur ein Abwehrtritt und Ende. Andererseits kannst du hier auch subtil etwas charakterisieren: Ist Varek so eine eiskalte Drecksau dass er keine Hemmungen hat die Familienplanung seines Gegners für alle Ewigkeit zu zerstören? :)
Be brave, dont tryhard.

Sternsaphir

Wir haben im Verein ebenfalls gelernt, beim Training alle empfindlichen Bereiche des Körpers auszusparen (Kopf, Hals, Genitalien etc.)
Nur bei Nahkampf-Übungen werden Schläge, Tritte und Hebel in die Richtung angedeutet/abgemildert und entsprechender Schutz getragen.
Im Turnier sind Helm und Tiefschutz Pflicht. Aber auch da sind Schläge ins Tiefgeschoss eher selten.

Allerdings würde ich davon ausgehen, wenn ein Kampfsportler angegriffen wird, dass er keinen Ehrencodex haben wird, was die Trefferzonen anbelangt.
Er wird versuchen, mit möglichst wenig Verletzungen und Kraftaufwand den Gegner so schnell wie möglich außer Gefecht zu setzen und wenn ein Tritt in die Kronjuwelen dazu nötig ist (weil der Angreifer auch grad so schön breitbeinig dasteht), dann würde ich es ihm auch zutrauen.
Ich würde auch dem zustimmen, dass man durch Kampfsport enthemmter ist, seinem Gegenüber wehzutun, vor allem, weil man ja auch die schmerzhaften Stellen kennt.
Und unter Adrenalin und Angst um sein eigenes Leben, glaube ich nicht, dass sich jemand um das leibliche Wohl des Angreifers scheren wird.

Zum Waffenkampf in der engen Gasse:
Dein Prota kann auch das kurze Ende vom Säbel nehmen (den Knauf, oder wie man das Ding nennt). Damit kann man schön fiese Schläge ins Gesicht tun.