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Journalismus in Fantasywelten (Flugblätter, Zeitungen und Co.)

Begonnen von Maubel, 25. August 2016, 21:06:59

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zDatze

Ein sehr schönes Beispiel für dieses Thema ist Jonathan Strouds "Lockwood & Co". Einerseits werden Zeitungsartikel direkt in die Kapitel eingebaut, aber auch sehr ausgibig als Rechercheressource herangezogen. Es werden unzählige Zeitungen und Magazine genannt (allerdings merke ich mir solche Details nie) und für mich hat sich dadurch die Welt viel echter angefühlt.

In meinen eigenen Geschichten kommt der Journalismus bisher doch recht kurz. Relevant für eine Geschichte war bisher eigentlich nur ein Steckbrief und auch wenn ich Zeitungen erwähnt habe, war dieser Aspekt bisher mehr Kulisse, als gut durchdacht. Da ist eindeutig noch viel Luft nach oben vorhanden!

Koboldkind

Pratchett ist da meine absolute Vorlage! Ich liebe das Buch, die Entwicklung eines neuen Mediums und die Bedeutung, die sie hat, vom investigativem Bericht zum Klatsch und Tratsch - und seit es die AMTimes gibt, taucht sie immer wieder auf! Nicht unbedingt Plotrelevant, aber sie macht den politischen Teil der Geschichten immer sehr anschaulich :D

Außer Potter fallen mir ansonstn aber auch keine weiteren Romane mit übermäßiger Nutzung von Medien ein, sogar Storys mit modernem Setting nicht. Braucht Magie keine Medien?

Ich selbst kombiniere Zeitung und entwickelnde Kommunikationstechnik mit Storys während der Industrialisierung - da ist der Alphabetisierungsgrad hoch genug, wie ihr schon sagtet, nur dann macht Zeitung als Massenmedium Sinn. Ich habe mich zuletzt sehr gerne mit der deutschen Revolution beschäftigt, in der die Pressefreiheit mit ein Dreh- und Angelpunkt war - in diesen zwei Jahren wurden mehr Zeitungen gegründet und bald wieder abgesetzt als lange davor und danach O.O Eine Geschichte in dieser Zeit müsste für mich also fast zwingend Zeitungen enthalten, oder Anschläge oder Zeitungsjungen.

Ich selbst habe eben so eine Industrialisierung-Fantasy-Welt, in einer Story entwickelt sich die Funktechnik (dort gibt es allerdings keine Zeitung, wie mir grad auffällt ...). In den anderen Storys in einem Nachbarland gibt es viele Zeitungen. Eine Story hat auch den Hintergrund, dass ein Reporter durch Zeitungsartikel eine Adelsfamilie dazu zwang, aus ihrer Neutralität rauszutreten und sich im Krieg zerschlagen zu lassen. Der Reporter war der Hauslehrer der Adelskinder, und diese Prinzessin sinnt nun auf Rache. Artikel selbst schreibe ich dazu aber nicht, ich bin mir auch nicht sicher, wie die besagten diffamierenden Artikel aussähen - wahrscheinlich hat er nur den Artikel geschrieben, den andere sehr gerne aufnahmen und alles zog seine Kreise ... in der folgenden Story wird immer wieder darauf eingegangen, dass Staatsentscheidungen mit der Zeitung verbreitet wurden, Grundgesetze abgedruckt, und auch aktuell werden immer wieder Zeitungen gelesen, aber das ist dann nicht mehr Plotrelevant. Verschiedene Meinungen oder Ansichten kommen auch nicht direkt vor.

In einer Kurzgeschichte zur gleichen Zeit benutzt ein Arbeiteraufstand auch Flugzettel, welche unter den Arbeitern verteilt werden und zum Aufstand mobilisieren. Es gibt auch hier keinen konkreten Text, aber zu ersetzen wären sie eher nicht, denn es ist schon die Zeit, die etwas beschleunigter ist durch die erweiterte Kommunikation.
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Mina

Ich finde, das Thema sehr interessant, da ich finde das Journalismus besonderes Zeitungen soviel Potenzial für Geschichten bieten, um etwas trocknes anschaulich darzustellen.
Gerade bei Harry Potter mochte ich den Tagespropheten oder den Klitterer sehr gerne. Ich finde durch Zeitungen kann eine Welt authentischer oder greifbarer wirken. So war es bei mir in der Harry Potter Welt.

In meiner Geschichte versuche ich auch eine Zeitung aufzustellen. Allerdings finde ich es sehr schwer, da in meinem Kopf sehr viele Fantasy Geschichten drinnen sind, wo es eben Journalismus nicht gab und habe deswegen oft das Gefühl, dass die Zeitung nicht reinpasst. Ich hoffe ihr versteht, was ich meine.
Trotzdem versuche ich die Zeitungen aufzustellen und dabei von diesem Gefühl wegzukommen, denn sie passt einfach wunderbar in den Plot.

Maubel

Wenn es in den Plot passt, passt sie auch in deine Welt. Gibt ja keine Vorgabe, was genau es zu geben hat und was nicht und Zeitungen oder Flugblätter gab es schon sehr früh!

Mina

Es wird auch darauf hinauslaufen, dass es Journalismus gibt, aber dieses Gefühl bleibt.

canis lupus niger

Vielleicht hilft es Dir, @Mina, mehr gute Fantasy-Geschichten zu lesen, in denen Journalismus geschickt integriert wurde? Vielleicht relativiert sich dadurch Dein Gefühl des "Nicht Passens".

Schau Dir doch mal "Die ganze Wahrheit" von Terry Pratchett an. Das ist das beste Buch, das mir in diesem Zusammenhang einfällt. Die Einführung einer Zeitung in einer ... ich möchte mal sagen, renaissance-ähnlichen, magie-geprägten Kultur steht darin sogar im Mittelpunkt, mit allen Argumenten dafür und dagegen.

Mina

Das wäre natürlich eine Möglichkeit.
Du meinst "Die volle Wahrheit", oder? Zumindest habe ich das nur gefunden.Kann man das auch lesen, wenn die anderen Teile von Pratchett gelesen hat?

canis lupus niger

"Die volle Wahrheit", Du hast natürlich Recht. Ja, das kann man auch sehr gut lesen, wenn man die anderen Bücher nicht kennt.

Mina

Okay, dann werde ich mir das mal anschauen. Vielen Dank für den Tipp!

canis lupus niger

Zitat von: canis lupus niger am 04. März 2017, 10:52:28
"Die volle Wahrheit", Du hast natürlich Recht. Ja, das kann man auch sehr gut lesen, wenn man die anderen Bücher nicht kennt.
Rückblickend möchte ich noch ergänzen, dass das Buch allerdings suchterzeugend wirken kann, dass es Dir Lust auf weitere Scheibenwelt-Romane macht. Tut mir leid, dass ich versäumt habe, RECHTZEITIG zu warnen!  :snicker: