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Wie steht ihr zu Piraten, die eure Werke illegal runterladen?

Begonnen von JarlFrank, 28. Juni 2016, 17:18:04

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FeeamPC

Ich erlebe das nicht nur in meiner Eigenschaft als  Verlegerin, die ja genauso wie die Autoren dadurch schamlos beklaut und um den Ertrag sauer verdienter Arbeit gebracht wird, sondern auch in meinem Hauptberuf, dass die Leute frischfröhlich erwarten, dass man sich über Gesetze hinwegsetzt.
Hauptargumente:
Sie können doch einfach ...
Ist ja nur ausnahmsweise ...
Ich brauche das aber ...
Ich habe keine Zeit ... (mich um die legale Beschaffung zu kümmern)
Ich habe das einfach vergessen ...
Passt heute nicht in meine Termine ...
Letztlich egoistische Bequemlichkeit, die selbst dann beibehalten wird, wenn ich denen sage, dass mich das meinen Job kosten kann. Interessiert die nicht.

Klar.

Möchte nur mal wissen, ob die hinter der roten Ampel genauso reagieren.
Herr Polizist, lassen sie mal das Knöllchen und die Punkte sein, ist doch niemand zu Schaden gekommen, nur weil ich mal eben bei Tiefrot über die Ampel gefahren bin. Sie können ja in meinem Fall ruhig mal ein Auge zudrücke. Mach ich auch nicht immer (aber immer öfter)...
Außerdem, es ist ja nur ein virtueller Schaden, weder Sachen noch Personen sind zu Schaden gekommen ...

Verdammt, Gesetze sind zum Einhalten da, selbst wenn sie nicht in jedem Fall einsichtig sind. Sie sind notwendig, damit eine so große Menge Menschen einigermaßen reibungslos zusammen leben kann. Wenn die Gesetze nur noch als willkürliche Spielbälle nach Lust und Laune ausgelegt werden, dann herrscht irgendwann blanke Anarchie.

Feuertraum

Frage an FeeamPC: Angenommen, Sie erwischen einen Ladendieb. Wie verhalten Sie sich?

a) Sie nehmen ihm das Gestohlene wieder ab, drohen mit dem Zeigefinger ein "Dududu" und schmeissen ihn aus dem Geschäftslokal mit dem Hinweis, dass diese Person Hausverbot hat

b) Sie halten ihn fest, bis die Polizei ihn in Gewahrsam nimmt.

Lautet die Antwort a), dann wird dort der Diebstahl ein- und ausgehen, bei solch harmlosen Konsequenzen.

Lautet die Antwort jedoch b), dann zeigen Sie dem Ladendieb, was passiert, wenn man gegen geltendes Recht verstößt.
Wundern Sie sich jedoch nicht, wenn einige Wochen später nach diesem Vorfall ein Schreiben von einem Anwalt in Ihrem Briefkasten liegt, in dem es heißt, dass Sie wegen Freiheitsberaubung angeklagt werden - schließlich haben Sie den Ladendieb gegen seinen Willen ja festgehalten und damit eine Straftat begangen.

Ein vollkommen schwachsinniges, an den Haaren herbeigezogenes Beispiel?
Leider nein.
Einem Kollegen aus einer anderen Filiale ist genau das passiert. Ladendieb geschnappt, bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten (eingesperrt), ihn dann den Gesetzeshütern übergeben und ein paar Wochen später mit der Begründung der Freiheitsberaubung angeklagt worden.
Leider weiß ich nicht, wie der Fall ausging, und ich kann im Sinne des gesunden Menschenverstandes nur hoffen, dass diese Anklage ruckzuck abgeschmettert wurde.
Nur allein dadurch, DAS er schon angezeigt wurde, zeigt doch, dass man reele Chancen sah, seine Rechte durchzuboxen.

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Sascha

@Feuertraum: Unsere Juristen werden die genaue Formulierung kennen, aber m.W. hat jeder Bürger das Recht, einen Straftäter vorläufig festzuhalten, um ihn dann asap der Polizei zu übergeben.

FeeamPC

Dass er Anklage erheben kann, zeigt nicht, dass sie berechtigt ist oder sein könnte. Unser Rechtssystem erlaubt Anklageerhebung auch in völlig aussichtslosen Fällen.
Außerdem ist so ein Verhalten der Täter wohl eher ein Auswuchs der US-Rechtssprechung, im Fernsehn gesehen, wo man tatsächlich mit solchem Unfug nicht nur durchkommen, sondern dicke Summen Schadensersatz erstreiten kann (genauso sinnvoll, wie McDoof wegen der eigenen Gewichtszunahme oder die Tabakindustrie wegen des Lungenkrebses anzuklagen, in beiden Fällen hat man genau gewusst, was man tat, und will die Verantwortung nicht übernehmen, bzw. die Anwälte wittern dickes Geld, was es in den USA tatsächlich gibt).
Der Haken ist nur, unser Rechtssystem arbeitet deutlich anders, und auch eventuelle Schadensersatzsummen sind sehr deutlich geringer.
Und ja, ich darf einen Ladendieb festhalten,  wenn ich ihn auf frischer Tat ertappe.

canis lupus niger

Ein Rechtsanwalt bekommt sein Geld in jedem Fall, egal, ob er einen Fall gewinnt oder verliert. Bezahlen muss immer der Verlierer eines Prozesses, bzw. seine Rechtschutzversicherung. 

Allerdings werden die Anwaltshonorare hierzulande durch eine Gebührenordnung vorgegeben, und auch die Höhe eines erreichbaren Schadensersatzes ist begrenzt. In den USA ist das nicht der Fall. Dort sind die grotesk hohen Schadenersatzforderungen auch dadurch bedingt, dass bis zu 70 % der erstrittenen Beträge an die Anwaltskanzlei gehen.

Aber eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung ist ohnehin keine privatrechtliche Sache, sondern ein Straftatbestand, da muss erstmal die Polizei die anzeige für berechtigt einschätzen, ehe sie an die Staatsanwaltschaft weiter geht, die dann wiederum Klage einreicht. Trotzdem bekommt der Anwalt sein Geld von seinem Klienten, falls dieser zahlungsfähig ist. Aber er wird sich wohl vorher darüber vergewissert haben.

Eluin

Zitat von: Sascha am 16. Juli 2016, 10:01:09
@Feuertraum: Unsere Juristen werden die genaue Formulierung kennen, aber m.W. hat jeder Bürger das Recht, einen Straftäter vorläufig festzuhalten, um ihn dann asap der Polizei zu übergeben.
Laut meiner Schulung im Sicherheitsdienst hat jeder - vor allem Ladendetektive bzw. Sicherheitspersonal - das Recht jemanden festzusetzen, bis die Polizei eintrifft und den Fall aufklärt.

Aber um beim Thema Piraterie zu bleiben: ich schüttel auch immer wieder den Kopf, wenn mich Leute fragen, ob ich nicht EBooks usw. kopieren könnte  ::) Gut, gedruckte Bücher leihe ich durchaus aus, aber gerade das kopieren von digitalen Medien, wo ich weiß, dass der Autor die nicht kostenlos verteilt, finde ich alles andere als fair. Dann wird nämlich weiter und weiter kopiert. Ausgeliehene Bücher bekomme ich schließlich zurück. Mittlerweile streue ich diese Gedanken ala "Ich will auch irgendwann vom Schreiben leben können - also seid auch zu anderen Künstlern (Musik, Bücher, Fotografen, ...) so fair und bezahlt sie für ihre Leistungen" immer weiter in meinem Familien- und Freundeskreis. Genauso aber auch umgekehrt, dass sich Künstler nicht unter Wert verkaufen (wie eine Freundin, die auch gerne mal dies, das und jenes kostenlos macht für Institutionen, die das Geld hätten). Eben damit dieser "das gibt es ja umsonst"-Gedanke mal weniger wird.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Leon

Ich denke, bei den heutigen technischen Möglichkeiten gibt es nichts, was nicht kopiert, gefälscht oder geklaut werden kann. Ich persönlich finde, der oder die Täter, sofern man ihnen habhaft werden kann, müssten wesentlich härter bestraft werden. Über eine Geldstrafe oder Bewährung lachen die sich doch kaputt.  >:(

Grüßle
Leon

Grummel

Zitat von: Sascha am 16. Juli 2016, 10:01:09
@Feuertraum: Unsere Juristen werden die genaue Formulierung kennen, aber m.W. hat jeder Bürger das Recht, einen Straftäter vorläufig festzuhalten, um ihn dann asap der Polizei zu übergeben.

OT und zur Info. ;)


§ 127 Abs. 1 S. 1 StPO
Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Loki

Ich finde Piraterie in Form von Downloads persönlich auch nicht unbedingt schlimm, wenn es sich um ein Werk von mir halten sollte. Es ist natürlich eine Art Cyber-Diebstahl aber ich würde mich eher darüber freuen, dass derjenige das Buch gerne lesen möchte. Wenn es ihm gefällt entsteht dadurch vielleicht sogar Mund zu Mund Propaganda oder er kauft den nächsten Band?


canis lupus niger

#69
Zitat von: Loki am 03. August 2016, 16:14:10
Ich finde Piraterie in Form von Downloads persönlich auch nicht unbedingt schlimm, wenn es sich um ein Werk von mir halten sollte. Es ist natürlich eine Art Cyber-Diebstahl aber ich würde mich eher darüber freuen, dass derjenige das Buch gerne lesen möchte. Wenn es ihm gefällt entsteht dadurch vielleicht sogar Mund zu Mund Propaganda oder er kauft den nächsten Band?

Dazu zitiere ich mal einen der ersten Posts zu diesem Thema, dem ich mich nur aus ganzem Herzen anschließen kann:
Zitat von: Alana am 28. Juni 2016, 18:42:01
@Es ist Werbung: Nein. Denn die Leute, die geklaute Bücher weitergeben, geben damit auch die Adresse des Online-Portals und ihre kriminelle Einstellung weiter. Man wird durch solche Leute eher noch ehrliche Leser verlieren, weil der Gruppendruck von solchen Leuten sehr stark ist. "Du bist ja dumm, wenn du dafür bezahlst, ich kanns dir doch geben."

@Man gewinnt treue Leser: Ja. Aber leider Leser, die trotzdem kein Geld für Bücher ausgeben. Sie warten dann unter großen Verehrungsbezeugungen des Autors im illegalen Portal heißhungrig darauf, dass die Bücher ihrer Lieblingsautoren endlich hochgeladen werden. (Ich habe Screenshots gesehen und das macht mich echt traurig.)

Auch mir ist es wichtiger, dass meine Machwerke Leser finden, als dass ich hinter jedem Euro hinterher jage. Aber wenn es mir ganz egal wäre, ob ein Leser meine (z.T. jahrelange) Arbeit wenigstens mit einem geringen E-Book-Kaufpreis honoriert, dann könnte ich sie auch gleich selber kostenlos veröffentlichen.

Tintenteufel

Zitat von: FeeamPC am 15. Juli 2016, 11:07:47Verdammt, Gesetze sind zum Einhalten da, selbst wenn sie nicht in jedem Fall einsichtig sind. Sie sind notwendig, damit eine so große Menge Menschen einigermaßen reibungslos zusammen leben kann. Wenn die Gesetze nur noch als willkürliche Spielbälle nach Lust und Laune ausgelegt werden, dann herrscht irgendwann blanke Anarchie.

Oder - schock schwere Not - die Leute gehen über rote Fußgängerampeln, wenn niemand zu sehen ist.  ::) Wahrhaft, Anarchie wie in Somalia ist das.
Was immer noch keine Entschuldigung ist, um beispielsweise aktuelle Musik raubzukopieren oder lebende Künstlern auch zu bezahlen. Aber es gibt durchaus Elemente, die hier bei "Raubkopierer" mit durcheinander geworfen werden, die einen anderen Hintergrund, ein anderes Ziel und vor allem eine völlig andere Funktion in einer Internetgesellschaft haben.
Die Zugänglichmachung von gewissen Gütern wie Bildung und Kulturgut beispielsweise.
(Nochmal, nur damit man mich nicht wieder falsch versteht: Nein, darum geht es nicht allen Piraten. Außer vielleicht der Partei. Aber es ist ein Teil davon und den sollte man eben nicht mit Ladendieben gleichstellen und auch bitte nicht so tun, als wären die Ladendiebe die einzigen.)

Weswegen ich die Star Wars Sache nochmal kurz aufgreife: George Lucas hat das Recht dazu, Star Wars eben zu schneiden, zu ändern und das auf dem Markt befindliche Produkt zu ändern, ja, natürlich. Weil er eben das gesetzliche Recht dazu hat. Der Mann hat sich aber nicht alles allein ausgedacht. Nicht mal den geringsten Teil. Das Endprodukt Star Wars trägt sehr deutlich die Spuren aller, die daran mitgearbeitet haben - es gibt dazu einige interessante Sachen nachzulesen, aber jedenfalls hat George Lucas Star Wars nicht allein geschaffen. Er besaß/besitzt halt nur die Rechte dran. Und nur weil das so ist, muss das noch nicht gut sein. Oder fair oder gerecht oder irgendetwas anderes. Das ist erstmal nur ein Gesetz und das kann ungerecht sein.

Denn, Canis, es sollte eines nicht vergessen werden: Nicht jedes Gesetz ist vernünftig. Das Thema wird aber leider oft vergessen, wenn es um die gefühlt eigene Haut geht - bei Böhmermann z.B. war ein großer Teil der Bevölkerung ja absolut dafür, eine Ausnahme zu machen. Der Mann hat ja das Gesetz nur gebrochen um zu zeigen, wie bescheuert es ist. Und scheinbar gibt ihm die halbe Republik Recht.
Womit ich sagen will: Ja, es gibt Streit darüber, welche Gesetze man straffrei brechen dürfen sollte. Das ist das Anzeichen einer gesunden Gesellschaft, die ihre Werte und Pflichten ständig überprüft und an eine sich entwickelnde Welt anpasst.

Araluen

#71
George Lucas wird Star Wars auch nicht völlig alleine neu aufsetzen und abändern. Da sitzen auch wieder Leute mit dabei.  Ich würde vermuten sogar einige, die schon bei der ersten Version dabei waren. Er muss sich da mit allen Beteiligten selbst einigen oder eben auch nicht. Das liegt in seinem Ermessen, nicht dem der Fans und hängt eigentlich auch nicht mit der Fragestellung dieser Diskussion zusammen.

Was die Ampeln angeht: Ich bin ganz froh, dass die Deutschen sich in der Regel brav an die Ampelschaltung halten. London, Neapel und Rom fand ich in Sachen Verkehr lebensgefährlich, als ich da zu Fuß unterwegs war - alles eine Sache der Gewohnheit, natürlich. Wie sinnvoll aber Verkehrsregeln sind, sieht man auch wunderbar an dem Verkehrschaos indischer Städte. Die haben auch Verkehrsregeln, hält sich aber aus Unwissen und Ignoranz niemand dran und so sieht es auf den Straßen auch aus. Es funktioniert zwar irgendwie, aber ich denke, viele Leute könnten ihre Zeit für den Arbeitsweg mindestens halbieren, wenn es geordneter zuging und sich einfach alle an die Regeln halten. Das hat jetzt auch nicht viel mit der Diskussion zu tun, wollte ich aber am Rande erwähnen, da die arme Ampel so oft bemüht wird.

Unterscheiden sollte man tatsächlich zwischen Raubkopierern und dem zugänglich Machen von Bildung und Kultur. Hier wird nach Raubkopierern gefragt, Leuten die widerrechtlich, denn ich als Autor habe nicht zugestimmt, mein Werk verbreiten. Das geht nicht und kann sich auch nicht dahinter verstecken, dass Kultur verbreitet werden soll. Ob und vor allem wie ich meine Kultur verbreite, ist immernoch meine Sache. Und wie schon gesagt wurde. Wenn ich will, dass jeder mein Werk liest, unabhängig davon, ob ich etwas davon habe, dann lade ich das Werk auf einer Homepage zum kostenlosen Download hoch. Da brauche ich nicht die Hilfe der Piraten.
Anders verhält es sich natürlich, wenn jemand Drittes, mit Vorliebe Regierungen, entscheiden wollen, ob und wie Kultur verbreitet wird. Stichwort Zensur. Das man dagegen etwas machen sollte, ist verständlich, aber nicht die Frage hier.

Zudem sollte nicht die Frage bestehen, welche Gesetze man straffrei brechen kann und sollte. Das ist kein Zeichen gesunder Gesellschaft, sondern zunehmender Egozentrik. Wenn eine gesunde Gesellschaft ihre Werte und Pflichten ständig überprüft, dann hinterfragt sie bestehende Normen, bricht sie aber nicht, nur um mal zu gucken, welchen Vorteil sie dabei für sich heraus schlagen kann.

Tintenteufel

Weil schneller zur Arbeit kommen eines jeden Traum ist.  ::)

Das ist sehr wohl Teil der Frage, weil ich mich eben dagegen wehre, dass bestimmte illegale Vorgänge mit Diebstahl gleich gestellt werden. Gehören sie nämlich nicht.
Es hat beispielsweise Ryan Reynold das Gesetz gebrochen, als er (höchstwahrscheinlich er) das Deadpool Test Footage auf Torrentseiten zur Verfügung gestellt hat. Jeder, der es illegal und gegen den Willen des Rechteinhabers (der Firma Fox) runtergeladen hat, auch. Ohne diese illegale, rechtswidrige und von Fox überaus unerwünschte Handlung wäre es aber nie zur Veröffentlichung eines der erfolgreichsten und besten Filme der letzten Jahre gekommen.
Bzw. die Fans hätten nie gesehen, dass das existiert und nie eine volle Version davon verlangt.
Und das ist ein komplexerer Vorgang als "Man habe sich gefälligst an Gesetze zu halten" - weil solche Gesetze und die Verteufelung von Raubkopiererei, Piraterie usw. oft genug nicht den eigentlich Kreativen helfen, sondern den Rechteverwertern wie Fox oder Lucas oder auch einfach mal guter Kunst im Weg stehen.

ZitatZudem sollte nicht die Frage bestehen, welche Gesetze man straffrei brechen kann und sollte. Das ist kein Zeichen gesunder Gesellschaft, sondern zunehmender Egozentrik. Wenn eine gesunde Gesellschaft ihre Werte und Pflichten ständig überprüft, dann hinterfragt sie bestehende Normen, bricht sie aber nicht, nur um mal zu gucken, welchen Vorteil sie dabei für sich heraus schlagen kann.

Das verstehe ich jetzt nicht.
Wie anders hinterfragt man denn bitte Normen, wenn nicht indem man Gesetze, die diese Normen festhalten und durchsetzen sollen, ignoriert, aus der Verantwortung nimmt und auch bricht? Durch Diskussion in den Medien? Funktioniert so gut wie nie, wenn nicht vorher jemand das Gesetz bricht. Siehe Majestätsbeleidigung und Böhmermann. Der Paragraf dümpelt seit Jahren unbeachtet im Strafgesetzbuch herum, selten angewandt, nie ein Thema. Jetzt kümmert man sich drum, dass der raus genommen wird - und das eben in direkter Folge, weil ihn jemand ziemlich krass und öffentlichkeitswirksam gebrochen hat.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das auch auf Literatur anwenden kann. Dass sich Beispiele für Autoren finden, die einige kürzere Werke irgendwo vor Jahrzehnten veröffentlicht haben. Werke die dann wieder auf Torrentseite Beachtung erfahren und den Autor vielleicht dazu antreiben, sich noch einmal darum zu kümmern.
Oder Autoren, die so verdammt obskur sind, dass man sie eigentlich gar nicht anders findet - Ligotti z.B., der seine Geschichten regelmäßig in Auflage von 500 Stück drucken lässt.
Soll auch Fälle geben, wo Künstler von ihrem Verlag in Geiselhaft genommen werden und dann selbst dazu aufrufen, den Kram zu raubkopieren.  Oder Autoren die bei einem Verlag gelandet sind, der überhaupt kein Interesse an einer Verbreitung hat.

Wie gesagt: Nur weil es ein Gesetz gibt, muss das noch lange nicht gut sein. Kann einer Gesellschaft sogar ziemlich im Wege stehen.

Leon

Zitat von: Loki am 03. August 2016, 16:14:10
Ich finde Piraterie in Form von Downloads persönlich auch nicht unbedingt schlimm, wenn es sich um ein Werk von mir halten sollte. Es ist natürlich eine Art Cyber-Diebstahl aber ich würde mich eher darüber freuen, dass derjenige das Buch gerne lesen möchte. Wenn es ihm gefällt entsteht dadurch vielleicht sogar Mund zu Mund Propaganda oder er kauft den nächsten Band?
Piraterie ist schlimm! Man wird um seine mühevolle, Monate oder Jahre harter Arbeit, die man in sein Buch steckte betrogen. Für mich ist das ganz klar Diebstahl.

Grüßle
Leon

Araluen

#74
Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
Weil schneller zur Arbeit kommen eines jeden Traum ist.  ::)
Relativ zu betrachten. Der ideale Tag findet im Urlaub statt. Das ist klar. Fange ich aber später mit der Arbeit an, muss ich auch später aufhören, habe also wegen sinnlosen im Verkehrschaos Stehen, noch weniger vom Tag, als ohnehin schon. Oder, wenn ich feste Arbeitszeiten habe, muss ich das vom Prinzip her vermeidbare Verkehrschaos fest einplanen und somit wesentlich früher aufstehen - auch nicht erstrebenswert

Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
Das ist sehr wohl Teil der Frage, weil ich mich eben dagegen wehre, dass bestimmte illegale Vorgänge mit Diebstahl gleich gestellt werden. Gehören sie nämlich nicht.
Eine Definitionsfrage, da gebe ich dir recht. Über diese Haarspalterei sollten sich aber Juristen Gedanken machen und mal eine klare Aussage treffen.

Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
Es hat beispielsweise Ryan Reynold das Gesetz gebrochen, als er (höchstwahrscheinlich er) das Deadpool Test Footage auf Torrentseiten zur Verfügung gestellt hat. Jeder, der es illegal und gegen den Willen des Rechteinhabers (der Firma Fox) runtergeladen hat, auch. Ohne diese illegale, rechtswidrige und von Fox überaus unerwünschte Handlung wäre es aber nie zur Veröffentlichung eines der erfolgreichsten und besten Filme der letzten Jahre gekommen.
Die Frage ist hier, was steckt da alles dahinter? Warum wurde das Test Footage niemanden gezeigt? Wartete man vielleicht einfach auf den richtigen Moment, hatte den Streifen auf der Filmproduktionsliste einfach ganz hinten gestanden, fehlte das Geld oder gab es einen anderen Grund? Du hast recht, die Angelegenheit ist komplex. Ebensowenig wie man einfach sagen kann, dass Ryan Reynolds ein Dieb ist, kann man sagen, dass Fox ganz gemein der Welt einen Weltklassefilm vorenthalten wollte.

Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
Und das ist ein komplexerer Vorgang als "Man habe sich gefälligst an Gesetze zu halten" - weil solche Gesetze und die Verteufelung von Raubkopiererei, Piraterie usw. oft genug nicht den eigentlich Kreativen helfen, sondern den Rechteverwertern wie Fox oder Lucas oder auch einfach mal guter Kunst im Weg stehen.
Natürlich, es gibt immer einen größeren Fisch, der isch den größten Brocken aus jeder Situation schnappen kann und der Rest kann nur daneben stehen. Lässt man die Gesetze gegen Raubkopiererei fallen, finden sich neue große Fische, die davon profitieren und der Autor steht als kleiner Fisch wieder hungrig daneben. Derzeit hat er aber immerhin das Recht sein Futter zu verlangen.

Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
ZitatZudem sollte nicht die Frage bestehen, welche Gesetze man straffrei brechen kann und sollte. Das ist kein Zeichen gesunder Gesellschaft, sondern zunehmender Egozentrik. Wenn eine gesunde Gesellschaft ihre Werte und Pflichten ständig überprüft, dann hinterfragt sie bestehende Normen, bricht sie aber nicht, nur um mal zu gucken, welchen Vorteil sie dabei für sich heraus schlagen kann.

Das verstehe ich jetzt nicht.
Wie anders hinterfragt man denn bitte Normen, wenn nicht indem man Gesetze, die diese Normen festhalten und durchsetzen sollen, ignoriert, aus der Verantwortung nimmt und auch bricht? Durch Diskussion in den Medien? Funktioniert so gut wie nie, wenn nicht vorher jemand das Gesetz bricht. Siehe Majestätsbeleidigung und Böhmermann. Der Paragraf dümpelt seit Jahren unbeachtet im Strafgesetzbuch herum, selten angewandt, nie ein Thema. Jetzt kümmert man sich drum, dass der raus genommen wird - und das eben in direkter Folge, weil ihn jemand ziemlich krass und öffentlichkeitswirksam gebrochen hat.
Das ist eine Frage der Herangehensweise. Ich gehe mal davon aus, dass sich Böhmermann hingesetzt hat, die Nachrichten verfolgte und isch zurecht an den Kopf fasste, was den Paragraphen der Majetätsbeleidigung anging. Er hat sich kritisch damit auseinander gesetzt und dann in Rahmen seines Berufs beschlossen, dieses Gesetz zu brechen, um auf seine Absurdität hinzuweisen. Ich behaupte jetzt aber mal ganz frech, dass der Großteil der Piraten  nicht vorm Rechner sitzen und sich überlegen wie ungerecht und realitätsfremd doch die Urheberrechtsgesetze sind, wenn sie sich den neues Teil von Call of Duty vom Freund in gecrackter Version ziehen oder eben Bücher, Musik oder Filme herunter laden. Die brechen das Gesetz, weil sie es toll finden, so etwas zu bekommen, ohne etwas leisten zu müssen. Obwohl es in der Regel genügend legale Wege gäbe, um an das gleiche Produkt zu kommen.

Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das auch auf Literatur anwenden kann. Dass sich Beispiele für Autoren finden, die einige kürzere Werke irgendwo vor Jahrzehnten veröffentlicht haben. Werke die dann wieder auf Torrentseite Beachtung erfahren und den Autor vielleicht dazu antreiben, sich noch einmal darum zu kümmern.
Oder Autoren, die so verdammt obskur sind, dass man sie eigentlich gar nicht anders findet - Ligotti z.B., der seine Geschichten regelmäßig in Auflage von 500 Stück drucken lässt.
Soll auch Fälle geben, wo Künstler von ihrem Verlag in Geiselhaft genommen werden und dann selbst dazu aufrufen, den Kram zu raubkopieren.  Oder Autoren die bei einem Verlag gelandet sind, der überhaupt kein Interesse an einer Verbreitung hat.
Und wer sagt, dass der Autor Lust hat seine Novellen von vor vier Jahren noch einmal aufzuarbeiten, nur weil da jetzt plötzlich ein paar Leute danach schreien, die sich vorher nicht dafür interessiert haben, weil sie es ja hätten kaufen müssen? Klar freut sich ein Autor, wenn er hört, dass seine Werke Anklang finden. Aber das zählt für mich als Argument pro Piraterie nicht.
Wenn Ligotti für sich entschieden hat, dass seine Werke nur in einer Stückzahl von 500 auftauchen (keine Ahnung, ob das Verlagsvorgabe oder seine eigene Wahl ist), dann ist das halt so. Und wenn dann jemand Ligotti lesen möchte, muss er sich eben ein bisschen anstrengen. Arbeit hat noch keinem geschadet, wenn man etwas wirklich will. Aber an dem Punkt waren wir schon einmal.
Und wenn ein Autor bei einem Verlag landet, der kein Interesse an der Verbreitung hat, muss er sich eben einen anderen suchen (ich weiß, leichter gesagt als getan) oder selbst andere Wege gehen. Die Initiative muss aber vom Autor ausgehen und nicht von Piraten, die sich damit brüsten dem Autor auf die Beine helfen zu wollen. Wenn er das Buch selbst so in Umlauf bringt, von mir aus auch unauffällig, weil der Verlag es nicht merken soll, weil er im Knebelvertrag drin hängt oder was weiß ich. Dann ist das in Ordnung für mich persönlich. Dann ist das aber auch keine Piraterie mehr, auch wenn es wie welche aussieht. Das ist nur schwer zu differenzieren von außen. Die Frage war aber auch, wie ich reagieren würde, wenn mein Buch plötzlich irgendwo als Raubkopie auftaucht, ergo ohne mein Wissen. Ich finde das persönlich anmaßend von den Piraten.

Zitat von: Tintenteufel am 04. August 2016, 09:53:54
Wie gesagt: Nur weil es ein Gesetz gibt, muss das noch lange nicht gut sein. Kann einer Gesellschaft sogar ziemlich im Wege stehen.
Das kann ich unterschreiben. Die Gegenmaßnahme muss aber auch nicht unbedingt die Sahne auf dem Kuchen sein. Die goldene Mitte ist das Ziel, auch in Fragen Piraterie und da wird offensichtlich noch lange gesucht.