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Italienische Ritter

Begonnen von Araluen, 18. Dezember 2015, 19:00:14

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Araluen

Hallo,
vielleicht macht ich mir es ja unnötig kompliziert.  :versteck: Ich frage trotzdem einmal, da ich im Internet erst einmal nciht fündig geworden bin.
Wie benennt man einen Ritter im italienischen Raum? Im englischen Raum heißt es ja Sir Lancelot. Die Vokabel für Ritter ist cavaliere. So weit bin ich schon.

*stellt einen Teller mit italienischen Amarettinis hin*

Lothen

#1
Das heißt, du suchst nach einer italienischen Entsprechung für "Sir", richtig?  Es würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn es dafür gar keine Vokabel gäbe. Im Deutschen gibt es ja auch keine.

Brauchst du eine historisch korrekte Bezeichnung oder suchst du das für ein Fantasy-Setting?

Tintenteufel

#2
Aaaaahahalso.
Klar gibt es eine Entsprechung. Der italienische Lebemann ist eine Spezies für sich. :)
Der einfachste und gebräuchlichste Titel ist Signore. Herr. Bezeichnet u.A. Respektsbezeugung für gewöhnliche Menschen, erwachsene Männer, den Gentleman, den Vermieter oder Hausherren, einen adligen Feudalherren und nicht zuletzt den biblischen HERRN.
Im modernen Italienisch gibt es auch noch den Cavaliere, das ist ein Rang beim Verdienstorden der italienischen Republik (heutige Form seit 1951) der aber wohl auch im vereinten Königreich Italien (1861 gegründet, ab 1866 der Orden) und angeblich auch davor in diversen Staaten gängig war.

D.h. in der Funktion als Knight kann der Sir sehr wohl als Cavaliere übersetzt werden. Signore geht aber auch.

(Quelle: Ital. Wikipedia. :) )


Nachtrag:
Je nachdem, wo das spielt und wann, kann sich das aber unterscheiden.
Süditalien (alles südlich von Neapel) war lange, lange Zeit in spanischer Hand. Da gibt es im Volksmund eigentümlichere Bezeichnungen. Ich finde allerdings gerade keine vernünftigen Sachen auf Sicilianu. Es gibt Patruni, das lässt sich aber eher mit Padrone, Herr im Sinne des Gutbesiters übersetzen und ist der Mafia sei Dank sehr aufgeladen.
Die Mafia nennt ihre Leute auch noch Soldaten bzw. Ehrenmänner (uomini d'onore).

Araluen

Danke schon einmal :)
Ich hätte das Ganze mal noch genauer eingrenzen sollen. Dann wird die Beantwortung der Frage auch einfacher  :hmmm:

Ja, ich suche eine italienische Ensprechung für den Titel/Anrede, Sir, bei einem Ritter, wenn es denn eine gibt.
Die Geschichte, für die ich das suche, spielt in Florenz Mitte bis Ende der Renaissance (da muss ich mir noch mit mir selbst einig werden). Ich will jetzt keinen genau recherchierten historischen Roman schreiben. Florenz ist nur die Kulisse für eine Fantasy Geschichte. So gesehen brauche ich auch nicht zwingend eine historisch korrekte Beschreibung. Aber es sollte doch authentisch sein, daher meine Frage. Hinterher schriebe ich einfach Sir und jeder Leser klatscht isch an die Stirn und ruft aus: "Ich denke, der wohnt in Florenz! Da sprichtman den doch xy an"
Achja besagter Charakter, den es betrifft, ist schon seit längerem Tod und in der Geschichte als Geist unterwegs.

Geht Signore wirklich auch beim Adel? Ritter sind ja adlig.

Fianna

Okay, also ein Geist. Bei dem Setting habe ich gestutzt, denn in Florenz war Adel wirklich unwichtig. Klar, es gab bestimmte wichtige Familien, aber die waren nicht adelig. Wäre es also ein lebender Protagonist, hätte ich Rom empfohlen.
Aber wenn der eh tot ist und nur ein Spiegel der Vergangenheit...

Araluen

ja, er ist eh schon tot und das auch schon länger. Klar, im Florenz der Renaissance hätte ein Ritter wenig Bedeutung gehabt.

Tintenteufel

#6
Zitat von: Fianna am 18. Dezember 2015, 23:42:43
Okay, also ein Geist. Bei dem Setting habe ich gestutzt, denn in Florenz war Adel wirklich unwichtig. Klar, es gab bestimmte wichtige Familien, aber die waren nicht adelig. Wäre es also ein lebender Protagonist, hätte ich Rom empfohlen.
Aber wenn der eh tot ist und nur ein Spiegel der Vergangenheit...

Einspruch, die Medici waren ab 15XX Herzöge, stellten auch einige Königinnen von Frankreich wie 1533 Margareta von Medici. Florenz war vollgestopft mit Adligen, so wie alle anderen "Republiken" auch von einer überschaubaren Clique adliger und landbesitzender Familien beherrscht worden sind. In Genua herrschten sechs Familien, die sich allesamt auf Abstammung von karolingischen Fürsten beriefen.

Zum Thema:
Ja, Signore geht auch für einen Ritter. Das ist so ziemlich die gleiche Bedeutung, da sie wie im modernen Englisch für diverse Sachen gebraucht wird. D.h. als Respektsbezeugung, für den Gentleman und auch für Adlige. So wie das Englische Sir eben auch heute noch z.T. als Respektsbezeugung für eigentlich nicht (bekanntermaßen) Adlige verwendet wird.
Außerdem geht beides auf die gleiche Wurzel zurück: Das Lateinische Seniore.

Eine weitere Möglichkeit ist das "Don", das auf Dominus zurück geht - Herr. Zitat:
ZitatIn practice, however, the style Don/Donna (or Latin Dominus/Domina) was used more loosely in church, civil and notarial records. The honorific was often accorded to the untitled gentry (e.g., knights or younger sons of noblemen), priests, or other people of distinction. It was, over time, adopted by organized criminal societies in Southern Italy (including Naples, Sicily, and Calabria) to refer to members who held considerable sway within their hierarchies.

Today in Italy, the title is usually only given to Roman Catholic diocesan priests (never for prelates, who bear higher honorifics such as monsignore, eminenza, and so on). Outside of the priesthood or old nobility, usage is now fairly uncommon in the south and rarely if ever used in central or northern Italy. It can be used satirically or ironically to lampoon a person's sense of self-importanc

Eine letzte Möglichkeit wäre der Condottiere. Der war nicht adlig, aber ein Kriegsherr und defnitiv von Florenz viel eingesetzt. Wäre in der Zeit aber schon auf dem absteigenden Ast begriffen.

Kurzfassung:
Signor als Anrede aller bei einem Mann von Stand, auch einem Ritter. Ist um 1600 vllt. sogar schon zu hochgegriffen für einen landlosen Ritter.
Don für einen etwas aufgeblasenen Kleinadligen Ritter.
Condottiere für einen Söldner, der sich gern als Ritter sieht.

Araluen

Danke Tintenteufel, das hat mir sehr weiter geholfen :)

Dafür gibt es einen extra großen Schokolieblingskeks.

Fianna

#8
Ebenfalls Einspruch :) 15xx, das ist der Knackpunkt.
Ja, in Florenz gab es einflussreiche Familien, einige adelig, andere wurden im 16. Jh. geadelt - aber sie waren eben NICHT einflussreich, WEIL sie adelig waren bzw. wurden.
Du stellst da einen Kausalzusammenhang her, den ich einfach nicht anerkenne, weil in meinen Augen die Gegebenheiten da nicht passen. Für mich ist die Grösse der Zahnräder in diesem Modell anders verteilt.

Tintenteufel

Touché.
Erkenne ich an, hab nämlich keine Ahnung von früher florentinischer Politik und es ist unsinnig jetzt drüber zu streiten.

Ritter gab es aber in jedem Fall und ein gewisser Adel hatte auch in Italien Prestige. :)

Araluen

Genau, die florentinische Politik ist hier nicht der Punkt, sondern die Suche nach dem richtigen Wort.
Soweit ich informiert bin bisher, zählte im Florenz der Renaissance vor allem Geld und weniger Adel und der Erfolg im Intrigenspiel, sowie der Einfluss beim Papst und so weiter. Da muss ich mich eh noch etwas rein arbeiten, ist aber ein anderes Thema. :)

Araluen

*stellt einen Teller mit Keksen hin*

Da habe ich doch ganz vergessen, den Beitrag, als erledigt zu markieren ;)

Noch einmal ein Dankeschön für die hilfreichen Antworten - Don Rankell klingt toll :)