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... die Anreden eines Kapitäns und die von Personen untereinander?

Begonnen von Arcor, 12. November 2015, 17:49:12

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Arcor

Beim Glattbügeln meines aktuellen Projektes bin ich mal wieder auf ein kleines Problem gestoßen.  :d'oh:
Und zwar habe ich mich von den Namen großteils am Französischen orientiert. Dementsprechend habe ich jetzt auch (danke cryphos  :pompom:) die französischen Dienstgrade der Armee verwendet. Nun bin ich aber auf folgendes Problem gestoßen.

Die französisch-inspirierte Ausdrucksweise soll eher die Oberschicht bevorzugen. Die Unterschicht meiner Gesellschaft soll eine derbere Ausdrucksweise haben (ich weiß, man kann auch im Französischen derb werden, aber ich kann nur rudimentär Französisch und für mich ist es eine elegante und gehobene Sprache). Dementsprechend habe ich bisher die Anrede "Monsieur" unter den feinen Leuten gewählt, die einfachen Leute nutzten "Mister". Das war nur ein Platzhalter und eine Vermengung zweier Sprachen halte ich für höchst unglücklich. Darum muss der Mister jetzt weg.
Bei meiner Recherche bin ich jetzt auf die Verballhornung "Mon" gekommen, die im Militär benutzt wird anstelle von "Monsieur" (was ja auch schon eine Kurzform von "Mon Seigneur" ist, das ist mir aber wiederum zu förmlich, verwende ich vielleicht für Hohepriester oder so).
Fällt da jemandem noch etwas anderes als "Mon" ein? Ich finde es für die Anrede unter der einfachen Bevölkerung nicht wirklich schlecht, bin aber auch noch nicht hundertprozentig glücklich damit. Hat da jemand mit ausgeprägten Französisch-Kenntnissen noch Ideen?



Meine zweite Frage dreht sich um eine Berufsbezeichnung. Wie gesagt, nutze ich die militärischen Ränge der französischen Armee: Sergent, Major, Colonel, Capitaine, Général. Gerade mit "Capitaine" stehe ich aber ein wenig auf dem Kriegsfuß, weil mein Prota nämlich auch ein Kapitän ist - nur außerhalb der Marine.  Auf seinem Handelsschiff soll es aber derber und direkter zugehen - ein französisches Wort wie "Capitaine" ist mir dafür zu soft und elegant. Aber was ist die Alternative? Im Deutschen kenne ich "Käpt'n" statt "Kapitän" (beides wird bisher verwendet), gibt es da ein französisches Pendant?

Überhaupt habe ich mit "Capitaine" noch ein grundlegenderes Problem, weil die Begriffsbezeichnung "Kapitän" sehr häufig im Text vorkommt, außerhalb von wörtlicher Rede. Müsste ich jetzt in euren Augen jeden "Kapitän" im Text durch "Capitaine" ersetzen? Das fände ich ziemlich befremdlich, da der Text ja in Deutsch ist, aber irgendwie kommt mir "Kapitän" im Text und "Capitaine" in wörtlicher Rede auch falsch vor. Zudem hab ich ja unterschiedliche Perspektiven. Die aus der Oberschicht mag vielleicht in "Capitaine" denken, die aus der Unterschicht aber nicht. Mir raucht schon jetzt der Kopf und ich bin der Autor - wie soll es da erst dem Leser gehen?  ???  :brüll:

Seid ihr mitgekommen und wisst Rat? Ich bin eigentlich fertig mit der Story, aber die Sache lässt mir jetzt keine Ruhe und wurmt mich gerade ziemlich.   :wums:
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Faye - Finding Paradise

Berjosa

Da es hier bestimmt Leute gibt, die von Französisch mehr Ahnung haben als ich, erstmal nur zum letzten Punkt:
Ich würde im Fließtext als Berufsbezeichnung "Kapitän" schreiben und eventuell "Capitaine xy", wenn eine konkrete Person gemeint ist.

Lothen

zum 1. Puntk: Und wenn du für die einfache Bevölkerung die Anreden einfach weglässt? Im Englischen wird gehobenere Sprache ja auch dadurch ausgedrückt, dass ein "Sir" oder "Madame" verwendet wird. In der einfachen Sprache fehlt das dann.

Zum 2. Punkt finde ich Berjosas Idee eigentlich ziemlich gut.

Lupa

Hallo Arcor,

kann es sein, dass du dir die Sache selbst schwer machst? ;)
Ich bin auch der Meinung, dass man im "Pöpel" die Ansprache ruhig weglassen kann ("Hey Schmidt, schmeiß mal den Hammer rüber!") Wenn ein einfacher Arbeiter hingegen mit einer Person hohen Standes spricht, könnte er ein "M'sieur" nuscheln. Das ist/war im Französischen meines Wissens nach gebräuchlich.

Was den Kapitän angeht, bin ich ebenfalls Berjosas Meinung. Kapitän im Fließtext und Capitaine in der wörtlichen Rede sehe ich gar nicht als Problem. Das eine ist eine Berufsbezeichnung, das andere der Titel. Wenn du für die rauere Sprache noch was extra brauchst, dann erfinde doch was in Richtung Capt'n? Andererseits bin ich der Meinung, dass auch bei rauerem Umganston ein Vorgesetzter durchaus Wert auf eine korrekte Ansprache legen kann.

Hoffe mein Senf hilft dir weiter.

Liebe Grüße
Lupa

der Rabe

"Mon" gefällt mir eigentlich ganz gut. Wenn du es vielleicht doch benutzen willst, wie wäre es mit einer entsprechenden Abkürzung für den Kapitän? "LeCap" oder so. Hmm. Das sieht blöder aus, als es sich eben in meinem Kopf angehört hat. :hmmm:

Chef?
Patron?
Cador? (Entsprechend einem "Boss")

Oder eben, um es etwas abzuwandeln, eine kürzere Version davon 'tron oder Cad  :hmmm:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

cryphos

#5
Hey Arcor,
schön, dass ich helfen konnte.

Vielleicht klappt es diesmal ja auch. In der wörtlichen Rede und wenn ich eine konkrete Person benenne würde ich Capitaine nutzen, ansonsten das deutsche Kapitän.
Beim Segeln wird der Kapitän bei uns auch gerne mal als Käp angeprochen. Natürlich sind auch Kapt'n und andere Kurzformen bekannt, werden aber eher selten genutzt. Beim französischen Militär, zumindest bei der deutsch-französischen Brigade (dfB) wird ein Capitaine gerne auch als 'Mon Capitaine' angesprochen. Wenn der Capitaine einen Befehl erteilt antwortet das Chor dann mit 'Oui mon Capitaine' was im Deutschen dann mit 'Jawohl' übersetzt wird. Wie mir befreundete Soldaten aus der dfB erzählten nutzen die Franzosen generell die Anrede Mon [Rang] wenn sie einen Offizier ansprechen. Das könntest du auch gut nutzen um zwischen dem militärischen Käp und dem zivielen zu unterscheiden.

Von daher bin ich für die bürgerliche Anrede mit Mon nicht überzeugt.

Wobei wir das mit der bürgerlichen Anrede auch mal wörtlich nehmen können. Während der französischen Revolution sprachen sich die Pariser nichtadligen untereinander mit Bürger/Büregrin an. Der französische Begriff dafür wäre für die Männer Citoyen, wenn ich mich recht entsinne. Frag mich bitte nicht wie die weibliche Form dazu ist. Mein Französisch ist mehr als miserabel.  ;)
Kleinbürger und Arbeiter wurden auch als Sansculottes bezeichnet. Das könntest du ebenfalls nutzen.
So viel ich weiss war die Anrede Bürger für die Revolutionäre nicht nur in Paris gebräuchlich, ich bin mir da aber nicht zu 100% sicher.

Churke

Zitat von: cryphos am 13. November 2015, 08:34:47
Wenn der Capitaine einen Befehl erteilt antwortet das Chor dann mit 'Oui mon Capitaine' was im Deutschen dann mit 'Jawohl' übersetzt wird.

Die korrekte Übersetzung ist "Jawohl, Herr Hauptmann!". Das "mon" setzt man immer dann, wenn man im Deutschen ein "Herr" als Anrede verwendet.  War mal in der dfB, kenne mich also ein wenig aus.  ;)

Zitat
Während der französischen Revolution sprachen sich die Pariser nichtadligen untereinander mit Bürger/Büregrin an.
Äh, nein, der Witz daran war, dass man gerade den Adel so ansprach. Einschließlich des Königs alias "Bürger Ludwig Capet".

Übrigens finde ich Arcors Platzhalter mit Monsieur/Mister gar nicht so schlecht. Im Barock sprachen Leute, die sich für etwas Besseres hielten, französisch.

Arcor

Danke schonmal für eure Antworten. Ich habe sie gestern noch gelesen, bin aber nicht mehr dazu gekommen, noch zu antworten.

Ihr habt mir auf jeden Fall schon einmal sehr weitergeholfen. Es beruhigt mich, dass ihr eine Unterscheidung zwischen "Capitaine" in wörtlicher Rede und "Kapitän" im Fließtext nicht als hinderlich anseht, dann werde ich das vermutlich so handhaben.

@Lothen & Lupa
Die Idee, die Anrede einfach wegzulassen, gefällt mir ganz gut, das dürfte auch zu mehreren Figuren echt gut passen. "Mon" oder halt ein genuscheltes "M'sieur" wäre dann quasi die Zwischenstufe zum "Monsieur", das die hohen Herren ständig schwingen.

@der Rabe
LeCap!  :rofl: Spaß beiseite, die Abkürzung "Cad" ala "Käpt'n" gefällt mir ganz gut. Da werde ich mal drüber nachdenken.

@Churke
Doch einer, der Monsieur/Mister gut findet.  :rofl: Ich empfinde es halt als schwierig, da ich nirgendwo Raum habe, um den Unterschied zu erklären. Ich finde es unlogisch, meine Figuren sich darüber unterhalten oder darüber nachdenken zu lassen und ohne Erklärung verwirrt es nur - gerade weil wir uns in einer Fantasy-Welt bewegen. Mit Fantasy-Sprachen würde sich das Problem glaube ich nicht ergeben.
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Faye - Finding Paradise

Fianna

Wieso erklären?
Lass doch jemanden, der verärgert ist, die falsche Anrede benutzen. Vielleicht desertiert der oder verschwindet wortlos, und dann kann der Kapitän seinem Maat oder sonstwem erklären, warum ihn das nicht überrascht. ("Gestern hat er mich (...) genannt, wie es ein (...) tun würde." - Zivilist oder Bürger wäre für die zweite Lücke evt das richtige Wort?)

Vllt kannst Du diesen Deserteur mit einem Konflikt in der Geschichte verbinden, beispielsweise gewähltes Ziel / Auftrag / geplantes Auslassen eines Zwischenstopps... Der Deserteur ist eben der Einzige, der sich deswegen dünne macht.