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[Medizin] Verhaltensstörung durch Tumor oder Krankheit?

Begonnen von Assantora, 21. April 2015, 21:57:01

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Assantora

Hallo, der Titel beschreibt eigentlich schon ganz gut, was mir unter den Nägeln brennt.

Ein Chara von mir, eine junge Frau, ist für rund ein Jahr im Gefängnis gewesen, in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt. Nun ist sie zwar wieder frei, aber der arme Bruder erkennt sie nicht mehr wieder. Sie ist sehr katatonisch. Sie tut, wenn man sie um etwas bittet. Schlurft auch nciht, oder so. Sie ist verstummt und scheint die meiste Zeit irgendwie abwesend zu sein.
Auch wenn etwas neben ihr knallt, oder so, ist von ihr keine Reaktion zu bemerken.
Am ehesten, wenn nicht Martyrium, welches sie im Knast erlebt hat, könnte ich mir eine medizinische Ursache vorstellen. Mein Favorit wäre ein Tumor im Gehirn, der irgendwie die Auffälligkeiten auslöst, ohne dass sie dadurch zwangsläufig sterben muss. Und wenn doch, dann ist das halt so.

Hat jemand Ideen was solche Störungen, ist ja nicht nur das Verhalten, sondern auch die Persönlichkeit so sehr verändern kann? Und dann wäre natürlich noch die große Frage, ob eine Behandlung den alten Zustand wieder herstellt, oder ob möglicherweise Schäden zurück bleiben.
Jemand eine Idee?

Vielen Dank schon mal im Voraus :)
Assantora

Alana

#1
Wachstumsprozesse im Gehirn jeder Art, können so was sicher auslösen. Nicht nur Tumore, sondern zum Beispiel auch Parasiten, die sich im Gehirn abkapseln. Es kommt darauf an, in welchem Bereich des Gehirns das passiert. Dass derjenige daran stirbt, ist auch nicht immer gesagt, manche Tumore sind gutartig, soll heißen, sie wachsen nur langsam und streuen nicht im Körper, aber durch sehr ungünstigen Sitz (im Gehirn eben) und Druck auf bestimmte Stellen, können sie üble Symptome auslösen. In so einem Setting, wie du es hast, ist es wohl schwierig, die Ausgangssituation wieder herzustellen. Parasitenblasen platzen meist auf und führen durch toxischen Schock oder Störungen im Gehirn zum Tod. Wann das passiert, ist allerdings sehr ungewiss, ich glaube, die können sich teilweise jahrzehntelang verbergen. Übrigens kann Syphilis glaube ich auch so was bewirken, wohl auch irreversibel. Ein Tumor müsste entfernt werden, damit die Störung verschwindet, was aufgrund deines Settings eher schwierig ist.
Alhambrana

Joel

Lustigerweise habe ich heute ein ganz ähnliches Thema recherchiert  ;D

Dabei bin ich auf das Glioblastom aufmerksam geworden. Das könnte bei dir möglicherweise auch passen. Ein bösartiger Hirntumor, der früher oder später definitiv zum Tod führt, mit Verhaltensauffälligkeiten, aber auch apathischen Zuständen einhergehen kann. Muss aber dazu sagen, dass ich kein Mediziner bin (aber von einem Arzt darauf aufmerksam gemacht wurde).


Lothen

Ich empfehle hierzu Dr. House, am besten gleich die ersten vier Staffeln, da ist sicher was dabei. ;)

Neben Tumoren können auch einige Infektionen eine solche oder eine ähnliche Wirkung nach sich ziehen: Creutzfeld-Jakob (Schreckhaftigkeit, motorische Störungen, Halluuzinationen, Gedächtnisstörungen, Demenz, Persönlichkeitsveränderung) oder auch Syphilis (Sprachstörungen, Demenz, Persönlichkeitsveränderung).

Ansonsten erinnern mich die von dir beschriebenen Symptome ziemlich an den Zustand nach einer Lobotomie (vielleicht hat ja jemand die Gefangenen für Experimente missbraucht?). Auf diese Weise wurden noch bis ins 20. Jahrhundert Psychosen und aggressive Störungen "behandelt" - die Patienten waren danach tatsächlich nicht mehr psychotisch, aber dafür antriebsarm und emotionslos. Auch die Persönlichkeit veränderte sich dadurch.

Diese Zustände wären aber, nach meiner Ansicht, allesamt irreparabel. Außer, es gibt in deiner Fantasy-Welt schon Penicillin, um zumindest der Syphilis Herr zu werden. Das Problem ist: Wenn das Gehirn einmal beschädigt ist, ist es unwahrscheinlich (aber möglich!), dass sich zerstörte Strukturen zurückbilden.

Fynja

Gerade im Gehirn können Tumore sich auf sehr vielfältige Weise auswirken, auch auf die Persönlichkeit, und wie tödlich das verläuft, hängt, wie Alana gesagt hat, sehr vom jeweiligen Fall ab. Hier hättest du auf jeden Fall den Vorteil, dass du dir die Symptome ein bisschen selbst zurechtpuzzeln könntest, wie du sie gerade brauchst, weil eigentlich jeder Fall eines Hirntumors sehr individuelle Auswirkungen hat und die Symptome einer Gehirnschädigung auch nicht immer vorausgesesagt werden können und da schon jede Menge Unterschiedliches vorgekommen ist. Ein schöner exemplarischer Fall dafür, welche Auswirkungen eine Hirnschädigung auf die Persönlichkeit haben kann, ist der von Phineas Gage. Der hatte zwar keinen Tumor, aber eine Eisenstange in seinem Kopf und ist von einem stillen, eher schüchternen Mann zu einem richtigen Draufgänger geworden.

Aber bei dir soll es ja dann eher in die gegenteilige Richtung gehen, Richtung Apathie, wenn ich das richtig verstanden habe? Auch hier könnte ein Tumor sicher das "gewünschte" Verhalten auslösen, woran ich aber auch denken muss, ist das Posttraumatische Belastungssyndrom. Das haben wir erst neulich in Biopsychologie durchgenommen: durch extreme Stressoren, die zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen, können im Gehirn im Hippocampus und im limbischen System Nervenzellen absterben. (Kriegsveteranen mit PTSD beispielsweise haben eine signifikant geringere Hirnmasse als Kriegsveteranen ohne diese, das wurde nachgewiesen.) Dies kann dann auch zu apathischem Verhalten führen, der Schaden ist dann allerdings auch ziemlich irreversibel, weil die Zellen und Synapsen, einmal abgestorben, so einfach nicht mehr wiederkommen. Vielleicht würde auch das passen?
Wie das bei einem Tumor aussehen würde, weiß ich leider nicht, da kenne ich mich nicht aus, aber bei einem Tumor dürfte dir auch genug Handlungsspielraum bei der Frage bleiben, ob er überhaupt behandelbar ist oder nicht.

Kraehe

Jeder raumfordernde Prozess im Hirn kann zu Verhaltensstörungen führen, je nachdem, wo er sitzt. Oder auch zu anderen Problemen - Sprachstörugen, Gleichgewichtsstörungen, Gangbildstörungen etc.
Leute merken oft zuerst morgendliche Übelkeit beim aufstehen, Schwindel, Kopfschmerzen. Die Persönlichkeitsveränderung fällt dann dem Umfeld eher auf - und kann wirklich alle Sparten abdecken.
Beispiele für Tumoren des Hirns wären beispielsweise Gliome, Astrozydome, Ependymale Tumore und ganz, ganz viele mehr (wer die Muse hat kann sich einfach durch Wikipedia klicken ::) )
Natürlich kommen auch Metastasen in Betracht, wie etwa von Hoden, Leber, Eierstock, Lunge, Brust - oder auch Plasmozytome oder Lymphome.

Das Ding ist:
Tumore im Hirn, die schon solche Probleme machen, möchte man eigentlich nicht da lassen und würde sie sicher gerne rausholen. Bestrahlung und Chemo wären auch Optionen, könnte man vor/während/nach der OP machen, je nach Konzept. Prinzipiell sind Hirntumore aber einfach doof und die Prognose ist eher schlecht, du kannst ganz gut im Internet zu Hirntumoren allgemein und zu den einzelnen Arten recherchieren. Durch Chemo und Bestrahlung kommt es leider auch zu erheblichen Nebenwirkungen, abgesehen davon, dass auch die OP schiefgehen kann.
Auch gutartiges Zeug ist leider Zeug, das an einem Ort ist, an den es nicht gehört. Und auch wenn du einen gutartigen Tumor nimmst, besteht rein *prinzipiell* immer das Risiko einer Entartung (also wird man nicht ewig warten) und wenn dein Tumor schon so groß ist, dass er ordentlich Symptome macht, dann wächst er da wirklich schon lange und ist ernst zu nehmen. Wenn er bösartig und schon so weit fortgeschritten ist, dann hat sie womöglich nicht mehr wirklich lange zu leben. Je nach Grad des Tumors und wie er behandelt wird, kannst du ein paar Monate bis 2-3 Jahre planen. Wenn's schnell gehen soll auch eher.

Rein prinzipiell kann deine Prota auch Blutungen oder Stauungen von Liquor oder anderweitig Drucksteigerung haben, aber das sind alles Sachen, die sich eher nicht so lange ziehen.

Ich dachte noch daran, ihr eine Hormonstörung zu verpassen. Ganz ohne Tumor. Welche Hormone... krasser Eisenmangel oder mehr oder weniger Ausfall der Schilddrüse vielleicht. Vielleicht ist aber auch ihr gesamter Hormonhaushalt durch die Gefangenschaft extrem durcheinander - Kein Tag-Nacht-Rhythmus mehr (Epiphyse bzw. Zirbeldrüse), gestörter Tagesrhythmus (Nebenniere), Ausfall der Schilddrüse, Schädigung von Knochemark und Blutbildung (oder der Niere, die stimulierende Hormone schickt), Probleme mit der Hypophyse (könnte man vielleicht auch irgendwie kaputt machen oder entarten lassen)... oder Ausfälle von GABBA, ACh, Serotonin, Endorphinen oder so ziemlich jeglicher Botenstoffe im Hirn. Wenn man sucht findet man da sicher Krankheitsbilder und Ursachen :hmmm:

Das so als Ansatzpunkt. Ich kenne mich in dem Bereich nicht so gut aus, wie ich vielleicht sollte, könnte aber nachschagen, falls du dich mehr in die Richtung bewegst :)
Allerdings bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob es so heftig ausfallen würde oder nicht einfach Hormonstörung+Psychische Belastung zusammenfallen.

Zitat von: Lothen am 21. April 2015, 22:18:51
Syphilis (Sprachstörungen, Demenz, Persönlichkeitsveränderung).
Ja, aber erst im letzten Stadium, wenn das Nervensystem mit befallen wird. Das zieht sich über Jahre, bis man so weit ist und vorher wird es eben echt hässlich mit Syphilis. Und dann ist nicht nur das Hirn befallen...

In die Richtung könnte ich auch Porphyrie vorschlagen: Probleme, eigenes Hämoglobin zu bilden (bzw. das Häm). Viele werden gar nicht erkannt, also nicht benahdelt, und neuropsychisch auffällig oder gleich psychisch krank eingestuft. Gerade in einer Fantasy Welt könnte sie maximal durch das Trinken von Blut kompensieren, sofern keine Medikamente bereitstehen, und auch das ist fraglich, wie weit es hilft. Dann könnte man es in unserer Welt diagnostizieren :)

Zitat von: Lothen am 21. April 2015, 22:18:51
Lobotomie
Dann hätten sie halt - recht präzise, sowas wurde ja nicht unter tollsten hygienischen Bedinungen durchgeführt und man hatte keine Ahnung, was man tat - an ihrem Kopf rumgeschustert. Bestenfalls haben sie dafür nicht aufgemacht, sondern einfach vorne durch die Augenhöhle reingestochen und Hirn zerstört. Zerstört wird hierbei die Verbindung zwischen beiden Hirnhälften. Ist doof und nicht reversibel. Und das Ausmaß, in dem sie dann noch präsent ist - oder regieren würde - ist fraglich.

Man kann ihr natürlich einen Fremdkörper im Hirn platzieren (Kugel? Pfeilspitze? ;D), der entfernt werden kann. Klingt doof und ein wenig spekulativ, aber solche Leute gab es - die z.B. Eisenstangen durch den Kopf gerammt bekamen und gerettet werden konnten. Ob dann aber alles wieder wäre wie vorher wage ich zu bezweifeln. (ah, okay, Fynja dachte auch daran :D)

FeeamPC

Was immer die Ursache ist, in einer mittelalterlichen Welt wurde ihre Verhaltensänderung wohl eher auf Teufel, böse Geister, Besessenheit oder Hexerei zurückgeführt. Entsprechend dürfte die Behandlung gewesen sein, wenn es denn überhaupt eine gab.

Assantora

Danke für die ganzen Eindrücke :)

Infektion habe ich auch noch in der Hinterhand, wobei der Tumor den Vorteil hätte, dass er klar vor der Zeit im Gefängnis und somit nicht von Dritten verantwortet sein kann. Ich muss den Bruder irgendwie überzeugen, dass nicht der Knast ihren Zustand ausgelöst hat, sondern die Umstände. Ein Beleg dafür, dass ihr Zustand sich auf jeden Fall so entwickelt hätte.
Nur ihn zu überzeugen. Da wäre es das Beste, wenn die Schwester wieder anfängt zu sprechen, also der Tumor entfernt wird. Es gibt in der Welt zwar Magie, mit der das möglich wäre, aber es ist gerade keiner da und da soll auch niemand kommen. Ops und so dass wäre illusorisch in dem Setting.

Könnte man mit einer Behandlung ala Kräutertee mit exotischen Zusätzen den Druck des Tumors auf dem Hirnareal verringern? Das klingt ziemlich abenteuerlich. Aber eine andere Möglichkeit eine Verbesserung ohne magisches Dingsbums fällt mir da im Moment nicht wirklich ein.
Noch ein paar Ideen vielleicht?

Lothen

Ehrlich gesagt sehe ich das Problem darin, wie überhaupt jemand auf die Idee kommen sollte, dass es sich um einen Tumor handelt.

Rein geschichtlich ist es so, dass erst im 19. Jahrhundert überhaupt in der Wissenschaft klar wurde, dass das Gehirn der Sitz des Denkens und Handelns ist (nicht das Herz) und dass unterschiedliche Gehirnbereiche unterschiedliche Aspekte des Verhaltens steuern. Das heißt, die Vermutung, dass eine Störung im Gehirn für Persönlichkeitsveränderungen o.ä. verantwortlich ist, klingt für mittelalterliche Verhältnisse sehr unrealistisch. Wie Fee vorhin schon sagte: Viel wahrscheinlicher wäre, dass Abweichungen im Erleben und Verhalten auf Dämonen, Geister, Besessenheit etc. zurückgeführt werden.

Und selbst WENN man auf die Idee käme, müssten deine Ärzte über eine Art Computer-Tomographen verfügen, um den Tumor lokalisieren zu können.

Vielleicht dann doch eher eine sichtbare Verletzung, die erst einmal unter den Haaren o.ä. verborgen bleibt, sodass es dauert, bis man sie bemerkt?

Oder doch was in Richtung Hirn-Parasit ... Es gibt da eine Dr. House-Folge (sorry, ich liebe Dr. House ;D), in der bei einem Patienten irgendwelche Würmer o.ä. ins Gehirn gelangen und der Patient daraufhin komplett seine Hemmungen verliert, nur noch lacht und dann irgendwann ins Koma fällt. Bei so einem Parasit könnte ich mir vorstellen, dass ein alchemistisches Gebräu die Viecher abtötet (das klänge zumindest realistischer als bei einem Tumor). Und ich denke mal, dass solche Parasiten auch unterschiedliche Symptome hervorrufen können, je nachdem, wo im Gehirn sie sich festfressen ...

Aber das ist jetzt nur Laienmeinung. ;)

Feather

Schwierige Sache in einem eher mittelalterlichen Setting von Tumor zu sprechen. Solche Begriffe oder auch nur der Gedanke daran gab es damals noch nicht. Würde mir als Leser schwer fallen so etwas zu glauben. Die Idee die ich habe allerdings auch.
Jetzt weiß ich natürlich nicht wie weit deine Medizin ist.
Egal ich schreib dir trotzdem meine abstraktere Idee. Ein Aneurysma. Ziemlich groß an eine blöden Stelle,das auf bestimmte Areale im Gehirn drückt und dadurch  zu Verhaltensauffälligkeiten führt.
Für das zumindest kurzweilige Normalwerden hätte ich zwei Ideen.
Einmal einen Aderlass, um zumindest kurzzeitig den Druck auf das betreffende Hirnareal zu mindern.
Das zweite wäre eventuell tödlich. Was bei dieser Grösse zwangsläufig passieren würde irgendwann. Das wäre das Platzen des Aneurysmas.


Sprotte

Schon in der Steinzeit wurde bei hoffnungslosen Fällen Trepanation gemacht, also ein Loch in den Schädel bohren, um böse Geister zu entlassen. Das haben - Schädelfunde mit Knochenwachstum an den Trepanationslöchern - durchaus Leute überlebt. Wenn jemand z.B. gestürzt ist, dadurch ein drückendes Blutgerinsel hat, könnte die Schädeleröffnung zum Druckablaß helfen. Aber da würde sich eben niemand hinstellen und von Tumor/Gerinsel etc. sprechen, sondern eher von einem Dämon, den man solcherart aus dem Patienten rausschafft.

Assantora

Es geht mir gar nicht so sehr um eine exakte wissenschaftliche Erklärung, was der Figur nun fehlt. Diese Erklärung will ich für mich, um halt besser zu verstehen, was ihr nun fehlt, wie sich alles zusammenfügt. Zwar glaubt der Bruder nicht an einen bösen Geist, der im Körper der Schwester wohnt, aber es muss erklärbar sein, dass es ein körperlicher Defekt ist, auch in einem Fantasy-Setting. Einen Tumor könnte man ja auch als schlechtes Gewebe bezeichnen. Oder halt ein Geschwür, was da nicht hingehört.

Kashi

Hm, das Problem mit einem Tumor im Kopf ist, dass man ihn ohne die entsprechenden Geräte (z.B. MRT-Scan) nicht sehen kann. Woher sollen die Leute in deiner Welt wissen, dass ein Geschwür oder "schlechtes Gewebe" überhaupt im Kopf existieren kann? Und daraus schließen, dass ebendies für die Erkrankung verantwortlich sein könnte? Falls du es logisch in deiner Welt einbauen kannst, könntest du einen solchen Tumor glaubwürdig als Ursache anbringen.

Muss es denn unbedingt ein "körperlicher Defekt" sein? Was spräche denn gegen eine posttraumatische Belastungsstörung? Sie ließe sich zumindest ohne Chemotherapie - oder wie in einem Fantasy-Setting mit abenteuerlichen Kräuterzubereitungen - behandeln und da besteht auch eine Chance auf Heilung.

Ein Parasit wie Lothen es vorgeschlagen hat, fände ich auch noch interessant. Da hätte man sowohl bei der Erschaffung eines solchen Parasiten als auch bei der Behandlung künstlerische Freiheit.


Kraehe

Zitat von: Assantora am 22. April 2015, 20:56:46
Könnte man mit einer Behandlung ala Kräutertee mit exotischen Zusätzen den Druck des Tumors auf dem Hirnareal verringern? Das klingt ziemlich abenteuerlich. Aber eine andere Möglichkeit eine Verbesserung ohne magisches Dingsbums fällt mir da im Moment nicht wirklich ein.

Nein. Ein Tumor ist und bleibt da, egal, was du trinkst, und er wird davon nicht größer oder kleiner. Was man tun kann ist bestrahlen, chemo, operieren. Vor allem operieren, denn die anderen Sachen dienen ja dazu, das Wachstum zu verlangsamen/stoppen oder den Tumor zu verkleinern (durch kaputtmachen).

@Schädel aufborhren: Wenn es eine Blutung wäre (z.b. Epidural), die sie nicht sofort umbringt, kann man - vorausgesetzt man bohrt halt auch an der Stelle - Druckentlastung erreichen. Aber solche Blutungen ziehen sich nicht so ewig und müssen von irgendwoher kommen. Z.B. Gewalteinwirkung. Dann wäre die Gefangenschaft doch gewissermaßen die Ursache. Und wenn man durch Bohren Blut ablässt muss man die Blutungsursache trotzdem unterbinden. Und es ändert nichts daran, dass der zeitliche Spielraum da sehr begrenzt sein kann. (Stunden bis Tage, je nach Blutung, aber ich mutmaße mal, dass die Zeit enger wird, wenn die Leute erst so symptomatisch geworden sind).

Was man sich überlegen kann, wäre ein Liquorstau im Hirn. Von mir aus durch einen Tumor des Gewebes, das die Liquorräume auskleidet, verursacht, oder durch einen Tumor, der den Liquorabfluss behindert. (ist eher selten, soweit ich mich entsinne). Dann staut sich Liquor im Kopf und der Hirndruck nimmt ebenfalls zu. Um den Liquor abzulassen, müsste man aber gezielt einen der Liquorräume anbohren, und das geht schlecht, ohne nicht Hirn mit zu erwischen. (könnte man natürlich mal probieren, die können ja nichts anderes) Und wenn der Liquor erst einmal so sehr staut, dass man auffällig wird (in dem Fall durchaus apathisch, Bewegungsstörungen, fehlende Reflexe bis hin zu Atemsuppression im Endstadium), dann hat man wiederum nicht viel Zeit. Man kann dauerhaft einen Abfluss legen, z.B. Shunt in den Magen, oder was in deinem Setting eben möglich wäre. Aber auch da muss es schnell gehen, solange das Hirn noch mehr verkraftet.

Allgemein könnte man auch eine (Hemi-)Cranektomie machen, also quasi den Deckel vom Kopf abnehmen. Nachteil: Gehirn liegt bloß. Abgenommener Schädel muss gekühlt und ordentlich gelagert werden, wenn man ihn später wieder drauf machen will, und das ist je nach Setting ziemlich unwahrscheinlich. Man könnte die Gute nachher mit Helm rumlaufen lassen und wirklich ohne Schädelknochen.

Auch das Erkennen des "Schlechten Gewebes" wie du es beschreibst macht mir je nach Setting ziemliche Bauchschmerzen. Dafür muss man a) erst einmal ein Verständnis dafür haben, dass der Körper aus verschiedenen Geweben besteht, anstatt einfach nur ein kompaktes Wunder zu sein, b) feststellen, dass es Gewebe gibt, die an den falschen Orten sind, c) dann auch noch in den Kopf hineinsehen, um festzustellen, dass da etwas falsches ist. Und das ist wirklich schwierig, wenn man kein CT, MRT oder Röntgen zur Verfügung hat. Allein auf den Gedanken zu kommen, dass die Ursache der Kopf ist (je nach Setting dürfte man auch mit Säften, Geistern oder ähnlichem argumentieren, oder sagen, das Herz oder die Seele ist Schuld) ist durchaus ein weiter Schritt. Dann auch noch in den Kopf hinein zu sehen und einen Tumor als schlechtes Gewebe zu identifizieren...  :no: Das wirkt leider etwas weit hergeholt, wenn du nicht begründest, dass die Medizin schon auf dem entsprechenden Stand ist und ein Bewusstsein dafür herrscht.

Ilva

Ich besuche gerade eine Einführungsvorlesung in Toxikologie und dort hatten wir Beispiele von chronischen Vergiftungen, deren Symptome aufhören, sobald man dem Gift nicht mehr ausgesetzt ist. Z.B. Mutterkorn in Getreide, das St. Antoniusfeuer auslösen kann. Das wäre eine Möglichkeit.

Allerdings kenne ich kein Toxin, das derartige Verhaltensstörungen auslöst, dafür kenne ich mich zu wenig aus. Aber vielleicht gibt es das ja. Oder es kann erfunden werden.  ;D

Als Beweis dafür, dass das Gefängnis nur indirekt schuld ist (z.B. Schimmel im Essen), könnten andere Fälle mit den gleichen Symptomen dienen von Leuten, die nie im Gefängnis waren (dafür z.B. bettelarm).

Tut mir leid, dass ich dir kein konkretes Gift nennen kann, aber ich wollte den Gedanken mal anstossen. :)