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[Kampf] Schwertkampf - Mythen und Realität

Begonnen von Coehoorn, 25. März 2015, 23:52:20

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Simara

Zitat von: Reman Akarak am 26. März 2015, 22:05:06
Sich zu schneiden ohne erst einmal den Schnitt zu bemerken, kennt der ein oder andere sicherlich schon.
Aber auch wenn man sich selbst schon unzählige mal mit scharfen Messern in der Küche verstümmelt und ähnliche anfängliche "Schmerzlosigkeit"
erlebt hat, würde ich gerne einmal die Erfahrung bzw. Meinung von Leuten einholen, die doch praktischere Erlebnisse aus Kampfsituationen
vorweisen können.

Also mein Sensei erzählt immer wieder gerne eine Anekdote darüber, wie er einmal mit dem Schwert gekämpft/trainiert hat und sein Gegner es ihm versehentlich ins Bein gestoßen hat, ohne das er es gemerkt hat. Er dachte es wäre nur gestriffen gewesen und erst als er nachsehen wollte, wie kaputt die Hose ist, fiel ihm das Blut auf. Ich denke das solche Dinge weniger mit einem "perfekten Schnitt" zu tun haben als mit der Tatsache, das man im Kampf randvoll mit Adrenalin ist und dadurch gerade gut geschliffene Klingen nicht immer gleich spürt. Mit stumpfen Verletzungen ist das in Kampfsituationen ähnlich, da stehst du im Training auch wieder auf und machst die nächsten Stunden weiter als wäre nichts und sobald du Zuhause auf der Couch sitzt kommen die Schmerzen und du glaubst nie wieder aufstehen zu können. Auf der anderen Seite gibt es natürlich- wenn talentiert genug- die Möglichkeit, gezielt Nerven zu durchtrennen und das letztendliche Schmerzempfinden damit einzuschränken.

Sascha

Zitat von: Simara am 05. April 2015, 17:30:14
Auf der anderen Seite gibt es natürlich- wenn talentiert genug- die Möglichkeit, gezielt Nerven zu durchtrennen und das letztendliche Schmerzempfinden damit einzuschränken.
Ich frage mich gerade, welchen Sinn es in einem echten Kapmf hätte, den Gegner möglichst schmerzlos oder zumindest schmerzarm zu verletzen. Ein Gegner, der sich nach einem Treffer vor Schmerzen am Boden windet, ist ab dem Moment keine Gefahr mehr oder doch zumindest im weitere Verlauf sehr eingeschränkt. Einer, der zwar auf lange Sicht auch tödlich getroffen ist, aber momentan noch weiterkämpft, weil er nix merkt, kann mich noch ins Jenseits befördern, bevor mein Treffer wirkt.
Gibt's einen besonderen Grund für solche Techniken? Denk ich zu kurz?

Simara

Zitat von: Sascha am 05. April 2015, 19:52:02
Ich frage mich gerade, welchen Sinn es in einem echten Kapmf hätte, den Gegner möglichst schmerzlos oder zumindest schmerzarm zu verletzen. Ein Gegner, der sich nach einem Treffer vor Schmerzen am Boden windet, ist ab dem Moment keine Gefahr mehr oder doch zumindest im weitere Verlauf sehr eingeschränkt. Einer, der zwar auf lange Sicht auch tödlich getroffen ist, aber momentan noch weiterkämpft, weil er nix merkt, kann mich noch ins Jenseits befördern, bevor mein Treffer wirkt.
Gibt's einen besonderen Grund für solche Techniken? Denk ich zu kurz?

Es gibt einige Techniken, bei denen man sich zu nutze macht, dass der Gegner den ersten Treffer nicht gespürt hat, seine neue Einschränkung nicht bemerkt (denn auch wenn der Schmerz nicht verarbeitet wird besteht ja trotzdem ein Nerven und Muskelschaden der einige Bewegungen be- oder verhindert) und dadurch beim Nächsten Angriff leicht ausgeschaltet werden kann. Sollte sich die Möglichkeit bieten ihn gleich auszuschalten, sollte man das jedoch auch möglichst tun und nicht irgendwelche Kunstgriffe ausprobieren- so was bräuchte man eben weniger in einem "ganz normalen" Kampf als in einem Duell mit Jemandem, dessen Deckung zu gut ist um ohne Trick an die lebenswichtigen Dinge heran zu kommen.

Sternsaphir

Im echten Kampf unter Adrenalin ist die Schmerzwahrnehmung vermindert, was wirklich dazu führen kann, dass derjenige die ersten Treffer nicht bemerkt. (Umsicht, logisches Denken und Koordination sind auch nur noch auf das Minimum reduziert, wenn es sich um untrainierte Kämpfer handelt)
Kommen dann noch Drogen dazu, kann sich dieser Effekt verstärken. Das sieht man z.B. gerne bei Schlägereien unter Betrunkenen, die trotz Schlägen ins Gesicht ihr Gegenüber weiter würgen.

Darum ist es vor allem beim Kampf wichtig, Stellen zu treffen, die entweder besonders empfindlich sind oder den Gegner sofort einschränken oder zumindest so lange schocken, dass man noch eine weiteren Hieb oder Griff hinterhersetzen kann.
Der Schmerz allein kann im übrigen den Gegner auch in eine Art Raserei versetzen (haben wir mal beim Escrima geübt), was dazu führen kann, dass derjenige dann erst recht auf einen zugesprungen kommt.

Sascha


Churke

Schmerzempfinden ist indivudell und kann durch, äh, Abhärtung vermindert werden. Ich hatte mal einen Cut im Schienbein, der bis runter auf den Knochen ging. Wahrscheinlich ein Schwert.  ;) Woher? Wieso? Keine Ahnung, ich hatte anderes zu tun. Und ich hab's auch erst Stunden später gemerkt, als ich die Hose auszog.
Bei einem Kumpel dagegen reichte ein einfacher Fußtritt gegen das Schienbein. Platzwunde, aus vorbei. Game over.

In Systema gibt es übrigens auch die Technik, sich einem Hieb durch Körperbewegung anzupassen und die Verletzung dadurch erheblich abzumildern.