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[Religion] altägytischer Meeresgott/göttin

Begonnen von Valkyrie Tina, 26. April 2014, 08:34:38

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Valkyrie Tina

Ich suche für eine Kurzgeschichte die altägytische Gottheit, die für das Mittelmeer zuständig war. Ich habe das Paar Naunet und Nun gefunden, die scheinen aber eher für ein ominöses "Urmeer" zuständig gewesen zu sein. Hat da jemand eine Idee?

caity

Die Frage ist, ob im Alten Ägypten das Mittelmeer schon als solches bekannt war, das halte ich für eher unwahrscheinlich. Darf ich fragen, warum es die Gottheit des Mittelmeeres sein muss? Warum nicht nur ein Meeresgott? Oder Alternativ der Flussgott des Nils?
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Pygmalion

Also, es hieß sicher anders...
Ich glaube, einen solchen Gott gab es nicht... am ehesten käme vielleicht der hier in Frage;)
http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=lexikond&id=050811213418

Valkyrie Tina

Ägypten grenzt doch nördlich ans Mittelmeer. Die müssen das also schon irgendwie gekannt haben..
Es soll um eine Stadt gehen, die im Mittelmeer versunken ist, dafür bräuchte ich die "zuständige" Gottheit.

Yamm wäre vielleicht eine Möglichkeit, aber so ganz glücklich bin ich mit dem nicht. Es sollte eher ein zu der Zeit auch verehrter Gott sein, so ein "wir fahren morgen mit den Schiffen raus, hoffentlich ist Ägytmeeresgottis uns gnädig gestimmt"

Debbie

Vielleicht noch:

Anuket -> ägyptische Göttin des Kataraktgebietes; Herrin Nubiens; mit Nilflut in Verbindung gebracht; Wassergöttin

Ansonsten fällt mir auch nur Nut ein. Du könntest natürlich auf einen Schutzgott ausweichen:

z.B. Amun -> Wind; Beherrscher der Lüfte für guten Wind oder Isis -> die in helenistischer Zeit zur Schutzgöttin der Seefahrer und Beherrscherin des Wassers wurde (da weiß ich jetzt natürlich nicht, wann die KG spielt, ggf. könnte man ihr dieses Attribut aber auch schon früher zuordnen, wenn sie zu diesem Zeitpunkt z. B. bereits wegen anderen Dingen verehrt wurde)



caity

#5
@ Valkyrie Tina: Klar grenzt Ägypten ans Mittelmeer, aber deshalb gab es das "Mittelmeer" halt noch nicht unbedingt ;)
In römischer Zeit wurde das Meer tatsächlich "Mare Aegyptum" genannt, aber wenn die Stadt versunken ist und du altägyptische Mythologie reinbringen möchtest, wird das nach deiner Zeit sein.
Ich habe gerade noch folgende Legende gefunden: Vom gefraessigen Meer.
Da das Meer hier personifiziert wurde, könntest du versuchen herauszufinden, was Meer auf Altägyptisch heißt. Falls du es bis dahin noch brauchst, kann ich mal schauen, ob ich was bei uns im Althebräisch-Wörterbuch finde, da komme ich aber erst wieder am Mittwoch dran. Manchmal stehen da noch die Übersetzungen ins akkadische, ägyptische, usw.
EDIT: Oder du schreibst Notyra / Fianna an.
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Fianna

#6
Gibts nicht.

Oder in länger:
Die Ägypter kannten zwar das Mittelmeer mit mehreren Namen, jedoch gab es keine Gottheit, die dieser zugeordnet wird. Die Ägypter hatten generell Probleme mit dem Meer; sie waren keine großen Seefahrer. Ihnen lag die Flußfahrt bzw. wenns hochkommt noch die Küstenfahrt (Expeditionen in fremde nicht direkt benachbarte Länder - auch wenn man "nur" entlang der Küste reiste - waren einzigartige Ereignisse, die selten vorkamen, als besondere Leistungen des Pharao behandelt wurden und lange tradiert wurden. Z.B. die Fahrt nach Punt.)
Deswegen war der "Seevölkersturm" auch ein so traumatisches Ereignis, das noch lange nachhallte. Ägypter und Meer, das ist wie Wikinger und Wüste. Zwei Dinge, die einfach nicht zusammen kommen.

Rettungsversuch:
Ich habe noch etwas mehr gegraben und festgestellt, dass in der 18. Dynastie und später das Mittelmeer meist mit "Jam" bezeichnet wurde (es gibt auch ein Land, dass so heisst - das wird zwar gleich transkribiert und heute von uns gleich ausgesprochen, wird jedoch mit anderen Zeichen geschrieben und wurde damals sicher abweichend ausgesprochen, was man aber leider nicht mehr herausfinden kann) und dass es mythologische Geschichten gibt, in denen "Jam" handlungsmächtig ist. Z.B. kämpft das Meer gegen Seth.
Hierbei handelt es sich jedoch, wie gesagt, um keine Gottheit, sondern das Meer selbst.

Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die Geschichte zu retten: nicht eine Gottheit, sondern Jam handelt (oder wird verflucht oder beschworen oder sonstwas).

Diese Mythen sind jedoch asiatisch und deswegen erst so spät nach Ägypten gekommen. Typisch ägyptisch ist das wirkmächtige Mittelmeer unter dem Namen Jam also auch nicht und nie gewesen.

Falls Du etwas zu Fremdländern/Asiaten in Ägypten wissen möchtest oder andere Recherchefragen zum Plot hast, helfe ich Dir gerne weiter.

EDIT:
Frage am besten im Thread und nicht per PN posten, ich bin so dicht mit Arbeit, ich hab mich nur kurz wegen des Ägyptenthemas eingeloggt  ;D

EDIT 2: Das kommt davon, wenn man erst schreibt und dann die Links liest... Jam ist generell schlecht belegt und schwierig zu interpretieren. Nach meiner Quelle war es das personifizierte Meer, nach der anderen eben diese asiatische Gottheit... Kann man dann auch nehmen, wird durch den Import natürlich nicht ägyptischer.
Das in dem Link von Helck benannte Werk liegt mir übrigens vor, falls also Interesse an der von Pygmalion/Wilkinson aufgebrachten asiatischen Gottheit besteht, habe ich dazu auch etwas zum Nachschlagen griffbereit.

Valkyrie Tina

@all vielen Dank für eure Ideen und eure Hilfe und sorry, dass ich erst heute antworte, vor allem an Caity- ich dachte ich hätte dir ne Antwort geschrieben, aber da scheint ich nur gewollt aber nicht gemacht zu haben.  :schuldig:

@caity da hab ich gar nicht dran gedacht, dass die Ägypter für das Meer vor ihrer Haustür keinen Begriff hatten. Ich bin so gewöhnt daran, dass die Ägypter so sehr fortschrittlich waren (Mathematik, Pyramidenbau). Aber kann natürlich schon sein. Ich habe mir jetzt ziemlich improvisiert, und aus der Maschine, um die es geht, eine Art Gott gemacht. Damit hat es so halbwegs geklappt mit der Geschichte, aber ich glaube ich brauche mehr Forschung.

@Fianna: wow, du kennst dich ja super aus bei den Ägyptern. Ich glaube fast, bei dir wäre meine Geschichte in besseren Händen.
Die Geschichte selbst soll eine Steampunkkurzgeschichte sein, (ja genau, Ägyptischer Steampunk, ich liebe es  ;D). Insofern ist es nicht so hundertprozent wahnsinnig wichtig, dass alles richtig historisch korrekt ist- aber so halbwegs richtig sollte es schon sein.
Ich bin bei der Story in größere Probleme gelaufen, weil mir so sehr viel Hintergrund gefehlt hat. Aufhänger war ein Gespräch mit einem Bekannten, der Archäologie studiert, und der mir erzählt hat, dass irgendwo im Mittelmeer eine ägyptische Stadt gefunden worden ist, komplett mit Nekropolis und allem. Genauere Hintergründe habe ich nicht, welche Stadt das war, und auf welche Zeit die datiert wurde. Nächste Woche ist nieder Pubnight, da werde ich ihn noch mal verhören.
Fianna, kennst du vielleicht eine (oder mehrere) Quelle, Buch oder Webseite (Webseite wär besser, in Schweden komme ich an viele Bücher nicht dran), wo ich mich über Ägypten informieren kann? Ich brauch so Sachen wie "wie sah der Tempeldienst aus?" "Der Pharao stirbt- eine Woche Staatstrauer oder wird gefeiert?" "Isiskult 101"
Natürlich nur, wenn du Zeit hast. Die Ägyptengeschichte hat keine Deadline. Es war einfach nur eine nette Idee die in meinem Kopf rumgespukt ist. Aber die kann gerne noch einen Monat länger warten oder so.

Fianna

Wahrscheinlich meint er Herakleion, das wurde von einem Unterwasserarchäologen ausgegraben und da vor ein paar Jahren in Deutschland einige große Ausstellungen zu.

Webseiten fallen mir nur 2 ein, die da einigermaßen geeignet wären (wobei das mit dem Tod des Pharaos eigentlich nirgends adäquat behandelt wird), aber "Recherche im Internet" - grade bei Ägypten eigentlich nur zum Plotten zu empfehlen. Das ist eher undifferenziert, räumlich/zeitlich nicht genau verortet, Du weisst nicht welche Bücher die Lejute genutzt haben - Bücher von Wissenschaftsjournalisten, die nur selbst ägyptologische Werke gelesen haben, verstärken diese Punkte.
Auch ein oder zwei Fachbücher sind da nur bedingt geeignet, vieles ist schnell überaltert, die Leute schreiben zu einseitig und ignorieren Punkte, die da gegen sprechen, komplett (das ist mir in so einer Dreistigkeit nur bei älteren ägyptologischen Werken begegnet, einerseits wird da von Wissenschaftlichkeit geschwafelt und andererseits alles tot geschwiegen, was nicht ins Bild passt), oder Amerikaner versteigen sich manchmal zu etwas seltsamen Theorien (da werden Forschungsgelder anders vergeben als in D, es muss alles sensationell sein), oder man liest nicht was der französische/englische Kollege geschrieben hat im Original, sondern schlägt den Fakt beim deutschen Kollegen nach, der zu dem Thema und dessen Thesen was geschrieben hat - doof nur, dass der Deutsche nicht sorgfältig gelesen hat. Diese Fehler über die angebliche Meinung des Engländers hängen dann noch zwanzig Jahre in diversen Büchern und werden immer weiter zitiert bzw. ohne Zitat verwendet, ohne dass ersichtlich ist, dass der Ägyptologe das fremdsprachige Werk gar nicht gelesen hat oder dass es eben genau umgekehrt war...
Man kennt ja seine Pappenheimer und kann die Stärken/Schwächen da immer schnell abschätzen.
Aber Du ja nicht so, das ist ein Problem, wenn du nur schlecht an Bücher rankommst.
Und wenn Du gute Infos hast, kannst Du sie wegen fehlender Hintergrundkenntnisse eher schlecht verorten. Ägypten ist für literarische Recherche ohne Vorkenntnisse ziemlich ungeeignet, zu komplexe Kultur, blöde Quellenlage und seit das Projekt Aigyptos eingestellt wurde, kann man auch nur noch anständig recherchieren, wenn man eine teure Lizenz besitzt oder in einem Ägyptologischen Seminar der Uni sitzt (die haben Computer, wo das freigeschaltet ist).

Einfacher wäre, Du schickst mir Fragen. Ich beantworte sie dann und wenn es Artikel sind, die du auch noch selbst lesen willst, kann ich die vielleicht einscannen (muss mal schauen ob ich den Scanner ans laufen bringe, war ein Geschenk).