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High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven

Begonnen von Cailyn, 29. Januar 2014, 15:58:34

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Cailyn

Rhiannon,
Ja, das mit dem Exotischen ist natürlich verständlich. Da ist klar, dass Elfen nicht so speziell rüberkommen ;). Ich denke, bei den Ideen, die ich von dir gelesen habe, bist du ein sehr typisches Beispiel für wirklich Aussergewöhnliches, das da nur so aus dir heraussprudelt.

Was das Schreiben nach "Mode" angeht, da bin ich anderer Meinung. Heutzutage ist auch der Büchermarkt enorm kurzweilig. Strömungen kommen und gehen so schnell, dass man sich kaum danach richten kann. Kommt ein Manuskript für einen Verlag oder eine Agentur in Frage, geht es mindestens noch 1 - 1.5 Jahre (wenn nicht mehr), bis  das Buch veröffentlicht werden kann. Und wenn noch hier und dort Änderungen gemacht werden müssen, kann das sogar 2.5 bis 3 Jahre dauern. Im Extremfall. Na, und in dieser Zeit liegt ein Trend schon ganz woanders.

Zitat von: DEckel am 29. Januar 2014, 16:28:36
In wahnsinnig vielen Geschichten wird angefangen eine Welt zu bauen und irgendwann zwischen drin entscheidet der Autor "Ok, das muss reichen", macht sich einen Kaffee und füllt alles was noch fehlt mit Klischee auf.
Na, das kommt aber ganz darauf an. Erstens ist es ja nicht zwingend, dass ein Mangel an Weltenbau sofort mit Klischees kompensiert werden muss. Man könnte diesen Mangel auch mit guten Figuren wettmachen.
Zweitens liegen ja die Prioritäten nicht bei jedem gleich. Ich habe meine Welt z.B. schon sehr detailliert erstellt, vor allem die geschichtlichen Zusammenhänge, aber in meinem Buch habe ich je länger je mehr angefangen, alle Infos zur Welt zu reduzieren. Mir schien die Detailgenauigkeit vor allem für mich selbst wichtig und nicht für den Leser. Hat aber auch damit zu tun, dass meine Welt jetzt nicht so originell ist wie vielleicht andere.

Christian,
Ja, das mit dem Klang für Drachen - da bin ich ganz deiner Meinung.  :jau:
Warum denkst du denn, dass 400 Seiten so derart viel sind? Also ich glaube schon, dass das ein Lektor überarbeiten würde (sagen wir, wenn es Normseiten sind ;)).

Antigone,
Ich denke, eine derartige extreme Umkehrung der Elfen wäre mir dann schon fast wieder zu polarisierend. Mir gefallen eher die Experimente, wo Elfen z.B. zwielichtiger rüberkommen als halt nur schön und talentiert. Oder auch wenn das Wesen einer Elfe an sich zwar schön und gut ist, aber wenn diese mal auf einen Menschen trifft, sich Probleme ergeben, die man sonst nicht so thematisieren würde. Ich meine jetzt z.B., es kann auch ziemlich arrogant auf Menschen wirken, wenn da irgendwelche eleganten Wesen umherschreiten und sich für weise, höhere Wesen halten.

Romy,
Ich bin auch sehr guter Dinge, dass der Markt sich erholen wird. Ich sehe es wie bei einem Ackerfeld. Manchmal muss das Ding eine Weile brach liegen, um wieder voll in die Blüte zu kommen. Bestimmt waren die Tolkien-Filme nicht sehr förderlich für eine gute High-Fantasy-Kultur. Ich kann mir auch vorstellen, dass es viele gab, die nach den Filmen dachten: Hey, ich schreib doch jetzt auch mal ein lustiges Buch über ein paar Zwerge. Und dann werden die Verlage mit irgendwelchem Müll überrannt, und das Thema wird überdrüssig. Naja, so ähnlich stelle ich mir das vor.

Sanjani,
Ja, ich sehe es schon ähnlich wie du. Obwohl ich sagen muss, dass ich auch schon Dinge gelesen habe, von denen ich anfangs dachte, ich würde es gar nicht mögen. Und dann war ich überrascht, dass es mir sehr gut gefallen hat. Beim Gegenlesen von Skripten bin ich viel weniger genrebezogen. Da lese ich auch sehr gerne Sachen, die ich mir womöglich weniger kaufen würde.

Christian

Zitat von: Cailyn am 29. Januar 2014, 19:35:53
Warum denkst du denn, dass 400 Seiten so derart viel sind? Also ich glaube schon, dass das ein Lektor überarbeiten würde (sagen wir, wenn es Normseiten sind ;)).
Sicherlich würde sich ein Lektor finden lassen, aber den müsste ich auch bezahlen. ;)

Coppelia

Zu dem, was Valaé über Perspektive geschrieben hat, muss ich einwerfen (bitte nicht böse sein ;)): Die angeblich moderne Verwendung von Erzählperspektive unterschiedlicher Art findet sich schon in antiker Literatur. Und eine allwissende Erzählhaltung ist heute eigentlich kaum noch üblich, weder in High Fantasy noch in irgendeinem anderen Genre - was natürlich nicht heißt, dass man es nicht trotzdem versuchen kann.
Valaé, mir scheint eher, dass du ein bisschen experimentell schreibst nach allem, was ich bisher von dir gelesen habe. Generell glaube ich, dass das auch bei High Fantasy möglich wäre - zur Bereicherung des Genres. Es dauert vermutlich eine Weile, Leser zu gewinnen, wenn man einen besonders außergewöhnlichen Stil pflegt, und ich könnte mir denken, dass es leichter ist, wenn die Leser dann zumindest Orientierung haben durch eine Handlung, die in der ihnen bekannten Welt spielt.
Aber vielleicht irre ich mich da auch. Ich habe ja noch nicht wirklich viel von dir gelesen bis auf ein paar Schnipsel im NaNo.

Die High-Fantasy-typischen Elemente konnte ich noch nie leiden. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich dieses Genre manchmal schreibe (und in der Vergangenheit sehr oft geschrieben habe). Wahrscheinlich wegen der Magier. Ich liebe Magier, Magietheorie und all diesen Kram. Und ich bastle furchtbar gern Welten.
Elfen kann ich dagegen kein bisschen ausstehen und konnte es noch nie. Sie sind für mich vor allem Wunschträume des modernen Menschen - immer gutaussehend, ewig jung, vegetarisch, fit und umweltfreundlich. ;D Aber so einfach ist es nicht, Probleme und Schwächen zu ignorieren. Natürlich müssen Elfen nicht zwangsläufig so ausfallen. Trotzdem hat alles, was spitze Ohren hat, keinen leichten Stand bei mir.

Auf jeden Fall kann man auch ohne typische (klischeebehaftete) Elemente High Fantasy schreiben. Mein Verlag meinte mal, dass er High Fantasy ausschließlich darüber definiert, ob die Geschichte in einer anderen Welt spielt. Das halte ich allerdings für nicht ganz so sinnvoll, da dann auch meine Kessel-Romane High Fantasy wären. ;)
Klischees sind andererseits auch wunderbar, um sie auf den Kopf zu stellen.

Ich gehöre auch zu den Leuten, denen die Charaktere am wichtigsten sind. Die Handlung kann an sich jemand anders plotten, ich bin einfach nur glücklich, wenn ich mit den Figuren zusammen bin. :vibes:

Fianna

Zitat von: Coppelia am 29. Januar 2014, 20:03:46
Elfen kann ich dagegen kein bisschen ausstehen und konnte es noch nie. Sie sind für mich vor allem Wunschträume des modernen Menschen - immer gutaussehend, ewig jung, vegetarisch, fit und umweltfreundlich. ;D
Ich werde diesen Satz nicht vergessen und Dich vielleicht in 2-5 Jahren als Betaleser für meine intrigierenden, Völker entzweienden und kriegstreibenden Elben anfragen - und wenn Du Dich irritiert fragst, woher das kommt, dann geht das auf diesen Beitrag zurück  ;D

Coppelia

#19
Ist gebongt. ;)
Aber immer gutaussehend sind deine Elfen doch wenigstens, oder? *flücht*

Edit meint: Eigentlich müssten sich Elfen durch all diese Attribute immer noch sehr gut zur Vermarktung eignen.

Aylis

Ein sehr interessanter Einwurf. Mich interessiert beides irgendwo, aber ich muss sagen, dass ich gerade zu süchtig nach ganz neuen Dingen bin. Ich finde es gut, die alten Elemente neu umzusetzen und vielleicht doch mal einen gefühlvollen Elfen und einen steifen Zentaur zu entwerfen. Klar, lese und schreibe ich auch gern über Stereotypen, ich denke, das tut jeder mal.
Doch über etwas Neues freue ich mich ganz besonders.
Drachen, Elfen und ihre "klassischen" Verwandten sind meiner Meinung nach überhaupt nicht überbewertet, so lange man irgendetwas Neues dazu entwirft, eine neue Eigenschaft, eine neue Religion, irgendetwas.

Auch die Urban-Fantasy ist nur in wohldosierten Portionen zu genießen, da es, genau wie am Anfang schon beschrieben, inzwischen Unmengen an Auswahl gibt und das ist auch wieder einfach nur langweilig.
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich nie ein Fan von nur einer bestimmten Fantasy-Richtung war und deswegen noch nie explizit High-Fantasy oder Urban Fantasy gelesen habe.
Meiner Meinung nach ist alles noch möglich, wenn man neue Handlungen, neue Abenteuer drum herum erfindet.
Denn sind wir nicht alle auch ein wenig abhängig von alten Gewohnheiten?
Ich habe mich überhaupt nicht getraut, einen Elfen zu erstellen, der auch Menschen gegenüber offen und herzlich ist, trotz seiner elfischen Eigenarten.
Nun, ich wagte dieses Projekt und das wohl zu Recht. Ich mag ihn jedenfalls ;)
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Fianna

#21
Zitat von: Coppelia am 29. Januar 2014, 20:18:46
Ist gebongt. ;)
Aber immer gutaussehend sind deine Elfen doch wenigstens, oder? *flücht*

Edit meint: Eigentlich müssten sich Elfen durch all diese Attribute immer noch sehr gut zur Vermarktung eignen.
Meine Schwester redet auch immer von GoT (Fia: "Schwester, das ist KEIN High Fantasy!") und meint, ich sollte dieses Werk schnell schreiben und reich und berühmt werden  ::) es erfordert jedoch wegen der kleinteiligen Erzählweise soviel Vorbereitungen, dass ich an dem Fein-Plot des Krieges und der politischen Intrigen kapituliert habe.
Ich möchte erst nochmal den einen oder anderen militärhistorischen Titel von meiner Merkliste lesen, bevor ich ein solches Konstrukt entwerfe (vermutlich finden sich dabei auch wie von selbst Lösungen für kleinere Logiklöcher), und daneben scheint das Werk locker 600-1200 NS zu umfassen.

Da muss ich erstmal etwas warten, bis ich beruflich etwas mehr Zeit habe, sonst komme ich ewig nicht zum Schreiben vor lauter Vorbereitungen :)

Valaé

Coppi, warum sollte ich dir böse sein? Du hast natürlich recht, was die Verwendung von unterschiedlichen Erzählperspektiven schon weit, weit, (weit, wei,t weit ...  ;)) vor der Moderne angeht. Es war diesmal auch ehrlich gesagt ganz gegen meine sonstige Angewohnheit eher auf schwammige Erfahrung gegründet als auf Faktenwissen. Jedenfalls haben meine Betaleser meinen Schreibstil als "zu modern für High Fantasy" empfunden und zumindest nach der Information, die ich habe (die nicht so sehr fundiert ist, wie ich zugeben muss, da sie sich eher in der NDL bewegt, von der ich weniger Ahnung habe), gibt es eine Zunahme der Verwendung der Ich-Perspektive in jüngerer Literatur - wobei ich jünger und älter da ganz schwer abgrenzen kann, es würde sich aber auf jeden Fall alles in der Neuzeit bewegen, die wirklich ältere Literatur muss ich hier mal ganz außen vor lassen, weil die Betrachtung glaube ich zu weit führen würde  ;). Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leser die dritte Person (allwissend oder personal) eher mit "klassischerem" Stil gleichsetzen.
Ich glaube, mein Bezug auf die allwissende Erzählhaltung ist  schon einige Jahre alt ... ich habe mich schon eine ganze Weile nicht mehr mit High Fantasy auseinandergesetzt, da meine Lesezeit allzuoft von anderen Lektüren aufgefressen wird. Ich glaube aber gerne, dass die allwissende Haltung kaum noch verwendet wird, die letzten Bücher, die ich gelesen habe, haben sie auch nicht verwendet. Die Verbindung ist vermutlich wirklich überholt, hat sich bei mir nur aus irgendeinem Grund eingefressen.

Experimentell trifft es meiner Meinung nach sehr gut, Coppi, und ich habe auch versucht (gerade in Anfangszeiten hier im Zirkel) das in die High-Fantasy zu bringen, immer in der Hoffnung es könnte das Genre ein wenig facettenreicher machen, bei Verlagen ist das bisher aber nicht sooo gut angekommen, bei Betalesern schon. Ich hatte am Ende immer ein Problem, das Genre zu verteidigen, weil es sich irgendwie vermischt hat ...  ;D. Ich muss aber auch zugeben, noch nicht wirklich viele Versuche in Richtung Verlag gemacht zu haben und ich habe schnell  eigene Vermutungen bezüglich Marktfähigkeit angestellt , die vielleicht auch zu vorsichtig waren. Mich haben gerade die Rückmeldungen von Betalesern, dass sie diese Art Stil in einem High-Fantasybuch einfach gar nicht erwarten würden wohl schnell verunsichert und ich dachte mir: Schreib ein anderes Genre, wenn es deinem Stil mehr entgegen kommt. Einige meiner (hier noch nicht vorgestellten) Dystopien waren früher in einer Fantasywelt angesetzt, der Plot ließ sich mit Anpassungen transferieren und ich habe es eben getan, weil ich das Gefühl hatte, dass die Leser von Dystopien experimentierfreudiger sind und sich eher auf meinen Stil einlassen - und wenn nicht die Leser, dann doch die Verlage.
Eine den Lesern bekannte Welt wird natürlich schwierig, da sowohl die Fantasywelt als auch eine in die Zukunft versetzte Welt alteritär sind und ich Urban Fantasy wirklich einfach nicht mag. Aber natürlich ist eine in die Zukunft versetzte Welt nicht so fremdartig wie eine eigene Welt.
Vielleicht versuche ich aber durchaus noch einmal einen Griff in die High-Fantasy Welt. Immerhin entstammen meine absolut liebsten Charaktere dieser.

Was mich zu der interessanten Frage führt, die vielleicht nicht nur mich betrifft, sondern auch bei anderen entscheidet, ob sie High Fantasy schreiben oder nicht: Wie sind eure Erfahrungen mit einer Vorliebe für Experimenten (im Stil wie im Plot und Charakteren) und High Fantasy? Waren (Beta)leser eher kritisch oder aufgeschlossen? Glaubt ihr, das High Fanatsy eine niedrigere Toleranz für Experimente hat, als andere Genres? Würdet ihr das als einen Grund sehen, warum es vll. weniger High-Fantasy- Schreiber in letzter Zeit gibt (mal angenommen, diese Prämisse ist richtig)? Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mir Experimente in Dystopien leichter abgenommen hat als in der High-Fantasy und bei Zirkelbetas/Betas mit eigenem Autorenhintergrund schneller als bei Betas, die sehr viel in diesem Genre lesen, aber selbst nicht schreiben. Und aus diesen Erfahrungen habe ich eben ein wenig zurückgeschreckt, meinen Stil in der High-Fantasy durchzuziehen.

Cailyn, wenn dir meine Fragen zu sehr von dem abdriften, was du wissen willst, sag Bescheid, ich habe nicht vor, deinen Thread zu kapern. Ich könnte mir nur vorstellen, dass die Diskussion darum vielleicht deine Fragen ergänzt?

PS:Über die Elben könnte ich jetzt stundenlang diskutieren, da es einige sehr schöne Studien gibt, die das Phänomen der Elben ergründen und mir erst die Augen geöffnet haben, weswegen ich sie mag und die dieses gerne benutzte Bild der perfekten Wunschbildverkörperer revidieren (allerdings beziehen sich meine Liebe zu Elben und auch die Studien nur auf Tolkien-Elben, die meisten daraus entwickelten Abklatsch-Spitzohren sind wirklich wandelnde Wunschbilder), aber das wäre hier jetzt furchtbar Off-Topic.


Fianna

#23
Ich bin eher ein Anhänger der klassischen Elben (Pratchett spielt in "Lords und Ladies" mit dem klassischen Elbenbild und dem ursprünglich literarischen Elbenbild.)
Meine Elben sind ein Mischmasch aus alt, neu und fiannesk. Dem klassischen Bild der stabilen und friedfertigen Gesellschaft habe ich Rechnung getragen, indem ich einen Dynastienwechsel in der jüngeren Vergangenheit ansetze; das Intrigantentum ist somit eher neu (das enthebt ich auch der Notwendigkeit, glaubhaft eine Gesellschaft zu entwickeln, die nur auf Lüge und Verrat basiert; das stelle ich mir sehr schwierig vor).
Tendentiell sind die Elben langlebig und friedfertig/koexistenzbereit mit anderen Völkern.
Sie beherrschen Magie in einem eher naturverbundenen Sinne und sind technologisch den Menschen überlegen.

Neu eingebracht habe ich eine Gesellschaft, in der Menschen und Elben nicht einander akzeptieren oder nebeneinander her leben, sondern eine symbioseähnliche Ordnung entwickelt haben (wobei die Menschen schon abhängiger sind als die Elben, bei diesen ist der Austausch mehr Gewohnheit und sie könnten problemlos allein existieren).
Außerdem sind bei den Elben wichtige Themen abstrakte Konzepte wie nicht-blutsbedingte Verwandtschaftsverhältnisse (daraus resultiert das Problem der zwei Thronansprüche), die Veränderung der Gesellschaft in Anpassung an die Zusammenarbeit mit den Menschen und generell die politische und soziale Organisation, wie z.B. Hierarchie, Standesabzeichen, soziale Regeln etc.

Mist, gerade fällt mir auf, dass die beiden strittige Thronansprüche wieder was Ägyptisches haben: Horus & Seth, man geht gemeinhin ja davon aus, dass Seth den Thron usurpieren will, aber mythologisch betrachtet hat er mindestens ebenso, wenn nicht gar höheren Anspruch... Dieses "Rechtfertigen aus zwei verschiedenen Richtungen" ist bei meinen Elben ja ebenso.

Irgendwie entdecke ich in jedem meiner Plots etwas Altägyptisches wie obiges Beispiel; ich hoffe mal, das ist der Fluch der Spezialisierung. Lesern würde es vermutlich nicht auffallen...

EDIT:
Ihr seid schlimm. Jetzt hab ich wieder so Lust auf das Projekt, dabei sind doch gerade eigentlich andere dran  :o

Assantora

@ DEckel
ZitatIn wahnsinnig vielen Geschichten wird angefangen eine Welt zu bauen und irgendwann zwischen drin entscheidet der Autor "Ok, das muss reichen", macht sich einen Kaffee und füllt alles was noch fehlt mit Klischee auf.
Und dann sind die Drachen und Trolle und Elfen und, und, und nur noch Statisten die zeigen sollen, dass man sich in einer anderen Welt befindet.
Weltenbau ist schwer, braucht wahnsinnig viel Zeit, ist aber unbedingt nötig um mich an der Stange zu halten
Oh, dass kann ich auf jeden Fall bestätigen. Auch wenn man nicht alles an der Welt in einer Geschichte rein packt, sollte man als Autor ganz genau wissen, was nun am Ende des Horizonts ist, ob es dort weiter geht, die Scheibe zu Ende ist, oder ob ein Nebel alles verschlingt.
Das gilt natürlich für alle Bereiche: Religion, kulturelle Besonderheiten, etc.

@ Coppi
ZitatTrotzdem hat alles, was spitze Ohren hat, keinen leichten Stand bei mir.
Wie? Was ist denn mit Mr. Spock? Der hat auch spitze Ohren  ;)

@ Frage
Also ich schreibe fast ausschließlich High Fantasy, meist hat es auch was episches, aber ich würde GoT auch als High Fantasy bezeichnen, einfach wegen der Dimension, andere Welt und den Drachen :)
Beim Lesen lasse ich mich auch mal in andere Gefilde abtauchen. Ich habe schon sehr gute Urban-Fantasy-Geschichten gelesen, selbst schreiben, würde ich sie nie. Habe ich mal versucht, bin dran gescheitert.
Woran es liegt kann ich leider gar nicht sagen. Wahrscheinlich ist man beim Schreiben einfach noch kritischer, ich empfand es einfach irgendwie doof, dass Vampire in einer amerikanischen Stadt herumlaufen und habe es schließlich sein gelassen.
Aber wichtig sind vor allem die Charaktere. Da ist es eigentlich auch egal, was ich lese, es sind für mich letzten Endes immer menschliche Emotionen, die die Geschichte formen, egal, ob in der Geschichte nun ein menschlicher Magier, ein Elf, oder ein Zwerg die entsprechenden Probleme hat. Denn es sind doch letzten Endes, die Charas, die die Geschichte zu etwas besonderen machen. Ansonsten wären doch alle Geschichten nur eine Abwandlung von einer Dokumentation und das würde wirklich jeden sehr schnell überdrüssig werden lassen ;)

Fianna

Zitat von: Assantora am 29. Januar 2014, 21:15:21
@ Frage
Also ich schreibe fast ausschließlich High Fantasy, meist hat es auch was episches, aber ich würde GoT auch als High Fantasy bezeichnen, einfach wegen der Dimension, andere Welt und den Drachen :)
Die gibt es auch in Low Fantasy und Sword and Sorcery ;)

Grundsätzlich ist High Fantasy doch eher plot-driven und Low Fantasy eher character-driven. Nicht nur deswegen sehe ich GoT als Low Fantasy, an der Grenze zur Sword and Sorcery (aber nur wenig).

Guddy

Einerseits finde ich es toll, wenn ein Autor kreativ veranlagt ist und eine neue Welt erschafft, die nicht nur von wandelnden Klischees - gebrochen oder nicht - bevölkert wird, sondern primär von eigenen Kulturen und Wesenheiten. Das ist spannend und "erfrischend" zu lesen.
Andererseits wäre es ganz schön mühsam, sich bei jedem neuen Buch auf eine neue Welt einlassen zu müssen. Immer wieder neue, zumeist komplizierte Bezeichnungen, Eigenheiten und Ansichten, die man erst in die noch völlig unbekannte Welt einordnen muss. Bekannte Völker wie eben Zwerge und Elfen helfen, sich in einer phantastischen Welt zurecht zu finden. Mich persönlich nervt es nicht, solange der Autor es trotz alledem schafft, seinen eigenen Stempel aufzudrücken.
Was mich aber nervt, sind bspw. Elfen, die auf Teufel komm raus die Spiegelversion der handelsüblichen Elfen darstellen. Wenn man ein konträres Volk erschaffen will, einzig zu dem Zweck, das Schema zu brechen, zeugt das meiner Meinung nach auch nicht gerade von Einfallsreichtum. Da würde ich es besser finden, wenn man gleich ein komplett neues Volk erschafft, wirkt irgendwie authentischer auf mich.

Fianna

Konträr ist ein Problem, eigentlich sind Elben konträr zu dem überliefert, was uns in der High Fantasy als Elben verkauft wird.
Wer komplett konträre Elben macht (ich fühle mich mal nicht angesprochen, da ich viel Bekanntes mit anderem vermische), der wiederum hat eigentlich nur an der Mythologie orientiert... darf man sich jetzt etwa nicht auf Mythologie beziehen, weil Shakespeare und Tolkien die Elben verkitscht und verklärt haben?

Naudiz

High Fantasy ist seit jeher mein ganz persönliches Steckenpferd. Damit habe ich angefangen, und damit werde ich wohl auch erst dann aufhören, wenn mein Herz den Dienst quittiert. Ich liebe es einfach, in fremde Welten abzutauchen, als Leser und als Autor. Allerdings muss ich sagen, dass ich die ganz klassische High Fantasy nicht mehr leiden kann, bzw. sie eigentlich nie wirklich gemocht habe. Die repetitiven Muster gehen mir schlichtweg auf den Senkel. Junger, hübscher Held zieht aus, die Welt mit einem magischen Gegenstand zu retten, findet dabei die Liebe seines Lebens und fliegt auf einem Drachen in den Sonnenuntergang ... nein, danke. Was nicht heißt, dass allgemeine, seit Jahrzehnten geprägte Auffassungen um jeden Preis vermieden werden müssen. Meine eigenen Plots sind schließlich so gut wie nie Ausgeburten der Innovation. Ein paar Klischees sind okay - sprich, Elben dürfen gern hübsch sein, Trolle hässlich, und Drachen können meinetwegen auch Schätze horten. Es darf nur nicht Überhand nehmen. Ich versuche, immer eine Balance zu finden. Bisher gelingt mir das glaube ich ganz gut, was aber wohl auch meinem ausgiebigen Weltenbau zuzuschreiben ist - ich arbeite schließlich schon 8 Jahre an meiner Welt, wenn man das ordentlich macht, kommt auch was Brauchbares dabei heraus.

Als Leser habe ich das Problem, dass auf dem Buchmarkt einfach zu viele Kopien, gerade vom Herrn der Ringe, unterwegs sind. Und da sind dann eben auch diese Klischees vorhanden, leider im Übermaß, sodass die Welten selten glaubwürdig sind. Dazu dann noch  irgendein 08/15 - Plot wie der oben beschriebene mit dem Jüngling ... ürghs. Das mag ich nicht lesen. Allerdings muss ich sagen, dass es auch genug innovative High Fantasy da draußen gibt. Nur eben selten bei den großen Publikumsverlagen, sondern eher bei den kleinen Verlagen. Oder auch bei den Selfpublishern. Denn ja, auch da gibt es gute Autoren, auch wenn einem gerne mal das Gegenteil vermittelt wird.

Zur letzten Frage - mir sind die Charaktere definitiv am wichtigsten. Das Drumherum muss aber auch in sich stimmig sein. Setting, der dahinter steckende Weltenbau, die Story an sich.

Um meine Aussagen mal zusammenzufassen: Ich liebe High Fantasy und kann auch leicht einfallslose Plots verkraften und einige typische Merkmale aka Klischees. Es muss nur eine gewisse Balance herrschen. Abziehbilder finde ich nämlich ziemlich uncool. All das gilt sowohl für mich als Leser und als Autor.

(Das ist jetzt alles ein bisschen wirr. Es ist schon spät. Ich hoffe, ihr versteht trotzdem, was ich meine.)

Guddy

#29
Zitat von: Fianna am 29. Januar 2014, 22:45:30
Konträr ist ein Problem, eigentlich sind Elben konträr zu dem überliefert, was uns in der High Fantasy als Elben verkauft wird.
Wer komplett konträre Elben macht (ich fühle mich mal nicht angesprochen, da ich viel Bekanntes mit anderem vermische), der wiederum hat eigentlich nur an der Mythologie orientiert... darf man sich jetzt etwa nicht auf Mythologie beziehen, weil Shakespeare und Tolkien die Elben verkitscht und verklärt haben?
Tolkien hat allerdings etwas komplett eigenes erschaffen und sich nur auf verschiedenen Sagen gestützt. Es ist nicht einfach konträr, sondern weiterentwickelt, insofern finde ich persönlich(!) nicht, dass Tolkien ein gutes Beispiel ist.
"Darf man jetzt nicht mehr(...)" Man darf immer alles ;) Habe auch schon in etlichen Threads Kritik/Abneigungen gegenüber Dingen gelesen, die ich selber nutze, aber letztlich weiß man doch, dass das einfach Meinungsfragen sind  :)