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[Medizin] Folgen und Schmerzen bei einer ausgerenkten/ausgekugelten Schulter

Begonnen von Philia, 03. Dezember 2013, 15:37:36

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Philia

Ich bräuchte einmal eure Hilfe  :bittebittebitte: Ich hab kein Thema gefunden,was so etwas behandelt und hoffe ich habe nichts überlesen. Wenn doch bitte pfannen  :versteck:

Also ich überarbeite gerade eine Dystopie, wo sich meine Hauptprota die Schulter ausrenkt. Sie wird behandelt und bekommt die Schulter wieder eingerenkt. Da ich selbst das Glück hatte mir meine Schulter noch niemals auszurenken, kann ich dementsprechend auch nicht viel über den Schmerz berichten.

Ich hatte die Hoffnung, dass einer von euch vielleicht mehr weiß? Sind die Schmerzen danach wieder weg? Wie lange muss man damit rechnen den Arm nur eingeschränkt bewegen zu können? Sind die Schmerzen tatsächlich so unerträglich, wie Film- und Fernsehen uns glauben machen möchte?

Danke schon mal für eure Hilfe!  :vibes:

Heva

Hallo Philia  :winke:

Vielleicht kann ich dir ein bisschen weiterhelfen.  :)

So eine Luxation ist natürlich schon übel, ich kann da unter anderem auch aus eigener Erfahrung sprechen, aber der Schmerz ist danach keineswegs wieder weg. Es ist nicht mehr derart akut und gleißend in der Empfindung, danach, allerdings im Empfinden sehr viel zentrierter auf die betroffene Stelle (Schultergelenk; je nach dem, wie Nerven und Gefäße dabei in Mitleidenschaft gezogen wurden, kann das aber auch der komplette Arm sein, der sich danach bemerkbar macht). Pulsierend und heiß, kann man es nennen, aber man fühlt sich nicht mehr so, als wäre einem der Arm abgehackt worden - was die Frage erklärt, ob es wirklich so schlimm ist, wie es immer beschrieben wird: JA!  ;D

Ich weiß nicht, inwiefern dass in deinem Setting und für deinen Charakter möglich ist, aber es kommt auf das Ausmaß der ursprünglichen Luxation an, wie lange der Arm bestenfalls ruhiggestellt werden sollte, die Zeiträume können da nämlich fröhlich zwischen einer Woche (mindestens drei Tage, allerdings) oder sechs Wochen variieren. Das kannst du dir insofern also raussuchen, würde ich sagen.
Je nach dem als den betroffenen Arm in eine Schlaufe packen und dann wird das wieder.

Philia

Danke, danke liebe Heva!  :knuddel: Das hast du so plastisch beschrieben, da hatte ich glatt eine Gänsehaut  :o
Wie gut, dass ich gefragt habe, weil mein Prota nämlich gleich zwei Tage später wieder an einem Kampf teilnimmt und das fällt dann ja wohl aus  :versteck: Oder findet zumindest nur "einarmig" statt... :hmmm: Jetzt weiß ich auf jeden Fall was ich ihr zumuten kann und wie sie sich fühlt!  :vibes:

Heva

Schön, dass ich meinen Schmerz gut vermitteln konnte  :rofl:

Aber freut mich; solange es dir weiterhilft, ist doch ohnehin alles gut.  :knuddel:

Cailyn

Die Dauer des Schmerzes ist sehr individuell. Vor allem ältere Menschen erholen sich weniger schnell von einer Ausrenkung. Mein Schwiegervater hatte vor 6 Wochen eine Luxation und hat noch heute ziemlich starke Schmerzen. Aber egal ob alt oder jung, da man einige Zeit die Schulter nicht mehr bewegen kann, führt das oft zu starken Verspannungen im Hals-, Nacken- und Rückenbereich, im Sinne also von Sekundärfolgen.

Philia

Danke, Cailyn! :vibes: Ich denke das mit den Verspannungen lässt sich auch ganz gut unterbringen. :hmmm:  Habe sie jetzt nach zwei Wochen von ihrer Arm-Schlaufe erlöst (also gehe ich davon aus, dass es nicht so schwerwiegend war), habe aber erwähnt, dass sie in der Bewegung des Armes noch sehr eingeschränkt ist. Allerdings ist sie auch süße siebzehn Jahre jung und da rechne ich damit, dass sie nicht ganz so lange leiden muss wie dein Schwiegervater  :seufz: Umso mehr ich drüber lese, desto mehr wünsche ich mir, das mein Schultergelenk immer da bleibt wo es hingehört  :bittebittebitte:

Hanna

Wie schnell man sich erholt, hängt aber auch mit dem Trainingsstand zusammen. Ein trainierter Krieger steckt das womöglich besser weg, als jemand, der untrainiert ist, da die Muskeln ja das Gelenk stützen. Übrigens tut so eine Luxation nur beim ersten Mal so richtig weh. Handballer z. B. haben das sehr oft. Beim ersten Mal richtig übel, aber wenn die Sehnen erst mal ausgeleihert sind, springt das Gelenk häufiger raus und wird wieder eingerenkt, was dann nicht mehr so wehtut. Da habe ich das schon oft gesehen: ein falscher Wurf, Gelenk ist draußen, ab zum Spielfeldrand, einrenken lassen, weiterspielen. Wenn du deinen Krieger also brauchst, könntest du es so einrichten, dass ihm die Schulter nicht zum ersten Mal ausgerenkt wird.
#notdeadyet

Rhiannon

Die Schulter habe ich mir auch noch nie ausgerenkt, aber den Kiefer, auch wenn das Gelenk bei mir glücklicherweise alleine wieder reingesprungen ist, aber es hat sich angefühlt, als hätte mir jemand einen glühenden Schürhaken oder sowas durch den Kiefer samt dem Schädel gerammt, ein Knochenbruch ist da fast angenehmer... Also auch wenn deine Prota vielleicht nach 2 Wochen wieder einsatzfähig ist, direkt nach dem Ausrenken der Schulter dürfte sie erst einmal wirklich groggy sein, weil den Schmerz steckt man auch als taffe Kriegerin nicht mal so eben weg.

Philia

@Hanna Danke, für den Tipp!  :hmmm: Allerdings ist meine Hauptprotagonistin nur eingeschränkt kampferfahren. Sie steckt in diesem Abschnitt gerade am Anfang ihrer Ausbildung (ca. 2. Woche tägliches Training), also kann ich ihr einen fortgeschrittenen Trainingsstand noch nicht zugestehen  :wart:

@Rhiannon Ja, sie ist ohnmächtig geworden und hat inmitten der Arena ihr Frühstück wieder von sich gegeben. Also ich denke es kommt gut raus, dass es verdammt schmerzhaft gewesen ist.  ;D

Glühender Schürhaken... verdammt. Jetzt tut mir mein Prota ein wenig leid, muss ich gestehen...  :o

Rhiannon

Okay, ich wollte nur sicher gehen, weil in den Filmen geht das häufig mal so, dass sich Prota brüllend am Boden wälzt, die Schulter wieder eingerenkt kriegt und dann weiter macht, als wäre nichts gewesen. Und bei sowas kann ich dann nur sagen: Vergiss es! Aber wenn du das so gelöst hast, ja dann kommt es richtig rüber.
Und wenn du deiner Prota schon die Schulter ausrenkst, soll sie einem doch Leid tun, oder?  ;)

canis lupus niger

#10
Bei Kleinkindern kommt es leicht zu einer Ellbogen-Luxation. Meine Jüngste hatte das zweimal. Passiert relativ schnell (beide Male beim Kinderturnen). Tut dolle weh, das Kind weint sehr, das Gelenk ist völlig blockiert, aber ebenso schnell wieder eingerenkt (das eine Mal, als ich sie beim Arzt in eine Decke eingewickelt aus dem Auto hob) und auch schnell überstanden. Derartig junge Bänder sind nach Auskunft der beteiligten Kinderärzte offenbar noch so dehnbar, dass die Gelenke leicht raus und wieder reinflupsen. Später ändert sich das.

Grundsätzlich habe ich gelernt, dass eine wieder eingerenkte Luxation im Prinzip einer Verstauchung entspricht. Das Gelenk ist auf die gleiche Weise gestresst (Bänderdehnung, gequetschte Nerven, Hämatome etc.)

cryphos

Hallo Philla,

kennst du die Stille eines Waldsees, an des Gestaden du bis zu den Knöcheln im Wasser stehst , dich langsam und sacht vorbeugst, den Arm Schwingen lässt um den optimalen Kiesel mit einem lässigen Schwenk des Handgelenks auf seine hüpfende Reise über die Oberfläche des Sees sendest?
Dieser winzige Augenblick bevor der Stein das erste Mal das Wasser trifft ist der Augenblick, wenn die Schulter aus dem Gelenk springt. Der Moment danach sind die Springfluten eines Taifuns die durch keinen Körper tosen und für Sekunden dein Bewusstsein an den Rand des Abgrund spülen, so dass da nur Schmerz, reiner purer Schmerz ist.
Nachdem dein Ich sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mühsam ins Bewusstsein kämpft und du noch anderes wahrnimmst als den Schmerz, dann hast du genug und bist dir gewiss, die Hölle erlebt zu haben.
Du weißt du hast den Kelch geleert bis zur Neige und nichts kann dich mehr erschüttern, bis - ja bis jemand das Geschehene ungeschehen macht, dann erkennst du, dass du zuvor nur in einem Spassbad warst und wirst vergehen vor Schmerz, du wirst schreien wollen, aus vollem Halse, dass daneben die Posaunen von Jericho verstummten doch du wirst nicht mal wie eine Maus fiepsen können und keine Träne wird dir in diesem Moment deine Wangen netzen, denn die Kernfusion hat sie weggebrannt.

Danach wirst du vielleicht heulen wie ein Wasserfall und Schreien, als gäbe es kein morgen mehr, aber genau dann wenn der Knochen zurück ins Gelenk springt ist da nur Schmerz.

Soviel zu, Schmerz, jetzt kurz zur Heilung - diese ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Wenn du trainiert bist vergeht dieser alles vergessen lassende Schmerz rasend schnell wieder und zurück bleiben die Wellen auf dem See. Unangenehm aber nicht tragisch. Den Arm trug ich damals nur noch am nächsten Tag in der Schlinge. Tag zwei danach musste ich ohne durchs Leben. Möglichst ruhig halten, viel Kühlen und mit Schmerz-/Heilsalbe einreiben.
10 Tage später konnte ich wieder ins Karate-Training, Radfahren.
Schwimmen, Basket- und Volleyball, Badminton etc. mussten nochmals 10 Tage warten und nach einem Monat habe ich an der Schulter kaum mehr was gespürt. Damals war ich 19 und Leistungssportler. Damals habe ich mir regelmäßig den Ellenbogen eingerenkt. Kurz mit dem Handgelenk an die Tischkante, Arm versteifen und mit der anderen Hand einen Ruck am Ellenbogen und das Ding war wieder drinnen. Ein kurzer leiser Schrei oder ein Aufstöhnen und gut war. Andere haben bei ähnlichen Unfällen 6 Monate mit dem Sport aussetzen müssen oder noch tagelangden Ellenbogen gespürt, wenn man ihn sich selbst wieder eingerenkt hatte.
Meine letzte Verletzung am Ellenbogen hatte ich mit 28, damals im beruf und maximal 2 mal die Woche im Aikidotraining, bereits mit Bauchansatz und naja, keine Sportkanone mehr. Da hat mir allein der Ellenbogen, mit 19 eine Sache von 3 Minuten, dann rund 3 Tage beschäftigt. Der Bänderriss mit 29 hat mich zum Heulen gebracht, während der Knochenanbruch mit 18 nur eine leichte Muskelzerrung war und der Muskelfaserriss im Bein hat sich angefüllt wie ein etwas zu harter Schlag auf den Oberschenkel.
Ich hoffe diese Ausführung hilft dir etwas das ganze in Relation zu setzen.

Philia

So, dann stolpre ich hier auch noch mal schnell herein! Danke canis lupus niger! Danke cryphos!
Jetzt hab ich eine Vorstellung davon, wie sich meine Hauptprotagonistin gefühlt haben muss.


Oh das war wirklich Gänsehaut cryphos!  :o Noch mal besonderer Dank, für diese bildgewaltige Beschreibung!  :jau: Jetzt wünsche ich mir noch mehr, dass mein Schultergelenk da bleibt, wo es hingehört  :omn: