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Den Anfang finden

Begonnen von Martino Mauricio, 16. Januar 2007, 23:27:57

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Ary

Hi!

Action und handlung sind von der Wortbedeutung her schon dasselbe, aber "Action" ist für mich irgendwie stärkeer als einfach nur "Handlung". Bei Handlung passiert etwas, aber das können auch leise Töne sein, das "Mystische" von dem Elena geschrieben hat, das, bei dem sich für den Leser die neugierigmachenden Fragezeichen einstellen.
Action hat für mich immer den Beiklang von Kampf und Tod, einer aufreibenden Krimiszene, Verfolgungsjagd oder sonst etwas eher "reißerischem" (absichtlich in Anführungszeichen, weil doofes Wort, aber mir fällt gerade nichts besseres ein).
Ein Buch muß mich von Anfang an fesslen, neugierig machen, sonst lege ich es weg. Aber neugierig macht es mich nicht nur durch "Action". Interessante Charaktere, Entwicklungen, vielleicht Konflikte (muß aber nicht), faszinierende Welten, Magie, Mystik, das ist mir viel wichtiger als seitenlanges Säbelrasseln. ZU aufgeblasene Actionszenen können ganz schön langweilen. Ich will nicht immer wieder lesen, wie gut der Protagonist mitt seinen Waffen umgehen kann, ich möchte lieber wissen, was er für einer ist und warum und wofür er kämpft.

Was für mich fast genauso wichtig ist wie das, was auf den ersten Seiten eines Buches passiert: Stil. Wenn ich den Stil des Autoren nicht mag, tue ich mich schwer damit, weiterzulesen. Erzählungen in Ichform haben es schwer bei mir, genauso wie im Präsens erzählte Geschichten.
Büchern, die ich beim ersten versuch weglege, gebe ich meist noch eine zweite Chance, denn vielleicht paßte ja auch meine Stimmung gerade gar nicht zum Buch. Fesselt es mich aber auch beim zweiten Versuch nicht, hat es verloren und geht zu Ebay oder auf den Flohmarkt oder landet bei jemandem, von dem ich weiß, daß er sowas gern liest.  :buch:

Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Rei

Hmm, ein Anfang muß zu der Geschichte passen...

Wobei ich gestehen muß, daß ich auch lieber den sanften Anfang mag. Gleich in die Vollen langen will ich nicht, weil das so konstruiert wirkt. Und vor allem, was bringt es, am Anfang Gas zu geben nur um dann zwei Szenen weiter zu merken, daß mir die Luft ausgeht? Nee, dann lieber langsam durchstarten...  :omn:

Ary

*nick*
Das Gegenteil ist aber auch nichts - 100 Seiten gemächliches Vorsichhinplätschern und dann auf 5 Seiten der Showdown zusammengestaucht, das ist auch irgendwie unbefriedigend. Da wird massenhaft Potential verschenkt. Ich liebe die Bücher von Mercedes Lackey, aber sie macht das hin und wieder so, und es stört mich.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Immortal

Ich habe bei meiner Chronik eigentlich mit einem Knall angefangen. Jedoch nur mit furchtbaren Neuigkeiten für die hauptfigur, also nicht im wahren Sinne 'Action', aber es ist doch recht kräftig.
Doch dieser Knall muss rein, mit einem perspektivenwechsel geht es für den Leser dann in einem Albtraum weiter, danach ist jedoch ein wenig Ruhe und 'Erholung' angesagt.

Bei meinen Elementschwestern werde ich jedoch erst sehr langsam anfangen und den leser wirklich 'hinführen'
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Manja_Bindig

Ich mag es gemächlich. Und das dehnte sich mit der Zeit immer mehr aus.
In Elfenblut dauerte es bis zum Ende des ersten Kapitels, ehe der griße Knall nach der ruhe vor dem Sturm kam.

Seelensuche hatte zwei Kapitel Zeit.

Spiegelbilder hatten drei Kapitel und dann wurde es nach und nach immer hässlicher.

Mein "Intertextualitäts-Fantasy"***-Roman hatte ungefähr 8 Kapitel.

Und Flügelzyklus... da gings erst in der Hälfte los.
Ich mag es, wenn ich meine Charas kennenlernen kann und vorher erleben sie auch schon genug.

*** Intertextualität bezeichnet Text-Text-Bezüge. In der hausaufgabe, die ich machen musste, stand in meinem Text: "Literatur ist niemals linear angeordnet, sondern immer räumlich, als Universum, wo alle Texte miteinander vernetzt sind." Ich dachte nur: "He, diese Idee hattest du in deinem einen roman doch..."
Jetzt heißt er so.

tyla

Ich bevorzuge auch eher ruhige Anfänge (sowohl als Autor. wie als Leser). Bei sehr actionbetonten Anfängen stellen sich mir zuviele Fragen, und oft werden die Antworten sehr spät gegeben. Ein ruhiger Anfang, der sich steigert (und natürlich nicht langweilt) liegt mir mehr.

Natürlich ist das auch abhängig davon, was ich lese...ist es eine Serie, kann einer der Nachfolgebände durchaus mit Action beginnen, dann sollte ich ja mit den betroffenen Personen/Ereignissen vertraut sein.

Rumpelstilzchen

Ich versuche immer ein gutes Mittelmaß zu finden. Es sollte schon Handlung da sein, aber nebenbei sollte die Geschichte etwas näher erläutert werde. Seitenlange Kampfszenen zu Beginn finde ich furchtbar, genauso wie seitenlanges erzählen bevor überhaupt eine Handlung stattfindet.

Als Leser lese ich grundsätzlich alle Bücher zuende, die ich angefangen habe. Nur wenn ich mich über 50 Seiten langweile kommt das Buch erst mal in die Ecke und ich lese ein anders, bevor ich das erste noch mal in die Hand nehme. Da kann sich dann ein Buch über 6 Monate bei mir hinziehen.

Jenathar

In meinen eigenen Texten habe ich meistens auch eher einen "langsamen" Anfang. Nur bei der Magiergeschichte wird der Leser (momentan, kann sich ja noch ändern...) gleich mitten ins Geschehen geworfen, allerdings ist die Situation noch nicht wirklich dramatisch - niemand kämpft um sein Leben, es wird einfach nur ein (teils etwas hitziges) Gespräch zwischen Vater und Tochter geführt.

Meinen "Lieblingsanfang" hat das Buch "Tochter des Nils" von Eloise Jarvis McGraw. Es beginnt mit einer Beschreibung von Memphis, die mir sehr gut gefällt, kommt dann aber relativ schnell (nach etwa einer Seite) zur Sache.

Feuertraum

So wie es ausschaut, gehöre ich in diesem Fall in der Minderzahl. Ich sage: Erstmal die (volle) Action. Wobei ich das Gefühl habe, die meisten hier assoziieren Action mit Prügelei, Verfolgungsjagd oder Bombendrohung.
Klar, es gibt auch solche Anfänge, und ich lese diese ehrlich gesagt weitaus lieber als einen gemächlichen Einstieg voller Harmonie.

Meistens jedoch wähle ich einen Anfang, der grundsätzlich neugierig macht, der den Leser packen, ihn sich fragen lassen soll: Was ist passiert/wird passieren?

Allerdings ist dies eine Frage des Stils, und darum kann man nicht sagen: Nur so ist es richtig und alles andere ist falsch.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Breanna

Uiui, das leidige Anfangsproblem. Damit hab ich mich vor kurzem in meinem Roman auseinandergesetzt. Ich mag Anfänge, die mit der Geschichte der Welt oder ellenlangen Beschreibungen beginnen, überhaupt nicht. Ein Anfang muss mich fesseln, aber dazu muss er nicht aktiongeladen sein. Er kann mir auch einfach den Charakter vorstellen, aber so, dass nicht alles gesagt ist sondern am besten ...  :hmmm: irgendein Geheimnis oder so angedeutet wird, was mich reizt, weiterzulesen. Ich finde es wichtig, dass im Anfang die Hauptcharaktere auftauchen (müssen nicht alle in der ersten Szene sein, aber wenn die ersten zehn seiten nur irgendwelche Nebencharaktere auftauchen, kann es sein, dass ich das Buch später enttäuscht weglege).
Viele Aktionszenen machen erst dann Sinn, wenn man den Charakter kennt und mit ihm mitfiebert. kenne ich ihn nicht, mag es zwar interessant zu lesen sein, aber es wird mich nicht fesseln.

Ich muss auch anderen zustimmen, dass die Stimmung der Geschichte zumindest angedeutet werden muss.

Im Übrigen muss auch der Anfang nicht schon unbedingt den Hauptkonflikt der Geschichte anreißen, auch wenn das oft behauptet wird.

Coppelia

#25
Jetzt folgt ein abstrakter Vortrag um halb 11.  ;D

Ich kenne drei Methoden, eine Geschichte anzufangen, wenn man davon ausgeht, dass irgendwo in der Geschichte Action vorkommt, die die aktuelle Situation des Protagonisten ändert (was ja normal ist).
Nämlich:

1. mit chronologischer und ausführlicher Einführung in die bisherigen Lebensumstände des Protagonisten. Also: Peter steht morgens auf, frühstückt, unterhält sich mit seinen Eltern, bekommt von seiner älteren Schwester einen Apfel zugesteckt, dann spannt er das alte Pony an, um das Getreide zur Mühle zu fahren. Er bewundert die schöne Landschaft. Auf einmal springen böse Grumblubs aus dem Gebüsch, töten das Pony und nehmen Peter gefangen (Der Einstieg kann natürlich noch wesentlich länger sein und damit beginnen, dass Peter zur Welt kommt).

2. kurz vor Einsetzen der Action: Peter isst gerade den Apfel seiner Schwester und bewundert die Landschaft und fragt sich, wann er wohl bei der Mühle ankommt, er ist in Gedanken bei seiner Mutter, die gegen Erdbeeren allergisch ist usw. Da wird er angegriffen!

3. Nach Einsetzen der Action: Peter kämpft gerade auf Leben und Tod mit einem hässlichen Grumblub und hat sein Messer an der Kehle, aber mit einem gekonnten Karatetritt schleudert er das Biest von sich, nur um von 10 weiteren angegriffen zu werden ...

Welche Methode man wählt, hängt meiner Meinung nach zum guten Teil vom Publikum und der Komplexitität der Geschichte ab. Wenn das Verhältnis nicht stimmt, bekommt man keinen guten Anfang hin.

Methode 1: Bei besonders komplexen Hintergründen der Geschichte. Wenn es nötig ist, bestimmte Hintergründe des Protagonistengenau zu kennen ((Verwandtschaften, Freundschaften, Weltbild, Religion, was weiß ich), damit die Action überhaupt interessant ist, kann man gut diese Version nehmen, auch dann, wenn es sehr wichtig ist, dass der Leser eine gute Anbindung zu dieser speziellen Figur hat. Natürlich ist das die Variante, die am ehesten mal für Langeweile sorgt, daher muss man zusehen, dass die lange "Vorerzählung" auch wirklich interessant ist. Kein Mensch will Peter beim Zähneputzen und seinem öden Normalo-Familienleben zusehen.

2. Der Klassiker. Eignet sich eigentlich für alle Geschichten, die nicht zu komplex sind, weil man gut einige Hintergrundinformationen anbringen kann, ohne langatmig zu werden. Denn die Veränderung liegt hier quasi in der Luft. Bei zu komplexen Hintergründen würde ich aber diese Variante nicht wählen, weil ansonsten ein tödlicher Informations-Overkill passiert, wenn man alles Info in ein paar Zeilen Gedankengang von Peter unterbringen soll. ;)

3. Ein weiterer Klassiker. Eigentlich klappt es recht gut, mit so einem Einstieg die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken, denke ich mal, aber es besteht immer die Gefahr, dass der Leser begreift, dass er "gehakelt" werden soll, und dann wirkt es nicht. Ein weiteres Problem, wenn der Roman damit beginnt, wie Peter die Grumblubs bekämpft, ist, dass man als Leser schnell mal fragt: "Na und? Wer ist Peter? Was geht mich das an?" ;D Die Anfangsart eignet sich, denke ich, am besten für kurze und  Geschichten und solche, die sich in bekannten Rahmen bewegen, sodass man die zum Verständnis nötigen Infos "nebenbei" anbringen kann.

Natürlich kann man auch dann, wenn man mit einer Actionszene begonnen hat, eine Art "zweiten Anfang" schreiben und so in die Lebensumstände von Peter einführen.

Na ja, das ist das, was mir dazu einfällt. Ich habe eigentlich alle Arten von Anfängen schon mal verwendet.

- Tethneka: 1 - aber es ist mir glaub ich zu langatmig und öde geraten. Es sind gar nicht so komplexe Infos, die ich anbringen müsste, die könnte man auch so verstehen.
- Trickser: 2 - 3. Beginnt mit einer Kampfszene, enthält aber auch einen Einblick in die Gedanken des Kämpfers, warum gekämpft wird. Den Anfang halte ich für meinen besten.  :engel:
- Halbe Sachen: 2. Die Mutter des Protagonisten wird getötet. :d'oh:
- Der Sohn des Beschwörers: eher 1 - auch zu öde, glaube ich.
- Galotta: beginnt, würde ich sagen, mit 2, allerdings besteht die Action in diesem Fall in einem wissenschaftlichen Vortrag. ;)
- Mein jetziges Projekt: auch 1 - aber nicht so öde, hoffe ich.
Hab ich was vergessen?

Dorte

Danke für den kleinen Aufsatz, das ist eine schöne Zusammenfassung!
Ist ja auch klar, warum ich immer Methode 1 schreibe: es geht in meinen Büchern fast immer um eine zentrale Figur, deren Leben man über eine gewisse Zeit begleitet. Grumblubs gibt es dafür fast gar nicht ;) Kämpfe und dergleichen kommen bei mir fast nicht vor, von daher wäre es auch sinnlos, am Anfang eine große Actionszene zu schreiben - das wäre Lesertäuschung, finde ich. Nach so einem Einstieg erwartet man ein Actionbuch, nicht den Krams, den ich schreibe ;)

Immortal

#27
Hmh ich hader gerade auch sehr mit meiner Chronik, Gott sei Dank steht noch nicht sehr viel.

Bis jetzt würde ich sagen, dass es Variante 2 ist. Allerdings feällt mir das Ganze überhaupt nicht. Ich habe einen spitzen Plot und es will nicht klappen. Könnt ihr mir vielleicht sagen welcher Anfang am besten passt? Ich umschreibe das Ganze einmal kurz:
Königstochter mit Lehrmeisterin allein auf Schloss - muss lernen, langweilt sich - erfährt dann von zwei Soldaten, dass Mutter umgebracht wurde - erfährt kurz darauf vom heer ihres Vater, dass auch er umgebracht wurde (war nicht mit der Mutter gemeinsam unterwegs) - Szene endet damit, dass Königstochter nicht mehrkann und ohnmächtig wird.

Dann erfolgt ein Charakterwechsel und die Geschicht geht an einer anderen Stelle weiter.

Wäre der Anfang vielleicht besser, wenn ich zuvor den Tagesablauf beschreibe, damit man sich mit der Protagonistin erst einmal anfreundet?

Wenn das Thema eigentlich zum brainen sein sollte tut es mir sehr sehr Leid... aber ich versteh das mit dem brainen doch nicht  ???
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Nagi Naoe

Bei meinem momentanen Projekt ist es so, das ich den Leser hineinrutschen lasse.
Es geht zu erst langsam, wird schneller bis sich die Ereignisse überschlagen und wirklich aufmerksame Leser "Zeichen sehen", was als nächstes passiert.

Meist mag ich lieber langsame Einstiege, bei denen man sich kurz mit den Protas anfeunden kann, bevor die bösen Grumblubs angreifen.^^
Man muss dann aufpassen, denke ich, das dem Leser nicht alles am Popo vorbei geht.^^

Ich tendiere also eher zu einem Mittelding aus Version 1 und 2.

Nagi

Aneirin

Eigentlich wurde schon alles gesagt, aber ich kann es nicht lassen  ;)

Ich möchte einen Anfang lesen, in dem die Geschichte direkt und nicht erst einmal die Landschaft und das Wetter beschrieben werden. also wenn der Held zu Beginn auf einem Berg steht, will ich nciht erst lesen, dass drei Achttausender zu sehen sind und die Sonne den Schnee zum Glitzern bringt usw. (selbst wenn es nur ein paar Sätze sind, das nervt mich); der Held soll wenigstens einen Stein runterwerfen, ihm hinterherschauen und auf das Aufschlaggeräusch lauschen, dabei kann ihm auch die Sonne im Nacken brennen, bevor er sich an den mühsamen Abstieg.

Ruhige Handlung zu Anfang ist ok.  Etwas für das Buch Wichtiges sollte dann aber schon in der 2. Szene passieren. Bei Coppelias Beispielen sollte der Überfall spätestens in Szene 2 kommen und nicht erst in Kapitel 3 bis 9 - das wäre mir zu langatmig.

Bei eienr Kurzgeschichte ist das natürlich anders. Da erwarte ich einen direkten Einstieg in eine für die Geschichte wichtite Szene.

Grüße
Aneirin