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[Geographie] Welche Berliner Bezirke kennt man?

Begonnen von Mogylein, 23. August 2013, 15:23:05

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Merwyn

Spontan ist mir als erstes Kreuzberg eingefallen, dann Schöneberg.
Wirklich assoziieren tu ich dazu aber nichts, was daran liegen mag, dass ich Berlin eigentlich eher abgeneigt bin :versteck: ;)
Vor ein paar Jahren hatte ich das Gefühl, dass Kreuzberg eher links orientiert ist. Ob das damals stimmte und wie es heute aussieht, keine Ahnung. Habe mich nicht ernsthaft damit beschäftigt, war nur so ein Eindruck.
Nachdem ich dann die Posts überflogen habe, ist mir eingefallen, dass ich auch schon von Charlottenburg, Neukölln und Mitte gehört habe ;)
Bei Neukölln denk ich auch eher an hohen Ausländeranteil und die sozial schwächere Schicht, außerdem diese Schule, an der's mal rund ging.

Ansonsten:
Potsdamer Platz, Checkpoint Charlie - Touris, Geldmacherei mit Mauer und DDR
Bahnhof Zoo - Drogen, weil ich immer an das Buch von Christiane F. denken muss
Alexanderplatz, Kudamm - Shopping, Menschenmassen

Vielleicht hilfts ja was :)

Shin

Als Berliner halte ich mich hier natürlich ebenfalls zurück, finde das Thema aber ebenfalls sehr interessant. :)
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

Alaun

#17
Spannender Thread! Als Berlinerin halte ich mich diesbezüglich ebenfalls zurück, finde es aber klasse, mal zu lesen, welche Ecken bekannt sind und welches "Image" diese haben.

Zitat von: Churke am 23. August 2013, 19:01:22
Meine Großmutter hat in den 30ern in Berlin gelebt nach dem, was sie mir erzählt hat, hat sich trotz Flächenbombardements, Teilung, Mauerbau usw. an den Bezirken, von denen sie erzählte, nicht viel geändert.

Hm, mein Großvater hat ebenfalls in den 30ern in Berlin gelebt und erkennt die Stadt heute - auch stimmungsmäßig - nicht wieder. Er ist inzwischen Anfang 90, noch gut beeinander und zurechnungsfähig. Ich denke nicht, dass man von der Erfahrung einer Person auf eine komplette Stadt schließen kann, Churke.


Zitat von: Churke am 23. August 2013, 19:01:22
So schnell nicht. Berlin ist die Stadt der Hartzer und der Wohnungsbaugenossenschaften.

Und das ist mal wieder so ein Satz, bei dem ich ein wenig aus dem Anzug springen möchte. Wenn irgendwo gerade eine Stadt totgentrifiziert und "ausverkauft" wird, dann ist das leider Berlin. Ich wohne hier, ich bekomme hautnah mit, wie sich die Lage in den Vierteln entwickelt. Und die Mieten steigen gnadenlos, Investoren bauen Lofts und Eigentumswohnungen und "Town houses" bis zum Abwinken und es gibt inzwischen Straßenzüge in Mitte, in denen Häuser nachts vollkommen unbeleuchtet sind - weil keiner der Besitzer der schicken Eigentumswohnungen dort lebt! Die Wohnung sind verkauft, aber leer, weil die Besitzer nur wenige Tage im Jahr überhaupt hier sind. Usw., usw., ...

Oh, und Berlin als Stadt der Hartzer zu bezeichnen, finde ich ziemlich daneben. Berlin ist ebenso eine Stadt der Selbständigen, der Arbeiter, der Studenten, der Familien, der Alleinerziehenden, der türkischen Gemüsehändler, der Yuppies, der Punks, der Investmentbanker, der Obdachlosen, der was-weiß-ich-noch-alles wie jede andere Großstadt. Und sie ist ebenso wie jede andere Großstadt dem Wandel unterworfen. Nur, dass man diesen eben auch ein wenig geschickter und menschenfreundlicher gestalten könnte.

Churke

Zitat von: Aquamarin am 24. August 2013, 09:32:20
Spannender Thread! Als Berliner halte ich mich diesbezüglich ebenfalls zurück, finde es aber klasse, mal zu lesen, welche Ecken bekannt sind und welches "Image" diese haben.

Hm, mein Großvater hat ebenfalls in den 30ern in Berlin gelebt und erkennt die Stadt heute nicht wieder. Er ist inzwischen Anfang 90, noch gut beeinander und zurechnungsfähig. Ich denke nicht, dass man von der Erfahrung einer Person auf eine komplette Stadt schließen kann, Churke.

Mir ging es nicht ums Wiedererkennen. Der Alexanderplatz muss nicht aussehen wie zur Zeit Alfred Döblins, um (wieder?) ein städtisches Zentrum zu sein.

Zitat
Oh, und Berlin als Stadt der Hartzer zu bezeichnen, finde ich ziemlich daneben. Berlin ist ebenso eine Stadt der Selbständigen, der Arbeiter, der Studenten, der Familien, der Alleinerziehenden, der türkischen Gemüsehändler, der Yuppies, der Punks, der Investmentbanker, der Obdachlosen, der was-weiß-ich-noch-alles wie jede andere Großstadt.
In Berlin beziehen 620.000 Menschen Leistungen nach SGBII, also mehr als die meisten anderen deutschen Großstädte Einwohner haben. Ich mache schwerpunktmäßig Sozialrecht und mir kann keiner erzählen, dass solche Strukturen ohne Auswirkungen auf Stimmungslage und Lebensgefühl bleiben.

Alaun

#19
Zitat von: Churke am 24. August 2013, 10:21:55
Ich mache schwerpunktmäßig Sozialrecht und mir kann keiner erzählen, dass solche Strukturen ohne Auswirkungen auf Stimmungslage und Lebensgefühl bleiben.

Hm? Das habe ich doch auch überhaupt nicht behauptet ???
Aber wieso eine Stadt grundsätzlich von Wandlungen durch Gentifizierung weniger schnell oder drastisch betroffen sein sollte, weil dort Wohnungsbaugenossenschaften und "Hartzer", wie du so schön sagst, in großer Zahl vorhanden sind, ist mir ein Rätsel. Dass eine Gesellschaft, in der viele Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben, nicht gerade vor Glückseligkeit in die Luft springt und gelassen durchs Leben wandelt, steht außer Frage. Aber das ist kein grundsätzliches Problem von Berlin, sondern eine gesamtgesellschaftliche Fehlentwicklung. Und jetzt kehren wir vielleicht besser wieder zum Thema zurück, das wird wahrscheinlich sehr Off Topic.

Mogylein

Ach, schön, so viele Antworten  :wolke:


Es scheint ja doch einiges bekannt zu sein, wenn auch natürlich sehr verallgemeinert. Aber eben genau mit solchen Erwartungen würde ich gerne spielen. Da tut es sehr gut, dass doch einigen das gutbürgerliche Charlottenburg-Wilmersdorf kennen, denn genau das war mein Knackpunkt, wo ich dachte, dass die Namen vielleicht nicht so bekannt sind, wie ich glaube.


Was die Gentrifizierung angeht - da passiert eine ganze Menge, selbst in kürzester Zeit. Ich komme aus dem tiefsten Nordneukölln und habe dort auch meinen jetzigen Urlaub verbracht. Als ich vor 2 Jahren ausgezogen bin hatte es zwar schon angefangen, aber jetzt ist das Leben dort ganz anders. Damals sah man fast nur türkische Familien auf den Straßen, es gab viel Geschrei, Graffiti, Knaller-werfen im November... heute erkenne ich den Teil meines Bezirkes kaum wieder. Eigentlich nur noch Studenten/Menschen unter 30, bestimmt 10 neue Cafés, Bars, Eisläden, Restaurants, Künstlerateliers. Alle gut bis sehr gut besucht und mit typischen "studentischen" Öffnungszeiten (14-22 Uhr). Die Mieten steigen, der Grund, warum meine Mutter also dort hin gezogen ist, verschwindet, sie kann sich das Leben dort kaum mehr leisten. Aber sie ist krank und allein, das heißt ein Umzug wäre sehr, sehr schwierig. Aber irgendwann wird es notwendig sein.
Mir gefällt es sehr, wenn ich dort hin komme, es ist nah am ehemaligen Flughafen, die Häuser sind wunderschön (Altbauten, aber zu großen Teilen saniert), es ist "ruhig", aber nicht abgelegen und durch die ganzen kleinen gastronomischen Einrichtungen entsteht Leben auf der Straße, genau das, weswegen ich immer nach Kreuzberg wollte. ;)
Aber das ist halt noch ein sehr kleiner Bereich - ein Kiez halt. Das trifft nicht auf ganz Nordneukölln zu. Aber es ist halt auch erst die Entwicklung der letzten 3-5 Jahre. Dementsprechend würde ich schon sagen, dass sich in einem Was-wäre-wenn-Szenario einiges verändert haben könnte.


Potsdam wird übrigens regelmäßig von Touristen für einen Stadtteil Berlins gehalten. Dennoch glaube ich nicht, dass ohne erneuten Versuch, Berlin und Brandenburg zu einem Bundesland zu machen, da irgendetwas einverleibt wird.


ZitatVielleicht ist es dann hip, in Köpenick oder Tegel zu wohnen
[/font]

Für Köpenick habe ich ehrlich gesagt umgekehrte Pläne. ;) Wie ist das denn, hat man ein Bild oder eine Bevölkerungsschicht vor Augen bei dem Namen (Treptow-)Köpenick?


Für mich ist es auf jeden Fall wichtig zu wissen, dass ausser dem Alexanderplatz, Bahnhof Zoo und richtigen "Touristenpunkten" (Checkpoint Charlie, Potsdamer Platz) keine genauen Orte bekannt sind. Sagt, kennt man den Spreewaldpark? Einen Freizeitpark, der seit über zehn Jahren geschlossen ist?
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- abgewandeltes Programmiersprichwort

Malinche

ZitatPotsdam wird übrigens regelmäßig von Touristen für einen Stadtteil Berlins gehalten. Dennoch glaube ich nicht, dass ohne erneuten Versuch, Berlin und Brandenburg zu einem Bundesland zu machen, da irgendetwas einverleibt wird.
Ich habe mich gestern übrigens auch mit einem Freund über diesen Thread unterhalten und über Rabes Gedanken, ob Potsdam von Berlin assimiliert werden sein könnte (also, im Rahmen dieses Zukunftsszenarios). Er meinte dazu, dass er das für sehr unwahrscheinlich hält, und dass Potsdam interessanterweise eine der am stärksten wachsenden Städte Deutschlands ist (er sprach von 11 % Wachstum, in Berlin sind es wohl deutlich weniger, um die 2 % - ich weiß aber nicht, ob diese Zahlen stimmen, wie aktuell sie sind und wo er sie her hat). Aber ich dachte, dass die Info möglicherweise für dein Projekt irgendwie interessant sein könnte, falls du planst, am Rande auch irgendwie mit Potsdam herum zu experimentieren. :)

Beim Spreepark würde ich übrigens meinen, dass der auch außerhalb Berlins ein Begriff ist, zumal die Geschichte mit der Schließung damals ja doch sehr durch die Presse ging. Also, da bin ich auf jeden Fall auch gespannt auf die Antworten.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Pestillenzia

Zitat von: Mogylein am 24. August 2013, 13:09:48
Sagt, kennt man den Spreewaldpark? Einen Freizeitpark, der seit über zehn Jahren geschlossen ist?

Bei Spreewald denke ich automatisch an die Wasserstraßen und die Spreewälder Gurken. Von dem Freizeitpark hab ich noch nie gehört ...  :versteck: Ich hätte mit dem Namen einen "normalen" Park verbunden, eventuell zugehörig zu einem (ehemaligen) Adelssitz oder so etwas in der Richtung.

Sprotte

Ich denke ebenfalls an Gurken und vielleicht einen schönen Park. Vom Freizeitpark höre ich nun das erste Mal.

Pestillenzia

Zitat von: Sprotte am 24. August 2013, 14:46:14
Vom Freizeitpark höre ich nun das erste Mal.

Puh, bin ich froh. Ich dachte schon, ich wäre die einzige, die noch nie davon gehört hat.

Cailyn

Ich bin ja von ganz weit weg  ;D
Einmal war ich 4 Tage in Berlin, das ist auch schon ewig her. In Erinnerung ist mir noch: Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Berlin Mitte, und sowas witziges...Hackescher Markt? Letzteres haben meine grauen Hirnzellen schon fast wieder ausgelöscht.  ;)

der Rabe

Ja, Hackescher Markt ist auch so ein Touristenort. Macht keinen Spaß mehr, da durchzulaufen.  :-[

Wo ihr jetzt so drüber schreibt und ich etwas drüber nachgedacht habe, kommt es mir auch unwahrscheinlich vor, als könnte Potsdam in näherer Zukunft assimiliert werden. Da sind die Potsdamer zu stolz drauf, unabhängig zu sein. Ein bisschen so wie die Spandauer, die ja auch nur "bei Berlin" wohnen und nicht in Berlin. Was ihnen leider nix genützt hat.  ;D

Gesellschaftsschicht von Köpenick ... hm. Da hab ich mir ehrlich gesagt wenig gedanken drüber gemacht. Aber spontan fällt mir da eher der kleinbürgerliche Einfamilienhausbesitzer ein. Köpenick ist für mich ein Dorf, das eher zufällig zu Berlin gehört. Stimmt vermutlich gar nicht, aber das ist das, was mir als erstes einfällt.

Und was mir noch zum Einfluss der Mauer auf die Berliner Bezirke einfällt: gerade Kreuzberg/Neukölln ist so ein Paradebeispiel, wie sehr sich die Mauer auf die Bevölkerung ausgewirkt hat. Zu Mauerzeiten waren das die Bezirke, die am Rand lagen, wo es billig war zu wohnen, und wo (nach "Herrn Lehmann" ;) ) die Leute teilweise nie aus ihrem Kiez rausgekommen sind. Es hat auch nach dem Krieg ziemlich lange gedauert, bis da aufgeräumt war. Jedenfalls kann sich meine Mutter noch an hohe Schuttberge erinnern, und das muss Ende der 50er gewesen sein. Als die Mauer weg war, waren beide Bezirke plötzlich mitten in der Stadt und daher natürlich hundertmal interessanter als vorher. Dass es so lange gedauert hat, bis sie richtig entdeckt wurden, ist eigentlich ein Wunder.
Ähnliches ist auch in Friedenau passiert, als der Tempelhofer Flughafen stillgelegt wurde. Vorher lag das in der Einflugschneise des Flughafens und war durch den Lärm entsprechend unattraktiv. Jetzt ist es eine der teuersten Gegenden in Berlin und die Klientel hat sich auch ziemlich geändert. Früher relativ gemischt mit Ausländern und unterschiedlicihen Einkommensklassen, heute fast nur noch wohlbetuchte Familien.  :-X

Ende Rabes Stadtgeseier ;D
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe: